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Monetarismus

Der Begriff Monetarismus ist etwas unklar. der entsprechende Wikipedia Artikel, siehe Monetarismus, ist wohl weitgehend Unsinn. Kurz gefasst versucht der Monetarismus, wie wir im folgenden sehen werden, dass auch unter Zugrundelegung keynesianischer Transmissionsmechanismen Geld LANGFRISTIG keinen Einfluss auf die wirtschaftsliche Entwicklung hat. Der Startpunkt der Theorie ist aber NICHT, wie wir im folgenden sehen werden, die Quantitätsgleichung, siehe Geldtheorie bei Ricardo, sondern monetären Transmissionsmechanismen von Keynes.

Als eine zentrale Aussage des Monetarismus finden wir immer wieder "money matters" wie auch "money doesn't matter". Das hängt damit zusammen, ein bereits oft diskutiertes Problem der VWL, dass nicht klar ist, auf was sich das bezieht, bzw. beziehen soll. Soll mit den zwei Aussagen eine Abgrenzung von einer anderen Richtung intendiert sein, müsste man wissen, von welcher er sich denn abgrenzt und von was ausgegangen wird. Geht man davon aus, dass im Keynesianismus money gewaltig mattert, es ist nämlich money, dass Investitionen ermöglicht und es ist der GELDMARKTZINS, der selbige verhindert, dann wäre "money doesn' t matter" ganz passend.

Geht man irrtümlich davon aus, sowas gibt es auch, dass im Keynesianismus Geld keine Rolle spielt und allein eine expansive Fiskalpolitik bedeutsam ist, ein fataler Irrglaube, siehe Keynes, dann wäre money matters ganz passend, denn zumindest kurzfristig mattert money ja bei Friedman, wie wir noch sehen werden.

Geht man von der Quantitätstheorie des Geldes aus, wo money ja nicht mattert, dann würde die Aussage sich auf die Quantiätstheorie beziehen, zumindest kurzfristig. Zu deutsch: Der Spruch ist, solange man nicht die Begriffe klärt, komplett sinnlos.

Das ist ein grundsätzliches Problem der VWL. Die mathematische Modellierung ist nicht wichtig, das kann man in die Tonne treten. Ob man aber unter Sparen nicht konsumiertes Einkommen der Vergangenheit versteht oder nicht konsumiertes Einkommen der Zukunft, ob man Geld mit Kapital verwechselt, ob man unterscheidet in Realinvestitionen und Finanzinvestitionen, ob man beim Zins trennt zwischen Geldmarktzinz und Rentabilität etc. etc.. das ist dan schon wichtig, denn andernfalls kann man sich nicht unterhalten.

Verbaut man aber Begriffe, die man nicht genau versteht, in irgendwelchen mathemaitschen Modellen, dann ist man dämlich, denn wenn schon der Input unklar ist, dann ist der Output genau so unklar.


Ob der Monetarismus ein neuer theoretischer Ansatz ist, werden wir noch sehen. Inhaltlich, auch wenn Milton Friedman nicht der Namensgeber ist, geht der theoretische Ansatz zurück auf ein Buch von Milton Friedman und Anna Jacobson Schwartz, A Monetary History of the United States, erschienen 1963. Kurz und prägnant fasst Milton Friedmann seine Ansichten in dem Artikel The Role of Monetary Policy, erschienen im März 1968, erstmals publiziert in The American Economic Review, zusammen. Die Darstellung seiner Position bezieht sich weitgehend auf diesen Artikel. Berühmt ist der Ausspruch Milton Friedmans "money matters", wobei wir ihn auch gegenteilig zitiert finden, "money doesn't matter". Der Widerspruch ergibt sich teilweise aus einer falschen Interpretation von Keynes, teilweise daraus, dass bei Milton Friedman Geld zwar eine Bedeutung hat, aber langfristig über eine Geldsteuerung zentrale Größen wie etwa die Beschäftigung nicht gesteuert werden kann.

Die Logik des Monetarismus ist hierbei ausgesprochen simpel. Die Behauptung ist schlicht, dass Sekundäreffekte die Wirkung des ursprünglichen monetären Impuls wieder zunichte machen.

Erhöht z.B. die Zentralbank die Geldmenge über eine Offen Markt Politik, dann sinken erstmal die Zinsen. Die Banken nehmen z.B. das Geld, kaufen Wertpapiere, deren Kurse steigen und damit sinkt die Rendite. Das wiederum macht Realinvestitionen attraktiver. Bis dahin war es keynesianisch, jetzt geht es unkeynesianisch weiter. Ganz klassisch / neoklassisch geht er jetzt davon aus, dass die Preise steigen, was bei Keynes ja, bei Unterbeschäftigung, sieht man von den Flaschenhälsen ab, nicht der Fall ist. Wegen der höheren Preise, braucht man wieder mehr Transaktionskasse. Deswegen werden Wertpapiere wieder verkauft, deren Kurse sinken wieder und damit steigen auch wieder die Zinsen. Das Schema dekliniert er jetzt für alle möglichen monetären Transmissionsmechanismen durch.

Schlussendlich will er dann darauf hinaus, dass die Wachstumsrate der Geldmenge sogar ständig ansteigen müsste, um den Zins niedrig zu halten. Die Angelegenheit wird aber dann extrem theoretisch. Rein praktisch gesehen ist das natürlich irrelevant. Wir haben seit 40 Jahren keine Inflation mehr. Letztmalig hatte man inflationäre Tendenzen in den siebziger Jahren aufgrund de Ölpreisschocks, also durch einen externen Schock. Durch eine Ausdehnung der Nachfrage kommt es in modernen Volkswirtschaften, innerhalb von halbwegs realistischen Szenarien, nie zu einer Inflation. Das Problem der Neuzeit ist nicht Inflation, sondern Verschuldung.

Wer zum ersten Mal "money matters" hört, der glaubt, dass Milton Friedman eine Gegenposition zur Klassik und Neoklassik bezieht, wo Geld ja wirklich lediglich ein Schleier ist und keinerlei Einfluss hat auf reale Größen. Liest man Milton Friedman im Orginal, stellt man fest, dass er sich mit der Aussage von Keynes absetzt, was dann allerdings skurril ist, weil niemand auf die Idee käme, Keynes zu unterstellen, dass er Geld für bedeutungslos hielt. (Den liquidity trap beschreibt Keynes ausdrücklich als eine Situation, die er sich schwer vorstellen kann. Beim "...as Keynes believed likely in times of heavy unemployment ..." müsste man also wissen, wo er das her hat.)

Keynes offered simultanenously an explanation for the presumed impotence of monetary policy to stem the depression, a nonmonetary interpretation of the depression, and an alternative to monetary policy for meeting the depression and his offering was avidly accepted. If liquidity preference is absolute or nearly so - as Keynes believed likely in times of heavy unemployment - interest rates cannot be lowered by monetary measures. If investement and consumption are little affected by interest rates - as Hansen and many of Keynes' other American discicples came to believe - lower interest rates, even it they could be achieved, would do little good. Monetary policy is twice damned. The contraction, set in train, on this view, by a collapse of investment or by a shortage of investement or by stubborn thriftiness, could not, it was argued, have been stopped by monetary measures.

Keynes bot gleichzeitig eine Erklärung für die behauptete Unfähigkeit der Geldpolitik die Depression zu bekämpfen, eine nichtmonetäre Interpretation der Depression und eine Alternative zur Geldpolitik der Depression entgegenzutreten und sein Angebot wurde gierig akzeptiert. Wenn die Liquiditätspräferenz absolut ist, oder fast absolut - wovon Keynes in Zeiten starker Unterbeschäftigung ausging - dann können die Zinssätze durch monetäre Maßnahmen nicht weiter gesenkt werden. Wenn Investitionen und der Konsum nicht von den Zinsraten abhängen - wovon Hansen und viele der anderen amerikanischen Anhänger Keynes glauben - dann werden niedrigere Zinsraten, selbst wenn man sie erreichen kann, keine positiven Effekte haben. Geldpolitik ist als aus zwei Gründen zum Scheitern verurteilt. Der Abschwung, ist er erstmal durch einen Zusammenbruch der Investitionen, durch einen Rückgang der Investitionen oder durch stures Sparen in Gang gesetzt, dann kann er nicht, das ist die Argumentation, durch geldpolitische Maßnahmen gestoppt werden.

aus: Milton Friedman, The Role of Monetary Policy, Seite 2

Das Problem hatten wir schon x Mal, Hoch-Zeiten feiert das Phänomen bei der Journaille. Man unterstellt Keynes Aussagen, die dieser so nie gemacht hat. Die absolute Liquiditätspräferenz, was dann im Hickschen S-LM Modell zum Liquidity Trap wird [Kurs der Wertpapiere ist so hoch und damit die Zinsen so niedrig, dass alle mit einem Einbruch der Kurse rechnen, das Geld verblubbert in der Spekulationskasse. Für eine komplexere Diskussion siehe Keynes. Plausibler man nimmt das ganze Spielkasino Börse als eine riesige Spekulationskasse.] Wir stimmen, wie bereits im Kapitel zum IS-LM Modell erörtert, der Darstellung von Hicks nicht zu, halten sie für eine extreme Verkürzung der keynesschen Theorie. Aber dem IS-LM Modell lässt sich immerhin entnehmen, dass außer im liquidity - trap die Geldpolitik eine erhebliche Bedeutung hat. Würde sie keine Rolle spielen, hätten wir die berühmten crowding out Effekte, die sich in jedem Lehrbuch finden, nicht um dies zu bekommen muss der Zins nämlich steigen.

Rätselhaft ist dann die Aussage, dass Keynes eine nichtmonetäre Interpretation der Depression geliefert habe. Der Satz suggeriert, dass es vorher eine monetäre Interpretation der Depression gegeben habe. Das heißt konkret, dass irgendeiner der Klassiker / Neoklassiker die Depression monetär erklärt habe. Das ist blanker Unsinn. Sowohl in der Klassik wie auch in der Neoklassik gibt es eigentlich überhaupt keine Depression und wenn, dann enstehen sie durch ein Lohnniveau, das den monetär bewerteten Grenzertrag der Arbeit übersteigt.

Ob Keynes tatsächlich gezeigt hat, dass man mittels der Fiskalpolitik, "...und eine Alternative zur Geldpolitik...", der Depression entgegentreten kann, bzw. ob er gesagt hat, dass man eine antizyklische Fiskalpolitik betreiben kann, ist strittig. Keynes beschreibt eine Situation, bei der die Wirtschaft ad calendas graecas in der Unterbeschäftigung verharren kann. Der Ausdruck Depression beschreibt eine Phase im Konjunkturzyklus. Verharrt die Wirtschaft bis in alle Unendlichkeit in der Unterbeschäftigung bei einem Gleichgewicht auf dem Güter- und Geldmarkt, haben wir keine Phase eines Konjunkturzyklus. Wir haben einen andauernden Zustand und keine Phase.

Anders formuliert: Die keynesianische Theorie ist keine Konjunkturtheorie. Die keynesianische Theorie ist ein kompleter Bruch mit der klassisch / neoklassischen Theorie.

Um es mal auf Deutsch zu sagen: Die Geldpolitik kann dann nichts mehr bewirken, wenn Realinvestionen als so unsicher bewertet werden, dass jeder sichere Hafen, egal wie unrentabel dieser ist, der Vorzug gegeben wird, das heißt, Geld möglichst liquide angelegt wird, denn mit der Liquidität steigt die Sicherheit, siehe Keynes. Noch deutscher: Facebook Aktie schlägt solargetriebene Wasserentsalzungsanlage, denn die Facebbok Aktie kann man an der Börse handeln, die Wasserentsalzungsanlage nicht. Abstrakter aber auf Deutsch: Geldmarkt schlägt Gütermarkt.

Wir würden tatsächlich sagen, wie schon öfter beschrieben, dass es günstig wäre, Keynes im Orginal ins Netz zu stellen und Satz für Satz zu kommentieren und wahrscheinlich wird die infos24 GmbH das auch irgendwann tun. Keynes ist kein Weltbild, keine Ideologie. Es ist ein Instrument der Analyse, wie er ja auch selber x Mal schreibt. Er bietet aber das komplexeste Analysetool, das wir haben. Was die Rezeption von Keynes angeht, wäre das, was man in wissenschaftlichen Abhandlung normalerweise nicht tun sollte, nämlich einzelne Sätze, unter Vernachlässigung des Kontextes, zu zitieren, sogar ein Fortschritt. Bei Keynes haben wir die Situation, dass völlig freischwebend irgendwelche Thesen darüber aufgestellt werden, was Keynes mal gesagt haben soll.

Die These, dass Keynes der Geldpolitik keine Bedeutung zugemessen habe, bzw. diese für ungeignet hielt, konjunkturelle Schwankungen auszugleichen ist gleich aus zwei Gründen falsch. Erstens lässt sich aus der General Theory of Employment, Interest and Money nicht herauslesen, dass es Keynes ausschließlich um antizyklische Politik ging und zweitens will er, dass ein Gut, das nicht knapp ist,nicht künstlich knapp gehalten wird und Geld ist nun mal nicht knapp. Das druckt man.

Er will, dass der Geldmarktzins dauerhaft auf ein Niveau abgesenkt wird, dass er der monetär bewerteten Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals entspricht. Last not least ist Keynes eine Auseinandersetzung mit der Klassik / Neoklassik. Im Fokus steht Sparen.

Sparen ist für die Klassik / Neoklassik, Keynes fasst bekanntlich beide zur Klassik zusammen, Voraussetzung für Investitionen. Sparen bildet sich also in der Klassik auf dem Kapitalmarkt und Sparen und Investieren wird über den Zins zum Ausgleich gebracht.

Bei Keynes stellt der GELDMARKT erstmal das Geld für die Investition zur Verfügung, das Sparen, in diesem Zusammenhang wäre die Bezeichnung Nichtkonsum wohl treffender, passt sich über die induzierte Steigerung des Einkommens an. Wie man also davon sprechen kann, dass Geld bei Keynes keine Rolle spielt, ist ein Geheimnis, das Friedman mit ins Grab genommen hat. Wer jetzt noch behauptet, das gibt es auch, das Friedman von Keynes ausging, der hat die nächste Stufe des Nirvana erreicht und weder Keynes noch Friedman gelesen.

Implizit weicht Friedman aber auch von der Klassik ab, der er im übrigen weitgehend folgt. Der Rest von Friedman sind, wie auch schon Hayek, Anmerkungen zur Klassik, zumindest wenn wir davon ausgehen, dass David Hume und Adam Smith zwar schon erkannt haben, dass Investitionen mit Geld (Gold bei Humes / Wechsel bei Adam Smith) finanziert werden, allerdings die Tragweite ihrer Überlegungen nicht erfasst haben, siehe Zahlungsbilanz.

Eine Diskussion über Keynes, die freischwebend Aussagen macht über Keynes, ohne konkrete Nennung der Stelle, auf der die Aussage beruht, ist sinnlos. An dieser Stelle sind die Wirtschaftswissenschaften tatsächlich einzigartig. Die freischwebende Zusammenfassung einer Theorie ohne konkreten Nachweis ist ansonsten völlig ungewöhnlich.

Merkwürdig geht es dann auch weiter.

These views [also die von Keynes] produced a widespread adoption of cheap money policies after the war. And they recieved a rude shock when these policies failes in country after country, when central bank after central bank was forced to give the pretense that it could indefinitely keep "the" rate of intereset at a low level. In this country, the public denouement came with the Federal Reserve - Treasury Accord in 1951, although the policy of pegging government bond prices was not formally abandoned until 1953. Inflation, stimulated by cheap money policies, not the widely heralded postwar depression, turned out to be the order of the day. The result was the beginning of a revival of belief in the potency of monetary policy.

Diese Ansichten [also die von Keynes] führte zu einer weltweiten Akzeptanz einer Politik des billigen Geldes. Und diese wurde schwer erschüttert, als diese Politik in einem Land nach dem anderen scheiterte, als die Zentralbank genötigt war zuzugeben, dass sie nicht in der Lage war, die Zinsrate auf einem niedrigen Niveau zu halten. In diesem Land [also in den USA] kam die Wende mit dem Federal Reserve - Treasury Accord im Jahr 1951, auch wenn die Politik Staatsanleihen zu stützen erst 1953 aufgegeben wurde. Es zeigte sich, dass die Inflation, angeheizt durch eine Politik des billigen Geldes und nicht die angekündigte Depression, das eigentliche Problem war. Das Ergebnis war ein Wiederwachen des Glaubens an die Geldpolitik.

aus: Milton Friedman, The Role of Monetary Policy, Seite 2

Also bei Keynes ist Geldpolitik wirkungslos, aber die Anhänger von Keynes betrieben eine Politik des billigen Geldes? Daraus schließt der Autor dann, dass bei Keynes und dessen Anhänger die Geldpolitik eine Rolle spielt, diese stellt nämlich das billige Geld zur Verfügung, und Friedman eigentlich sagen wollte, dass er dies eben langfristig für nicht wirkungsvoll hält. Auf die Idee, dass die Geldpolitik wiederwachte, kann er nur kommen, weil sie seiner Meinung nach bei Keynes eingeschlafen war. Das Problem ist, dass vor Keynes Klassik war, da spielte Geldpolitik endgültig keine Rolle. Da aber wiederum bei Keynes die Geldpolitik eine gewichtige Rolle spielt, konnte Keynes nicht einschläfern lassen, was er gar nicht einschläfern wollte und was im übrigen sowieso schon eingeschlafen war.

Bis jetzt sieht das also noch aus, wie bei Hempels unterm Sofa, unten wird es dann irgendwie kohärenter, genauer gesagt, irgendwann lässt sich dann ahnen, was er eigentlich sagen will. Wir kommen gleich darauf zurück.

Was die historische Aussage angeht, ist sie natürlich völliger Blödsinn. Das Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft stammt von 1967 und beruht auf keynesschen Theorien.

Das war 16 Jahre nach dem Moment, den Friedman als das Ende keynescher Politik ausmacht und 4 Jahre nach der Abfassung des Artikels. Allgemein geht man in den Wirtschaftswissenschaften von einer Zäsur im Jahre 1973 aus, also der Ölkrise. Bei einem solchen externen Schock hilft keynesche Politik natürlich wenig, aber das hat Keynes auch nie behauptet. Die Inflationsraten der USA finden wir hier, US Historical Inflation. Hierbei interessiert uns gar nicht so sehr die Frage, ob die Inflation in den USA in den fünfziger Jahren ungewöhnlich hoch war, eigentlich war sie das nicht und inbesondere war sie unter der Reagen Regierung, stramme Monetaristen, viel höher.

Unsere Kritik richtig sich gegen die implizite Aussage hohe Geldmenge = hohe Inflation, was durch "...inflation, stimulated by cheap money policies..." zum Ausdruck kommt. Da muss man sich schon fragen, ob Friedman mit allgemeinen Grundsätzen wissenschaftlichen Arbeitens vertraut war.

Ein rein statistischer Zusammenhang KANN ein Indix für einen KAUSALEN Zusammenhang sein und statistische Zusammenhänge lenken die Forschung, insbesondere im Bereich Molekularbiologie. Gibt es, mal ein triviales Beispiel, weniger Störche und die Geburtenrate geht zurück, dann ist dies ein Indiz dafür, dass ein kausaler Zusammenhang besteht, also weniger Störche bringen eben weniger Kinder, aber wissenschaftlich wird das erst, wenn es kausal begründet wird.

Dass keynesche Geldpolitik bei Vollbeschäftigung scheitert, sie ist dann auch nicht nötig, ist keine besonders tiefsinnige Aussage und wie Friedmann richtig bemerkt, herrscht in diesen Jahren in den USA Vollbeschäftigung, bzw. die Arbeitslosigkeit war sehr niedrig, siehe United States Unemployment Rate.

Der Autor würde sagen, inhaltlich und formal beherrscht Friedman nicht die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens. Diese bestehen erstens darin, dass man zitierte Autoren inhaltlich richtig wiedergibt, was bei ihm nicht der Fall ist, denn seine Zusammenfassung des keynesschen Theoriegebäudes ist vollkommen freidrehend.

Zweitens ist eine Aussage über einen Autor durch geeignete Fundstellen zu belegen. Ein Vorgehen nach dem Schema Keynes oder dessen Anhänger haben irgendwo, irgendwann, irgendwas gesagt ist Blödsinn. Und last not least ist ein statistischer Zusammenhang kein wissenschaftlicher Beweis.

This revival was strongly fostered among economists by the theoretical development initiated by Haberler but named for Pigou that pointed out a channel - nameley, changes in wealth - whereby changes in the real quantity of money can affect aggregate demand even if they do not alter interest rates. These theoretical development did not undermine Keynes' argument against the potency of orthodox monetary measures when liquidity preference is absolute since under such circumstances the usual monetary operations involve simply substituting money for other assets without changing total wealth.

Dieses Wiederwachen [also der Glaube an die von Friedman als schlummernd vorgestellte Bedeutung der Geldpolitik] wurde gefördert durch die von Haberler eingeleitete, wenn auch enger mit den Namen Pigou verbundene Entwicklung der Theorie, die auf einen Transmissionsmechanismus verwies - vor allem auf Veränderungen des Vermögens - durch die Änderungen der realen Geldmenge die aggregierte Nachfrage beeinflussen können, selbst wenn sie den Zinssatz nicht beeinflusst. Diese theoretischen Aussagen widerlegen nicht die keyneschen Argumente gegen Möglichkeiten orthodoxer geldpolitischen Maßnahmen, wenn die Liquiditätspräferenz absolut ist, weil unter solchen Umständen gewöhnlich Finanztransaktionen in der Substitution von Geld in andere Anlageformen besteht, ohne dass sich das Gesamtvermögen ändert.

aus: Milton Friedman, The Role of Monetary Policy, Seite 2

Also: Bei Keynes sieht der Transmissionsmechaninsmus so aus [Wir vereinfachen ein bisschen, für eine tiefer gehende Diskussion siehe Keynes.] Mehr Geld, Keynes lässt offen, wie dieses in die Welt kommt, würde dazu führen, dass die Transaktionskasse, bei gegebenem Volkseinkommen, zu groß ist.

Das überschüssige Geld würde also entweder in die Spekulationskasse, also in einer Kasse gehalten werden die keine oder nur eine geringe Verzinsung abwirft, wandern oder zum Kauf von Wertpapieren verwendet werden, deren Kurs dann steigen würde. Wir hätten also einen höheren Kurs und damit, bei gleichbleibender Dividende auf die Wertpapiere, einen geringeren Zinssatz.

Ist allerdings die Präferenz für Liquidität total, das ist der Fall, den Friedman erwähnt, dann versinkt das Geld vollständig in der Spekulationskasse und es passiert schlicht gar nichts.

Einen anderen Effekt unterstellt Pigou, den sogenannten Pigou Effekt. Sinken die Löhne, wird also alles billiger, dann haben die Vermögenden mehr Vermögen. Wer dann Staatspapiere hat für z.B. 100 000 Euro wird bei Deflation reicher.

Da sie reicher werden, erhöhen sie ihren Konsum. Wir hätten also eine Nachfragesteigerung durch die Hintertür. Pigou will mit diesem Effekt der keynesschen These widersprechen, dass die sinkende Löhne nicht zur Vollbeschäftigung führen.

Mit dem Pigou Effekt gibt es gleich zwei Probleme. Das erste Problem besteht darin, dass mit sinkenden Preisen auch die Schulden steigen. Die, die jetzt mehr Schulden haben, geben weniger aus, die Nachfrage sinkt. Es ist von daher völlig unklar, ob dieser Effekt zu einer Erhöhung oder Verminderung der Nachfrage führt.

Das zweite Problem ist, dass es bei Keynes und bedauerlicherweise auch in der Realität, auch bei einem gerade noch existenzsichernden Lohn zu einem Gleichgewicht auf dem Güter und Geldmarkt bei Unterbeschäftigung kommen kann.

Zu Deutsch: Man widerlegt Keynes nicht, wenn man dessen Behauptung, dass die Löhne inflexibel sind, widerlegt. Das Volkseinkommen machen der Gütermarkt und der Geldmarkt alleine unter sich aus. Der Arbeitsmarkt ist ein Anhängsel. Noch Deutscher: Beträgt der Zinssatz 50 Prozent pro Jahr, das heißt, gibt es 50 Prozent Zinsen für Wertpapiere, bricht die Investition und die Produktion sofort zusammen. Und auch wenn dann die Leute für 1,50 Euro arbeiten, erhalten wir Massenarbeitslosigkeit.

Anders formuliert: Die Rendite auf Aktien ist bei den gegenwärtigen Ständen extrem niedrich, bei Facebook gibt es 1 Prozent. Ein Prozent Rendite wäre eigentlich auch mit Realinvestitionen zu verdienen. Das Problem ist aber, dass man Facebook Aktien wieder in Geld zurückkonvertieren kann, Realinvestitionen nicht. Der eigentliche perverse Effekt ist dann, dass die Finanzinvestition damit attraktiver wird, die Nachfrage nach Finanzinvestitionen steigt und mit einem Vermögenszuwachs zu rechnen ist.

Bei Pigou auf jeden Fall ist nicht mehr der Zins der Transmissionsmechanismus in die Realwirtschaft, sondern der Realkasseneffekt.

Friedman formuliert dann ein bisschen anders, zumindest deutet er mit "...whereby changes in the real quantity of money..." eine andere Argumentation an. Wahrscheinlich muss man sich sowas darunter vorstellen. Wird die Geldmenge erhöht und dieses Geld landet an der Börse, dann werden die Leute reicher. Weil sie reicher sind, geben sie mehr Geld aus, weil ihre Sparziele erfüllt sind.

Nochmal: Bei Pigou erhöht sich das Vermögen über eine DEFLATION. So kann Pigou ein Gegenargument liefern zur keynesschen Theorie, die er nicht mochte. Eine Lohnsenkung führt zur Deflation, die Deflation macht die Leute reicher (also die, die Wertpapiere besitzen). In der Friedman Version von Pigou steigt mit einer expansiven Geldpolitik das Vermögen. So einen Effekt gibt es zwar, aber er ist kein Argument gegen Keynes.

