Und wie üblich berichten wir mal wieder nix, über das, was man überall nachlesen kann. Wer aber googelt, der kann es auch mit dem Begriff Frankfurter Schule tun, alternativ zu Adorno, denn letzterer ist der Mitbegründer ersterer. Er wird sehr fündig, denn Adorno ist einer der bedeutendsten Philosophen des zwanzigsten Jahrhunderts. Sein Hauptwerk ist allerdings die "ästhetische Theorie", auf die wir hier überhaupt nicht eingehen.
Auch hier beschäftigt natürlich alle Leute die Frage, was das mit Wirtschaft zu tun hat. Die Antwort kann natürlich pragmatisch ausfallen. Adorno beschäftigt sich sozusagen mit den "Nebenwirkungen" einer marktwirtschaftlichen Ordnung. Machen wir uns mal kurz klar, was auf dem Beipackzettel steht.
1) Die Wirtschaft ist ein Instrument, sie dient der Wohlfahrtsmaximierung der Gesamtgesellschaft. Folglich müssen die positiven Wirkungen einer bestimmten Wirtschaftsverfassung gegenüber den negativen Wirkungen einer Wirtschaftsordnung überwiegen, andernfalls wäre sie selbst dann nicht sinnvoll, wenn sie rein "wirtschaftlich" betrachtet, also in Euro messbarem Output, erfolgreicher wäre, als eine alternative Wirtschaftsordnung. Isoliert betrachtet, also unter vollständiger Außerachtlassung aller anderen Wirkungen, kann sie eigentlich gar nicht beurteilt werden.
Der Autor hält das zwar für wenigt glaubhaft, aber ehemalige DDR Bürger betonen immer mal wieder, dass in der DDR kein "Konkurrenzdenken" geherrscht habe, der Arbeitsplatz sicher war, die Verhältnisse geordnet. Diese Werte werden teilweise sogar als wichtiger angesehen, also die offensichtlich geringe Effizienz.
Hinterfragen kann man also sehr vieles.
Die marktwirtschaftliche Ordnung an der man wohl besser, aus Gründen, die nun schon so gefühlte Tausend Mal erläutert wurden, besser nicht rüttelt, ist durch zwei Merkmale determiniert, von denen eines objektiv ist und das andere eine Aussage über menschliches Verhalten beinhaltet. Das objektive Merkmal ist die rasche Informationsverarbeitung durch die Preise. Dieses Merkmal ist objektiv, insofern Preise das Ergebnis eines überindividuellen Prozesses sind.
Schwieriger ist es mit dem zweiten Moment. Es reicht naheliegenderweise nicht, dass der Preis Knappheitssignale aussendet. Irgendjemand muss diese Knappheitssignale auch aufnehmen und die Knappheiten beseitigen. Hier steht die These im Raum, dass dieses gewünschte Verhalten nur unter Wettbewerbsbedingungen erreicht wird. Bezüglich letzterem Moment haben wir mehrere historische Entwicklungen.
Adam Smith ging davon aus, dass Unternehmen dazu neigen, eben diesen Wettbewerb auszuschalten, was ja wiederum impliziert, dass die Ausschaltung des Wettbewerbs den Unternehmern attraktiver und / oder rentabler erscheint, als sich durch eine überragende Marktleistung gegen die Mitbewerber durchzusetzen. Attraktiver bezieht sich hierbei auf den Stress. Ein gemütlicher Wettbewerb ist weniger anstrengend, als ein scharfer Wettbewerb, der auf die Vernichtung des Wettbewerbers zielt. Rentabler bezieht sich auf die Gewinnaussichten. Rein ökonomisch gesehen müssen sich die Unternehmer von Absprachen höhere Gewinne versprechen, als durch den Wettbewerb, andernfalls würden sie ja in den Wettbwerb eintreten.
Wie sie sich also verhalten, ist situationsbedingt, hängt ab einerseits von dem Stress, den sie sich antun wollen, und von den Gewinnaussichten. Letztlich ist der Begriff Wettbwerb, so er auf das Verhalten abstellt, eine Leerformel zumal die Rahmenbedingungen darüber bestimmen, auf welche Art der Wettbewerb ausgetragen wird.
Ohne Gewerkschaften, Tarifverträge, Mindestlöhne, soziale Sicherungssysteme (das "Arbeitslosengeld" ist der niederste Lohn, der bezahlt werden muss, andernfalls wird Arbeitslosengeld bezogen) etc. wird der Wettbewerb zum Teil über die Löhne ausgetragen, wodurch die These von der Bezahlung nach dem Grenzertrag der Arbeit zu einem Zirkelschluss wird.
Im übrigen, rein ökonomisch gesehen, wäre eine Diskussion über einen Höchstzinsatz genau so plausibel wie eine Diskussion über den Mindestlohn. Es fehlt die schlüssige Begründung, warum Geld einen Preis hat und in welcher Höhe dieser sein soll. Bei Kartoffeln ist das relativ klar. Sind sie knapp, muss der Preis steigen, weil nur dadurch erreicht werden kann, dass mehr Kartoffeln produziert werden, bzw. diese von irgendwoher herangeschafft werden. Der Preis hat eine unverzichtbare Allokationsfunktion. Geld ist aber gar nicht knapp, sondern wird höchstens knapp gehalten. Das ist für Leute, die welches haben zwar ungemein praktisch, für Geld gibt es dann einen guten Preis, der aber mit der Allokation gar nichts zu tun hat. Der Preis für Geld bestimmt sich nicht nach dessen Knappheit, sondern nach anderen makroökonomischen Größen und über die Sinnhaftigkeit, dieses knapp zu halten, kann man dann diskutieren. Sicher ist nur, dass der Teil, der für die Entlohnung des Geldes verwendet wird, nicht für die Entlohnung der Arbeit verwendet werden kann. Da hat man also einen Spielraum.
Wir können uns aber darauf einigen, dass das System Cuba, wo auf jeder zweiten Hauswand steht, dass man wie der Che sein soll, also selbstlos für das Gemeinwohl arbeiten soll, nicht funktioniert.
Für den Grenzertrag der Arbeit, als monetäre Größe, ist der (monetäre) Wert entscheidend, der am Markt erzielt werden kann. Verhindern also die institutionellen Rahmenbedingungen einen Wettbewerb über die Löhne, dann ist der Grenzertrag der Arbeit, als monetäre Größe, höher.
Auf jeden Fall werden an den Unternehmer von der Gesellschaft zwei ganz unterschiedliche Forderungen gestellt. Er soll auf der einen Seite möglichst billig produzieren, sich also dem Wettbewerb stellen. Auf der anderen Seite soll er aber auch hohe Löhne bezahlen.
Schafft er es über technischen Fortschritt beide Ziele zu erreichen, wird er andere Unternehmen vernichten. Dies wäre natürlich zu begrüßen, insofern er hierdurch eine Neustrukturierung der Wirtschaft einleitet, also die dann freigesetzten Arbeitskräfte in anderen Bereichen eine Beschäftigung finden.
Wenn die gleiche Torte also mit weniger Arbeitskräften erstellt werden kann und die freigesetzten Arbeiter die Torte vergrößern können, dann ist die Welt in Ordnung. Das Spiel hat zweifelsohne die letzten 300 Jahre funktioniert, auch wenn es zwischendrin mal immer wieder gewaltig im Gebälk geknirrscht hat. Hayek und die unendlich vielen anderen Freiheitskämpfer mit Pensionsberechtigung müssten anders formulieren. Wettbewerb ist der Preis, den man zahlen muss für wirtschaftliche Effizienz. Für Freiheit allerdings ist der Wettbewerb nur bedingt zuständig. Der Wettbewerb erzwingt ein bestimmtes Verhalten.
Der Wettbwerb findet hierbei weltweit statt. Es konkurriert also eine Volkswirtschaft mit einer anderen Volkswirtschaft, die entweder gar keine oder niedrigere Tariflöhne kennt. Alternativ könnte man sich noch vorstellen, dass Arbeit, was ja für bestimmte Arten von Arbeit zutrifft, knapp ist. In diesem Fall erfolgt die Entlohnung tatsächlich nach Maßgabe des Grenzertrages der Arbeit (wobei auch hier der weltweite Maßstab anzusetzen ist).
Wir sehen also schon an diesem kurzen Beispiel unmittelbar, dass keine Partei im deutschen Bundestag und auch kein Volkswirt eine wirklich geschlossene Weltsicht hat. Meistens sind sie sich lediglich der Tatsache, dass ihr Gedankengebäude in sich widersprüchlich ist, nicht bewusst.
Streng marktwirtschaftlich gesehen müsste es zum Beispiel jedem "Ausländer" erlaubt sein, in Deutschland zu arbeiten, bzw. jedem Unternehmen müsste es gestattet sein, in Deutschland ein Filiale zu gründen und die Arbeitskräfte gleich mitzubringen, bzw. Zölle müssten prinzipiell verboten sein. Dem ist aber mitnichten so und auch Adam Smith wäre überrascht gewesen, wenn man in ihn mit dem Vorschlag konfrontiert hätte, dass sich auch ausländische Unternehmer / Arbeiter in England niederlassen könnten.
Die Informationverarbeitung anhand der Preise soll zur optimalen Allokation der Produktionsfaktoren führen. Warum dieses These nicht so ganz hinhaut, haben wir bereits gefühlte Tausend mal gesehen, siehe Keynes. Geld ist zwar, ganz im Gegensatz zu dem was die Klassik / Neoklassik glaubt, die Geld mit Kapital verwechselt, kein Produktionsfaktor, alloziiert aber die Produktionsfaktoren bzw. sorgt für eine gigantische Fehlallokation. Die Realwirtschaft hängt ab von einem Kasino, der Börse.
Adam Smith und Walter Eucken gehen insofern noch konform, als sie die Gefahr für den Wettbewerb in Mechanismen sehen, die dem laissez-faire "Kapitalismus" inhärent sind. Wir haben bereits gesehen, dass sie sich lediglich darin unterscheiden, dass Adam Smith nicht glaubt, dass man ein Gesetz stricken könnte, das die Freiheit wahrt und solche Prozesse verhindert.
