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1.1.5 Optimale Faktorallokation

Unter optimaler Faktorallokation versteht man das Phänomen, dass durch die marktwirtschaftliche Ordnung aus alternativen Produktionsverfahren die optimale Alternative gewählt werden kann und gewählt werden muss.

Sie kann gewählt werden, weil die Preise alle hierfür nötigen Informationen enthalten und sie muss gewählt werden, weil der Wettbewerb die optimale Alternative erzwingt, andernfalls scheidet das Unternehmen aus, weil es dann nicht zu konkurrenzfähigen Preisen anbieten kann.

Marmelade z.B. könnte man mit Zucker aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr herstellen, wenn es geschmacklich abweichen darf auch mit Cyclamat oder Saccharin. Was man der Marmelade beimengt, hängt jetzt von allen möglichen undurchschaubaren Ereignissen ab, Wetter, politische Situation in den Ländern der Karibik, von den Transportkosten, die wiederum vom Ölpreis abhängen, ob die EU Zucker aus nicht EU Ländern mit Zoll belegt etc. etc..

Für Schwartau und Zentis ist das aber alles bedeutungslos. Diese haben schlussendlich einen Preis, der das Resultat dieser Ereignisse ist, kaufen den billigsten Zucker ein und fertig. Der Konsument wiederum muss sich auch nicht lange überlegen, wie es zu den Preisunterschieden kommt und er kann die Peisunterschiede auch nicht erklären. Er trifft seine Kaufentscheidung aufgrund der Preise.

Die marktwirtschaftliche Ordnung stellt ihnen alle relevanten Informationen zur Verfügung, zwingt sie aber auch dazu, diese zu nutzen, denn andernfalls besteht das Risiko, dass nur noch Mövenpick übrigbleibt, die stellen nämlich auch Marmelade her.

In der Neoklassik beschreiben Marktgleichgewichte optimale Faktorallokationen. Die unterschiedlichen Modelle arbeiten alle mit dem abnehmenden Grenzertrag, bzw. dem abnehmenden Grenznutzen. Der Autor würde aber den Begriff Neoklassik eher vermeiden, bzw. die verschiedenen Autoren mit ihren unterschiedlichen Modellen nicht unter einen Begriff subsumieren. Doch davon später, siehe Neoklassik. Machen wir uns klar, was gemeint ist.

Ein Haus kann man mit viel Arbeit und wenig Kapital bauen oder eben umgekehrt. Ist Arbeit billig, wird man die Ziegelsteine mit der Methode "alle stehen in einer Reihe und reichen die Ziegelsteine weiter" bauen, ist Arbeit teuer, wird man mittels eines Krans gleich eine halbe Tonne Steine versetzen. Allerdings nimmt der Grenzertrag der Arbeit (bei gegebenenm Lohn) ab, wodurch es irgendwann billiger wird, doch wieder Kapital einzusetzen.

Die Dachbalken kann man zum Beispiel von 100 Arbeitern mit einer Handsäge zurechtsägen lassen oder von einem Arbeiter mit einer Motorsäge.

Die Neoklassik malt da wunderhübsche Kurven und hat herrliche Funktionen, die den Ertrag in Abhängigkeit vom Faktoreinsatz darstellen und mit denen sich herrlich rumrechnen lässt, doch leider ist der praktische Nutzen Null, bzw. übersteigt das, was einem der gesunde Menschenverstand auch schon sagt, nur so unwesentlich, dass die Grenzerkenntnis dicht bei Null liegt und die Opportunitätskosten, das heißt die Kosten, die entstehen, weil die Zeit in einer alternativen Verwendung höhere Erträge erbracht hätte, sind auf jeden Fall gewaltig.

Mathematische Modellierung ist dann sinnvoll, wenn die radikale Vereinfachung und die Reduktion auf ganz wenige Parameter einen Erkenntnisgewinn bringt. Ist aber der Aussagewert, der durch die direkte Betrachtung der Realität gewonnen wird deutlich höher, als der Aussagewert des Modells, dann ist die mathematische Modellierung weitgehend sinnfrei (siehe auch Sinnhaftigkeit der mathematischen Modellierung).

Die mathematische Modellierung gleicht in der VWL weniger der Lampe, die einen Zusammenhang anstrahlt, als Scheuklappen, die einen daran hindern, das Wesentliche zu sehen. Weiter bewirkt die Tendenz zur Modellierung auch eine drastische Abnahme an Themen.

Betrachten wir die Themen, die in dem Werk Wohlstand der Nationen zumindest angerissen werden mit dem, was wir dann in der Tradition der akademischen VWL von dessen Thesen wiederfinden, so stellen wir fest, dass dort nur das wieder auftaucht, was sich in Modelle verbauen lässt.

Die Anzahl der in den Modellen verbauten Parametern, Zins, Grenzkosten, Grenzerträge, Investition, Sparen, Preise, Geldmenge etc. ist durchaus begrenzt. Das Kernproblem ist, dass die Parameter nur Effekte sind, aber nicht die Ursachen und die Beziehungen der Parameter, also der Effekte, nur solange gelten, wie die Ursachen, deren Effekte sie sind, sich nicht ändern. Abstrahiert man von den Ursachen, erhält man allgemeingültige Gesetze, die aber leider einen Aussagekraft von Null haben.


Wer es ganz drastisch haben will, der kann mal 'Wohlstand der Nationen', ein Werk ohne jede Modellierung, mit Éléments d'économie politique pure von Léon Walras, das ein Maximum an mathematischer Modellierung verwendet, vergleichen. Wer sich nicht ganz bockig anstellt, der wird schon finden, dass 'Wohlstand der Nationen' die Volkwirtschaft weit umfassender, was die Themenbreite angeht, und sehr viel präziser und wirklichkeitsnäher darstellt.

Der Begriff Allokation zielt aber nicht nur auf die Frage, wie etwas produziert wird, sondern auch was produziert wird. Der Markt sendet über den Preis Knappheitssignale aus, wodurch es rentabel und möglich wird, diese zu beseitigen.

Stellt ein Hersteller von Milchprodukten fest, dass Kaffeeyoghurt einen höheren Preis am Markt erzielt (das Beispiel ist hypothetisch, de facto ist Kaffeeyoghurt nicht teuerer als Erdbeeryoghurt), so hätte er einen Anreiz, mehr Kaffeeyoghurt herzustellen.

