Impressum

1.1.6 produktive / unproduktive Verwendung des Kapitals / Arbeit

Die Begrifflichkeiten produktive / unproduktive Verwendung des Kapitals werden, zumindest kann der Autor sich nicht daran erinnern, dass ihm diese Begriffe jemals untergekommen sind, in der akademischen Volkswirtschaft nie verwandt, dort wird nur unterschieden zwischen Sparen / Investieren auf der einen Seite und Konsum auf der anderen Seite.

Die schlichte Frage ist nun die: Deckt sich der Begriff unproduktiv mit dem, was man traditionell als konsumtiv bezeichnet? Der Autor würde sagen ja. Unproduktive Arbeit ist eine Arbeit, deren Endzweck der Konsum ist und von der nichts übrigbleibt, wenn sie konsumiert ist.

Die produktive Arbeit verdinglicht sich in einer Ware und kann aus der Ware auch wieder rückverwandelt werden, bzw. gegen eine andere Ware mit gleichem Wert getauscht werden. Das zumindest ist die Vorstellungswelt von Adam Smith. Letztlich ist das Begriffspaar sinnlos und beruht auf dem Irrglauben von Adam Smith, später dann, mit fatalen Konsequenzen, auch von Karl Marx, dass sich in den Waren irgendwelche Arbeit verkörpere.

Wer will kann in diesem Begriffspaar eine weitere Illustrierung für die Tatsache sehen, dass die Logik Investition = Sparen völlig sinnfrei ist, auch wenn es in jedem Lehrbuch der VWL auftaucht. Wir werden später, bei Keynes, darauf noch ausführlich eingehen. Das Begriffspaar gilt EX POST, aber nicht EX ANTE. Man kann auf solche Zusammenhänge in einer chronolgischen Betrachtung der Entwicklung der Volkswirtschaftslehre eingehen. In der akademischen Lehre sollte man die Logik beerdigen.

Unproduktiv heißt, dass keine neuen Werte geschaffen werden, insbesondere das Anlagevermögen nicht vergrößert wird.

In der Welt der Klassik und Neoklassik ist Sparen eine Bedingung für die Investition. Spart jemand Geld und ein anderer verwendet es, dann wird "produktiv" gearbeitet, denn der Kreditnehmer muss was Produktives mit dem Geld anfangen, andernfalls kann er den Kredit nicht zurückbezahlen. (Wenn er ihn nicht aus einer anderen Einkommensquelle tilgt.)

Man überträgt also die Logik der Haushalte, zuerst wird für das Auto gespart, dann wird es gekauft, auf die gesamte Volkswirtschaft. Ein Haushalt kann sich tatsächlich überlegen, ob er sein Einkommen "unproduktiv" verwendet, also konsumiert, oder es produktiv verwendet, also Werte schafft bzw. spart, damit andere damit Werte schaffen.

Bei Keynes, das ist wohl realistischer, geht der Unternehmer zu Bank, leiht sich das Geld und die Bank holt sich das Geld, das ist zumindest eine von vielen Möglichkeiten, von der Zentralbank, im Zweifelsfalle wird es also schlicht gedruckt.

Wem Keynes diesbezüglich zu kompliziert ist, der kann sich auch an Schumpeter halten. So sehr sich Keynes von Schumpeter auch unterscheidet, in diesem Punkt stimmen sie überein. Gesamtwirtschaftlich hängt das Investitionsvolumen nicht davon ab, wieviel die Leute, ex ante, sparen. Gesamtwirtschaftlich hängt das Investitionsvolumen ausschließlich davon ab, ob ein Produktionspotential vorhanden ist. Damit ein Produktionspotential vorhanden ist, reicht es nicht, dass Arbeitslosigkeit herrscht. Es muss auch möglich sein, mit dem Produktionspotential irgendwas zu produzieren, was irgendjemand haben will. Allerdings kann ein Zinsatz, der sich allein auf dem Geldmarkt bildet und letztlich das Resultat spekulativen Anlageverhaltens ist, die Hürde für Realinvestitionen so hoch setzen, dass diese nicht mehr verwirklicht werden können. Die Wirtschaft verharrt in der Unterbeschäftigung. Wir kommen ausführlich darauf zurück.

Der Grundirrtum von der Klassik über die Neoklassik bis heute besteht darin, dass zusätzliche Investionen über Geldschöpfung finanziert werden, Ersatzinvestionen aus Abschreibungen und Sparen folglich in keinster Weise eine Bedingung für Investitionen darstellt, wie die Klassik und Neoklassik behauptet.

Sparen hängt bei Keynes auch nicht vom Zins ab. Das Sparen der Gesamtwirtschaft hängt vom Einkommen ab, ist also abhängig vom Einkommen und nicht vom Zins. Nimmt man es ganz genau, ist es bei Keynes sogar exakt umgekehrt. Sparen ist nicht die Bedingung für Investitionen, sondern die Investition induziert eine Steigerung des Volkseinkommens bis zu einer Höhe, bei der das einkommensabhängige Sparen die Höhe des Investitionsvolumen erreicht. Wir kommen darauf zurück.

Dass Investitionen über Kredite und damit über Gelschöpfung finanziert werden, formuliert am klarsten, bzw. am einfachsten, Schumpeter, siehe Dynamische Wirtschaft.

Die Gleichung Sparen = Investieren ist wohl einer der fundamentalsten Fehler der Volkswirtschaftslehre mit äußerst fatalen und sehr konkreten Konsequenzen. Wir werden uns damit noch x Mal befassen. Es wäre viel gewonnen, wenn man die akademische Lehre zumindest von dieser Gleichung reinigen könnte. Sie gilt nur ex post, nicht aber ex ante und ex post ist sie eine Tautologie.

Die ganze Argumentation von Adam Smith ist hier nicht richtig schlüssig, genauer gesagt, sie ist schlicht falsch.

