Biographisches über Jean Baptiste Say, das hätten wir uns denken können, erfahren wir auf Wikipedia: Jean-Baptiste Say
Die Frage, inwieweit es sinnvoll ist, bestimmte Autoren unter einem Begriff, in diesem Falle "klassisch" zu subsumieren, haben wir bereits diskutiert. Man tut dies, weil die klassischen Autoren der Nationalökonomie manche Gemeinsamkeiten haben. Betont man diese Gemeinsamkeiten und verschweigt die Unterschiede, ist eine Gruppierung naheliegenderweise möglich, aber nach dieser Logik wäre ein Elefant ein Hund, denn wie dieser läuft auch er auf vier Beinen. Mehr zu dieser Problematik siehe Die Klassik.
Wie bereits öfters erwähnt, siehe auch David Ricardo, haben aus umfangreicheren Werken Gedanken Eingang in die akademischen Lehrbücher gefunden, die im Orginal lediglich eine Zwischenbemerkung sind. Das berühmte Saysche Gesetz, welches besagt, dass jeder nur produziert, weil er anschließend auch konsumieren will, also nur solange arbeitet, wie er auch einen Gegenwert für seine Arbeit erhalten will, es also zu einer Unterkonsumtion, Nachfrageausfall, nicht kommen kann, findet sich im ersten Band seiner dreibändigen Abhandlung Traité d’économie politique, also auf einer halben Seite von etwa 400 Seiten.
Ungeachtet der Unterschiede zwischen Adam Smith, David Ricardo, Jean Baptiste Say und Karl Marx, siehe auch Klassik, ist natürlich ein Zusammenhang erkennbar, der sich auch in der Chronologie wiederspiegelt. Wealth of Nations von Adam Smith erschien erstmalig 1776, der Traité d’économie politique von Jean Baptiste Say 1803, On the Principles of Political Economy and Taxation von David Ricardo 1817, das Kapital von Karl Marx 1867.
Allerdings gibt es von allen Werken mehrere Fassungen, Jean Baptiste Say zum Beispiel erwähnt, dass er nach der Lektüre von David Ricardo seine Ausführungen über die Geldtheorie korrigiert habe, was ja nur möglich ist, wenn er nach 1817 sein Werk überarbeitet hat. Im Übrigen soll hier nicht behauptet werden, dass wir alle Theoretiker aus dieser Epoche darstellen.
Es fehlen beispielsweise, Thomas Malthus ( 1766 - 1834), David Hume (1711 - 1776), James Mill (1773 -1836).
Der Autor würde im Übrigen auch nicht seine Hand dafür ins Feuer legen, dass Adam Smith nicht einen großen Teil seiner Ideen anderen Werken entnommen hat, bzw. diese Gedanken 'Allgemeingut' waren. Sehr wahrscheinlich erscheint es ihm aber, dass der Kenntnisstand, und damit auch die gravierenden Fehler, der damaligen Epoche durch diese Autoren einigermaßen genau beschrieben werden.
Wären diese fehlerhaften Vorstellungen nur typisch für eine bestimmte historische Epoche, würden sie natürlich nur Historiker interessieren. Dem ist aber nicht so. Die wirren Vorstellungen geistern bis auf den heutigen Tag durch alle Massenmedien, Parteiprogramme und alle Arten öffentlicher Debatten. Und sie finden sich in akademischen Lehrbüchern. Würde man selbige entmüllen, könnte man glatt vier Semester sparen, die man dann wiederum für Sinnvolles verwenden könnte, denn Müll muss keiner im Hirn haben.
Der gravierendste Fehler ist die fixe Idee, dass eine Investition nur erfolgen kann, wenn vorher gespart wurde. Die berühmten Gleichungen,
Y = C + I
Y= C + S
woraus dann
I = S
folgt, mit Y= Sozialprodukt, C = Konsum, I = Investition und S = Sparen, die sich in jedem Lehrbuch finden, haben einen Sinngehalt zwischen Null und voll daneben.
Gültigkeit haben sie höchstens als eine ex post Beschreibung, aber dann sind sie lediglich eine Tautologie. Stellt man im Nachhineine fest, welcher Anteil der Wertschöpfung auf Konsumgüter und welcher Anteil auf Investitionsgüter entfiel, dann entspricht letzerer eben dem, was die Leute gespart haben, das heißt, nicht konsumiert haben. Da die Investitionen aber nicht durch sparen finanziert werden müssen, waren sie in dieser Höhe auch nicht geplant. In keiner Wirtschaft werden ex ante die Innovationen geplant, die ein Unternehmer durchsetzt und der Unternehmer benötigt hier auch kein Sparen, er benötigt Kredite. Ob er diese bekommt, entscheidet die jeweilige Bank und im Zweifelsfalle die zuständige Zentralbank, nicht aber das gesamtwirtschaftliche Sparen.
Wir betonen nochmal, dass die Gleichung I = S, verstanden als eine Gleichung die ex ante Gültigkeit hat oder geplant ist, eine ganze Kaskade von gravierenden Fehlern nach sich zieht, siehe Zins.
