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1.1.4 Arbeitsteilung

Das Buch beginnt mit einer Binsenweisheit, die allerdings falsch dargestellt wird. Adam Smith geht davon aus, dass die Arbeitsteilung Produktivitätsfortschritte ermöglicht, was natürlich richtig ist.

Bei hochkomplexen Backwerken, wie etwa einer Schwarzwälder Kirschtorte, die auch für die schwäbische Hausfrau eine gewaltige Herausforderung darstellt, braucht man einen Konditor.

Ist der Konditor nebenbei noch Metzger dann wird weder die Schwarzwälder Kirschtorte noch die Salami ein marktfähiges Produkt, denn beide werden dann so sündhaft teuer sein, dass die Leute zur Tiefkühlvariante von Aldi greifen, bzw. auf die ungarische Salami zurückgreifen.

Allerdings wäre der Begriff Spezialisierung weit angebrachter, weil er beide Phänomene umfassen würde. Zum einen das Phänomen, welches er beschreibt, nämlich dass sich ein Arbeitsprozess in viele kleine Arbeitsprozesse zerlegen lässt, zum anderen aber auch die Tatsache, dass es eben zu einer Spezialisierung kommt.

Ein Schuster zerlegt einen Arbeitsprozess nicht in lauter kleine Arbeitsprozesse, er macht einen ganzen Schuh, näht aber keine Hemden. Der Begriff Arbeitsteilung (THE DIVISION OF LABOUR) beschreibt das Phänomen äußerst unscharf.

Wir sehen also, dass Volkswirte manchmal lediglich das darstellen, und zwar schlecht, was die Wirtschaft perfekt beherrscht. Auch die Erklärung, die er für das Entstehen von Spezialmaschinen liefert, ist, mal ganz unabhängig von der Tatsache, dass es schwer nach Blabla tönt, falsch. Die Entwicklung von Spezialmaschinen erklärt er durch die Arbeitsteilung.

Thirdly, and lastly, everybody must be sensible how much labour is facilitated and abridged by the application of proper machinery. It is unnecessary to give any example. I shall only observe, there fore, that the invention of all those machines by which labour is so much facilitated and abridged, seems to have been originally owing to the division of labour. Men are much more likely to discover easier and readier methods of attaining any object, when the whole attention of their minds is directed towards that single object, than when it is dissipated among a great variety of things. Schließlich und letztlich sollte man der Tatsache seine Aufmerksamkeit schenken, dass die Arbeit durch geeignete Maschinen erleichtert und verkürzt wird. Man braucht da gar keine weiteren Beispiele zu nennen. Ich beschränke mich darauf zu erwähnen, dass der Einsatz von Maschinen, durch die die Arbeit so erleichtert wird, ihren Ursprung in der Arbeitsteilung zu haben scheint. Menschen werden eher leichtere und geeignetere Methoden finden ein Ziel zu errreichen, wenn sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf ein Ziel richten, als wenn sie durch alles Mögliche abgelenkt werden.

aus: Book I

Historisch beginnt mit 'Wohlstand der Nationen' ein Prozess, der noch 250 Jahre unheilvoll walten wird, die Reduktion auf drei Produktionsfaktoren: Arbeit, Kapital und Boden.

De facto haben wir nämlich vier Produktionsfaktoren: Hirn, Hirn, Hirn, Hirn. Es ist ein Verdienst von Alfred Marshall, dass er auf diesen Tatbestand mal ausführlich hingewiesen hat, siehe Bildung. Die Debatte um die Produktionsfaktoren wird uns jetzt noch sehr, sehr oft beschäftigen.

In die richtige Richtung geht es eigentlich erst bei Joseph Schumpeter und Jean Baptiste Say. Da wird der Unternehmer und damit auch Bildung und Ausbildung ein eigener Produktionsfaktor. Das ist nicht genau das, was wir für die Wahrheit halten, aber immerhin spielen dann mal so Begriffe wie Kreativität, Innovationskraft, Bildung eine Rolle.

In dieser Hinsicht ist die Neoklassik, zumindest in ihrer vereinfachten Form, wie wir sie in den Lehrbüchern finden und die nichts zu tun hat mit deren Begründer, Alfred Marshall, ein Rückschritt. Die Neoklassik folgt dem beliebten Muster der VWL. Sie verwechselt den Effekt mit der Ursache und untersucht Beziehungen zwischen Effekten, die sich allerdings ändern, wenn die Ursachen, die die Effekte hervorbringen sich ändern. Da sich Kreativität, Innovation, Bildung nicht mathematisch modellieren lassen, wird davon abstrahiert, bzw. sie werden in eine Variable verpackt, die dann alles erklärt, was man nicht erklären kann. Siehe mathematische Modellierung.