In diesem konkreten Fall versagt aber der Markt, wohl weil es dem Einzelhandel zu blöd ist, Kaffeeyoghurt extra zu bepreisen, was die unerfreuliche Konsequenz hat, dass der Autor dieser Zeilen schlicht gar keinen Kaffeeyoghurt bekommt, auch nicht zu einem höheren Preis. Kaffeeyoghurt gibt es nur sporadisch bei Lidl.

Aber prinzipiell beseitigt der Markt Knappheit. Auch das scheint trivial und der Mechanismus ist mit dem gesunden Menschenverstand ohne weiteres einsichtig.

Bedeutungsvoll wird dieser Zusammenhang wohl erst dann, wenn man mit dieser simplen Tatsache als Unternehmer konkret konfrontiert wird, sich also fragt, ob man dies oder jenes tut, bzw. nicht tut. Dann wird man als erstes durchs Internet surfen und schauen, was man für das Produkt, das man vorhat zu produzieren, am Markt denn so bekommen kann.

Werden Preise staatlich festgelegt, gibt es keinen Maßstab mehr für Knappheit. In einem gewissen Umfang würden sich dann die Knappheitsverhältnisse in Mengenänderungen wiederspiegeln. Unternehmer würden feststellen, dass manche Produkte nicht verkauft werden und andere weggehen wie warme Semmeln, hätten aber keine Möglichkeit und nur einen geringen Anreiz darauf zu reagieren. Selbst wenn sie wüssten, dass sie die Nachfrage zu einem höheren Preis befriedigen könnten, müssten sie unter Umständen für die Vorprodukte mehr bezahlen und die alternative verwendung reduzieren. Genau solche Prozesse werden aber in planwirtschaftlichen Ordnungen untersagt.

Wie jeder, der diese Zeilen liest, weiß, gibt es aber auch Sektoren, wo aufgrund von Unsicherheit über die Zukunft die optimale Allokation nicht gelingt. Wer sich zum Beispiel zu Beginn seines Studium an den Gehältern für Ärzte orientiert und Medizin studiert, stellt unter Umständen am Ende seines Studiums fest, dass er besser Zahnmedizin studiert hätte (oder umgekehrt).

Die optimale Faktorallokation, wie sie im theoretischen Modell der Neoklassik vorgestellt wird, funktioniert aber auch aus anderen Gründen nicht perfekt, da das Kapital nun mal in Maschinen gebunden ist.

Stellt jemand Kartons für Verpackungen her, dann kann er eben Kunststoffe aus biologisch abbaubaren Kunststoffen nicht verarbeiten, auch wenn diese billiger und für den Zweck besser geeignet wären und die Leute dafür sogar mehr bezahlen würden.

Und last not least: Die Garantie, dass die marktwirtschaftliche Ordnung die optimale Allokation ermöglicht und erzwingt, ist die Keule, die immer geschwungen wird, wenn über staatliche Interventionen in den Markt gesprochen wird.

Für Neoklassiker, Liberale, soziale Marktwirtschaftler, Ordoliberale ist diese ewige Wahrheit fest in Stein gemeiselt.

Allerdings zeigt uns der aktuelle Totalzusammenbruch des gesamten Finanmarktes, dass es wohl ziemlich schwierig ist, Kapital optimal anzulegen.

Wir können gerade, im Jahre 2012, amüsiert Fehlallokationen gigantischen Ausmaßes beobachten. Fehlt das relativ klare Signal Preis, was zum Beispiel bei Innovationen der Fall ist, dann versagt auch die Marktwirtschaft, was dann die Stimmung vorbereitet für einen salto mortale rückwärts. Dieses Problem wird uns bei Keynes noch ausführlich beschäftigen. Die Zukunft hat keine Preise.

Man sollte hierbei bedenken, dass wir wenig Anlass zu der Vermutung haben, dass eine Planwirtschaft zur optimalen Allokation führt. Genau hier hat sie nämlich gnadenlos versagt. Wir können aber auch in einer marktwirtschaftlichen Ordnung ab und an feststellen, dass die Steuerung der Wirtschaft über den Preis versagt.

Müll ist die Neoklassik deshalb, weil der Faktor Unsicherheit, und genau dieser ist es, der marktwirtschaftliche Ordnungen charakterisiert, in diesem Modell gar nicht auftaucht.

Wir lernen aus der Geschichte vor allem, was alles nicht geht, wir lernen vielleicht noch, wenn wir Ernst Bloch lesen, wie das Summum Bonum in der Kunst, Musik, Literatur und in den Feierstunden der Menschheit kurz aufflackerte. Aber das weite Feld der Möglichkeiten liegt in der Zukunft.

Den heute eingeführten Begriff Allokation verwendet Adam Smith nicht. Da dieser Aspekt aber sehr oft eine Rolle spielt, schildert er solche Anpassungsprozesse an x Stellen quer durch das ganze Buch.

Alfred Marshall ist begrifflich sehr viel schärfer, wie wir noch sehen werden. Die folgende Aussage enthält nun viele Aussagen. Neudeutsch ausgedrückt geht es um das Begriffspaar Bedürfnis <=> Nachfrage, Allokation, Ungleichgewichten auf den Gütermärkten und Anpassungsprozesse.