Dass das Volkseinkommen entweder verknuspert oder investiert wird, ist naheliegend. Hinterher stimmt das immer. Für das Verständnis von Keynes ist es von zentraler Bedeutung, dass das gesehen wird. Bei Keynes induziert eine Erhöhung der Investitionsquote solange eine Erhöhung des Einkommens, bis das vom Einkommen abhängige Sparen den Investitionen entspricht. Die Gleichheit ergibt sich EX POST und nicht EX ANTE. Wer das nicht versteht, versteht Keynes nicht und viele akademische Lehrbücher suggerieren, dass I = S in der Klassik und bei Keynes dasselbe ist. Das ist mitnichten so. Wer will, kann in dieser Gleichung auch ein hübsches Beispiel für einen generellen Fehler der mathematischen Modellierung sehen. Die mathematische Modellerierung kann die relevanten Zusammenhänge auch verschleiern, anstatt sie griffig darzustellen. Der zentrale und darzustellende Zusammenhang ist nicht die Gleichtheit von Sparen und Investieren, sondern die kausale Beziehung. Folgt das S dem I, wie bei Keynes, oder das I dem S, wie in der Klassik. Anders formuliert: Ergibt sich die Sparsumme aus der Investition, wie bei Keynens, oder ist Sparen die Bedingung für die Investition, wie in der Klassik.
Bevor man mathematisch modelliert, sollte man sich erstmal versichern, dass man das Problem, das man mathematisch modellieren will, wirklich 100 prozentig verstanden hat.
Für die gesamte Klassik und Neoklassik gilt, dass Sparen / Akkumulieren die Bedingung für Investitionen ist. Das ist einer ihrer entscheidenden Fehler. In dem hypothetischen Fall, dass eine Gesellschaft schlicht nichts spart, aber freie Ressourcen hat, kann ein Unternehmer immer noch zur Bank gehen und sich Geld ausleihen. Hat die Bank das Geld und glaubt sie an seine Geschäftsidee, bzw. kann der betreffende Unternehmer Sicherheiten bieten, dann wird sie ihm das Geld geben. Hat sie es selber nicht und kann es auch qua Giralgeldschöpfung nicht schöpfen, holt sie es sich von der Zentralbank.
In dem unwahrscheinlichen Fall, von dem Schumpeter ausgeht, es herrscht Vollbeschäftigung, ist sparen genau so wenig eine Voraussetzung für Investitionen. Hier kann der Inverstor qua Kredit Ressourcen aus anderen Bereichen abziehen, siehe dynamische Wirtschaft.
Die Vorstellung, dass das Sparen nach Maßgabe des Marktzinses geplant wird, wäre selbst dann vollkommener Schwachsinn, wenn allein Gold, ein von Natur aus knappes Zahlungsmittel, die einzige Währung wäre. Ein Investor kann einen Zins zusagen, ob er ihn auch tatsächlich erwirtschaftet, steht auf einem vollkommen anderen Blatt. Sparer können nur in den seltensten Fällen, ungefähr etwa bei Immobilien, was deren Attraktivität für Anleger ausmacht, das Risiko einschätzen und es adäquat einpreisen.
Damit der Leser das versteht: Fast alle Leser dieser Zeilen würden, wenn sie plötzlich 1 Million Euro im Lotto gewinnen, diese entweder verjuxen oder in Immobilien anlegen. Alternativ würden sie Aktien kaufen oder eventuell Gold, das heißt sie würden den Gewinn entweder in etwas anlegen, wo sie sich ein Urteil zutrauen oder in einer liquiden Form, die sie wieder in Geld umwandeln können. Weil dem so ist, haben wir Blasen auf den Inmobilienmärkten und an den Börsen. Die Sparer vertrauen nicht darauf, was die Investoren behaupten zahlen zu können und wenn sie es täten, wären sie selten dämlich.
Um die Qualität eines Lehrbuches zur Makroökonomie zu bewerten, reicht es also, sich anzuschauen, wie sparen definiert wird. Geht das schon schief, dann kann der Rest nur noch Müll sein.
Die Klassik / Neoklassik geht davon aus, dass Geld horten irrational ist, weil man nichts dafür erhält. Geld wird also entweder konsumiert oder investiert. Die These wäre erstmal empirisch zu beweisen. Bei einer reinen Goldwährung, bei der also Inflation ausgeschlossen ist, würden die Leute Gold horten, wenn sie für die Zukunft schwarz sehen, das Bedürfnis gegen Kalamitäten gewappnet zu sein also steigt, und damit genau das Problem schaffen, gegen das sie sich eigentlich wappnen wollen. Der Entzug von Gold würde die Nachfrage schwächen und damit in die Rezession führen.
Keynes diskutiert die Problematik unter realistischen Bedingungen, geht also von der Existenz eines Geldmarktes aus und berücksichtigt die sich daraus ergebenden Transfermechanismen der Geldpolitik auf die Realwirtschaft. Im Grunde ergäbe sich aber bei einer reinen Goldwährung die gleiche Situation
Im Übrigen ist die Bemerkung Schumpeters richtig, wie wir später sehen werden, siehe Joseph_Schumpeter. In einer stationären Wirtschaft, macht Sparen ohnehin keinen Sinn, weil es lediglich Ersatzinvestitionen gibt, die durch verdiente Abschreibungen finanziert werden. Allerdings beinhaltet schon die Ersatzinvestition einen technischen Fortschritt. Platt und kurz: Wer nur alle zwei Jahre seinen Computer ersetzt, verdoppelt sein Anlagevermögen.