Wenn die EZB ordentlich Geld in den Markt kippt, steigen die Börsenkurse, aber das ist kein Argument gegen Keynes. Ganz im Gegenteil. Das ist voll und ganz Keynes, bis auf den Unterschied halt, das Keynes auf den Zins abstellt. Steigen die Wertpapiere und die Dividende bleibt gleich, sinkt der Zins. Das ist ganz und gar keynesianisch. Eine Ausdehnung der Geldmenge hätte dann also zwei Effekte. Der niedrigere Zins würde die Investitionen ankurbeln und das größere Vermögen den Konsum.

Im Orginal geht der Pigou Effekt tatsächlich gegen Keynes. In der Friedman Version geht er vollkommen mit der keynesschen Theorie konform.

Dieser Fall gilt dann natürlich nicht für den Bereich der liquidity trap, "...did not undermine Keynes' argument against the potency of orthodox monetary measures when liquidity preference ist absolute...". Pigou im Orginal war besser, aber anyway, es läuft so mehr oder weniger auf das Gleiche hinaus. Pigou hat einen Transmissionsmechanismus, der über das Vermögen läuft, nicht über den Zins.

Es geht dann wirr weiter. Die Zahlen stammen vom Autor.

But they did show how changes in the quantity of money produced in other ways could affect total spending even under such circumstances. And, more fundamentally, they did undermine Keynes' key theoretcial proposition, namely, that even in a world of flexible prices, a position of equilibrium at full employment might not exist. Henceforth, unemployement had again to be explained by rigidities or imperfections, not as the natural outcome of a fully operative process.

(1) Aber sie [also der Realkasseneffekt] zeigten, dass eine anderweitig hervorgerufene Veränderung der Geldmenge auch unter diesen Umständen die Gesamtnachfrage beeinflussen kann. (2) Und weiter, und bedeutender, wird hierdurch die keynessche Theorie bestritten, dass es selbst bei flexiblen Preisen unter Umständen kein Gleichgewicht bei Vollbeschäftigung gibt.
(3) Deswegen muss Arbeitslosigkeit wieder durch Inflexibilität oder Versagen erkärt werden und nicht durch eine natürliches Ereignis eines ordentliche funktionierenden Prozesses.

aus: Milton Friedman, The Role of Monetary Policy, Seite 3

Puh! Das ist mal eine Strategie. Man mixe in eine Aussage unbewiesene Thesen, verknüpfe diese Thesen mit vermeintlichen Thesen anderer und ziehe hieraus die Schlüsse, die man auf jeden Fall ziehen wollte. Dann hat man einen Text, dessen Kommentierung den ursprünglichen Text um ein Vielfaches übersteigt.

(1) Den Pigou Effekt stellt er zwar merkwürdig da, eigentlich gehen bei Pigou die Preise in den Keller, dadurch steigen die Vermögenswerte, damit ist das Sparziel der Vermögenden schneller realisiert und den Überschuss konsumieren sie dann. Das Problem ist, dass sinkende Preise eben auch die Schulden steigen lassen und die Schuldner schränken dann den Konsum ein. Wir dürfen Friedman unterstellen, dass seine Umdeutung des Pigou Effektes gewollt war, denn bei seiner Version, Geld wird in den Markt gepumpt, landet an der Börse, Wertpapiere gehen hoch, erhöht sich nur das Vermögen, nicht aber die Schulden. Die These von Friedman ist zwar nicht unplausibel, tatsächlich steigen die Börsenkurse, wenn der Markt mit Geld geflutet wird. Ein ähnlicher Effekt ist im übrigen der Keynes Effekt, der allerdings mit Keynes nichts zu tun hat. Der Keynes Effekt stellt darauf ab, dass bei fallenden Preisen der Bedarf an Transaktionskasse sinkt. Mit dem überschüssigen Geld kaufen die Leute Wertpapiere, deren Kurs steigt, die Verzinsung sinkt. Da Friedman aber irgendwie unterstellen will, dass bei Keynes die Geldpolitik keine Rolle spielt, muss sich das im Bereich der liquidity-trap abgespielt haben.

(Gegen den Pigou Effekt oder den friedmannschen Pigou Effekt könnte man im übrigen alle Argumente anführen, die man gegen eine expansive Fiskalpolitik anführen könnte. Steigen die Wertpapiere und führt dies tatsächlich zu einem höheren Konsum, dann bringt das nix, wenn dieses Mehr an Nachfrage im Ausland befriedigt wird. Da Zentralbankgeld nur über eine Verschuldung in den Markt kommen kann, ist der Schuldenstand am Ende der Party höher als vorher, ohne dass die strukturellen Probleme gelöst wurden.)

(2) Hier steckt sogar mal eine subtile und richtige Wiedergabe der keynesschen Theorie. Es ist richtig, dass Keynes zwar von der Starrheit der Löhne nach unten ausgeht, aber selbst wenn dem nicht so wäre, kann es ein Gleichgewicht auf dem Güter- und Geldmarkt bei Unterbeschäftigung geben. Tatsächlich ist es so, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage bei Keynes gesteigert werden muss, allerdings ist Keynes da ziemlich eindeutig. Er meint INVESTITIONEN. Die INVESTITIONEN pushen das Volkseinkommen solange nach oben, bis das vom Volkseinkommen abhängige Sparen so groß ist, wie die Investitionen. Dass das Spiel nicht funktionieren kann, wenn quantitativ oder qualitativ Güter nachgefragt werden, die im Land überhaupt nicht produziert werde, wenn diese also über eine negative Leistungsbilanz gedeckt werden, strukturelle Probleme also so nicht gelöst werden können, ist klar. Keynes hat aber nie behauptet, dass man strukturelle Probleme dadurch löst, dass man die Leistungsbilanz in den Keller schickt.

Und es wird immer wirrer.

The revival of belief in the potency of monetary policy was fostered also by a re-evaluation of the role money played from 1929 to 1933. Keynes and most other economists of the time believed that the Great Contraction in the United States ocurred despite aggressive expansionary policies by the monetary authorities - that did their best but their best was not good enough. Recent studies have demonstrated that the facts are precisely the reverse: the U.S. monetary authorities followed highly deflationary policies. The quantity of money in the United States fell by one-third in the course of the contraction. And it fell not because there were no willing borrowers - not because the hourse would not drink. It fell because the Federal Reserve System forced or permitted a sharp reduction in the monetary base, because it failed to exercise the responsibilities assigned to it in the Federal Reserve Act to provide liquidity to the banking system. The Great Contraction ist tragic testimony to the power of monetary policy - not, as Keynes and so many of his contemporaries believed, evidence its impotence.

Der Glaube an die Wirkung der Geldpolitik wurde auch gestärkt durch eine neue Einschätzung der Rolle, die das Geld in den Jahren 1929 bis 1930 spielte. Keynes und andere Ökonomen jener Zeit glaubten dass der Große Abschwung in den USA trotz einer expansiven Politik der für das Geld verantwortlichen Behörden geschah - dass sie ihr Bestes taten, aber das Beste eben nicht gut genug war. Neuere Studien zeigen, dass es genau umgekehrt war. Die Behörden in den USA verfolgten eine Deflationspolitik. Die Geldmenge fiel in den Vereinigten Staaten um ein Drittel im Laufe dieses Abschwungs. Und nicht etwa deshalb, weil es keine willigen Kreditnehmer gab - nicht weil das Pferd nicht trinken wollte. Sie fiel, weil das Federal Reserve System eine starke Reduzierung der monetären Basis erzwang oder ermöglichte, weil sie nicht in der Lage war, ihren Verpflichtungen das Bankensystem mit Liquidität zu versorgen, wie der Federal Reserve Act dies vorschreibt, nachzukommen. Der große Abschwung ist ein tragisches Zeugnis der Macht der Geldpolitik und nicht, wie Keynes und viele seiner Zeitgenossen glaubten, eine Zeichen für deren Bedeutungslosigkeit.

aus: Milton Friedman, The Role of Monetary Policy, Seite 3

Puh! Also die Bedeutung der Geldpolitik will er negativ beweisen. Weil die Geldmenge um ein Drittel zurückgefahren wurde, kam es zur Rezession. Meine Güte. Dieses Beweises hätte es nicht bedurft. Spätestens dann, wenn allein für Transaktionszwecke zu wenig Geld zur Verfügung steht, kommt es zur Krise. Und durch die Tatsache, dass es zur Krise kommt, wenn die Geldmenge unendlich schrumpft, die Zinsen gewaltig steigen, ist dann Keynes widerlegt ??? Das Problem ist das: Er behauptet zuerst etwas, nämlich dass bei Keynes die Geldpolitik keine Rolle spielt, was Unsinn ist. Und weil dann das, was Keynes nie behauptet hat, tatsächlich eingetreten ist, ist Keynes wiederlegt.

Ganz am Schluss kommen noch ein paar sinnvolle Aussagen, aber das zieht sich noch. Die Kernfrage ist, ob Friedman Keynes eigentlich gelesen hat. Wir finden das übliche Spiel. Keynes soll irgendwas gesagt haben, aber unklar bleibt wo.

Die Argumentation ist völlig wirr. Keynes soll also geglaubt haben, dass die Geldpolitik wirkungslos ist und diese Aussage soll er unter der nach Friedman nicht zutreffenden Annahme gemacht haben, dass reichlich Geld vorhanden ist. Keynes sei also davon ausgegangen, dass es über die Geldmenge keinen Weg aus der Krise gebe, weil er ja davon ausgangen sei, dass dieses reichlich vorhanden ist. Friedman stellt nun wiederum fest, dass Geld eben nicht reichlich vorhanden war in den Jahren 29 bis 30 und dass die Reduktion der Geldmenge ursächlich für die Krise 29 bis 30 verantwortlich war. Damit sei dann Keynes widerlegt. Um in dieses ganze mäanderhafte Geschwafel Struktur reinzubekommen, muss man die Sache jetzt mal auf den Punkt zurücksetzen und die ganzen falschen Wiedergaben, Verdrehung historischer Sachvervhalte etc. außen vor lassen: Dann stellen sich zwei schlichte Frage:

Widerlegt die Tatsache, wenn wir mal die Annahmen von Friedman akzeptieren, dass in den Jahren 29 bis 30 eine restriktive Geldpolitik eine Krise auslöste die keynesche Theorie? Wohl kaum, denn dass eine restriktive Geldpolitik irgendwann mal die Wirtschaft abwürgt, ist unstrittig.

Angenommen die Aussage Friedman ist richtig und Keynes irrte sich bezüglich der Geldmenge. Ist deshalb die keynessche Theorie widerlegt? Wohl kaum. Keynes hat dann vielleicht das falsche Rezept geliefert, Fiskalpolitk anstatt Geldpolitik, aber die Theorie bleibt völlig unangetastet. Fiskalpolitik kann scheitern, wenn sie nicht monetär alimentiert wird und Geldpolitik kann scheitern, wenn das Sicherheitsbedürfnis so groß ist, dass Vermögen in möglichst liquider Form gehalten wird.

Um Keynes zu widerlegen bräuchte man was anderes.

Könnte zum Beispiel bewiesen werden, dass die Investitionstätigkeit steigt, wenn die Leute mehr sparen, dann wäre Keynes widerlegt. Es müsste also konkret nachgewiesen werden, dass mit zunehmender Sparquote die Investitionstätigkeit steigt und damit die Konsummöglichkeiten in der Zukunft. Konkret: Je mehr geriestert wird, desto höher das Konsumniveau in der Zukunft.

Könnte gezeigt werden, dass die Spekulation mit Wertpapieren die rentabelste Investition ist, also Sicherheitsaspekte keine Rolle spielen, dann wäre Keynes widerlegt. Es müsste also nachgewiesen werden, dass Kapitalsammelstellen den vollen Überblick haben über die Möglichkeiten von Realinvestitionen und die Finanzinvestitionen wählen, weil diese als die rentabelsten eingeschätzt werden und Sicherheitsaspekte keine Rolle spielen.

Könnte gezeigt werden, dass eine Investition, die es gerade noch erlaubt den Kredit zu tilgen unsinnig ist, dann wäre Keynes widerlegt. Man bräuchte also eine Begründung dafür, dass der Zins bei fünf Prozent gehalten wird und eine Investition, die nur drei Prozent erwirtschaftet verunmöglicht wird.

Könnte man zeigen, dass Sparen keine Residualgröße ist, sondern sich spontan an die Investition anpasst, sich also bei technischen Innovationen mit hoher Rentabilität erhöht und diese Investitionen dann ermöglicht, dann wäre Keynes widerlegt. Wenn Sparen allein vom Zins abhängt und der Zins wiederum von der Rentabilität einer Investition, dann muss sich bei Einkommen, das sich als Residualgröße ergibt, Unternehmergewinne, Dividenden aus Aktien, Spekulationsgewinne etc. die Sparquote ständig ändern, je nachdem wie die Produktivität der Wirtschaft steigt. Wenn man also das nachweisen kann, dann ist Keynes widerlegt.

Kann man zeigen, dass sich der Zinssatz erhöht, wenn hochproduktive und rentable Investitionen möglich sind, dann wäre Keynes widerlegt. Besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Sparen und Investieren, müssten ja die Leute, die hochprofitable Investitionsprojekte haben den Zins nach oben treiben und damit auch die Sparquote erhöhen.

Es besteht ein massives Interesse daran Keynes zu widerlegen, denn im Zentrum der keynesschen Überlegungen steht Unsicherheit (deren Ursache wohl auch Intransparenz und intellektuelle Überforderung ist) und deren Folgen.

Kann man nachweisen, dass das nicht zutrifft, es also keine Präferenz für Liquidität gibt, hat man einen ganzen Haufen Probleme weniger. Das Problem ist, dass sich das nicht widerlegen lässt. Der kolportierte Vorwurf, Keynes sei ein Weg in die Planwirtschaft sticht nicht wirklich, denn Keynes rückt das zentrale Problem der marktwirtschaftlichen Ordnung, Unsicherheit, in den Vordergrund.

Marktwirtschaftler gehen davon aus, dass die Preise allein die beste Möglichkeit sind, das Problem zu lösen und Informationsdefizite und Unsicherheiten durch trial and error überwunden werden. Der Leser kann sich jetzt mal eine ganz schlichte Frage stellen.

Er erbt 200 000 Euro. Marktwirtschaftlich und über trial and error würde er dann die beste Methode finden, diese anzulegen. Wirklich? Wird er die 200 000 Euro nicht bei irgendeiner Kapitalsammelstelle abliefern oder sich eine Immobilie kaufen? Das wird er tun, stimmt's? Und dann wird er hoffen, dass die Kapitalsammelstelle das Geld sinnvoll anlegt und die den Durchblick hat bzw. er wird hoffen, dass das Geld liquide bleibt und er es zurückziehen kann.

Die Marktwirtschaft à la Hayek und Eucken ist eine Illusion. Sie funktioniert für die Lenkung von Unternehmen bei überschaubaren Optionen und innerhalb des Bereiches, wo sich der Unternehmer auskennt.

Sparen allerdings ist eine andere Kategorie. Hier soll Geld gesamtwirtschaftlich da angelegt werden, wo es am produktivsten ist. Damit ist absolut jeder überfordert. Der Wunsch über Sparen an den hochproduktiven Investitionen zu partizipieren ist verständlich, aber nicht möglich.

Von daher haben wir nur die Option unsere Spargroschen eventuell ganz zu verlieren oder von der EZB enteignet zu werden. Letzteres ist sympathischer, denn das schafft die Arbeitsplätze, wo wir tatsächlich unser Einkommen erzielen. Soll jede Investition, die den Kredit tilgen ermöglicht werden, dann muss der Zins sinken.

Das ist schlecht für die Sparer, aber gut für die Arbeitsplätze. Das muss man jetzt verstehen. Keynes ist keine Konjunkturtheorie. Keynes ist eine fundamentale Kritik an der Annahme, dass die Knappheitssignale Kapital optimal allozieren.

Wer das jetzt nicht versteht, der soll sich vorstellen er hätte 200 000 Euro und muss die anlegen. In ganz seltenen Fällen, also wenn z.B. jemand selbst eine brilliante Idee hat, die er umetzen kann, trifft das zu. Für 99 Prozent der Menschheit trifft das nicht zu und höchstwahrscheinlich auch nicht für den Leser.

Gehört der Leser also nicht zu dem 1 Prozent, braucht er sich nur zu überlegen, was er mit den 200 000 Euro machen würde, also außer Immobilien oder Übergabe an eine Kapitalsammelstelle. Wenn er auf diese Frage keine Antwort findet, dann hat er den Kern der keyneschen Theorie erfasst.

Friedman allerdings hat den Kern der keynesschen Theorie vollumfänglich nicht erfasst. Der Geldmarkt spielt eine ganz zentrale Rolle bei Keynes. Denn der Geldmarkt, nicht Sparen, finanziert die Investitionen. Dass die Finanzierung von Staatsausgaben via Geldmarkt ein Problem darstellt, es also passieren kann, dass die gute Bonität der Staaten es diesen erlaubt, Geld aufzunehmen, dass sie nie zurückzahlen können, sich der Schuldenstand also stetig erhöht, hätte Keynes kaum bestritten, das ist ja auch nicht schwer einzusehen. Das wäre sogar ganz im Sinne seiner Theorie. Die Pulverisierung griechischer Staatsanleihen widerlegen Keynes nicht. Ganz im Gegenteil. Genau das sagt Keynes. Anstatt in Realinvestitionne zu investieren flüchten sich die Anleger in vermeintlich sichere Finanzanlagen, die an der Börse gehandelt werden anstatt in griechische Unternehmen.

Das ist ein Risiko. Auf der anderen Seite haben wir aber auch das Risiko, dass Sparen nur in absolut liquider Form gehalten wird und die ganze Wirtschaft steht. Da scheint das erste Problem eher lösbar als das zweite, wobei nicht bestritten werden soll, dass es für den Staat sehr schwierig ist, effizient Geld auszugeben. Ein dramatisches Beispiel ist die staatlich geförderter Qualifizierung Arbeitsloser. Das war gut gemeint und hätte auch funktionieren können, allerdings hätte man es anders organisieren müssen.

Die ganze Argumentation von Friedman läuft auf die Konstatierung von statistischen Zusammenhängen hinaus, was wenig überzeugend ist. Dass Geld eine Rolle spielt ist im übrigen unstrittig. Man kann sogar unterschiedlich argumentieren.

Bei Keynes verläuft der Transmissionsmechanismus über den Zins. Diesen will er so niedrig halten, dass soviele Investitionen getätigt werden, bis Vollbeschäftigung erreicht ist.

Bei Adam Smith ist es schlicht so, dass über den Wechsel neues Geld geschaffen wird, mit dem Investitionen finanziert werden können. (Wobei er, wie auch David Hume, die Tragweite seiner Gedanken nicht erfasst hat, er bleibt in der Klassik verhaftet.) Bei David Hume landet das Gold erstmal bei irgendjemandem, der daraufhin die Produktion ausdehnt.

Bei Schumpeter ist Geld die Kraft, die Ressourcen umlenkt.

Der Pigou Effekt, Vermögenswerte steigen weil das Preisniveau sinkt, ist etwas fraglich, weil wir über die Nettowirkung auf die Nachfrage keine Aussagen machen können.

Der Monetarismus besteht also schlicht aus der Darstellung eines statistischen Zusammenhanges zwischen Geldmenge und anderen ökonomischen Größen wie Beschäftigung und Zins, wobei das beim Monetarismus aber egal ist, denn money matters nur kurzfristig, langfristig mattert money eben gerade nicht, siehe unten. Langfristig soll die Geldmenge sich am Wachstum des Volkseinkommens orientieren. Der erste Teil des Artikels befasst sich also damit festzustellen, warum money mattert und der zweite Teil, warum es eben gerade nicht mattert.

Die Geldpolitik kann also, so die These von Friedman, nur kurzfristig die Zinsen unten halten und auch nur kurzfristig was gegen Arbeitslosigkeit tun. Zumindest die erste Aussage wäre dann für Keynes problematisch. Die These selbst ist natürlich etwas schwer einzusehen. Wenn die EZB den Diskontsatz auf 0,1 Prozent setzt (auf dieser Höhe ist er ja in Japan) dann wird es schwierig zu verstehen, wie sich die Banken davon lösen wollen und die EZB hat exakt Null Problem damit, den Zins unten zu halten. Das macht sie schon jahrelang.

Schauen wir mal, wie er argumentiert.

History has already persuaded many of you about the first limitations. As noted earlier, the failure of cheap money policies was a major source of the reaction against simple-minded Keynesianism. In the United States, this reaction involved widespread recognition that the wartime and postwar pegging of bond prices was a mistake, that the abandonment of this policy was a desirable and inevitable step, and that it had none of the disturbing and disastrous consequences that were so freely predicted at the time. The limitation derives from a much misunderstood feature of the relation between money an interest rates. Let the FED set out to keep interest rates down. How will it try to do so? By buying securities.

Die Geschichte hat viele von ihnen schon über die Grenzen des Ersten [der Möglichkeit, über die Geldpolitik dauerhaft die Zinsen niedrig zu halten] belehrt. Wie bereits früher erwähnt war das Versagen der Politik des leichten Geldes der wesentliche Grund für die Ablehnung des simplizistischen Keynesianismus. In den Vereinigten Staaten führte diese Erkenntnis zu der allgemeinen Überzeugung, dass die Stützung der Staatsanleihen während und nach dem Kriege ein Fehler war, dass die Aufgabe dieser Politik ein wünschenswerter und unausweichlicher Schritt war, und dass dies keineswegs die störenden und unangenehmen Konsequenzen habe, die man zu jener Zeit damit in Verbindung brachte. Dieses Versagen [die Zinsen langfristig über die Geldpolitik zu steuern] lässt sich durch eine falsche Auffassung über die Beziehung zwischen Geld und Zinsrate erklären. Nehmen wir mal an, die FED will die Zinsraten niedrige halten. Wie soll sie das tun? Indem sie Wertpapiere kauft.

aus: Milton Friedman, The Role of Monetary Policy, Seite 6

Uns interessiert hierbei nur der letzte Satz. Das ist das übliche Friedmansche Verfahren. Man geht von falsche Prämissen aus und gelangt dann dahin, wo man hin will. Nein. Will man den Zins niedrig halten, hält man den Leitzins niedrig. So einfach ist das. Er argumentiert anders. Die Zentralbank kann auch Wertpapiere ankaufen, dann haben die Banken Geld und folglich sind die Zinsen niedrig. Soweit so richtig. Trotzdem zitieren wir die Passage, denn sie ist irgendwie skurril.

This raises their prices and lower their yields. In the process it also increases the quantity of reserves available to banks, hence the amount of credit and, ultimately the total quantity of money. That ist why central bankers in particular, and the financial community more broadly, generally believe that an increase in the quantity of money tends to lower interest rates. Academic economists accept the same conclusion, but for different reasons. They see, in their mind's eye, a negatively sloping liquidity preference schedule. How can people be induces to hold a larger quantity of money? Only by bidding down interest rates.

Das [also der Ankauf von Wertpapieren] treibt deren Preis nach oben und verringert die Erträge [im Verhältnis zur Investition], so dass auch die Liquiditätsreserven der Banken erhöht werden, was wiederum die Krediteschöpfungsfähigkeit erhöht und schließlich auch die Geldmenge. Das ist der Grund warum Banker im besonderen und die Finanzwelt im allgemeinen glauben, dass eine Erhöhung der Geldmenge zu einer geringeren Zinsrate führt. Akademische Ökonomen kommen zu demselben Schluss, allerdings aus unterschiedlichen Gründen. Sie sehen vor ihrem geistigen Auge eine negativ fallende Liquiditätsfunktion. Wie kann man Leute dazu bringen eine größere Menge Geld zu halten? Nur indem man die die Zinsraten nach unten drückt.

aus: Milton Friedman, The Role of Monetary Policy, Seite 6

Er behauptet also, dass die Finanzwelt von einem schlichteren Schema ausgeht. Die sagt sich einfach, mit dem Geld ist das wie mit den Kartoffeln, ist viel davon da, ist der Preis, also die Zinsen, billig. Die more sophisticated Erklärung, im Grunde referiert er Keynes, ist dann die, dass mit mehr Geld der Kurs der Wertpapiere steigt und der Zins sinkt. Da aber selbst diese liquide Form der Geldhaltung noch ein Risiko birgt, werden manche Leute dazu übergehen, das Geld in der allerliquidisten Form zu halten, also als Bargeld (oder in einer anderen sehr gering verzinsten Variante.)

Würde es aber stimmen, dass die Finanzwelt das anders sieht als Keynes, dann wäre die keynessche Theorie schlicht falsch. Die Leute würden dann nicht das machen, was Keynes beschreibt. Der Autor würde aber sagen, die Finanzwelt macht genau das, was Keynes beschreibt. Es gibt einen trade off zwischen Liquidität, also Sicherheit, und Zinsen und nur wenn die Zinsen eine gewisse Höhe haben, wird die Liquidität aufgegeben, weil Sicherheit dann teurer wird, bzw. weil es für das höhere Risiko eine Vergütung gibt.

Der Autor glaubt nicht, dass die Finanzwelt und Keynes hier unterschiedlich argumentieren. Keynes expliziert lediglich, was diese ständig und tagtäglich tut. Die Spekulationskasse hätte Keynes vielleicht besser ein bisschen anders definiert. Die Spekulationskasse ist die maximal mögliche Liquidität. Die Vorstellung mit dem Geld, das man unter das Kopf Kissen legt, ist vielleicht nicht so glücklich, das tut nämlich heute niemand mehr. Für Details siehe, Keynes.

Was aber wirr begann, wird immer wirrer.