Wer eine geniale Geschäftsidee oder eine technische Innovation hat, der wird auch jemanden finden, der ihm das Geld vorschießt.

Dieses Geld wurde auch nicht vorher von irgendjemandem "angespart", wie die Klassik, Neoklassik und Karl Marx sich das vorstellen. Geht er zu einer Bank, dann "schöpft" diese dieses Geld, entweder über Giralgeldschöpfung oder einen Kredit bei der Zentralbank, die die Scheine wiederum schlicht druckt. Auch diese schlichte Erkenntnis wird erst Joseph Schumpeter haben, siehe Dynamische Wirtschaft.

Solange seine Erfindung so rentabel ist, dass der Kredit bedient werden kann, ist das kein Problem. Das "Wirtschaftswunder" nach dem zweiten Weltkrieg hat auch nichts mit dem Marshall Plan (ERP) zu tun. Eine Volkswirtschaft erreicht ohne weiteres die Höhe, die dem Wissensstand der Bevölkerung entspricht. Man kann das bei Werner Abelshauser, Wirtschaft in Westdeutschland 1945 - 1948b nachlesen.


Bis zu Keynes wurde die Wirtschaft als Haushalt betrachtet, dem im Idealfall eine fleißige Hausfrau vorstand. Der Haushalt kann aber kein Geld schöpfen. Der Haushalt könnte von daher schlicht gar nicht wachsen, denn er könnte das Geld für Transaktionszwecke in einer wachsenden Wirtschaft nicht zur Verfügung stellen. Auch diese Erkenntnis drückt zum ersten Mal Schumpeter aus. In einer statischen Wirtschaft braucht man nicht zu sparen. Die Ersatzinvestitionen werden aus den Abschreibungen finanziert. Die dynamische Wirtschaft ist auf die Geldschöpfung angewiesen, nicht auf Sparen. Skurril ist, dass Adam Smith das bereits selbst erkannt hat, aber so gefangen war in der Welt der Klassik, dass er wohl die Tragweite dieses Gedankens nicht erfasst hat, siehe Zahlungsbilanz.

Das prinzipielle Problem bei Adam Smith ist, dass er wenig systematisiert. Das erweckt etwas den Eindruck, wie wenn jemand täglich seine Eingebungen in einem Notizbuch notiert und sie dann aufgeschrieben hat.


Das Buch ist schwierig. Auf der einen Seite finden wir ohne Ende Bemerkungen über liederliche Proleten, die sich die Hucke vollsaufen, auf der anderen Seite aber auch Bemerkungen, die ganz gut zur aktuellen Diskussion über Bildung passen würden.

The difference of natural talents in different men, is, in reality, much less than we are aware of; and the very different genius which appears to distinguish men of different professions, when grown up to maturity, is not upon many occasions so much the cause, as the effect of the division of labour. The difference between the most dissimilar characters, between a philosopher and a common street porter, for example, seems to arise not so much from nature, as from habit, custom, and education. When they came in to the world, and for the first six or eight years of their existence, they were, perhaps, very much alike, and neither their parents nor playfellows could perceive any remarkable difference. About that age, or soon after, they come to be employed in very different occupations. The difference of talents comes then to be taken notice of, and widens by degrees, till at last the vanity of the philosopher is willing to acknowledge scarce any resemblance. But without the disposition to truck, barter, and exchange, every man must have procured to himself every necessary and conveniency of life which he wanted. All must have had the same duties to perform, and the same work to do, and there could have been no such difference of employment as could alone give occasion to any great difference of talents. Die Unterschiede der angeborenen Fähigkeiten ist zwischen den Menschen tatsächlich weit weniger bedeutsam, als wir meinen und die sehr unterschiedliche Veranlagung, die Menschen, wenn sie erwachsen sind, zu unterscheiden scheint, sind oft nicht die Ursache, sondern das Resultat der Arbeitsteilung. Die Unterschiede zwischen so ungleichen Charakteren wie der zwischen einem Philosophen und einem gewöhnlichen Lastenträger zum Beispiel scheint seinen Ursprung nicht in einer ursprünglichen Andersartigkeit zu haben, sondern durch Angewohnheit, Brauch und Erziehung hervorgebracht. Wenn sie auf die Welt kommen und in den ersten sechs oder acht Jahren ihres Lebens ähneln sie sich wahrscheinlich noch sehr und weder ihre Eltern noch ihre Spielkameraden können einen besonderen Unterschied erkennen. In diesem Alter oder kurz danach jedoch gehen sie unterschiedlichen Tätigkeiten nach und die Unterschiede in den Fähigkeiten wird dann deutlicher und immer deutlicher, bis schließlich die Eitelkeit des Philosophen ihm verbietet, irgendeine Ähnlichkeit festzustellen. Doch ohne den Zwang zu transportieren, zu handeln und zu tauschen, müsste jeder Mann selbst für die Annehmlichkeiten des Lebens sorgen. Alle hätten dann dieselben Pflichten und die gleiche Arbeit und es könnte keinen Unterschied in der Art der Beschäftigung geben, die ja wiederum die Ursache dieser unterschiedlichen Begabungen ist.

