Impressum

1.1.20 Zins

Der Zins erfreut sich derzeit großer Beliebtheit in der öffentlichen Debatte. Irgendwie wird suggeriert, dass Zinsen nur in einer wachsenden Wirtschaft bezahlt werden können oder umgekehrt, es der Zins ist, der das Wachstum erzwingt.

Auch darüber müsste man sich eigentlich nicht unterhalten, wenn nicht viele Professor. Dr. sich dieser Meinung anschließen würden. Da gibt es Institutionen, die haben was, zum Beispiel Denkwerk Zukunft, Stiftung kulturelle Erneuerung, www.denkwerkzukunft.de. Muss man mal ins Impressum schauen; aufregend. Überhaupt sind die ganzen Initiativen mit viel Professor Dr. irgendwie aufregend, auch die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft www.insm.de, sponsert by Arbeitgeberverbände, was sie natürlich nicht verraten.

Es gibt ohne Ende solche Initiativen, eine andere hatten wir schon in den Präliminarien, die Hayek-Gesellschaft, www.hayek.de. Unter diesen Auspizien könnte man glatt Papst werden und auf weitgehend standardisierten Lehrbüchern sitzen, wie letzterer auf der Bibel. Die Denkwerk Zukunft ist ideologisch weniger verdächtig, allerdings sind die Meinungen dort das, was man gemeinhin mit freidrehend bezeichnen würde. Der Anspruch ist natürlich, sagen wir mal Donnerwetter.

Das wichtigste Ziel der Stiftung ist eine Erneuerung der westlichen Kultur, um diese wieder zukunfts- und verallgemeinerungsfähig zu machen. Dies erfordert ein grundlegend verändertes Verständnis von Kultur. Das Denkwerk Zukunft will zu diesem veränderten Verständnis beitragen und zugleich konkrete Anregungen für eine kulturelle Erneuerung geben. Die Aktivitäten des Denkwerks Zukunft werden einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

www.denkwerkzukunft.de

Erneuerung der westlichen Kultur. Alter Schwede!!

Wir zitieren das mal, es ist ein netter Einstieg in die Problematik. Es stammt von hier: www.denkwerkzukunft.de. Anschließend werden wir das Thema dann mit seriösen Argumenten nochmal durchgehen. Es ist ein hübsches Beispiel für eine Debatte, bei der sich die Beteiligten gar nicht im Klaren sind, was die Begriffe, die sie verwenden, eigentlich konkret bedeuten.

Der Zins wird von vielen als Ursache für den Zwang zu Wachstum gesehen. Sind Wirtschaft und Gesellschaft ohne Zins denkbar? Wie kommt es zu Zinsen? Was bestimmt ihre Höhe? Verursacht das Zinssystem wirklich Wachstumszwänge?

Diese und ähnliche Fragen wurden am 19. Juli 2012 auf einem Workshop mit Experten diskutiert.

Wichtige Ergebnisse:

Die kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung ist auf Wachstum angelegt. Da einiges dafür spricht, dass Wachstum künftig ausbleibt, muss geklärt werden, wie unter diesen Bedingungen die Geldwirtschaft funktionsfähig bleibt.

aus: www.denkwerkzukunft.de

=> No clue, was sie unter einer "kapitalistischen" Wirtschaft verstehen, vermutlich die marktwirtschaftliche Ordnung, und noch unklarer ist, was eine kapitalistische Gesellschaftsordnung ist. Die marktwirtschaftliche Ordnung wird sich ständig, wie Goethe so schön sagt, damit beschäftigen "das Geschaffene umzuschaffen, damit sich' s nicht zum Starren waffne", also auf veränderte Bedürfnisse reagieren und Chancen aus veränderten Produktionsmöglichkeiten wahrnehmen.

Ob sie dabei wächst, schrumpft oder gleich bleibt, steht auf einem anderen Blatt. Bei Karl Marx wächst sie, bis sie schließlich implodiert, was allerdings noch nie passiert ist.

Eine kapitalistische Gesellschaftsordnung? Puh! Vermutlich eine Gesellschaftsordnung, die einen Überbau bietet, für "kapitalistische Produktionsverhältnisse", was bei Marx ja dringend nötig ist, andernfalls könnten die Kapitalisten nicht akkumulieren, weil man ihnen via Gewerbesteuer, Körperschaftssteuer, Einkommenssteuer, Vermögenssteuer den Mehrwert der Arbeit glatt aus der Tasche zieht und umverteilt.

Warum Wachstum ausbleibt, erschließt sich dem Autor so spontan nicht. Wenn jetzt alle Leute auf die Idee kommen, jeden Tag in die Oper zu gehen, ein Musikinstrument zu lernen, eine Sprache, Sport machen und in entsprechenden Kursen ihr Geld liegen lassen, dann wächst die Wirtschaft ohne Ende, der einzige Rohstoff wäre dann Kalorien, der ist aber überreichlich vorhanden.

Ideologie besteht wohl auch darin, dass bestimmte Zusammenhänge gar nicht mehr hinterfragt werden. Die gehen wohl davon aus, dass mit Wachstum immer auch ein größerer Verbrauch an Ressourcen verbunden ist. Wie Wachstum ein Problem für die Geldwirtschaft werden kann, ist nun endgültig ein Rätsel.

Zinsen erzeugen Wachstumszwänge, wenn die Sparquote größer als Null ist. Dann muss die Wirtschaft wachsen, um Zinszahlungen zu ermöglichen. Würden hingegen Arbeits- und Kapitaleinkommen vollständig konsumiert, entstünde ohne andere Wachstumstreiber kein Wachstumszwang und das BIP bliebe konstant. Theoretisch ist ein Zustand denkbar, in dem sich Wirtschaftswachstum, Sparquote und Realzinsen im Mittel nahe Null oder bei Null einpendeln. Empirisch gibt es Anzeichen dafür, dass sich die früh industrialisierten Länder diesem Zustand nähern.

aus: www.denkwerkzukunft.de

Puh! Also an die Theorie mit dem Sparen = Investieren glaubt der Autor ja auch nicht wirklich, siehe auch Zahlungsbilanz, aber das geht jetzt genau umgekehrt.

Die einen Sparen, autonom, das ist irgendwie das Modell von Ursula von der Rolle, siehe Staatstägkeit, und die anderen sollen dann mal zusehen, dass irgend jemand mit der Knete auch was Rentables anstellen kann. Die, die sparen zwingen die anderen zu wachsen.

Also das Spiel funktioniert ein bisschen anders, da ist es zwar auch noch falsch, siehe Allokationswirkung der Steuern, aber es macht partiell Sinn. Es wird nur gespart, WENN DER ZINS ENTSPRECHEND HOCH IST, andernfalls stellt sich das Problem nicht, weil die Leute ihr Geld dann verknuspern.

Im der Welt der Klassik und Neoklassik wird in der Tat Kapitaleinkommen und Arbeitskommen bei einem Zins von Null konsumiert. Ist der Zins also Null, was er momentan fast ist, zumindest verleihen die Zentralbanken zu einem Prozentsatz von fast Null Geld an die Geschäftsbanken, dann wird drastische weniger gespart, was wir gerade erleben.

Das Problem stellt sich so gar nicht. Richtig ist, in der Logik der Klassik und Neoklassik, dass ein kapitalfinanziertes Rentensystem nur funktionieren kann, wenn das Ersparte rentabel angelegt werden kann, aber auch dafür muss die Wirtschaft nicht wachsen, man kann auch schlicht Arbeit durch Kapital ersetzen. (Was im übrigen bei einer alternden Gesellschaft von der Idee her gar nicht so ungeschickt wäre.)

Also wer an dem Paper mitgewirkt hat, verrat ich jetzt nicht, das soll jeder selber rausfinden. Das ist lustig. Gehen wir mal die Aussagen der Website durch. Das ist jetzt interessant insofern, als man ähnliche Aussagen überall findet.

Mindestens ebenso stark treiben technischer Fortschritt, vor allem aber steigender Ressourcenverbrauch sowie die so genannte Fortschrittskultur das Wachstum der Wirtschaft an. Liegen die Realzinsen dauerhaft über der realwirtschaftlichen Wachstumsrate, ist also das Zins-Wachstums-Differential positiv, kommt es zu Blasenbildung und früher oder später zum Crash. Ein Teil der Teilnehmer macht hierfür allerdings in erster Linie die Politik verantwortlich, die, um schmerzhafte Anpassungen zu vermeiden, das Wachstum künstlich hochhalten will.

aus: www.denkwerkzukunft.de

=> Technischer Fortschritt treibt das Wachstum ??? Also erstens führt technischer Fortschritt mal dazu, dass man Ressourcen besser verwerten kann, das heißt, man kann den gleichen Kuchen mit weniger Aufwand backen.

Wieso jetzt das Wachstum den Ressourcenverbrauch erhöht, muss man nicht verstehen. Insbesondere wenn dann noch eine Verbindung hergestellt wird zum technischen Fortschritt, wird es völlig dubios. Ohne moderne Kläranlagen, hätten wir verdammt wenig Wasser, der technische Fortschritt sorgt dafür, dass Wasser, zumindest in der BRD, üppig zur Verfügung steht.

Ohne technischen Fortschritt, lässt sich Müll nicht recyceln, ohne technischen Fortschritt, gibt es keine biologisch abbaubaren Kunststoffe.

Ohne technischen Fortschritt sind bestimmte medizinische Leistungen viel teurer, weil der Eingriff dann durch eine evasive Operation erfolgen muss.

Ohne technischen Fortschritt, gibt es keine Verringerung beim Verbrauch von Fahrzeugen.

Technischer Fortschritt macht effiziente, solargetriebene Wasserentsalzungsanlagen möglich.

Technischer Fortschritt erhöht die Ressourcen.

Und der Ressourcenverbrauch treibt das Wachstum ??? Also umgekehrt meinetwegen, zwar nicht plausibel, aber möglich, aber so rum? Mag sein, dass eine bestimmte Art von Wachstum den Ressourcenverbrauch treibt, aber dass der Ressourcenverbrauch das Wachstum treibt, ist völlig unplausibel.

Blasen gibt es, das kann man inzwischen schwerlich bestreiten. Das liegt zum Teil auch daran, dass Finanzanlagen rentabler sind, als Investitionen in Realgüter.