Der Unterscheidung verdeutlicht nochmal, wie ein prinzipieller Fehler, die Definition von sparen, die implizit in der Unterscheidung zwischen produktiv und improduktiv steckt, also sparen definiert als nicht konsumieren von Einnahmen aus der Vergangenheit, führt zu einer unendlichen Kaskade von Fehlern. Sie führt zu einer irrigen Auffassung über den Zins, zu irrigen Vorstellungen über die kapitalgedeckte Rentenversicherung, zu der irrigen Vorstellung, dass die mediterranen Länder ihre Probleme über vermehrtes Sparen lösen könnten, etc. etc..

Sie passt auch nicht zu seinem Konzept des natürlichen Preises / Marktpreises. Als produktiv bezeichnet er die Arbeit, die sich in den Produkten verkörpert. Ohne Nachfrage verkörpert sich aber nichts in den Produkten. Ein Produkt, das niemand nachfragt, hat keinen Wert, egal wieviel Arbeit daran verkörpert ist. Da hilft auch das marxsche Geschwurbel vom Gebrauchswert nichts, denn hinter einem Nutzen steht ein Euro Zeichen. Der Gebrauchswert von Spaghettis ist immer der gleiche, aber der monetär bewertete Nutzen und damit auch der Wert für den Konsumenten sinkt mit zunehmenden Konsum, so dass auch die Zahlungsbereichtschaft sinkt. Physisch gleicht eine Spaghetti der anderen, aber der monetär bewertete Grenznutzen sinkt mit dem Konsum.

Dass es unproduktive Arbeit gibt ist unstrittig, allerdings ist seine Definition der unproduktiven Arbeit unsinnig. Arbeit die zu keinem marktfähigen Produkt führt, ist in der Tat unproduktiv, allerdings zieht er hieraus die falschen Schlüsse. Allein die Tatsache, dass man mit marktfähigen Produkten Geld verdienen kann, heißt weder, dass irgendjemand damit eine Investition tätigen will, noch dass derjenige dieses Geld braucht. Ob irgendjemand damit eine Investition tätigen will, hängt davon ab, ob es jemanden gibt, der eine pfiffige Idee hat und ob er das Geld braucht, hängt von der Geldpolitik der Zentralbank ab. Nur wenn diese eine restriktive Geldpolitik betreibt, braucht er es, dann kann aber wiederum der Zins so hoch sein, dass die Idee nicht durchsetzbar ist.


In einer Ware sind für Adam Smith sozusagen Lohn, Rente und Profit "gespeichert". Verkauft man die Ware, erhält man die Summe dieser Werte wieder zurück und kann sie erneut einsetzen. Die produktive Arbeit "speichert" also sozusagen Arbeit in einem Produkt, diese Arbeit kann man durch den Verkauf der Ware wieder zurückgewinnen. Die unproduktive Arbeit allerdings kann man nicht zurückgewinnen, da sie, so die Idee von Adam Smith, nirgends gespeichert ist.

The labour of some of the most respectable orders in the society is, like that of menial servants, unproductive of any value, and does not fix or realize itself in any permanent subject, or vendible commodity, which endures after that labour is past, and for which an equal quantity of labour could afterwards be procured. The sovereign, for example, with all the officers both of justice and war who serve under him, the whole army and navy, are unproductive labourers. They are the servants of the public, and are maintained by a part of the annual produce of the industry of other people. Their service, how honourable, how useful, or how necessary soever, produces nothing for which an equal quantity of service can afterwards be procured. The protection, security, and defence, of the commonwealth, the effect of their labour this year, will not purchase its protection, security, and defence, for the year to come. In the same class must be ranked, some both of the gravest and most important, and some of the most frivolous professions; churchmen, lawyers, physicians, men of letters of all kinds; players, buffoons, musicians, opera-singers, opera-dancers, etc. Auch die Arbeit einiger der angesehensten Berufe, ist, wie die der Dienstboten*, unproduktiv, haftet nicht an einer Sache und realisiert sich nicht in irgendeiner unbeweglichen Sache (er meint wohl Anlagevermögen) oder in einer beweglichen Ware, welche noch besteht, wenn die Arbeit beendet ist und für die man eine gleich große Menge an Arbeit erlangen könnte. Der Souverän zum Beispiel, mit all seinen Beamten aus der Justiz und Kriegsministerium, die ihm dienen, die ganze Armee und Marine sind unproduktive Arbeiter. Sie dienen der Allgemeinheit und werden von einem Teil dessen versorgt, was der Fleiß anderer erwirtschaftet. Ihr Dienst, so ehrenvoll, nützlich oder nötig er auch immer sein mag, bringt nichts hervor, mit dem man später die gleiche Menge an Leistung wieder einkaufen könnte. Mit dem Schutz, der Sicherheit und der Verteidigung des Commonwealth, das Resultat ihrer Arbeit in diesem Jahr, kann man nicht den Schutz, die Sicherheit und die Verteidigung im nächsten Jahr kaufen. Zur selben Kategorie müssen wir sowohl die ernstesten und wichtigsten wie auch die frivolsten Berufe zählen. Geistliche, Rechtsanwälte, Ärzte und Denker aller Art; Schauspieler, Clowns, Musiker, Opernsänger, Operntänzer etc.

Da zeigt sich Adam Smith jetzt als echte Spaßbremse. Da wird einem auch klar, warum die hübsche Französin ihm einen Korb gegeben hat (siehe Wikipedia). Warum er die Rechtsanwälte zu den ernsten und seriösen Berufen zählt, aber Schauspieler zu den unseriösen ist nicht nachvollziehbar. De facto sind Rechtsanwälte Schauspieler, aber weit weniger seriös als Prostituierte. Bei Prostituierten ist klar, dass sie lügen, dafür werden sie bezahlt, das ist seriös.

Rechtsanwälte behaupten, dass sie dafür bezahlt werden, die Wahrheit zu sagen, obwohl jeder weiß, dass sie lügen, wenn sie nur den Mund aufmachen, das ist unseriös und häßlich sind sie obendrein, was für Prostituierte ja nicht zutrifft.

Armee und Marine ist nun eindeutig unproduktive Arbeit, daran besteht kein Zweifel, da hat er Recht. Das ist aber nicht der Punkt. Der Punkt ist, abgesehen davon, dass sie zu dem fatalen Irrtum bezüglich sparen führt, dass der Wert der Ware bei ihm nur von einer Richtung bestimmt wird, nämlich von der Kostenseite.