Schumpeter geht an dieser Stelle, wie wir später sehen werden, sogar noch ein Stück weiter. Da er, ganz neoklassisch, von einer Vollbeschäftigung ausgeht, wird der "Führer", so nennt er den schöpferisch zerstörenden Unternehmer, über die Kreditaufnahme die Produktionsmittel in eine neue Richtung lenken. Er kann so nicht nur brachliegende Produktionsfaktoren aktivieren, sondern diese sogar umlenken.
Das heißt aber mitnichten, dass in der Vorperiode S so groß war, wie das I der Folgeperiode. Zwischen S und I besteht keinerlei Zusammenhang, auch wenn der Schwachsinn in jedem akademischen Lehrbuch steht. Das Sparen ist keine geplante Größe, sondern ein Restwert. Je nachdem wie man Investition jetzt konkret definiert, Produktion auf "Halde", Investition in neue Anlagen, Investitionen in Bildung / Ausbildung etc. schafft man es sicher irgendwie ex post das ganze Ersparte in irgendwelchen Investitionen zu verbauen. Der Trick war aber, in der Klassik, eigentlich ex ante gemeint und zweitens müsste der Begriff Investition dann schon genauer definiert sein, denn andernfalls passt es immer.
Vollkommener Quark wird nicht dadurch richtig, dass er tausendmal wiederholt wird. Investitionen, die über Geldschöpfung finanziert werden, erweitern des weiteren mitnichten dauerhaft die Geldmenge, nicht um einen einzigen Euro, Dollar, Yen, Peso whatever.
In dem Moment, in dem der Unternehmer sich seine Scheine bei der Bank abholt, wird Geld geschaffen, das heißt die Geldmenge wird ausgeweitet. In dem Moment aber, in dem er den Kredit zurückzahlt, wandert das Geld zurück zur Bank und von dort wiederum zurück zur Zentralbank. Das vorher geschaffene Geld wird wieder vernichtet.
Im Zweifelsfalle kommt also die Investition a) von der Druckerpresse der EZB und b), führt diese temporäre Ausdehnung der Geldmenge auch nicht zur Inflation.
Die EZB kann die zurückgeflossenen Banknoten entweder an eine andere Bank weiterreichen oder damit die Zigarren der Vorstände anzünden. Da Geldscheine immer schön frisch aussehen müssen, wird sie sie wohl verbrennen und bei Bedarf neue drucken.
Ist der Kredit zurückbezahlt, wird exakt soviel Geld vernichtet, wie vorher geschaffen wurde. Die Geldmenge hat sich nicht um einen Cent erhöht. Das Schema ändert sich auch nicht, wenn das Geld via Giralgeldschöpfung geschöpft wird. In diesem Fall nutzen die Banken ihren Spielraum zur Geldschöpfung, die sie aber anschließend, wenn der Kredit getilgt wird, um exakt den Betrag reduzieren, um den sie sie vorher ausgedehnt haben.
Definitiv Geld geschöpft wird also nur, wenn der Unternehmer das Geld nicht zurückzahlt, die Geschäftsidee also nicht so brilliant war. Und mit Konsumentenkrediten verhält es sich um keinen Deut anders, außer eben, dass die Geldvernichtung qua Kredittilgung dann nicht aus der Amortisation der "Investition" erfolgt.
Kauft jemand ein Auto auf Kredit, im Zweifelsfalle muss er Sicherheiten stellen, dann muss entweder irgendjemand das Geld "vorstrecken", das Autohaus, der Automobilkonzern, eine Bank, oder er hat es vorher angespart.
In allen Fällen wird Geld geschöpft, denn auch in dem Fall, dass das Autohaus bzw. der Automobilkonzern das Geld vorstreckt, handelt es sich um Geld, das offensichtlich vorher sinnlos irgendwo rumlag, bzw. um ein nicht ausgeschöpftes Geldschöpfungspotential. Der stolze Autobesitzer wird nun, das ist die Hoffnung, den Kredit tilgen.
In dem Maße, in dem er ihn tilgt, wird exakt die Geldmenge vernichtet, die vorher geschöpft wurde. Auch hier ist es völlig unnötig, dass irgendjemand vorher gespart hat.
Etwas völlig anderes passiert, und das ist der Grund der gegenwärtigen Krise, wir schreiben immer noch das Jahr 2012, wenn Staaten oder Privatpersonen die Kredite eben nicht zurückzahlen.
In diesem Fall wird das geschaffene Geld eben anschließend nicht vernichtet, es kommt zur Ausdehnung der Geldmenge.
Daraus folgt dann aber, dass die für Transaktionszwecke zur Verfügung stehende Geldmenge nicht durch die Investition selber zur Verfügung gestellt wird. Die Investition erhöht zwar das Volkseinkommen, stellt aber nicht die Geldmenge zur Verfügung, die nötig ist, um dieses höhere Volkseinkommen umzusetzen, denn die erfolgreiche Investition vernichtet qua Kredittilgung das vorher geschöpfte Geld. Genau genommen vernichtet die erfolgreiche Investition sogar mehr Geld, als ursprünglich geschaffen wurde, denn auf die ursprüngliche Geldschöpfung entfallen auch noch die Zinsen. Die höhere Transaktionskasse muss also aus anderen Kanälen zur Verfügung gestellt werden.