Both are right, up to a point. The initial impact of increasing the quantity of money at a faster rate than it has been increasing is to make interest rates lower for a time than they would otherwise have been. But this is only the beginning of the process not the end. The more rapid rate of monetary growth will stimulate spending, both through the impact on investment of lower market interest rates and through the impact on other spending and thereby relative prices of higher cash balances than are desired.

Beide [die akademischen Wirtschaftswissenschaft und die Finanzwelt] haben in gewissem Sinne Recht. Erstmal wird die Vermehrung der Geldmenge in einem Maße, welches die bisherige Vermehrung übersteigt, die Zinssätze stärker fallen lassen, als ohne diese Vermehrung. Die schnellere Wachstumsrate des Geldes wird die Ausgaben stimulieren, sowohl wegen des Einflusses der niedrigeren Zinsen auf die Investitionen wie auch durch den Einfluss der anderen Ausgaben durch mehr als erwünschten Preise der größeren Kassenbestände.

aus: Milton Friedman, The Role of Monetary Policy, Seite 6

Wieso beide Recht haben ist zwar nicht ganz klar, aber er denkt den Prozess dann keynesianisch zu Ende, verquickt ihn aber noch mit eigenen Überlegungen. Er stellt nicht auf die reine Vermehrung der Geldmenge ab, sondern, das wird weiter unten wichtig, auf die zunehmende Vermehrung (also im ersten Durchgang 10 Prozent, dann 11, dann 12 etc.).

Die schnellere Wachstumsrate [eine gleichbleibende Wachstumsrate, für die er schlussendlich plädiert, würde dies nicht tun] wird dann sowohl die Investitionen wie auch den Konsum anregen. Und jetzt wird es keynsianisch: Das größere Einkommen braucht dann auch eine größere Transaktionskasse. Das denkt er zwar nicht zu Ende, aber das würde zu einer Zinserhöhung führen. Es müssen Wertpapiere verkauft werden, deren Kurs sinkt, deren Rendite steigen. Das wird manche dazu bringen, die Spekulationskasse aufzulösen. Der geringeren Spekulationskasse steht ein höherer Zins entgegen, siehe IS-LM Modell. So richtig die reine Lehre Keynes ist das nicht, da ist noch alles möglich dazwischen, aber so mehr oder weniger passt es. Wir kommen dann zu der Stelle, wo money eben doch nicht mattert, bzw. nur kurzfristig mattert, aber eben nicht langfristig.

But one man's spending is another man's income. Rising income will raise the liquidity preference schedule and the demand for loans; it may also rise prices, which would reduce the real quantity of money. These three effects will reverse the initial downward pressure on interest rates fairly promptly, say, in something less than a year. Together they will tend, after a somewhat longer interval, say, a year or two, to return interest rates to the level they would otherwise have had. Indeed, given the tendency for the economy to overreact, they are highly likely to raise interest rates temporarily beyond that level, setting in motion a cyclical adjustment process.

Das Geld jedoch, das der eine ausgibt, ist das Einkommen des anderen. Das gestiegene Einkommen erhöht die Liquiditätspräferenz und die Nachfrage nach Anleihen; unter Unständen kommt es auch zu einer Preiserhöhung, was die reale Geldmenge reduzieren würde. Diese drei Effekte werden den ursprünglichen Druck der Zinsraten nach unten in, sagen wir mal, weniger als ein Jahr, wieder rückgängig machen. Zusammen werden sie dafür sorgen, dass sich nach einer mehr oder weniger langen Zeit, sagen wir mal ein oder zwei Jahre, wieder ein Zinssatz einstellt, wie er sich auch sonst eingestellt hätte. Da aber die Wirtschaft dazu neigt überzureagieren, ist es tatsächlich sehr wahrscheinlich, dass die Zinssätze kurzfristig sogar höher sind, wodurch ein zyklischer Apassungsprozess in Gang gesetzt wird.

aus: Milton Friedman, The Role of Monetary Policy, Seite 6

Also wir müssen uns jetzt klar machen, wie er die Geldmenge erhöht hat. Er hat sie erhöht, indem er durch die Zentralbank Wertpapiere hat aufkaufen lassen. Man könnte die Argumentation jetzt natürlich abkürzen. Die Zentralbank senkt den Leitzing und zu diesem Leitzins kann sich dann jede Bank dort unendlich viel Geld ausleihen. Damit wäre seine Argumentationskette natürlich sofort erledigt. Das ist im übrigen das, was momentan konkret passiert, überall auf der Welt. Damit werden die Zinsen niedrig gehalten. So ganz pragmatisch gesehen, ist so eine Theorie also schlicht falsch.

Gehen wir aber seine Argumentationskette mal durch. Schon der erste Satz ist dubios: But one man's spending is another man's income. Das stimmt zwar generell, aber in diesem Fall sieht es wohl so aus. Ist die Investition rentabel, fließt das Geld an die kreditgebende Bank zurück und die wiederum kauft die Wertpapiere von der Zentralbank zurück. Zentralbanken behalten diese Papiere nämlich in der Regel nicht, sie lombardieren selbige. Nachdem der Kredit getilgt ist, gibt sie die Wertpapiere wieder zurück, die Sache ist wieder glatt und es ist genau so viel Geld im Umlauf wie vorher. Aber nehmen wir mal an, die Zentralbank kauft die Wertpapiere und verbrennt selbige dann im Kamin und will das Geld nie mehr zurückhaben. Dann hat irgendjemand, entweder die kreditgebende Bank oder der Investor in der Tat mehr Geld. In der Realität die kreditgebende Bank, aber vielleicht verzichtet die auch, bei Friedman weiß man nie. Auf jeden Fall ist das Einkommen gestiegen. Mit dem gestiegenen Einkommen haben wir dann eine höheren Bedarf an Sicherheit, anders formuliert, wir haben immer mehr Geld und keiner weiß so richtig, wie er das anlegen soll und flüchtet in die Liquidität. Hier wird es also wieder keynesisanisch. Wir haben also drei Effekte der Gelderhöhung.

a) Erstens steigt die Liquiditätspräferenz,
b) steigt die Nachfrage nach Wertpapieren und
c) steigen die Preise

und diese drei Effekte sollen bewirken, dass das Zinsniveau schlussendlich wieder auf dem Niveau landet, auf dem es auch ohne diese Gelderhöhung gelandet wäre. Wir würden jetzt mal schlicht behaupten, Friedman hat Keynes nicht verstanden. Der Satz " Rising income will raise the liquidity preference schedule and the demand for loans" ist völlig verquer.

Das höhere Einkommen an sich sorgt bei Keynes nicht für ein gesteigertes Bedürfnis nach Liquidität. Das gestiegene Einkommen sorgt erstmal nach einem größeren Bedarf an Transaktionskasse. Um diese zu befriedigen, muss ein Teil der Spekulationskasse, also absolute Liquidität, aufgelöst werden.

Das führt zu einem Steigen des Zinssatzes. Konkret: Gäbe es in der Realwirtschaft jetzt einen gewaltigen Boom, bombensichere Realinvestitionen bei 20 Prozent Verzinsung im Jahr, müsste das Geld von den Börsen abgezogen werden. Die Börsenkurse würden fallen, die Verzinsung steigen. An dieser Verzinsung würden sich die Kreditzinsen orientieren, folglich würden Kredite teurer.

Denselben Effekt hat die hypostasierte Preiserhöhung. Steigen die Preise, muss die Transaktionskasse zu Lasten der Spekulationskasse vergrößert werden. Das lässt die Zinsen steigen.

Die Vorstellung darüber, wie Geld in die Wirtschaft kommt, sind bei Friedman kurios, seine Wiedergabe der keyneschen Theorie irgendwie eigenartig, aber schluss endlich will er sagen, dass Geldpolitik nichts bringt, bzw. es hätte zwar eine Wirkung, aber nur kurzfristig und deshalb sei Keynes widerlegt.

Das Problem ist, dass die Effekte, die er beschreibt, vollkommen mit der keyneschen Theorie übereinstimmen und im übrigen in jedem Lehrbuch stehen. Steigt das Einkommen bzw. die Preise, steigt der Bedarf an Transaktionskasse. Steigt der Bedarf an Transaktionskasse, muss entweder die Spekulationskasse aufgelöst werden oder Wertpapiere verkauft werden (was letztlich auf das gleiche hinausläuft: Wertpapiere werden verkauft, deren Verzinsung steigt, manche Leute geben dann Sicherheit auf, Spekulationskasse höher, Zins höher).

Das ist alles völlig Asbach Uralt, nur wiederlegt er damit nicht Keynes. Er beschreibt höchstens einen anderen Transmissionsmechanismus des Geldes in die Realwirtschaft. Ob jetzt aber der Transmissionsmechanismus direkt über den Zins läuft wie bei Keynes, über die Preise, die dann wiederum die Höhe der Transaktionskasse beeinflussen oder über Vermögensänderungen, lässt das keynesssche System gänzlich unerschüttert. Das berührt keine einzige der keynesschen Kernthese:

1) Wir können via Sparen nicht den Konsum in die Zukunft verlegen. Auf Deutsch: Wir können über die Riesterrente nicht die Alterssicherung organisieren. 2) Der Zins ist der Preis, der für Liquidität bezahlt wird, nicht der Preis für warten. Auf Deutsch: Eine wieder liquidierbare Investition bei Facebook ist besser, als eine Realinvestition. 3) Geld ist nicht knapp und es macht folglich auch keinen Sinn, es knapp zu halten. Auf Deutsch: Jede Investition, die sich bei einem Zinssatz amortisiert der Risiko und Verwaltungskosten abdeckt, ist sinnvoll. 4) Die Grundannahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung, Steuerung über die Preise, gilt nur eingeschränkt. Auf Deutsch: Bei Unsicherheit haben wir eine Flucht in die Liquidität. Die Wirtschaft steht. 5) Sparen senkt die Nachfrage und mindert die monetär bewertete Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals. Auf Deutsch: Sparen führt tendenziell zu einem Rückgang der Investitionen.

Mit den Details zu den keynesschen Kernaussagen haben wir uns bereits durch das ganze Lehrbuch hindurch immer wieder befasst. Im Zweifelsfalle möge man wieder zu Keynes zurückspringen.

Wollen wir Sinn in das Friedman Geschwurbel bringen, dann müssen wir versuchen alle historisch dubiosen Aussagen, Interpretationen anderer Wirtschaftswissenschaftler und kuriose Bemerkungen sonstiger Art eliminieren und versuchen den Kern herauszuarbeiten. Der eigentliche Kern ist ein Adam Smith Revival, also im Grunde eine Variation zu Hayek.

Vom Endergebnis her ist Milton Friedman ein Anhänger der schlichten Quantitätstheorie: Das mit dem Preis gewichtete Volkseinkommen ist so hoch wie die Geldmenge multipliziert mit der Umlaufgeschwindigkeit. Besteht das Volkseinkommen also aus sechs Äpfeln zu je einem Euro dann ist die Geldmenge 1 Euro wenn jeder Apfel einmal den Besitzer wechselt, es also zu sechs Transaktionen kommt. Erhöht man auf zwei Euro, dann muss jeder Euro nur dreimal den Besitzer wechseln, jeder Euro führt also drei Transaktionen durch.

Kolportiert wird, dass in der Quantitätstheorie Geld als Schleier interpretiert wird, das heißt, dass eine Veränderung der Geldmenge keine Wirkung auf die Realwirtschaft hat. Würde man in unserem Beispiel mit den Äpfeln die Anzahl der Euros verdoppeln würde sich lediglich der Preis der Äpfel verdoppen. Bei gleicher Umlaufgeschwindigkeit und gleichem Volkseinkommen führt eine Vermehrung der Geldmenge lediglich zu höheren Preisen. Dass die Klassik das eben auch nicht so sah, haben wir bereits mehrfach erwähnt, siehe Zahlungsbilanz. Dieser simplen Quantitätstheorie stimmt Friedman jetzt erstmal nicht zu. Er geht davon aus, dass zumindest kurzfristig eine Erhöhung der Geldmenge die Realwirtschaft beeinflusst. Man hätte aber auch gleich wie David Hume argumentieren können, bei irgendjemand muss das Geld ja landen. (Bei David Hume war es Gold aus Spanien. Die hatten Gold und haben üppig eingekauft.)

Derjenige, der es hat, nimmt es, gibt es aus und kurbelt die Wirtschaft an. Friedman argumentiert nun anders und beides tönt irgendwie keynesianisch, obwohl die Schreibe von Friedman so skurril ist, dass man sich nie so richtig sicher sein kann, ob er Keynes richtig wiedergibt.

Der erste Effekt, so sieht das die Finanzwelt, ist schlicht der, dass mit einer Ausdehnung der Geldmenge deren Preis, also der Zins, fällt. Dieser niedrigere Zins kurbelt dann Investionen und Konsum an.

Der andere Effekt, seiner Meinung nach die eher akademische Variante (was man bestreiten kann) geht über die Liquiditätspräferenz. Strömt mehr Geld ein, wird es Leute geben, deren Sicherheitsbedürfnis dann über die Maßen befriedigt ist.

Sie werden Wertpapiere kaufen, deren Wert in die Höhe treiben und damit den Geldmarktzins drücken. Beide Varianten kommen also zum selben Ergebnis. Der Zins sinkt. (Tatsächlich erleben wir aber etwas anderes, was aber die keynessche Theorie auch nicht erschüttert. Praktisch jede Geldmenge verblubbert an der Börse. Entscheidend ist aber, innerhalb der keynesschen Theorie, dass es nicht in der realen Welt ankommt.)

Er sieht sich zwar schon jetzt im Gegensatz zu Keynes, aber das ist bis hierhin völlig mit der keynesschen Theorie kompatibel. Man könnte natürlich noch auf andere Transmissionsmechanismus verweisen, etwa auf den, der in der Phillipskurve zum Ausdruck kommt (was er später tut). Steigt die Geldmenge, steigen die Preise. Da Unternehmer schneller die Preise erhöhen als die Arbeiter mit Lohnforderungen nachziehen können, steigen die Gewinne, bzw. die monetär bewertete Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals, was, so sieht man das im Allgemeinen, wenn die Inflation nicht von den Gewerkschaften antizipiert wird, die Beschäftigung erhöht. (Denkbar ist natürlich auch, dass die Sparquote steigt, was dann wiederum den Geldmarktzins drückt.)

Den oben kurz erwähnten Pigou Effekt, den er etwas verdreht darstellt, erwähnt er dann unten nicht mehr. Wie man es aber auch dreht und wendet, money matters. Das ist aber nichts Neues. Will man jetzt verstehen, warum seiner Meinung nach money doch nicht mattert, muss man im Hinterkopf behalten, dass Geld über eine Offenmarkt-Politik der Zentralbank in die Welt kam und irgendwie definitiv und für alle Zeiten erhöht wurde. Die Wertpapiere wurden bei ihm also nicht lombardiert oder diskontiert, sondern definitiv und ein für alle Mal eingezogen. Sie waren also sozusagen das Geschenkpapier, in das die Bündel Geld, das die Banken erhalten haben, eingewickelt war. Man kann sich noch was darunter vorstellen, wenn man davon ausgeht, dass der Ankauf von Wertpapieren revolviert wird, also nach Tilgung wiederholt wird.

Dann nennt er noch einen vierten Punkt, der zeigt dass money doch nicht mattert. Allerdings ist das, sagen wir mal, orginell geschrieben.

A fourht effect, when and if it becomes operative, will go even farther, and definitely mean that a higher rate of monetary expansion will correspond to a higher, not lower, level of interest rates than would otherwise have prevailed. Let the higher rate of monetary growth produce rising prices, and let the public come to expect that prices will continue to rise. Borrowers will then be willing to pay and lenders will then demand higher interest rates - as Irving Fisher pointed aout decades ago. This price expectation effect is slow to devlop and also slow to disappear. Fisher estimated that it took several decades for a full adjustement and more recent work is consistent with his estimates. The subsequent effects explain why every attempt to keep interest rates at a low level has forced the monetary authority to engage in successively larger and larger open market purchases.

Ein vierter Effekt, wenn er wirksam wird, geht sogar noch weiter und bedeutet, dass eine die Ausdehnung der Geldmenge mit immer stärkeren Zuwachsraten zu einem höheren und nicht zu einem niedrigeren Zinssatz führt, als er sonst geherrscht hätte. Gehen wir mal davon aus, dass die Ausdehnung der Geldmenge zu einem Preisanstieg führt und gehen wir davon aus, dass das Publikum davon ausgeht, dass die Preise steigen. Kreditnehmer werden dann bereit sein höhere Zinsen zu bezahlen und Kreditgeber werden höhere Zinsen verlangen - wie Irving Fisher vor einem Jahrzent festgestellt hat. Der Effekt, der sich aus der Preiserwartung ergibt entwickelt sich nur langsam, verschwindet aber auch nur sehr langsam wieder. Fisher geht davon aus, dass es mehrerer Jahrzente bedarf, bis der Effekt korrigiert wird und neuere Studien stimmen mit seinen Beobachtungen überein. Die nachträglichen Effekte erklären, warum jeder Versuch die Zinsen niedrig zu halten, die für die Geldpolitik Verantwortlichen immer gezwungen waren, ihre Offenmarkt-Geschäfte auszudehnen.

aus: Milton Friedman, The Role of Monetary Policy, Seite 6

Wir wollen Friedman ja jetzt nicht unter die Nase reiben, dass wir die letzten zehn Jahre fast eine Verdoppelung der Geldmengen hatten (M3), aber dies zu keinen ungewöhnlich hohen Inflationsraten geführt hat. Wir wollen nicht wie Friedman vorgehen und aus statistischen Zusammenhängen irgendwelche Rückschlüsse ziehen, denn dann wären wir wieder beim Geburtenrate / Storch Problem, siehe oben.

Wir suchen nach kausalen Zusammenhängen. Die ganze These, also dass die Geldpolitik die Zinsen nicht niedrig halten kann stützt sich (außer dem bereits oben erwähnten Tatbestand, dass bei Friedman Geld über eine Offenmarkt-Politik in die Welt kommt) auf diesen Teilsatz: "Let the higher rate of monetary growth produce rising prices...." und dieser Teilsatz ist nun rätselhaft.

Bei Vollbeschäftigung, bzw. existiert das, was Keynes Flaschenhälse nennt, eine Ausdehnung der Produktion führt auch bei Unterbeschäftigung zu Engpässen in bestimmten Bereichen der Wirtschaft, haben wir mit dieser Aussage kein Problem. In dieser Situation kommt aber auch keine Zentralbank dieser Welt auf die Idee, die Geldmenge auszudehnen.

Das wäre der Schumpeter Fall, Geld lenkt bei Vollbeschäftigung Ressourcen in neue Bahnen. Möglich, macht aber keiner. Wir reden also von Unterbeschäftigung.

Was uns Friedman nicht erklärt, was uns aber brennend interessieren würde, ist das. Warum sollen Banken sich via Offenmarkt-Politik Liquidität verschaffen, wenn sie nicht wissen wohin mit dem Geld? Damit das Geld also von der Zentralbank in die Wirtschaft kommt, braucht es jemanden, der es dort abholt, auf Deutsch: Es braucht einen Kreditnehmer.

Der Kreditnehmer wird aber das Geld nur bei der Bank abholen und es investiv verwenden, wenn er davon ausgeht, dass er den Kredit tilgen kann. Kann er aber den Kredit tilgen passiert zweierlei. 1) wurde die Geldmenge dann gar nicht erhöht, denn mit der Tilgung wird das zuvor geschaffene Geld vernichtet und 2) steht dem Geld dann ein Warenwert gegenüber, das Volkseinkommen ist gestiegen. (Nebenbemerkung: Wir reden hier immer von INVESTITIONEN. Finanziert man mit dem Geld Konsum, wie in Griechenland, beschäftigt also sinnfrei riesige Bürokratien, funktioniert es natürlich nicht. Dann hat man einen Konsum, der über Leistungsbilanzdefizite befriedigt wird. Bei diesem Spiel hat man eine Party und anschließend Verschuldung.)

Genau genommen haben wir ein vollkommen anderes Problem. Nach Tilgung des Kredites steht dem gestiegenen realen Volkseinkommen die gleiche Geldmenge gegenüber. Eigentlich bedarf es dann, so sich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes nicht erhöht, einer DEFLATION oder irgendeiner Methode, wie man Geld in die Wirtschaft bringt, ohne dass es anschließend wieder vernichtet wird.

Der Autor wüsste zu gerne, welchen Trick Friedman anwendet. Bei Friedman ist es irgendwie möglich, sich Geld von der Bank zu holen, ohne dass die das wiederhaben wollen. Das geht eigentlich nur über einen Bankraub. Dann wollen sie es zwar auch wieder haben, aber wenn er wirklich gut gemacht war, kriegen sie es nicht wieder. Friedman muss irgendwie eine ganz ausgepuffte Methode haben, Banken auszurauben.

Der langen Rede kurzer Sinn. Auch wenn wir das richtig blöd finden, wir kriegen über diesen Weg keine Inflation in Gang. Zumindest in relevante Größenordnungen und für den Normalsterblichen ist dieser Bankraub nicht möglich.

Wahrscheinlich ist es für die Privatwirtschaft insgesamt schwierig, eine Inflation in Gang zu setzen. Da Banken nie Kredite geben ohne Sicherheiten, das ist Teil eines ernsthaften Problems, siehe Zins, ist fast sichergestellt, dass der Kreditschöpfung eine Kreditvernichtung entgegensteht. Einzig Ausnahme sind halt die Börsen. Da pumpen sie Geld ohne Ende ein und verzichten auf jede Sicherheit, weil sie börsennotierte Wertpapiere für liquide und damit sicher halten.

Kann der Kredit nicht getilgt werden, kommt die Sicherheit unter den Hammer und irgendjemand löst liquide Mittel auf um diese zu erwerben und damit den Kredit zu tilgen (z.B. Sicherheit war Haus, Haus wird versteigert, aus den Erlösen der Kredit getilgt).

So richtig kann nur der Staat eine Inflation in Gang setzen. Er kann Staatsanleihen emittieren und höhere Zinsen bezahlen, als der Geldmarktzins. Er bekommt immer Geld, weil er keine Sicherheiten bieten muss. Verwendet er diese Gelder um eine Nachfrage zu schaffen, die die Produktion der Wirtschaft überfordert, kommt es entweder zu einer Inflation oder zu einer negativen Leistungsbilanz, wobei letzteres wahrscheinlicher ist als ersteres. (Zumindest in der Euro Zone ist das so, weil ein Ausgleich über den Wechselkurs nicht möglich ist.)

In einem globalisierten Wirtschaft kann es zu keiner Inflation kommen, weil jede, absolut jede Nachfrage befriedigt werden kann. Genau wie die Investition kann man natürlich auch die Nachfrage mit bedrucktem Papier befriedigen, aber die Lieferanten wollen eben langfristig kein bedrucktes Papier, sondern Waren.

Das tangiert zwar Keynes nicht, wie oft behauptet, denn es ist ein strukturelles Problem und strukturelle Probleme kann man mit der keynesschen Politik nicht lösen, aber ein Problem ist es zweifelsohne. Die nächste Methode Inflation in die Wirtschaft zu bekommen wäre ein exogener Schock, etwa eine Ölpreiserhöhung. Wird diese auf die Preise weitergewälzt, muss sie monetär alimentiert werden. Last not least bleibt noch die Möglichkeit, dass die Gewerkschaften die Löhne anheben und dieser Kostenfaktor auf die Preise weitergewälzt wird. Auch das muss alimentiert werden.

Inflation kann auch aus einer Giralgeldschöpfung alimentiert werden, was wahrscheinlich der Normalfall ist, denn so wie Friedman sich das vorstellt, wird die Geldmenge gar nicht erhöht.

Damit reduziert sich der Monetarismus zunehmend auf Adam Smith, wenn wir das mal kurz und knackig zusammenfassen.

  1. Über den Zins oder über den Liquiditätseffekt beeinflusst die Geldmenge kurzfristig die Realwirtschaft. Mehr Geld, größeres Kreditangebot, niedrigere Zinsen. (Was eigentlich eher eine Spitze gegen die Akkumulations- und Spartheorie der Klassik ist und weniger gegen Keynes. Immerhin konzediert er ja, dass Geld einen Einfluss auf die Realwirtschaft hat. Da ist er dichter bei Keynes als bei der Klassik.)
  2. Über die steigenden Preise wird aber das Zinsniveau wieder angehoben, erstens weil die Inflation bei der Kreditvergabe berücksichtigt wird, je höher die Inflation desto höher muss der Zins sein und zweitens über den erhöhten Bedarf an Transaktionskasse.
  3. Da der Preistreiber, der Staat, die Gewerkschaften und exogene Schocks sind, hat sich der Staat rauszuhalten, Gewerkschaften sind eh Gift und gegen exogene Schocks kann man nix machen.

Die Komplexität der Theorie ist also durchaus überschaubar. Man liest hier und da, dass der Monetarismus eine Gegenbewegung zum Keynesianismus ist. Die These wäre richtig, wenn es eine inhaltliche Auseinandersetzung gäbe. Diese findet aber nicht, bzw. nur auf Nebenkriegsschauplätzen, statt.

Ob sich der Konsum am aktuellen Einkommen, Keynes, ausrichtet oder am Lebenseinkommen, Friedman, ist ziemlich egal und für praktische Fragen sowieso. Indem Moment, in dem der Staat eingreift und z.B. riestern lässt, geht es schlicht um die Frage, ob das funktionieren kann. Es geht nicht um die Frage, ob sich der Konsum am gegenwärtigen Einkommen ausrichtet oder am Lebenseinkommen, es geht um die Frage, ob man überhaupt durch Sparen Konsum in die Zukunft verlagern kann.

Auch für die keynesche Multiplikatortheorie ist es schlicht egal, ob sparen ein Teil des gegenwärtigen Einkommens ist oder sich am Lebenseinkommen orientiert. Es ist schlicht so, dass die Investition ein soviel mehr an Volkseinkommen induzieren muss, bis das Sparvolumen dem Investitionsvolumen entspricht. Die Frage, ob sparen vom gegenwärtigen Einkommen abhängt oder vom Lebenseinkommen, ist vollkommen egal. Hauptsache es wird gespart und innerhalb der keyneschen Multiplikatortheorie ist dann nur wichtig, dass wenig gespart wird.