Nur wer den Wert ausschließlich durch die Kostenseite bestimmt sieht, kann auf die Idee kommen, dass Sparen das Volkseinkommen vermehrt. Wer davon ausgeht, dass Sparen die Nachfrage senkt und sich der Wert einer Ware aus der Nachfrage ergibt, wird Sparen kritischer sehen. Keynes zum Beispiel sieht Sparen aus diesen und anderen Gründen kritisch.

Das passt aber nicht nur bei Adam Smith nicht zusammen, das geht auch bei der Journaille und bei der Politik kreuz und quer. Die Politik empfieht zur Zeit, dass gespart werden soll, um die für das Alter vorzusagen. Sie jauchzt und frohlockt aber auch, wenn das Weihnachtsgeschäft brummt oder der Konsumklimaindex steigt.

Seine Definition von produktiver Arbeit hat also gleich drei Probleme. 1) Erstens, das erleben wir in Planwirtschaften, spielt die Nachfrage überhaupt keine Rolle mehr. Es bleibt völlig unbestimmt, was überhaupt produziert werden soll. 2) Sie führt hinsichtlich des Sparens völlig in die Irre. 3) Es passt überhaupt nicht zum Rest seines Werkes.

Seine "Wertheorie", also die Aussage, dass in einer Ware Lohn, Bodenrente und Profit quasi in "verdinglichter" Form vorliegt, verbaut ihm irgendwie den Weg zu tieferen Einsichten. Wenn das Ergebnis einer Arbeit nicht in dinglicher Form vorliegt, dann ist es für ihn unproduktiv.

Fehlerhaft ist das, weil es auch auf die Dienstleistungen zutrifft und diese machen den größten Teil de BIP aus.

Produktiv, im Gegensatz zu unproduktiv, ist Kapital für ihn nur dann, wenn es so angelegt wird, dass die Produktionsmöglichkeiten (also die MÖGLICHKEITEN, nicht die konkrete NACHFRAGE) steigen. Das Gegenteil von unproduktiv ist für ihn also der Verzicht auf Konsum.

Er verwechselt die vielgepriesene schwäbische Hausfrau (der Autor ist übrigens Schwabe und er kann zuversichtlich versichern, dass die schwäbische Hausfrau eine Figur ist, die einem Fantasy Roman entsprungen sein muss) mit dem Staat.

As the capital of an individual can be increased only by what he saves from his annual revenue or his annual gains, so the capital of a society, which is the same with that of all the individuals who compose it, can be increased only in the same manner.

Wie das Vermögen eines Individuums nur durch das vermehrt werden kann, was es von seinen jährlichen Einnahmen oder Gewinnen spart, so kann das Vermögen der Gesellschaft, welches dem entspricht, was alle Individuen, die diese Gesellschaft bilden, nur auf dieselbe Art und Weise vermehrt werden.

aus: Book II, Chapter III

Hanoi, dät do die schwäbische Hausfrau sage, des got ette. We ma alle spare, no kauft ja nemänd me ebbes. Das kam der Autor schon als neunjähriges Kind dubios vor, er hatte nämlich eine schwäbische Oma, mit "wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert" und so. Das kam ihm, das ist kein Witz, schon mit neun Jahren dubios vor und zwar nicht nur deswegen, weil die Weisheit geeignet war, das Cornetto Erdbeer in weite Ferne rücken zu lassen, sondern auch, weil es nicht funktionieren kann.

Die Stelle ist hübsch, weil sie den Fehler sehr plastisch illustriert. Den Unterschied zwischen einem Privathaushalt und der Gesamtwirtschaft sieht er nicht. Der Privathaushalt, kann kein Geld schöpfen. Allerdings stimmen seine Überlegungen nicht mal für den Privathaushalt. Auch der Privathaushalt kann sein Vermögen durch Kreditaufnahme mehren. Auch bei einem Privathaushalt ist es nicht nötig, dass er vorher spart. Die eigentliche Bedingung, damit ein Haushalt etwas kaufen kann, ist die Existenz von irgendjemandem, der ihm das war er haben will produziert. Ist niemand da, der ihm das produziert, dann kann er sich weder mit Erspartem noch mit Kredit kaufen.

Um es mal ganz plastisch darzustellen, weil es immer wieder Probleme bereitet. Ein 100 Euro Schein, den sich ein Haushalt vom Mund abspart, sieht exakt gleich aus, wie ein 100 Euro Schein, den die EZB druckt. Sparen ist völlig uninteressant. Es geht gesamtwirtschaftlich ALLEIN um die Frage, ob es freie Produktionskapazitäten gibt und ob diese so eingesetzt werden können, dass der Kreditaufnahmen via Geldschöpfung eine Geldvernichtung via Kredittilgung entgegensteht. Das ist der entscheidende Punkt. Das ganze Sparen = Investieren Tohuwabohu ist Müll. Totaler Müll. Es muss aus den akademischen Lehrbüchern gestrichen werden. Es führt zu einer unendlichen Kaskade von konzeptionellen Fehlern und Fehldeutungen der Realität.

Man kann das mit dem gesunden Menschenverstand ohne weiteres erkennen und jeder Leser dieser Zeilen weiß und wusste dies immer schon. Allerdings braucht man tatsächlich eine komplexere Theorie, wie sie erst Keynes liefert, um fundiert zu begründen, warum Sparen eben nicht den Wohlstand mehrt. Wir werden das noch drastisch sehen. Denn die ganze Altervorsorge beruht auf dieser falschen Idee. Beruht auf der Idee, dass Konsum via Sparen in die Zukunft verlagert werden kann. Wir haben hier eine tickende Zeitbombe.

In der Welt der Klassik entsteht so ein Problem, von dem Schumpeter, siehe Statische Wirtschaft, später behaupten wird, dass es schlicht nicht existiert und damit wahrscheinlich recht hat. Eine statische Wirtschaft, also eine Wirtschaft, die nicht wächst, hat, von allen anderen logischen Inkonsistenzen mal abgesehen, überhaupt keinen Bedarf an Erspartem. Die statistische Wirtschaft braucht lediglich Ersatzinvestitionen und diese werden aus Abschreibungen finanziert.