Offen bleibt, ob die kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung fortbesteht, wenn das Wachstum ausbleibt. Während einige Teilnehmer die Auffassung vertreten, dass die kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung nicht ohne Wachstum existieren kann, halten andere diese Ordnung für anpassungsfähig.

aus: www.denkwerkzukunft.de

=> Also: Kapitalismus beschreibt eine Entwicklung, die zwangläufig zu einem bestimmten Zustand führt. Wenn man den Begriff übernimmt, übernimmt man auch die dahinter stehende Ideologie und in diesem Fall stellt sich die Frage, ob die "kapitalistische" Wirtschaftsordnung fortbesteht, nicht. Am Schluss werden die Expropriateure expropriiert.

Die Wirtschaftsordnung der westlichen Welt nennt sich marktwirtschaftliche Ordnung. Zu dieser marktwirtschaftlichen Ordnung gehört eine Gesellschaftsordnung, die heißt Demokratie. Das aktuelle Problem ist, dass diese im Moment etwas ausgehebelt wird, weil eine bewusste Wahl zwischen mehreren Alternativen nicht mehr besteht, weil Regierungshandeln nicht transparent und folglich nicht kontrollierbar ist. Des weiteren brauchen wir eine Austarierung zwischen Markt und Staat, siehe oben. Wir können aber dem Abschnitt entnehmen, dass so manchen Vertretern der dozierenden Ökokaste etwas der Kompass fehlt.

Grundsätzliches zum Zins. Bei einem Zinssatz von Null, also wenn man ihn, wie im Islam, schlicht verbietet, ist die Geldmenge, wenn sie nicht anderweitig eingeschränkt wird, etwa über den Mindestreservatz, Strafandrohung bei Nichttilgung oder schlichte Kontingentierung, unendlich.

Die obige Aussage "Zinsen erzeugen Wachstumszwänge" ist erstmal völliger Mumpitz. Geld kann man auch ohne Zinsen in den Verkehr bringen. Würde die eine Zentralbank z.B. die EZB Kredite an Geschäftsbanken zu 0,1 Prozent geben unter der Bedingung, dass diese damit AUSCHLIESSLICH REALINVESTITIONEN finanzieren, dann könnte Wachstum ohne Zinsen finanziert werden. (Es könnte auch Null sein, dann müsste man die Kosten für die Überwachung der Kreditvergabe eben aus dem allgemeinen Steueraufkaumen decken. Ein gewisser Zins ist aber nötig, da ein Teil der Kredite eben nicht vernichtet wird, da die Schuldner in Konkurs gehen. Dieses Geld bleibt dann definitiv draußen und muss von den anderen, qua Kredittilgung, vernichtet werden.)

Im derzeitigen System setzt die EZB oder eine andere Zentralbank den Leitzins. Sehen wir mal von der aktuellen, wir schreiben immer noch das Jahr 2012, Situation ab, wo der Leitzins fast bei Null liegt (0,75 Prozent in Europa, 0,25 Prozent in den USA, 0,1 Prozent in Japan), dann können Banken jede Investition finanzieren, bei der der der Leitzins + Gewinnmarge der Banken kleiner ist, als die Rentabilität der Investition.

Zinsen habe lediglich die Wirkung, dass bestimmte Investitionen, deren Rentabilität eben nicht ausreicht um den Kredit zu verzinsen, nicht getätigt werden. Hat Geld nun keinen Preis mehr, de facto ist der Zins der Preis für Geld, dann sinken natürlich die Ansprüche an die kreditfinanzierten Investitionen erheblich, es könnte also praktisch jede Investition getätigt werden, die zumindest den Kredit tilgen kann, allerdings würde es unterschiedlich lange dauern, bis der Kredit auch wieder zurückbezahlt wird und dies hätte einen Einfluss auf die Geldmenge.

Leihen sich Unternehmen A und B jeweils eine Million Euro und Unternehmen A zahlt diesen Kredit in einem Jahr zurück, dann sind die 1 Million Euro nur ein Jahr im Umlauf.

Nach diesem einen Jahr hat die Bank die 1 Million wieder, zahlt sie zurück an die EZB, wodurch das Geld dann dem Umlauf wieder entzogen ist.

Braucht Unternehmen B 10 Jahre, um den Kredit zu tilgen, dann wird bei gleichmäßiger Tilgung die Geldmenge durchschnittlich um 500 Tausend Euro (800 Tausend Ende 1. Jahres, 600 Tausend Ende 2. Jahres, etc.etc.) ausgedehnt.

Der Zins- und Zinseszinzeffekt wirkt natürlich dahingehend, dass Kredite schneller getilgt und die Geldmenge damit schneller wieder auf ihr urspüngliches Niveau zurückfällt. Ohne Zins steigt die Menge an sich im Umlauf befindlichen Zentralbankgeld also aus zwei unterschiedlichen Gründen.

Erstens wird mehr Geld geschöpft, weil mehr Investitionen über Kredite finanziert werden und zweitens bleibt dieses Geld auch länger im Umlauf, da der Anreiz, den Kredit zu tilgen, sinkt.

Ein Problem, dass man durch einen Mindestreservesatz von, im Extremfall 100 Prozent, lösen könnte. Bei einem Mindestreservesatz von 100 Prozent wäre den Banken die Möglichkeit genommen, selbst Geld zu schöpfen.

Der Zusammenhang sei kurz erklärt: Bringt jemand am Anfang des Monats (Eingang Gehalt) 6000 Euro auf die Bank und hebt jeden Tag 200 Euro ab, dann sind durschnittlich (Monat mit dreißig Tagen) 3000 Euro auf der Bank.

Da die Bank das weiß und da dies Millionen Leute so machen, kann sie die 3000 Euro ausleihen. Geht jetzt die Zentralbank her und verpflichtet die Banken, das Geld, das der Kunde auf dem Girokonto hat, auch tatsächlich vorrätig zu halten, dann kann sie diese 3000 Euro natürlich nicht ausleihen.

Ob sich die Bank das Geld von der Zentralbank holt oder via Giralgeldschöpfung schöpft, hängt vom Zinssatz ab, den sie auf Gelder auf dem Girokonto bezahlt und von der Sparquote. Je mehr Leute sparen, desto weniger ist die Bank auf die Zentralbank angewiesen. Allerdings kann die Zentralbank den Zins auch so absenken, dass sich sparen nicht mehr lohnt. Das ist das, was wir aktuell erleben. Es wird für Kapitalsammelstellen, Banken und Versicherungen, die das Ersparte einsammeln zunehmend schwierig, Geld anzulegen.

Prinzipiell ist also die Geldmenge mit oder ohne Zins steuerbar. Muss man aber die Geldmenge kontingentieren, also einschränken, kann also nicht jede Investition, bei der die Tilgung (ohne Zins) gewährleistet wäre, finanzieren, dann stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien man kontingiert, welche Investitionen also vorrangig und welche nachrangig finanziert werden sollen.

Entweder nimmt man die Rentabilität als Kriterium, finanziert also alles, bei dem die Rentabilität höher ist, als der Zins, oder man nimmt die Tilgungsdauer als Kriterium, wenn es keinen Zins gibt.

Hinsichtlich der Steuerung der Geldmenge läuft es also schlicht auf die Frage hinaus, welches dieser beiden Kriterien sinnvoller ist (immer natürlich unter der Annahme, dass man eine präzise Vorstellung davon hat, wieviel Geld im Umlauf sein soll, welche Inflation man akzeptieren will oder welche Vorstellungen man hat von der Geldnachfrage; denkbar wäre zum Beispiel, dass man sich im Sinne des Monetarismus am Wachstum des realen Sozialproduktes orientiert).

Ist der Zins der Maßstab, werden Investitionen, die nicht den Leitzinz + Gewinnmarge der Banken + Risikoaufschlag erwirtschaften, gar nicht getätigt und durch den Zinseszinseffekt ist der Kreditnehmer daran interessiert, den Kredit möglichst schnell zu tilgen, wodurch das durch den Kredit geschaffene Geld schneller wieder eingesammelt wird.

Genausogut könnte die Zentralbank aber auch Kredite zinslos für einen bestimmten Zeitraum vergeben, was sie de facto ja heute, wir schreiben immer noch das Jahre 2012, fast tut. (Natürlich vermittelt durch Privatbanken, die bedauerlicherweise ihre günstige Finanzierung nicht an die Kunden weiterleiten.) Wer in dieser Zeit tilgen könnte, käme zum Zuge, wer nicht, nicht.

Es lassen sich jetzt sicher mit Hilfe der Investitionsrechnung, z.B. Barwertmethode, Fälle konstruieren, wo Rentabilität und Amortisationszeit auseinanderdriften, für die Masse der Investitionen dürften aber beide zum gleichen Ergebnis führen. Das Problem dabei ist, dass die Banken ganz andere Interessen haben. Diese wollen Geld verdienen. Geld gegen Zins verleihen, ist deren Geschäft. Anders formuliert unter den gegebenen Rahmenbedingungen kann es nur über den Zins laufen.

Die Frage, die die Menschheit jetzt beschäftigt, wir schreiben immer noch das Jahr 2012, ist nun diese. Macht es Sinn, dass die Banken sich bei der EZB Geld für 0,75 Prozent ausleihen können nur um dieses dann für 6 Prozent an die verschiedenen Staaten wieder zu verleihen, sozusagen 5,25 Prozent Zinsen zu kassieren für zwei Überweisungen?

Dass das nun nicht wirklich eine raffinierte Idee ist, ist jedem klar, die Frage ist nur, warum ist das institutionell so organisiert? Selbst wenn die EZB unabhängig sein soll, könnte diese ja schlicht nein sagen, wenn der Staat sich direkt von ihr Geld ausleihen will und sie ihre geldpolitischen Ziele gefährdet sieht.

Das Problem dabei wäre, dass dann die gesamte Kreditabwicklung der Wirtschaft über die Zentralbank laufen müsste, denn die Geldmenge ist nur zentral steuerbar. Wie hoch die Geldnachfrage ist, lässt sich dem Zinssatz entnehmen, unabhängig davon, ob dieser sich aus Zentralbankgeld oder Giralgeldschöpfung ergibt.

