Über Biographisches zu Karl Marx brauchen wir nicht berichten, denn wer googelt, der findet.
Wir können durchaus finden, dass auch die akademische Volkswirtschaftlehre ideologischen Charakter hat, das ist aber immer die Softvariante. Der Marxismus ist dann eine andere Liga, denn der hatte in der DDR Verfassungsrang.
Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik vom 6. April 1968 (in der Fassung vom 7. Oktober 1974) Artikel 1 Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern. Sie ist die politische Organisation der Werktätigen in Stadt und Land unter der Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei. Die Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik ist Berlin. Die Staatsflagge der Deutschen Demokratischen Republik besteht aus den Farben Schwarz-Rot-Gold und trägt auf beiden Seiten in der Mitte das Staatswappen der Deutschen Demokratischen Republik. Das Staatswappen der Deutschen Demokratischen Republik besteht aus Hammer und Zirkel, umgeben von einem Ährenkranz, der im unteren Teil von einem schwarz-rot-goldenen Band umschlungen ist. |
Der Autor neigt ja nicht gerade zu patriotischen Gefühlen, aber bemerkenswert ist, dass die Verfassung der BRD erstmal die ganz grundlegenden Dinge regelt, Würde des Menschen, Menschenrechte, Versammlungsfreiheit etc.. Der Plunder mit den Fähnchen kommt dann erst bei Artikel 22. Vergleicht man die Verfassungen der einzelnen Nationalstaaten, die alle mit dem Fähnchenplunder und Nationalhymne Dschingtarata anfangen, ist die BRD tatsächlich ein moderner Staat, die anderen sind da noch ein bisschen miffig nationalstaatlich.
Richtig irre ist aber Artikel 9 der Verfassung der DDR.
Artikel 9 Die Volkswirtschaft der Deutschen Demokratischen Republik beruht auf dem sozialistischen Eigentum an den Produktionsmitteln. Sie entwickelt sich gemäß den ökonomischen Gesetzen des Sozialismus auf der Grundlage der sozialistischen Produktionsverhältnisse und der zielstrebigen Verwirklichung der sozialistischen ökonomischen Integration. |
Die DDR entwickelte sich als nach den ÖKONOMISCHEN GESETZEN DES SOZIALISMUS. Donnerknack! Also wenn sich etwas gesetzesmäßig entwickelt, dann braucht man nur noch zuschauen. Natürlich kann jedes Land in seine Verfassung schreiben, dass sich die Bewegung der Gestirne nach den objektiven Gesetzen der Astronomie zu vollziehen hat. Es wäre dann aber vernünftig, in den Ausführungsbestimmungen zu diesem Gesetz die Bahn der Gestirne so zu beschreiben, wie sie sich tatsächlich seit Millionen Jahren vollziehen, andernfalls könnte das Ziel mit Verfassungsrang unter Umständen nicht realisiert werden.
Wir fragen und jetzt natürlich, was die Gesetze des Sozialismus sind. Das kann man versuchen herauszufinden, indem man irgendeine Schwarte nimmt, die in der DDR Studiengängen wie Ökonomie zugrunde lag. Das finden wir dann in endloser Reihung Geschwaffel wie dieses.
Der französische Vulgärökonom Say (1767-1832) erhob „drei Produktionsfaktoren“ – Arbeit, Kapital und Boden – zur Quelle des Werts und zog den Schluss, dass die Besitzer jeder dieser drei Produktionsfaktoren die ihnen „zukommenden“ Einkünfte erhalten: der Arbeiter den Arbeitslohn, der Kapitalist den Profit (oder den Zins), der Grundbesitzer die Rente. Say behauptete, es gäbe im Kapitalismus keinen Widerspruch zwischen Produktion und Konsumtion, und leugnete damit die Möglichkeit allgemeiner Überproduktionskrisen. Die Theorie von Say stellte eine grobe Verzerrung der Wirklichkeit zugunsten der Ausbeuterklassen dar. www.politische-oekonomie.org |
Wir sehen mal davon ab, dass es falsch ist. Bei Jean Baptiste Say ist unternehmerische Tätigkeit ein eigener Produktionsfaktor, siehe Unternehmer. Arbeit, Kapital und Boden als Produktionsfaktor ist nicht Say spezifisch, sondern auch bei Ricardo, dem großen Vorbild von Marx so. Im übrigen misst Jean Baptiste Say dem Boden nur eine geringe Bedeutung bei.