Für zusätzliche Investitionen, die das Produktionspotential vergrößern, braucht man, in einer unterbeschäftigten Wirtschaft, keine Sparer. Ein Unternehmer, der einen Bagger braucht, geht auf die Bank, spannt seine Oma als Bürgen ein, die ihr Haus verpfändet, und kauft den Bagger auf Kredit, gespart hat er das Geld nie und auch andere haben es nicht gespart, die Bank schöpft das Geld, über Giralgeldschöpfung, Verkauf von Bundesobligationen an die Zentralbank, über Kreditaufnahme bei der Zentralbank oder wie auch immer. Dann erwirtschaftet der Bagger die Annuitätentilgung, im besten Fall, andernfalls kommt Omas Häuschen unter den Hammer, und die Sache ist geritzt. Hat er den Kredit zurückgezahlt, wurde soviel Geld vernichtet, wie vorher geschöpft wurde. Gespart hat allerdings nie jemand. Allerdings, und das ist der Haken an der Geschichte, jemand muss in der Lage sein, den Bagger zu produzieren.

Entwicklungsländer müssen also nicht sparen um sich Bagger zu kaufen, sie müssen aber Bagger produzieren können.

Diese creatio ex nihilo, also Kreditschöpfung qua Geldschöpfung, ist erstmal super cool, funktioniert aber dann nicht mehr, wenn der Kredit nicht zurückgezahlt wird. Aus nichts kommt zwar, was die Druckmaschine bei der Zentralbank hergibt. Allerdings funktioniert das Spiel nur, wenn das Volkseinkommen durch den zusätzlichen Kredit so ansteigt, dass das überschüssige Geld "abgesaugt" wird. Es gilt die Quantitätsgleichung. (Wir vereinfachen jetzt mal ein bisschen, es sind ja noch ein paar Seiten da und ein bisschen Platz auf der Festplatte für weitere Ausführungen.).

Geldmenge X Umlaufgeschwindigkeit = Preisniveau X Output.

Das ist die sogenannte Cambridge Gleichung. Sie ist ein weiteres hübsches Beispiel für ein Modell, dass von den eigentlichen relevanten Paramentern abstrahiert. Der eigentlich relevante Parameter ist das Produktionspotential, die Ausbildung, Flexibilität der Wirtschaft etc.. Ist diese hoch, wird der Output steigen. Ist sie nicht vorhanden, steigen die Preise. Wir haben also eine hübsche Gleichung, die nur aus Effekten besteht, die ihre Ursachen in Umständen haben, die in der Gleichung nicht vorkommen. Die Geldmenge hängt ab von der Bewertung der gesamtwirtschaftlichen Lage durch die Zentralbank, die Umlaufgeschwindigkeit von den organisatorischen, technischen Rahmenbedingungen, das Preisniveau zum Beispiel von den Rohstoffen und zu guter letzt haben wir den Output, der abhängt von Hunderten von Rahmenbedingungen.

Es ist, wie die meisten mathematischen Modelle der Vwl, eine tautologische Gleichung, die immer gilt, in Samoa wie in den USA. Die Aussagekraft ist so präzise, wie die Aussage, dass man eine größere Distanz zurücklegt, je schneller man sich bewegt. Das gilt auch immer. In Indien wie in Afghanistan, in Marokko wie in Finnland. Allerdings wüssten wir gerne, von was es eigentlich abhängt, wie schnell sich jemand fortbewegen kann. Es macht da schon einen Unterschied, ob jemand sich mit dem Privatjet fortbewegt oder mit dem Pferd.

Ist die Umlaufgeschwindigkeit konstant und die Geldmenge steigt, dann muss entweder der Output (Volkseinkommen) steigen, oder die Preise (Inflation). Sind die Produktionsfaktoren nicht ausgelastet, könnte der Output steigen. Läuft natürlich alles auf Hochtouren, bzw. ist das know how nicht vorhanden, um die Produktion auszudehnen, das war in Spanien im 16 / 17 Jahrhundert so, dann schlägt eine Ausdehnung der Geldmenge auf die Preise durch, wir haben eine Inflation. Die Quantitätsgleichung ist jetzt natürlich noch nicht der Weisheit letzter Schluss, wir erleben ja zur Zeit, dass die europäische Zentralbank die Geldmenge gnadenlos ausdehnt, ohne dass es zu inflationären Prozessen kommt. Geld kann auch schlicht an den Finanzmärkten verblubbern, bzw. bei den Banken liegen bleiben, weil es keiner abholt.

Der langen Rede kurzer Sinn. Adam Smith liegt daneben. Say hat das zwar korrigiert, aber das Ergebnis ist auch nur ein Fehler auf höherem Niveau. Sie fragen sich jetzt, wieso sich Volkswirte mit obsoleten Theorien befassen? Die Frage ist ja wohl selten uncool. Wieso will uns Angela Merkel eine schwäbische Hausfrau sein? Erstens kommt die aus Meck-Pomm und zweitens schlürfen schwäbische Hausfrauen Cocktails und verabreden sich zum Austernfrühstück. Wir beschäftigen uns damit, weil an den Sparhokuspokus Hunderte von Millionen von Leuten glauben.


Das Begriffspaar produktiv / unproduktiv taucht in den Wirtschaftswissenschaften nicht mehr auf. Letztlich versteht Adam Smith unter unproduktiv jede Art von Verwendung des Einkommens, die nichts "hinterlässt". Produktiv ist jede Verwendung, wo sich etwas materialisiert und einen Wert hat. Letztlich ist also produktiv Sparen oder Investieren und unproduktiv konsumieren. Wir haben also mit dem Begriffspaar die gleichen Probleme wie mit dem Sparen.