Wenn nun aber die Kredite an den Staat über ein separates System laufen, dann verliert der Zinsatz der Banken natürlich sein Knappheitssignal. Soll die Geldmenge über den Zins gesteuert werden, dann muss eine Abnahme / Zunahme der Kreditvergabe an den Staat via Zinsmechanismus private Investitionen verdrängen / vergrößern.

Das ist aber dann nicht mehr der Fall, wenn die Kreditvergabe an den Staat unabhängig ist von der Kreditvergabe an den privaten Sektor. Die Kreditvergabe an den Staat wäre dann lediglich eine Ausdehnung / Verringerung der Geldmenge, das Geldschöpfungspotential des privaten Sektors bliebe hiervon vollkommen unberührt.

Die Geldmenge wäre von der Zentralbank nicht zu steuern, bzw. bei der Kreditvergabe an den Staat bliebe der Auslastungsgrad der Wirtschaft unberücksichtigt.

Es bleibt allerdings die Frage, die stellt sich neuerdings ganz massiv, wir schreiben immer noch das Jahr 2012, ob die Art, wie der Auslastungsrad berücksichtigt wird, tatsächlich marktwirtschaftlich, also im Hinblick auf die Allokation, sinnvoll ist.

Es stellt sich, anders formuliert, die Frage, ob der Zins tatsächlich, wie von der Klassik / Neoklassik hypostasiert, eine Preisfunktion hat, das heißt Knappheitsverhältnisse signalisiert und einen Anreiz bietet, diese zu beseitigen.

(Bei dem Kartoffelmarkt ist das ja offensichtlich. Steigen die Preise für Kartoffeln, sind sie offensichtlich knapp. Man wird sie dann, zum Beispiel, von weiter entfernte Regionen herankarren.)

Wir fassen den Kern der Diskussion zusammen und kommen später, bei Keynes, darauf zurück.

In der, falschen, Welt der Klassik / Neoklassik hat der Zins diese Funktion, denn 'Kapital', eigentlich Geld, denn es wird als absolut liquide vorgestellt, ist knapp und was knapp ist, hat nun mal einen Preis.

In der, falschen, Vorstellung der Klassik / Neoklassik muss 'Kapital' vorher angespart werden, wobei sparen als nicht konsumiertes Einkommen aus der Vergangenheit verstanden wird. Um die Leute dazu zu bringen zu sparen, muss der Zins hoch sein. Damit sinken aber auch die Investitionen. Der Zins bringt also sparen und investieren ins Gleichgewicht. Investitionen hängen also letztlich, in der, falschen, Vorstellung der Klassik von den Präferenzen der Sparer für zukünftigen Konsum ab.

(Was im übrigen nicht geht. Man kann, wie wir später sehen werden, durch sparen heute keinen unbestimmten Konsum in einer unbestimmten Zukunft sichern. Zu Deutsch: Man kann zum Beispiel nicht riestern.)

Diese Ansicht ist zwar krautig, lässt sich aber partiell noch retten. Genau genommen bedeutet sparen die Produktion von Investitionsgütern anstatt von Konsumgütern. In einer vollbeschäftigten Wirtschaft kann man nicht sowohl Investitionsgüter als auch Konsumgüter produzieren. Man muss sich für das eine oder das andere entscheiden. In dieser Variante ist Sparen zumindest in einer vollbeschäftigten Wirtschaft sinnvoll und der Zins hat dann eine Funktion. Er kann die Wirtschaft bremsen, wenn sich in Teilen der Wirtschaft das bildet, was Keynes Flaschenhälse nennt, also inflationäre Tendenzen zu beobachten sind.

Die Vorstellungen der Klassik / Neoklassik sind nun offensichtlich falsch, so dass der Zins diese Funktion, eine Preisfunktion, nicht haben kann. Die erste Prämisse, Vollbeschäftigung, ist offensichtlich falsch. So was wie Vollbeschäftigung gibt es in modernen Volkswirtschaften nicht. Selbst wenn alle Leute beschäftigt sind, was schon nie der Fall ist, ist der Auslastungsgrad der Wirtschaft nie 100 Produzent.

Die zweite Prämisse, dass Investitionen aus Espartem, verstanden als nicht konsumierte Einkommen aus der Vergangenheit, finanziert werden müssen, ist offensichtlich falsch. Um es mal einfach zu machen, wir kommen immer wieder darauf zurück, auch bei Joseph Schumpeter, ein 100 Euro Schein, den sich jemand vom Mund abgespart hat, sind absolut gleich aus, wie ein 100 Euro Schein, den die EZB druckt. Damit es wirklich versteht und damit das Missverständnis jetzt mal endgültig aus der Welt ist. Die EZB kann in einer Nacht mehr Geld drucken, als alle Sparer Europas in einem Jahr zusammensparen können. Und damit auch die praktische Relevanz versteht: Kapitalsammelstellen, Banken und Versicherungen, haben im Moment enorme Probleme, das eingesammelte Geld irgendwo anzulegen. Das liegt aber nicht daran, dass die EZB die Sparer "enteignet", wie wir überall lesen. Das liegt daran, dass Geld nun mal kein knappes Gut ist. Knapp ist das Produktionspotential, verstanden als die Fähigkeit zu kompetitiven Preisen irgendwas anzubieten, was irgendjemand haben will.

Damit kann aber auch der Zins keine Allokationswirkung mehr haben. Nach der Vorstellung der Klassik / Neoklassik fließt das Kapital, es ist de facto nichts anderes als Geld, denn andernfalls ist es in Anlagen gebunden und fließt gar nicht, in die rentabelste Verwendung. Die Klassik / Neoklassik stellt sich etwas in der Art vor: Stellt der Bäckermeister fest, dass sich im Bereich Solaranlagen mehr Geld verdienen lässt, zieht er bei seinem Bäckereibetrieb Geld ab und investiert es in Solaranlagen und zwar solange, bis sich die Renditen wieder ausgleichen.

Die Klassik / Neoklassik hypostasiert also, dass "Kapital" ein Produktionsfaktor ist und wie jeder Produktionsfaktor in die rentabelste Verwendung fließt. Für "echte" Produktionsfaktoren, die also knapp sind, stimmt das. Wird Rohöl teurer, wird es für landwirtschaftliche Betriebe attraktiver Biosprit "anzupflanzen". Das werden sie solange tun, bis die Herstellung von Nahrungsmitteln wieder so attraktiv ist, wie die Herstellung von Biosprit. "Kapital", verstanden als Geld, wir werden noch deutlicher sehen, dass die Klassik die Begriffe Kapital und Geld quasi als Synomyme verwendet, gilt das nicht, weil es eben gar nicht knapp ist. Richtig ist nur, dass derjenige, der Kapital hat, Ressourcen an sich ziehen kann, was aber nicht heißt, dass Geld ein Produktionsfaktor ist. Das ist die entscheidende Einsicht von Joseph Schumpeter und nicht, wie man allerorten liest, die schöpferische Zerstörung. Das ist zwar noch nicht der Weisheit letzter Schluss, den sehen wir erst bei Keynes, aber da sich alle Leute so unglaublich schwer tun mit der keynesschen Theorie, ist Joseph Schumpeter mal eine ganz gute Einführung in die Thematik. Derjenige, der Geld an sich ziehen kann, weil er einen Kredit bekommt, kann tatsächlich knappe Ressourcen besser entlohnen und damit seine Projekte durchsetzen. Es ist hierfür aber nicht erforderlich, dass jemand das Geld im Sinne der Klassik / Neoklassik, sparen als nicht konsumierte Einnahmen der Vergangenheit, angespart hat. Er erreicht dies auch mit Geld, das frisch aus der Druckerpresse der EZB kommt. Problematisch, und das werden wir bei Keynes noch intensiv diskutieren, ist die Tatsache, dass sich der Zins, von der Realwirtschaft weitgehend unbeeinflusst, auf dem Geldmarkt bildet. Der Zins kann also so hoch sein, dass er rentable Investition, also Investitionen, die den Kredit bei niedrigeren Zinsen tilgen und damti das geschaffene Geld vernichten könnten, verhindert.

Fazit: Wenn Geld nun mal nicht knapp ist, kann es auch keinen Preis haben. Die Frage die sich folglich stellt, ist die nach der tatsächlichen Bedeutung und der Wirkung des Zinses.

Entscheidend für die Kreditvergabe ist auch nicht die Rentabilität eines Investitionsprojektes, sondern die Sicherheiten, die der Investor bieten kann und es gibt keinen Akteur am Markt, der ähnliche Sicherheiten bietet wie der Staat, weil dieser letztlich über eine Erhöhung der Steuern jeden Kredit tilgen kann; zumindest glaubte man das bis zum Jahre 2008.

Das heißt, dass der Staat jede auch noch so sinnvolle und rentable private Investition verdrängen kann. Kapitalsammelstellen haben, bzw. hatten, ein tiefes Gottvertrauen in die Fähigkeit von Staaten, jeden Kredit zu tilgen.

Allein die Zinsen für die Schulden des Bundes, ohne jede Tilgung, belaufen sich auf gigantische 37 Milliarden Euro pro Jahr oder 12 Prozent des Bundeshaushaltes.

Die Versorgung des Staates mit Krediten über den privaten Finanzsektor beruht auf der Annahme, dass es sich beim Staat um einen "normalen" Investor handelt, bei Rationierung der Geldmenge also via Zinseffekt die unrentabelsten Investitionen nicht mehr mit Geld versorgt werden.

Diese Annahme ist offensichtlich falsch. Da der Staat hochrentable Investitionen verdrängen kann, denn er bietet zwar weniger Zinsen, aber dafür mehr Sicherheit, wobei er natürlich auch höhere Zinsen bezahlen kann, sinkt mit zunehmender Staatsverschuldung und Kontingentierung der Geldmenge das Wachstum. Der Staat kann Ressourcen in weniger profitable Projekte umlenken. Nicht weil er mehr Zinsen bezahlen kann, dass kann er auch, aber das muss er nicht, sondern weil er die Ressourcen besser entlohnen kann.

Rein konsumtive Ausgaben des Staates sind aus Sicht der Kreditgeber, also der Banken / Versicherungen und anderer Kapitalsammelstellen, unter Umständen rentabler als investive Ausgaben.

Auf Deutsch: Griechische Staatspapiere, mit denen der reine Konsum finanziert wird, sind interessanter, als eine Direktinvestition in griechische Unternehmen.