Also im Grunde das gleiche Geschwurbel wie im Orginal, also bei Karl Marx. Das Phänomen interessiert natürlich jetzt nicht inhaltlich, aber psychologisch ist es ein kurioses Phänomen.
Ein Aspekt von Ideologie ist eine verengte Wahrnehmung, in gewissem Sinne eine psychotische Störung. Der Patient ist nicht mehr in der Lage, die Realität aus unterschiedlichen Blickwinkeln wahrzunehmen. Die Realität wird nur noch unter Bezugnahme auf eine fixe Idee interpretiert und jedes Ereignis wird so umgedeutet, dass es die fixe Idee bestätigt.
Was mit der fixen Idee nicht in Einklang zu bringen ist, wird ausgeblendet oder eben umgedeutet. Die Grenzen zwischen bewusster, kalkulierter Instrumentalisierung einer Ideologie, in diesem Fall ist dem Betreffenden bewusst, dass sein Weltbild die Realität nicht wiederspiegelt und der psychotischen Störung sind hierbei fließend, wobei die Ideologie als psychotische Störung ethisch noch akzeptabler ist, als die Ideologie als Instrument.
Als psychotische Störung hat sie einen "ehrlichen" Kern, ist Flucht aus einer unerträglich scheinenden Realität, ist, im Marxschen Sinne, Opium fürs Volk, ein Religionsersatz. Perverser ist die Ideologie, wenn sie nur noch Instrument ist. Die Stasi Ratten waren, schaut man sich die Protokolle an, intelligent genug, um das ganz Gebrabbel vom Arbeiter und Bauern Staat als Instrument zur Zementierung von Machtverhältnissen zu durchschauen.
Der Zusammenbruch der DDR bedeutete für dieses Gesocks auch nicht das Ende einer Utopie, sondern lediglich das Ende ihrer Karriere, die sie aber teilweise beim Klassenfeind fortsetzten. Dieser Typ von Ratte ähnelt dem Bürokraten à la Eichmann, er ist die Banalität des Bösen, wie Hanna Arendt das nennt, die funktionierende Nichtigkeit.
Auch wenn wir im Moment die best ausgebildeste Bevölkerung aller Zeiten haben, die Anfälligkeit für Ideologien extrem gering ist, das Internet sehr schnell mächtig viele Leute mobilisieren kann, wenn die Freiheit bedroht ist, die Akzeptanz, globale Mißstände hinzunehmen, Jahr für Jahr schwindet, so kann man doch an dieser Baustelle noch weiter arbeiten.
Der Begriff ökonomische Gesetze des Sozialismus hat es zwar in der DDR Verfassung zu Verfassungsrang gebracht, aber niemand wird behaupten können, dass es sich hierbei um einen unbestimmten Rechtsbegriff handelt. Es handelt sich hierbei schlicht um einen grauenhaften Quark. Ein gewisser Lothar Lotze, seine Zeichens ehemaliger Professor für Ökonomie an der Martin-Luther Universität Halle / Wittenberg schreibt z.B. folgendes.
Nur wenn die Zielstellungen des menschlichen Handeln auf wirtschaftlichem Gebiet den objektiven ökonomischen Gesetzen entsprechen, stimmen die tatsächlich erreichten Resultate mit den Zielen überein. Insofern gilt, was F. Engels, bezogen auf die Naturgesetze, feststellte: "Nicht in der geträumten Unabhängigkeit von den Naturgesetzen liegt die Freiheit, sondern in der Erkenntnis dieser Gesetze, und in der damit gegebenen Möglichkeit, sie planmäßig zu bestimmten Zwecken wirken zu lassen."
Auch im Sozialismus bestimmt nicht der gesellschaftliche Überbau, bestimmt nicht der Wille der Menschen die Produktionsverhältnisse. Eine solche, dem dialektischen und historischen Materialismus widersprechende Auffassung ermöglicht nicht, sondern verhindert die Ausschöpfung der großen Vorzüge des Sozialismus, die in der bewußten Verwirklichung der objektiven Gesetze liegen. www.archiv.uni-leipzig.de |
Er ist also der Meinung, dass wir z.B. die Gesetze der Astronomie anwenden sollten und im Einklang mit diesen auf den Mond fliegen können und ökonomisches Handeln nur sinnvoll ist, wenn es mit den objektiven Gesetzen des Sozialismus arbeitet, aber nicht gegen diese.