Wenn Friedman mit seiner permanenten Einkommenshypothese Keynes aber widerlegen will, dann müsste er mal eine Antwort auf die Frage finden, wieso bei der permanenten Einkommenshypothese das Problem mit der Unsicherheit gelöst ist. Wieso ist dann ausgeschlossen, dass alle Leute Realinvestitionen scheuen wie der Teufel das Weihwasser?

Das eigentliche Problem mit seiner permanenten Einkommensypothese ist aber folgendes. Er unterstellt ständig, dass eine Erhöhung der Geldmenge zu mehr Einkommen führt. Da gehen wir ja noch mit. Aber nach seiner permanenten Einkommenshypothese würde dieses Geld ja gespart, weil der Konsum von der Einkommenserwartung über das gesamte Leben hinweg abhängt. Diese Erwartung wird sich aber nur geringfügig ändern, wenn kurzfristig mal das Einkommen steigt. Wenn aber das sparen zunimmt, dann kommt es wohl kaum zu einer Inflation. Keynesianisch gesehen ist das zwar bedauerlich, die Multiplikatoreffekte sind dann gering, aber es kommt auch zu keiner Inflation.

Auch das Phänomen, dass immer mehr Geld an den Börsen verblubbert und eben nicht in die Realwirtschaft wandert, also schlicht überhaupt keinen direkten Einfluss auf die Wirtschaft hat, lässt sich mit Keynes hervorragend erklären, nicht aber mit Friedman. Diese Aussage hier, von Prof. Dr. Thomas von der Vring, ist interessant. Sie bestätigt Keynes und erklärt, warum wir eine Verdoppelung der Geldmenge haben ohne Inflation.

Die heutige Geldmenge wird nur zum kleineren Teil zur Finanzierung des Sozialprodukts verwenden. Zum größeren Teil dient sie der Vermittlung nationaler und internationaler Finanztransaktionen. Sie wird also sowohl zur Finanzierung der Inflation in Anspruch genommen als auch zur Finanzierung von Wertsteigerungen von Vermögenstiteln.

aus: Geldpolitische Konsequenzen

Wer will, kann gegenüber der Klassik einen minimalen Fortschritt erkennen (wenn wir die Nebenbemerkung von David Hume, siehe Zins mal außer Acht lassen). Bei Friedman wird immerhin nicht mehr gespart, das ist schon mal was. Investitionen können mit Geld finanziert werden. Allerdings hängt Sparen, siehe unten, bei ihm merkwürdig in der Luft und ist nicht, wie bei Keynes, in eine schlüssige Theorie eingebunden. Wir kommen darauf zurück.

Er plädiert für eine konstante Ausdehnung der Geldmenge, die sich am Wachstum orientiert. Diese soll möglichst immer konstant gehalten werden. So werden dann die Zinsen niedrig gehalten, worauf es ihm offensichtlich ankommt. Das Problem mit dem Monetarismus besteht darin, dass er mit der Realität einfach nichts, nicht das allergeringste, zu tun hat.

As an empirical matter, low interest rates are a sign that monetary policy has been tight-in the sense that the quantity of money has grown slowly; hight interest rates are a sign that monetary policy has been easy-in the sense that the quantity of money has grown rapidly. The broadest facts of experience run in precisely the opposite directon from that which the financial community and academic economists have all generally taken for granted. Paradoxically, the monetary authority could assure low nominal rates of interest-but to do so it would have to start out in what seems like the opposite direction, by engaging in a deflationary monetary policy. Similarly,it could assure high nominal interest rates by engaging in an inflationary policy and accepting a temporary movement in interest rates in the opposite direction.

Es ist empirisch erwiesen, dass niedrige Zinssätze ein Zeichen dafür sind, dass die Geldpolitik straff war, also die Geldmenge nur langsam wuchs. Hohe Zinssätze sind ein Zeichen dafür, dass die Geldpolitik locker war, also die Geldmenge schnell anstieg. Die Erfahrung lehrt eindringlich, dass es sich genau umgekehrt verhält, als der Finanzsektor und die akademische Wirtschaftswissenschaft sich das bislang vorstellten. Paradoxerweise können die für die Geldpolitik Verantwortlichen für einen niedrigen Zinssatz sorgen, doch um dies zu tun, müsste man umgekehrt vorgehen, nämlich eine deflationäre Politik betreiben. Aus ähnlichen Gründen könnte es auch eine hohe Zinsrate sichern, indem es eine inflationäre Politik betreibt und zulässt, dass sich die Zinsraten eine Zeitlang in umgekehrter Richtung bewegen.

aus: Milton Friedman, The Role of Monetary Policy, Seite 7

Leider stimmt das nicht, hinten und vorne nicht. Die Leitzinsen sind weltweit absolut niedrig, teilweise, wie in Japan, mit 0,1 Prozent, dicht bei Null, in Europa mit 0,75 Prozent fast Null. Die Geldmenge hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Die Geldpolitik kann den Zins dauerhaft problemlos auf Null drücken und sie kann in dauerhaft und problemlos auf jede Menge anheben.

Was sie NICHT kann, ist die Banken zu bewegen die niedrigen Refinanzierungskosten an die Realwirtschaft weiterzugeben.

Das liegt schlicht daran, dass die Geldmenge nicht inflationär wirkt. Unstrittig ist, dass die Geldmenge inflationär wirken kann, bei den drei oben geschilderten Szenarien, a) konsumtive Staatsausgaben ohne Tilgung der Kredite, b) externe Schocks, c) andere Kostentreiber wie Löhne.

Was tatsächlich passiert ist etwas höchst Erstaunliches, wobei nicht der Sachverhalt selbst höchst erstaunlich ist, sondern die Tatsache, dass es niemand erstaunlich findet. Die Geldmenge treibt die Börsenkurse in die Höhe, aber ansonsten passiert gar nichts. Das wirklich Erstaunliche ist, dass heute, am 5.März 2013, der Dow Jones ein allzeit hoch feiert und alle sind begeistert, obwohl eigentlich jedem klar sein müsste, dass das Spiel hoch riskant ist. Das Hoch ist mit geliehenem Geld finanziert, von den Zentralbanken. Ziehen manche ihr Geld zurück und stürzt das Kartenhaus zusammen, dann wird mächtig umverteilt und die, die mit geliehenem Geld arbeiten, sind nicht unbedingt die, die ihr Geld rechtzeitig wieder rausziehen können. Wir haben also die nächste Rettungsaktion ante portas. Es sind wenige, die das Phänomen richtig sehen. Die zum Beispiel sehen es, zumindest deuten sie es an, aber das ist eine Ausnahme.

New York - Die Aussicht auf eine anhaltende Geldflut im Kampf gegen die globale Wirtschaftsflaute hat den Dow-Jones-Index auf den höchsten Stand seiner Geschichte gehoben. Vor allem der Rekordhaushalt in China zur Ankurbelung des Wachstums der Welt ermutigte die Anleger an der Wall Street.

www.nachrichten.ch

Wie dem auch immer sei, Keynes hat gnadenlos Recht und Friedman hat gnadenlos unrecht. Der Geldmarkt schlägt den Gütermarkt, zumindest solange, bis der Geldmark implodiert. Man kann sich die Frage stellen, ob man tatsächlich so blöd sein kann, schließlich wiederholt sich das Spiel periodisch alle paar Jahre, das müsste man doch irgendwann kapieren. Das Problem ist, dass es keine Alternativen gibt, zumindest nicht für die handelnden Akteure. Die können nur Spielkasino. Allerdings sollte man sie beim nächsten Mal tatsächlich krepieren lassen.

Doch zurück zu Milton Friedman und dem Monetarismus. Also empirisch bewiesen ist nur, dass Keynes recht hat. Es besteht eine absolute Präferenz für Liquidität und die Börse ist ein Spiekasino. Falsch liegt Keynes nur insofern, als er meinte, er könnte irgendjemanden zur Vernunft bringen. Diese Idee ist völlig gaga.

Damit stimmt auch die Theorie Friedmans mit den umgedrehten Kausalitäten nicht. Er meint, dass eine Politik des harten Geldes, die Zinssätze nach unten drückt. Der Mechanismus wäre dann, dass über sinkende Preise die reale Geldmenge steigt und damit Geld in der Transaktionskasses frei wird. Umgekehrt: Eine große Geldmenge treibt die Preise nach oben, reale Geldmenge sinkt, der Bedarf an Transaktionskasse steigt, was wiederum die Zinsen nach oben treibt. Wird die Inflation dann auch noch antizipiert, steigen die Zinsen noch stärker. Das ist alles ganz lustig, aber leider falsch. Er will zeigen, dass in Bezug auf den Zins money langfristig eben nicht mattert, aber die Wahrheit ist, dass sie auch langfristig mattert.

Des weiteren will er noch zeigen, dass auch die Beschäftigung über die Geldpolitik nur kurzfristig beeinflusst werden kann, langfristig habe sie keinen Einfluss. Da geht jetzt direkt gegen Keynes, weil eine zentrale These von Keynes ist ja, dass der Zinssatz so weit abgesenkt werden soll, dass so viele Investitionen induziert werden, bis Vollbeschäftigung erreicht ist.

Ob Friedman allerdings ein besonders komplexes Problem darstellt, kann man bezweifeln. Das ist alles ein bisschen Asbach Uralt. Der Zielkonflikt zwischen Beschäftigung, Inflation, angemessenes Wachstum, ausgeglichene Leistungsbilanz ist schon im Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft beschrieben. Das heißt, im Grunde war die Diskussion damals schon weiter. So Fundamentaldebatten wie er sie führt, werden schon seit langem nicht mehr geführt.

The second limitation I wish to discuss goes more against the grain of current thinking. Monetary growth, it is widely held, will tend to stimulate employement; monetary contraction, to retard employemnt. Why, then, cannot the monetary authority adopt a target for employement or unemployement - say, 3 per cent unemployment; be tight when unemployment is less than the target; be easy when unemployment is higher than the target; and in this way peg unemployment at, say, 3 per cent? The reason it cannot is precisely the same as for interest rates - the difference between the immediate and the delayed consequences of such a policy.

Die zweite Einschränkung über die ich reden möchte richtet sich eher gegen den Kern der gegenwärtigen Meinung. Es wird angenommen, dass ein Anwachsen der Geldmenge die Beschäftigung anregt und eine restriktive Geldpolitik die Beschäftigung bremst. Warum sollen also die für die Geldpolitik Verantwortlichen nicht eine Arbeitslosigkeit von, sagen wir mal 3 Prozent wählen. Sie könnte dann straff sein, wenn die Arbeitslosigkeit unter diesem Wert liegt und locker, wenn die Arbeitslosigkeit über diesem Wert liegt. So könnte man dann die Arbeitslosigkeit auf 3 Prozent festlegen? Der Grund, warum das nicht geht, ist der gleiche, wie beim Zins. Der Unterschied zwischen den kurzfristigen und langristigen Auswirkungen.

aus: Milton Friedman, The Role of Monetary Policy, Seite 7


Nimmt man es ganz genau, dann ist der Zusammenhang, keynesianisch beschrieben, eher der. Ein Geldmarktzins, Ergebnis eines niedrigen Leitzins, führt dazu, dass der Geldmarktzinz unterhalb der monetär bewerteten Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals liegt. Dadurch wird es möglich via Kredit Investitionen zu tätigen, die dann wiederum Arbeitsplätze schaffen. Alternativ hätte noch die Erleichterung von Konsumentekrediten eine Wirkung, was aber wiederum gesamtwirtschaftlich kritischer zu bewerten ist und auch nicht keynessianisch ist. Kurios an der Aussage ist aber nun folgendes. Oben beschreibt er, dass bei Keynes die Geldpolitik keine Rolle spielt. Was er aber hier beschreibt, ist ein keynesscher Zusammenhang. Wenn er das nicht so sieht, müsste er erklären, an welchen sonstigen Transmissionmechanismus er denkt.

Allerdings geht es dann abenteuerlich weiter. Das wird jetzt so wirr, da haben wir wieder Zahlen eingefügt, um das Satz für Satz durchgehen zu können.

Thanks to Wicksell, we are all acquainted with the concept of a "natural"rate of interest and the possibility of a discrepance between the "natural" and the "market" rate. The preceding analysis of interest rates can be translated fairly directly into Wichsellian terms. The monetary authority can make the market rate less than the natural rate only by inflation. It can make the market rate higher than the natural rate only by deflation. We have added only one wrinkle to Wicksell - the Irving Fisher distinction between the nominal and the real rate of interest. Let the monetary authority keep the nominal market rate for a time below the natural rate by inflation. That in turn will raise the nominal natural rate itself, once anticipations of inflation become widespread, thus requiring still more rapid inflation to hold down the market rate. Similarly, because of the Fisher effect, it will require not merely deflation but more and more rapid deflation to hold the market rate above the initial "natural" rate.

(1) Dank Wicksell sind wir alle vertraut mit dem Konzept der "natürlichen" Zinsrate und der Möglichkeit, dass die natürliche Zinsrate vom Marktzins abweicht. Die vorhergehende Analyse der Zinsraten kann mit den Begrifflichkeiten von Wicksell ziemlich gut beschrieben werden. (2) Die Hüter der Währung können nur über eine Inflation den Marktzins unter den natürlichen Zinsatz drücken und nur über eine Deflation können sie den Marktzins über den natürlichen Zinsatz heben. (3) Wir haben zu Wicksel nur eine Anmerkung zu machen: Die Unterscheidung von Irving Fisher zwischen dem nominalen und dem realen Zinssatz. Nehmen wir an, die Hüter der Währung halten den nominalen Marktzins für eine gewisse Zeit unterhalb der Inflationsrate. Das wiederum wird die nominale natürliche Rate in die Höhe treiben, wenn die Inflation flächendeckend eingepreist wird, so dass es einer noch größeren Inflation bedarf um den Marktzins unten zu halten. So bedarf es also, wegen des Fisher Effektes nicht nur einer Deflation, sondern einer immer größeren Deflation um den Marktzins über der ursprünglichen natürlichen Rate zu halten.

aus: Milton Friedman, The Role of Monetary Policy, Seite 8

(1) Das Problem ist die gesamte Schreibe. Durch einen schlichten Verweis auf einen Namen wird kein Kausalzusammenhang beschrieben, den man dann analysieren könnte. Ein Großteil der Diskussionen in den Volkswirtschaften hängt damit zusammen. Man kann mit dieser Methode ziemlich lange um den heißen Brei herumreden, weil eigentlich unklar bleibt, über was eigentlich diskutiert wird. Des weiteren weist diese Art von Schreibe den Schreiberling zwar als belesen aus, also mit der Thematik des Faches betraut, doch genau das hat eine kontraproduktive Eigendynamik. Weil jeder nur ein Hengst ist, der den Jargon beherrscht, wird eine Menge Müll ad calendas graecas mitgeschleppt.

Wicksel unterscheidet zwischen einem natürlichen Zinssatz und dem Marktzins. Der natürliche Zinsatz ist wohl das, was Keynes, da übernimmt er einen Begriff der Neoklassik und diesen Teil der Theorie der Neoklassik hält er ja auch für richtig, siehe Keynes, die Grenzleistungsfähigkeit einer Investition nennt.

Es ändert sich aber nicht viel, wenn man sich eher was à la Adam Smith drunter vorstellt. Es gibt bei einer Investition einen gewissen Erlös und da die Produktionsfaktoren immer da hinwandern, wo dieser am höchsten ist, ist irgendwann der gesamtwirtschaftliche Erlös eines jeden Produktionsfaktors überall der gleiche. Bringt also ein Miethaus, das 1 Million gekostet hat, 100 000 Miteinnahmen im Jahr, dann ist das der "natürliche" Zinsatz, denn hätte es eine rentablere Geldanlage gegeben, wäre das Kapital ja dahin gewandert. (Soweit die Theorie. Tendenziell ist das ja plausibel, von den Details sehen wir jetzt mal ab.)

Der Marktzins wiederum ist das, was man der Bank bezahlen muss, wenn man Geld ausleiht. Bis hierhin haben wir also eine Abweichung von der Klassik. In der Klassik ist die natürliche Rentabilität so hoch wie der Zins, so dass Sparen und Investieren in Übereinstimmung gebracht werden. Anders herum formuliert. Zins und Rentabilität ist in der Klassik schlicht das Gleiche. Diesen Zusammenhang löst Wicksell auf.

Der Marktzins bildet sich im Bankensektor, der natürliche Zins ist das, was man erhält, wenn das Resultat einer Investition real am Markt verwertet wird. Der natürliche Zins kann vom Marktzins abweichen. Das führt dann naheliegenderweise dazu, dass mehr investiert wird, wenn der natürliche Zins über dem Marktzins liegt.

Wer es einfacher haben will. Wicksell ist eigentlich das Gleiche wie Keynes. Der Marktzins bildet sich, von allen Widrigkeiten der Realität unbeeinflusst, am GELDMAKRT. Un der natürliche Zins bildet in der Realwirtschaft.

Wenn eine Immobilie eine Verzinsung bringt von zehn Prozent und der Geldmarktzins 8 Prozent ist, dann werden eben Häuser gebaut, schließlich werden ja zwei Prozent verdient. In dem Maße jedoch, in dem investiert wird, sinkt auch der natürliche Zins. Naheliegenderweise sinken die Rendite für Immobilien, wenn es immer mehr davon gibt. Irgendwann ist dann der natürliche Zins auf dem Niveau des Marktzinses und das Spiel ist beendet.

Keynes hätte jetzt noch gerne, dass man das Spiel solange treibt, bis Vollbeschäftigung herrscht, dass man also den Marktzins so drückt, bis er für ein Investitionsvolumen (!! nicht Konsum, das wird immer wieder vermischt) sorgt, das Vollbeschäftigung sichert. Wenn man also einen Zinssatz von vier Prozent braucht, damit soviele Häuser gebaut werden, dass alle Bauarbeiter Arbeit haben, dann muss man den Zins halt auf vier Prozent drücken. (Was aber auch bewirken wird, dass der natürliche Zins auf diese vier Prozent fallen wird.)

Das geht solange, bis Marktzins und natürlicher Zins wieder gleich groß sind. Wicksell fängt zwar ganz gut an, immerhin konstatiert er mal das Marktzins und natürlicher Zins auseinandertrifften können und der Geldmarkt eine Rolle spielt, doch leider landet er mit einem Bauchplatscher auch nur wieder bei der Klassik, auch wenn wir jetzt zumindest mal einen etwas komplexeren Transmissionsmechanismus haben.

Das klingt also erstmal alles sehr keynesianisch bis hierher, doch leider hat Wicksell die Sparen = Investition Marotte nicht überwunden. Die Abweichung von Marktzins und natürlichem Zins kommt bei ihm über eine exogene Veränderung der Geldmenge zustande.

Die Geldmenge wird erhöht, folglich sinkt der Zins. Der Marktzins ist auf einmal niedriger als der natürliche Zins. Es wird investiert. Das drückt den natürlichen Zins. Gleichzeitig wird das Kreditvolumen stärker ausgeschöpft, das lässt den Marktzins wieder steigen, denn das Kreditvolumen ergibt sich doch ganz klassisch aus dem Sparen.

Bei Wicksel steigt also einerseits der Marktzins dadurch, dass das Kreditvolumen immer weiter ausgeschöpft und andererseits sinkt der natürliche Zins. Bei Keynes kann der Geldmarktzins beliebig niedrig sein bis zur Vollbeschäftigung und der natürliche Zins ist der einzige, der sich anpasst.

Und Keynes wäre richtig, wenn nicht die Banken es vorziehen würden, an der Börse spielen zu gehen. Das Problem ließe sich lösen, wenn die Zentralbanken schlicht nur noch Kredite an die Banken austüten, wenn diese in Realinvestitionen investieren. Das würde die Banken zwingen, sich mit der Realwirtschaft auseinanderzusetzen und rentable Investitionen zu finden. Die Banken, die das nicht können, würden dann eben ausscheiden.

Die Frage, die sich der Autor stellt: Wenn Wicksell schon erkannt hat, dass Geld das Kreditvolumen erhöht, dann wäre es doch nur noch ein kleiner Schritt gewesen zu der Erkenntnis, dass man Sparen nur insofern braucht, bei Vollbeschäftigung, als der Konsum eingeschränkt werden muss, wenn die Investitionen erhöht werden sollen. Bei Unterbeschäftigung kann man sich das Sparen im Sinne von nicht konsumieren aber sparen. Sparen ist sozusagen das einzige, was man sich sparen kann. Was Friedman also tatsächlich hätte klären müssen, ist der Zusammenhang zwischen Sparen und Geldmengenwachstum.

(2) Jetzt wird es endgültig irre. Nur über eine Inflation kann der Marktzins gedrückt werden. Vermutlich zielt er hierbei auf den Zusammenhang ab, denn er vorher erwähnt hat. Wird die Geldmenge ausgedehnt, sinkt der Zins. Der sinkende Zins stimuliert Investition und Konsum. Das löst eine Inflation aus. Um den Zins also wieder zu drücken, muss man das Spiel nochmal machen, was wiederum eine Inflation auslöst. Bums. So ist das. Es gibt nun so gefühlte 10 000 Gründe, warum das Schwachsinn ist. Anders formuliert: Ausdehnung der Geldmenge führt zu Inflation und niedrigen Zinsen => der Kreditgeber wird aber bei der Vergabe von Krediten die Inflation einpreisen und höhere Zinsen verlangen => niedrig können die Zinsen also nur dann sein, wenn die Inflation unterschätzt wird, sie also tatsächlich höher ist als erwartet => das wiederum ist nur möglich, wenn man die Inflation stärker anheizt, als der Kreditgeber das erwartet. Man kann also die Zinsen nur niedrig halten, wenn man die Wachstumrate des Geldes ständig erhöht. (Unnötig zu sagen, dass das mit der Realität nichts, absolut nichts zu tun hat. Die Logik scheitert schon an der simplem Tatsache, dass wir gar keine Inflation haben.)

a) Die simple Empirie. Das ist zwar der schwächste aller Beweise, weil sie auf statistische Zusammenhänge abstellt und keinerlei Aussagen über Zusammenhänge macht, aber die Verdoppelung der Geldmenge in den letzten 10 Jahren bei Inflationsraten, die nur so hoch sind, dass die Preise ihre marktwirtschaftliche Funktion haben, spricht nicht gerade für seine These.

b) Bei einem mittleren Auslastungsgrad der Wirtschaft von 80 Prozent ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass mit steigendem Output die Preise SINKEN. Es entstehen nämlich sonst Leerkosten, die auf die Preise umgewälzt werden müssen. Sehr viel wahrscheinlicher, und das ist es, was wir in der Realität beobachten, ist dass die Preise SINKEN. Das gilt umso mehr, je höher der Fixkostenanteil und dieser Fixkostenanteil ist in modernen Volkswirtschaften eben sehr hoch. Autos werden nicht billiger, wenn weniger produziert werden, sondern TEURER. Davon abgesehen müssen die Preise auch sinken, denn das höhere Angebot kann nur zu niedrigeren Preisen abgesetzt werden.

c) Mit einem höheren Output erhalten wir eine Fixkostendegression. Computer werden nicht billiger, wenn man weniger davon produziert, sondern nur, wenn man mehr davon produziert. Wer für die These stimmt, dass mit wachsendem Output die Preise steigen, der müsste ja auch für eine Regionalisierung der Märkte sein. Dann wird in kleinen Einheiten produziert. Dass das billiger wird, kann man bezweifeln. Friedman liefert hier ein Argument gegen die Globalisierung, was wohl kaum in einem Sinn ist. Nach der Logik müssten alle Waren handwerklich hergestellt werden, denn mit der industriellen Fertigung steigen nach seiner Logik die Kosten.

d) Wahrscheinlich hat Friedman den Unterschied zwischen einem Tauschmarkt und einem Markt, wo Produkte hergestellt werden, nicht begriffren. Auf einem TAUSCHMARKT steigen die Preise natürlich bei stärkerer Nachfrage. Die Herstellung von Produkten wird aber dann tendenziell billiger. Deswegen haben wir den Übergang vom Handwerk zur Industrie.

e) Gültigkeit hat das nur bei Vollbeschäftigung. Haben wir aber Vollbeschäftigung, hat sich das Thema eh erledigt. Wir brauchen dann weder Keynes noch Monetarismus. Bedauerlicherweise ist das aber nicht diese unsere Welt.

f) Werden exogene Schocks monetär alimentiert, haben wir tatsächlich eine Inflation. Die Frage ist nur, ob das Ergebnis wirklich besser ist, wenn man sie nicht alimentiert. Exogene Schocks wie den Ölpreisschock der siebziger Jahre können wir nur durch technischen Fortschritt abfangen.

Was er eigentlich sagen will, das Ergebnis nimmt er vorweg, ist, dass der Marktzins nur über eine Ausdehnung der Geldmenge gedrückt werden kann. Wir müssen hierbei immer daran denken, dass er nur über eine Offenmarktpolitik die Geldmenge erhöhen will und nicht über eine Änderung des Leitzinses. Wobei er hier ein eigenartiges Szenario entwirft. Die Banken beschließen, losgelöst von Raum und Zeit, aus irgendwelchen Gründen die Geldmenge zu erhöhen. Sie gehen also zur Zentralbank, verkaufen Wertpapiere, legen das in den Tresor und warten mal, was passiert.

Er hat denselben Denkfehler, wie viele Leute ihn bei der Interpretation des keyneschen liquidity trap machen. Einen liquidity trap haben wir, wenn der GELDMARKTZINS NICHT AUF DIE REALWIRTSCHAFT ÜBERSPRINGT. In diesem Fall nehmen die Banken schlicht überhaupt kein Geld. Sie werden kein Geld von der Zentralbank nehmen, wenn sie keine Verwendung davon haben.