aus: Book I, Chapter II

Das ist so ein typischer Adam Smith Abschnitt. Als positiv erkennen wir an, dass er das Thema quasi "intuitiv" ganzheitlich betrachtet. Mit dem Thema werden wir uns auf einem wesentlich höheren Abstraktionsniveau an späterer Stelle nochmal beschäftigen, wenn wir ganz prinzipiell über die dynamische Beziehung zwischen Individuum, Gesellschaft und technologischer / wirtschaftlicher Entwicklung sprechen, siehe Das Prinzip Hoffnung.

Was bei einem modernen Lehrbuch fehlt und problematisch ist, siehe Präliminarien, nämlich eine ganzheitliche Sicht, die sich auch mit Themen beschäftigt, die nur indirekt etwas mit Wirtschaft zu tun haben, wenn sie auch letztlich, wie Bildung, ein determinierender Faktor sind, ist hier, also in Wealth of Nations, vorhanden.

Er betrachtet das Thema noch eher so, wie es "der gesunde Menschenverstand" betrachten würde. Der gesunde Menschenverstand würde zum Beispiel erstmal nicht den, zum Beispiel, technischen Fortschritt in eine Variable packen und sich dann nicht mehr fragen, wie er zustande kommt.

Dieses "ganzheitliche" und "intuitive" Vorgehen, erklärt vielleicht, von der Tatsache, dass Wohlstand der Nationen auch einfach zu verstehen ist, den Erfolg des Buches.

Problematisch ist, dass diese "assoziative" Denkweise fehleranfällig ist. Wenn er konstatiert, dass sich Menschen im Begabungsprofil nicht so sehr unterscheiden, ob das stimmt oder nicht, lassen wir jetzt außen vor, dann wäre es nur konsequent, bzw. wäre mit einem allgemeinen Verständnis von Gerechtigkeit eher vereinbar, wenn er dann auch für ein kostenloses Bildungssystem plädieren würde, dass die Chancengleichheit herstellt.

Er zieht aber einen anderen Schluss. Die unterschiedlichen Entwicklungsmöglichkeiten der Individuen, die durch die Arbeitsteilung erzwungen wird, ist bei ihm der Preis, der für die Annehmlichkeiten und Vorteile bezahlt werden muss. Er geht also davon aus, dass dies ein stabiler Zusammenhang ist.

Wir werden über vermeintlich stabile Zusammenhänge noch oft reden, zum Beispiel hier: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Wir glauben aber, dass der Glaube an Stabilitäten nicht nur in Bezug auf die "ideale" Wirtschafts- und Sozialordnung falsch ist, wie Popper meint. Wir glauben, dass der Glaube an stabile Zusammenhänge ganz allgemein falsch ist und dieser Irrglaube auch der Grund ist, warum manche Theoriegebäude nicht widerlegt werden, sondern schlicht "auslaufen". Ein hübsches Beispiel für so ein Phänomen ist David Ricardo.

Das Thema führt er aber nicht weiter aus, sondern belässt es bei einer Bemerkung.

Später schreibt er dann, dass die Arbeitsteilung das Volkseinkommen vergrößert und es folglich mehr zu verteilen gibt, klärt aber nicht, wie es verteilt wird. Die Verteilung gemäß dem "natürlichen" Ertrag der Produktionsfaktoren ist zu vage, denn was uns tatsächlich interessiert, ist die absolute Höhe des Einkommens.