Menschen haben in der Wirtschaft alles, schlicht alles in der Hand. Sie produzieren, was sie wollen, sie kaufen was sie wollen, sie verkaufen, was sie wollen, sie produzieren Waren, so wie es ihnen Spaß macht, sie verteilen das um, wenn ihnen das Spaß macht, sie können sich mit etwas beschäftigen oder eben nicht.
Dass Marx an seinen Hokuspokus glaubte, ist eine Sache, aber diesen Schwachsinn dann vierzig Jahre nachzuplappern, ist schon ein schwerer Fall einer psychotischen Erkrankung.
Man kann es auch so sagen. Die DDR war im Grunde, geht man von ihrer Verfassung aus, eine Irrenanstalt. Der Herr Lotze auf jeden Fall veranstaltet heute Seminare zur Existenzgründung (http://hoffmann-und-partner.de), wahrscheinlich nach den ökonomischen Gesetzen des Sozialismus. Allerdings wäre am Anfang zu klären, ob sich die Entscheidung, ein Unternehmen zu gründen, aus den ökonomischen Gesetzen des Sozialismus ergibt, ober ob man das auch lassen kann. Wahrscheinlich muss der Unternehmer anschließend aber nicht mehr viel tun, das geht dann wie Schmitz Katze ohne eigenes Zutun nach den ökonomischen Gesetzen des Sozialismus.
Das Kapital von Murks bringt es locker auf ein paar Tausend Seiten, grauenhaft geschriebenes Geschreibsel und Wortklaubereien. Wir finden dort Sätze, von wirklich erlesener Schönheit.
Die Nützlichkeit eines Dings macht es zum Gebrauchswert. Aber diese Nützlichkeit schwebt nicht in der Luft. Durch die Eigenschaften des Warenkörpers bedingt, existiert sie nicht ohne denselben. Karl Marx, Das Kapital I, 1. Abschnitt, Ware und Geld |
Alter Schwede! Also Karl Murks behauptet eiskalt, dass etwas nur nützlich ist, wenn man auch was damit anfangen kann. Ein Misthaufen im Wohnzimmer hätte dann zum Beispiel nur einen Gebrauchswert, wenn man seine Schwiegermutter in die Flucht treiben will. Da muss man erst Mal drauf kommen. Und damit etwas nützlich ist, muss es auch da sein. Er behauptet also, dass die Schwarzwälder Kirschtorte nur Spaß macht, wenn sie leibhaftig auf dem Tisch steht. Das sah meine Oma ja immer anders, die meinte immer Vorfreude ist die schönste Freude. Dann schreibt er etwas, da wären wir von alleine nicht drauf gekommen.
Der Gebrauchwert verwirklicht sich nur im Gebrauch oder der Konsumtion. ebenda |
Er meint also, die Schwarzwälder Kirschtorte muss nicht nur auf dem Tisch stehen, sondern sie muss auch gefuttert werden, damit sie Spaß macht. Na ob wir dergestalt wirklich die höchsten aller Genüsse beschrieben sehen, weiß der Autor ja nicht, aber der Herr Marx scheint auf jeden Fall ganz raffinierte Genüsse zu kennen. Der Autor will jetzt nicht behaupten, dass das marxsche Geschreibsel das Schrecklichste ist, was ihm je untergekommen ist. Die BWLer, vor allem in Bereichen wie Personalwesen, Organisation und Planung, erreichen durchaus marxsches Niveau, aber es ist schon ziemlich grauenhaft.
Jeder, der sich durch das marxsche Geschreibsel quält, stellt sich spätesten nach fünfzig Seiten Wortklaubereien die Frage, wozu das Teil überhaupt gut sein soll, die praktische Anwendbarkeit ist dicht bei Null.
Wir haben noch nie behauptet, dass die akademische Volkswirtschaftlehre westlicher Prägung das Nonplusultra ist, aber, bei allen Abstrichen, die zu machen sind, siehe Präliminarien, sie hat, zumindest manchmal, einen Bezug zur Realität.