Daran glaubt allerdings Walter Eucken und in der Tat haben wir ein solches Gesetz heutzutage in allen Ländern, siehe Ordoliberalismus. Allerdings sieht Walter Eucken und noch mehr Friedrich Hayek die eigentliche Bedrohung der Wettbwerbsordnung in der Intervention des Staates, ein Problem, das Adam Smith nicht sah, denn sein Staat war der Nachtwächterstaat. Nicht dass er aktiv für den Nachtwächterstaat plädiert hätte, wie man überall liest. Es war schlicht so, dass der Staat außer der Durchsetzung des Strafrechts und des Handelrechts noch keine Funktion hatte.
Die 250 Jahre die auf Adam Smith folgten waren ein Austarieren zwischen Wettbewerb zur Durchsetzung von wirtschaftlicher Effizienz und Wettbewerb als dem Recht des Stärkeren.
Bei Hayek und seinen Freiheitskämpfern mit Pensionsberechtigung, die wir üppig hier, www.hayek.de und an Hundert anderen Stellen finden, wird nun irgendwie dieser eigentlich doch recht simple Tatbestand, die marktwirtschaftliche Ordnung sorgt über die von den Preisen ausgehenden Knappheitssignale für die optimale Allokation, zu einem Gesang über die Freiheit an sich, wobei natürlich die meisten Freiheitskämpfer, wie z.B. Karen Horn, die kämpft an allen Fronten für die Freiheit und ist bei allen Freiheitskämpertruppen beteiligt, schlussendlich natürlich keine Kostverächter sind. Es ist schon einfacher, wenn der Steuerzahler, also die Unfreien, am Ende des Monats die Knete austüten. Also so ein Job an der Uni ist schon schick.
Der Autor sieht das ein bisschen anders. Freiheitskämpfer sind für ihn z.B. Leute, die an ihre Idee glauben, den Arsch hinhalten, Unternehmen gründen und Arbeitsplätze schaffen. Ohne Netz und doppelten Boden. Dass man diese Leute dann zu Zwangsmitgliedern der IHK bzw. der Handelskammer erklärt, und dass diese Leute dann noch zwangsverpflichtet werden so Freiheitskämpfer wie Wolfgang Gerhadt zu finanzieren, die Lobbyarbeit für eben diese IHK machen, siehe Hayek, findet der Autor dann uncool. Man kommt manchmal auch ohne Freiheit aus, es reichen Grundtugenden, die man im Kindergarten lernt. Oder eben auch nicht.
Wahre Freiheitskämpfer sind zum Beispiel die von www.lobbypedia.de. Wer sich für Transparenz einsetzt, ist immer ein Freiheitskämpfer.
Würden also nüchterne Zeitgenossen den Wettbewerb eher als den Preis definieren, den man für Effizienz zahlen muss, wird der Wettbewerb bei Hayek und seinen Adepten so emphatisch besungen wie die Freude, wenn auch ohne Beethoven, in Schillers Ode an die Freude.
Die Logik ist irgendwie, dass es ohne wirtschaftliche Freiheit auch sonst keine Freiheit gibt, siehe Eine Spielart der Totalitarismustheorie.
Irgendwie tut sich dann das Reich der Freiheit auf und alle sind glücklich. Das Problem bei den Freiheitskämpfern mit Pensionsberechtigung, da ähneln sie durchaus dem sonstigen Rest der Ökokaste, die tatsächlich dozieren darf, was die Freiheitskämpfer im Bachelorstudiengang ja nicht mehr dürfen, ist, dass sie den Wettbewerb nur im Akkusativ kennen, aber nicht im Nominativ, das heißt als handelnde Objekte.
Zwar sind die Freiheitskämpfer gut vernetzt und schaffen es doch immer wieder an die Uni, aber das ist eine Fehlentwicklung. Wahre Freiheitskämpfer müssen in der Lage sein, Unternehmen zu gründen. Haben wir die Jobs, klärt sich auch das mit Freiheit. Das Freiheitsgeschwätz von den Hayek Jüngern bringt aber praktisch, also für Schaffung von Arbeitsplätzen, nix.
Anders formuliert. Es ist eine Horde von Schwätzern. Ihren Beitrag zu mehr Wettbewerb könnten sie konkret dadurch erbringen, dass sie auf ihre Pensionen verzichten und Unternehmen gründen, anstatt sich in irgendeiner für sie geschaffenen Bürokratie durchfüttern zu lassen. Wir brauchen auch kein Max Planck Institut für Ordnungspolitik. Wir sind bereits mit Institutionen dieser Art überversorgt.
Von daher fällt die Darstellung von Wettbewerb auch ziemlich holzschnitzartig aus, bzw. ist ein ziemliches Gelaber. Forschung zum Beispiel ist in der BRD nur durch einen "internen Wettbewerb" organisiert, wieviel Geld dafür ausgegeben wird und konkret für was wird aber politisch entschieden, siehe Forschung und Entwicklung durch den Staat.
Ob man Forschung und Entwicklung privat besser organisieren könnte, kann man zweifelsfrei diskutieren. Allerdings nicht auf dem Niveau irgendeines Gesülzes über Freiheit. Da muss man sich dann schon überlegen, wie man an harte Kennzahlen kommt. Bürokratie mit ihren kommunistischen Beamten ist schlimmer als Typhus, Pest und Cholera, das ist unstrittig.
Aber auch da hilft uns ein Freiheitsgesülze wenig. Allerdings kann man das Problem konkret dadurch lösen, dass man in den Verwaltungen eine Kosten- und Leistungsrechnung einführt und die Verwaltungen anhand harter Kennzahlen, die auch veröffentlicht werden, steuert. Wir diskutieren das Problem, also wie man eine sinvolle Lenkungsfunktion in Bereichen entwickelt, die nicht marktwirtschaftlich organisiert werden können in der www.recht-eigenartig.de.
Lobbyismus und die Durchsetzung von Partikularinteressen zu Lasten der schlecht informierten Öffentlichkeit sind ein Problem, das wird niemand bestreiten. Allerdings nützt uns auch hier kein Gesülze über Freiheit. Hier brauchen wir ein starkes Internet, mit engagierten Bürgern, die mal Tacheles reden.
Im übrigen ist die ganze abgehobene Diskussion völlig Banane. Wir haben alle möglichen Typen von Wirtschaftsverfassungen, die ökonomisch erfolgreich sind. Vom Kapitalismus kommunistischer Prägung wie in China bis zum schwedischen Wohlfahrtsstaat. Wir hatten Staaten, die den Vorstellungen Hayeks sehr nahe kommen, wie etwa das England von Margeret Thatcher, die zusammenbrechen, wenn der Finanzsektor zusammenbricht, weil die industrielle Basis ausgedünnt wurde und wir haben Länder, die weit von den Vorstellungen Hayeks entfernt sind und sich zumindest im Moment, wenn auch auf Kosten der anderen, noch ganz tapfer schlagen, wie die BRD.
Man kann eigentlich die ganze sogenannte österreichische Schule von Carl Menger über Böhm Bawerk zu Mises und Hayek auch komplett in die Tonne treten.
Womit wir dann allmählich zum eigentlichen Thema kommen. Freiheitskämpfer aller Couleur haben es irgendwie mit dem Thema "Gerechtigkeit" und das Thema ist ja auch regelmäßig Thema irgendwelcher Umfragen. Die Jungs hier, siehe neue soziale Marktwirtschaft haben daraus dann ein Video gemacht. (Wir finden natürlich, dass das Internet seine Leistungsfähigkeit hier mal wieder unter Beweis stellt, denn bei Wikipedia erfahren wir, was das überhaupt für ein Club ist. Wir haben also ganz konkrete Vorstellungen, wir wir uns Freiheit und Demokratie vorstellen.)
In dem Video wird dann erklärt, dass man Gerechtigkeit nicht definieren könne. Die Argumentation ist irgendwie auf der Pareto Schiene. Auch Pareto ist ja der Meinung, dass sich wissenschaftlich nicht erklären lässt, warum die Römer Karthago nicht hätten zerstören sollen. Die Antwort auf diese Frage ist relativ einfach.
Es gibt einfach Ideen, die Scheiße sind. Man kann auch wissenschaftlich nicht erklären, warum es eine Scheiß Idee ist, sich ins Knie zu schießen, aber es ist eine Scheiß Idee.
Was uns die Initiative erklären will, ist schlicht, dass jede Einkommensverteilung gerecht ist. Da wird dann zwar noch ein bisschen geschwurbelt von Bedarfsgerechtigkeit, Regelgerechtigkeit und Chancengleichheit, siehe INSM-Position Gerechtigkeit, aber im Grunde ist es das, was sie sagen wollen.
Das Problem bei der These ist, dass bei einer sehr ungleichen Verteilung keine Chancengleichheit mehr besteht. Ob jemand eine Million erbt oder eine Million verdienen muss, ist sehr unterschiedlich, da sind die Chancen sehr ungleich. Der eine hat die Million nämlich schon und der andere muss sie verdienen. Bei einem 100 Meter Lauf herrscht keine Gleichheit, wenn der eine schon zu Beginn am Ziel positioniert wird.
Die INSM fordert also "Gerechtigkeit" damit meint sie dann Chancengerechtigkeit, die über das Bildungssystem hergestellt wird. Das Bildungssystem kann aber keine Chancengerechtigkeit herstellen. Wenn Papa und Mama Nachhilfe finanzieren können, dann schafft der Filius es immer und wenn der Filius dann noch richtig erbt, dann wird er schon irgendwie klar kommen mit der Welt, egal wie dämlich er ist.
Generationengerechtigkeit ist noch schwachsinniger. Gemeint ist, dass eine Generation der nächsten Generation Schulden hinterlässt. Die Wahrheit ist, dass eine Generation der nächsten Generation Vermögen UND Schulden hinterlässt. Manche erben dann Zinserträge und andere erwirtschaften diese über die Steuern. Es ist also vollkommen schwachsinniges Gelalle, für dessen Verbreitung aber der Arbeitgeberverband der Elektroindustrie 8 Millionen Euro pro Jahr austütet.
Im übrigen meinen sie eigentlich nicht Gerechtigkeit, sondern die Verteilung des Einkommens. Fragt man die Leute, was ja in Tausend Umfragen gemacht wird, ob sie die Republik gerecht finden, haben dazu natürlich alle eine Meinung. Ob allerdings die Verteilung die Leute so wahnsinnig interessiert, steht auf einem anderen Blatt.