Es mag nun mancher glauben, dass die Frage, ob Investitionen / Konsum via Geldschöfpung oder via Ansparen / Akkumulation lediglich ein irrelevantes Detail ist. Dem ist absolut mitnichten so. Eine falsche Vorstellung hiervon führte zu gigantischen Fehlentscheidungen, die uns in der Zukunft noch ganz massiv beschäftigen werden.
1) Aufgrund des demographischen Wandels ist es Konsens zwischen allen Parteien, dass die Alterssicherung zumindest teilweise über eine kapitalgedeckte Rente erfolgen muss. Das wäre nicht mal möglich, wenn man der falschen Theorie der Klassik / Neoklassik folgt.
Denn eine Förderung des Sparens durch staatliche Zuschüsse, also über Steuern, entkoppelt die Investitionsquote von der Sparquote. Diese werden nicht mehr, wie in der Klassik / Neoklassik über den Zins in Übereinstimmung gebracht. Die Verzinsung ergibt sich nicht mehr aus der Rentabilität einer Investition, denn es besteht überhaupt kein Zusammenhang mehr zwischen Sparen und Investieren, wenn der Staat die Rentabilität beliebig und nach Gusto künstlich anhebt.
Kein Mensch weiß, ob irgendjemand in der Zukunft vorhat, das angesparte Vermögen investiv zu verwenden. Des weiteren wird das klassische Modell völlig überstrapaziert, wenn mit hypothetischen Zinsen in zwanzig Jahren gearbeitet wird. Hinzukommt, dass die gängigen Modelle, Riester / Rürup / Kapitallebensversicherungen / vermögenswirksame Leistungen etc. letztlich auf eine Umverteilung hinauslaufen. Sie werden nicht staatlich subventioniert, das ist ein Euphemismus, sondern der Steuerzahler wird zwangsweise zur Alimentierung herangezogen.
Die, im Übrigen ungewisse, Rentabilität ergibt sich aus der Subventionierung dieser Anlageformen durch Steuergelder. Man tut also genau das, was man vorgibt, vermeiden zu wollen, nämlich die Altersicherung über Steuern zu finanzieren.
Endgültig irrsinnig wird das System der staatlich, also über Steuergelder, subventionierten kapitalbegedeckten Alterssicherung, wenn man die falschen Annahmen der Klassik aufgibt. Denn dann konkurriert das angesparte Vermögen mit der Druckerpresse der Zentralbank, ein Kampf, den man nicht gewinnen kann.
Dass man im Moment jeden rettet, der nur ein bisschen greint, liegt schlicht daran, dass ein Zusammenbruch der Banken katastrophale Fehler der Vergangenheit aufdecken würde. Systemisch sind nicht die Banken und andere Kapitalsammelstellen, systemisch sind die Fehler, die in der Vergangenheit gemacht wurden. Diese Fehler können aber durch eine Rettung der Banken und anderer Kapitalsammelstellen nicht korrigiert werden.
2) Es verleitet zu völlig falschen Vorstellungen über die Entwicklungsmöglichkeiten von Schwellenländern / Entwicklungsländern und setzt völlig falsche Prämissen.
Geht man davon aus, dass Schwellenländer / Entwicklungsländer Investitionen nur aus angespartem Vermögen tätigen können, dann haben wir ein relativ tristes Szenario, denn diese Länder könnten dann nur in dem Maße wachsen, wie sie sparen können, zu Deutsch, die Entwicklung wäre ähnlich, wie in den Industriestaaten und es würde sehr, sehr lange dauern, bis diese Länder einen angemessenen Wohlstand erreichen.
Tatsächlich erreichen aber alle Länder in kürzester Zeit den Standard, der ihrer Ausbildung entspricht. Deutschland hatte nach dem zweiten Weltkrieg binnen kürzester Zeit einen höheren Lebensstandard, als jemals zuvor und das hat nichts mit dem European Recovery Programm von Marshall zu tun, denn die Unternehmer, die eine klare Vorstellung davon hatten, wie man etwas produziert, haben ihre Investitionen nach dem oben genannten Schema via Geldschöpfung getätigt.
Ähnliches trifft auf die Tigerstaaten Südkorea, Taiwan, Singapur zu. Die oft beschriebenen Phasen, die diese zum Indutriestaat durchliefen, Exporte von Rohstoffen und Produkte geringer Verarbeitungsstufe (z.b. Sperrholz), Leichtindustrie (Spielzeug), High Tech (Smartphones) entsprechen dem Grad der Ausbildung, sind aber kein ökonomisches Gesetz.
Man kann die Phasen durchaus überspringen und gleich Software produzieren, wie Indien dies tut. Innerhalb von vierzig Jahren wurde aus dem Entwicklungsland China die zweitgrößte Industrienation. Die billigen Löhne korrelieren hier lediglich mit dem Ausbildungsstand. Hätte man diesen schneller verbessern können, hätte man das Zwischenstadium, den Export von arbeitsintensiven Produkten, überspringen können. Es ist also nicht der Hokuspokus mit I = S, der in dem ganzen Spiel ausschlaggebend ist und der durch die ganze Klassik und Neoklassik geistert, sondern der Bildungsstand. Konzediert sei, dass auch Bildung Geld kostet, doch hier sind die Einsparpotentiale, auch durch das Internet, gewaltig.