Eines angesparten "Kapitalstocks" bedarf es nicht. Die angesparten Summen begründen zwar ein Schuldverhältnis zwischen den Kapitalsammelstellen und Versicherten / Anspruchsberechtigten aus Riester / Rürup / Kapitallebensversicherung etc., aber diese Kapitalsammelstellen werden keine Renditen mehr erwirtschaften können, weil sie mit den Druckerpressen der Zentralbank konkurrieren, was ein ziemlich unausgeglichenes Machtverhältnis ist.

Letztlich wird also auch die kapitalgedeckte Rente, wie dies schon bei den anderen Systemen der sozialen Sicherung der Fall ist, durch den Steuerzahler bezuschusst werden müssen. Im Grunde landet man also wieder da, wo man war, beim Umlageverfahren. Die jetzige arbeitende Generation zahlt die Rente der jetzigen Rentner, der Unterschied besteht nur darin, dass ALLE, nämlich allgemein die Steuerzahler, in das Verfahren einbezogen werden. Es zahlen also auch die Leute in das Rentensystem ein, die nie eine Rente aus diesem System erhalten werden, wie zum Beispiel Selbständige, bestimmte Geschäftsführer etc..

Die Idee der Neoklassik, dass der Zins Sparen und Investieren zum Ausgleich bringt, ist Unsinn, weil die Investition kein Sparen, sondern, in einer vollbeschäftigten Wirtschaft, ein Einschränkung des Konsums voraussetzt.

Der Zins hat zwar eine Allokationswirkung, allerdings nicht die zwischen Sparen und Investieren, sondern zwischen Investition und Konsum.

Das ist absolut nicht das Gleiche, auch wenn die Formeln, die in jedem Lehrbuch stehen, dies suggerieren. Auch in einer vollbeschäftigen Wirtschaft kann investiert werden, ohne dass vorher gespart worden wäre, es wird schlicht Geld geschöpft. Den Zusammenhang sehen wir nochmal deutlicher bei Joseph Schumpeter.

Allerdings muss in einer vollbeschäftigten Wirtschaft die Produktion des einen Gutes, sei es investiver oder konsumtiver Natur, zu Lasten eines anderen Gutes gehen. Eine Allokationswirkung hat der Zins also, insofern ähnelt er tatsächlich einem Preis. Bei Preisen für Waren sehen wir auch unmittelbar ein, dass die Steuerung über den Preis sinnvoll ist. Sie sind ein Knappheitssignal. Steigende Preise bedeuten höhere Gewinne, das entsprechende Gut wird produziert und damit die Knappheit beseitigt.

Ähnlich bei Löhnen. Hohe Löhne in bestimmten Branchen wird die Leute motivieren, sich für diese Branchen zu qualifizieren und damit das Knappheitsignal zu beseitigen.

Die Frage ist, ob der Zins eine ähnliche Lenkungsfunktion für die Faktorallokation hat. In der Welt der Neoklassik ist dies natürlich so. Erstens reguliert er, wieviel überhaupt gespart wird und zweitens wo das Kapital überhaupt investiert wird. Beide Steuerungsmechanismen fallen natürlich weg, wenn "Kapital", in der Klassik ist etwas unklar, was "Kapital" ist, im Zweifelsfalle ist es schlicht Geld, via Druckerpresse ensteht.

Es ist zwar eine Kuriosität des keyneschen Modells, zumindest in der Fassung von Hicks, dass für den Multiplikatoreffekt allein die Sparquote eine Rolle spielt (je geringer diese ist, desto größer ist der Multiplikatoreffekt), die Rentabilität beim Multiplikatoreffekt aber überhaupt keine Rolle spielt, es also völlig egal ist, ob in eine Abfüllanlage für Apfelsaft investiert wird oder in zwei Liter Auto.

Allerdings darf bezweifelt werden, ob das Hicksche IS-LM Modell die keynesche Theorie richtig wiedergibt. Keynes selbst spricht nur von einem Investitionsmultiplikator. In Kürze und das Problem an Extremen dargestellt: Verschuldet sich ein Staat zur Finanzierung des reinen Konsums, z.B. um mehr Beschäftigte in der Bürokratie halten zu können und wird dieser Konsum durch den Import von Gütern befriedigt, endet das Spiel mit absoluter Sicherheit in einer höheren Staatsverschuldung und langfristig mit einer Zunahme der Beschäftigung von 0,00 Prozent. Hierbei kann auch kein Vermögen an die kommende Generation übertragen werden, was es rechtfertigen würde, auch Schulden zu übertragen, denn es ist gar kein Vermögen entstanden. Verschuldet sich der Staat um Investitionen zu tätigen, Brücken, Straßen, Energieunternehmen etc.. dann sieht der Fall anders aus. Erstens mal hängt es nicht mehr nur von den Multiplikatoreffekten ab, Staat baut Straßen => Bauarbeiter haben Geld => Bauarbeiter kaufen Autos => Autobauer haben Geld => Autobauer lassen Häuser bauen etc.etc.etc., ob die Staatsverschuldung durch das höhere Volkseinkommen induzierten höheren Steuern den Kredit tilgen können, sondern die Investition an sich wirft Geld ab. (Wer es einfach haben will: Der Staat könnte eine Mautgebühr für die Straßennutzung verlangen, dann hätte er direkt Einnahmen, aber es ist auch klar, dass es ohne Infrastruktur keine wirtschaftliche Entwicklung gibt.) Die Tilgung der Staatschuld hängt also bei investiven Staatsausgaben nicht mehr nur von den Sekundäreffekten ab.

Wir sehen beim IS-LM Modell einen typischen Fehler ökonomischer Modelle, siehe Sinnhaftigkeit mathematischer Modellierung. Das zieht sich durch alle Gebiete durch. Das IS-LM Modell abstrahiert völlig von der Verwendung der Kredite, was dann teilweise zu den grotesken Äußerungen führt, die wir allerorten lesen. Nein, Keynes hat nie gesagt, dass es völlig egal ist, wofür das Geld ausgegeben wird. Keynes hat nur untersucht, was getan werden kann, wenn die Faktoren, die sich einer Planung entziehen als konstant angenommen werden müssen. Das sollte man nicht mit der ceteris paribus Klausel der Neoklassik verwechseln. Die Neoklassik will die marktwirtschaftliche Ordnung erklären, negiert aber das zentrale Problem, bei dessen Lösung sich die Leistungsfähigkeit der marktwirtschaftlichen Ordnung zeigt. Ein Modell, das von dem zentralen Problem abstrahiert, ist sinnlos. Keynes konstatiert, ohne diese Leistungsfähigkeit marktwirtschaftlicher Ordnungen in Frage zu stellen, die optimale Allokation der Ressourcen über Preise, dass die marktwirtschaftliche Ordnung in der Unterbeschäftigung verharren kann, wenn der Geldmarkt über den Gütermarkt dominiert. Den Markt lässt er Markt sein, dieser funktioniert optimal. Er versucht lediglich eine Lösung zu finden für das Problem, dass ein Zinssatz, der sich auf dem Geldmarkt einspielt, zur Unterbeschäftigung führt.

Die Kernfrage ist also: Wieso soll man in einer unterbeschäftigen Wirtschaft via Zins bestimmte Investitionen verhindern?

So mal rein vom gesunden Menschenverstand aus betrachtet, ist jede Investition sinnvoll, die die Gesamtausbringungsmenge einer Branche erhöht und noch irgendwie kostendeckend ist, der Kredit also getilgt werden kann. Es mag sein, dass eine zusätzliche Abfüllanlage für Apfelsaft die Rentabilität aller anderen Abfüllanlagen senkt, etwa weil der Preis für Apfelsaft sinkt, aber sinnvoll ist das trotzdem, wenn das via Kredit geschöpfte Geld anschließend bei der Tilgung wieder vernichtet wird. Die Gewinne der Branche werden dann zwar schrumpfen und diese Branche wird sich beklagen, aber wenn wir ähnliche Entwicklungen in anderen Branchen haben, werden sie zu Unrecht klagen, denn der Lebensstandard hat sich dann verbessert.

Nachvollziehbar ist, dass die Zentralbank das Geld wieder "einsammeln" will, andernfalls hätten wir eine Explosion der Geldmenge. Weniger klar ist, welche gesamtwirtschaftlich sinnvolle Funktion in einer unterbeschäftigten Wirtschaft eigentlich der Zins spielt.

Wenn wir ganz genau sind, sehen wir es nicht mal bei Vollbeschäftigung ein. Schafft es jemand, ein zwei Liter Auto zu den gleichen Kosten zu produzieren, die jetzt ein 10 Liter Stinker kostet, beerdigt er also qua Technik eine öffentliche Debatte, weil er das Problem abschließend löst, dann wird er alle Ressourcen bezahlen können, die er braucht. Kann er aber keine Sicherheiten bieten, wird er den nötigen Kredit unter Umständen, wenn nicht ein venture capitalist einsteigt, nicht bekommen.

Adam Smith erkennt zwar das Problem, er erwähnt immer wieder, dass das Risiko eingepreist wird, riskantes also nicht finanziert wird, es ist nun aber eine Eigenschaft von Adam Smith, die Tragweite seiner Erkenntniss nicht zu erfassen. Risikobewertung ist subjektiv. Dieses Risiko kann so hoch eingeschätzt werden, dass der Zins so hoch ist, dass schlicht gar keine Investitionen mehr getätigt werden. Der Keynes Fall.

Was Adam Smith unter anderem daran gehindert hat, die Tragweite seiner Überlegungen zu erkennen, wir sehen das nochmal später an einem anderen Beispiel, siehe Zahlungsbilanz, ist die Annahme, dass "Kapital" entweder konsumiert oder investiert wird. Das ist unzutreffend. Wie wir später, siehe Keynes, gibt es noch einen Zwischending. Man kann das Geld auch Anlagen halten, die fast so liquide wie Geld, also sicher sind, und trotzdem noch eine Rendite abwerfen: Wertpapiere. Das ist es, was wir momentan in aller Pracht besichtigen können. Egal wieviel Geld die EZB in den Markt pumpt, es landet an der Börse. Zwar ist die nächste Blase ante portas, der Leser hat sie vielleicht schon hinter sich und steht vor der nächsten, aber Investoren scheuen das Risiko wie der Teufel das Weihwasser.