Solange sie aber Geld von der Zentralbank nehmen und damit an der Börse spielen gehen, haben wir KEINEN LIQUIDITY TRAP. Die Rendite der Wertpapiere sinken auch noch, die Kurse steigen. Das Problem ist nur, der Funke springt nicht über in die Realwirtschaft.

Das Problem ist immer das gleiche. Wir können uns nicht sinnvoll unterhalten, solange wir nicht mit klar definierten Begriffen arbeiten.

Das Szenario, Banken nehmen Geld und legen es in den Tresor, ist nicht besonders realistisch. Realistisch ist, dass aus irgendwelchen Gründen mehr investiert wird, etwa weil das Potential technologischer Neuerungen ausgenutzt werden soll. Die Banken reagieren auf das Anziehen des natürlichen Zinssatzes und erweitern ihr Kreditschöpfungspotential. Das heißt, andernfalls wird niemand, der alle Tassen im Schrank hat, einen Kredit aufnehmen, dass die Kreditnehmer klare Vorstellungen darüber haben, wie sie den Kredit wieder tilgen. Dann wird aber die Geldmenge gar nicht erhöht. Die Inflation könnte dann maximal über die Giralgeldschöpfung der Banken alimentiert werden, denn zusätzliches Zentralbankgeld ist gar nicht eingeflossen.

Zusammenfassend kann man folgendes sagen: Eine restriktive Geldpolitik kann die Wirtschaft dämpfen, allerdings ist eine Geldpolitik, die es den Wirtschaftssubjekten überlässt, ob sie den Kredit tilgen können oder nicht, das ist nämlich die einzig relevante Frage, die beste Geldpolitik. Die Idee von Friedman, dass die Währungshüter darüber entscheiden mit welchen Wachstumsraten eine Wirtschaft zu wachsen hat, ist völliger Unsinn. Bevor man auf seine Idee kommt, müsste man erstmal wissen, woher die Währungshüter wissen sollen, welche Wachstumsrate die richtige ist. Das Wirtschaftswachstum ist nicht prognostizierbar, siehe Entwicklung des realen Bruttoinlands-produkts (BIP) in Deutschland von 2008 bis 2013 und Prognose des DIW für 2014 und 2015.

Die Sache ist ziemlich lustig. Keynes wirft man vor, er führe planwirtschaftliche Elemente ein. Keynes sagt aber lediglich, dass jeder, der einen Kredit auch tilgen kann, auch Geld für seine Ideen erhalten soll. Der Zins soll dann so hoch sein, dass das Risiko und die Verwaltungskosten eingepreist sind. Das ist eine ganz marktwirtschaftliche Lösung. War die Idee nicht so gut, hat er ein Problem. Die großen Freiheitsdenker wollen nun unter dubiosen Annahmen und Prämissen bestimmte Investionen verhindern, weil sie nach deren Meinung der Wirtschaft nicht frommen.

Da er aber alles eigenartig vermengt, nochmal die These von Wicksell. (Bei Wicksel ist der Geldmarkt ein Kartoffelmarkt. Viel Geld, Preis für Geld niedrig. Keynesche Transmissionsmechanismen, Geldmenge steigt => Wertpapiere werden gekauft => deren Kurs steigt => Rendite gehen runter, kennt er nicht.) Geldmenge steigt, Zins sinkt unter den natürlichen Zins, Investitionen nehmen zu. Das wiederum hat zwei Effekte. Marktzins steigt, weil das Kreditvolumen ausgesschöpft wird und der natürliche Zins sinkt, weil die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals sinkt (keynesianisch könnte man sagen, weil die Nachfrage nach den Produkten sinkt). Der Ausgleich zwischen Marktzinz und natürlichem Zins funktioniert bei Wicksell also auch ohne Inflation.

Um aber den Fisher Effekt in Gang zu bringen, braucht er Inflation. Steigen die Preise, dann wird der Kreditnehmer bereit sein, einen höheren Zins zu bezahlen, schließlich verliert der Kredit ja an Wert, und der Kreditgeber wird aus demselben Grund einen höheren Zins verlangen. Unter diesen Annahmen kommt er dann auf die Idee, dass die Geldmenge nicht nur wachsen muss, sondern die Wachstumraten sogar kontinuierlich gesteigert werden müssen, um den Zins niedrig zu halten. Die Logik ist die. Der Zinssatz wurde festgelegt unter der Annahme, dass die Inflationsrate z.B. 3 Prozent ist. Steigt die Geldmenge also um drei Prozent und damit die Preise um 3 Prozent, dann passt es. Will man aber den Zins drücken, muss die Geldmenge um 4 Prozent steigen. Dadurch ist der Zins für eine Periode gedrückt. Dann merken die Leute, dass die Inflationsrate 4 Prozent war und passen den Zins entsprechend an. Dann muss.... Also alles ein bisschen hochspekulativ, aber der Fisher Effekt würde den Wicksell Effekt verstärken.

Das Problem an der Schreibe ist, dass das keine inhaltliche Auseinandersetzung ist. Wie Keynes zutreffend bemerkt, kann der Marktzins ruhig solange sinken, bis Vollbeschäftigung erreicht ist und solange kann man das auch alimentieren. Das Kreditschöpfungspotential kann über die Geldpolitik solange ausgedehnt werden, bis das erreicht ist. Es gibt keinen Wicksell Effekt. Und einen Fisher Effekt gibt es, wenn überhaupt, nur bei Vollbeschäftigung und einem exogenen Schock. Da nun also beide Effekt nicht existieren, kann man sie auch vergessen.

Listet man jetzt die Fehler Friedmans auf, wäre folgendes zu nennen. Das meiste hängt damit zusammen, dass er Keynes nicht richtig versteht.

1) Friedman erkennt nicht, dass Sparen lediglich nicht konsumieren heißt. (Um genau zu sein: Bei Keynes bedeutet sparen nicht konsumieren von Einnahmen in der ZUKUNFT.) Er erkennt zwar irgendwie, dass Investitionen mit Geld getätigt werden, money matters, aber er klebt an der fixen Idee, dass eine über Geld finanzierte Investition zur Inflation führt, er klebt also an der Idee, dass ex ante gespart werden muss, bzw. es ist völlig unklar, an was er eigentlich klebt.

Vermutlich geht er aber nicht davon aus, dass sparen, im Sinn von nicht konsumiertem Einkommen der VERGANGENHEIT zur Inflation führt, denn in dieser Fall würde sich mit der klassischen Theorie decken. Der Zins bringt sparen und investieren zum Ausgleich. In diesem Fall kann die Wirtschaft, so die Theorie, nicht überfordert werden, weil bei Vollbeschäftigung die Preise für die Produktionsfaktoren ansteigen, also eine "bewusste" Entscheidung getroffen wird zur Produktion von Investitionsgütern zu Lasten der Konsumgüter. Vermutlich hat Friedman irgendeinen solchen Zusammenhang im Hinterkopf.

Auf jeden Fall führt eine Ausdehnung der Geldmenge, bei Friedman, zur Inflation und nicht zu einer Ausdehnung des Volkseinkommens.

2) Er beschreibt zwar keynesianische Transmissionsmechanismen, z.B. den Liquiditätseffekt, aber offensichtlich ist ihm nicht klar, wie Keynes diesen begründet. Wahrscheinlich ist ihm die Bedeutung des Geldmarktes gar nicht klar. Dieser ist aber entscheidend, insbesondere, weil er erklärt, wieso der Geldmarktzins und der "natürliche" Zins, wenn wir mal die Terminologie von Wicksel verwenden, gar nichts miteinander zu tun haben. Die Anpassungsmechanismen wären bei Keynes zwar durchaus "wicksellianisch", zumindest insofern, als sich der natürliche Zins an den Geldmarkzins anpasst, wenn auch nicht umgekehrt, aber der Witz ist weg.

Wicksel erklärt nicht, wieso diese Anpassung dann auch zur Vollbeschäftigung führen soll, bzw. er sieht das nicht mal als Problem an. Auch bei Keynes würde ein natürlicher Zins, der über dem Geldmarktins liegt zu Anpassungsprozessen führen. Die Idee allerdings ist, dass dies dann auch zur Vollbeschäftigung führt. Die Investitionen würden solange ausgedehnt, bis der Geldmarktzins erreicht ist, der wiederum solange gedrückt wird, bis das der Fall ist. Inflationäre Tendenzen sind erst dann wahrscheinlich, wenn Vollbeschäftigung herrscht. Dann aber würde die Geldmenge nicht mehr ausgedehnt, der Zins nicht mehr gesenkt.

3) Friedman konzediert zwar, dass man über die Geldpolitik kurzfristig via Zins die Arbeitslosigkeit drücken kann, langfristig aber nicht. Irgendwie ist für ihn in Stein gemeiselt, dass eine Ausdehnung der Geldmenge den Zins qua Inflation wieder steigen lässt. Irgendjemand in dem ganzen Spiel muss also knapp sein, ein Engpass. Leider erklärt uns Friedman nicht, wer oder was dieser Engpass ist. Bei Keynes ist der zentrale Engpass Geld. Dieses wird künstlich knapp gehalten, das ist gut für die Leute, die eben selbiges besitzen. Hält man es nicht knapp, kann man jede Investition über einen Kredit tätigen, die gerade noch das Risiko abdeckt und den Verwaltungsaufwand. Preist man das Risiko ein, also Kreditausfälle, dann wird die Geldmenge gar nicht ausgedehnt. Das erklärt auch das derzeitige Jammern der Versicherungen über die Politik des billigen Geldes der EZB. Wenn das Geld von der EZB kommt, braucht man die Sparer nicht. Das hätte man sich aber überlegen können, bevor man diesen Riester / Rürup etc. Wahnsinn veranstaltet, siehe Die Zinssenkungen der EZB gehen auf Kosten der Altersvorsorgesparer. Nochmal: Man kann über Sparen keinen Konsum in die Zukunft verlagern. Was man kann ist das. Man kann heute langlebige Konsumgüter schaffen, z.B. Immobilien, wenn man die Zinsen so niedrig hält, dass die Amortisation der Lebensdauer des Investitionsobjektes entspricht. Der ganze Riester Schwachsinn ist eine tickende Zeitbombe.

4) Was es Leuten wie Hayek, Friedman und Eucken so schwer macht, Keynes zu verstehen, ist ihre Verhaftung in der Klassik. Sie gehen davon aus, dass Keynes ein Weg in den "Sozialismus" ist. Der Autor würde sagen, es ist ein Weg in den Sozialismus, wenn man ein Gut, das nicht knapp ist, durch staatliche Maßnahmen künstlich knapp hält. Über den Weg Geldpolitik ändert Keynes an der Faktorallokation über Preise rein gar nichts. Geld selber alloziert keine Ressourcen. Geld ist was völlig anderes als das Kapital, so wie die Klassik sich das vorstellt. Die Klassik geht davon aus, dass dem Kapital ein nicht konsumieren zugrunde liegt, also ein Opfer, also etwas was knapp ist. Bei etwas, was knapp ist muss man dafür sorgen, dass es in die Verwendung fließt, wo es am meisten Rendite abwirft. Geld ist aber nicht knapp und der Preis für Geld hat folglich keine Allokationsfunktion. Mit Geld kann man aber knappe Produktionsfaktoren, z.B. qualifizierte Arbeit besser entlohnen und damit an sich ziehen, siehe Schumpeter.

Bei der Fiskalpolitik kann man das so sehen, wenn man prinzipiell unterstellt, dass staatliche Ausgaben immer weniger effizient sind als Spekulationen an der Börse. Spätestens dann aber, wenn der Staat Steuergelder in die Hand nehmen muss, um Börsenspekulanten zu retten, ist die These nicht mehr besonders überzeugend. Abgesehen davon: Mobilisiert die expansive Fiskalpolitik lediglich ein inaktives Produktionpotential, kann es zu keiner Fehlallokation kommen, denn die maximale Fehlallokation, Unterbeschäftigung, ist bereits erreicht.

5) Es ist richtig, dass Keynes die Geldpolitik in bestimmten Situationen kritisch sieht. Das ist aber nicht der Punkt von Friedman. Friedman kritisiert auch den geldpolitischen Ansatz von Keynes, zumindest implizit. Explizit behauptet er ja, dass bei Keynes die Geldpolitik gar keine Rolle spiele, was dann der allergröbste Unsinn ist. Tatsächlich beschreibt er keynessche Geldpolitik, die er dann, weil er unterstellt, dass diese die Preise steigen lässt, für ineffzient hält.

Ähnliche Überlegungen wie er sie für den Zins angestellt hat, stellt er nun für den Arbeistmarkt an. Es geht also um die Frage, ob sich die Geldpolitik an einer bestimmten, vorher definierten Arbeitslosenquote orientieren soll.

This analysis has its close counterpart in the employment market. At any moment of time there is some level of unemployment which has the property that it is consistent with equilibrium in the structure of real wage rates. At that level of unemployment, real wage rates are tending on the average to rise at a "normal" secular rate, i.e., at a rate that can be indefinetely maintained so long as capital formation, technological improvements, etc., remain on their long-run trends. A lower level of unemployement level is an indication that there ist an excess demand for labor that will produce upward pressure on real wage rates. A higher level of unemployment is an indication that there ist an excess supply of labor that will produce a downwart pressure on real wage rates. The "natural rate of unemployement," in other words, is the level that wouldbe ground out by the Walrasian system of general equilibrium equations, provided there is imbedded in them the actual structural characteristics of the labor and commodity markets, including market imperfections, stochastic variability in demands an supplies, the cost of gathering information about job vacancies an labor availabilities, the costs of mobility, and so on.

Diese Analyse hat eine enge Entsprechung im Arbeitsmarkt. Zu jedem Zeitpunkt gibt es ein bestimmtes Niveau an Arbeitslosigkeit, das die Eigenschaft hat, bei einer gegebenen Lohnstruktur mit einem Gleichgewicht vereinbar zu sein. Bei diesem Niveau der Arbeitslosigkeit, tendieren die Reallöhne dazu im Durchschnitt mit einer "normalen" jährlichen Wachstumsrate zu steigen, einer Rate die so lange aufrechterhalten werden kann, wie die Zusammensetzung des Kapitals, technischer Fortschritt etc. auf ihrem langfristigen Trend bleiben. Eine geringeres Beschäftigungsniveau ist ein Anzeichen dafür, dass die Nachfrage nach Arbeit zu hoch ist, was zu einer Steigerung der Löhne führen muss. Ein höhere Rate an Unterbeschäftigung ist ein Zeichen dafür, dass es ein Überangebot an Arbeit gibt, was zu einer Verringerung der Lohnhöhe führen muss. Die "natürliche Arbeitslosigkeit" ist also jene, die sich im walrasianischen Gleichgewichtssystem herausbildet , wenn die strukturell prägenden Merkmale des Arbeits- und des Gütermarktes, wie Marktversagen, stochastische Variabilitäten der Nachfrage und des Angebots, die Kosten der Informationsgewinnung über Arbeitsplätze und Jobsuchend, Mobilitätskosten etc. sind berücksichtigt werden.

aus: Milton Friedman, The Role of Monetary Policy, Seite 8

Diese Analyse ist natürlich so ziemlich das Maximun an Schwachsinn, es ist sozusagen das übliche klassisch / neoklassische Tralala, mit der freiwilligen Arbeitslosigkeit. Jeder, der zu einem gegebenen Lohn arbeiten wollte, hat eine Arbeit gefunden, der Rest hat Freizeit vorgezogen oder, bei Ricardo, verhungern.

Die Lohnhöhe wiederum ist bestimmt nach dem monetär bewerteten Grenzprodukt der Arbeit. Das ist sozusagen ein Revival der Asbach Uralt Diskussion und haben wir alles schon Tausend Mal durch. Dass das Grenzprodukt der Arbeit die Lohnobergrenze ist, ist klar. Kein Unternehmen wird einen Arbeiter einstellen, wenn der Lohn, den er diesem zusätzlichen Arbeiter zahlen muss, höher ist als das monetär bewertete Grenzprodukt der Arbeit.

Allerdings kann der Lohn absinken bis zum Existenzminimum, wenn eine industrielle Reservearmee, wie Marx das nennt, zur Verfügung steht. Zweitens gibt es DEN Arbeitsmarkt nicht. Es gibt ARBEITSMÄRKTE, im PLURAL, und bei manchen sind Arbeitskräfte sogar knapp und die erzielen dann einen Lohn nach Maßgabe der monetär bewerteten Grenzleistungsfähigkeit der Arbeit.

Um den Arbeitsmarkt geht es nie. Es geht um Arbeitsmärkte und bei vielen Arbeitsmärkten erfolgt die Entlohnung nach Macht und nicht nach dem Grenzprodukt der Arbeit. Die Logik mit dem Grenzprodukt der Arbeit ist dann halbwegs richtig, wenn die mit sinkenden Preisen die Nachfrage steigt. Sinken also die Löhne, dann sinken auch die Preise. Die Arbeiter verdienen weniger, aber die Preise sind auch geringer. Folglich kann dann die Produktion beliebig ausgedehnt werden. Ist die Produktivität gering, dann eben, wie bei Ricardo, bis zum Existenzminimum. Erreicht man aufgrund einer höheren Produktivität die Vollbeschäftigung vor dem Existenzminimum, dann gilt auch die Neoklassik. Die Sache hat nur einen Haken.

Die Nachfrage in vielen Bereichen ist beschränkt. Bei Wachdiensten, Gesundheitsleistungen, Reinigung, Reparatur etc.. besteht ein Überangebot an Arbeit. Die Entlohnung erfolgt nach Macht, bzw. der Wettbewerb wird über den Lohn ausgetragen.

Das mit der Lohnanpassung nach dem Produktivitätsfortschritt wäre sogar, das ist Friedman wohl gar nicht aufgefallen, ein Argument der Gewerkschaften. Es stimmt aber trotzdem nicht. Entscheidend ist die technologische Entwicklung und der Produktivitätsfortschritt weltweit, weil der Wettbewerb global ist.

Auf der einen Seite mit Walras zu argumentieren und auf der anderen Seite die Elemente zu beschreiben, die Walras gerade nicht berücksichtigt, Änderungen in der Technik, der Quantität / Qualität der Anlagen, Änderungen der Präferenzen, Änderungen im Ausbildungsstand etc. ist ein Widerspruch in sich.

Was die Leistungsfähigkeit der marktwirtschaftlichen Ordnung ausmacht, sich an veränderte Bedingungen anzupassen, ist bei Walras nämlich vollständig eliminiert. Auch wenn Walras zu guter letzt noch Arbeit und Kapital als Produktionsfaktoren in sein System einbaut, beschreibt er reine Tauschmärkte. Es ist Friedman offensichtlich nicht aufgefallen, dass er mit Walras zu den Planwirtschaftlern überläuft. Mit Walras hat er eine Wirtschaft, die im Gleichgewicht verharrt bis zum jüngsten Gericht. Mit Walras setzt er dann auch wieder das Saysche Gesetz in Kraft. Er landet also bei der wunderschönen Welt der Klassik und bei den ewigen Gleichgewichten auf allen Märkten. Das Problem ist nur, dass, schauen wir aus dem Fenster, eine Welt voller Ungleichgewichte erblicken.

Mit Keynes können wir diese Welt vielleicht auch nicht richtig sicher erklären, aber wir können sie immerhin analysieren. Bei dem Friedman Quark können wir nur sagen, dass es eben Quark ist, denn es stimmt einfach mit der Realität nicht überein und da wo es übereinstimmt, sind es Binsen, das heißt Aussagen, die so trivial sind, dass sie immer richtig sind.

Friedman ist ein uriger Zwitter. Zwar ist der Zins kurzfristig über die Geldmenge beeinflussbar, aber das Sparen hängt irgendwie in der Luft. Er doktort zwar an der Sparfunktion rum, aber wie sind denn nun Sparen und Investieren genau miteinander verbunden? Bei Keynes ist das klar. Sparen ist eine Residualgröße und ergibt sich aus dem Einkommen. Sparen ist also vor allem nicht konsumieren, es senkt also die Nachfrage. Sparen passt sich über eine Erhöhung des Einkommens an das Investitionsvolumen an. Aber wie ist das bei Friedman?

Manchmal kann man auch bei Friedman Produktion und Beschäftigung über eine Erhöhung der Geldmenge ausdehnen. Das tönt dann keynesianisch. Sparen kann man sich sparen. Dann macht er eine Zwischenlandung bei Wicksell, bei diesem ist das Kreditschöpfungspotential wieder vom Sparen abhängig. Schlussendlich kommt er dann zu Walras und mit Walras ist er dann wieder bei ex ante Sparen = Investieren und damit hat er Keynes nicht wiederlegt, er hat schlicht an ihm vorbeigeredet.

Wir haben ein Problem auch ohne eine aufgeblähte Geldmenge. Wir haben schlicht das Problem, dass im Zweifelsfalle liquide Anlagen vorgezogen werden und das Problem haben wir massiver, wenn die Einkommensverteilung sehr ungleich ist, weil es dann eine Menge Leute gibt, die keinen sicheren Hafen finden für ihre Moneten und sich in die Liquidität flüchten. Damit haben wir einen Nachfrageausfall.

Es ist nicht besonders schwierig, in das in sich schlüssige Modell von Keynes die wesentlichen Aussagen der Klassik / Neoklassik, vor allem eben die Idee, die Allokation über die Knappheitssignale der Preise zu sichern, zu integrieren. Friedman allerdings ist ein wildes Tohuwabohu irgendwie zusammengeflickter Theorieansätze.

Selbst wenn wir ihm konzedieren, dass die verschiedenen Immoblienblasen, Bankenkrisen und Staatschuldenkrisen durch eine Aufblähung der Geldmenge alimentiert wurden, halten wir Keynes für zukunftweisender, allerdings würden wir Spekulation eben auch mit intellektueller Überforderung erklären. Im übrigen ist diese Blasenbildung perfekt mit der keynesschen Theorie vereinbar. Blasen bilden sich immer in zwei Bereichen. Börse oder Immobilien. Bei den einen, weil Geld in liquider Form, da an der Börse gehandelt, gehalten wird und bei Immobilien, weil Immobilien als sicher gelten. 99 Prozent der Leute, die 1 Million Euro erben, würde ihr Geld in Wertpapiere oder Immobilien anlegen, bzw. über Kapitalsammelstellen anlegen lassen. Auf die Idee direkt in ein Unternehmen zu investieren, käme niemand.

Die einen spekulieren mit Immobilien, weil ihnen nichts besseres einfällt und die Häuslebauer sind zu blöd, um zu kapieren, dass spekuliert wird und die Sache hochriskant ist. Die einen sind intellektuell nicht in der Lage, rentable, nachhaltige Investitionen zu identifizieren und die anderen tappen in die Falle, die ihnen die Desorientierten stellen. Das führt dann zu den zahlreichen geschlossenen Immobilienfonds, die in der Tat geschlossen werden, zum Vertrieb von Schrottimmobilien über Banken, zur Aufblähung des Bestandes an Gewerbeimmobilien etc. etc.. Dahinter steckt nicht unbedingt nur kriminelle Energie, dahinter steckt auch die Unfähigkeit, rentable Investitionen zu identifizieren.

Wir wären überzeugt von Friedman, wenn er der Menschheit mitgeteilt hätte, wo man am besten ein paar Hundert Milliarden Euros / Dollars whatever anlegt. Kann er aber auf diese ganz konkrete Frage keine Antwort geben, sondern nur allgemein über optimale Faktorallokation etc. plaudern, dann muss er konzedieren, dass auch er mit dem Komplexitätsgrad überfordert ist. Und das ist der Punkt: Kein Freiheitskämpfer von Hayek, Friedman, Eucken und wie sie alle heißen, kann so ganz konkrete Fragen beantworten. Keynes wiederum gibt eine ganz konkrete Antwort wie mit diesem ganz konkreten Problem umzugehen ist. Keynes hat die Marktwirtschaft voll verstanden. Die Freiheitskämpfer nicht. Den Beweis, dass sie die marktwirtschaftliche Ordnung verstanden haben, können sie jederzeit durch die Beantwortung dieser ganz konkreten Frage liefern.

Wenn man die rentabelsten Investitionen nicht identifizieren kann und es keinen trade off zwischen Investition in rentable Investitionen und weniger rentablen, dann sollte man dafür sorgen, dass jede Investition, die den Kredit tilgen kann, verzinst mit einem Zins bei dem Risiko und Verwaltungsaufwand eingepreist ist, aber nicht mehr, dann sollte man dies tun. So einfach ist das.

Die Debatte läuft merkwürdig. Im Grunde wird gegen Keynes gar nicht argumentiert. Es wird nicht im Detail erklärt, wie Sparen in der Gegenwart mehr Konsum in der Zukunft schaffen soll. Die Diskussion dieser Frage brächte aber einen Erkenntnisfortschritt. Der sogenannte Monetarismus ist nichts anderes, als Adam Smith reloaded. Friedman suggeriert zwar ständig, dass er etwas neues sagt, doch eigentlich ist das alles Asbach Uralt.

You will recognize the close similarity between this statement and the celebrated Phillips Curve. The similarity is not coincidental. Phillips' analysis of the relation between unemployement and wage change ist deservedly celebrated as an important and original contribution. But, unfortunately, it contains a basic defect - the failure to distinguish between nominal wages and real wages - just as Wicksell' s analysis failed to distinguish between nominal interest rates and real interest rates. Implicitly, Phillips wrote his article for a world in which everyone anticipated that nominal prices would be stable and in which that anticipation remained unshaken and immutable whatever happened to actual prices and wages.