( Was uns wieder zu dem Grundproblem führt. Ein Aussage der Art 'die Produktionsfaktoren werden entlohnt nach Maßgabe ihre Grenzertrages" ist wenig hilfreih, denn der Grenzertrag ist der Effekt, aber nicht die Ursache und die Ursache interessiert uns. Hypostasiert wird, dass die Marginalbetrachtung Phänomene wie Tausch oder Allokation der Ressourcen genauer beschreibt. Das halten wir für ein Gerücht. Zwei Leute tauschen, wenn sich beide besser, oder einer nicht zuminest schlechter stellt. Das kapiert jeder Depp, ganz ohne Marginalbetrachtung. Wir kommen bei Vilfredo Pareto darauf zurück.)


Im Übrigen wäre natürlich auch dem gesunden Menschenverstand eine Menge mehr zum Thema Bildung eingefallen, auch der gesunde Menschenverstand hätte daraus ganz fix ein eigenes, systematischeres Kapitelchen stricken können.

Bildung ist die Bedingung, dass Menschen die von ihm genannten Maschinen entwickeln. Die Produktivität der Arbeit, hängt mit Bildung zusammen. Bildung ist ein öffentliches Gut. Er konstatiert zwar an einer Stelle, dass sich die Leute die Hucke vollsaufen, weil ihr Leben keine Perspektiven bietet, verknüpft das aber nicht mit Bildung.

Manche Aussagen kann man dann auch getrost unter Dünnsinn subsumieren.

Nobody ever saw a dog make a fair and deliberate exchange of one bone for another with another dog. Niemand hat jemals gesehen, dass ein Hund freiwillig in einem fairen Tausch einen Knochen gegen den anderen tauscht.

Warum sollten sie auch irgendwelche Knochen tauschen, davon haben sie keinen Vorteil. Die Tatsache, dass Hunde nichts tauschen, hat nichts zu tun mit dem natürlichen Hang des Menschen zu tauschen, wie er behauptet. Es ist schlicht so, dass der Tausch nur sinnvoll ist, wenn die Präferenzen unterschiedlich und / oder die Ausgangsbedingungen unterschiedlich sind.

Anders sieht es aus, und dies kann man ständig beobachten, dass Herdentiere den Rest des Futters anderen überlassen, nämlich dann, wenn der Grenznutzen des Futters Null ist.

Im übrigen würden auch Hunde große gegen kleine Knochen tauschen, wenn auch nicht unbedingt freiwillig. Dass Menschen freiwillig tauschen, hängt damit zusammen, dass das Strafgesetzbuch den unfreiwilligen Tausch verbietet. Ist dieses aber nicht durchsetzbar, dann gibt es auch unfreiwillige Tauschpartner.

An der Neigung zum Tausch hat er aber nun einen Narren gefressen, das zieht sich durch das ganze Buch. Mit dem Tierreich hat er es im Übrigen sowieso nicht. Grob falsch ist auch die Bemerkung, dass Tiere nicht koordiniert handeln. Offensichtlich hat er nie im Garten gefrühstückt, sonst wäre im aufgefallen, dass Bienen höchst effizient kommunizieren. Hat eine den Marmeladenpott entdeckt, dann ist es vorbei mit der Gemütlichkeit.

Bei seiner zweiten die Arbeitsteilung betreffenden Bemerkung, einem Aspekt, dem er ein ganzes Kapitel widmet, hätte man ebenfalls, mit einem bisschen gesunden Menschenverstand, die Komplexität besser darstellen können. Spezialisierung macht natürlich nur Sinn, wenn der Markt groß ist. Robinson Crusoe ist naheliegenderweise Schneider, Schuster, Zimmermann, Fischer, Gärtner in Personalunion.

Mehr Radieschen anzupflanzen um sie gegen einen Gürtel zu tauschen geht da schlecht, ist ja keiner da, der Radieschen gegen Gürtel tauscht.

In der Praxis führt der Versuch, die Gewinne durch die Vergrößerung des Marktes zu berechnen, zu Problemen. Ein Argument für den europäischen Binnenmarkt waren tatsächlich die Rationalisierungspotentiale, die sich durch einen einheitlichen europäischen Binnenmarkt ergeben, wobei die Spezialisierung nur ein Aspekt ist, entscheidender ist bei diesen Prozessen meistens die Fixkostendegression.

Sind die Anlagen vorhanden, sinken die Fixkosten pro Stück, je mehr man produzieren und absetzen kann. Tatsächlich ging der Cecchini Bericht davon aus, dass durch den Binnenmarkt etwa 1,8 Millionen Arbeitsplätze geschaffen werden, lag aber eigentlich in allen Prognosen komplett falsch.