Though the price, therefore, which leaves him this profit, is not always the lowest at which a dealer may sometimes sell his goods, it is the lowest at which he is likely to sell them for any considerable time; at least where there is perfect liberty, or where he may change his trade as often as he pleases. The actual price at which any commodity is commonly sold, is called its market price. It may either be above, or below, or exactly the same with its natural price. The market price of every particular commodity is regulated by the proportion between the quantity which is actually brought to market, and the demand of those who are willing to pay the natural price of the commodity, or the whole value of the rent, labour, and profit, which must be paid in order to bring it thither. Such people may be called the effectual demanders, and their demand the effectual demand; since it maybe sufficient to effectuate the bringing of the commodity to market. It is different from the absolute demand. A very poor man may be said, in some sense, to have a demand for a coach and six; he might like to have it; but his demand is not an effectual demand, as the commodity can never be brought to market in order to satisfy it. When the quantity of any commodity which is brought to market falls short of the effectual demand, all those who are willing to pay the whole value of the rent, wages, and profit, which must be paid in order to bring it thither, cannot be supplied with the quantity which they want. Rather than want it altogether, some of them will be willing to give more. A competition will immediately begin among them, and the market price will rise more or less above the natural price, according as either the greatness of the deficiency, or the wealth and wanton luxury of the competitors, happen to animate more or less the eagerness of the competition. Obwohl also der Preis, der ihm [dem Verkäufer] seinen Gewinn sichert nicht immer der niedrigste Preis ist zu dem ein Händler normalerweise seine Waren verkauft, ist es doch der niedrigste Preis, zu dem er seine Waren, wenn man eine bestimmte Zeitspanne betrachtet, zu verkaufen bereit ist. Zumindest da, wo der Handel vollkommen frei ist oder wo er sein Warensortiment so oft ändern kann wie er will. Der aktuelle Preis, zu dem eine Ware gewöhnlich verkauft wird, wird Marktpreis genannt. Dieser kann höher oder niedriger oder genau so hoch sein wie der natürliche Preis. Der Marktpreis eines Gutes wird bestimmt durch das Verhältnis zwischen der Warenmenge, die auf dem Markt gehandelt wird, und der Nachfrage derer, die bereit sind, den natürlichen Preis zu bezahlen, also den ganzen Wert an Rente, Arbeit und Profit, da ja sonst die Ware nicht angeboten werden kann. Von diesen Leuten sagen wir, dass sie das Gut wirklich nachfragen, und dass ihre Nachfrage eine tatsächliche Nachfrage ist. Das ist nicht gleichzusetzen mit der absoluten Nachfrage. Ein sehr armer Mann mag unter Umständen ein Bedürfnis haben, einen Sechsspänner zu besitzen, er würde ihn wohl gerne haben. Aber seine Nachfrage ist keine tatsächliche Nachfrage, denn diese Nachfrage wird nie befriedigt, weil sie nie am Markt angeboten werden wird. Ist die am Markt angebotene Menge einer Ware geringer als die tatsächlich nachgefrage Menge, also die Nachfrage all derer, die bereit sind, den ganzen Wert der Rente, der Löhne und des Gewinns zu bezahlen, so dass die Ware angeboten werden kann, so können nicht alle die gewünschte Menge kaufen. Manche von diesen werden nun bereit sein mehr zu bezahlen, auch wenn sie dann nicht die Menge erhalten, die sie ursprünglich wollten. Das löst sofort einen Wettbewerb aus und der Marktpreis wird, je nach der Abhängigkeit von entweder der Größe der Lücke oder dem Vermögen und dem liederliche Luxus der Wettbewerber den Wettbewerb mehr oder weniger anheizen.

aus: Book I, Chapter VII


"Natürlicher Preis" ist der Preis, den man heutzutage als kostendeckend bezeichnend würde. In der Terminologie von Adam Smith der Preis, der ausreicht um den natürlichen Lohn, die natürliche Rente und den natürlichen Profit zu bezahlen. "Natürlich" nennt er diese Preise für Produktionsfaktoren, weil er davon ausgeht, dass diese Preise in jeder Verwendung gleich sind. Die Produktionsfaktoren wandern also immer dahin, wo sie den höchsten Preis erhalten, was dann wiederum dafür sorgt, dass der Preis für die Produktionfaktoren überall gleich ist, denn andernfalls käme es zu Umstrukturierungen.

Der Marktpreis ist dann der Preis, der tatsächlich zu bezahlen ist. Der kann höher sein als der "natürliche Preis", also mehr als kostendeckend oder niedriger, also nicht mehr kostendeckend. Ist der Marktpreis genau so hoch wie der natürliche Preis, wird die angebotene Menge weder ausgedehnt noch eingeschränkt. Liegt der Markpreis allerdings unter dem natürlichen Preis, ist er also Neudeutsch ausgedrückt nicht kostendeckend, wird die Menge verringert, da die Produktion für manche Anbieter dann nicht mehr kostendeckend ist. Von der Terminologie, die er verwendet, entspricht das weder den Begrifflichkeiten, die wir umgangssprachlich verwenden, noch den Begrifflichkeiten der Neoklassik und seine Definition von Rente entspricht auch nicht der Definition von
David Ricard. Mit dem Konzept der Konsumenten und Produzentenrente von Alfred Marshall lassen sich die Verhältnisse präziser beschreiben. Allerdings sind viele Aspekte angesprochen.

Zum einen haben wir die Unterscheidung zwischen Bedürfnis und Nachfrage. Nicht jedes Bedürfnis ist mit ausreichend Kaufkraft ausgestattet, um es auch zu befriedigen. Die Erkenntnis ist jetzt erstmal nicht besonders prickelnd und für Unternehmer auch nicht besonders interessant.

Den Unternehmer beschäftigt jetzt eher die Frage, ob er eine Möglichkeit findet, die Herstellungskosten eines Gutes so weit zu drücken, dass diejenigen, die ein Bedürfnis nach dem Gut haben, es auch tatsächlich kaufen können. Des weiteren suggeriert der Begriff, dass Bedürfnisse statisch sind. Das ist auch nicht gerade eine Perspektive, die ein Unternehmer interessant findet.

Der interessiert sich nicht nur dafür, wie man Bedürfnisse zu Kaufentscheidungen macht, also zum Beispiel die Herstellungskosten senkt, sondern auch dafür, wie man neue Bedürfnisse weckt, wobei es nicht nur um monetäre Aspekte geht. Schafft man es zum Beispiel, das Erlernen von Sprachen zu einer lustigen Angelegenheit zu machen, wird aus dem diffusen Bedürfnis eine Sprache zu lernen, ein konkreteres Bedürfnis, das dann auch zu einer Nachfrage führt.

Dann ist ihm aufgefallen, dass der Marktpreis eines Gutes sowohl vom Angebot, wie auch von der Nachfrage determiniert ist, wobei dies, in der Klassik, umstritten ist. Wir finden in der Literatur, dass der Preis eines Gutes in der Klassik ausschließlich durch die Kosten determiniert ist. Das mag für David Ricardo zutreffen. Wir können das aber dem obigen Zitat aus Wealth of Nations nicht entnehmen.