Die Konzeption produktiv / unproduktiv nach Adam Smith ist richtig, wenn eine Volkswirtschaft vollkommen ausgelastet ist. In dieser Situation kann sie nur wachsen, wenn investiert wird, die Kapazität der Anlagen erweitert wird. Das muss dann zu Lasten des Konsums gehen. Man kann nicht gleichzeitig Schwarzwälder Kirschtorten backen und Backöfen bauen. Diese Situation dürfte aber selten vorliegen und abgesehen davon, haben auch in einer solchen Situation nur Waren einen Wert, die auch tatsächlich abgesetzt werden.

Allerdings kommt Adam Smith auch aus seiner schiefen Perspektive, zu durchaus zutreffenden Aussagen. Das ist es, was eine Bewertung des Werkes extrem schwierig macht.

Richtig an der These ist, dass das Produktionspotential einer Volkswirtschaft eingeschränkt wird, wenn sich viele Leute mit unproduktiven Tätigkeiten befassen. Richtig ist das Begriffspaar, wenn man es unter Allokationsgesichtspunkten betrachten, was aber nicht die Perspektive ist, unter der Adam Smith die Problematik betrachtet. Zahlen produktive Bereiche der Wirtschaft Steuern und lenkt man diese Ressourcen in Bürokratien um sinnfreie Tätigkeiten von Beamten zu finanzieren anstatt Straßen zu bauen, dann haben wir zwar wohlgenährte Beamte, aber irgendwann mal eben keine Infrastruktur mehr. Hätten die Griechen mehr Geld in die Infrastruktur gesteckt anstatt in Bürokratien, wäre die Diskussion um die griechische Staatsverschuldung auch entspannter. Den Schulden stünde ein Vermögen gegenüber. Mit so einer Situation kann man gut leben.

Great nations are never impoverished by private, though they sometimes are by public prodigality and misconduct. The whole, or almost the whole public revenue is, in most countries, employed in maintaining unproductive hands. Such are the people who compose a numerous and splendid court, a great ecclesiastical establishment, great fleets and armies, who in time of peace produce nothing, and in time of war acquire nothing which can compensate the expense of maintaining them, even while the war lasts. Such people, as they themselves produce nothing, are all maintained by the produce of other men’s labour. When multiplied, therefore, to an unnecessary number, they may in a particular year consume so great a share of this produce, as not to leave a sufficiency for maintaining the productive labourers, who should reproduce it next year. The next year’s produce, therefore, will be less than that of the foregoing; and if the same disorder should continue, that of the third year will be still less than that of the second.

Große Nationen verarmen nie durch private Misswirtschaft, sehr wohl aber durch öffentliche Verschwendung und öffentliche Misswirtschaft. Alle, oder fast alle öffentlichen Einnahmen werden in den meisten Ländern für unproduktive Tätigkeiten ausgegeben. Die Leute mit zahlreicher und aufwendiger Hofhaltung gehören hierzu, die Gruppe an Geistlichen, große Flotten und Armeen, die in Friedenszeiten nichts produzieren und in Kriegszeiten nichts, was auch nur für die Dauer des Krieges dem Aufwand entspräche, sie zu erhalten. Diese Leute leben, da sie ja selbst nichts produzieren, vom Produkt menschlicher Arbeit. Wenn dieser Bereich über das vernünftige Maß hinaus ausgedehnt wird, dann konsumieren sie in einem Jahr einen so großen Anteil von diesem Produkt, das nichts mehr übrigbleibt, um die produktiven Arbeiter zu versorgen, die es nächstes Jahr wieder produzieren sollen, so dass das Produkt des nächsten Jahres geringer ist, als das Produkt des vorhergehenden. Geht die Misswirtschaft weiter, dann wird das Produkt des dritten Jahres noch geringer sein, als die des zweiten.

aus: Book II, Chapter III

Anzunehmen ist, dass wir in diesem Fall nicht mal darauf hinweisen müssen, dass sich der Autor im Jahre 2012 befindet, man also gerade die Misswirtschaft großer Nationen betrachten kann, da wird auch der Leser in der Zukunft wohl Anschauungsmaterial haben.

Dieser Bereich, also der weitgehend unproduktive staatliche Sektor, wird sich immer weiter ausdehnen, das scheint irgendwie eine Gesetz zu sein, siehe Parkinsonsche Gesetze.

Was nicht durch die harten Gesetze der marktwirtschaftlichen Ordnung kontrolliert wird, läuft völlig aus dem Ruder. Existiert kein Markt, dann müssen Verfahren eingeführt werden, die eine ähnliche starke Wirkung haben wie die Marktmechanismen, was nicht einfach ist. Die Kontrolle durch den Markt erfolgt anonym. Die Interpretation ökonomischer Paramenter als quasi physikalische Einheiten, wie wir das oft, wenn nicht sogar ausschließlich, in ökonomischen Modellen finden, ist meist Unsinn, weil sie Paramenter, etwa, um ein extremes Beispiel zu wählen, die Grenzleistungsfähigkeit der Arbeit, Effekte, aber keine Ursachen sind, aber hier stimmt es. Der Wettbewerb ist tatsächlich eine anonyme Kraft. Der Unternehmer, der ein Produkt nicht zu konkurrenzfähigen Preisen anbieten kann, kann sich bei niemandem beschweren. Es sieht sich einer anonymen Kraft gegenüber, an die er sich anpassen muss.

Die öffentliche Verwaltung diskutiert ewig und hat auch einen Ansprechpartner für ihre Beschwerden. Der Autor versucht z.B. schon seit drei Jahren aus dem Bundesanzeiger Verlag herauszukitzeln, wie er auf den Betrag von 31 Euro kommt, der für die Hinterlegung des Jahresabschlusses beim e-bundesanzeiger zu entrichten ist. Jeder, weiß, dass der eigentliche Marktpreis für eine solche "Leistung" etwa 10 Cent beträgt. Hier allerdings erfolgt die Kostenfestsetzung wohl nicht durch den Markt. Der Dumont & Schauberg Verlag, Besitzer des Bundesanzeigers, hat wohl eine Vorstellung darüber, wieviel er verdienen will, ein paar 100 Millionen Euro im Jahr. Daraus ergibt sich dann die Gebühr, die vom Bundesministerium für Justiz bestätigt wird.