Tatsächlich interessiert das nur insofern, als es eine Menge Leute gibt, die kaum noch wissen, wie sie über die Runden kommen. Handlungsorientierter wäre also ein anderer Ansatz. Der Staat könnte eingreifen und das Existenzminimum sichern, was auch anders als über Transferzahlungen funktionieren kann. Z.B. könnte man Lebensmittel von der Umsatzsteuer befreien, dann würden die schon mal um knapp 1/5 billiger. Auf der einen Seite den Agrarsektor subventionieren und auf der anderen Seite die Produkte desselben zu besteuern, ist eigentlich ein bisschen gaga.
Des weiteren könnte man Mietzuschüsse aller Art streichen und schlicht Wohnungen bauen und zwar soviele, dass jedem spekulativen Investor klar wird, dass er hier keine Chance hat. Der Gipfel der Kreativität wäre, wenn man Wohnungen mit sehr geringen Lohnkosten bauen läßt, aber die Leute, die die Immobilien hochgezogen haben, dann Miteigentümer werden. Sinnlose Kostentreiber wie Notare könnte man rausschubsen. Es geht nicht um Gerechtigkeit. Es geht darum, sicherzustellen, dass jeder genug hat, um zu leben.
Freiheit ist bei Hayek wirtschaftliche Freiheit, die Komplexität dieser These ist, schaut man sich die Freiheitskämpfer aller Couleur an, durchaus überschaubar. In der Tradition von Freiheitskämpfern dieses Typs, also z.B. Mises, gehört dann auch, dass Bildung privatisiert werden muss. Aus dieser Ecke kommt dann auch das Geschwurbel über Studiengebühren, Privatisierung von Schulen und Ähnliches. Und dann kommen wir wirklich allmählich zu Adorno.
Theoretisch, auch wenn auch das nicht so einfach ist, wäre ein staatliches Bildungssystem freier. Hängen Inhalte allein von den Eltern ab, schränkt man die Freiheit der Kinder ein. Freiheit heißt, frei wählen zu dürfen. Bildung heißt auch Möglichkeiten und Alternativen kennen zu lernen. Eine breite Palette an Möglichkeiten, kann aber nur der Staat anbieten, der, im Idealfall, aus einem kulturellen Reservoir schöpfen kann und die Inhalte dieses Reservoirs darstellt. Das Problem dabei ist, dass wir hierfür qualifiziertes Personal an den Schulen bräuchten und das ist ein echtes Problem.
Freiheit wird bei den Freiheitskämpfern mit Pensionsberechtigung ausschließlich wirtschaftlich definiert. Der tragischste Fall dieses Irrweges ist Hayek. Hayek geht davon aus, dass die Abwesenheit aller Werte der Garant für die Durchsetzung von Werten ist.
Im Detail ist seine Theorie und die seiner Ädepten zwar irgendwie unklar, aber auf jeden Fall ist die Diktatur eines Pinochets mit all ihren Folterkellern besser als die Demokratie, siehe Warnung vor der Planwirtschaft, wenn diese Diktatur wirtschaftliche Freiheit garantiert, wobei wirtschaftliche Freiheit nochmals eingeschränkt wird.
Wirtschaftliche Freiheit heißt vor allem, dass die Unternehmer schalten und walten können, wie sie wollen. Gewerkschaften sind aber für Hayek eine Bedrohung der Freiheit. Eine Diskussion dieser Thesen lohnt jetzt nicht wirklich, zumal Hayek offen lässt, von was er überhaupt ausgeht.
Gewerkschaften können die Lohnsumme maximieren oder die Lohnhöhe. Urig ist er dann, weil er zwar den Gewerkschaften vorwirft, Macht über Monopole herzustellen, aber Trusts, Kartelle, Monopole auf Unternehmerseite weit weniger kritisch beurteilt. Da weicht er von Walter Eucken ab.
Das "rein Wirtschaftliche" ist aber gar nicht unser Thema. Unser Thema ist, dass Hayek schlicht davon ausgeht, dass mit der wirtschaftlichen Freiheit automatisch Freiheit herrscht, wobei er gar nicht definiert, worin denn diese, also die allgemeine Freiheit, nun eigentlich genau besteht.
Genau das bezweifelt nämlich Adorno. Adorno geht davon aus, dass das "rein Wirtschaftliche", also das rein instrumentelle Denken, letzlich die gesamte Gesellschaft unter den Primat des Ökonomischen bringt, siehe unten. Um was es geht, kann man sich recht einfach klar machen, auch wenn die Argumentation Adornos anders verläuft.
Der Autor würde sagen, dass der Primat der Wirtschaft und die Idee des Siegens um des Siegens willen, des Wettbewerbs um des Wettbewerbs willen, zu einer Gesellschaft führt, die nur noch Dinge respektiert, die sich monetär bewerten lassen. Vom Wettbewerb um des Wettbewerbs willen, sind wir dann schnell bei der Apotheose des struggle for existence und vom struggle for existence, der als natürlich angesehen wird, bei der Unterwerfung anderer um der Unterwerfung willen.
Wahrscheinlicher als die These, dass wirtschaftliche Macht in der Hand des Staates alle staatlichen Bereiche difundiert, eine These, die historisch nicht haltbar ist, und zu einem totalitären Staat führt, ist die These, dass der völlige Primat des ökonomischen die Leute gleichschaltet.
Das Kriterium der wirtschaftlichen Effizienz gilt uneingeschränkt für den Kartoffelmarkt. Gewinnt aber im Wettbewerb die Zeitung, die es am ehesten schafft, wie etwa die BILD Zeitung, ihre Leser durch gehypten Mist auf zuckende Basalganglien zu reduzieren, dann erfüllt der Wettbewerb keine gesellschaftlich sinnvolle Funktion mehr. Eine sinnvolle Funktion erfüllt dann google. Der macht eine unbegrenzte Anzahl an Bildern verfügbar, so dass immer weniger Leute bereit sind, für Bilder zu bezahlen. Die Auflage geht dramatisch zurück. Das Internet erfüllt also seine Aufgaben zuverlässig.
Jede Betätigung, die nicht in Euro ausdrückbar ist, ist lächerlich, wer sich einer solchen Tätigkeit widmet, ist ein loser, wohingegen derjenige, der mit dem schnelleren Auto dahin fährt, wo er ohnehin schon ist, um mal einen Ausdruck von Adorno zu verwenden, sich als Sieger fühlen darf. Der Autor sieht noch nicht ganz, wie die Ökonomie Möglichkeiten aufzeigen soll, die außerhalb des Ökonomischen liegen.
Freiheit würde der Autor definieren als die Möglichkeit zwischen unterschiedlichen Werten und Lebensentwürfen entscheiden zu können. Das könnte ein Bildungssystem leisten, das der Staat anbietet.
Die Freiheitskämpfer mit Pensionsberechtigung wiederum sehen die Freiheit der Eltern eingeschränkt, wenn ihre Kinder durch ein staatliches Bildungssystem "indoktriniert" werden. Sie meinen also, um es mal konkret zu machen, dass strenggläubige Moslems ihre Kinder auf Koranschulen schicken können dürfen, weil sie dort nicht indoktriniert werden.
Der Autor würde sagen, dass alle Kinder das Recht haben, herauszufinden, was es so gibt auf dieser Welt und sich dann das Passende aussuchen dürfen. Freiheit beinhaltet eben auch die Pflicht zur Wahl und umgekehrt gibt es nun mal ohne Wahl keine Freiheit und die Wahlmöglichkeiten können nicht nur objektiv eingeschränkt sein, siehe On Liberty von John Stuart Mill.
Freiheit kann auch durch die Grenzen bedingt sein, die ihre Ursachen im Subjekt haben. Es ist relativ schwierig, etwas zu wählen, was man nicht kennt. Zu Adorno kommen wir noch.
Die These ist, dass der Primat des Ökonomischen den Blick auf alles verbaut, was eben nicht ökonomisch ist. Das ist nun relativ abstrakt. Der Leser kann sich aber mit google und youtube selber auf die Suche machen und er wird dann ähnliche Videos finden wie dieses hier, ¿Por qué los intelectuales odian el capitalismo? .
Das ist von einem bekannten spanischen Wirtschaftswissenschaftler, Jesús Huerta de Soto, der auch sonst unendlich viel Blödsinn erzählt. Der gehört ebenfalls zu den Freiheitskämpfern von der Hayek Front; bezieht sich mehr oder weniger in jedem dritten Satz auf die österreichische Schule.
Er gibt dann an, warum die Intellektuellen den Kapitalismus hassen. In der Quintessenz meint er, dass die Intellektuellen den Kapitalismus hassen, weil jeder Fabrikant von Hühnchen mehr Geld verdient, als Baudelaire. Der Hühnchen Fabrikant ist also ein Siegertyp, Baudelaire ein loser. Den Erfolg misst Jesús in Euros.
Zu befürchten ist aber, dass man bei Jesús nicht allzuviel lernt, was in Euros ausgedrückt einen Wert hat. Jesús wird alimentiert vom Steuerzahler. Echte Freiheitskämpfer, also Leute, die Unternehmen gründen und Arbeitsplätze schaffen, kann er nicht ausbilden, denn davon hat er selber keine Ahnung.
Intellektuellen, meint Jesús, sind also neidisch. Abgesehen davon hätten sie von Wirtschaft keine Ahnung und sind hochmütig. Das ist natürlich von a bis z grauenhafter Müll, insbesondere, weil es nicht mal stimmt. Die meisten "Intellektuellen" der spanisch sprechenden Welt, allen voran Mario Vargas Llosa, sind liberal bis konservativ und ganz strenggläubige Marktwirtschaftler; manche, wie Jorge Luis Borges, sind stockkonservativ.
Er bringt aber zum Ausdruck, dass er von den Geisteswissenschaften schlicht keine Ahnung hat und auch nicht versteht, was die machen. So als Video klingt der gute Jesús natürlich nach unterster Schublade, aber so ähnlich freidrehend hat der Autor auch schon Angehörige der deutschen Ökokaste live geifern hören.