Die Neoklassik hat das Risiko dann einfach abgeschafft, was aus der Sicht der Neoklassik verständlich ist, denn da bewegt sich die Wirtschaft nach den ehernen mathematischen Gesetzen. Alles ist planbar. Das ist zwar nett, hat aber leider nichts zu tun mit dieser unserer Welt.

Der Zins steuert aber auch keine Ressourcen. Entscheidend ist die Entlohnung der tatsächlich knappen Ressourcen, also im wesentlichen qualifizierte Arbeit. Wer ein Projekt hat, das rentabler ist als andere, der kann auch die Ressourcen bessere entlohnen. Der Zins hat lediglich die Wirkung, dass ein Teil, den man für die Entlohnung knapper Ressourcen verwenden könnte, dafür verwendet wird, etwas zu entlohnen, was gar nicht knapp ist, also eigentlich gar keinen Preis im Sinne eine Steuerungsmechanismus hat.

Der jetzige Zustand, wir schreiben immer noch das Jahr 2012, also die Situation, dass Zentralbankgeld zum Nulltarif zu haben ist, ist also eigentlich ein höchst logischer Zustand und könnte, sieht man von der Wirkung auf die Wechselkurse ab, eigentlich immer so bleiben. Wir kommen bei Keynes darauf zurück. Die EZB könnte jetzt höchsten noch den Banken zeigen, wo der Hammer hängt und die Refinanzierung der Geschäftsbanken an Bedingungen knüpfen. Sie bekommen nur Geld, wenn sie es in Realinvestitionen stecken und nicht in Spielcasinos versenken.

Einwenden könnte man, dass ein hoher Zinssatz die "Härte" einer Währung sichert. Da aber bei rationalem Verhalten kein Staat Vorteile daraus zieht, dass er seine Währung qua Zinsniveau härter werden lässt, diskutiert wird ja immer nur, zum Beispiel im Falle Chinas, der Fall, dass Länder ihre Währung "weich" halten, kann man diesen Aspekt wohl vernachlässigen.

[Einschub: Einfluss des Zinssatzes auf den Wechselkurs: Zentralbank hebt Zins an => Es wird für ausländische Investoren attraktiv in dem Land mit hohen Zinsen Geld anzulegen => die Währung des Landes mit dem hohen Zins wird angekauft => die Währung wird "härter"]

Für die Steuerung der Geldmenge ist letztlich nur entscheidend ob und in welchem Zeitraum die Kredite getilgt werden, die kreditinduzierte Ausdehnung der Geldmenge also wieder rückgängig gemacht wird. Bei rein konsumtiver Verwendung erfolgt ein Rückfluss dieser Geldmenge an die Zentralbank naheliegenderweise, wenn wir mal keynesianische Aspekte außer acht lassen, schlicht nie, es sei denn, der Kredit wird aus anderen, nicht mit der Kreditvergabe ursächlich zusammenhängenden Quellen, getilgt.

Bei staatlichem Konsum ist das sehr oft eben nicht der Fall, wie wir alle wissen. So kompliziert ist das aber nicht. Investive Ausgaben, die also das Vermögen einer Volkswirtschaft stärken, sind unproblematisch. Man darf der nächsten Generation Schulden vererben, wenn man ihr auch Vermögen vererbt.

Von daher ist die These, dass der Zins Wachstum erzwinge, völlig verkehrt. Der Zins ist eine Wachstumsbremse. Jede Investition, die es erlaubt, den Kredit zu tilgen, ohne Zinsen, ist sinnvoll. Der Zins verhindert lediglich sinnvolle Investitionen und damit zukünftige Wertschöpfung, er suggeriert eine Knappheit und damit eine notwendige Rationierung, die de facto gar nicht gegeben ist, weil Geld nun mal nicht "angespart" wird, sondern qua Druckerpresse produziert wird. Der erste, der diesen Zusammenhang klar sieht ist Schumpeter.

Wir werden auf das Thema im Kapitel zu Keynes nochmal zurückgekommen. Keynes plädiert tatsächlich dafür, den Zinssatz soweit abzusenken, dass er nur noch das Risiko eines Kreditausfalles und die Verwaltungskosten der Banken abdeckt.

Was wirklich rationiert ist, bzw. in unzureichender Menge vorhanden ist, sind Innovationen. Das ist der Kern des Problems, siehe Forschung und Entwicklung durch den Staat.

Alles Sparen, alle Kreditschöpfungsmöglichkeiten via Geldschöpfung und alle Akkumulation des Kapitals oder wie man das auch immer nennen will nützt nichts, wenn Geld nicht angelegt werden kann. Im Gegenzug kann aber ein Produktionspotenzial durch Geld aktiviert werden. Vereinfacht: Um das Produktionspotenzial auszuschöpfen, brauchen wir keine Ersparnisse, aber ist kein Produktionspotenzial vorhanden, dann nützen alle Ersparnisse dieser Welt nichts.

Keynes hat ja bekanntlich einen gewissen Hang zur Komik. Er schreibt tatsächlich in der General Theory of Employement, Interest and Money, dass allein die Arbeit ein Anrecht darauf habe, entlohnt zu werden. Das klingt im ersten Moment finster marxistisch. Wenn aber Kapital im Grunde Geld ist, also in beliebiger Menge zur Verfügung steht, Boden nur einen Wert hat, wenn die EU über x Maßnahmen, direkte Subventionen, indirekte Subventionen (Zölle), Stilllegungsprämien, ihm einen Wert verleiht, dann bleibt nicht mehr viel übrig, was man entlohnen müsste.

Für die Kontrolle der Geldmenge, braucht man keinen Zins. Will man über den Zins die Neigung des Staates, den Konsum über Kredite zu finanzieren, einschränken, dann sollte man zu drastischeren Mitteln greifen und ihm schlicht kein Geld geben.

Finanziert der Staat Konsum über Kredite, dann wird die Situation nicht dadurch besser, dass auf die Kredite auch noch der Zins kommt. Etwas, was nicht funktionieren kann, nämlich der kreditfinanzierte Konsum, das heißt eine definitive Ausdehnung der Geldmenge, sollte man schlicht nicht zulassen.

Drogenabhängigkeit kann man nicht dadurch bekämpfen, dass man Heroin mit einer speziellen Verbrauchssteuer belegt, man intensiviert dadurch lediglich die Beschaffungskriminalität.

Wenn aber via Zins die Geldpolitik Investitionen rauskickt, die zumindest kostendeckend wären, also Arbeitsplätze schaffen, dann ist der Zins teilweise genau für das Problem verantwortlich, welches man anschließend mit kreditfinanziertem staatlichem Konsum mildern will. Das ist ziemlich gaga.

Kreditfinanzierter staatlicher Konsum kann nicht funktionieren, völlig unabhängig vom Zins, deshalb sollte man es schlicht bleiben lassen. Die Gründe für kreditfinanzierten staatlichen Konsum sind meist das Bestreben, eine bestimmte Verteilung des Einkommens zu korrigieren, ohne hierbei irgendjemandem qua Steuer allzu tief in die Tasche zu greifen.

Es steht die Behauptung im Raum, dass die Idee des kreditfinanzierten Konsums, deficit spending, von Keynes stammt. Allerdings ist völlig unklar, wo Keynes das gesagt haben soll, siehe Keynes.

Da diese Kredite nie zurückgezahlt werden, kann die Geldmenge und die Staatsverschuldung bei rein konsumtiver Verwendung nur steigen, was sie ja auch tatsächlich tut. Seit 1980 hat sich die Staatsverschuldung verneunfacht, von 240 Milliarden Euro im Jahre 1980 auf 2 Billionen Euro im Jahre 2011.

Ganz im Gegensatz zu dem, was man allerorten liest, spricht gegen eine expansive Geldpolitik nicht die Gefahr der Inflation. Eine solche haben wir nämlich seit 30 Jahren nicht mehr, obwohl die Geldmenge drastisch ausgeweitet wurde. Das Problem ist die zunehmende Staatsverschuldung.

Erschwert wird die Argumentation dadurch, dass dumpfe Gemütslagen, Irrationalismus und skurrile Ideen von Vaterland, Ehre und Tralala eine rationale Diskussion über kreditfinanzierten staatlichen Konsum erschweren. 10 Prozent des Bundeshaushaltes, etwa 31 Milliarden, verknuspert allein die "Verteidigung", die man wohl als reine ABM Maßnahme betrachten kann.

Bei kreditfinanzierten investiven Staatsausgaben und Vollbeschäftigung wäre es sinnvoll, die "Rentabilität" dieser Staatsausgaben zu berechnen. Im keynesschen Modell, zumindest in der Interpretation von Hicks, wird der staatliche und der private Konsum wie auch die staatliche und private Investitionstätigkeit aggregiert. Die Subsummierung von konsumtiven Staatsausgaben und investiven Staatsausgaben stammt nicht von Keynes und ist auch völlig unsinnig. Die IS Kurve, die eigentlich IC Kurve (investement / consumption) heißen müsste und bei der Investition und Konsum aggregiert wird, ist vollkommener Blödsinn.

Aber selbst wenn es sich um Investitionen handelt, die Produktivität der Volkswirtschaft gesteigert wird, wäre noch zu fragen, ob die staatlichen Investitionen rentabler sind, als die privaten. Sind die staatlichen Investitionen weniger rentabel, als die privaten, dann sinkt das reale Volkseinkommen, bzw. es bleibt hinter den Möglichkeiten zurück, die sich ergeben hätten, wenn statt der staatlichen die rentablere private Investition getätigt worden wäre. Ein Problem, dass sich naheliegenderweise nur bei Vollbeschäftigung stellt oder sich in Bereichen der Wirtschaft Flaschenhälse bilden, wie Keynes das formuliert.

Auch hier haben wir das Problem, dass der Zins als Knappheitssignal nicht funktioniert. Die Banken vergeben Kredite nicht nach Maßgabe der Rentabilität, sondern nach Maßgabe der Sicherung. Sie neigen folglich auch dazu, liquidere Investitionen zu wählen, also börsennotierte Wertpapiere. Vereinfacht: Banken investieren nicht in z.B. solargetriebene Wasserentsalzungsanlagen, sondern in mortage backed securities, vermeintlich durch Hypotheken gesicherte Verbindlichkeiten mit höchst unterschiedlichen Risiken. Dabei verspielen sie zwar Milliarden, aber dadurch, dass sie gehandelt werden sind sie liquider und damit ist das Risiko scheinbar geringer.