Sie liefert Instrumente, mit denen sich Phänomene untersuchen lassen, bzw. beleuchtet Aspekte konkreter wirtschaftspolitischer Fragestellungen. Bei Marx haben wir ein Geschwurbel ohne Ende. Auf die Trennung von Gebrauchswert und Tauschwert legt er gesteigerten Wert. Gebrauchswert hat ein Ding, wenn es zu etwas gut ist. Hinsichtlich des Gebrauchswertes, lassen sich aber zwei Dinge nicht vergleichen, Computer = Stuhl macht wenig Sinn, wenn man auf den Gebrauchswert abstellt. Wenn also irgendjemand bereit ist, 10 Stühle gegen einen Computer zu tauschen, dann muss der Wert der zehn Stühle dem Wert eines Computers entsprechen. Der Wert ist also erstmal ein abstrakter, allgemeiner Maßstab, der, im Gegensatz zum Gebrauchswert, quantitativ definiert ist. Der Ausdruck 10 Stühle = 1 Computer macht also Sinn, wenn man auf diesen abstrakten Wert abstellt, dieser abstrakte Wert ist dann der Tauschwert. Der Salto Mortale zur Arbeit erfolgt dann aber plötzlich und völlig unvermittelt.
Sieht man nun vom Gebrauchswert der Warenkörper ab, so bleibt ihnen nur noch eine Eigenschaft, die von Arbeitsprodukten. Jedoch ist uns auch das Arbeitsprodukt bereits in der Hand verwandelt. Abstrahieren wir von seinem Gebrauchswert, so abstrahieren wir auch von den körperlichen Bestandteilen und Formen, die es zum Gebrauchswert machen. Es ist nicht länger Tisch oder Haus oder Garn oder sonst ein nützlich Ding. Alle seine sinnlichen Beschaffenheiten sind ausgelöscht. Es ist auch nicht länger das Produkt der Tischlerarbeit oder der Bauarbeit oder der Spinnarbeit oder sonst einer bestimmten produktiven Arbeit. Mit dem nützlichen Charakter der Arbeitsprodukte verschwindet der nützlicher Charakter der in ihnen dargestellten Arbeiten, es verschwinden also auch die verschiedenen konkreten Formen dieser Arbeiten, sie unterscheiden sich nicht länger, sondern sind allzusamt reduziert auf gleiche menschliche Arbeit, abstrakt menschliche Arbeit. Karl Marx, Das Kapital I, 1. Abschnitt, Ware und Geld |
Der Tauschwert einer Ware ergibt sich allein aus der in ihr verkörperten Arbeit. Die Nachfrage nach einem Produkt, das notwendige sonstige Kapital, das ebenfalls verzinst werden muss, spielt keine Rolle und unterschiedliche Qualitäten von Arbeit gibt es auch nicht mehr.
Unabhängig von der Tatsache, dass die Theorie falsch ist und sich auch schon zu Zeiten von Marx nicht mit der Realität deckte, denn Waren in denen das gleiche Quantum Arbeit steckte, erzielten unterschiedliche Preise und konnten folglich auch nicht gegeneinander ausgetauscht werden, siehe Profitrate, fragt man sich, was man mit dem Plunder in der Praxis anfangen soll.
Bei Adam Smith macht die Theorie noch partiell Sinn. Auch er hat zwar gelegentlich die Arbeitsmarotte, aber sie ist nicht konstitutiv für sein System. Des Weiteren begründet Adam Smith teilweise, warum sich ein Einheitspreis für die Arbeit bildet.
Dieser bildet sich dann, wenn durch die höheren Löhne Arbeit in bestimmte Branchen gezogen wird, was ja auch zutreffend und beobachtbar ist. Im sehr langfristigen Trend haben wir tatsächlich eine Tendenz zum Ausgleich der Löhne, andernfalls wäre eine Strukturwandel, z.B. von der Argrarwirtschaft zur industriellen Produktion und von der industriellen Produktion zur Dienstleistungsgesellschaft nicht vorstellbar. Allerdings ist hier der Anpassungsprozess das Resultat eines marktwirtschaftlichen Prozesses. Die Arbeit wird nicht mit einem "Potenzierungsfaktor" irgendwie homogen gemacht, siehe Profitrate, sondern sie ist dann, wenn gleiche Löhne bezahlt werden, auch tatsächlich homogen. Es besteht in marktwirtschaftlichen Ordnung eine Tendenz die dafür sorgt, dass sich langfristig die (monetär) bewerteten Grenzleistungsfähigkeiten der Arbeit anpassen. Bei Marx allerdings kann dieser Ausgleich nicht erfolgen, denn die Entlohnung ergibt sich aus der für "Reproduktion der Arbeitskraft" notwendigen Entlohnung. Das heißt, egal wie unterschiedlich die Arbeit ist, die Entlohnung ist immer dieselbe. Es fehlt jeder Anreiz, sich an strukturelle Veränderungen anzupassen. In dieser Logik ist es sogar wahrscheinlich, dass sich die Arbeiten qualitativ nicht unterscheiden, denn es besteht überhaupt kein Anreiz, sich überhaupt zu qualifizieren.