Rein wirtschaftlich ist es schlicht so. Die Intellektuellen schaffen einen enormen Geldwert. Es ist kaum anzunehmen, dass irgendjemand was dagegen hätte, wenn er die exklusiven Nutzungsrechte an Marcel Proust, Fjodor Michailowitsch Dostojewski , Thomas Mann, Bertolt Brecht, Arundhaty Roy, Charles Baudelaire, Robert Musil etc. etc. hätte. Da geht es um Milliarden, wobei der Autor gar nicht vorhat, alternative Vorstellungen von der Welt überhaupt ökonomisch zu rechtfertigen. Das hält er schlicht für unnötig.
Das Video zeigt uns aber, was herauskommt, wenn man das Instrument, also die Wirtschaft, mit dem Ziel verwechselt. Die akademische Ökokaste ist der Meinung, dass sie fest auf dem Boden der Tatsachen steht, auch wenn sie objektiv in der Landschaft rumsteht wie bestellt und nicht abgeholt. Zu Intellektuellen, die ihrer Meinung nach eben nicht auf dem Boden der Tatsachen stehen, haben sie eine Beziehung wie die Kuh zum Concierto de Aranjuez von Joaquín Rodrigo.
Den Mangel erkennen sie aber nicht, denn es gibt Situationen, wo man selbst für das Empfinden eines Mangels noch Intelligenz braucht. Wie ein Bildungssystem aussehen würde, welches völlig nach ökonomischen Grundsätzen durchorganisiert wäre, kann man sich also unschwer ausrechnen. Es wäre ein System bei dem sich ein irrer Derwisch wild im Kreis dreht. Das Ziel wäre aber nicht mehr die mystische Verschmelzung mit wem auch immer, sondern das ekstatische Zucken der entindividualisierten Horde, die nur von "Wetten dass" oder "Wer wird Millionär" gekitzelt werden muss, um bramarbasierend mit den Augen zu drehen.
Der Tatbestand an sich, also dass je nach Fach eine bestimmte Erklärung für totalitäre Systeme gesucht wird, ist nicht erstaunlich. Ökonomen wie Hayek / Eucken und Konsorten haben eine ökonomischen Erklärung, Politikwissenschaftler wie Hanna Arendt eine politische, Historiker, wie z.B. Daniel Goldhagen, eine historische, Psychologen wie Wilhelm Reich eine psychologische, Philosophen wie Popper eine philosophische und Soziologen wie Adorno eine soziologische.
Jede dieser Erklärungen erhebt natürlich Absolutheitsanspruch. Soweit so gut und die Frage, wer Recht hat, müssen wir ja auch nicht klären. Interessant ist lediglich, dass ganz offensichtlich die Methode oder der Blickwinkel die Ergebnisse bereits präjudizieren. Ein Phänomen, das wir ja schon oft beobachtet haben. Will ein Volkswirt mathematisch modellieren, dann interessiert er sich nur für das, was eben mathematische modellierbar ist. Dieses Phänomen ist aber menschlich und allzumenschlich und eigentlich nichts besonders Erstaunliches.
Interessant daran ist lediglich, dass wir auf diese Art und Weise extrem unterschiedliche Ansichten erhalten. Weniger aufgrund von Meinungsverschiedenheiten im Detail, sondern bedingt durch die Tatsache, dass jede dieser Welten völlig in sich gekapselt ist, also mit anderen Welten schlicht gar nicht kommuniziert.
Charakteristisch für diese Welten ist, dass die jeweils anderen Welten für schlicht vollkommen trivial angesehen werden, das heißt die Schnittstellen der eigenen Welt zu den anderen Welten gar nicht hinterfragt wird bzw. schlicht ignoriert wird. In ordentlichem akademischen Schwurbelstil liest sich das so.
Das Erfahrungsobjekt ist das reale Erscheinungsbild, welches zur wissenschaftlichen Betrachtung ansteht. Erfahrungen, die in der Wirklichkeit gemacht wurden, sind Ausgangspunkte einer wissenschaftlichen Forschung |
Das Problem ist, dass die Aufspaltung des "Erfahrungsobjektes", vulgo Mensch / Gesellschaft, in Erkenntnisobjekte eine Kenntnis kausaler Zusammenhänge voraussetzt, bzw. ausgeschlossen werden kann, dass ein Erkenntnisobjekt das andere beeinflusst. Kommt jemand mit einem verstauchten Knöchel zum Arzt, dann kann der Arzt darauf verzichten, das Erfahrungsobjekt in mehrere Erkenntnisobjekte zu teilen. Ein verstauchter Knöchel hat garantiert nichts mit einer psychischen Erkrankung / Stresssituation zu tun (und selbst wenn, würde das weder an der Diagnose noch an der Behandlung was ändern). Schwieriger wird es dann bei psychosomatischen Beschwerden, etwa Magenschmerzen, so sie denn auch psychisch bedingt sind.
Bei Hayek, wobei Hayek eigentlich nur als Typus für ein allgemeines Problem interessant ist, bzw. als psychologisches Phänomen, beeinflusst aber weder die Gesellschaft die wirtschaftliche Aktivität des Einzelnen, vorausgesetzt man lässt ihn wirtschaftlich agieren wie er will, noch beeinflusst die Wirtschaftverfassung das Individuum. Vorstellen kann er sich höchstens, dass in einer Demokratie sich Bewegungen durchsetzen, die die wirtschaftliche Freiheit einschränken. Das findet er dann ganz schrecklich. Klar ist nur, bei Hayek, dass wirtschaftliche Freiheit, definiert als das Recht unternehmerisch so schalten und walten zu können, wie es einem beliebt, auch die Freiheit garantiert, wie immer diese nun konkret definiert sein mag; das lässt er ja offen. Vorstellbar ist aber auch, dass eine Gesellschaft, die als einzigen Wert den wirtschaftlichen Erfolg kennt, gar nicht frei ist, sondern schlicht an einer Zwangsneurose leidet, was der Autor als einen Zustand extremer Unfreiheit definieren würde.
Hayek dürfte mit seinen Ansichten dichter beim Stammtisch unterster Schublade liegen, als ihm lieb ist, das verkaufen die Freiheitskämpfer dann aber als bodenständig. Der Stammtisch feiert bierselig das Konkrete, wobei er das "Intellektuelle" und "Schöngeistige" durchaus konsumiert und Konzerne mit Milliardenerträgen versorgt, vorausgesetzt, dass die Konsumtion keine Arbeit erfordert und ihn das sein lässt, was er sein will: Die zappelnde Marionette der Kulturindustrie.
Es reicht nicht, dass in unzähligen Talkshows, Quizsendungen und Dschungelcamps aller Art die Themen sowie die relevanten Aspekte des jeweiligen Themas gesetzt werden. Was das Fernsehen setzt, repetiert am nächsten Tag die Journaille, bis die Relevanz durch die schlichte normative Kraft des Faktischen eindeutig bewiesen wird. Die Aspekte, unter denen ein Thema zu begutachten ist, ergibt sich hieraus aus der Kompetenz des Moderators, der sich am Vortag noch mit der Psyche Oliver Kahns beschäftigt hat.
Ad calendas graecas wird über Generationengerechtigkeit geschwafelt, die darin besteht, dass die eine Generation der nachfolgenden zwar Schulden, aber durch irgendeinen Trick kein Vermögen hinterlässt. Klar ist, dass die Griechen auf Kosten Deutschlands leben, die Frage, wer die Kapitalsammelstellen daran gehindert hat, Geld rentabel anzulegen, muss da gar nicht mehr geklärt werden. Gegen die Omnipräsenz der Medien- und Kulturindustrie, wir kommen allmählich zu Adorno, hilft kein Verweis auf logische Unstimmigkeit und noch viel weniger der Hinweis, dass die Bedeutung einer kulturellen Leistung sich vom Marktwert unterscheiden kann. Lässt Tokyo Hotels die Girlies zappeln und Tom Cruise die Widerständler des 20. Juli 44 wieder auferstehen, dann ist die Bedeutung qua industrieller Vermarktung objektiv bewiesen. Was soviel Euros einspielt, muss einfach objektiv richtig, wichtig, authentisch und Ausdruck des Zeitgeistes in seiner spezifischen Individualität sein.
Wenn sich der Wert von allem und jedem aus dem monetären Gegenwert ergibt, ist Wirtschaft kein Instrument mehr, sondern das Ziel. Es gibt gar nichts mehr, das außerhalb ihrer selbst liegt. Der Erfolg wird in Geld gemessen, wie in totalitären Staaten an der Macht. Das Ding dreht sich in einem irren Tanz im Kreis.
Hayek mag ja nicht gerade, im Gegensatz zu Keynes, ein Intellektueller gewesen sein, dafür ist er aber als Zustandsbeschreibung, also in seiner phänotypischen Allgemeingültigkeit, weit ergiebiger als Keynes. Genau genommen sagt Hayek nicht, dass die wirtschaftliche Freiheit der Garant der allgemeinen Freiheit ist. Es ist schlicht so, dass nur eine, nämliche die wirtschaftliche Freiheit relevant ist.
Die wirtschaftliche Freiheit ist nicht Mittel zur Durchsetzung der Freiheit, sie ist der Endzweck. Freiheit heißt, auf einer Yacht publikumswirksam und in Frauenzeitschriften illustrierbar auf dem Mittelmeer zu cruisen und sich zu Tode zu langweiligen.
Der Trost für die gelangweilte Hausfrau besteht darin, dass auch Maria Callas von dem schwerreichen Reeder gedemütigt wurde, wobei die Demütigung lange nicht so rührend wäre, wenn es nur der Penner um die Ecke gewesen wäre.
Die vollkommenene wirtschaftlichen Freiheit, ist die Omnipräsenz der Trivialität. Wer tatsächlich glaubt, dass die rasche Abfolge gehypter Nichtigkeiten, Boris Becker, die Royals, Michel Jackson, die monegassische Caroline, Dieter Bohlen etc. einem genuinen Interesse geschuldet ist, also Ausdruck eines individuellen Prozesses ist, der kann sich Individuen nur als beliebig bespielbare Marionetten vorstellen, wobei in der Beliebigkeit sich das Individuum auflöst, denn Individualität ist eben das genaue Gegenteil von Beliebigkeit.