Man erkennt ohne weiteres die Ähnlichkeit zwischen dieser Aussage und der Phillips Kurve. Diese Ähnlichkeit ist nicht zufällig. Die Analyse von Phillips der Beziehung zwischen einer Änderung im Niveau der Arbeitslosigkeit und einer Änderung der Löhne wird zu Recht als wichtiger und orgineller Beitrag erachtet. Doch unglücklicherweise hat sie einen fundamentalen Fehler, der darin besteht dass, ganz so wie bei Wicksell in seiner Analyse nicht zwischen nominalen Zinsätzen und realen Zinsätzen unterschieden hat, er nicht zwischen nominalen Löhnen und Reallöhnen, unterschieden hat. Implizit schrieb Phillips seinen Artikel für eine Welt, in welcher jeder davon ausgeht, dass die nominalen Preise stabil sind und an dieser Annahme unerschütterlich und unbedingt festgehalten wird, was auch immer mit den aktuellen Preisen und Löhnen passiert.

aus: Milton Friedman, The Role of Monetary Policy, Seite 8

Allmählich wird es rätselhaft und es stellt sich die Frage, ob wir mit Friedman nicht einen der größten Scharlatane der Wirtschaftswissenschaften vor uns haben. Nein, die Phillips Kurve, zumindest in ihren erweiterten Formen hat ganz eindeutig NICHT auf den Zusammenhang zwischen einer Veränderung der Arbeitslöhne und einer Veränderung der Arbeitslosigkeit hingewiesen, denn dieser Zusammenhang ist mega Asbach Uralt.

Das ist Klassik / Neoklassik in Reinform. Ist die Arbeitslosigkeit zu hoch, dann übersteigen die Löhne die monetär bewertete Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals, sie müssen also runter. Das braucht die Phillipskurve nicht mehr festzustellen, denn das wurde bereits so gefühlte zehntausend Mal gesagt. Wäre dies sein Beitrag gewesen, wäre dieser weder orginell noch neu gewesen, mal abgesehen davon, dass er falsch ist und wir uns für diesen Zusammenhang in der realen Welt sowieso nicht interessieren.

Wir interessieren uns nicht für dubiose Gleichgewichte auf dem Arbeitsmarkt, sondern für deren Höhe, wie bereits so gefühlte hunderttausend Mal gesagt. Aber unglücklicherweise hat Friedman einen fundamentalen Fehler, denn die Phillipskurve, so wir sie heute in allen Lehrbüchern finden, hat keineswegs vergessen, zwischen Nominallöhnen und Reallöhnen zu unterscheiden, denn diese Unterscheidung ist die einzige Aussage der Phillipskurve. Diese Aussage ist nicht EINE Kernaussage, sondern es ist die EINZIGE Aussage der Phillipskurve überhaupt.

Darauf zielt die Aussage Helmut Schmidts, dass fünf Prozent Inflation leichter zu ertragen seien, als fünf Prozent Arbeitslosigkeit. Die Inflation senkt die Reallöhne und erhöht die Gewinne, weil die Unternehmen schneller höhere Preise durchsetzen, als die Gewerkschaften höhere Löhne. Mit den höheren Gewinnen steigt die monetär bewertete Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals und folglich werden mehr Leute eingestellt.

Das Spiel funktioniert natürlich nicht mehr, wenn die Gewerkschaften die Inflation bei den Tarifverhandlungen gleich mit einpreisen. Skurril an der Phillipskurve ist lediglich der Umstand, dass dieser Schwachsinn so berühmt geworden ist, denn im Grunde handelt es sich lediglich um einen statistischen Zusammenhang und statistische Zusammenhänge sind ein mögliches Indiz für einen kausalen Zusammenhang, aber kein Beweis eines solchen.

Haben wir aus irgendwelchen Gründen eine Beschleunigung des Wachstums, aufgrund technischen Fortschritts oder aufgrund einer quantitativen Ausdehnung der Anlagen, weil das Ausland mehr inländische Produkte nachfragt, weil sich der Ausbildungsstand verbessert oder warum auch immer, dann steigen eben die Löhne und die Preise.

Die Beschäftigung steigt nicht, weil die Preise steigen, sondern sowohl die Preise wie auch die Beschäftigung steigt, weil es zu Engpässen kommt. Das war im übrigen ursprünglich die Aussage von Alban Phillips. Mit dem Wirtschaftsaufschwung haben die Arbeitnehmer eine bessere Verhandlungsposition und setzen höhere Löhne durch. Na, wer hätte das gedacht? Der Autor hätte eher vermutet, dass die Arbeitnehmer auch bei Vollbeschäftigung auf dem David Ricardo Niveau stehen bleiben wollen, schließlich gibt es ja die Vermutung, dass schlanke Menschen länger leben.

Die Beschäftigung steigt nicht, weil die Preise steigen, sondern weil beide aufgrund des Wirtschaftswachstums steigen. Die Beschäftigung ist keine Variable, die von den Preisen abhängt, sondern beide, Beschäftigung und Preise, hängen vom Wachstum ab. Zumindest ist dies genauso wahrscheinlich, eigentlich wahrscheinlicher, und so argumentiert ja auch Friedman die ganze Zeit, als die Aussage, dass die Beschäftigung eine Variable ist, die vom Preis abhängt.

War das mit der Phillipskurve schon Murks, dann wird es Obermurks, wenn er das noch mit Wicksell verquickt. Nein, Wicksell ist ein anderer Zusammenhang und der Wicksell Effekt funktioniert auch ohne Inflation. Wicksell stellt darauf ab, dass ein natürlicher Zins, der über dem Marktzins liegt, zu einer Ausdehnung des Investitionsvolumen führt, wodurch die monetär bewertete Grenzleistungsfähigkeit dieser Investition sinkt.

(Um es mal einfach zu machen. Baut jemand Häuser, die er vermieten will, dann geht er von einer bestimmten Miete aus und mit dieser Miete wäre er auch in der Lage gewesen, die Kreditzinsen zu bedienen. Kommen nun aber viele Leute auf die Idee, Häuser zu bauen, dann sinkt eben auch die Miete. Die Miete passt dann nicht mehr zu dem Zins, zu dem er den Kredit aufgenommen hat.)

Entweder weil der dann größere Output nur zu geringeren Preisen abgesetzt werden kann oder aufgrund technischer Bedingungen. Das ist eine ganz andere Aussage. Die Ähnlichkeit stellt er nur fest, weil er in den Wicksell Effekt dann noch einen Inflationseffekt einbaut, bzw. ein anderes Szenario aufbaut.

Marktzins soll niedrig gehalten werden, unter dem natürlichen Zins => Investoren nehmen Kredite auf => Beide Parteien rechnen mit Inflation => In den Zins wird die Inflation eingepreist => Damit man ihn einpreisen kann, muss der Marktzins noch tiefer unter dem natürlichen Zins liegen, als ohne diesen Effekt => In der nächsten Runde ist diese Inflation dann schon eingepreist, damit der Zins wirklich unten bleibt, muss die Inflation tatsächlich höher sein, also noch mehr Geld usw.usw.

Ursprünglich hat das aber nichts miteinander zu tun. Das sind völlig verschiedene Effekte. Das Problem bei Friedman ist, dass er einen ziemlichen Salat im Schädel hat und irgendwie alles mit allem verquickt. Sagen will er uns schlicht, dass der Zusammenhang, denn die Phillipskurve beschreibt nur stimmt, wenn die tatsächliche Inflation immer höher ist, also die vermutete. Das führt dann zu dem bekannten Spruch von Helmut Schmidt, der 5 Prozent Inflation besser fand, als 5 Prozent Arbeitslosigkeit, er aber fünf Jahre später froh gewesen wäre, wenn er beides gehabt hätte und nicht sechs Prozent Inflation und 7 Prozent Arbeitslosigkeit. Allerdings ist das auch nur als Bonmot witzig, tatsächlich bringt uns das auch nicht weiter, weil Zusammenhänge unterstellt werden, die nicht bewiesen sind.

(Man kann die Phillipskurve schlichter sehen. Steigt der Preis eines entscheidenden Rohstoffs, wie z.B. Öl in den siebziger Jahren, siehe Ölpreisschock, dann steigen alle Verbraucherpreise. Es ist dann die Frage, wer die Rechnung bezahlt. Dass die Gewerkschaften versuchen werden, den Kaufkraftverlust zu Lasten der Gewinne zu minimieren, ist naheliegend.)

Wobei wir nicht mal sagen können, dass das nur bei Friedman ein Problem ist. Das Problem haben wir oft in den Wirtschaftswissenschaften. Ein anderes Problem ist, dass über tausende von Seiten über völlig irrelevante Tatbestände diskutiert wird. Ein Beispiel, tausend andere lassen sich finden, hierfür wäre der crowding-out effect. Das diskutiert auch Keynes mal in einem Nebensatz, aber der Effekt ist völlig Jacke.

Ist er ein Problem, wird halt die LM Kurve qua Vermehrung der Geldmenge nach rechts geschoben und gut ist. Die Wirtschaftswissenschaften müssen sich angewöhnen, die Kernaussagen, also die zur Beschreibung der Realität relevanten Aussagen zu bestimmen. Und dann muss man sich fragen, ob diese richtig sind.

Die Methode Friedman, mache einen wirren Salat, widerlege Thesen, die entweder so nie getroffen wurden oder irrelevant sind, verquicke das Gewusel mit irgendwelchen statistischen Aussagen, anhand derer keinerlei Aussagen über kausale Zusammenhänge getroffen werden können und ziehe aus diesem wirren Potpourrie irgendwelche Schlüsse, bringt gar nix. Des weiteren wird der Autor den Verdacht nicht los, das dieses unpräzise, salathafte Denken, durch die mathematische Modellierung noch verstärkt wird. Die mathematisch Modellierung verstärkt das Risiko, das Wesentliche aus dem Blick zu verlieren.

Reduziert man das Friedman Geschwurbel auf den Kern, dann bleibt außer Binsen nicht viel übrig.

To avoid misunderstanding, let me emphasize that by using the term "natural" rate of unemployment, I do not mean to suggest that it is immutable and unchangeable. On the contrary, many of the market characteristics that determine its level are man-made and policy-made. In the United States for example, legal minimum wage rates, the Wals-Healy and Davis-Bacon Acts, and the strengt of labor unions all make the natural rate of unemployment higher than it would otherwise be. Improvements in employment exchanges, in availability of information about job vacancies and labor supply, and so on, would tend to lower the natural rate of unemployment. I use the term "natural" for the same reason Wicksell did - to try to separate the real forces from monetary forces.

Um Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich betonen, dass der Begriff "natürliche" Arbeitslosenquote nicht so zu verstehen ist, dass sie unbeweglich und unveränderlich ist. Im Gegenteil, viele der Merkmale, die ihre Höhe bestimmen, sind von den Menschen oder der Politik gemacht. In den Vereinigten Staaten zum Beispiel bewirkt der Wals - Healy und der Davis - Bacon Act sowie die Stärke der Gewerkschaften die natürliche Arbeitslosenquote höher ist, als sie andernfalls wäre.Verbesserungen beim Wechsel des Arbeitsplatzes und in der Verfügbarkeit von Informationen über freie Stellen und Arbeitssuchende etc. würde die natürliche Arbeitslosenquote senken. Ich benutze den Ausdruck "natürlich" aus demselben Grund wie dies auch Wicksell tat, also um die natürlichen Kräfte von den monetären Kräften zu trennen.

aus: Milton Friedman, The Role of Monetary Policy, Seite 9

Dass es keine "natürliche" Arbeitslosigkeit gibt, ist tatsächlich richtig. Ist z.B. der Lohn höher als das Grenzprodukt der Arbeit, dann würde der Autor qua technischen Fortschritt das Grenzprodukt der Arbeit erhöhen und nicht den Lohn absenken. Friedman allerdings fällt zu der Thematik nicht etwa Innovation, Ausbau des Bildungssystems, besserer know how Transfer ein, also Maßnahmen zur Steigerung des Grenzproduktes der Arbeit, sondern neoklassisches Geschwafel (Gewerkschaften sind bei ihm das Problem).


Es ist nun sehr naheliegend, das Thema hatten wir auch schon so gefühlte hundertausend Mal, dass sich über eine Absenkung des Lohnes die Arbeitslosigkeit gegen Null drücken lässt. Spätestens wenn die Leute verhungern, ist niemand mehr arbeitslos, denn Tote sind nun mal nicht arbeitslos.

Keynesianisch relevanter wäre natürlich die Frage, wieso man Geld knapp halten muss und es dafür Zinsen gibt, nur weil manche Leute damit Einkommen erzielen wollen. Was Friedman nicht kapiert, und das ist ein allgemeines Problem, ist dass es immer ein Lösung gibt. Vergiftet man zum Beispiel alle Kranken, sind alle medizinischen Probleme überzeugend gelöst.

Was Friedman nicht kapiert ist die Tatsache, dass solch simplizistischen Denkweisen präfaschistisch sind, woraus sich dann auch die Sympathie Friedmans für Pinochet erklärt. Eine zivilisierte Gesellschaft sucht nicht nach irgendeiner Lösung, sie sucht eine Lösung auf möglichst hohem Niveau.

Dass wir bei einem Stundenlohn von 1 Euro und Abschaffung aller sozialen Sicherungssysteme keine Arbeitslosigkeit hätten, ist völlig unstrittig und eine höchst triviale Binse. Damit wir uns aber mit dieser Antwort zufrieden geben können, müssen wir aber erstmal nachweisen, dass es keine andere Lösung gibt.

Dass jemand den Nobelpreis dafür bekommt, dass er seitenlang Trivialitäten ausdünstet, ist bemerkenswert.

Auch der Vergleich mit Wicksell ist völlig schief. Einerseits ergibt sich der natürliche Zins bei Wicksell aufgrund technologischer Beziehungen und andererseits aus der Nachfrage. Den natürlichen Zins kann man auch gegen Null drücken. Es reicht, wenn ein Unternehmen nach Abzug aller Kosten noch die Löhne bezahlen kann. Man stellt also am besten soviele Anlagen hin, dass der Output und damit die Güterversorgung maximal ist, die Preise niedrig. Die Löhne können dann ruhig auch niedrig sein und dies umso mehr, je weniger für Geld bezahlt wird, was ja gar kein Produktionsfaktor ist.

Das paradoxe am Geld ist, dass es zwar über den Geldmarktzins Investitionen verunmöglichen kann, aber selber nicht knapp ist.

Das nicht knappe Gut Geld spielt eigentlich in einer marktwirtschaftlichen Ordnung, weil es eben nicht knapp ist, keine Rolle. Der Zins sorgt nicht für eine optimale Allokation der Ressourcen, weil Geld aufgrund von Sicherheit vergeben wird, er ist ein schlicht sinnloser Preis, siehe auch Zins.

Der Lohn allerdings als der Preis für Arbeit ist ein sehr sinnvoller Preis und er muss auch variieren können, denn andernfalls würden sich die Leute für die falschen Jobs qualifizieren, bzw. könnten nicht dazu gebracht werden, sich strukturellen Veränderungen der Wirtschaft anzupassen.

Wer zum ersten Mal die General Theory of Employment, Interest and Money liest, der wird sich über das Revival der Arbeitswertheorie von Adam Smith wundern, siehe Arbeit und Tauschwert. Denkt man länger darüber nach, wird man finden müssen, dass Keynes da gar nicht mal so falsch liegt, so abstrus sich das auch erstmal liest. Der natürliche Preis ist bei Adam Smith bekanntlich die Summe aus natürlichem Lohn, natürlichem Profit und natürlicher Rente. Wenn aber das, was den natürlichen Profit abwirft, eigentlich gar nicht knapp ist, wieso soll es einen Profit erzielen? Rein marktwirtschaftlich steckt der ganze Wert in der Arbeit.

(Unnötig zu sagen, dass das mit dem marxschen Geschwurbel nichts zu tun hat. Marx ist vollkommen klassische Nationalökonomie. "Kapital" und "Geld" ist im Grunde das Gleiche, resultieren beide aus nicht konsumierten Einnahmen der Vergangenheit, es ist also ein "echter" Produktionsfaktor, da es knapp ist. Mit Geld bei Keynes kann man zwar ein Produktionskapital aktivieren, aber es ist nicht knapp.)

Das mag Friedman, mit keinerlei unternehmerischer Erfahrung, jetzt merkwürdig vorkommen, aber das ist die Realität. Hätten man die ganzen Banken nicht gerettet, sondern sie hops gehen lassen, hätten sie gelernt, dass Kapital eben ins Risiko muss und zwar in das Risiko, das nun mal mit Realinvestitionen verbunden ist. Die Variante "sichere dich dreimal ab, bevor du eine real Investition tätigst oder halte deine Knete möglichst liquide" funktioniert nicht. Sie müssen Eigenkapital zur Verfügung stellen, wenn sie eine marktwirtschaftlich sinnvolle Funktion haben wollen. Auf Deutsch: Wir werden in Zukunft immer mehr erleben, dass venture capital zur Verfügung gestellt wird. Das ist zwar nicht die keynessche Lösung, aber eine Antwort auf das gleiche Problem.

Man kann es auch anders formulieren. Kapitalsammelstellen stellen sich auf den Standpunkt, dass die Unternehmer allein für den marktwirtschaftlichen Suchprozess zuständig sind, diese als das volle Risiko zu tragen haben. Diese Sichtweise lässt schon erkennen, dass sie sich selbst ein Urteil nicht zutrauen. Würden sie sich ein Urteil zutrauen, wäre die Strategie eine andere. Sie würden Eigenkapital zur Verfügung stellen, mehr verdienen, wenn es funktioniert, das Risiko aber mittragen, wenn es nicht funktioniert.

Wir werden also die nächsten 15 Jahre noch erleben, dass Kapitalsammelstellen versuchen werden, weiter zu machen wie bisher, wobei die Methoden immer dubioser werden. Schlussendlich werden aber auch aus Banken richtige Unternehmer im Sinne einer marktwirtschaftlichen Ordnung. Der Trick, das komplette Risiko immer auf den Unternehmer abzuwälzen wird nicht mehr funktionieren, weil die Alternative, an der Börse spielen gehen, eben auch nicht mehr funktionieren wird, wenn der Steuerzahler sich weigert, sie nach jedem Crash mal wieder zu retten.

So wirr wie es angefangen hat, geht es dann weiter.

Let us assume that the monetary authority tries to peg the "market" rate of unemployment at a level below the "natural" rate. For definiteness, suppose that it take 3 per cent as the target rate and that the "natural" rate is higher than 3 per cent. Suppose also that we start out at a time when prices have been stable and when unemployment is higher than 3 per cent. Accordingly, the authority increases the rate of monetary growth. This will be expansory. By making nominal cash balances higher than people desire, it will tend initially to lower interest rates and in this other ways to stimulate spending. Income and spending will start to rise. To begin with, much or most of the rise in income will take the form of an increase in output and employments rather than in prices. People have been expecting prices to be stable, and prices and wages have been set for some time in the future on that basis. It takes time for people to adjust to a new state of demand. Producers will tend to react to the initial expansion in aggregate demand by increasing output, employees by working longer hours, and the unemployed, by taking jobs now offered at former nominal wages. This much is pretty standard doctrine.

Nehmen wir an die Währungshüter versuchen die tatsächliche Arbeitslosigkeit unter die natürliche Arbeitslosigkeit zu drücken. Der Klarheit willen, gehen wir davon aus, dass eine Arbeitlosigkeit von 3 Prozent erreicht werden soll und die "natürliche" Rate ist 3 Prozent. Nehmen wir weiter an, dass in der Ausgangssituation die Preise stabil waren und die Arbeitslosenquote höher als 3 Prozent. Dementsprechend werden die Hüter der Währung das Geldmengenwachstum verstärken, was einen expansiven Effekt haben wird. Da die Kassenhaltung damit höher ist, als von den Leuten gewünscht, wird dies erstmal dazu führen, dass die Zinssätze sinken und dadurch und aus anderen Gründen die Ausgaben sich erhöhen. Einkommen und Ausgaben beginnen zu steigen. Am Anfang wird dieserAnstieg des Einkommens ein Anstieg des realen Volksvermögens sein und nicht in einer Preissteigerung bestehen. Die Leute sind davon ausgegangen, dass Preise stabil sind und die Erwartung an die Löhne und Preise in der Zukunft basieren auf diesen Erfahrungen. Es dauert eine Weile, bis sich die Leute an das neue Konsumniveau gewöhnt haben. Die Produzenten werden dazu neigen, auf die Ausdehnung der aggregierten Nachfrage mit einem höheren realen Volkseinkommen zu reagieren,die Angestellten werden länger arbeiten und die Arbeitslosen werden einen Job annehmen, der ihnen jetzt, aufgrund der früheren Löhne angeboten wird. Das ist die Standard Meinung.

aus: Milton Friedman, The Role of Monetary Policy, Seite 10

Vom Ergebnis her fällt Milton Friedman eigentlich hinter die quantitative Geldtheorie zurück. Bei der quantitativen Geldtheorie hätte es ja auch die Möglichkeit gegeben, dass das reale Volkseinkommen steigt. Es ist in der Tat richtig, dass man auch unter Zugrundelegung der keyneschen Transmissionsmechanismen bei Inflation einen Anstieg des Zinssatzes erwarten kann. Das Problem ist nur, wir haben seit dreißig Jahren keine Inflation und die letzte Inflation, die wir hatten, in den siebziger Jahren, beruhte auf einem externen Schock. Bei einem externen Schock, Erhöhung der Erdölpreise, werden wir egal wie restriktiv die Geldpolitik ist, eine Preissteigerung haben. Der Unterschied besteht dann lediglich darin, dass eine restriktive Geldpolitik zu einer noch höheren Arbeitslosigkeite führen würde, als eine expansive Geldpolitik. Mit einer expansiven Geldpolitik und damit Inflation, kann man einen Teil der induzierten Preissteigerungen an die Länder zurückgeben, die sie verursacht haben. Erhöhen die erdölexportierenden Länder den Ölpreis, importieren aber gleichzeitig Güter aus dem Ausland, so werden sie diese dann eben auch teurer einfkaufen.


Soll der Text einen Sinn ergeben, müssen wir verstehen, dass er mit natürlicher Arbeitslosigkeit nicht das meint, was mit struktureller oder friktioneller Arbeitslosigkeit bezeichnet wird. Also nicht das Phänomen meint, dass es zwar Jobs gibt, aber nicht in den Bereichen, wo Leute gesucht werden (strukturelle Arbeitslosigkeit) oder das Phänomen, dass eine gewissen Arbeitslosigkeit allein dadurch entsteht, dass auch bei einem Jobwechsel eine gewisse Zeit zwischen Kündigung und Aufnahme der neuen Arbeit vergeht (friktionelle Arbeitslosigkeit).

Die sonstige Arbeitslosigkeit kommt dadurch zustande, dass die Löhne zu hoch sind. Die meint er offensichtlich und es sind die Mindestlöhne und die Gewerkschaften, die den Lohn auf ein Niveau heben, das oberhalb der monetär bewerteten Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals liegt. Er landet also wieder bei der finstersten Klassik.

Er widerlegt Keynes nicht, er ignoriert ihn schlicht. Er baut nicht auf die Kraft der Argumentation, sondern auf Wiederkäuen. Neu an seiner Argumentation ist nur, das passiert in der Klassik nicht, von David Hume, siehe Zahlungsbilanz, mal abgesehen, dass Geld eine Wirkung auf die Realwirtschaft hat.

Money matters also, was aber nicht neu ist, denn sie mattert, im Gegensatz zu dem, was er behauptet, auch bei Keynes.

Ob das allerdings die Standard Meinung ist, sei dahingestellt, denn die Hüter der Währung können, so wie er sich das vorstellt, die Geldmenge nicht erhöhen. Für die Banken sieht es erstmal so aus, dass sich nichts ändert. Warum sollten sie unter diesen Auspizien auf's Blaue hinein ihre Liquiditätsreserven aufstocken und für Liquidität, die sie nicht brauchen, Zinsen bezahlen? Möglich ist, dass die Absenkung des Leitzinses auch den Zinssatz der Banken senkt, zumindest bei einem Wettbewerb zwischen den Banken ist das so.

Das kann tendenziell dazu führen, dass nun mehr Investitionen rentabel werden und auch der Konsum über Kredite finanziert wird. Das führt, selbst bei ihm, zumindest kurzfristig zu einer Ausdehnung des realen Volkseinkommens und der Beschäftigung. Er argumentiert aber anders. Die Banken kaufen Liquidität, die sie nicht brauchen, was sie, so wie er es schildert auch konkret bemerken, denn die Transaktionskasse ist dann zu hoch. Vermutlich unterstellt er dann noch irgendwie einen keynesschen Zusammenhang, denn der Überschuss in der Transaktionskasse drückt die Zinsen. Wie auch immer. Das ist egal. Sein Transmissionsmechanismus ist zwar skurril, aber die Zinsen lassen sich drücken und werden in der real existierenden Wirklichkeit zur Zeit mächtig gedrückt, seit Jahren, und darauf kommt es an.

Was dann kommt, hat eine Pointe, die sich in diesem Satz versteckt: It takes time for people to adjust to a new state of demand. Nach seiner permanenten Einkommenshypothese, also der These, dass sich der Konsum am Lebenseinkommen ausrichtet, dürfte ja eigentlich rein gar nichts passieren. Das ist ja genau das, was er der keynesschen Konsumtheorie vorwirft. Nimmt man also seine eigene Theorie ernst, dann würde die Geldpolitik gar keine inflationäre Tendenzen haben können, denn der Konsum würde nicht erhöht und wenn der nicht erhöht wird, werden die anderen ihren höheren Absatz nur über eine Preissenkung los. Wir bräuchten also eine Deflation.

Aber auch egal, wir vergessen jetzt mal seine Theorie vom permanenten Einkommen und gehen mit. Dann geht er dazu über, die eigentliche Phillipskurve zu beschreiben, also den Zusammenhang zwischen Preissteigerung und Lohnsteigerung und nicht, wie er ursprünglich behauptet, den Zusammenhang einer Änderung der Arbeitslosigkeit und der Löhne, den dieser Zusammenhang ist ganz klassisch. Wir bezweifeln aber, dass er sich das ausgedacht hat, denn die Phillipskurve befindet sich seit Anbeginn der Tage in jedem Lehrbuch.