Wahrscheinlich könnte jeder Unternehmer einen Roman schreiben über Beamte, öffentliche Verwaltung, Blödheit, Faulheit, Sumpf und Inkompetenz.

Wahrscheinlich ist es aber noch schlimmer, als Adam Smith sich das vorstellt. Im Bereich öffentlicher Verwaltung arbeiten die Neutrinos, die Banalität des Bösen, wie Hannah Arendt das nennt, eine neutralisierte Masse, die jede Richtlinie und jedes Gesetz, egal wie unsinnig es ist, umsetzt. Wir stimmen Friedrich v. Hayek, siehe Wege zur Knechtschaft, ja nicht zu. Aber dass Bürokratien und Staaten dazu neigen, immer weiter auszugreifen, kann man kaum bestreiten. Doch davon später.

Wieso der homo oeconomicus in der öffentlichen Debatte immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik geraten ist, ist schleierhaft, bzw. erklärt sich aus der Tatsache, dass die Grundidee nicht verstanden wird. Man kann natürlich die Konzeption und den Aussagewert des Modells in Frage stellen könnte, das kann man und machen wir, davon später, siehe Th.W. Adorno, aber weit problematischer ist der homo buerocraticus.

Genau so spannend wäre eine Analyse des Angestellten / Beamten im öffentlichen Dienst, der ja selbst für die Effizienz des öffentlichen Sektors konstitutiv ist.

Da fast die Hälfte des Bruttoinlandproduktes von staatlichen Stellen verwaltet wird, wäre eine Analyse des homo sapiens buerocraticus eigentlich viel ergiebiger, als die Analyse des homo oeconomicus.

Geschichtlich gesehen hat der öffentliche Sektor weit öfter versagt, als die marktwirtschaftliche Ordnung und er hat nicht nur ökonomisch versagt, er hat auch moralisch völlig abgewirtschaftet.

Er hat inzwischen zumindest eine künstlerische Darstellung gefunden: homo sapiens buerocraticus.

Interpretierbar wäre das Verhalten des homo sapiens buerocraticus als regressiv. Der Autor glaubt nicht wirklich an den Behaviorismus (Behaviorismus), also an die These, dass sich menschliches Verhalten rein durch Reiz <=> Reaktion unter Abstrahierung innerpsychischer Vorgänge beschreiben lässt. Aber für den homo buerocraticus ist es weitgehend zutreffend. Er definiert sich ja gerade dadurch, dass er über die Sinnhaftigkeit seines Tuns in einem größeren Zusammenhang nicht reflektiert.

Der Unternehmer, der keine strategischen Handlungsoptionen entwickelt und lediglich auf Reize und Anordnungen reagiert, würde vom Markt schnell eliminiert werden. Der homo buerocraticus wird eliminiert, wenn er reflektiert.

Es ist bezeichnend, dass Verwaltungsreformen nie von der Bürokratie selbst angestoßen oder entwickelt werden. Die Politik bedient sich zur Durchsetzung von Reformen externer Unternehmen, meistens die gleichen, Arthur de Little, Price Waterhouse, KPMG etc.., obwohl deren Konzepte eigentlich so simpel sind, dass jeder BWLer im Grundstudium sie ebenfalls hätte entwickeln können. Der Vorteil des Verfahrens besteht darin, dass Ansprechpartner der Reformen dann nicht die politische Leitung der Bürokratie ist, sondern die beauftragten Unternehmen. Sie dienen dann, gegen ein saftiges Honorar, als Prellbock. Noch raffinierter war aber die Berliner Verwaltungsreform. Hier wurden dann, z.B. für die Schulung der Amtsleiter, weitere Unternehmen zwischengeschaltet, so dass auch diese Unternehmen aus der Schusslinie genommen wurden. Der langen Rede kurzer Sinn: Der Markt hat einen gewaltigen Vorteil: Er diskutiert nicht. Beamte / Angestellte im öffentlichen Dienst, diskutieren, wenn es um Effizienz geht, sehr lange, auch jahrelang und sie finden auch immer Gründe, warum auf keinen Fall gekürzt werden darf und insbesondere nicht am Gehalt.

(Der Bundesanzeiger z.B., siehe oben, kapriziert sich auf die These, dass die Gebühren gerechtfertigt seien, weil er "prüfen" müsse. Damit gibt es zwei Probleme. Dafür fehlt erstens die gesetzliche Grundlage und zweitens kann er ohne die Rohdaten gar nicht prüfen. Es ist eine reine Schutzbehauptung. Das als Beispiel. Wir diskutieren das in einem anderen Zusammenhang, der Rechtssprechung, auf www.recht-eigenartig.de.)

Der Autor hat sich ja, siehe homo oeconomicus, über den homo oeconomicus ausführlich lustig gemacht, hat aber nicht bestritten, dass dieser im Modell Erkenntnisse liefert. Wer ihn definiert als Kämpfer im "naturhaften Kampf ums Dasein", der hat halt nichts begriffen und von Wirtschaft keine Ahnung. Das kommt auch, exempla statut, auch bei Volkswirten vor.

Bei Adam Smith können wir auch lernen, dass der rein ökonomisch handelnde Mensch keine Kriege führt und auch keine Sklaven hält, weil sich dies ökonomisch nicht rechnet.

Der, im Übrigen noch völlig unerforschte, homo sapiens buerocraticus allerdings ist, historisch betrachtet, weit problematischer.

Der homo oeconomicus ist für sein Verhalten verantwortlich, der Markt straft ihn für Fehlverhalten mit Vernichtung.

Der homo sapiens buerocraticus übernimmt keine Verantwortung für nichts, er tendiert eher dazu, die Verantwortung auf andere abzuwälzen oder die Verantwortlichkeiten grundsätzlich zu verschleiern, was ihn auch von der Notwendigkeit dispensiert, sein Verhalten normativ zu hinterfragen. Der Leser findet das jetzt natürlich alles höchst abstrakt. Er möge dann zu www.recht-eigenartig.de gehen, da hat er ein illustratives Beispiel. Wir werden das Phänomen aber noch öfters aus systemischer Sicht betrachten.