Die Tatsache allein, dass der Staat eher Geld bekommt und höhere Zinsen bezahlen kann, was er in der Regel nicht muss, reicht aber nicht aus, um eine Fehlallokation der Mittel, das heißt eine Ressourcenallokation zu erzwingen, die nicht optimal im Hinblick auf den Output ist. Damit er das kann, muss er auch die anderen Ressourcen abziehen können, was er nur kann, wenn er sie besser entlohnen kann. Das kann er zwar auch, in weiten Teilen der öffentlichen Verwaltung werden Löhne bezahlt, die ein einem nur losen Zusammenhang zur Qualifikation stehen, aber eben nicht uneingeschränkt.

Die simple Logik, die wir in Lehrbüchern finden, vor allem im Zusammenhang mit dem IS-LM Modell, Staat betreibt expansive Fiskalpolitik => Volkseinkommen steigt => verfügbares Kreditangebot sinkt (wir vereinfachen hier ein bisschen, die Transmissionsmechanismen sind komplizierter) => Zinsen steigen => private Investoren werden zurückgedrängt ist also weitgehend kompletter Blödsinn.

Blödsinn ist diese Logik im übrigen schon deswegen, weil der crowding Effekt von einer konstante Geldmenge ausgeht. Ob die Zentralbank die Geldmenge erhöht und damit den crowding out Effekt verhindert, hängt von Rahmenbedingungen ab, von denen das Modell abstrahiert. Das ist die Grundkrankheit der mathematischen Modellierung, siehe Sinnhaftigkeit der mathematischen Modellierung. Sie abstrakt prinzipiell von all dem, was uns wirklich interessiert.

In den Fällen die Adam Smith beschreibt, also im privaten Sektor, fließt das Kapital dahin, wo es die höchsten Rendite abwirft. Der Kreditnehmer wird nicht "irgendeinen" Zins zu zahlen bereit sein, sondern nur den, den er auch tatsächlich erwirtschaften kann, alles andere hätte erhebliche Konsequenzen, weil Kredite in der Privatwirtschaft meist, zumindest zum Teil gesichert sind, Bürgschaft / Hypothek etc..

Der Kreditnehmer hat also mit konkreten, persönlichen Konsequenzen zu rechnen. Der Staat kann bestenfalls noch sagen, welchen Zinssatz er sich allgemein leisten kann, aber dieser Zinssatz hat mit der Rentabilität seiner Investition gar nichts zu tun. Dieser Zinssatz ergibt sich eher aufgrund des Steueraufkommens, das er politisch durchsetzen kann, mit der Rentabilität hat das rein gar nichts zu tun.

Zusammenfassend kann man also sagen. Der Leitzins der Zentralbank kann ruhig dableiben, wo er momentan ist, also ziemlich dicht bei Null.

Ein bisschen was kann man verlangen, damit die Zentralbank selber kostendeckend arbeitet, aber ansonsten erfüllt der Zins keine Funktion. Er eliminiert jede Investition, die seinen Ansprüchen nicht genügt, was in der Unterbeschäftigung sinnlos ist und auch bei Vollbeschäftigung nicht viel bringt, denn die rentablere Investition wäre auch ohne Zins rentabler und würde präferiert, bzw. sie würde die weniger rentable Investition beim Kampf um die Ressourcen am Markt schlagen. Dafür braucht man keine Zins.

Konsumtive Ausgaben des Staates kann er nicht eindämmen, will man das, dann muss die staatliche Nachfrage nach Kredit schlicht kontingentieren. Eine Wirkung auf die Allokation könnte er entfalten, wenn es einen Zusammenhang gäbe zwischen der Rentabilität einer investiven staatlichen Ausgabe und dem Zins.

Die ist aber nicht vorhanden. Weil erstens der Staat diese Rentabilität nicht ermittelt oder nicht ermitteln kann und sich die die Fähigkeit des Staates einen Kredit zu tilgen nicht aus der Rentabilität der Staatsausgaben ergibt, sondern aus der politischen Durchsetzbarkeit von Steuererhöhungen.

In Bezug auf die originäre Geldschöpfung durch die Zentralbank hat er diese Funktion nicht. Mit dem Zinsatz der Zentralbank wird immer die Vorstellung verbunden, dass sich damit die Kreditvergabe der Banken und damit die Geldmenge eindämmen lässt. Das mag ja sinnvoll sein, wenn die Kreditvergabe dann nicht nach dem Zufallsprinzip erfolgt, also der Zins garantiert, dass zwischen ökomomisch sinnvollen und ökonomisch weniger sinnvollen Investitionen diskriminiert wird.

Treten staatliche Investitionen aber mit privaten Investitionen in Konkurrenz, dann ist eine sinnvolle Diskriminierung nicht möglich. Der Staat könnte selbst mit rein konsumtiven Ausgaben private Investitionen rauskegeln, denn ob er die Zinslast tragen kann oder nicht, hat mit der Investition rein gar nichts zu tun.

Gegen die Thesen, die hier vertreten werden, stehen die Überinvestitionstheorien. Diese gehen davon aus, dass niedrige Zinsen die Wirtschaftsubjekte dazu verleiten, mehr Produktionskapazitäten für Konsumgüter aufzubauen, als tatsächlich später nachgefragt werden.

Das führe zu Konkursen und Rezession. Was das jetzt allerdings mit dem Zins zu tun hat, ist dem Autor ein Rätsel. Unternehmer verspekulieren sich auch, wenn sie nur Eigenkapital einsetzen und gar keine Zinsen bezahlen. Alle Überinvestitionstheorien messen dem Zins eine enorme Bedeutung zu, unterlassen es aber, diese Bedeutung tatsächlich rechnerisch zu fundieren.

Der Zins kann unternehmerisches Risiko weder verhindern noch dämpfen, er ist bei einer Realinvestition eine von x Variablen.

Bei Finanzanlagen allerdings, wo Hunderte von Milliarden in Sekundenschnelle um den Globus geschickt werden, hat er dann eine enorme und negative Funktion. Im übrigen kann man mit einer Ausweitung der Geldmenge offensichtlich ganz gut leben, denn wir haben momentan eine solche in gigantischem Ausmaß, ohne dass wir inflationäre Prozesse haben.

Das liegt schlicht daran, dass die Zentralbank Geld zur Verfügung stellen kann, aber irgendjemand muss es dann dort, bzw. bei den Banken, auch abholen. Das würde vielleicht sogar passieren, wenn das Großkasino Finanzmarkt für die Banken nicht attraktiver wäre, als Realinvestitionen.

Ob man die zahlreichen Immobilienkrisen in den USA, Irland, Spanien als Überinvestitionskrisen deuten kann, erscheint fraglich. Dass zahlreiche Hausbesitzer in den USA ins Schlingern kommen, wenn das Haus bei einem Zentralbankzinsatz von 1 Prozent gebaut / gekauft wurde und dieser dann auf 5,6 Prozent steigt, ist naheliegend.

Genau so naheliegend ist, dass die Häuslebauer ihren Job verlieren, wenn der "normale" Konsum durch ein Leistungbilanz Defizit erwirtschaftet wird. Der Bauboom hat dann zwar kurzfristig Jobs geschaffen, aber die "normale" inländische Nachfrage wird vom Ausland befriedigt und führt zu Arbeitstlosigkeit, wodurch die Häuslebauer arbeitslos werden und die Kredite nicht mehr bedienen können. Für diese strukturellen Probleme ist der niedrige Zins aber nicht verantwortlich. Dass durch den niedrigen Zins verursachte Strohfeuer hat lediglich das strukturelle Problem nicht definitiv lösen können, ist aber nicht verantwortlich für das Problem.

Die Anhänger der Überinvestitionstheorie machen auch nie klare Ansagen, über den richtigen Zins. Klar ist nur, dass ein hoher Zins alle Investitionen verunmöglicht, deren Rendite diesen Zins nicht erwirtschaften kann. Sie müssten sich also mal dazu äußern, welche Investitionen verhindert werden sollen. Der gesunde Menschenverstand würde einen ja eher vermuten lassen, dass jede Investition sinnvoll ist, die Arbeitsplätze schafft und den Kredit tilgen kann. Dass hier noch ein Preis für Geld bezahlt werden muss, wäre nur richtig, wenn dieses der Lohn für ein "Opfer", also Konsumverzicht wäre. Dieser Fall liegt aber nur vor, wenn es einen trade off zwischen der Produktion von Konsumgütern und der Produktion von Investitionsgütern gibt. Dieser Fall liegt aber in modernen Volkswirtschaften nie vor.

Um das zu verstehen, braucht man keine komplexe Überinvestitionstheorie. Wieso die Banken sich jetzt in den USA, Irland, Spanien besser stellen, wenn sie die Leute aus ihren Häusern werfen, die Häuser verfallen und die Banken nichts mehr sehen von ihrem Geld, muss man auch nicht verstehen.

Das Geschriebsel hier muss der Leser im Übrigen nicht verstehen. Er kann sich einfach zurücklehnen und abwarten. In zwei Jahren wissen wir mehr, dafür müssen wir gar nichts tun. Der Autor geht davon aus, dass die Zinsen dauerhaft niedrig bleiben, denn was anderes macht einfach keinen Sinn. Wir werden viel später, wenn wir uns mit dem Monetarismus befassen, auf die Frage nochmal zurückkommen. Was den Zins angeht, haben wir auf jeden Fall eine sehr, sehr, sehr weite Spanne an Meinungen. Er ist für die einen aus x Gründen Fluch und für die anderen Segen.

Was den Zins bei Adam Smith angeht, ist die Sache nun simpel. Jemand hat Geld angespart und verleiht es an jemanden anderen und zwar an denjenigen, der am meisten Zinsen bezahlt. An dieser Stelle ist der Zins tatsächlich ein Preis und hat eine höchst sinnvolle Funktion in der marktwirtschaftlichen Ordnung.


Das Problem mit dieser These ist, dass sie mit der Wirklichkeit rein gar nichts zu tun hat, weil der Zins sich am Geldmarkt bildet und es keinen Zusammenhang gibt zwischen Zinssatz und Sparquote. Von allen klassischen Annahmen wird nach Keynes nur noch eine Gültigkeit haben, siehe Keynes, und diese Annahme, dass es einen direkten Zusammenhang gibt zwischen Sparen und Investieren, gehört zu jenen, die sich am gründlichsten in Luft auflösen wird.