Will man verstehen, warum Tausende von Leuten weinend vor dem Grab Stalins stehen, dann muss man verstehen, wieso Millionen Leute ob des wechselvollen Schicksals irgendwelcher Royals tief gerührt sind. Hätten die sozialistischen Länder anstatt eines Propagandministeriums eine High Society Berichterstattung à la Sibylle Weischenberg gehabt, die schreibt Bestseller über die High Society, hätten sie vielleicht noch ein paar Jahre länger überlebt. Nur vordergründig erscheinen Honecker, Pieck, Milke, Ulbricht als Objekte der Glamourwelt ungeeignet. Wenn eine Gehirnwäsche à la Scientology mit Tom Cruise sexy wird, dann schafft das auch Honecker mit dem Marxismus-Leninismus Geschwurbel, wenn das professionell in Szene gesetzt wird. Das heißt nicht, dass man das Phänomen dann verstehen würde, aber man könnte es besichtigen.
Der Glamour ist nicht der Vorschein einer besseren Welt, wie etwa das Märchen, sondern die definitive Akzeptanz der eigenen Trivialität. Der Glamour ist Flucht, nicht Bereicherung. Flucht aus einer Leere, die die Adepten Hayeks nicht mal spüren.
Der ideologische Überbau von Hayek ist die Suada von der Freiheit, die ja von seinen Adepten auf unendlich vielen Website gesungen wird, siehe ef-magazin.de, www.insm.de, www.liberalismus-portal.de etc. etc..
Die wirtschaftliche Freiheit ist Voraussetzung einer, unbestimmten, allgemeinen Freiheit, das suggeriert schon der Titel: Wege zur Knechtschaft, siehe Friedrich August Hayek. (Wir wiederholen: Hayek ist "an sich" nicht interessant. Ökonomisch gesehen sind es, wie auch Walter Eucken, Anmerkungen zu Adam Smith. Interessant ist er lediglich insofern, als er phänotypisch für etwas Allgemeines steht.)
Das Gegenteil von wirtschaftlicher Freiheit ist also die Knechtschaft. Die These ist also, dass alle sozialistischen Strömungen, also auch die der BRD mit einer Staatsquote von 49 Prozent, in die Knechtschaft, also die totale Unfreiheit führt. Freiheit ist also lediglich negativ, wenn auch falsch bzw. unter hartknäckiger Ignorierung der historischen Fakten, bestimmt, nicht aber positiv.
Wir haben also mit Hayek beginnend eine beträchtliche "Aufladung" des Begriffs Wettbewerb. Bei Adam Smith ist Wettbewerb schlicht ein Mechanismus, der dafür sorgt, dass die individuelle Nutzenmaximierung mit der gesamtwirtschaftlichen Maximierung des Wohlstandes zusammenfällt. Weder geschichtlich noch theoretisch ist das aber so richtig klar. Bei Ricardo führt die enthemmte Marktwirtschaft schlicht dazu, dass die Masse der Menschheit am Existenzminimum dahinvegetiert und konkret kann der Marktmechanismus umfassend versagen und in der Massenarbeitslosigkeit enden.
Da er sich also rein wirtschaftlich nicht begründen lässt, führt man am besten noch eine weitere Kategorie ein, mit der sich die möglichen Verwerfungen der marktwirtschaftlichen Ordnung rechtfertigen lassen: Die Knechtschaft, bzw. die Unfreiheit. Je höher das Ziel, das es zu verteidigen gilt, desto höher darf der Preis sein.
Wird der Wettbewerb, also die freie Marktwirtschaft, zur Durchsetzung eines pathetisch aufgeladenen Freiheitsbegriffen notwendig, dann muss er nicht mal mehr wirtschaftlich überlegen sein, um alternativlos zu sein. Selbst wenn er nicht zu höherer effizienz führen würde, wäre er durch das mehr an Freiheit gerechtfertigt, wenn man dieses mehr an Freiheit höher bewertet als die wirtschaftliche Effizienz. Tatsächlich haben wir von Adam Smith zu Friedrich Hayek einen kompletten Wandel der Perspektive. Bei Adam Smith ging es ausschließlich um wirtschaftliche Effizienz. Bei Friedrich Hayek geht es fast nur noch um die Freiheit.
Das ist aber gar nicht der Punkt, der uns im Moment interessiert. Während Hayek, da ist er ganz Ökonom, alles systemisch regeln will, also nach den Parametern sucht, an denen man schrauben muss, damit sich Individuen in einer bestimmten Art und Weise verhalten, zielt die Frankfurter Schule, zu dieser gehört Adorno, auf eine Veränderung der Individuen.
Der Primat des Ökonomischen ist für die Frankfurter Schule der Grund für den Kollektivismus. Mal ein bisschen vereinfacht und cum grano salis: Wird bei Hayek durch den Wettbewerb der Kollektivismus verhindert, wird er bei Adorno durch den Wettbewerb geschaffen.
Wer es von den beiden ernst meint mit dem Individuum, kann sich der Leser jetzt aussuchen. Bei Hayek haben wir die Hymne auf den wirtschaftlichen Erfolg, das ergibt sich zwangläufig. Erfolg wird monetär gemessen. Völlig unabhängig von dem Müll, den Gottschalk produziert, wird die Kritik an der Qualität durch die Zuschauerzahlen und Erlösen eindeutig bewiesen. Nichts ist so triumphal wahr, wie der Erfolg.
Wird für eine relative kleine Gruppe produziert, kann es sich nur um intellektuelles Geschwätz handelt, die Zeitgenossen, die es produzieren sind zwangläufig neidisch, wie das Jesús Huerta de Soto, ein spanischer Jünger Hayeks, siehe ¿Por qué los intelectuales odian el capitalismo? auf den Punkt bringt. Selbst wenn die meisten "Intellektuellen" den "Kapitalismus gar nicht hassen (ganz im Gegensatz zu dem, was er behauptet), wobei er eigentlich Marktwirtschaft meint, unterstellt er ihnen das, denn der ökonomische Misserfolg ist natürlich vorprogrammiert, wenn nicht auf Masse geschielt wird.
Richtig Geld wird nur mit dem Kollektiv verdient, also der Produktion von Müll für eine möglichst große Gruppe. Die Kulturindustrie setzt das Kollektiv voraus und der Erfolg wird an der Größe des Kollektivs gemessen. Die Qualität korreliert nicht mit den Einschaltquoten, sehr wohl aber der monetäre Wert.
Auch hier ist der Standpunkt Hayeks nicht wirklich neu. Kultur muss vor allem mal Asche bringen. Der Direktor in Goethes Faust lässt da keine Fragen offen.
Besonders aber laßt genug geschehn!
Man kommt zu schaun, man will am liebsten sehn.
Wird vieles vor den Augen abgesponnen,
So daß die Menge staunend gaffen kann,
Da habt Ihr in der Breite gleich gewonnen,
Ihr seid ein vielgeliebter Mann.
Die Masse könnt Ihr nur durch Masse zwingen,
Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus.
Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen;
Und jeder geht zufrieden aus dem Haus.
Gebt Ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken!
Solch ein Ragout, es muß Euch glücken;
Leicht ist es vorgelegt, so leicht als ausgedacht.
Was hilft's, wenn Ihr ein Ganzes dargebracht,
Das Publikum wird es Euch doch zerpflücken.
Faust, Vorspiel auf dem Theater.
Das ist das Programm der Kulturindustrie kurz und knapp zusammengefasst. Mach Hundert Mal den gleichen Film, lass in Hundert Filmen Autos nach einer immer aufwendigeren Verfolgungsjagd immer effektvoller ineinander krachen, garnier es mit einer wilden Schießerei, flick eine Love Story dazwischen und eine unglückliche Jugend, sorg dafür, dass der ewige loser als strahlender Sieger hervorgeht und das Ding ist bombensicher. Der Dichter ist dann der "Intellektuelle", wie der gute Jesús ihn beschreibt. Dieser beklagt sich.
O sprich mir nicht von jener bunten Menge,
Bei deren Anblick uns der Geist entflieht.
Verhülle mir das wogende Gedränge,
Das wider Willen uns zum Strudel zieht.
Nein, führe mich zur stillen Himmelsenge,
Wo nur dem Dichter reine Freude blüht,
Wo Lieb' und Freundschaft unsres Herzens Segen
Mit Götterhand erschaffen und erpflegen.
Ach! was in tiefer Brust uns da entsprungen,
Was sich die Lippe schüchtern vorgelallt,
Mißraten jetzt und jetzt vielleicht gelungen,
Verschlingt des wilden Augenblicks Gewalt.
Oft, wenn es erst durch Jahre durchgedrungen,
Erscheint es in vollendeter Gestalt.
Was glänzt, ist für den Augenblick geboren,
Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.
Faust, Vorspiel auf dem Theater.
Bei Goethe haben wir dann eine recht austarierte Darstellung der Verhältnisse. Irgendwie haben alle drei Recht, der Theaterdirektor, der Dichter und die lustige Person. Die platte Hymne auf das Kollektiv, das wäre die Variante unseres spanischen Professors, wertvoll ist, was der zum kollektiv gemachten Gesellschaft gefällt und folglich Asche bringt, singt keiner von den dreien. Unscharf beschreibt die lustige Person einen Indiviualisierungsprozess.
Dann sammelt sich der Jugend schönste Blüte
Vor eurem Spiel und lauscht der Offenbarung,
Dann sauget jedes zärtliche Gemüte
Aus eurem Werk sich melanchol'sche Nahrung,
Dann wird bald dies, bald jenes aufgeregt
Ein jeder sieht, was er im Herzen trägt.
Noch sind sie gleich bereit, zu weinen und zu lachen,
Sie ehren noch den Schwung, erfreuen sich am Schein;
Wer fertig ist, dem ist nichts recht zu machen;
Ein Werdender wird immer dankbar sein.
Menschen sind also unfertig, reagieren auf denselben Input unterschiedlich, suchen unbestimmt nach etwas.
Sie sitzen schon mit hohen Augenbraunen
Gelassen da und möchten gern erstaunen.
Ungefähr wird man Adorno wohl richtig widergeben, wenn man seine These so zusammenfasst: Unter dem Primat des Ökonomischen werden die Leute nicht das, was sie sind, sondern zwangskollektiviert. Oder genauer: Der Zugang zu Alternativen wird ihnen erschwert.