Der homo oeconomicus stellt sich, zwangsläufig, einem demokratischen Entscheidungsprozess, denn er muss andere Leute von seiner überlegenen Leistungsfähigkeit überzeugen, andernfalls wird er in seiner ökonomischen Existenz vernichtet, da er als Unternehmer erfolglos ist.

Der homo sapiens buerocraticus muss sich diesem Meinungsbildungsprozess nicht stellen und er kann sich diesem auch wirksam entziehen. Die organisierte Verantwortungslosigkeit führt hier auch zu einer moralischen Zerrütung. Wer immer wieder erfährt, dass er für Fehlleistungen nicht zur Verantwortung gezogen wird, der wird auch eher dazu neigen, verantwortungslos zu handeln.

Der Unternehmer weiß ganz genau, was er Wert ist, denn über seine Leistung wird täglich abgestimmt. Die allerwenigsten Angestellten im öffentlichen Dienst / Beamte, wären in der Lage zu sagen, welchen Nutzwert ihre Leistung konkret bringt. Auch Professoren der VWL nicht und einer Messung dieser Leistung anhand objektiver Daten, Prozentzahl der Absolventen einer Fakultät, die ein Jahr nach Abschluss des Studiums einen Job gefunden haben, wird er sich so hartnäckig verweigern, wie der öffentliche Dienst in Berlin.

Der homo oeconomicus muss sich auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen, andernfalls wird er ökonomisch vernichtet. Dem homo sapiens buerocraticus ist es völlig freigestellt, sich an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen oder nicht, mit der Konsequenz, dass er es in der Regel nicht tut. Vwl Professoren werden noch in fünfzig Jahren den Pareto Müll erzählen, egal wie dringlich die Vermittlung alternativer Inhalte dann sein wird.

Der Autor hat bereits deutlich gemacht, siehe Präliminarien, dass er in der Auseinandersetzung zwischen der Frankfurter Schule und Karl Popper, der Positivismusstreit in der deutschen Sozialgeschichte, die Position Adornos für vertretbar hält.

Ist das, was gemessen wird, lediglich das Resultat eines Prozesses, dann kommt dem Resultat dieses Prozesses kein absoluter Wahrheitsgehalt mehr zu. Weniger überzeugend ist die Fokusierung der Frankfurter Schule auf psychische Deformierungen, die dem "Kapitalismus" geschuldet sind.

Für die These, dass der homos sapiens buerocraticus weniger deformiert ist, als der homo oeconomicus spricht eigentlich nichts. Wir werden jetzt nicht, siehe Präliminarien, in jedem staatlichen Handeln einen "Weg zur Knechtschaft" à la Hayek erkennen, aber unstrittig ist, dass der homo sapiens buerocraticus durch ähnliche Mechanismen zu kontrollieren ist, wie der homo oeconomicus.

Das kann nach einem System erfolgen, wie es von Price Waterhouse / Arthur de Little / KPMG für die Berliner Verwaltung ausgearbeitet und umgesetzt worden ist, oder durch eine Kontrolle über das Internet, siehe Präliminarien. Solche Syteme werden aktuell auch in der Justiz implementiert, siehe www.recht-eigenartig.de. Der Autor ist ernsthaft der Meinung, dass man die Gefahr, die von Systemen ausgeht, die nicht der Kontrolle durch den Markt unterliegen, sehen sollte und er ist auch ganz ernsthaft der Meinung, dass über Transparenz und öffentliche Kontrolle marktähnliche Kontrollmechanismen zu implementieren sind.

Die öffentliche Debatte ist wirr. Es werden Sektoren der Wirtschaft, etwas der Finanzmarkt, als problematisch identifiziert, die eben gerade nicht über Marktmechanismen gesteuert werden. Die Wirtschaft der Bundesrepublik kennt aber auch sehr viele homines oeconomici, die ihr Geld über eine ganz konkrete Marktleistung verdienen.

Wir erleben aber in der gegenwärtigen Krise, wir schreiben immer noch das Jahre 2012, es geht um Griechenland, Spanien etc., dass überhöhte Staatsausgaben mit dem Scheitern keynesianischer Politik gleichgesetzt werden. Das fragt man sich, was das mit Keynes zu tun hat.

Sowohl der Staat, der im keynesianische System Fiskalpolitik betreibt, wie auch der private Sektor, der dies nicht tut, können gewaltige Schuldenberge anhäufen, das ist eine Gemeinschaftarbeit. Verursacher der Krise sind private Kapitalsammelstellen und die Staaten.

Der Staat nimmt gerne Geld und Kapitalsammelstellen investieren gerne in Wertpapiere, die zumindest auf dem Papier mit festen Zinsätzen verzinst werden und auch liquide sind, das heißt gehandelt werden können.

Wachstum entsteht aber durch Realinvestitionen. Diese haben aber keine festen Zinssätze und sind auch nicht liquide. Das Maximum, was bei Kapitalsammelstellen noch geht, sind Immobilien und Börsengänge. Der Autor würde sagen, dass Keynes die wesentlichen Elemente, die zur Krise geführt haben, nennt.

Die ganze Diskussion läuft also auf eine Binse hinaus. Was Griechenland und Spanien brauchen, sind Investitionen in rentable Projekte, die die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen.

Die erste Aussage Adam Smiths, also dass jede Art von Arbeit unproduktiv sei, bei der diese Arbeit nicht in einer Ware gespeichert wird, ist auch aus einem anderen Grund heraus noch problematisch.

Dienstleistungen werden nämlich genau so definiert: Bei der Dienstleistung erfolgt Erzeugung und Lieferung sozusagen uno actu, auf einen Hops, gespeichert wird da nix. Erstellt ein Architekt einen Plan für ein Haus, dann wird da ebenfalls nichts gespeichert, denn der Plan, so er für einen konkreten Bauherrn nach dessen Wünschen angefertigt wurde, hat keine Arbeit "gespeichert" er kann nämlich nicht verkauft werden.

Ein weiteres Problem der Aussage Adam Smith besteht darin, dass der Umkehrschluss nicht möglich ist. Wir müssen uns hierbei mal an einem weiteren Beispiel klar machen, wie scharf er formuliert.