But it describes only the initial effects. Because selling prices of products typically respond to an unanticipated rise in nominal demand faster than prices of factors of production, real wages received have gone down - though real wages anticipated by employees went up, since employees implicitly evaluated the wages offered at the earlier price level. Indeed, the simultaneous fall ex post in real wages to employers and rise ex ante in real wages to employees is what enabled employement to increase. But the decline ex post in real wages will soon come to affect anticipations. Employees will start to reckon on rising prices of the things they buy and to demand higher nominal wages for the future. "Market" unemployment is below the "natural" level. There is an exces demand for labor so real wages will tend to rise toward their initial level.

Doch dies beschreibt nur die Effekte am Anfang des Prozesses. Weil die Preise der Waren auf ein unerwartetes Anziehen der Nachfrage schneller reagieren als die Preise der Produktionsfaktoren, sind die Reallöhne gesunken, wenn auch die erwarteten Reallöhne höher sind, weil die Unternehmer die zukünftigen zu zahlenden Löhne auf Basis des vorhergehenden Preisniveaus kalkulieren. So führt also die gleichzeitige Verringerung der nachträglichen Reallöhne der Unternehmen und der Anstieg der zukünftigen Löhne der Arbeitnehmer zu einer Zunahme der Beschäftigung. Doch wird das nachträgliche Absenken des Reallohnes schnell die Erwartungen beeinflussen. Die Angestellten werden die steigenden Preis der Dinge, die sie kaufen schnell in ihr Kalkül mit einbeziehen und höhere Nominallöhne für die Zukunft fordern. Die tatsächliche Unterbeschäftigung ist niedriger als das natürliche Niveau. Es gibt einen Überschuss an Leuten, die Arbeit suchen, so dass die Löhne dazu tendieren auf ihr ursprüngliches Niveau zu steigen.

aus: Milton Friedman, The Role of Monetary Policy, Seite 10

Das ist nun die eigentliche Phillipskurve. Preise steigen, gestiegene Preise senken die Reallöhne, die niedrigeren Reallöhne sorgen für mehr Beschäftigung. Langfristig allerdings werden die niedrigeren Reallöhne antizipiert und das Spiel ist zu Ende.

Das Problem bei dieser Kurve ist, dass sie keinerlei Aussagen macht über kausale Zusammenhänge. Man kann sich solche Zusammenhänge aber in einer vollbeschäftigten Wirtschaft vorstellen. Das Grundproblem besteht aber darin, dass Wachstum verknüpft ist mit Inflation UND Beschäftigung. Wenn man also nicht weiß, was die endogene und was die exogene Variable ist, lassen sich überhaupt keine Aussagen machen. Selbst wenn wir akzeptieren, dass der von ihm behauptete Zusammenhang mal vor vierzig Jahren feststellbar war, auch wenn er heut irrelevant ist, sind die Daten schlecht zu interpretieren.

Ist das Wachstum die exogene Variable, dann kann man zwar eine Korrelation zwischen Inflation und Beschäftigung feststellen, allerdings besteht kein Zusammenhang zwischen Inflation und Beschäftigung. Bei Wachstum kommt es in Teilen der Wirtschaft zu Engpässen, das treibt die Preise und erhöht die Beschäftigung, aber ein kausaler Zusammenhang zwischen Inflation und Beschäftigung besteht nicht. Die Aussagekraft der Phillipskurve ist also schlicht Null.

Um das, was Friedman behauptet empirisch nachzuweisen, bräuchte man eine Situation, bei der zwar die Inflation zu einem Beschäftigungszuwachs führt, aber das Volkseinkommen nur nominal steigt. Das wiederum ist nur möglich, wenn die Produktivität der Arbeit sinkt, das gleiche reale Volkseinkommen muss ja dann mit mehr Beschäftigten erwirtschaftet werden. So eine Situation gibt es nicht und kann es nicht geben.

Aber mal abgesehen, davon, dass es statistischer Mumpitz ist, kann man sich auch überlegen, ob die behaupteten Kausalketten plausibel sind. Lassen wir mal seinen Fall beseite, Geldmenge wird vermehrt über Offenmarktpolitik, und gehen davon aus, dass die Zentralbank den Leitzins senkt. Das wird, bei Wettbewerb zu einer Senkung des Marktzinses führen. Es werden entweder langlebige Konsumgüter, z.B. Immobilien, über Kredit finanziert oder investiert.

Jetzt kommt es drauf an. Herrscht in dem Bereich Vollbeschäftigung, werden die Preise anziehen. Da war mit ein Grund, unter vielen anderen, wir vereinfachen jetzt, wie es zu einer Verzehnfachung des Quadratmeterpreises für Immobilien in Spanien kam (hinzu kommt massives Einströmen von spekulativem Kapital, Waschen von Schwarzgeld, künstliche Verknappung des Bodens, Kreditpolitik der Banken etc. etc.). Herrscht Unterbeschäftigung und ausreichender Wettbewerb, können die Preise durch eine Fixkostendegression und ähnliche Effekte auch sinken, weil eine größere Stückzahl produziert wird.

Das ist im übrigen der Normalfall. Langfristig fallen die Preise aller Güter mit zunehmender Ausbringung relativ zum Lohn. Es wird also nachfrageseitig gar nicht zu einem Anstieg der Preise kommen, womit wir beim eigentlichen Thema wären. Die "natürliche" Arbeitslosigkeit ist bei Friedman schlicht eine strukturelle und friktionelle Arbeitslosigkeit. Würde er nämlich eine konjunkturelle Arbeitslosigkeit zulassen, ist völlig unklar, wieso es zu einer Inflation kommen soll.

Genau so fraglich ist allerdings, unabhängig davon, dass ohne Inflation seine Theorie ohnehin zusammenbricht, ob es angebotsseitig zu einer Preissteigerung kommt. Marschiert die Wirtschaft in Richtung Vollbeschäftigung, werden die Löhne ohnehin steigen, auch ganz ohne Inflation, was ja marktwirtschaftlich sehr sinnvoll ist, denn anders käme es zu keiner Restrukturierung des Arbeitsmarktes. Die Frage ist nur, ob die geldpolitischen Maßnahmen die Wirtschaft bis dicht an die Vollbeschäftigung führen. Dass bei Vollbeschäftigung eine weitere Expansion der Geldmenge nicht sinnvoll ist, steht ausführlich bei Keynes.

Das nächste Problem ist seine krude Vorstellung wie Geld in die Wirtschaft hinein und wieder hinaus kommt. Sinkt der Zins, dann werden mehr Investitionen möglich bzw. es werden mehr langlebige Konsumgüter gekauft, allerdings gibt es keinen natürlichen Zins, wie Wicksell sich das vorstellt. Jede Investition, die nach Abzug aller sonstigen Kosten noch die Löhne bezahlen kann, ist bei Unterbeschäftigung sinnvoll und tangiert auch die Allokation nicht.

Einen natürlichen Zins, so wie Adam Smith sich das vorstellt, siehe natürlicher Zins / Marktzins, gibt es nur WENN KAPITAL ÜBERHAUPT EIN PRODUKTIONSFAKTOR IST UND KNAPP IST. Bei einem knappen Produktionsfaktor ist es absolut sinnvoll, ihn da einzusetzen, wo er am rentabelsten eingesetzt werden kann. Etwas, was aber überhaupt nicht knapp ist, unterliegt diesem Optimierungskalkül nicht. Wohnt man eine See mit klarem Wasser, muss man sich nicht überlegen, ob man das Wasser zum Trinken verwendet, zum Wäsche waschen oder damit sein Auto wäscht. Man kann alles damit machen.

Nochmal: Der Geldmarktzins soll bei KEYNES NICHT zur optimale Faktorallokation führen. Geld ist KEIN Kapital. Der Zins soll nur soweit sinken, dass jede Investition, die einen Zinssatz bei dem das Risiko und die Adminstrationskosten der Banken eingepreist sind, bedienen kann.

Der wicksellsche natürliche Zins ist so falsch wie der natürliche Profit von Adam Smith. Falsch ist es, weil Kapital weder ein Produktionsfaktor ist, noch ist es knapp und was nicht knapp ist, muss nicht optimal alloziert werden und was nicht optimal alloziert werden muss, hat keinen Preis.

Die Gewinne, das wäre dann eher der Unternehmerlohn, bzw. die Lohnhöhe, reicht, um die Ressourcen zu steuern. Allerdings wird niemand Geld bekommen, der nicht garantieren kann, dass das über den Kredit geschaffene Geld anschließend bei Tilgung auch wieder vernichtet wird. Die Geldmenge wird also überhaupt nicht über diesen Weg erhöht. Eine Erhöhung der Geldmenge setzt eine dauerhafte Erhöhung des Schuldenstandes voraus und das kann nur der Staat. Die Banken könnten über Giralgeldschöpfung die Geldmenge erhöhen, aber das geht natürlich nur, wenn das so geschöpfte Geld auch zurückgezahlt wird, andernfalls würden die Girokonten platzen. Fazit: Die "Theorien" von Friedman sind völlig wirr. In jeder Hinsicht. Man kann es folgendermaßen zusammenfassen.

1) Der durch die Phillipskurve behauptete Zusammenhang ist empirisch nicht belegbar, weil wir es nicht mit zwei Variablen zu tun haben, sondern mit drei: Wachstum, Beschäftigung, Inflation. Die Behauptung der Phillipskurve besteht darin, dass die Preissteigerungen zu Lohnsteigerungen führen. Genau so gut ist es aber möglich, dass es bei starkem Wachstum mit starken strukturellen Brüchen zu Umstrukturierungen in den Arbeitsmärkten kommt, die durch eine Änderung der Löhne begleitet werden. Es wäre dann ein normaler Anpassungsprozess, der in marktwirtschaftlichen Ordnungen völlig normal ist und auch wahrscheinlicher. Hohe Lohnsteigerungen lassen darauf schließen, dass in Teilmärkten Arbeit knapp wird und sich die Machtverhältnisse verschoben haben und sich verschieben müssen, andernfalls würde der Restrukturierungsprozess in der Arbeitswelt verlangsamt.

2) Seine Thesen implizieren Vollbeschäftigung. Bei Unterbeschäftigung sind seine Annahmen makroökonomisch nicht plausibel und mikroökonomisch noch weniger.

3) Über den von ihm beschriebenen Weg kommt es zu keiner Erhöhung der Geldmenge. Sätze vom Typ "erhöhen die für die Geldpolitik Verantwortlichen nun die Geldmenge" sind sinnlos. Autonom können die Zentralbanken die Geldmenge nicht erhöhen. Man kann auch autonom nicht beschließen, mehr Kartoffeln zu verkaufen. Es braucht immer Nachfrager. Seine Theorie ergäbe mehr Sinn, wobei wir das jetzt nicht zu Ende denken wollen, wenn er auf die Nachfrage fokusiert hätte.

Seine Beweisführung, dass die Geldpolitik langfristig bedeutungslos ist, ist also völlig irrig, weil der enge Zusammenhang zwischen expansiver Geldpolitik weder empirisch belegbar ist, wir haben seit zehn Jahren eine gigantische Aufblähung der Geldmenge ohne eine nennenswerte Inflation, noch ist dieser Zusammenhang logisch besonders plausibel.

Richtig ist nur, dass eine Inflation alimentiert werden muss. Der Umkehrschluss allerdings, dass eine expanisve Geldpolitik zur Inflation führt, ist nicht richtig. Desweiteren ist auch unklar, wie Friedman Geld überhaupt definiert. Da er auf eine Offenmarkt Politik abstellt, also Zentralbankgeld über den Ankauf von Wertpapieren in den Markt einfließt, meint er offensichtlich M1, also Zentralbankgeld (Münzen, Scheine) und Sichtguthaben.

Das Zentralbankgeld ist aber lediglich die Basis für das Kreditschöpfungspotential der Banken. Er müsste also nachweisen, dass ein größeres Kreditschöpfungspotential der Banken zur Inflation führt. Wahrscheinlicher ist aber was anderes. Banken werden ihr Kreditschöpfungspotential ausdehnen, wenn die Wirtschaft wächst. Begleiterscheinungen einer wachsenden Wirtschaft sind nun mal Inflation und steigende Löhne.

Die Inflation ist hierbei teilweise sogar notwendig. Wächst die Wirtschaft, kommt es auch zu Umstrukturierungsprozessen. In bestimmten Bereichen herrscht Knappheit. Diese Knappheit kann nur beseitigt werden, wenn die Preise in diesen Sektoren steigen und je stärker sie steigen, desto schneller werden sie beseitigt. Auf der anderen Seite werden aber die Preise in den anderen Bereichen nicht sinken. Foglich kommt es zu einer Inflation. Man kann jetzt natürlich mit einer restriktiven Geldpolitik dafür sorgen, dass sich die Preissignale nicht oder nur in geringerem Maße ausbilden, erkauft das aber mit weniger Wachstum. Was soll das für einen Sinn geben?

Was wir tatsächlich beobachten können, ist ein Steigen der Aktienkurse, wenn üppig Geld in den Markt geschossen wird, wobei die Aufnahmefähigkeit der Banken für dieses Geld dadurch bedingt ist, dass sie im Kasino mitspielen müssen.

Keynesianisch gesehen wäre dies sinnvoll, anders bringt man die Börsenspekulanten nicht dazu, in Realinvestitionen zu investieren. Nur wenn man den Geldmarktzins gnadenlos nach unten drückt, wird Sicherheit teuer. (Das ist jetzt etwas anderes, als das IS-LM Modell suggeriert. Der Autor vermutet aber, dass Kapitalsammelstellen sich intensiver mit der Realwirtschaft beschäftigen werden, wenn börsennotierte Wertpapiere und andere liquide / sichere Anlagen keine Verzinsung mehr erbringen.)

Auffallend ist, dass alle Krisen der Neuzeit durch eine Überinvestition in entweder Immobilien oder Wertpapiere ausgelöst wurden und hier könnte man Keynes ergänzen. Die Immobilie ist zwar vordergründig das Illiquideste, was man sich überhaupt vorstellen kann, aber sie wird für die sicherste aller möglichen Anlagen gehalten, was ja auch der Ausdruck "Betongold" beschreibt.

In dieser Hinsicht ähnelt sie börsennotierten Wertpapieren. Warum hat immer der Bereich Immobilien in Japan, den USA, in Irland, in Spanien die Krise verursacht? Warum nicht Überinvestitionen im Energiebereich, der Automobilindustrie, der Nahrungsmittelindustrie? Auch dort gibt Überinvestitionen, aber sie lösen keinen Flächenbrand aus. Wie konnte es passieren, dass ein Land wie Spanien, dessen Leistungsbilanzdefizit zu 25 Prozent durch Energieimporte bedingt ist und auf der anderen Seite mehr Solarenergie gewinnt, als es TRANSPORTIEREN kann, nicht in Leitungen investiert hat? Der plausibelste Grund ist, dass Kapitalsammelstellen ein schlichtes Geschäftsmodell wie Immobilien noch durchschauen, bzw. absichern können. Bei komplexeren Investitionen sind sie überfordert. Das einfachste Geschäftsmodell sind börsennotierte Wertpapiere, denn egal wie komplex die börsennotierten Unternehmen sind, als Handelsware einer Börse sind sie alle gleich.

Friedman wird dann aber immer uriger. Der Artikel endet mit Überlegungen an welchem Parameter sich die Geldpolitik ausrichten soll: An der Inflationsrate (Preis), der Leistungsbilanz, dem Zins oder der Geldmenge.

Of the three guides listed, the price level is clearly the most important in its own right. Other things the same, it woult be much the best of the alternatives - as so many distinguished economists have urged in the past. But other things are not the same. The link between the policy actions of the monetary authority and the price level, while unquestionable present, is more indirect than the link between the policy actions of the authority and any of the several monetary totals. Moreover, monetary action takes a longer time to affect the price level than to affect the monetary totals and both the time lag and the magnitude of effect vary with circumstances. As a result, we cannot predict at all accurately just what effect a particular monetary action will have on the price level and, equally important, just when it will have that effect. Attempting to control directly the price level is therefore likely to make monetary policy itself a source of economic disturbance because of fals stops and starts. Perhaps, as our understanding of monetary phenomena advances, the situation will change. But at the present stage of our understanding, the long way around seems the surer way to our objective. Accordingly, I believe that a monetary total is the best currently available immediate guide or criterion for monetary policy - and I believe that it matters much less which particular total is chosen than that one be chosen.

Von den drei erwähnten Zielmarken [Preis, Zins, Arbeitslosigkeit] ist der Preis eindeutig der relevanteste. Wenn alle anderen Nebendingungen sich nicht ändern, dann wäre er die beste Wahl, wie schon sehr viele Wirtschaftswissenschaftler in der Vergangenheit angemerkt haben. Die Nebenbedingungen sind aber nicht immer gleich. Der Zusammenhang zwischen den Maßnahmen der Währungshüter und dem Preisniveau, auch wenn dieser Zusammenhang unstrittig existiert, ist nicht so eng, wie der zwischen den politischen Maßnahmen der Währungshüter und irgendeiner der Geldmengen. Des weiteren braucht es länger, bis ein Einfluss der Geldopolitik auf die Preise bemerkbar wird, als es braucht, um die verschiedenen Geldmengen zu beeinflussen und beide mal haben wir in Abhängigkeit von den Umständen unterschiedliche Zeiträume und Ausprägung der Effekte. Wir können von daher nicht genau prognostizieren,welchen Effekt bestimmte geldpolitische Maßnahmen auf das Preisniveau haben werden und, was genau so wichtig ist, wann diese eintreten. Der Versuch das Preisniveau direkt zu beeinflussen ist also unter Umständen selbst eine Ursache ökonomischer Störungen, weil es zu einer stop and go Politik führt. Vielleicht wird sich dies in dem Maße, wie unser Verständnis monetärer Phänomene wächst, ändern. Doch bei derzeitigem Kenntnisstand, scheint der Umweg der sicherere Weg zu unserem Ziel zu sein. Ich glaube also, die Geldmenge der beste verfügbare Indikator und das beste Kriterium zur Steuerung der Geldpolitik ist und das es weniger darauf ankommt, welche spezielle Geldmenge gewählt wird.

aus: Milton Friedman, The Role of Monetary Policy, Seite 15

Was uns also erstmal überrascht ist die Aussage, dass der Zusammenhang zwischen Geldmenge und Preis schwer durchschaubar ist. Dass ein solcher besteht, ist zwar offensichtlich, denn es gibt keine Inflation, wenn sie nicht monetär alimentiert wird, aber jenseits dieser Binse, kann man nicht viel dazu sagen. Das stellt er nun selbst fest, nachdem er uns 10 Seiten lang erklärt hat, dass eine expanisive Geldpolitik zur Inflation führt.

Aber auch ansonsten verliert sich seine Aussage im Nebulösen. Wir haben inzwischen gelernt, bei Friedman, dass die Geldpolitik langfristig keinen Einfluss auf die Beschäftigung hat und auch langfristig am Zinsniveau nichts ändert. Die Aussage ist natürlich erstmal mutig, denn in jedem Lehrbuch finden wir, dass zwischen Preisniveaustabilität, außenwirtschaftliches Gleichgewicht, Beschäftigung und Wachstum ein Zielkonflikt besteht und so steht das auch im EU Vertrag (Vertag von Lissabon vom 1.12.2009). Dieser sieht einen trade off, einen Zielkonflikt, zwischen Preisniveaustabilität, Wachstum und Beschäftigung, stellt aber nicht fest, dass die Inflation jeden Versuch die anderen Ziel zu realisieren unterminiert.

(3) Die Union errichtet einen Binnenmarkt. Sie wirkt auf die nachhaltige Entwicklung Europas auf der Grundlage eines ausgewogenen Wirtschaftswachstums und von Preisstabilität, eine in hohem Maße wettbewerbsfähige soziale Marktwirtschaft, die auf Vollbeschäftigung und sozialen Fortschritt abzielt, sowie ein hohes Maß an Umweltschutz und Verbesserung der Umweltqualität hin. Sie fördert den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt.

aus: http://dejure.org

Die Europäische Zentralbank wiederum soll diese Ziele unterstützen, so denn die Preisstabilität gewährleistet ist.

Das vorrangige Ziel des Europäischen Systems der Zentralbanken (im Folgenden "ESZB") ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten. Soweit dies ohne Beeinträchtigung des Zieles der Preisstabilität möglich ist, unterstützt das ESZB die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Union, um zur Verwirklichung der in Artikel 3 des Vertrags über die Europäische Union festgelegten Ziele der Union beizutragen. Das ESZB handelt im Einklang mit dem Grundsatz einer offenen Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb, wodurch ein effizienter Einsatz der Ressourcen gefördert wird, und hält sich dabei an die in Artikel 119 genannten Grundsätze.

aus: http://dejure.org

Während also Friedman schlicht behauptet, dass die Geldpolitik langfristig keinen Einfluss hat auf zentrale Größen wie Wachstum und Beschäftigung hat, einen Einfluss auf das außenwirtschaftliche Gleichgewicht (Leistungsbiland, Wechselkurse) gesteht er zu, kann die EZB diese Ziele zumindest unterstützen.

Was uns natürlich besonders gut gefällt, ist Artikel 3, Absatz 6

Die Union verfolgt ihre Ziele mit geeigneten Mitteln entsprechend den Zuständigkeiten, die ihr in den Verträgen übertragen sind.

aus: http://dejure.org/gesetze/EU/3.html

Das finden wir voll daneben. Unserer Meinung nach sollten Ziele mit ungeeigneten Mitteln verfolgt werden und auch von den Stellen, die nicht zuständig sind. Bei Beamten geht es ja weniger um Effizienz, als um den Unterhaltungswert. Von daher sollten sich die Standesämter um die Grünflächen kümmern, das Grünflächenamt, sollte sich um die Ausstellung von Wohnberechtigungsscheinen kümmern, das Amt für Soziales für Parkraumbewirtschaftung etc. etc.. Da Beamte eh nie zuständig sind und vor allem für nichts haften, würde diese Art der Organisation eine tiefe Wahrheit beinhalten.

Das prinzipielle Problem ist das. Das Friedman Geschwafel ist so sinnfrei wie das EU Geschwafel und praktisch ist das eine so irrelevant wie das andere. Ohne eine belastbare Theorie, lässt sich aus dem EU Geschwafel keine konkrete Politik ableiten, allerdings können solche Schwafelgesetze eine gnadenlose Ausdehnung der Bürokratie bewirken, wenn damit der Zuständigkeitsbereich der EU Bürokratie ins Unendliche ausgedehnt wird.

Zwar beschreibt Artikel 5 (3) das Subsidiaritätsprinzip, Entscheidungen sollen auf der niedersten Ebene getroffen werden, auf der sie getroffen werden können, aber das wird eine wuchernde Bürokratie kaum daran hindern, immer weitere Betätigungsfelder zu entdecken, zumal die EU Bürokratie, wie im Fall der Verschärfung der Veröffentlichungspflicht für Kapitalgesellschaften, als Sündenbock für die nationalen Bürokratien herhalten kann. Das heißt die expansive nationale Bürokratie wird ihre Expansionsgelüste mit der übergeordneten Bürokratie rechtfertigen, die juristisch nicht mehr faßbar ist und demokratisch nicht mehr kontrollierbar. Das bedroht die Idee der europäischen Einigung. Werden schon nationale Beamte als die fleischgewordene Bräsigkeit empfunden, so wird Europa der Superlativ davon. In dieser Hinsicht hat Friedman sogar recht.

Strittiger ist da seine Aussage "we cannot predict at all accurately just what effect a particular monetary action will have on the price level" und sein Plädoyer für eine direkte Kontrolle der Geldmenge(n) (M1, M2, M3). Das sieht die EZB ja anders, sie will sich bei der Geldmengensteuerung an den Preisen, also der Inflationsrate orientieren. Wer von beiden hat nun recht?

Nicht in diesem Artikel aber an anderer Stelle plädiert Friedman für ein Geldmengenwachstum, das sich am Wachstum des Volkseinkommens orientiert. Im Grunde geht er also davon aus, dass langfristig nur die Quantitätsgleichung gilt, auch wenn er keynesianische Transmissionsmechanismen beschreibt, die er noch mit allen möglichen anderen Konzepten würzt. Ein Geldmengenwachstum, dass das Wachstum der Wirtschaft übersteigt, führt, folgt man der Quantitätsgleichung, zu Inflation.

Nimmt man es also ganz genau, ist das Entscheidende für den Monetarismus nicht, wie der Name suggeriert, eine Neubewertung der Geldpolitik (Geld = money), sondern der feste und unerschütterliche Glaube, dass die marktwirtschaftliche Ordnung à la Adam Smith, Walter Eucken, Friedrich Hayek etc. die beste Wirtschaftsordnung ist. Die möglichen Wirkungen einer Geldpolitik beschreibt er zwar komplexer als die simple Quantitätsgleichung und kurzfristig konzediert er auch eine Wirkung auf die Realwirtschaft, kommt aber letztlich zum selben Ergebnis.

Mit der Gegenposition, also dem Keynesianismus, bzw. mit dessen zentralen Aussagen, setzt er sich gar nicht wirklich auseinander.

  • Er bestreitet nicht, dass der Geldmarkt über den Gütermarkt dominiert, Sicherheit und damit Liquidität die Wirtschaft lähmen kann. Er ignoriert das Argument einfach.
  • Er diskutiert die Bedeutung des Geldmarktzinses nicht und äußert sich auch nicht zu dessen optimaler Höhe.
  • Er konzediert zwar, dass Investitionen mit Papier, also Geld getätigt werden können, klärt aber nicht die Bedeutung des Sparens.
  • Er erkärt nicht, warum ein Gut, das eigentlich nicht knapp ist, einen Preis erzielen soll. Wir lesen zwar hier und da, dass er für eine Null Zins Politik plädiert, aber das ist unvereinbar mit seinen Vorstellungen über die Steuerung der Geldmenge.
  • Nimmt man es ganz genau, dann gibt es bei ihm gar keine konjunkturelle Arbeitslosigkeit, deswegen differenziert er auch nicht, zwischen der Inflationsgefahr bei Unterbschäftigung und Vollbeschäftigung.