Auf das Thema, ob der Wert einer Ware durch das Angebot oder die Nachfrage bestimmt ist, kommen wir noch x Mal zurück. Im Grunde hat aber Alfred Marshall zu dem Thema alles gesagt, siehe Langfristiges und kurzfristiges Gleichgewicht. Historisch verheerend ist die Tatsache, dass Karl Marx den Wert eines Gutes ausschließlich kostenseitig, nämlich durch die in der Ware verkörperlichte Arbeit determiniert sieht.

Die Neoklassik bestimmt das Angebot durch die Grenzkosten, die Nachfrage durch den Grenznutzen. Zumindest bei Alfred Marshall ist das so.

Wir verkürzen die Diskussion jetzt etwas, weil wir später darauf zurückkommen.

Man sieht ohne weiteres ein, dass nicht jedes Produkt in x beliebiger Menge produziert werden kann, irgendwann steigen die Kosten an. (Diese Logik gilt aber nur kurzfristig. Langfristig kann die Fixkostendegression den Anstieg der variablen Stückkosten überkompensieren. Wir kommen darauf zurück.) Wäre dem nicht so, lebten wir im Paradies. Gleichermaßen ist klar, dass der Nutzen, den ein bestimmtes Produkt stiftet, irgendwann mal Null ist. Wir haben also zwei Tendenzen. Zum einen die Tendenz, dass der Grenznutzen, der Nutzen der letzten Einheit mit zunehmendem Konsum sinkt, weshalb die Leute auch immer weniger dafür ausgeben werden; zum anderen die Tendenz, das mit zunehmendem Angebot die Kosten steigen, weil immer ineffizientere Anbieter in den Markt eintreten.

Die Kosten der Produktion für die letzte Einheit von irgendwas steigt ständig, zumindest ab dem Moment, wo die Fixkostendegression nicht mehr die Zunahme der variablen Stückkosten überkompensiert, und der Nutzen sinkt mit zunehmendem Konsum.

Wir werden die Modelle der Neoklassik in ihren unterschiedlichen Varianten, Alfred Marshall, Vilfredo Pareto, Carl Menger, Léon Walras noch ausführlich betrachten.

Im Grunde können wir aber auch mit den Worten von Adam Smith eine Gleichgewichtssituation beschreiben. Eine gleichgewichte Situation ist dann erreicht, wenn sich die angebotene Menge nicht mehr ändert. Das ist dann der Fall, wenn der "natürliche" Preis dem Marktpreis entspricht. Die Angebotsseite definiert er hierbei präziser als die Nachfrageseite. Die Angebotsseite wird, so würde man heute sagen, durch die Kosten determiniert.

Was heute schlicht Kosten heißt, ist bei ihm die Summe aus Lohn, Bodenrente und Profit. Rente (Bodenrente) definiert er nicht so, wie David Ricardo (in Bezug auf den Boden) oder die Neoklassik dies tut (Produzentenrente / Konsumentenrente), als die Differenz zwischen dem höheren Erlös (Rente pro Stück = Marktpreis - Stückkosten), den der effizientere Anbieter erzielt, weil er kostengünstiger produziert, und dem ineffizientesten Anbieter der gerade noch am Markt auftritt, die Ware aber teurer produziert und folglich weniger Gewinn pro Stück hat.

Er argumentiert mit einem "natürlichen" Lohn, einer "natürlichen" Bodenrente und einem "natürlichen Profit". Zumindest in der Theorie, kann man sich leicht vorstellen, was er meint, zumal er in seinem Buch zahlreiche Beispiele liefert. Würde zum Beispiel Kapital, das stellt er sich als weitgehend liquide und beweglich vor, was es wohl de facto nicht ist, es sei denn er meint schlicht Geld, in einer alternativen Verwendung besser verzinst, dann würde dies sofort zu einer Umschichtung des Kapitals führen.

Allein dann, wenn die Faktorerlöse in allen Alternativen gleich sind, unterbleibt die Umschichtung, weil sie sich dann nicht mehr lohnt. Theoretisch kann es also für Kapital nur einen einzigen Zins geben. Warum das dann doch nicht immer so ist, erlärt er an x Beispielen, geht aber grundsätzlich davon aus, dass es langfristig nur einen Zinssatz geben kann und dieser Zins ist der natürliche Zins. Gleiches gilt für Arbeit und Boden.

Bei Arbeit ist es klar, zumindest in der Theorie. Wenn man jemand in Branche x mehr verdient als in Branche y, dann wird er zur Branche x wechseln. Das passiert so lange, bis der Verdienst in Branche x und Branche y gleich ist. Das ist, um das mal klarzustellen, eine Marginalbetrachtung. Der Zu- bzw. Abgang findet solange statt, bis die (monetär bewerteten) Grenzerträge in allen Anwendungen gleich sind. Die marginal Revolution der Neoklassik, von der man überall liest, hat also nie stattgefunden. Unabhängig davon: Der Vorgang ist so simpel, dass Adam Smith wohl auch nicht der erste war, der ihn beschrieben hat.

Bei dem Ertag aus dem Boden, der Rente, lässt sich die Analogie allerdings nicht anwenden, da irrt er, denn Boden kann nicht wandern. Liegt der Preis für ein Kilo Mehl bei 1 Euro dann kann ein Getreidefeld in fünf km Entfernung das z.B. für 50 Cent anbieten, das Getreidefeld in 100 km Entfernung aber nur für z.B. 99 Cent. Das geographisch günstiger gelegene Feld erzielt also eine Rente. Wir kommen bei Ricardo darauf zurück, siehe David Ricardo.

In diesem Zusammenhang macht er ganz erstaunlich hellsichtige Bemerkungen. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.