Die Kritik Adornos zielt aber letztlich nicht auf die Kulturindustrie, zielte sie darauf, wäre es ein rein schöngeistiges Problem. Sie zielt auf die Kollektivierung durch die verwaltete Welt unter dem Primat des Ökonomischen: Auf die Wertehierarchie und Wertschätzung allein anhand monetärer Größen, die letztlich Ausdruck von Macht sind. Relevanz wird beliebig und die Fragen, die öffentlich diskutiert werden, Ergebnis zentraler Kontrolle.
Aus der Grundthese Hayeks folgt, dass das Individuum eine quantité négligeable ist, denn dies impliziert seine Suada von der systemisch, durch einen Ordnungsrahmen zu sichernde Freiheit; das Individuum ist etwas Entbehrliches; wäre letztlich auch durch Roboter gewährleistet, so sich diese konform zum ordnungspolitisch vorgegebenen Rahmen verhalten. Sein Freiheitsbegriff ist völlig unbestimmt.
Freiheit ist wesentlich, um Raum für das Unvorhersehbare und Unvoraussagbare zu lassen; wir wollen sie, weil wir gelernt haben, von ihr die Gelegenheit zur Verwirklichung vieler unserer Ziele zu erwarten. Weil jeder einzelne so wenig weiß und insbesondere, weil wir selten wissen, wer von uns etwas am besten weiß, vertrauen wir darauf, daß die unabhängigen und wettbewerblichen Bemühungen Vieler die Dinge hervorbringen, die wir wünschen werden, wenn wir sie sehen. |
Das ist im Grunde auch nur Adam Smith. Der Markt als Suchmechanismus. Dass es Unternehmern erlaubt sein soll, etwas zu produzieren, von dem sie der Meinung sind, dass es supercool ist, zutreffend oder unzutreffend, wird niemand bestreiten. Da rennt Hayek offene Türen ein. Unklar ist nur, was das mit Freiheit zu tun haben soll.
Der Autor würde jetzt mal sagen, dass alle Gesellschaften der westlichen Welt einen anderen Ansatz haben und dieser Ansatz richtig ist. Es gibt keinen systemischen Ansatz, der alle Probleme dieser Welt löst. Jede Gesellschaft ist exakt so gut oder schlecht, wie die Summe der Individuen, die eben diese Gesellschaft ausmachen. Insofern ist die eigentlich spannende Frage die Effizienz des Bildungssystems.
Hayek tut etwas, was an sich ganz sympathisch ist. Er betätigt sich als Ökonom, Historiker, Soziologe und Philosoph mit Ausflügen in die Psychologie. Das Problem ist, er dilettiert in allen fünf Bereichen.
Warum ein niedriger Zins zu Überinvestitionen bzw. Fehlallokationen führen soll, bleibt sein Geheimnis. Auch mit einem niedrigen Zinsatz gibt es Investionen, die rentabler sind als andere. Mit einem niedrigen Zins sind sie vielleicht alle noch ein bisschen rentabler, aber an der Rangordnung ändert sich nix, siehe auch Zins.
Mit der These, dass Nationalsozialismus eigentlich das gleiche ist wie der Sozialismus, siehe Eine Spielart der Totalitarismustheorie hätte er keinen Schein oder Neudeutsch Credit Point an einer historischen Fakultät erhalten, denn diese These hätte er mit ein paar Fakten untermauern müssen.
Als Soziologe scheint er ein negatives Menschenbild zu haben. Auf der einen Seite scheint es ohne Ende Leute zu geben, die die Leute in die Knechtschaft führen wollen und auf der anderen Seite eine Menge Leute, die nur durch einen strammen Ordnungsrahmen auf der Spur gehalten werden können. Irgendwie fehlen da auch ein paar Beweise. Immerhin gibt es x Verfassungen und x Mischformen, die alle ganz gut funktionieren.
Dann dilettiert er noch ein bisschen als Philosoph, bleibt da aber begrifflich, was zum Beispiel den Begriff Freiheit angeht, reichlich unklar. Irgendwie ist er auch noch ein Verfassungstheoretiker, denn eigentlich müsste man seinen Ordnungsrahmen ja mal in konkrete Gesetze gießen. Weil seine Jünger so traurig sind, vermuten wir mal, dass das in der Bundesrepublik nicht der Fall ist, wissen aber gar nicht genau, warum die Verfassung der Bundesrepublik den hohen Ansprüchen Hayeks nicht genügt. Wahrscheinlich weil die Gewerkschaften streiken dürfen. Das sollte man verbieten. Auf jeden Fall mag er die Demokratie der BRD nicht.
Die heute praktizierte Form der Demokratie ist zunehmend ein Synonym für den Prozeß des Stimmenkaufs und für das Schmieren und Belohnen von unlauteren Sonderinteressen, ein Auktionssystem, in dem alle paar Jahre die Macht der Gesetzgebung denen anvertraut wird, die ihren Gefolgsleuten die größten Sondervorteile versprechen, ein durch das Erpressungs- und Korruptionssystem der Politik hervorgebrachtes System mit einer einzigen allmächtigen Versammlung, mit dem Wortfetisch Demokratie belegt. |
Das hat ein Fünkchen Wahrheit. Dann kommt es aber konkret darauf an, was dagegen zu tun, wie die Seite www.lobbycontrol.de dies tut. So pauschal können wir damit nix anfangen.
Davon abgesehen widerspricht das seiner Generalthese, siehe Hayek. Unlautere Sonderinteressen werden wohl von Minderheiten durchgesetzt. Das Problem ist also hier, dass Minderheiten ihre Interessen auf Kosten der Mehrheit durchsetzen können. Normalerweise behauptet er ja das Gegenteil. Demokratien führen zu einer Unterdrückung der Minderheiten. Was er schreibt ist unstrittig richtig, ist aber leider das genau Gegenteil von dem, was er sonst so dichtet und des weiteren verbliebe als Alternative auch nur die Regierung der Minderheit. Die würde dann ihre Interessen direkt durchsetzen.
Also so hatten wir uns das nicht vorgestellt, als wir in den Präliminarien dafür plädierten, die Volkswirtschaften als Querschnittswissenschaft zu sehen und sie gegen angrenzende Gebiete zu öffnen. Wir dachten da mehr an fundierte, auf Fakten basierende Studien. Überlegen könnte man sich zum Beispiel, inwieweit schulischer Erfolg mit beruflichem Erfolg korreliert. Daraus könnte man dann lernen, was man ändern muss. Untersuchen könnte man, wie Unternehmen und Forschungseinrichtungen tatsächlich vernetzt sind, auch das wäre hilfreich. Studieren könnte man, welche Wirkungen abstrakt gesellschaftlich / humanitäre Bildung tatsächlich hat. So sie Geld kostet, ist es ein ökonomisches Problem, unterliegt also der Ziel <=> Mittel Logik. Also wir hatten da eher an was Konkretes gedacht. Nicht an ein Tohuwabohu aus Ökonomie, Philosophie, Soziologie, Psychologie, Rechtswissenschaft mit Ausflügen in die Biologie, also an einen zu einem Globaldilettantismus verrührten Brei.
Die Idolatrie des wirtschaftlichen Erfolges, die sich teilweise auch ohne eigene Leistung einstellt, untergräbt das Wertesystem einer Gesellschaft. Der Unterschied zwischen der Idolatrie der nackten Gewalt und Macht ist im Grunde das gleiche, wie die Idolatrie des wirtschaftlichen Erfolges.
Von sozialen Bewegungen, eingebettet in einen demokratischen Rechtsstaat, führt kein Weg zu einem totalitären Staat. Das Geschwall eines Hayeks allerdings ist präfaschistisch. Hayek an sich wäre harmlos. Spuckt so ein Hokuspokus allerdings qua Freiheitskämpfer mit Pensionsberechtigung, ohne unternehmerische Erfahrung, durch die Unis und lässt man sowas auf Studenten los, dann ist das gravierender als die Bedrohung durch den Rechtsradikalismus. Das Hayek Geschwurbel von der "natürlichen" Ordnung, also von einer Entlohnung nach Marktpreisen, wird zur Idolatrie, wenn es von der faschistoiden Anbetung der Macht nicht mehr zu unterscheiden ist.
Auch als die vergebliche Suche des Mittelalters nach dem gerechten Preis und dem gerechten Lohn schließlich abgebrochen wurde, als man erkannte, dass nur jener "natürliche" Preis als gerecht gelten konnte, der sich auf einem Konkurrenzmarkt bildete, wo er von keinem menschlichen Gesetz oder Statut bestimmt wurde, sondern von so vielen Umständen abhängen musste, dass er im vorhinein nur Gott allein bekannt sein konnte, war die Suche nach jenem Stein der Weisen noch nicht zu Ende. Sie wurde in der Neuzeit wieder aufgenommen, nicht nur in der allgemeinen Forderung nach "sozialer Gerechtigkeit", sondern auch in den langdauernden und ebenso vergeblichen Bemühungen, im Zuge von Beilegungs- oder Schiedsverfahren bei Lohnstreitigkeiten Gerechtigkeitskriterien ausfindig zu machen. |
In jedem Abschnitt des Hayeks Geschwurbel haben wir einen Brei, bei dem die Kommentierung zehnmal mehr Platz einnehmen würde, also die kommentierte Passage. Das Mittelalter suchte nicht nach einem gerechten Preis, denn tatsächlich war das Mittelalter ein Feudalsystem mit Leibeigenschaft. Irgendwie ist bei der schulischen Ausbildung bei Hayek mächtig was schief gegangen. Gesucht wurde da gar nix. Die Leibeigenen wurden schlicht mit militärischer Macht ausgepresst.
Der "natürliche" Preis, also die Entlohnung nach den Grenzerträgen der Produktionsfaktoren ist alles andere als "natürlich". Die Entlohnung ergibt sich zum Beispiel aus dem Bildungsangebot des Staates. Der Staat kann die Studienplätze für Medizin verdoppeln, dann ist auch die Entlohnung eine andere.