Die falsche Vorstellung vom Zins liegt letztlich in der Mutter aller Fehler begründet. Die Mutter aller Fehler ist die Vorstellung, dass Investitionen nur möglich sind, wenn vorher gespart wurd, wobei Sparen als nicht konsumiertes Einkommen der Vergangenheit interpretiert wird. Damit kommt man dann zu der Gleichung von Investition = Sparen. Diese These ist nur ex post richtig, nicht aber ex ante. Das ist die Mutter aller Fehler. Wer den Unterschied nicht versteht, und zahlreiche Lehrbücher der Makroökonomie verstehen ihn nicht, versteht Keynes nicht.

Für viele Leute erscheint das, was Adam Smith im folgenden Abschnitt behauptet, richtig. Tatsächlich ist es vollkommen falsch. Es ist der fatalste Fehler der gesamten Volkwirtschaftslehre. (Nota bene: Adam Smith spricht hier von money. Money druckt man in beliebiger Menge. Es ist nicht knapp und seine Produktion erfordert auch keine Opfer, für das irgendjemand entschädigt werden müsste. Philosophisch ausgedrückt: Money erhält seinen Wert nicht aufgrund von Leistungen, die in der Vergangenheit vollbracht wurden. Money erhält seinen Wert durch Leistungen, die in der ZUKUNFT erbracht werden können. Ganz einfach: Damit ein 100 Euro Schein einen Wert hat, muss er nicht sauer verdient worden sein. Man muss sich aber in der Zukunft was dafür kaufen können.)

In some countries the interest of money has been prohibited by law. But as something can everywhere be made by the use of money, something ought everywhere to be paid for the use of it. This regulation, instead of preventing, has been found from experience to increase the evil of usury. The debtor being obliged to pay, not only for the use of the money, but for the risk which his creditor runs by accepting a compensation for that use, he is obliged, if one may say so, to insure his creditor from the penalties of usury. In countries where interest is permitted, the law in order to prevent the extortion of usury, generally fixes the highest rate which can be taken without incurring a penalty. This rate ought always to be somewhat above the lowest market price, or the price which is commonly paid for the use of money by those who can give the most undoubted security. If this legal rate should be fixed below the lowest market rate, the effects of this fixation must be nearly the same as those of a total prohibition of interest. The creditor will not lend his money for less than the use of it is worth, and the debtor must pay him for the risk which he runs by accepting the full value of that use. If it is fixed precisely at the lowest market price, it ruins, with honest people who respect the laws of their country, the credit of all those who cannot give the very best security, and obliges them to have recourse to exorbitant usurers. In a country such as Great Britain, where money is lent to government at three per cent. and to private people, upon good security, at four and four and a-half, the present legal rate, five per cent. is perhaps as proper as any. In einigen Ländern wurde es verboten, Geld gegen Zinsen auszuleihen. Da man aber mit Geld immer etwas anfangen kann, so muss überall für dessen Verwendung auch etwas bezahlt werden. Mit diesem Gesetz, so lehrt uns die Erfahrung, welches den Wucher eindämmen sollte, wurde das Problem noch verschärft. Der Schuldner muss jetzt nicht nur für die Verwendung des Geldes bezahlen, sondern auch für das Risiko, welches der Gläubiger trägt, wenn er einen Ausgleich für die Überlassung fordert, er ist also, so könnte man sagen, dazu verpflichtet, seinen Gläubiger gegen die Strafe, die dem Wucherer droht, zu versichern. In den Ländern, wo der Zins erlaubt ist, bestimmt das Gesetz in der Regel einen Zinssatz, welcher verlangt werden kann, ohne bestraft zu werden. Diese Rate muss immer ein bisschen über dem niedrigsten Marktpreis liegen, oder dem Preis, den diejenigen, die die größten Sicherheiten bieten, für die Nutzung des Geldes zahlen müssesn. Würde dieser legale Zins unterhalb des niedrigsten Marktzinses festgesetzt, dann entspräche dieser Zins einem Verbot, Zinsen zu nehmen. Der Gläubiger wird das Geld zu einem Zinssatz, der geringer ist, als sein Wert, nicht verleihen und der Gläubiger müsste ihn für das Risiko, das er eingeht, wenn er den Zinssatz verlangt, der dem eigentlichen Wert entspricht, entschädigen. Läge der gesetzlich bestimmte Preis genau auf der Höhe des Marktpreises, würden all jene, die nicht die besten Sicherheiten geben können und die die Gesetze ihres Landes beachten, den Zugang zu Krediten vewehren. In einem Land wie England, wo Geld an die Regierung für drei Prozent und an Privatleute, bei guter Bonität, für vier und viereinhalb Prozent verliehen wird, ist ein Festsetzung auf fünf Prozent vielleicht der beste Wert.

Er sieht den Zins als Preis für Geld, was unter marktwirtschaftlichen Bedingungen und da, wo Kapital knapp ist, auch zutrifft. (Wobei das Problem eben darin besteht, dass Geld eben kein knappes Gut ist.)

Die Diskussion um den Zinssatz ist von beiden Seiten komisch. Vom Islam, über Martin Luther bis zu Silvio Gesell und modernen Wachstumkritikern gibt es eine lange Tradition, die sich gegen die Legitimität von Zinszahlungen richtet. Die Diskussion kann man so abstrakt nicht führen. Hier ist klar und eindeutig zwischen der Bedeutung des Zinses bei der Geldschöpfung via Zentralbank und dem rein privaten Kapitalmarkt zu unterscheiden.

Da wo der Zins ein ökonomisch sinnvolles Knappheitssignal sendet, ist er sinnvoll. Wo er das nicht tut, ist er eben weniger sinnvoll. Das entscheidende Problem spricht Adam Smith an. Beim Zins spielt nicht nur das Knappheitsignal als solches eine Rolle, sondern eben auch die Bonität und die beste Bonität hat natürlich immer der Staat. Solange die Leute keine Bazooka auf das Bundeskanzleramt abschießen, kann erstmal jeder Zinssatz qua Steuerhöhung bezahlt werden.

Der Staat zahlt also weniger Zinsen und zwar völlig unabhängig von der "Rentabilität" der Investition. Je riskanter eine Investition ist, man könnte auch sagen, je innovativer, desto weniger Marktdaten liegen vor, desto höher müsste der Zins sein. Tendenziell haben wir also die Situation, dass Risiko und Innovation vom Markt sanktioniert wird.

Es ist also prinzipiell nicht vollkommen abwegig, dass der Staat, also die Gesamtheit der Steuerzahler, sich am Risiko beteiligt, was bei vielen staatlichen Förderprogrammen der Fall ist. Allerdings ist die konkrete Erfahrung des Autors mit solchen Programmen eher negativ, meistens geht es schief. Diese Programme fördern weniger die "härtesten" Unternehmer, die an ihre Idee glauben und alles tun, um sie umzusetzen, sondern die Unternehmer, die sich am besten mit Förderprogrammen auskennen und auf dem Papier viel heiße Luft produzieren können.

Man kann also das crowding out, das bei der Diskussion der keynesschen Theorie immer so eine bedeutende Rolle spielt, obwohl es bei Keynes selbst lediglich eine Nebenbemerkung ist, auch anders formulieren. Da der Staat die besseren Sicherheiten bietet, kann er rentablere Investitionen, die schlechtere Sicherheiten bieten, rauskicken. Die Sicherheiten entscheiden über die Kreditvergabe, nicht die Rentabilität. Wir werden im Kapitel über Keynes darauf zurückkommen. Keynes bringt das Problem auf diese Formel: Der Zins ist nicht der Preis für warten, sondern für Liquidität. Drastischer formuliert: Der Geldmarkt schlägt den Gütermarkt.

Der Rest der Aussage ist dann simpel. Legt der Staat den gesetzlichen Höchstsatz unterhalb des Wertes fest, zu dem ein Kreditnehmer bester Bonität bereit wäre Kapital aufzunehmen und der andere bereit ist, ihm dieses zu leihen, dann ist die Wirkung die gleiche, wie wenn man die Kreditvergabe gegen Zins schlicht verbietet. Legt man ihn genau auf diesen Preis fest, dann wird alles, was irgendwie nach Risiko aussieht, nicht mehr finanziert. Der gesetzliche noch zugelassene Zinssatz muss also knapp über diesem Zinssatz bester Bonität liegen, da ist dann ein gewisses Risiko eingepreist.

Die Bemerkung bezüglich des Umstandes, dass bei Verbot bzw. bei Festlegung unterhalb des Marktzinsatzes bester Bonität der Gläubiger einen Risikoaufschlag bezahlt, der Kredit also noch teuerer wird, dürfte realistisch sein, der Zusammenhang gilt immer. Haschisch erzielt höhere Preise, wenn es verboten ist, weil das Risiko eingepreist wird. Zwar weiß kein Mensch, warum man Whisky an jeder Ecke kaufen kann, aber Hasch verboten ist, aber das ist nun mal so mit staatlichem Handeln. Richtig durchsichtig ist das in den seltensten Fällen.

Private Investoren, die Geld übrig haben, werden sich tatsächlich so verhalten, wie Adam Smith das beschreibt. Es mag sogar sein, dass private Haushalte mehr sparen, wenn der Zins hoch ist. Allerdings hat die Sparquote keinen Einfluss auf den Zins.

Wer es ganz platt haben will: Den Zins legen die Zentralbanken fest.

Hinsichtlich der Investitionen liegt er sogar halbwegs richtig. Bei riskanteren Investitionen wird ein Risikoaufschlag erhoben. Den Gedanken hätte er weiter führen können. Sparen viele Haushalte, geht also die Nachfrage zurück, werden Investitionen ganz besonders riskant. Je mehr also gespart wird, desto weniger wird investiert. Des weiteren sanktioniert der Markt das Risiko. Das heißt hoch innovative Investitionen bestraft er.

Die Sparer setzen sich also auf den Standpunkt, dass es die Investoren sind, die das Risiko zu tragen haben und nicht die Sparer. Die Investoren wiederum können mit einigem Recht anführen, dass die Sparer Eigenkapital zur Verfügung stellen sollen. Klappt es, verdienen sie ordentlich, klappt es nicht, haben sie eben Pech gehabt. Das gleiche Problem hat aber auch der Investor.