3) Der Hokuspokus mit I = S spielt auch bei Wachstumstheorien eine Rolle, allerdings haben diese mit der Wirklichkeit nichts zu tun und obendrein messen sie Wachstum auch an monetären Größen, die aber über das tatsächliche Wachstum nichts aussagen. Selbst wenn das BIP in Deutschland immer nur 2,6 Billionen Euro betragen würde, hätten wir ein gewaltiges Wachstum, denn es gibt keine Ersatzinvestition, die nicht wesentlich leistungsfähiger ist, als die Maschine / Anlage, die sie ersetzt.
Ein Computer, der vor dreißig Jahren 800 Euro gekostet hat, hat vielleicht ein Hundertstel der Leistungsfähigkeit, die ein heutiger Computer für 800 Euro besitzt.
Selbst wenn wir also kein nominelles Wachstum haben, also die Maschinen und Anlagen nicht durch Erweiterungsinvestionen, also durch "Sparen", finanziert wurden, sondern via Abschreibungen, haben wir ein enormes Wachstum. Hätten wir in allen Branchen einen ähnlichen Fortschritt wie in der Informationstechnologie, dann hätten wir, auch wenn das BIP um keinen Euro gestiegen wäre und niemand auch nur einen Cent gespart hätte, ein Wachstum von ein paar Tausend Prozent in dreißig Jahren.
4) Es ist einigermaßen verständlich, wie dieser Hokuspokus mit I = S in die Welt kam. Ausgegangen wurde vom Verhalten der Haushalte im 18. Jahrhundert. Für langlebige Konsumgüter musste damals eben noch eine Weile gespart werden, weil es einen Kapitalmarkt im heutigen Sinne gar nicht gab.
Diese "Urerfahrung" war offensichtlich so prägend, dass die Idee auch auf die Gesamtwirtschaft übertragen wurde, obwohl auch schon damals eine Investition via Geldschöpfung möglich war, zum Beispiel in dem man einen Wechsel ausstellt, siehe Geldtheorie bei Ricardo. (Ricardo beschreibt da, warum die Geldschöpfung durch Einräumung eines Überziehungskredites nicht funktioniert, aber da irrt er und Adam Smith hat Recht.)
Schwieriger scheint es, diesen Hokuspokus wieder aus der Welt hinauszubringen. Wir werden uns damit nochmal beschäftigen, wenn wir über Keynes diskutieren. Die Faszination von I = S und ähnlicher Konstrukte scheint auch durch die Tatsache bedingt zu sein, dass sich so Modelle zusammenbasteln lassen, die irgendwie logisch aussehen und "mathematisch" modelliert werden können.
Der eigentlich entscheidende Faktor, die Bildung und die Ausbildung, geraten so völlig aus dem Blickfeld und da es sich hierbei um einen Faktor handelt, der eben nicht (mathematisch) modellierbar ist, und vor allem nicht formelhaft darstellbar, hat das einen gewissen Reiz.
Ohne Bildung und Ausbildung gibt es aber gar keine Investition, die das angesparte Vermögen absaugt und bei entsprechendem Ausbildungsstand kann eine Volkswirtschaft Kredite schlicht drucken, bzw. notwendige Investitionen können, auch vom ausländischen Lieferanten, vorfinanziert werden, das tut die deutsche Wirtschaft zum Beispiel schon dreißig Jahre lang und ist die Vorfinanzierung für den deutschen Anbieter riskant, dann gibt es Hermes Kredite.
Die letztlich alles entscheidende Variable ist also Bildung und Ausbildung und man kann glatt 10 Semester VWL studieren, ohne dass diese zwei Wörter auch nur irgendwann genannt werden, wohingegen man I = S mehrere Male die Woche hört und falls es nicht reicht, steht es auch noch in jedem Lehrbuch.
Das Argument, dass in den jetzigen Krisenländern, wir schreiben immer noch das Jahr 2012, der Bildungsstand so hoch ist wie die Arbeitslosigkeit sticht nicht wirklich.
Der Bildungsstand ist offensichtlich nicht so hoch, dass Unternehmen in ausreichender Zahl gegründet werden.
Die Idee mit der 'ein Mann AG', also der Förderung von Selbstständigkeit via Bundesagentur für Arbeit, war im Übrigen nicht mal schlecht.
Der Autor hat höchstselbst für Freunde nebenher und unentgeltlich hierfür einige business Pläne geschrieben und teilweise hat das auch funktioniert.
Hat man eine Bevölkerung, die 'Killerapplikationen' am Fließband produziert, dann wird die Umsetzung nicht daran scheitern, dass am anderen Ende zu wenig gespart wird.
Die Idee via 'ein Mann AG' dazu beizutragen, drei Millionen Arbeitslose in Lohn und Brot zu bringen, war gar nicht schlecht, wobei man natürlich noch einiges mehr hätte tun können, z.B. die Einbindungen von Universitäten und Forschungseinrichtungen.