Kurios bei Marx ist, dass es technischen Fortschritt gibt, aber völlig unklar bleibt, wo der herkommt. Von den Arbeitern kann er nicht kommen, denn die werden sich kaum sonderlich anstrengen, da sie so oder so nie einen Lohn erhalten werden, der das für die "Reproduktion der Arbeitskraft" übersteigt. Die Kapitalisten wiederum sind allein dadurch charakterisiert, nomen est omen, dass sie Kapital haben, sind also keine Unternehmer. Das Kapital vermehrt sich automatisch qua Akkumulation, der sich aus dem Mehrwert ergibt, das heißt aus dem Produkt der Arbeit, das das für die "Reproduktion der Arbeit" Notwendige übersteigt. Der Marxismus ähnelt insofern der Klassik / Neoklassik, eigentlich gibt es zwischen den beiden "Schulen", Klassik / Neoklassik auf der einen, Marxismus auf der anderen Seite weit mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede, auch wenn jeweiligen Vetreter das anders sehen, als Menschen in beiden Systemen im Grunde entbehrlich sind. Ökonomie ist etwas, was überwiegend automatisch abläuft. Gleichgewichte stellen sich automatisch, Kapital akkumuliert sich automatisch, Geld spielt keine Rolle ist ein Schleier, Sparen ist die Voraussetzung für Investitionen etc. etc.. In der Neoklassik erzwingt zwar der Markt die optimale Faktorallokation, aber da vollkommene Information herrscht, ist das keine große Sache und die Anpassung erfolgt auch sofort, ohne dass die nötigen strukturellen Veränderungen Probleme bereiten. Beide abstrahieren vollkommen von den politischen Rahmenbedingungen.
Der langen Rede kurzer Sinn. Im Detail kann man mit den Begriffen Klassik / Neoklassik nicht arbeiten, da weder die Klassik noch die Neoklassik geschlossene Theoriesysteme sind. Bei Jean Baptiste Say z.B. gibt es einen Unternehmer und die Unternehmertätigkeit wird sogar zu einem eigenständigen Produktionsfaktor, siehe Unternehmer. Klingt vielleicht trivial, aber bei der Ökokaste muss sowas mal gesagt werden.
Das Problem, dass die Kapitalisten immer reicher werden und die Proletarier am Hungertuch nagen, wäre im übrigen leicht über eine entsprechende Besteuerung zu lösen geben. Das ist ja die aktuelle Lösung für das Problem. Gleiches gilt natürlich für die Verteilungsvorstellungen der Klassik und Neoklassik. Ob die Proletarier jetzt nur soviel verdienen, dass die "Reproduktion der Arbeitskraft" ermöglicht wird, ob das eherne Lohngesetz gilt oder sie Maßgabe der (monetär bewerteten) Grenzleistungsfähigkeit der Arbeit entlohnt werden ist ziemlich egal. Wie immer die Verteilung ist, man kann sie über einen politischen Entscheidungsprozess ändern, was ja sowohl in "sozialistischen" Planwirtschaften der Fall war, wie auch in marktwirtschaftlichen Ordnungen der Fall ist. Der einzige Unterschied besteht darin, dass im ersten Fall die Entlohnung "freihändig" erfolgt, so dass kein Anreiz zur Leistung besteht, und im zweiten Fall das Marktergebnis, das sich aufgrund der Knappheitssignale einstellt erstmal akzeptiert wird und man dann nachträglich verändert.
Unstrittig ist der Marxismus als Theorie noch verkorkster als die Klassik und die Neoklassik, aber im Grunde teilen sie die falschen Grundannahmen. Im Grunde ist der Marxismus aber nur eine Spielart der Klassik / Neoklassik. Die fundamentalen Fehler bezüglich Sparen und Geld werden vollumfänglich übernommen.