Die Sparer-Logik treibt bei Walter Eucken Blüten. Der will sogar die Haftungsbeschränkung bei GmbHs abschaffen, damit die bösen, bösen Investoren ja nicht zu wenig Risiko abkriegen. In etwa genau so schlüssig wäre ein Verbot, Unternehmen Kapital als Fremdkapital zur Verfügung zu stellen und zu verlangen, dass es ausschließlich als haftendes Eigenkapital zur Verfügung gestellt wird. Man muss nicht unbedingt verstehen, wieso die Unternehmer das gesamte Risiko tragen sollen. Insbesondere dann nicht, wenn diese keine Lust mehr haben Risiken einzugehen und die Wirtschaft dann steht.


Um es kurz und knapp zu formulieren: Die Klassik hat völlig konfuse Vorstellungen von der Wirtschaft. Im Rahmen einer chronologischen Darstellung der Entwicklung der Volkswirtschaftslehre macht es Sinn, sozusagen als Ausflug in die Geschichte, alle Theoriegebäude, ob falsch oder richtig, mal darzustellen. In einem Lehrbuch der VWL sollten die Dinge dann allerdings kurz und prägnant auf den Punkt gebracht werden. In diesem Rahmen macht es dann Sinn, absurde Thesen einfach zu beerdigen.

Der Autor will auch gar nicht verschweigen, dass Volkswirtschaftlehre einfacher wäre, wenn die falschen Vorstellungen einfach eliminiert würden und es gleich richtig erklärt wrürde. Diese Website hat etwa 2000 DIN A4 Seiten. Vermutlich würden 400 reichen.

im Übrigen ist auch der Vorwurf, Keynes berücksichtige die Allokationswirkungen nicht, nur schwer nachvollziehbar. Solange der Geldschöpfung eine Geldvernichtung bei der Tilgung des Kredites entgegensteht, ist jede Investition sinnvoll.

Die Frage nach der optimalen Allokation stellt sich bei Unterbeschäftigung gar nicht. Unterbeschäftigung ist die maximale Fehlallokation der Mittel. Schlimmer geht' s nicht. In einer solchen Situation von einem Projekt zu verlangen, dass ein Preis für Geld bezahlt wird, ist so ähnlich, wie wenn man verlangen würde, dass der Bauer einen Preis für die Sonne und die Photosynthese bezahlt.

Bei Unterbeschäftigung gibt es keinen trade off zwischen rentablen und weniger rentablen Investitionen. Es geht schlicht beides und es gibt keinen Grund, das eine zu lassen, damit man das andere tun kann, weil man sowohl das eine wie auch das andere tun kann.

Leute wie Walter Eucken verwechseln da irgendwas. Es ist richtig, dass wir ohne Marktpreise keine Knappheitssignale haben und folglich kein Mensch wissen kann, was produziert werden soll und wie. Walter Eucken geht aber einen Schritt weiter, im Grunde teilt er die Vorstellungen von Léon Walras. Bei Léon Walras erzwingen die Knappheitssignale des Marktes den optimalen Faktoreinsatz. Das heißt jedes Unternehmen und damit die Volkswirtschaft ist gezwungen, die zur Verfügung stehenden Ressourcen optimal zu nutzen. Der optimale Einsatz ergibt sich hierbei aus dem Grenzertrag der einzelnen Faktoren.

Je nach Kleidungsstück stiftet zum Beispiel Baumwolle in einem bestimmten Kleidungsstück, T-Shirt, mehr Nutzen als in einem anderen, z.B. Mantel. Folglich wird Baumwolle in bestimmten Kleidungsstücken intensiver eingesetzt als in anderen, wo es durch andere Fasern ersetzt werden kann. Dass Unternehmen der Textilbranche einen optimalen Mix suchen, ist offensichtlich, es gibt kaum Kleidungsstücke mit nur einer Gewebeart. Einfacher nachzuvollziehen ist die Optimierung der Ressourcen nach Maßgabe der Grenzerträge, in diesem Falle Grenznutzen, bei der Verwendung des Haushaltseinkommens. Tendenziell (!!) wird es da ja offensichtlich von jedermann gemacht. Ein Haushalt der 500 Euro für Nahrungsmittel hat, wird nicht nur Kartoffeln und Apfelsaft kaufen. Er wird solange Kartoffeln kaufen, bis der Grenznutzen der letzen Kartoffel niedriger ist, als der von Spaghetti. Dann wird er solange Spaghetti kaufen, bis der Grenznutzen der Spaghetti niedriger ist als der von Zwieback, dann wird er.... Er wird also eine Optimierung vornehmen, wird versuchen den gesamten Nutzen bei gegebenem Budget zu maximieren, was er tut, wenn er den Ankauf eines weiteren Produktes derselben Sorte dann stoppt, wenn er der Kauf eines anderen Produktes mehr Nutzen stiftet.

Abstrakt formuliert. Eine Volkswirtschaft soll ihre Ressourcen also immer da einsetzen, wo der Grenzertrag des jeweiligen Faktors am höchsten ist. Radikal vereinfacht. Erwirtschaftet ein Arbeiter in der Landwirtschaft 2000 Euro im Monat und in der Automobilindustrie 4000 Euro, dann setzt man ihn besser in der Automobilindustrie ein. Naheliegenderweise, wir machen das jetzt ganz platt, muss man hierfür natürlich die Preise von agraischen Produkten und die Preise von Produkten der Automobilindustrie kennen, die sich wiederum aus der Nachfrage ergeben. Ist der Unterschied 2000 Euro, kann man sich die optimale Verwendung des Faktors Arbeit auch Pi mal Daumen ausrechnen. Liegen die Erträge eng beieinander, 2900 und 3000 Euro, ist ein zentrales Planungsbüro überfordert.

Das klingt logisch, betrifft Keynes aber gar nicht. Die Logik der Marginaltheorie setzt die vollkommene Flexibilität der Produktionsfaktoren voraus, setzt also voraus, dass z.B. Arbeit jede x beliebige Form annehmen kann, also zu jedem Zweck verwendet werden kann. Der Schneider also C++ Programmierer werden kann, wenn der Grenzertrag, den er dort erwirtschaften kann, höher ist, als wenn er als Schneider tätig ist. Diese Annahme ist vollkommen gaga. Man kann durch ein entsprechendes Bildungssystem ein höheres Maß an Flexibilität erreichen, die totale Flexiblität wird man nie erreichen und sie ist auch nicht erwünscht. Es wird immer Leute geben, die lieber Musiker sind als Programmierer, auch wenn sie als Musiker wesentlich weniger verdienen und es wird immer Leute geben, die Modeschöpfer sein wollen und keine Kfz Mechaniker. Wir können höchstens versuchen, eine Welt zu schaffen, die durchlässiger ist, wo Kompromisse möglich sind, wo der einzelne seine Träume mit der Realität irgendwie kombinieren kann, aber beliebig flexibel ist Arbeit nicht.

Unabhängig davon macht das Modell von Walras, dem auch Eucken anhängt, nur in einer vollbeschäftigen Wirtschaft Sinn. In einer vollbeschäftigten Wirtschaft sind die Ressourcen jeweils so zu verwenden, dass sie den maximalen Ertrag erbringen. In einer unterbeschäftigen Wirtschaft, und diese ist der Normalfall, sind die Ressourcen so zu verwenden, dass sie überhaupt einen Ertrag erbringen. Jemand der überlastet ist, muss sich tatsächlich überlegen, auf welche Arbeiten er sich konzentrieren soll. Er konzentriert sich dann sinnvollerweise auf die Tätigkeiten, die den höchsten Ertrag erbringen. Jemand der unterbeschäftigt ist hat dieses Problem nicht. Er kann die rentabelsten Tätigkeiten und die weniger rentablen ausführen. Es gibt keinen trade off.

Es stimmt zwar weiterhin, dass nur über die Knappheitssignale der Preise die Wirtschaft gesteuert werden kann, setzt man diese, wie in der Planwirtschaft, ganz außer Kraft, besteht unter Umständen ein Anreiz, Ressourcen in die falsche Richtung zu lenken. Setzt der Staat, um mal ein drastisches und trotzdem reales Beispiel zu nehmen, dies war in der DDR so, wie der Autor sich oft hat berichten lassen, den Preis für Brot so niedrig an, dass Brot billiger ist als Mais, dann wird Brot anstatt Mais an die Schweine verfüttert.

Keynes hat nie behauptet, auch wenn Eucken ihn so interpretiert, dass Allokationswirkungen irrelevant seien bzw. Preise staatlich festgesetzt werde sollen. Aus Keynes kann man nur herauslesen, dass die maximal mögliche Fehlallokation, die Unterbeschäftigung, zu verhindern ist. Bei Unterbeschäftigung wird ein Teil der Wirtschaft schlicht gar nicht genutzt, der Grenzertrag ist Null. Das ist die maximal mögliche Fehlallokation der Mittel. Im keyneschen Szenario, ein äußerst realistisches Szenario, denn Vollbeschäftigung ist eine absolute Ausnahmesituation, treffen die Aussagen von Léon Walras bezüglich der Allokation nicht zu.

Davon abgesehen, wäre aber auch in einer vollbeschäftigten Wirtschaft der Zins kein Preis, denn er hat die Wirkung eines Preises nicht, weil ein Gut, das nicht knapp ist, gar keinen Preis hat.

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Infos und Anmerkungen:

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Das Buch zur Webseite.

Hat der Zins eine Allokationswirkung?

Die Diskussion des Zinses in der Klassik ist vorläufig, weil der Fehler tiefer steckt. Der Zins bringt nicht Sparen und Investieren ins Gleichgeseicht, denn der Zins bildet sich auf dem Geldmarkt.

Der Zins ist nicht der Preis für Geld, denn er hat nicht, wie andere Preise, eine Allokationswirkung. Für die Vergabe von Krediten sind die Sicherheiten ausschlaggebend, nicht die Rentabilität der Investition.

Bei Unterbeschäftigung ist jede Investition sinnvoll, bei der eine Tilgung des Kredites gewährleistet ist. Es reicht, wenn in den Zins das Risiko und die Verwaltungskosten eingepreist werden.

Die Diskussion ist vorläufig und eine Einführung.

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