During the late war, the Dutch gained the whole carrying trade of France, of which they still retain a very large share. The great property which they possess both in French and English funds, about forty millions, it is said in the latter (in which, I suspect, however, there is a considerable exaggeration ), the great sums which they lend to private people, in countries where the rate of interest is higher than in their own, are circumstances which no doubt demonstrate the redundancy of their stock, or that it has increased beyond what they can employ with tolerable profit in the proper business of their own country; but they do not demonstrate that that business has decreased. As the capital of a private man, though acquired by a particular trade, may increase beyond what he can employ in it, and yet that trade continue to increase too, so may likewise the capital of a great nation. Im letzten Krieg (gegen Frankreich) übernahmen die Holländer den gesamten Frachthandel, den sie auch heute noch in weiten Teilen beherrschen. Das große Vermögen, das sie sowohl in französischen wie in englischen Staatspapieren angelegt haben, ungefähr vierzig Millionen allein in englische, so munkelt man, obwohl ich das für übertrieben halte, und die große Summe, die sie an Privatpersonen in Ländern, wo die Zinsrate höher ist, als in ihrem eigenen Land, verliehen haben, zeugen entweder ohne Zweifel von der Größe ihres Kapitalstocks, oder dass sie dieses Geld nicht mehr mit angemessenem Gewinn in Unternehmungen in ihrem eigenen Land anlegen konnten. Man kann aber hieraus keinesfalls den Schluss ziehen, dass ihre gewerbliche Tätigkeit schrumpft. Ganz wie es bei einer Privatperson möglich ist, kann das Kapital, obgleich in einem bestimmten Gewerbe erworben, so stark anwachsen, dass es in dem ursprünglichen Gewerbe nicht mehr eingesetzt werden kann, obwohl das Gewerbe immer noch wächst, ist das auch bei Nationen möglich.

aus: Book I, Chapter IX

Er schreibt also, vor knapp 250 Jahren, dass manche Leute und Staaten einen Liquiditätsüberschuss haben, ihr Geld also an Staaten verleihen, weil diese das eingesetzte Kapital besser verzinsen. Uns würde jetzt natürlich, wir schreiben, wie schön öfter erwähnt, das Jahr 2012, interessieren, ob die Engländer das Geld zurückgezahlt haben oder ob da so mancher Schuldenschnitt stattgefunden hat, wie wir das in der allerneuesten europäischen Geschichte gesehen haben.

Im Übrigen fragen wir uns, ob das funktionieren konnte. Staatspapiere sind schnell mal rentabler als Realinvestitionen und scheinbar, bis es zum großen Knall kommt, auch sicherer. Doch Werte werden eben nur in der realen Welt erwirtschaftet. Um zu vestehen, dass hier der Hase im Pfeffer liegt, muss man Keynes verstehen.

Man kann sich jetzt noch die Frage stellen, warum die Bank of England, gegründet 1694, also die englische Zentralbank, kein Geld ausgeliehen hat. Die Antwort finden wir auf Wikipedia: Bank of England. Die Bank of England war ursprünglich eine Privatbank und zu diesem Zeitpunkt pleite.

Hätte die Bank of England Geld drucken können, hätten sie das Geld von den Holländern nicht gebraucht. Dass Adam Smith das nicht so sieht, hängt mit der Tatsache zusammen, dass er davon ausgeht, dass nur investiert werden kann, wenn vorher angespart wurde, wobei er unter sparen den Nicht-Konsum von Einnahmen aus der Vergangenheit versteht. Diese Definition, das müssen wir verstehen, denn es ist entscheidend für das Verständnis von Keynes, ist falsch. Sinnvoll ist nur diese Definition: Sparen ist die Produktion von Investitionsgütern anstatt Konsumgütern. Wir müssen also nur in einer vollbeschäftigten Wirtschaft sparen, wo wir uns entweder für das eine oder das andere entscheiden müssen. In einer unterbeschäftigten Wirtschaft, wo sowohl Konsumgüter wie auch Investitionsgüter produziert werden können, müssen wir nicht sparen.


Die Holländer haben Geld nach England geschickt und damit haben die Engländer dann produziert. Es hätte aber keinen Unterschied gemacht, wenn die Engländer das Geld schlicht gedruckt hätten. Die Holländer haben sozusagen eine Fiskalpolitik im Sinne Keynes betrieben. Ob die Engländer sich gegenüber den Holländern verschulden oder aber die Bank of England schlicht Geld druckt, welches dann bei der Kredittilgung wieder vernichtet wird, läuft auf das Gleiche hinaus. Einfacher: Es ist völlig egal, ob die englischen Schuldner ihre Kredite bei dem holländischen Gläuber tilgen oder bei der Bank of England.

Der einzige Unterschied besteht dann, wenn der Gulden, bzw. Gold, eine international anerkannte Währung ist und das Pfund nicht. In diesem Fall hätten die Engländer im Ausland mit holländischen Gulden einkaufen können, wohingegen sie mit dem Pfund nichts im Ausland einkaufen konnten. Wenn aber die Engländer nicht in der Lage waren, ihren inländischen Bedarf zu decken, dann hätten sie sich besser niciht bei den Holländern verschuldet, denn sie hätten dann lediglich etwas Zeit gewonnen, aber das grundsätzlich Problem nicht gelöst. Der Autor hat das nicht weiter verfolgt, vermutet aber sehr stark, dass die Holländer ihr Geld nie mehr wieder bekommen haben.

Bei der Allokation geht es um die Frage wer, was, wie für wen produziert. Hierbei gibt es gute Gründe davon auszugehen, dass die marktwirtschaftliche Ordnung die ersten drei Probleme, wer, was und wie am besten löst. Probleme treten auf bei der Frage, für wen produziert wird und wie die Erlöse dann verteilt werden. Überlässt man die marktwirtschaftliche Ordnung einfach sich selbst, dann wird der Faktor am meisten verdienen, der am knappsten ist oder, wie im Falle von Geld, künstlich knapp gehalten wird.

Soziale Marktwirtschaft heißt, dass das Ergebnis des Marktes anschließend politisch korrigiert wird, wobei natürlich klar ist, dass diese nachträgliche Umverteilung Auswirkungen auf die Allokation hat. Adam Smith beschäftigt sich hierbei sowohl mit der Verteilung zwischen den drei Produktionsfaktoren Boden, Arbeit, Kapital, wie auch mit der Verteilung innerhalb eines Produktionsfaktors.