Diese fundamentalen Fehler der Klassik / Neoklassik wird erst Keynes vollständig korrigieren.
Für die konkrete Wirtschaftspolitik der DDR hatte der Marxismus schlicht keine Bedeutung, weil er keinerlei Aussagen darüber macht, wie eine Planwirtschaft konkret zu organisieren ist.
Das konkret und in der Praxis zu bewältigende Problem war die Steuerung der Wirtschaft ohne Markt, das heißt über Kennziffern, die in Fünf-, bzw. Siebenjähresplänen vorgegeben waren. Dieses Verfahren ist in etwa mit dem Verfahren der Kameralistik vergleichbar, wie es heute noch in der öffentlichen Verwaltung existiert.
Zu Beginn eines Jahres wird theoretisch darüber philosophiert, wieviel Geld gebraucht wird (Kammeralistik), bzw. was zu leisten ist (Planwirtschaft).
Die Probleme sind in beiden Systemen, Kammeralistik und Planwirtschaft, die gleichen.
Auch dort schaltet und waltet natürlich der homo oeconomicus, allerdings fern von seinem Heimatland, dem Markt, und fern von seinem Heimatland, produziert er wenig Sinnvolles.
Ein Amtsleiter, der am Ende des Jahres feststellt, dass ihm mehr Mittel zugewiesen wurden, als benötigt, wird einen Teufel tun, diese zurückzuüberweisen, denn dies würde bedeuten, dass er auch in den Folgejahren weniger Geld zugewiesen bekommt.
Die brandneuen Computer werden dann durch noch brandneuere ersetzt oder die Schreibtische durch schickere Modelle. Kein Betrieb in der sozialistischen Volkswirtschaf, wird freiwillig mehr leisten, als von den Kennziffern verlangt, denn damit würde er die tatsächlichen Potentiale offenlegen. Leistung wird in diesen System sanktioniert und unterbleibt folglich.
Er wird auch wenig tun, wenn er feststellt, dass er breitseitig am Markt vorbei produziert, denn eine Änderung der Produktion bzw. eine Auseinandersetzung mit der zentralen Planungskommission, ist kaum karrierefördernd.
Der sozialistische Wettbewerb, der über unendlich viele Auszeichnungen aus Blech ein Surrogat für Wettbewerb herstellen sollte, ist in etwa so sinnvoll, wie die unendlichen vielen Wissenschaftspreise, mit denen die Forschungseinrichtungen der BRD, siehe Forschung und Entwicklung durch den Staat, ein Surrogat für Wettbewerb schaffen wollen.
Hierbei wurde der sportliche Wettbewerb auf die Wirtschaft übertragen, es sind aber zwei grundverschiedene Dinge. Der Wettbwerb in der Wirtschaft bedeutet, dass ein Knappheitssignal erkannt und die Knappheit beseitigt wird, täglich und tausendfach. Der Wettbewerb hat instrumentellen Charakter.
Dass der Unternehmer hierbei auch seine eigenen Ziel verfolgt, ist belanglos. Entscheidend ist, dass er der Gesellschaft dient. Der sportliche Wettbewerb dient nur, so er daraus erfolgreich hervorgeht, dem Wettbewerber. Der sportliche Wettberwerb läuft aber ins Leere, wenn jeder eine Kiste Blech zu Hause hat. Über die konkrete Augestaltung einer Volkswirtschaft ohne Markt, steht in den drei Bänden von Karl Murks nix.
Der tiefste Sinn der drei Bände und dem angeschlossenen Plunder ist religiöser Natur. Wie die Christen das jüngste Gericht ersehnen und aus der Bibel herauslesen, dass dieses irgenwann kommt, die Bösen bestraft werden und die Guten in den Himmel kommen, so hofft der Marxist auf die Bestrafung des 'Kapitalisten'.
Das unausweichliche Ende ist konstitutiv für sein Selbstbewußtsein. Die 'Renaissance' von Marx erklärt sich aus der geringen Vertrautheit der Menschheit mit ökonomischen Theorien. Krisen werden nicht verstanden, als Anlass die Theorien an selbige anzupassen und zu überprüfen, sondern als Anlass, irgendwelche Gespenster wieder auszubuddeln, die vermeintlich eine Erklärung liefern.