Im Grunde ist die Leistungsfähigkeit der marktwirtschaftlichen Ordnung bei Adam Smith nur unscharf beschrieben. Die Effizienz der Informationsverarbeitung durch den Preis fehlt. Es fehlt die Minimierung der Transaktionskosten durch optimierte Organisationen. Es fehlt die schnelle Verbreitung von Wissen, ein Aspekt, den Say in den Vordergrund rückt. Und last not least, es fehlt der entscheidende Akteur der Marktwirtschaft: Der Unternehmer.

Die Produktionsfaktoren in der Klassik sind Arbeit, Kapital und Boden. Diese bewegen sich, aufgrund von Signalen, aber nicht aufgrund bewusst vorgenommener Entscheidungen. Was auch heute noch in der VWL Orgien feiert und zu Nonsense Aussagen ohne Ende führt, ist eigentlich schon bei Adam Smith, wenn auch nur in Ansätzen, vorhanden. Arbeit, Kapital und Boden sind so was ähnliches wie Masse, Energie und Geschwindigkeit in der Physik, bewegen sich nach Gesetzmäßigkeiten vom Anbeginn der Tage bis zum Jüngsten Gericht.

Wer das für übertrieben hält, der sollte zu Karl Marx hopsen. Die ökonomischen Gesetze hatten in der DDR Verfassungsrang. Gesetz verweist eben auf einen objektiven Zusammenhang naturgesetzlicher Art, auf den die Menschen keinen Einfluss nehmen.

Wer allerdings meint, dass das Gegenteil des Marxismus die Neoklassik ist, der irrt. Methodisch unterscheiden sie sich nicht und die Methode, das heißt die Art der Modellierung, ist in diesem Falle weit bedeutender, als der eigentliche Inhalt, weil durch die Methode, die Probleme, die in den Fokus der Betrachtung geraten, bereits präjudiziert ist.

Das Problem hat eigentlich nur Jean Baptiste Say klar erkannt. Der Unternehmer ist für ihn ein eigener Produktionsfaktor, dessen Entlohnung, der Unternehmerlohn, vom Lohn für Arbeit zu trennen ist, siehe Jean Baptise Say.

Der Autor glaubt nicht wirklich an die schöpferische Zerstörung, siehe Joseph Schumpeter. Allerdings ist Joseph Schumpeter wohl der einzige Autor, der tatsächlich den Protaganisten marktwirtschaftlicher Ordnungen, den Unternehmer, in den Vordergrund rückt.

Den Unternehmer braucht es weder im Marxismus, dort ist er expressis verbis abgeschafft, noch in der Neoklassik, wo er implizit ebenfalls abgeschafft wurde. Die Allokation der Produktionsfaktoren erfolgt in beiden Systemen nach einem quasi naturgesetzlich vorgegebenen Schema. Die inhaltlichen Unterschiede sind in Anbetracht der methodischen Übereinstimmung eigentlich trivial.

Theoretisch beschreibt die Neoklassik zwar die Anpassungsmechanismen in marktwirtschaftlichen Ordnungen, doch geht sie hierbei von Prognostizierbarkeit und Planbarkeit aus, das Marktgleichgewicht soll sich ja ex ante mathematisch bestimmen lassen. Wenn es sich aber bestimmen lässt, dann kann man es auch einfach wie in planwirtschaftlichen Ordnungen üblich festlegen.

Wir sehen schon, dass die Jünger der mathematischen Modellierung das im Grunde alles nicht so ernst meinen und im Grunde an den Blödsinn selber nicht glauben. Wer allerdings eine Methode vorschlägt, die von vorneherein vom zentrale Moment des Objektes, das er untersuchen will, abstrahiert, der muss sich schon fragen lassen, ob er überhaupt im richtigen Fach unterwegs ist. Er sollte dann besser ein Fach wählen, wo er diese Methode erfolgreich anwenden kann.

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Infos und Anmerkungen:

ES        DE

Das Buch zur Webseite.

Arbeitsteilung
und Spezialisierung

Die Arbeitsteilung, so berühmt die Beschreibung von Adam Smith auch ist, ist lediglich ein Punkt bei der Optimierung von Produktionsstrukturen. Wesentlicher ist Spezialisierung.

Die allgemeine Tendenz zur Zergliederung der Arbeitsprozesses hat sich auch nicht bestätigt.

Seine Wirtschaft ist dynamischer, als die Wirtschaft in der Neoklassik, allerdings gibt es auch bei ihm keinen Unternehmer. der kommt erst mit Schumpeter.

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