THE WHOLE OF THE ADVANTAGES and disadvantages of the different employments of labour and stock, must, in the same neighbourhood, be either perfectly equal, or continually tending to equality. If, in the same neighbourhood, there was any employment evidently either more or less advantageous than the rest, so many people would crowd into it in the one case, and so many would desert it in the other, that its advantages would soon return to the level of other employments. This, at least, would be the case in a society where things were left to follow their natural course, where there was perfect liberty, and where every man was perfectly free both to choose what occupation he thought proper, and to change it as often as he thought proper. Every man’s interest would prompt him to seek the advantageous, and to shun the disadvantageous employment. Die Gesamtheit der Vor- und Nachteile der verschiedenen Verwendungen des Kapitals und der Arbeit neigen innerhalb der gleichen Gemeinde dazu entweder vollkommen gleich zu sein oder sich anzunähern. Wenn es in der gleichen Gemeinde eine ertragreichere Verwendung gibt, dann werden soviele Leute in diese Verwendung drängen wie andere Ressourcen abziehen, so dass sich der Ertrag aus dieser Verwendung den anderen angleicht. Zumindest ist das so in einer Gesellschaft, wo der natürliche Verlauf der Dinge zugelassen wird, wo also vollkommen Freiheit herrscht, jeder also sich der Beschäftigung widmen kann, die er für die Günstigste hält und er diese so oft wechseln kann, wie er möchte. Es wäre jedermanns Interesse, seinen Vorteil zu suchen und weniger vorteilhafte Beschäftigungen zu meiden.

aus: Book I, Chapter X

Das Kernproblem wird hier natürlich ignoriert: "...This, at least, would be the case in a society where things were left to follow their natural course, where there was perfect liberty...". Die liberty alleine wird nicht reichen, damit der Zu- und Abgang von Produktionsfaktoren dafür sorgt, dass deren (monetär bewertete) Grenzerträge in allen Verwendungen gleich sind. Fixes Kapital ist gebunden und kann nur langsam, wenn überhaupt abwandern und Arbeit kann nur allmählich ab- bzw. einwandern, nämlich nur dann, wenn die nötigen Qualifikationen vorhanden sind.

Das mag banal klingen, aber im Grunde arbeitet Adam Smith schon mit hochaggregierten Kapital-, Güter- und Arbeitsmärkten. Solche hochaggregierten Märkte abstrahieren von den Problemen, das ist offensichtlich. Denkt man die Logik zu Ende, und die Neoklassik denkt diese Logik zu Ende, dann dürfte es nur einen einzigen Lohn geben.

Die unterschiedlichen Erträge aus dem Faktor Arbeit erklärt er dann noch. Unterschiede ergeben sich aus der Qualifikation, der Verantwortung, der Schwere der Arbeit, den Aussichten auf Erfolg, der Dauerhaftigkeit. (Wobei er aber nicht erklärt, wieso es hier nicht zu der von ihm beschriebenen Zu- bzw. Abwanderung kommt.)

Interessant ist hier der Aspekt "Aussicht auf Erfolg". Naheliegenderweise würde jemand, der eine Tätigkeit ausführt, deren Erfolg nicht garantiert ist, sich sozusagen versichern. Weiß ein Pfeifenschnitzer, dass die Hälfte aller Pfeifen, die er schnitzt als Brennholz im Kamin landet, dann werden die Kosten des Ausschusses auf die marktfähigen Pfeifen aufgeschlagen.

Es fällt extrem schwer, sich ein Urteil über das Werk Wealth of Nations zu bilden. Adam Smith versucht nicht, irgendwas zu modellieren.

Er stellt Thesen auf, die er dann einer lebendigen Wahrnehmung der Welt gegenüberstellt, relativiert und durch Beispiele präzisiert.

Der Ausgangspunkt sind aber immer seine konkreten Erfahrungen, die fließen üppig in das Werk ein. Das führt dann dazu, dass der Leser über lange Strecken den Eindruck hat, dass er Banalitäten erzählt, weil ein Leser, der ähnlich getaktet ist wie Adam Smith, was wohl die Masse der Menschheit ist, der Meinung ist, dass er das schon weiß.

Man kann dann finden, dass er sich mehr auf die grundsätzliche Aussage hätte beschränken können, zumal das Risiko besteht, dass die entscheidende Aussage in dem Wust an Beispielen untergeht.

Adam Smith ist also das eine Extrem. Das andere Extrem ist dann die akademische Ökokaste. Diese reduziert die Realität schon in ihrem Modell auf wenige Parameter und die "spontane" Beobachtung der Welt spielt keine Rolle.

Irgendwo zwischen diesen zwei Extremen liegt die Wahrheit. Allerdings ist sich der Autor nicht mal sicher, ob Leute wirklich "spontan" soviel reflektieren, er ist sich nicht mal sicher, ob die Leute "spontan" auch nur über ihr eigenes Leben soviel reflektieren.

Eine "spontane" Reflektion müsste die dozierende Ökokaste zum Beispiel darüber reflektieren lassen, wieviele Volkswirte "berufstypisch" arbeiten. Auf das in den Präliminarien Beschriebene, kann man ohne weiteres durch eine "spontane" Beobachtung kommen.

Die These, dass die marktwirtschaftliche Ordnung zu einer optimalen Allokation führt ist im Übrigen vordergründig erstmal richtig, da kann man "spontan" drauf kommen, wie Adam Smith, oder es durch eine (mathematische) Modellierung begründen.

Genau so "spontan" können einem allerdings auch Gegenargumente einfallen. Natürlich kann man die gesamte medizinische Forschung privatisieren, das heißt, dass der Staat nicht mehr in die medizinische Grundlagenforschung investiert. Das würde dazu führen, dass manche Unternehmen eben forschen und andere nicht.

Parallel dazu, könnte man die gesetzlichen Sozialversicherungssysteme abschaffen, also jeder zahlt selbst für die medizinische Behandlung.

Wie das konkrete Marktergebnis dann aussähe, lässt sich nicht entscheiden. Eine mögliche Situation wäre diese.

Die, die nicht forschen, könnten Medikamente billiger anbieten, bei den Forschenden bricht die Absatzmenge und der Gewinn ein. Dadurch steigen die stückfixen Kosten, Umsatz und Gewinn bricht nochmal ein. Das geht solange, bis sie ausscheiden.

Kurzfristig ist es also sinnvoll, gar nicht zu forschen. Da aber, in diesem Modell, auch nur die Leute sich "neue" Medikamente leisten können, die vermögend sind, wird die Situation für die forschenden Unternehmen nochmal komplizierter.

Manche Leute werden die lebensrettenden Medikamente, die das Resultat der Forschung sind, erhalten, die anderen werden eben sterben. Das heißt, die Fixkosten der Grundlagenforschung müssen von, im Vergleich zu einem System mit gesetzlicher Krakenversicherung, von relativ wenigen getragen werden.