Es wird auch nicht versucht, da diese unbekannt, innerhalb der traditionellen Volkswirtschaftlehre einen Erklärungsansatz zu finden. Die gesamte Volkswirtschaftlehre wird als geschlossenes Theoriegebäude aufgefasst, obwohl schon ein Blick in jedes akademische Lehrbuch zeigt, dass zumindest immer zwei Traditionen dargestellt werden, der Keynsiansimus und die Neoklassik, was zwar auch eine Verkürzung darstellt, aber niemand kann behaupten, dass die akademische Volkswirtschaftlehre ein geschlossenes System ist. Manche Leute scheinen von der Idee besessen, dass es auf der einen Seite die "bürgerliche" Volkswirtschaft gibt und auf der anderen Seite die marxistische. Tatsächlich ist Marx eine Strömung von Hunderten, auch wenn diese Strömung religiösen Charakter angenommen hat und dem Rauschebart in jeder größeren Stadt der DDR eine Statue gewidmet wurde.
Popper allerdings, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, hat Karl Marx völlig überschätzt. Es mag sein, dass die Beschreibung eines "gesetzesmäßigen" Verlaufs der Geschichte etwas gaga ist, man hätte es auch einfacher haben können, die Geschichte ist eine Geschichte von aufeinander folgenden unterschiedlichen Machtverhältnissen, wobei mit zunehmendem Bildungsgrad nach zivilisierteren Formen der Konfliktlösung gesucht wird und zunehmend ein globales Bewußtsein entsteht, das nicht mehr bereit ist, das Elend in verschiedenen Regionen der Welt einfach hinzunehmen.
Der Untertitel von Poppers Buch, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Band 2: Falsche Propheten: Hegel, Marx und die Folgen, führt völlig in die Irre. Damit Marx oder gar Hegel zum Elend hätte werden können, hätten Pieck, Ulbricht, Honecker und Co das Teil erstmal lesen müssen, und dass sie das getan haben, wird wohl niemand annehmen, der sich das anschaut: Honecker auf youtube
Mit der Methode von Popper, der Analyse von Theoriegebäuden, lassen sich Ideologien überhaupt nicht erklären und durch die formale, theoretische Auseinandersetzung mit selbigen, lassen sie sich auch nicht bekämpfen.
Theoriegebäude spielen letztlich für die Konstituierung von Ideologien überhaupt keine Rolle. Die Individuen, die für die Ideologien konstitutiv sind, wechseln auch ohne psychische Deformationen von einer Ideologie in die andere. Verteidigten die Angehörigen der nationalen Volksarmee noch die sozialistischen Errungenschaften des Landes, das den Sozialismus planmäßig verwirklichte, so verteidigten sie anschließend nahtlos die Interessen des Klassenfeindes.
Schaut man sich Seiten wie diese an, www.traditionsverband-nva.de, wird man feststellen, dass es da mehr um Fähnchen, 'Kameradschaft', Dschingdarasa etc. geht und ging, als um Theoriegebäude. Das tönt dann auf Hunderten von Seiten so:
Wir, ehemalige Angehörige der NVA, der Grenztruppen und der anderen bewaffneten Organe der DDR, haben den Traditionsverband Nationale Volksarmee gegründet.
Wir rufen alle Soldaten, Matrosen, Unteroffiziere, Maate, Fähnriche, Offiziere, Admirale, Generale und Zivilbeschäftigten der NVA, der GT und der anderen bewaffneten Organe der DDR sowie Freunde und Sympathisanten auf, Mitglied unseres Traditionsverbandes zu werden.
Wir wollen mit diesem Traditionsverband selbst unsere Geschichte darstellen, unsere Traditionen pflegen, entsprechende Initiativen//Vereine unterstützen und unsere Erfahrungen bei der Friedenssicherung, zur Gestaltung einer friedlichen Gegenwart und Zukunft, einbringen.