Wir gehen jetzt einfach mal davon aus, dass er all diese Probleme gesehen hat, er sie aber anders gewichtet. Bei Keynes sieht er vor allen Dingen eine Aufblähung der Bürokratie und eine Entmündigung des Bürgers. Für die Welt die er in Free to choose beschreibt, eine Reihe, die für das amerikanische Fernsehen gedreht und dann auch, was die inhaltlichen Aussagen angeht, als Buch veröffentlich wurde, trifft das zu, auch wenn es ziemlich holzschnittartig formuliert ist.

Können die Leute weitgehend unbehelligt von staatlichen Restriktionen ihre Kreativität austoben, so die allgemeine These Friedmans, finden sie auch einen Weg, ihre Ideen zu verwirklichen.

So ganz falsch ist das nicht. Wir haben das in den letzten dreißig Jahren anhand des Internets erlebt und tatsächlich besteht hier die Gefahr, dass diese Freiheit, aus x fadenscheinigen Gründen, wieder eingeschränkt wird.

Allerdings funktioniert das nur, wenn der einzelne in einem Umfeld agiert, das er relativ gut durchschaut.

Dass es alle möglichen Restriktionen gibt bzw. gab, Handwerksrolle, Zwang sich vor Landgerichten von einem Rechtsanwalt vertreten zu lassen, abstrus hohe Notargebühren bei Kauf / Verkauf von Immobilien, IHK Zwang, Zölle etc. etc. die die Leute daran hindern, sich kreativ auszutoben, ist unstrittig.

Unstrittig, dass es eine ganz schlechte Idee ist, Beamten die Verfügungsgewalt über finanzielle Mittel zu geben, die sie nicht selbst verdient haben und für die sie auch nicht haften, wenn sie sie zum Fenster hinauswerfen. Unstrittig, dass der Beamte an sich ein skurriles Konstrukt ist. Das besondere Treueverhältnis zum Staat beantwortet die Frage nach dem Spannungsverhältnis zwischen individueller Gewissensentscheidung und persönlicher Verantwortung und Durchsetzung gesetzlicher Normen auf eine ziemlich eindeutige Weise. Der einzelne Beamte wird vom Denken dispensiert.

Der Konflikt zwischen persönlicher Verantwortung und "Pflichterfüllung" wird eindeutig zugunsten der "Pflichterfüllung" entschieden. Das besondere Treueverhältnis zum Staat dispensiert vom Denken und bittet einen Anreiz, dies zu unterlassen. Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte ist das eine ganz schlechte Idee.

So haben wir dann so drollige Beamte, die sich zuerst mit der Enteignung von jüdischem Eigentum befassen und danach mit der Restituierung dieses Eigentums. Der Autor befürchtet, dass vielen gar nicht klar ist, dass wir hier eine Schieflage haben. Der prinzipielle Unterschied besteht darin, dass in einer marktwirtschaftlichen Ordnung jeder gezwungen ist, sich mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen. Niemand kann irgend jemandem ein Produkt aufzwingen. Die marktwirtschaftliche Ordnung beruht auf Überzeugung oder zumindest auf freundlicher Manipulation (Adorno). Daher rührt der Pathos mit dem Friedman den Begriff Freiheit belegt. Bis dahin kann man ihm ja auch teilweise zustimmen.

Wenn er Keynes als Schritt in den Sozialismus ansieht, wird es dann komplizierter. Um diese These zu stützen, braucht man dann sehr viele Annahmen. Die erste Annahmen ist natürlich, dass es zur marktwirtschaftlichen Ordnung keine bessere Alternative gibt, bzw. dass jeder Eingriff in selbige ein schlechteres Ergebnis zeitigt. Daran glaubt aber schlicht niemand mehr, außer eben die Freiheitsämpfer mit Pensionsberechtigung, also Professoren, die die Marktwirtschaft vom Sofa aus als coach potatoe betrachten und empört sind, wenn die Marktwirtschaft nicht mehr ihre Pensionen erwirtschaftet. Wir haben nirgends auf der Welt eine reine Marktwirtschaft.

Mal unabhängig vom Verteilungsproblem, welches in der Klassik, letztlich sind alle Befürwörter der marktwirtschaftlichen Ordnung lediglich ein Appendix zu Adam Smith, schlicht gar nicht diskutiert wird, weil jede Verteilung gerecht ist, hat die Klassik auch gewaltige theoretische Lücken. Wenn die Sparsumme nicht über den Zins zur Übereinstimmung mit dem Investitionsvolumen gebracht wird, dann haben wir eine Lücke, wodurch das ohnehin schon ungelöste Verteilungsproblem noch eine sehr handfeste ökonomische Komponente bekommt. Mit zunehmend ungleicher Verteilung muss nämlich ein immer größeres Sparvolumen sinnvoll angelegt werden und sinnvoll heißt dann vor allem liquide.

Mit der Entkoppelung von Sparen und Investieren bricht aber auch der ganze Rest zusammen. Der Zins verliert seine Bedeutung, die Akkumulationstheorie stimmt nicht mehr, und das Saysche Gesetz gilt auch nicht mehr. Die Marktwirtschaft versagt also immer mal wieder nicht nur rein praktisch, das wäre zu verschmerzen und würde gar nichts beweisen, sondern sie stellt auch kein logisch in sich schlüssiges System dar.

Damit stellt sich dann die Frage, wie man die positiven Elemente rettet und die Fehler beseitigt. Das wiederum setzt voraus, dass man die Fehler benennt und dann noch Lösungen sucht, die die positiven Elemente marktwirtschaftlicher Ordnungen bestehen lässt. Das Vorgehen Friedmans, also die schlichte Behauptung, dass das System keine Fehler habe und logisch schlüssig sei, bringt da wenig. Von daher dürfte Keynes der sinnvollere Ansatz sein.

1) Am Sparen wird man die Leute nicht hindern können, manchmal, insofern der Konsum die Wirtschaft überfordern würde ist das ja auch sinnvoll. Werden über das Sparen konkret Ressourcen aus der Konsumgüterindustrie in die Investitionsindustrie umgeleitet ist das ja, zumindest bei Vollbeschäftigung, auch sinnvoll. Allerdings ist die Vorstellung der Klassik, dass das Ersparte dann zu der produktivsten Verwendung wandert, ziemlich naiv. Es wandert auch bei Vollbeschäftigung vor allem in die sicherste Verwendung. Banken, als Kapitalsammelstellen, stellen selten Risikokapital zur Verfügung.

Anders sieht es aus bei Unterbeschäftigung. Bei Vollbeschäftigung wie bei Unterbeschäftigung sparen die Leute ins Blaue hinein, aber bei Vollbeschäftigung ist die glückliche, wenn auch zufällige Situation eingetreten, dass das Sparen tatsächlich investiv verwendet wurde. Zumindest vom Ergebnis her, wenn auch zufällig, stimmt das Saysche Gesetz.

Bei Unterbeschäftigung ist das Geld in der Spekulationskasse versackt oder wird sinnfrei, aber vermeintlich liquide, zur Finanzierung von irgendwelchen Blasen verwendet. In diesem Fall wäre ein mit der marktwirtschaftlichen Ordnung ganz hervorragend übereinstimmende Maßnahme den Geldzins abzusenken.

Das hätte erstens den unbestechlichen Vorteil, dass die sinnfreie Sparerei aufhört und reale Nachfrage geschaffen wird, also nicht irgendwelches börsenfähiges Papier, sondern etwas, was auch wirklich Produkte und Arbeitsplätze schafft und zweitens wären die Anforderungen an Investitionen geringer.

An der Allokation würde das rein gar nichts ändern. Bis zur Vollbeschäftigung würden die Investitionen getätigt, die am meisten Gewinne abwerfen, das heißt die größten Knappheiten beseitigen. Die rentabelste Investition kann auch die höchste Entlohnung bieten und damit Ressourcen anziehen. Der Geldmarktzins hat diese Funktion nicht.

Dass Friedman das anders sieht, liegt an einem kardinalen Denkfehler. Er geht von einer Situation aus, wo die Geldmenge aufgebläht wird. Dass kann die private Wirtschaft aber gar nicht, denn diese muss die Kredite tilgen. Wird der Kredit getilgt, wird exakt soviel Geld vernichtet, wie vorher geschaffen wurde.

Genau genommen sogar noch ein bisschen mehr, da nicht nur der Kredit zurückgezahlt wird, sondern auch der Zins auf den Kredit. Gegen eventuelle Kreditausfälle können sich die Banken über einen Kreditaufschlag versichern. Die aktuelle Aufblähung der Geldmenge hängt damit zusammen, dass dem Kreditvolumen Verbindlichkeiten entgegenstehen, die eben nicht getilgt werden. Würden sie getilgt, wäre das Geld sofort verschwunden.

Entscheidend ist nicht die Höhe des Zinssatzes, sondern die Frage, ob der Kredit getilgt wird. Das Problem der Fehlallokation sticht bei Unterbeschäftigung überhaupt nicht, denn es geht nicht um die Frage, wie man knappe Ressourcen einsetzt, sondern schlicht um die Frage, ob sie überhaupt irgend etwas Sinnvolles tun. Marktwirtschaftlich wäre also folgende Lösung. Absenkung des Zinsatzes auf ein Niveau, das Vollbeschäftigung sichert und volle Haftung der Banken. Das heißt, dass sie auch Pleite gehen dürfen, wenn sie wohlwissend, dass der Kredit nie getilgt wird, Geld verleihen. Die Lösung Pleite gehen lassen hätte auch den unbestechlichen Vorteil, dass man sofort und ohne längere Recherchen erfahren würde, wer mit wem verbandelt ist. Die Zentralbanken sollen die Refinanzierung der Banken an die Bedingung knüpfen, dass diese Realinvestitionen damit finanzieren. Können sie sich mit Realinvestitionen nicht über Wasser halten, dann haben wir eben zuviele Banken und ein paar davon sind überflüssig. Nur die Banken, die in der Lage sind, rentable Realinvestitionen ausfindig zu machen und zu finanzieren, würden dann überleben. Aus Banken würden Unternehmer.

2) Auch wenn der Zinssatz sehr niedrig ist, kann es passieren, dass potentielle Investoren, auch wenn die Kredite gut gesichert sind, nicht in ausreichendem Maße investieren. In diesem konkreten Fall bleibt tatsächlich nur die Fiskalpolitik, die dann marktwirtschaftlich zu gestalten ist, das heißt investiv und nicht konsumtiv.

Die naheliegende Frage ist, warum soll der Staat rentable Investitionen tätigen können, wenn dies der Privatsektor nicht kann. Die Antwort ist, weil die Ansprüche niedriger sind. Zum einen spart der Staat Geld, wenn die Wirtschaft wieder anspringt, mehr Zahlungen in die sozialen Sicherungssysteme, mehr Steuern. Zum anderen profitiert auch die Gesamtwirtschaft durch z.B. eine bessere Infrastruktur, was wiederum zu höheren Einnahmen führt. Anders formuliert. Der Staat ist der einzige, der von allen Sekundäreffekten profitiert. Ein Privatunternehmen muss profitiert nur von den Effekten, die unmittelbar mit der Investition zusammenhängen. Geht also nichts mehr, dann hat der Staat die größten Chancen, den Kredit zu tilgen. Konsumtive Staatsausgaben allerdings sind zu vermeiden.

Investiert ein privater Investor in Forschung und Entwicklung hat er bestenfalls den Vorteil, der sich in seinem Produkt manifestiert. Der Staat profitiert von allen spill over Effekten, weil er überall beteiligt ist. Die Gefahr, dass der Staat trotz dieser Vorteile die Sache versemmelt, ist hoch und wurde bereits zig Mal diskutiert, siehe Forschung und Entwicklung durch den Staat, denn der Beamte ist nun mal das Krebsgeschwür der marktwirtschaftlichen Ordnung. Auf Beamte sollte man wirklich nur bauen, wenn nichts mehr geht und auch nicht mehr viel schief gehen kann. Wer das ganze Trauerspiel begutachten will, braucht sie ja nur die dozierende Ökokaste anschauen.

Wird der Beamte nicht durch die Öffentlichkeit kontrolliert, kriegt er nix gebacken. Es ist ein eigenartiger Tatbestand, dass sich bestimmte Parteien genauso lautsark für Eigenverantwortung, Leistung- und Leistungsanreize, Flexibilität einsetzen wie für die Aufrechterhaltung des Beamtenstatus. Das kann man sich nur dadurch erklären, dass in bestimmten Parteien unverhältnismäßig viele Beamte vertreten sind.

Wie dem auch immer sei. Aufgrund der Vorteile, die sich aus der Natur der Sache ergeben kann der Staat unter Umständen rentable Investitionen anschieben, wenn die Privatwirtschaft es nicht mehr kann. Auch das wäre mit einer marktwirtschaftlichen Ordnung vereinbar. Insbesondere dann, wenn die Transparenz erhöht wird.

Das Totschlagargument, dass jede staatliche Tätigkeit die Verschuldung erhöht, ist kaum zutreffend, bzw. impliziert eine sehr radikale Aussage, der sich die Leute, die Aussagen dieses Typs machen, selten bewußt sind. Es impliziert, dass die Träger staatlichen Handeln komplett unfähig sind und trotz der Vorteile, die sich aus der Natur der Sache ergeben, nie das hinbekommen, was die Privatwirtschaft täglich leistet. Nämlich sinnvolle Investitionen zu tätigen. So radikal würde es nicht mal der Autor sagen. Und nein: Keynes sprach nicht von konsumtiven Staatsausgaben. Eben selbige wollte er verhindern, indem eben die Arbeitslosigkeit verringert wird. Denn die Finanzierung der Arbeitslosigkeit ist eine konsumtive Ausgabe. Keynes sprach von INVESTIVEN Staatsausgaben.

Der Autor kann jetzt noch nicht erkennen, wieso Keynes mit einer marktwirtschaftlichen Ordnung nicht vereinbar sein soll. Der Eindruck entsteht, weil Keynes ausschließlich mit deficit spending und Fiskalpolitik gleichgesetzt wird, wobei deficit spending so definiert ist, dass die Kredite, wenn überhaupt, im Aufschwung bzw. Boom zurückgezahlt werden. Es ist gar nicht klar, warum dies der Fall sein soll. Handelt es sich um INVESTITIONEN oder LANGFRISTIGE KONSUMGÜTER, reicht es vollkommen wenn die Kredite innerhalb der Nutzungszeit zurückgezahlt werden. Man kann der kommenden Generation Schulden "vererben", wenn man auch Vermögen vererbt.


Weiter wird Keyne in Verbindung gebracht mit einer Konjunktursteuerung. Wie Keynes konkret argumentiert hat, spielt in der öffentlichen Diskussion überhaupt keine Rolle, aber genau darauf kommt es eben an. Darstellungen vom Typ "Ursache einer Rezession war für Keynes eine zu geringe Nachfrage" sind schlicht Schwachsinn. Es kommt entscheidend darauf an, wie er begründet.

Und Keynes ist auch keine Konjunkturtheorie. Man kann höchsten aus der keynesschen Theorie Schlussfolgerungen ziehen, wie man konjunkturelle Ausschläge glättet. Keynes ist ein radikaler Bruch mit der klassischen Theorie, siehe Keynes. Schlussfolgerungen für die Wirtschaftspolitik zieht Keynes in der General Theory of Employment, Interest and Money eher beiläufig.

Friedman verknüpft, wie alle Freiheitskämpfer mit Pensionsberechtigung, also Hayek, Eucken etc. seine wirtschaftlichen Vorstellungen mit gesellschaftlichen Vorstellungen. Von daher kann man sich kurz über die Unterschiede zwischen Popper und Friedman Gedanken machen.

Karl Popper ist eine völlig andere Welt. Freiheit ist für Milton Friedman in der marktwirtschaftlichen Ordnung erreicht, weil dann nur die Leute miteinander kooperieren, die miteinander kooperieren wollen, als Käufer und Verkäufer, Arbeitnehmer und Arbeitgeber, als Zusammenschluss in Vereinigungen, denen sie freiwillig beitreten etc.. Der Staat hat bei Friedman keine positiv definierten Aufgaben, er soll nicht für das Gute sorgen, er soll nur die Bösen daran hindern, Böses zu tun, sprich die Freiheit der anderen einschränken.

Was positiv zu tun ist, bleibt der Privatinitiative überlassen, inklusiv Bildungssystem, Gesundheitssystem, Schaffung der Infrastruktur, siehe Milton Friedman. Der Staat ist eher eine Gefahr für die Freiheit als, sieht man von Verteidigung und Strafrecht ab, deren Garant. Im Grunde also Adam Smith. Da er Freiheit immer dann am besten verwirklicht sieht, wenn sich Individuen auf freiwilliger Basis zusammenschließen, sieht er auch die Demokratie kritisch. In einer demokratischen Wahl wird eine Ordnung beschlossen, der sich alle anschließen müssen, obwohl das im Einzelfall unnötig sei, zum Beispiel beim Bildungssystem.

Popper weist dem Staat, das impliziert seine Auffassung, einen weit größeren Aufgabenbereich zu, bzw. er geht davon aus, dass wichtige Bereiche nur gesamtstaatlich gelöst werden können. Ginge er davon nicht aus, wäre ja die Friedman Variante befriedigender. Leute schließen sich freiwillig zusammen und trennen sich auch wieder freiwillig, wenn sie mit der Kooperation unzufrieden sind. Einen demokratischen Entscheidungsprozess, der über trial and error zur richtigen Lösung führt, wäre unnötig.

Will man die unterschiedlichen Lösungsansätze verstehen, muss man drei Dinge sehen.

1) Das erste Phänomen ist trivial. Beide suchen nach einer Lösung im Rahmen ihrer Vorkenntnisse und ihres Vorverständnisses. Friedman also überträgt wirtschaftlichen Vorstellungen der Klassik auf andere gesellschaftliche Fragestellungen. Popper überträgt seine Falsifizierungstheorie auf soziologische Fragen. Obwohl sich beide kannten, beide waren Mitglieder Mont Pèlerin Society, haben sie nicht versucht, zwischen ihren Gedankengebäuden eine Synthese zu bilden. Sie haben sich schlicht ignoriert. Das Phänomen der beharrlichen Ignorierung kennen wir bereits. In den Wirtschaftswissenschaften werden Thesen eigentlich selten im eigentlichen Sinne widerlegt, sie werden lediglich irgendwann beharrlich ignoriert. Deswegen haben wie auch weniger einen Fortschritt der Erkenntnis, als eine zyklische Wiederkehr.

2) Auch dieses Phänomen kennen wir bereits. Wirtschaftswissenschaftler denken systemisch. Friedman setzt eine Ordnung und erwartet, dass die Ordnung ein bestimmtes Verhalten erzwingt, bzw. eine bestimmte Ordnung wahrscheinlich auch zu einem bestimmten Verhalten führt. Expliziert hat das zwar nur Hayek und Eucken, aber implizit sagt er das gleiche. Das setzt natürlich voraus, dass Verhaltensweisen, die innerhalb der marktwirtschaftlichen Ordnung sinnvoll sind und erzwungen werden, a) auch auf andere Bereiche übertragbar sind und b) sinnvoll sind.


Zugrunde liegt die individuelle Nutzenmaximierung und die Idee, dass die individuelle Nutzenmaximierung auch auf anderen Gebieten gesellschaftlich sinnvoll sind. Bei einem demokratischen Entscheidungsprozess wirken solche Parameter nicht. Es gibt nicht mal einen Parameter, der eine Teilnahme an einem demokratischen Entscheidungsfindungsprozess erzwingt, bzw. keinen, der so stark wirkt, wie eine ökonomischen Nutzenmaximierung. Wir können mit einiger Sicherheit damit rechnen, dass Leute Preise vergleichen, wir können aber nicht mit derselben Sicherheit damit rechnen, dass sie zur Wahl gehen und noch weniger, dass eine bewusste Wahl getroffen wird. Das Modell Poppers hat also sehr viel stärker als das Modell von Friedman eine ethisch / moralische Komponente, also etwas, was nicht systemisch bedingt ist, sondern an die soziale Verantwortung des Individuums appelliert, bzw. an dessen Wunsch, sich einzubringen. Bei einem demokratischen Entscheidungsprozess kann das Individuum auch über Dinge abstimmen, die ihn gar nicht unmittelbar persönlich betreffen, die er aber aufgrund einer ethisch / moralischen Einstellung in bestimmter Weise bewertet.

3) Der entscheidende Unterschied zwischen Popper und Friedman liegt aber in der grundsätzlich anderen Auffassung bezüglich der staatlichen Aufgaben. Geht man davon aus, dass sich z.B. das Bildungssystem nur gesamtstaatlich organisieren lässt, siehe Milton Friedman, dann braucht man naheliegenderweise eine gesamtstaatliche Lösung. Hat man eine gesamtstaatliche Lösung, wird es einige geben, die im demokratischen Entscheidungsprozess unterliegen und zumindest bis zur nächsten Wahl die Mehrheitsentscheidung akzeptieren müssen.

Popper geht also anders als Friedman davon aus, dass sich zahlreiche gesamtgesellschaftliche Aufgaben nur gesamtstaatlich lösen lassen. Sieht man relativ wenige Aufgaben, die nur gesamtstaatlich lösbar sind, kann man wie Friedman der Meinung sein, dass diese Aufgaben auch durch einen freiwilligen Zusammenschluss von Individuen gelöst werden können.

Offensichtlich teilen die Ansichten Friedmans aber nur wenige, denn es gibt kein Land, wo typische staatliche Aufgaben, Bildung, soziale Sicherungssysteme, Infrastruktur etc. privatwirtschaftlich gelöst sind. Warum dem so ist, ist ein Misch aus Überforderung und ethischen Werten, die die Mehrzahl der Leute durchgesetzt sehen will.

Würde man Bildung privat organisieren, wie Friedman sich das vorstellt, müsste man ja auch die Ausbildung der Lehrer privat organisieren. Also wenn man Friedman ganz ernst nimmt, müsste sich eine Gruppe zusammenfinden, die sich über Lerninhalte verständigt. Diese Gruppe müsste dann für diese Lehrinhalte die Lehrer ausbilden. Dann müsste sie die Schule selbst organisieren, also das Gebäude zur Verfügung stellen, die Verwaltung übernehmen, etc.etc..

Da dann wiederum alle Schüler unterschiedlich vorgebildet wären, bräuchte man wieder unterschiedliche Universitäten. Last not least wäre auch ein Umzug unmöglich, denn die Lerninhalte wäre nicht kompatibel. Sieht man die Sache realistisch, ist das Unterfangen, also die vollkommene Privatisierung des Bildungswesens, ziemlich hoffnungslos.

Das prinzipielle Problem von Friedman sehen wir voll und ganz. Dass das verbeamtete Studienrad nicht die Leistung bringt, wie ein Lehrer, der von den Eltern direkt bezahlt wird, ist naheliegend. Dass Bildungsinhalte, die sich Beamte ausdenken, völlig am Publikum vorbei gehen, irrelevant sind und dilettantisch vermittelt werden, ist naheliegend, siehe Kulturindustrie oder Aufklärung als Massenbetrug. Allerdings würde wir da eher auf die engagierte öffentliche Debatte setzen und eine Lösung innerhalb des Systems, anstatt als Ideal einen Zustand anzustreben, der schlicht unerreichbar ist.

Auch die Idee von Friedman mit den Gutscheinen ist schlicht Blödsinn. Die Idee ist, dass die Eltern Gutscheine erhalten und diese Gutscheine an die Schule ihrer Wahl geben, die dann wiederum Geld vom Staat bekommt. Er will so einen Wettbewerb zwischen Schulen einführen. Das Problem ist, dass kleine Orte nur eine Schule haben. Die Gutscheine würden also alle bei dieser Schule landen.

Ob die Idee mehrere Schulen einzurichten, wenn die Anzahl der Schüler das erlaubt, ist auch aus anderen Gründen strittig. Ein breites Angebot, etwa eine Auswahl aus mehreren Fremdsprachen, kann nur eine große Schule bieten. Das Problem haben wir schon an Unis. Große Unis bieten mehr Wahlmöglichkeiten als kleine.

Last not least ist auch das Argument, dass auch die Leute, die keine Uni besuchen die universitäre Ausbildung anderer bezahlen, ebenfalls Mumpitz, bzw. müsste durchgerechnet werden. Wenn es stimmt, wie von konservativer Seite immer behauptet, dass das Steueraufkommen von wenigen Reichen erbracht wird, dann sind diese auch proportional an der Finanzierung der Unis beteiligt. Wenn es nicht stimmt, dann haben Konservative ein anderes Problem. Konservative Politiker müssen sich also mal überlegen, was sie eigentlich wollen.

Ein völlig anderer Standpunkt ist dann Adorno. Ihm geht es nur noch um das Individuum. Wendet man die Schlussfolgerungen von Adorno auf die Nachrichtenindustrie an, dann ist Adorno ein entscheidendes Korrektiv für Popper. Wenn sich die Leute nicht für die Dinge interessieren, um es mit den Worten Adornos zu sagen, die eigentlich ihre Sache wären, dann kann Demokratie nicht funktionieren.

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money matters or doesn't matter?

Der Monetarismus soll die Antithese zum Keynesianismus sein, allerdings setzt er sich mit dessen Kernthesen gar nicht auseinander.

Die Transmissions-mechanismes sind teilweise keynesianisch, trotzdem findet keine Auseinander-setzung mit dem Keynesianismus statt.

Zentrale Thesen der keyneschen Theorie

- sparen = investieren gilt   nur ex post, nicht aber ex   ante
- Zins ist der Preis für   Liquidität, nicht für warten
- Geldmarkt dominiert   Gütermarkt

werden nicht   reflektiert
Der Monetarismus steht konträr zu jeder empirischen Erfahrung.

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