Dass so ein System nicht effizient sein kann, kann man "intuitiv" einsehen.

"Intuitiv" kann man dann aber auch einsehen, dass Standardaufgaben der medizinischen Forschung, Herstellung von Primern, Gewebekulturen, Hochleistungsmikroskope etc. etc. wieder von Privatunternehmen übernommen werden.

"Intuitiv" ist wohl auch die ganze Forschungsförderung. Ob das Geld für die Forschung in den Bereich biologisch abbaubare Kunsstoffe gesteckt wird, in die Energiegewinnung aus Algen, in neue Prozessoren oder Übertragungstechnik etc. sind politische und reichlich "intuitiv" vorgenommene Entscheidungen, siehe Forschung und Entwicklung durch den Staat.

Der Markt sendet hier erstmal gar keine Knappheitssignale.

Manche Aspekte, die der These der optimale Allokation durch den Markt widersprechen, hat die Volkswirtschaftslehre in ihre Gedankengebäude integriert, dazu gehören die öffentlichen Güter, obwohl jedem Zeitgenossen, reflektiert er ein bisschen darüber, noch Hunderte von Beispielen einfallen würden, wo die optimale Allokation durch den Markt eben nicht gelingen kann. Das schwerste Geschütz in diesem Zusammenhang fährt dann Keynes auf. Die Zukunft kennt nur Unsicherheit, aber keine Preise.

Unter öffentlichen Gütern versteht man Güter, von deren Nutzung niemand ausgeschlossen werden kann. Da jeder sie kostenlos nutzen kann, werden sie nicht bereit gestellt, denn derjenige, der sie zur Verfügung stellt, kann damit kein Geld verdienen.

Solche Güter muss der Staat zur Verfügung stellen. Das Paradebeispiel hierfür ist immer die Landesverteidigung. Wird ein Land von einer Armee "geschützt", dann genießen alle diesen Schutz, folglich würde niemand bezahlen. Wenn alle Stricke reißen, werden wir eben am Hindukusch beschützt, irgend jemand, der uns bedroht, findet sich immer.

Ein ähnliches Problem haben wir im Übrigen auch im Internet, hier ist das Problen ein schlicht technisches. Würde zum Beispiel jeder Besucher der Sprachportale der infos24 (www.spanisch-lehrbuch.de www.franzoesisch-lehrubch.de www.italienisch-lehrbuch.de etc.etc) EINEN Cent bezahlen, würde die infos24 richtig Geld verdienen: 10 000 Euro im Monat; für nichts tun.

Hier liegt das Problem vor, dass sich Kleinstbeträge über das Internet nicht eintreiben lassen. Man kann also, davon abgesehen, dass wir das auch gar nicht wollen, niemanden daran hindern, die Portale kostenlos zu nutzen.

Speziell im Internet sind es also die technischen Rahmenbedingungen, die die Produktion hochwertigen Contents für das Internet erschweren.

Es braucht jetzt aber niemand weinend vor dem Monitor zu sitzen, es geht uns gut.

Die Problematik hat eine gewisse Relevanz. Es wäre ganz ohne Frage ein gewaltiger Schritt für die Menschheit, wenn das gesamte Wissen der Menschheit kostenlos, überall, zu jeder Zeit zur Verfügung stünde und zwar mit allen Möglichkeiten, die das Internet so bietet.

Die Tatsache, dass die Übertragung des gesamten Wissens der Menschheit relativ langsam geschieht, liegt schlicht daran, dass die mittelalterlichen Methoden der Wissenvermittlung abgerechnet werden können, was im Internet nicht möglich ist. Deshalb schreiben alle Leute Bücher, Zeitungsartikel und Ähnliches. Die kann man verkaufen, bzw. die, die nicht kaufen, kann man von der Nutzung ausschließen.

Es soll jetzt aber keiner auf die Idee kommen, dass der Autor für eine Kulturflatrate plädiert. Das tut er nicht, ganz und gar nicht. Bei einer Kulturflatrate würden, zumindest theoretisch, alle verpflichtet, für das öffentliche Gut zu bezahlen, auch die, die es nicht nutzen. Wir hätten in letzter Konsequenz ein ähnlich kriminelles System wie die GEMA. Anzunehmen ist, dass nicht die Leute, die relevante Websites aufbauen profitieren, sondern die, die ihre Interessen am besten durchsetzen können, also z.b. Verlage wie Axel Springer, DuMont etc.., und den Verteilungsschlüssel zu ihren Gunsten beeinflussen können.

Stellt der Staat öffentlichen Güter zur Verfügung, was er gerne tut, denn dies erweitert seinen Aktionsradius und den der politischen Parteien, dann haben wir einen trade off zwischen staatlichem Handeln und Transparenz und das Beispiel GEMA zeigt, dass man auch Gebilde bauen kann, die eine völlige Eigendynamik entwickeln. Die GEMA z.B. vertritt das "Weltrepertoire" an Musik, das heißt, es gilt die GEMA Vermutung. Das heißt, dass auch bei verwaisten Werken, das heißt bei Werken, deren Urheber bzw. dessen Erben weder bei der GEMA noch bei einer Schwestergesellschaft Mitglied sind, die die GEMA also nicht vertritt, trotzdem GEMA Gebühren fälllig werden und weder der Urheber noch dessen Erben über eine Verwertungsgesellschaft Einnahmen erzielen, da man schlecht an jemanden Geld überweisen kann, wenn der Aufenthaltsort unbekannt ist. Da sich mit solchen Werken in der Regel auch keine Gewinne erzielen lassen, verfällt ein großer Teil des musikalischen Erbes der Menschheit.

Fazit: Wir bestreiten gar nicht, dass staatlicheh Aktivitäten die Gefahr eines "Weges in die Knechtschaft" heraufbeschwören, wie Hayek so marketingtechnisch effektvoll argumentiert. Wir bestreiten aber, dass seine Logik, "alles, was es zu regeln gibt, regelt der Markt und was der Markt nicht regelt, muss auch nicht geregelt werden" hilfreich ist, weil der Markt eben nicht alles regelt. Und zweitens bestreiten wir, dass der Markt die einzig mögliche Art der Kontrolle ist.