Der Staat kann von vorneherein, wie dies in Frankreich gemacht wird, bei den Schulzweigen unterscheiden in technische, wirtschaftliche und sprachliche Zweige. Er kann dann z.B. die Stundenzahlen für mathematisch / naturwissenschaftliche Fächer zu Lasten der sprachlichen erhöhen. Damit erhält man dann naheliegenderweise mehr Leute, die die Vorbildung für ein Ingenieurstudium haben, was wiederum deren Löhne drückt.
Man kann insgesamt in allen Bereichen an der Didaktik feilen. Weiter kann man sich über die Ausgangsbedingungen streiten. Die vielbeschworene Chancengerechtigkeit besteht nicht. Auch wenn Hayek und Konsorten der Meinung sind, dass die Tochter eines türkischstämmigen Arbeiters die gleichen Chancen hat, wie der Sohn eines deutschen Großindustriellen, trifft das objektiv nicht zu.
Im übrigen gibt es nicht nur eine Diskussion über den gerechten Lohn, sondern auch eine Diskussion über die gerechten Erträge aus Kapitalvermögen, Miete und Verpachtung, Unternehmerlohn. Fraglich ist auch, ob die Besoldung von Professoren der Ökonomie gerecht sind. Was ist so ein Geschwurbel tatsächlich wert und in welchem Umfang darf man die Gesamtgesellschaft für die Finanzierung eines Hayeks Geschwurbel heranziehen?
Irgendwie ist das Pareto Niveau, der fand auch, dass sich nicht wissenschaftlich begründen lässt, warum man kriegerische Völker daran hindern sollte, andere Völker zu unterjochen. Er meint die kriegerischen Völker wären dann unglücklich, was zutreffend ist. Auch der Vergewaltiger ist unglücklich, wenn er für 10 Jahre in den Knast geschickt wird, obwohl aus rein wissenschaftlicher Sicht sich nicht beweisen lässt, dass Vergewaltigung schlecht ist. Ökonomisch gibt es auch gute Gründe, die nahelegen, dass die Eroberung fremder Staaten wirtschaftlich Schwachsinn ist. Dass dies moralisch eine schlechte Idee ist, lässt sich nicht beweisen, wer es aber nicht kapiert, sollte zum Psychiater gehen. Bei Erwachsenen kann Aggression ein sinnvolles Verhalten sein, so sie eingesetzt wird zur Durchsetzung eines vernünftigen Zieles. Wer aber seine Aggressionen nicht im Griff hat, sollte sich behandeln lassen.
Hayek an sich ist auch nicht das Problem. Es gibt viele Verwirrte auf dieser Welt. Überraschend an dem Phänomen ist die Anzahl der Adepten, und dass man diese teilweise auf Studis loslässt, da besteht nämlich noch ein weiteres, sehr konkretes Problem. Die Arbeitswelt ist ganz schrecklich konkret und erfordert sehr konkrete Kenntnisse. Relevanter für den Volkswirt sind Sprachkenntnisse, EDV / Informatikkenntnisse, Steuerrecht, Sprachen etc.etc.. Rein beruflich gesehen kann man das Hayek Geschwurbel schlicht in die Tonne treten. Der "natürliche" Lohn der Hayek Adepten, wäre Null Euro. Es gibt also tatsächlich gute Gründe, den ganzen Hokuspokus der österreichischen Schule aus den Universitäten raus zu halten, was ja in Deutschland auch tatsächlich der Fall ist.
Es wäre wesentlich effizienter, die Volkswirtschaftlehre anhand von Adam Smith, Alfred Marshall und John Maynard Keynes zu lehren, anhand der Orginaltexte. Adam Smith beschreibt eigentlich ganz gut eine dynamische Wirtschaft, Alfred Marshall liefert eine austariertere und vollständigere Darstellung der Mikroökonomie, als jedes Lehrbuch. Keynes im Orginal zeigt die Schwächen der Klassik / Neoklassik und beschreibt ziemlich realistisch die Schwächen der marktwirtschaftlichen Ordnung. Da Keynes nun mal eine staubtrockene, dafür aber völlig ideologiefreie Analyse der Wirtschaft ist, die wohl auch inhaltlich am weitesten führt, wäre es sinnvoll, die gesamte Theorie of Employment, Interest and Money ins Netz zu stellen und Satz für Satz zu dokumentieren. Dann lässt sich das eigentlich Relevante in zwei Semestern abhandeln. Den Rest der Zeit verbringt man im Zweifelsfalle dann besser mit Dingen, die unmittelbar berufsqualifizierend sind.
Adorno gehört jetzt auch nicht gerade zu dem, was unmittelbar berufsqualifizierend ist, aber dafür ist es ein prinzipiell anderer Ansatz, über den man sich mal als Bürger der Republik Gedanken machen kann. Ökonomen betrachten Wirtschaft als einen Bereich sui generis. Weder beeinflussen gesamtgesellschaftliche Faktoren die Wirtschaft, noch wird die Gesamtgesellschaft von ökonomischen Faktoren beeinflusst. Der Mensch der Wirtschaft ist lediglich homo oeconomicus, eine innerhalb einer marktwirtschaftlichen Ordnung brauchbare Annahme. Die Knappheitssignale der Preise nützen wenig, wenn niemand vorhat, die Knappheiten dann zu beseitigen.
Bei Adorno ist nun die Wirtschaft eben kein Bereich mehr sui generis. Die Wirtschaft prägt die Gesellschaft durch und durch, ist nicht mehr Instrument sondern Selbstzweck. Spätestens dann, wenn manche Leute mehr verdienen, also sie überhaupt jetzt und in Zukunft ausgeben können, steht das Saysche Gesetz auf dem Kopf. Sparen ist dann endgültig nicht mehr Verschiebung gegenwärtigen Konsums zugunsten zukünftigen Konsums, sondern irgendwas anderes, was immer das sein mag. Kann dieses Sparen aber nicht mal mehr über Investitionen abgesaugt werden, bzw. konkurriert er es mit der Gelddruckmaschine der EZB, dann es ist nicht mal mehr ökonomisch sinnvoll. Der Primat der Wirtschaft wird zu einem irren Tanz.
Die Frankfurter Schule geht über eine "Kapitalismuskritik" weit hinaus. Es ist ein Kritik der "instrumentellen Vernunft", wobei "instrumentelle Vernunft" sehr weit gefasst ist. Instrumentell ist Vernunft nicht nur, wenn sie alles unter dem Aspekt der Nützlichkeit in engerem Sinne betrachtet, sondern schon da, wo sie die Welt erklären will, also Ordnung schafft in einer als Chaos empfundenden Welt. Insofern wird zwischen Mythos, Religion und Aufklärung auch gar nicht strikt unterschieden und in der Tat ähnelt sich Mythos und Religion beträchtlich und noch das Christentum hat Elemente, die wir auch bei "einfachsten" Naturreligionen finden. Jedes Denken zielt darauf ab, das Handeln in ein sinnstiftendes Ganzes einzubetten, was letztlich dazu führt, dass das Subjekt sich selbst auf die Ordnung zurichtet.
Um es mal platt zu sagen: Wahrscheinlich gibt es Leute, die morgens gar nicht wüssten, warum sie aufstehen sollen, wenn nicht die Wirtschaft und deren Werte einen Rahmen vorgeben würden.
Eine andere Darstellung der Philosophie Adornos findet sich hier The mermaid.
Da geht es um die Lorelei von Heinrich Heine. Wäre der Schiffer mal ein bisschen der instrumentellen Vernunft gefolgt und hätte er nicht seinen Gefühlen nachgeben, hätte er sich nicht am Grunde des Rheins wiedergefunden. Überleben heißt eben auch "sich zurichten".
Eine Kurzform der instrumentellen Vernunft und deren Problematik finden wir auch bei Goethe.
Die uns das Leben gaben, herrliche Gefühle
Erstarren in dem irdischen Gewühle.
aus: Goethe, Faust, Nacht
Die instrumentelle Vernunft wird die Sehnsucht, die über die Ordnung hinausschießt kappen, bis nur noch die sehnsuchtslose Ordnung übrigbleibt. Es ist, wie Adorno das nennt, die Mimesis (Angleichung) ans Tote.
Das wäre so in etwa der theoretische Hintergrund auf dem die Schrift "Kulturindustrie oder Aufklärung als Massenbetrug" steht. In ihrem Anspruch zu unterhalten, betrügt sie die Leute um alles, was mehr wäre als Unterhaltung.
Unterhaltung setzt voraus, dass der Inhalt der Unterhaltung rasch und mühelos erfasst wird. Das wiederum setzt voraus, das ist bei jeder Unterhaltung so, dass das Dargestellte nah am Erfahrungshorizont des Publikums liegt. Ein Buch wie À la recherche du temps perdu (Auf der Suche nach der verlorenen Zeit) von Marcel Proust, bei dem jemand über mehrere Jahre in einem mit Kork gegen alle Geräusche abgedichteten Zimmer liegt und sein Leben in der Gesellschaft Revue passieren lässt, weicht von unserer Wahrnehmung der Gesellschaft ab. Die Logik dieser Darstellung zu verstehen, erfordert soviel Arbeit, wie es ursprünglich brauchte, sie zu entwickeln. Unter diesen Auspizien haben neue Inhalte schlechte Karten. Allein mit der Reproduktion des Immergleichen, erreicht man ein Massenpublikum. Reproduktion und ökonomischer Erfolg gehen Hand in Hand. Was neu ist, sanktioniert die Quote.
Das Thema wurde inzwischen auch filmisch aufgegriffen Free Rainer - Dein Fernseher lügt. Die Ansichten über den Film gehen auseinander. Der Autor findet ihn gut, vor allem mal als ohne weiteres verständliche Analyse der Thematik. Vor allem illustriert er recht anschaulich, eine Kernthese der Kulturindustrie: Man zeigt halt das, was die Leute sehen wollen. Die These ist nur solange richtig, wie die Leute auch keine Chance haben, was anderes zu sehen.