Though the expense of the prodigal should be altogether in home made, and no part of it in foreign commodities, its effect upon the productive funds of the society would still be the same. Every year there would still be a certain quantity of food and clothing, which ought to have maintained productive, employed in maintaining unproductive hands. Every year, therefore, there would still be some diminution in what would otherwise have been the value of the annual produce of the land and labour of the country. Auch wenn die Ausgaben des Verschwenders nur für heimische Produkte verwandt wird, wären die Auswirkungen auf die produktiven Ressourcen der Gesellschaft die gleichen. Jedes Jahr ginge eine bestimmte Menge an Nahrung und Kleidung, welche produktive Hände hätte unterhalten können, an unproduktive. Jedes Jahr wäre als der Ertrag aus Land und Arbeit des Landes geringer, als er hätte sein können.

aus: Book II, Chapter III

Er meint also, dass Ausgaben für Hausangestellte rein konsumtiv sind, ihre Arbeit sich nirgends materialisiert, wohingegen man mit dem Geld auch Landarbeiter hätte beschäftigen können, die einen Mehrwert geschaffen hätten.

Der Umkehrschluss wäre dann, dass der Staat Anreize zum Sparen geben sollte, denn je mehr gespart wird, desto besser. Alternativ könnte man noch in den Kirchen die Bevölkerung zum sparen anhalten. Jeder sieht ein, dass das Spiel nicht funktionieren kann.

Der Umkehrschluss ist aber keine theoretische Möglichkeit, sondern bittere Realität. Auf diesem Umkehrschluss basiert die kapitalgedeckte Rentenversicherung. Diese hat den Versicherungsgesellschaften ordentlich Geld in die Kasse gespült, aber die Versicherten werden einen Großteil ihres Geldes verlieren, weil das Spiel nicht funktionieren kann. Die Annahme, dass man mit sparen heute einen unbestimmten Konsum in unbestimmter Zukunft sichern kann, ist fast so skurril, wie die Annahmen, dass sich ein Strukturvertrieb auf der Basis eines Schneballsystems rechnet.

Skurril ist, dass wir in der öffentlichen Diskussion beide Positionen haben und es offensichtlich niemandem auffällt, dass diese Positionen diametral entgegengesetzt sind.

Man jauchzt und frohlocked durch alle auditiven und visuellen Massenmedien, wenn die Konsumlaune steigt und sehnt die Konsumlaune herbei wie der Herr den Tag, an dem man seiner gedenkt. Der Konsum lässt das Geschäft brummen.

Gleichzeitig werden Anreize geschaffen, die Sparquote, etwa zur Alterssicherung, zu erhöhen, sei es durch die Riesterrente oder andere vermögensbildende Maßnahmen.

Die Krönung an wirtschaftlichem Sachverstand ist hierbei Ursula von der Rolle, ihres Zeichens Bundesministerin für Arbeit, die will eine Pflicht zur Altervorsorge für Selbsständige einführen.

Obwohl wir also gerade erleben, dass riesige Kapitalbeträge um den Globus irrlichtern und verglühen, von keinem Knappheitssignal in Form von Rentabilität an ihrer Bewegungsfreiheit gehindert, obwohl die Verzinsung von Lebensversicherungen ständig zurückgeht, weil nur noch (!) das gesetzlich vorgeschriebene Minimum erwirtschaftet werden kann, die Betonung liegt auf noch, obwohl manche Kapitalsammelstellen inzwischen schon dafür bezahlen, dass sie Geld in einem sicheren Hafen parken können, obwohl überhaupt strittig ist, welche Rolle ex ante Sparen überhaupt spielt, plädiert sie für mehr sparen.

Wenn die Selbständigen dann ihr Geld in irgendwelchen Pensionskassen versenkt haben, anstatt es rentabel in ihren eigenen Unternehmen anzulegen, genießt sie ihre üppigen Pensionen.

Um die Sache mal auf den Punkt zu bringen. Von der Klassik / Neoklassik sind einige Instrumente sinnvoll, mit denen man Details analysieren kann. Zentral ist die Idee, dass Preise für die optimale Allokation sorgen. Von den anderen Annahmen der Klassik wird letztlich nicht viel übrig bleiben.

Die Klassik / Neoklassik verwechselt Einschränkung des Konsums mit Sparen und damit mit Investieren. Dieser Zusammenhang existiert in dieser schlichten Form nicht.

Man kann in einem historischen Abriss, wie hier, die Irrungen und Wirrungen volkswirtschaftlicher Theorien nachzeichnen. Für historisch Interessierte mag das interessant sein. Sie haben aber nichts in einem Studium der VWL verloren und gehören aus den Lehrbüchern der VWL eliminiert.

Entscheidend ist immer das Produktionspotential einer Volkswirtschaft, das heißt die KONKRETE Fähigkeit etwas zu produzieren, was irgendjemand auch haben will. Dafür braucht man den Kenntnisse, die im Verlaufe des Studium zu vermitteln sind. Das heißt wiederum, dass obsolete Inhalte eliminiert und sich mit relevanten Inhalten beschäftigt. Geschwätz ist kein relevanter Inhalt und interessiert keine Sau, dafür gibt es Null Euros.

nach oben ...

Infos und Anmerkungen:

ES        DE

Das Buch zur Webseite.

 

Investitionen abhängig vom Volkseinkommen, von der Kreditschöfpung via Geldschöpfung oder ex ante Sparen ?
Sparen im Sinne von verkörperter Arbeit ist keine Bedingung für Investitionen.
Investitionen können auch über Kreditschöpfung qua Geldschöpfung finanziert werden.
Wird aber der Kredit anschließend nicht getilgt, kommt es zu einer Ausdehnung der Geldmenge und zu Verschuldung.
Bei der unproduktiven Arbeit handelt es sich um Konsum. Die unproduktive Arbeit manifestiert sich nicht in einem Produkt.
Produktive Arbeit erweitert die produktiven Kapazitäten.
Hinsichtlich der Frage, ob sich der Wert einer Ware aus den Kosten oder der Nachfrage ergibt, ist Adam Smith schwankend.

infos24 GmbH