Ein weiteres Problem ist, dass es für die optimale Allokation in der Praxis oft mehr braucht, als den reinen Preis. Investitionen finden immer unter Unsicherheit statt, wurde aber Kapital eingesetzt, dann ist es gebunden und kann eben nicht neu alloziert werden.

Hat sich jemand dafür entschieden, sein Geld in Baumaschinen zu investieren, die er dann verleiht, dann ist er von einer bestimmten Bautätigkeit ausgegangen. Bricht diese ein, dann kann er seine Maschinen eben nicht mehr so auslasten, wie er sich das vorgestellt hat. Er kann sein Kapital aber auch nur mit Verlust neu allozieren. Auch dieser Zusammenhang wird uns bei Keynes noch beschäftigen, denn dies führt zur Präferenz für Liquidität.

Er müsste die Maschinen mit Verlust verkaufen. Das gleiche gilt natürlich für Arbeit. Hat jemand z.B. Volkswirtschaft studiert und während des Studiums nicht nach links und nicht nach rechts geschaut und befindet sich irgendwann in einer Einbahnstraße, dann kann er den Beruf eben nicht wechseln. Es gibt dann vielleicht Jobs, die passen würden, wenn er zum Beispiel noch Chinesisch oder Japanisch könnte, aber er hat ja brav Optimierung mit Lagrange gelernt, was nicht viel nützt.

Zu guter letzt kann die marktwirtschaftliche Ordnung zu einer Verteilung führen, die makroökonomisch zum Problem wird.

Im keynesianischen Modell dominiert der Geldmarkt den Gütermarkt, siehe Keynes. Ist das so entstehende Gleichgewicht zwischen Investition in Wertpapiere und Realinvestitionen allerdings ein Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung, dann soll der Staat, bei Keynes, intervenieren. Wir lernen gerade, wir schreiben immer noch das Jahr 2012, dass irgendwie jede x-beliebige Menge an Geldvermögen in Wertpapieren verblubbern kann und dies keinerlei Einfluss auf den Arbeits- oder den Gütermarkt hat.

Diese Gefahr wächst natürlich, wenn die Verteilung immer ungleicher und damit die Überschussliquidität immer größer wird.

Es ist theoretisch eine Situation denkbar, wo höchst sinnvolle und rentable Realinvestitionen nicht stattfinden, weil das Geld auf den Finanzmärkten verblubbert oder, um es keynsianisch zu formulieren, der Geldmarkt den Gütermarkt dominiert.

In diesem Fall wäre es sinnvoll, von allen anderen Gesichtspunkten mal abgesehen, die Verteilung, wie sie aus der marktwirtschaftlichen Ordnung resultiert, zu verändern. In diesem Falle hätten wir sogar nicht nur keine Fehlallokation durch staatliches Handeln, sondern ganz im Gegenteil, die Allokation wäre optimaler, da das Optimum aufgrund der Risikoaversion und intellektueller Überforderung der Anleger nicht zustande kommt.

Last not least. Auch wenn es von der Klassik / Neoklassik bestritten wird: Wir haben Arbeitslosigkeit und wir haben noch mehr Unterbeschäftigung, sei es quantitativ oder qualitativ und die maximal mögliche Fehlallokation ist Arbeitslosigkeit, der Grenzertrag ist dann nämlich schlicht Null.

Dem Leser werden jetzt noch ein paar Tausend Beispiel einfallen, wo die marktwirtschaftliche Ordnung zur optimalen Allokation führt und dies gewünscht ist und ein paar Tausend Beispiele, wo der Markt keine eindeutigen Knappheitssignale aussendet und folglich auch die Allokation der Produktionsfaktoren nicht steuern kann.

Sollten ihm keine einfallen, möge er eine Tageszeitung aufschlagen an einem x-beliebigen Tag.

Dessen ungeachtet sollten wir aber den Begriff Kapitalismus, siehe auch Präliminarien, vermeiden, wenn wir marktwirtschaftliche Ordnung meinen. Der Begriff Kapitalismus unterstellt eine quasi gesetzesmäßig sich vollziehende historische Entwicklung, die sich allerdings nicht bestätigt hat.

Der Begriff marktwirtschaftliche Ordnung beschreibt lediglich einen zweifelsohne relevanten Aspekt einer Wirtschaftsordnung. Logischerweise macht es jetzt wenig Sinn à la Guido Westerwelle und seinen verirrten Jüngern und Jünglingen von den Jungliberalen mit roten Wangen das Lied der Freiheit zu singen. Dem Beispiel Hayeks folgen nur Freiheitskämpfer mit Pensionsberechtigung, also die verbeamteten Freiheitskämpfer von www.hayek.de. Wir werden noch sehen, dass es im Detail doch sehr viel komplizierter ist.

Die verbeamteten Freiheitskämpfer mit Pensionsbereichtigung sind ideologisch so verbohrt wie ihr Hassgegner, also der Marxismus. Das gibt sich auf beiden Seiten, was die Borniertheit angeht, nicht viel.

Es gibt viele Gründe, warum der Staat in die Faktorallokation eingreift und manche davon sind sinnvoll. Am anderen Ende ist dann aber ein Staat, der alle Ressourcen verwaltet, unkontrolliert, ohne Kompetenz und ohne für Fehlentscheidungen haften zu müssen. Zwischen diesen beiden Extremen liegt das Reich der Wahrheit. Eines aber ist gewiss. Je mehr der Staat interveniert, desto mehr muss er kontrolliert werden und kontrolliert kann er nur werden, wenn alle Daten öffentlich zugänglich sind (siehe Präliminarien).

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Infos und Anmerkungen:

ES        DE

Das Buch zur Webseite.

Optimale Faktorallokation:

Wer produziert was,
wie und für wen

Die These von der optimalen Allokation durch Preissignale ist prinzipiell richtig.

Auch bei prinzipieller Akzeptanz der These muss gesehen werden, dass diese bei Unsicherheit nicht gilt. Die Zukunft kennt keine Preise.

Die mathematische Formulierung dieser These als Gesetz in der Neoklassik ignoriert wesentliche Elemente marktwirtschaftlicher Ordnungen: Die Unsicherheit.

Mit dem "natürlichen" Preis ist die These so präzise beschrieben wie in der Marginalbetrachtung der Neoklassik.

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