Wir als Angehörige der einzigen deutschen Armee, die keinen Krieg geführt hat, wollen mit Stolz auf unsere Vergangenheit blicken, denn wir haben unsere Aufgabe, Sicherung des Friedens, erfüllt. Und wir wollen damit auch die Zersplitterung und Uneinigkeit überwinden sowie den Zustand tendenzieller Würdelosigkeit beenden. www.traditionsverband-nva.de |
Was sich ausdrückt, ist Nichtigkeit und Nichtigkeit, nicht ausgeprägte Individualität und Werte oder gar eine rational begründete Weltsicht, ist für die Konstituierung von Ideologien konstitutiv. Für Ideologien sind auch keine Inhalte konstitutiv, sondern Riten und Rituale und die Internalisierung eines Jargons und Formen.
Was die Riten, Rituale, Internalisierung eines Jargons und bestimmter Formen angeht, ähneln sich Ideologien wie ein Ei dem anderen. Sie besitzen Universalität und Allgemeingültigkeit, befriedigen die Bedürfnisse des nicht vorhandenen Individuums.
Die konkreten Ideologien sind Akzidentien der Geschichte. Popper greift vollumfänglich ins Leere. Unabhängig von der Frage, ob man Verbrechen von Diktaturen mit den Mitteln des Strafrechts aufarbeiten kann, wäre es sinnvoll gewesen, sich die Jungs und Mädels mal ernsthaft zur Brust zu nehmen, ihre Nichtigkeit öffentlich zu diskutieren und dabei nicht vor der blasierten Nichtigkeit der Schilder und Schwerter der Partei halt zu machen, sondern die Blasiertheit allgemein öffentlich zu diskutieren.
Konstitutiv für Ideologien ist auch der Rekurs auf Autoritäten. Nicht die innere Logik einer Argumentation ist entscheidend, sondern wer es gesagt hat. Das tönt dann in dem bereits oben erwähnten Lehrbuch so.
Als Lenin den historischen Platz des Imperialismus in bezug auf den Kapitalismus
überhaupt bestimmte, schrieb er: „Der Imperialismus ist ein besonderes historisches
Stadium des Kapitalismus. Diese Besonderheit ist eine dreifache: der Imperialismus ist:
1. monopolistischer Kapitalismus; 2. parasitärer oder faulender Kapitalismus; 3. sterbender Kapitalismus.“ aus: Der Platz des Imperialismus in der Geschichte |
Da Lenin es sagte, muss man es gar nicht mehr beweisen. Im Personenkult findet die Ideologie ihre Vollendung, verabschiedet sich von jeder Sachaussage, von daher macht es auch gar keinen Sinn mehr, sich mit der vollendeten Ideologie, wie Popper dies tut, inhaltlich auseinanderzusetzen, denn der Inhalt ist für die Ideologie gar nicht konstitutiv. Wer was Sinnreiches zu Ideologien sagen will, wird sich mit den individuellen Faktoren befassen müssen, mit den Individuen, die in der Ideologie ausgelöscht werden.
Unter Ideologie versteht man einen geistigen Überbau, mit dem es einzelnen Gruppen gelingt, ihre individuellen Interessen als deckungsgleich mit den Interessen der Gesamtgesellschaft erscheinen zu lassen. Allerdings gibt es daneben noch die Variante Ideologie light. Bei dieser Variante versucht der einzelne die Werte und den Jargon der Gruppe, zu der er gehören möchte, teilweise, weil er keine Alternativen hat, zu übernehmen, was wiederum die Kohäsion der Gruppe stärkt.
Diesen Typ finden wir häufig bei der dozierenden Ökokaste. Wir gehen jetzt davon aus, dass wir im Kapital Klassik / Neoklassik hinlänglich Argumente angeführt haben, die zeigen, dass die Inhalte des Faches Volkswirtschaftlehre und die Art der Vermittlung auf den Prüfstand zu stellen sind. Weiter wurde gezeigt, dass Möglichkeiten gefunden werden müssen, die Relevanz der Inhalte systemisch anhand konkreter Parameter zu kontrollieren. Die Argumente, die von der dozierenden oder "forschenden" Ökokaste vorgebracht werden um sich dieser systemischen Kontrolle zu entziehen, ähneln den Argumenten, die auch ihre Brüder von der Ostfront vorgetragen haben.
Der Marxismus ist also lediglich ein besonders illustratives Beispiel für ein allgemeines Phänomen.
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Popper kritisiert Ideologien inhaltlich. Inhalte sind für Ideologien aber nicht konstitutiv. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit Ideologien fällt hinter den Stand späterer Totalitarismusforschung, wie etwa die von Hannah Arendt, zurück.