Den staatlich finanzierten Weiterbildungssektor massiv auszudehnen, ist im Grunde auch keine schlechte Idee, zumal den Weiterbildungsinstituten mehr Geld zur Verfügung stand, pro Kopf, als jeder Uni. Alternativ hätte man natürlich auch die Unis weiter öffnen können.
Dass die Idee letztlich gescheitert ist und sechs Milliarden DM pro Jahr sich in Luft aufgelöst haben, ist der Tatsache geschuldet, dass diese Maßnahmen äußerst unproduktiv organisiert wurden.
Unter Bildung und Ausbildung verstehen wir also zum Beispiel nicht, irgendwelche angehendenden Volkswirte von irgendwelchen Beamtenfuzzis mit I = S und ähnlichen Plunder berieseln zu lassen.
Wir verstehen unter Bildung und Ausbildung eher die Fähigkeit, ganz konkrete Probleme zu lösen. Wir haben, siehe Präliminarien, bereits davon gesprochen, was uns einer Lösung anstehender Probleme näher bringt. Es ist unter anderem die stärkere Verzahnung zwischen Unis und Forschungseinrichtungen. Wenn eine Idee da ist und die Entwicklung zur Marktreife nicht finanziert werden kann, könnten Studis das als Projekt betreiben.
Wir verstehen unter Bildung / Ausbildung nicht die Fähigkeit, über Probleme diskutieren zu können. Wir verstehen darunter die Fähigkeit, diese zu lösen. Sollte der Ehrgeiz der Ökokast darin bestehen, in irgendwelchen "wisschenschaftlichen" Fachzeitschriften über Probleme zu diskutieren, dann sollte man sie austauschen durch Leute, die auch welche lösen wollen.
Die Diskussion um die "Ich AGs" hat immerhin mal eine Diskussion in Gang gesetzt. Was uns kaum weiterbringt, ist eine dappige Ökokaste ohne Berufserfahrung und ohne Lebensleistung, die 30 Jahre lang denselben Quark erzählt, den sie schon 250 Jahre lang erzählt hat. Das Kernproblem jeder Gesellschaft sind weniger ökonomische Fragen. Das zentrale Problem ist immer das Bildungssystem. Es ist naheliegenderweise nie ein Problem, Arbeitsplätze zu schaffen, wenn ausreichend Ideen vorhanden sind und Leute, die diese auch konkret umsetzen können. Ein sehr großer Teil dessen, mit dem sich die Ökonzunft befasst, sind Scheindebatten.
Der Traité d’économie politique von Jean Baptiste Say ist stark an Wealth of Nations von Adam Smith angelehnt, vereinzelte Stellen sind an der Grenze zum Plagiat, bzw. sind schlicht ein Plagiat. Da Adam Smith aber vorher da war, hat Jean Baptiste Say von Adam Smith abgeschrieben. Hier ein Beispiel.
Dans une société tant soit peu civilisée, chaque personne ne produit pas tout ce qui est nécessaire à ses besoins ; il est rare même qu'une seule personne crée un produit complet ; mais quand même chaque producteur ferait à lui seul toutes les opérations productives nécessaires pour compléter un produit, ses besoins ne se bornent pas à une seule chose ; ils sont extrêmement variés : chaque producteur est donc obligé de se procurer tous les autres objets de sa consommation, en échangeant ce qu'il produit en un seul genre au-delà de ses besoins, contre les autres produits qui lui sont nécessaires. |
WHEN THE DIVISION OF LABOUR has been once thoroughly established, it is but a very small part of a man’s wants which the produce of his own labour can supply. He supplies the far greater part of them by exchanging that surplus part of the produce of his own labour, which is over and above his own consumption, for such parts of the produce of other men’s labour as he has occasion for. Every man thus lives by exchanging, or becomes, in some measure, a merchant, and the society itself grows to be what is properly a commercial society. Wenn die Arbeitsteilung voran geschritten ist, ist es nur ein kleiner Teil dessen, was ein Mensch bedarf, was er durch eigene Arbeit erlangen kann. Den weit größeren Teil davon erlangt er, indem er den Überschuss seiner eigenen Arbeit, welchen er selber nicht benötigt, gegen die Produkte, soweit ihm das möglich, anderer Leute eintauscht. Jedermann lebt also vom Tausch oder wird in gewisser Weise zum Händler und die Gesellschaft wird so zu einer Tauschgesellschaft. aus: Adam Smith, Wealth of Nations, Book I, Chapter IV |
Streckenweise ist der Stil im Traité d’économie politique etwas 'journalistisch', das heißt, eine Aussage besteht überwiegend aus Meinung auf die man im gleichen journalistischen Stil mit einer anderen Meinung antworten könnte. Zu dieser Kategorie gehören zum Beispiel Abschnitte wie dieser.
Les succès obtenus par les arts et par le commerce ont fait sentir leur importance. On n'a plus fait la guerre pour se piller et détruite les sources mêmes de l'opulence ; on s'est battu pour se les disputer. Depuis deux siècles, toutes les guerres qui n'ont pas eu pour motif une puérile vanité, ont eu pour objet de s'arracher une colonie ou bien une branche de commerce. Ce ne sont plus des barbares qui ont pillé des nations industrieuses et civilisées ; ce sont des nations civilisées qui ont lutté entre elles, et celle qui a vaincu s'est bien gardée de détruire les fondements de son pouvoir en dépouillant le pays conquis. L'invasion de la Grèce par les Turcs au XVe siècle parait devoir être le dernier triomphe de la barbarie sur la civilisation. La portion industrieuse et civilisée du globe est heureusement devenue trop considérable par rapport à l'autre, pour que nous ayons à redouter de nouveau un semblable malheur. Les progrès mêmes de l'art de la guerre ne permettent plus aucun succès durable à des barbares. Les instruments de la guerre exigent le développement d'une industrie très perfectionnée. Des armées beaucoup plus nombreuses que celles qu'on levait autrefois ne peuvent se recruter qu'au moyen d'une population considérable ; et les seuls pays civilisés peuvent être fort populeux. Enfin, des armées nombreuses, et des munitions de guerre et de bouche proportionnées entraînent des dépenses énormes auxquelles une industrie active et des accumulations multipliées, qui ne se rencontrent que chez des peuples très avancés, suffisent à peine. |
Durch die Fortschritte, die im Handwerk und im Handel stattgefunden haben, wurde auch deren Bedeutung erkannt. Man führte nicht mehr Krieg gegeneinander um sich auszuplündern und die Quelle des Reichtums zu zerstören. Man führte Krieg eben wegen dieser Fortschritte. Seit zwei Jahrhunderten hatten alle Kriege, wenn sie nicht aus purer Eitelkeit geführt wurden, das Ziel, dem anderen ein Gewerbe oder eine Kolonie zu entreissen. Es sind nicht mehr Barbaren, die die industrialisierten und weiter entwickelten Nationen ausgeplündert haben. Es sind die zivilisierten Nationen, die sich gegenseitig bekriegten und das Land, das obsiegte, hat sich davor gehütet, die Fundamente seiner Macht durch die Zerstörung des Nachbarlandes zu untergraben. Die Invasion von Griechenland durch die Türken im 15 Jahrhundert war, so scheint es, der letzte Triumph der Barbarei über die Zivilisation. Der Anteil der industrialisierten und zivilisierten Staaten ist glücklicherweise heute größer als der Anteil der anderen, so dass wir ein solche Unglück wohl nicht mehr fürchten müssen. Die Fortschritte in der Kriegstechnik allein erlauben keinen dauerhaften Erfolg der Barbaren mehr. Die Instrumente des Krieges verlangen eine weit fortgeschrittene Entwicklungsstufe. Die im Vergleich zu früher sehr viel größeren Armeen, können nur ausgehoben werden, wenn die Bevölkerung relativ groß ist und nur die zivilisierten Staaten, können dicht bevölkert sein. Schließlich verlangt eine zahlenmäßig große Armee, die Munition und die damit einhergehenden Münder enorme Mittel, die nicht mal einer florierenden Industrie mit einer hohen Akkumulationsrate zur Verfügung stehen. aus: Jean Baptiste Say, Traité d’économie politique II, Des revenus industriels |
Das ist irgendwie die Liga Journaille, zwangläufig wäre auch eine Erwiderung Liga Journaille. Die Gleichstellung von industrialisiert und zivilisiert muss man nicht teilen, wer die zwei Jahrhunderte kennt, die auf Say folgten, wird diese Gleichsetzung dubios finden.
Die ursprünglich in diesen Kolonien lebenden Völker sehen das höchst wahrscheinlich anders. Mal unabhängig von der Tatsache, dass die folgenden zwei Jahrhunderten die These, dass industrialisierte Staaten keine Kriege zum Zwecke der Ausplünderung führen gründlichst widerlegt haben, ist auch nicht einzusehen, warum allein die Tatsache, dass industrialisierte Staaten größere militärische Mittel haben, weniger geneigt sein sollen, Kriege allein zum Zwecke der Ausplünderung zu führen. Wenn er von den letzten zwei Jahrhunderten spricht, ist das 17. und 18. Jahrhundert, die "Blütezeit" des Sklavenhandels, noch mit eingeschlossen. Der atlantische Sklavenhandel ist zwar kein Krieg im eigentlichen Sinne, aber die brutalst mögliche Form der Plünderung. Unmittelbar in die Zeit Says reichen die napoleonischen Kriege, an denen er sogar selber teilgenommen hatte. Diese lassen sich weder durch "Eitelkeit" noch wirtschaftlich erklären.
Im Hinblick auf den fundamentalsten aller Fehler, dem Sparen, unterscheidet sich Say kaum von Smith und Ricardo. Allerdings verwirft er vollkommen die These, dass allein die Arbeit einen Mehrwert schaffe, der akkumuliert wird. Sparen ist für ihn schlicht der Teil des Profits, der nicht konsumiert wird, wobei, in krassem Gegensatz zu Ricardo, dieser Profit nicht durch die Differenz aus notwendiger Arbeit, also der Arbeit, die notwendig ist, um die Arbeistkraft zu erhalten, und der gesamten Arbeitszeit definiert ist.
Bei Adam Smith taucht diese These, also dass eine Akkumulation des Kapitals allein über den Mehrwert möglich ist, siehe auch Arbeit und Tauschwert, sporadisch auf, ist aber kein zentraler Gedanke. Bei allen drei, Smith, Ricardo, Say und Marx, wie auch noch in der Neoklassik, wird aber irgendwie gespart und akkumuliert. Isoliert betrachtet, hat das sogar eine gewissen Berechtigung. Wer spart, hat langfristig mehr vermögen. Der Fehler beginnt, wenn man Sparen, verstanden als nicht konsumiertes Einkommen der Vergangenheit, mit der Investition verknüpft.
Das ist der entscheidende und fatale Fehler der Klassik und Neoklassik. Da sich die Klassik und Neoklassik diesbezüglich nicht unterscheiden subsumiert Keynes schlicht beide unter Klassik.
Ansonsten ähneln sich aber alle Arten von Ideologien, angefangen von der Scholastik des Mittelalters, diesen Hirnkrampf kann man hier betrachten, www.divina-commedia.de (im Kommentar zur Divina Commedia), über die Freiheitsideologen à la Hayek und der dozierenden Ökokaste bis zum Marxismus.
Viele Ideologien, wie etwa die Scholastik oder der Marxismus, werden im eigentlichen Sinne auch nicht widerlegt. Sie laufen schlicht aus. Man interessiert sich einfach nicht mehr dafür. Es ist manchmal nicht die Irrelevanz oder mangelnde Erklärungskraft für die Wirklichkeit die eine Ideologie auflöst, sondern das gesellschaftliche Umfeld, dass sich für Scheindebatten einfach nicht mehr interessiert.
Ein solcher Umbruch steht der akademischen Volkswirtschaftslehre noch bevor.
Es sind mehrere Elemente, die für Ideologien konstitutiv sind. Sie scheuen das Tageslicht wie die Kellerasseln. Das heißt, sie ergehen sich in Haarspaltereien, so dass der Kern ihrer Ideologien verwischt wird. Ob dies absichtlich geschieht oder ob die Grundannahmen derart in der Psyche verankert sind, dass sie nicht mehr hinterfragt werden, ist unklar.
Wird eine Ideologie zur Staatsdoktrin und ersetzt jeden gesunden Menschenverstand, dann ist es sicherlich dem psychischen Wohlbefinden und dem beruflichen Fortkommen förderlich, die Ideologie auch psychisch ganz und gar zu verinnerlichen. Wir kommen bei Karl Marx darauf zurück.
Die Ideologie als Staatsdoktrin verlangt von dem einzelnen auch keine inhaltliche Auseinandersetzung mehr, er muss sie im Detail nicht mal kennen. Keine Stasi Ratte machte sich einen Kopf um den marxschen Mehrwert.
Es reicht vollkommen, dass er sich zur Ideologie normgerecht verhält und ihren Jargon spricht. Das systemische Vorgehen der Volkswirtschaftslehre beinhaltet die Rechtfertigung individuellen Versagens. Rational handelt auch der Befehlsempfänger, denn sich der Barbarei zu verweigern, maximiert den Nutzen nicht.
Von der systemischen Betrachtung führt ein direkter Weg zur Abschaffung des Individuums. Durch den Versuch, jede Diskussion über Werte als unwissenschaftlich zu deklarieren, katapultiert sich die Volkswirtschaftslehre ins Nirvana, denn in jedem Wirtschaftssystem, faschistisch, sozialistisch, marktradikal etc. werden sich Individuen systemisch konform verhalten.
Die systemische Betrachtung befreit das Individuum von der individuellen Verantwortung und beinhaltet im Kern schon den salto mortale, dass das systemisch korrekte Verhalten als normgerecht und richtig anerkannt wird.
Das nicht normgerechte Verhalten des Wehrmachtsangehörigen ist moralisch anrüchiger, als der Widerstand. Der Stasi Offizier bezieht eine Rente, der Kritiker des Systems, der seine Zeit im Gefängnis verbracht hat, nicht.
Banken handeln korrekt, wenn sie sich systemisch korrekt verhalten und Geld verbrennen. Das sehr beliebte Spiel der dozierenden Ökokaste, jede Diskussion über Werte als unwissenschaftlich zu deklarieren, zielt auch weniger auf eine 'wertfreie' Wissenschaft. Diese Diskussion richtet sich vor allem gegen konkrete Werte.
Die Abwesenheit von Werten schafft noch keine Werte, im Gegenteil. Wertfrei handelt nur das Getier in der freien Wildbahn.
Das Thema Ideologie hat viele Facetten, wir kommen später, bei der Diskussion des kritischen Rationalismus und der Frankfurter Schule darauf zurück. Wem das dann zu kompliziert ist und wer es gerne anschaulicher hätte, der kann sich auch das durchlesen: www.recht-eigenartig.de.
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Der wohl gravierendste Fehler der Klassik ist der Glaube, dass Investitionen und Sparen über den Zins in Einklang gebracht werden.
Dieser Irrglaube führt dann auch zur Geldschleiertheorie.
Dieser Irrglaube führt dann auch zu der These von einer Tendenz zum Gleichgewicht auf allen Märkten.
Folgerichtig ist die Spartheorie, die Zinstheorie, die Geldtheorie und die Beschäftigungstheorie der Klassik und Neoklassik falsch.
Und folgerichtig stehen diese drei Größen im Zentrum der keynesschen Kritik und geben seinem Hauptwerkt seinen Namen.