Mit 7,8 Milliarden GEZ Gebühren beteiligen sich auch die öffentlich / rechtlichen Sender an der allgemeinen Verarsche. Der letzte Triumph der Journaille, wo sie dem faszinierten Publikum dann endgültig mitteilen, dass sie den GEZ Zwangsbeglückten für geistig umnachtet halten, ist dann dieser Spot hier: ARD - ZDF und SIE: "Wir sind". Allerdings zeigt sich hier, wie weit sich die Journaille eigentlich von der Realität im Internetzeitalter entfernt hat: ARD und ZDF loben ihren Journalismus. Der Spot zeigt auf jeden Fall, dass die Jungs und Mädels von der Journaille, privat oder öffentlich / rechtlich, einfach gar kein Schamgefühl mehr haben. Verarsche allein reicht nicht. Man muss es den Verarschten auch noch mal richtig fett auf' s Brot schmieren.
Da erklärt uns der Dampfplauderer Jauch, der ist schon Millionär und macht jetzt in Talkshows, dass jeder lange reden kann, Petra Gerster und Susanne Daubner, also die Verstärkungsantennen von DPA Meldungen, erklären uns, dass man sich nur eine Meinung bilden kann, wenn man umfassend informiert ist, wobei sie wohl nicht das Internet meinen. Tom Buhrow erklärt uns noch, dass man recherchieren muss. Leider erklärt er uns nicht, wer das tut. Der Autor würde sagen, dass sich zu absolut jedem Thema im Internet Tausend Mal mehr an Hintergrundinformationen finden lässt, als bei der öffentlich rechtlichen Verarschungsmaschine.
Unter dem Primat der Quote kommen keine neuen Inhalte in die Welt. Die Bildzeitung beweist ihre Relevanz durch die normative Kraft des Faktischen und der monetär rentablen Quote. Bei soviel Faktizität und soviel Bildern, kämpft auch Alice Schwarzer zwischen vielen Bildern für die Frauenrechte.
Eine Alternative zur massenmedialen Beschallung könnte, außer dem Internet, noch das institutionalisierte Bildungssystem sein. Die Jungs und Mädels allerdings hatten eine so starke Affinität zum Gegner, dass die Integration völlig unproblematisch war. Genauer gesagt. Im Vergleich zu den Geisteswissenschaften ist die Kulturindustrie geradezu der qualitativ vollkommen entfaltete Weltgeist. Es ist nur eine Seite, 1000 Worte für die Geisteswisschenschaften, aber sie veranschaulicht die Tragödie eindringlicher, also jede Studie. Ein Prof. Dr. Kolb, seines Zeichens Direktor des Seminars für alte Geschichte zu Tübingen am Neckar, schreibt folgendes:
Aufgabe eines Gesetzgebers sei es, so Platon im 'Timaios', "die Gesetze, so gut er kann, mit der größten Genauigkeit (akribia) abzufassen". Diese Forderung dürfte wohl jedem einleuchten, denn ein ungenau formuliertes Gesetz führt zu Rechtsunsicherheit und vermehrten Rechtsstreitigkeiten. Ist mithin in der Ausbildung der Juristen der Zusammenhang zwischen Genauigkeit in den Geisteswissenschaften und praktischem Nutzen evident, so ergibt er sich anderswo eher indirekt, z.B. aus den praktischen Konsequenzen geisteswissenschaftlicher Ausbildung, etwa wenn Mitarbeiter an einem Forschungsprojekt des scheinbar so praxisfernen Faches Alte Geschichte nach ihrem Ausscheiden in der 'Wirtschaft', nicht zuletzt im EDV-Bereich, gewissermaßen mit Kusshand eingestellt werden - und zwar nicht in erster Linie, weil sie auch mit EDV umgehen können, sondern weil sie im Umgang mit antiken Texten usw. präzises Arbeiten gelernt haben, das in der Textverarbeitung von unschätzbarem Wert ist. |
Also das mit der Akribia, nehmen wir dankend zur Kenntnis, da wird er Text doch gleich viel faßbarer. Das mit den Juristen in den Geisteswissenschaften ist nun weniger evident. Sind Juristen Geisteswissenschaftler? Egal, auf jeden Fall braucht' s Akribia (Genauigkeit). Und warum? Weil mittels Akribia Althistoriker sofort im EDV Bereich, mit Kusshand (!!), eingestellt werden. Denn präzises Arbeiten ist für die Textverarbeitung, wahrscheinlich gehört das zur EDV, von unschätzbarem (!!) wert. Puh!
Bei der Schreibe fürchtet der Autor, dass man die Geisteswissenschaften besser komplett schließt. Die Akribia bringt nix. Lässt man aber allzuviel Akribia auf die Kiddies los, dann lernen die, dass die ganze Bildung ein riesen Haufen Müll ist. Dafür musst man dann nicht Jahr für Jahr Hunderte von Millionen Euros austüten. Um qualifiziertes Personal an die Penne zu bringen, brauchen wir erstmal qualifiziertes Personal an den Unis. Und das ist ein düsteres Kapitel.
Symptomatisch für die Entwicklung ist das Geblubbere von Intertextualität, Textgenerierung, Auflösung des Subjekts etc.. Möglicherweise war es bei den ursprünglichen Autoren, Alain Robbe-Grillet, Claude Simon etc. also den Autoren, die dem Nouveau Roman zugerechnet werden, sogar tatsächlich noch eine Reaktion auf eine Welt, die zunehmend als subjektlos empfunden wurde, was ja voraussetzt, dass noch ein Subjekt da ist, welches die Abwesenheit bemerkt. Unter Umständen war es als Kritik gemeint oder hat einen Zustand konstatiert, der die Beschreibung eines individuellen Bewußtseins obsolet werden lässt, wenn es ein solches gar nicht gibt.
Folgerichtig wird jeder Bezug zur außer litterarischen Welt abgeschnitten, der Text folgt nur noch seiner eigenen Dynamik. Schaut man sich aber das Personal an, das heute Seminare über den Nouveau Roman veranstaltet, dann wurde kein Subjekt verdrängt, denn es war noch nie eines da. Um Subjekt zu werden, bedarf es einer gewissen Intelligenz, die man bei Geisteswissenschaftlern nur selten voraussetzen kann.
Die institutionalisierten Geisteswissenschaften an Uni und Schule sind sozusagen zur Kulturindustrie kongenial. Man könnte sogar sagen, die verbeamteten Geistlichen toppen die Kulturindustrie. Selbst Wagner in Goethes Faust ist im Vergleich zu diesen Pennern noch ein Intellektueller. Bornierter und irrelevanter wie zum Beispiel der Laden hier, Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung , geht einfach nicht mehr. Die dichten sogar, allerdings ohne Wahrheit.
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung ist keine staatliche Institution. In der Rechtsform eines eingetragenen Vereins wird sie sowohl aus öffentlichen als auch privaten Mitteln finanziert, über deren Beschaffung und Verwendung ein aus Repräsentanten des Bundes, der Ländergemeinschaft, des Landes Hessen und der Stadt Darmstadt sowie aus Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens bestehendes Kuratorium wacht. Etwa 90 Prozent des Etats werden durch Zuwendungen der öffentlichen Hand gedeckt. Die jährliche Rechnungsprüfung liegt in den Händen der Zuwendungsgeber. |
Man, man, man. Wer mit Staatsknete alimentiert wird, ist eine staatliche Institution und der Laden finanziert sich zu 90 Prozent aus Staatsknete, insgesamt knapp 800 000 Euro pro Jahr für nix.
Es gibt äußerst kritische Bemerkungen von Adorno zum Bildungssystem. Wir finden sie in der kleinen und sehr einfach geschriebenen Schrift "Erziehung zur Mündigkeit". Da erklärt Adorno, warum er reihenweise Lehramtskandidaten durch die Prüfung rasseln lässt und so verhindert, dass man Hirntote auf Kiddies loslässt. Zusammenhängend hat er sich mit dem Thema aber nie befasst. Isolierte Seitenhiebe finden wir in der "ästhetischen Theorie" oder in "Die Theorie der Halbbildung".
Geist wird davon affiziert, daß er und seine Objektivation als Bildung überhaupt nicht mehr erwartet werden, damit einer gesellschaftlich sich
ausweise. Das allbeliebte Desiderat einer Bildung, die durch Examina gewährleistet, womöglich getestet werden kann, ist bloß noch der Schatten jener Erwartung. Die sich selbst zur Norm, zur Qualifikation gewordene, kontrollierbare Bildung ist als solche so wenig mehr eine wie die zum Geschwätz des Verkäufers degenerierte Allgemeinbildung. Das Moment der Unwillkürlichkeit, wie es zuletzt in den Theorien Bergsons und dem Romanwerk Prousts glorifiziert ward, und wie es Bildung als ein von den Mechanismen gesellschaftlicher Naturbeherrschung Unterschiedenes bezeichnet, verdirbt im grellen Licht der Überprüfbarkeit. |
Soll heißen. Bildung hat nicht einen Wert "an sich", wäre also noch wertvoll auf einer einsamen Insel, sondern ist reiner Tauschwert, bezieht ihre Bedeutung aus einem systemischen Zusammenhang, was sie wiederum
so beliebig macht wie Geld und andere Dinge, die nur Tauschwert besitzen. Eigentlich versteht man das auch ohne Adorno. Eigentlich.
Der Autor hat aber schon feststellen müssen, in langen Diskussionen mit Oberstudienrädern, dass dem nicht so ist. Ein Satz wie "über den Untertan von Heinrich Mann habe ich 2+, Theodor Storm 3-" geht irgendwie durch bei den Oberstudienrädern. Warum auch nicht? Schließlich gibt es ja auch Noten für den 100 m Lauf. Ja, warum eigentlich nicht? Das Oberstudienrädern und den verbeamten Geistlichen an der Uni zu erklären ist schwierig.
Zum einen liegt es an ihrem Ursprung. Bildung liegt ein Erlebnis zugrunde und ein Erlebnis ist nun mal eine höchst individuelle Angelegenheit und die Rezeption ist eben selber auch wieder ein höchst individuelles Erlebnis. Ihre Bedeutung gewinnt sie aus dem Erlebnis, wie vermittelt dieses auch immer sein mag, und besteht nur im Verhältnis zu einem Individuum.
Wird sie benotet, entfernt sie sich von ihrem Ursprung, erhält einen instrumentellen Charakter, der sie vollständig ihres Kerns beraubt. Der Begriff Allgemeinbildung meint nicht Bildung, sondern Tauschwert. Bildung ist nie allgemein, sondern immer höchst individuell.
Bei Proust ist Bildung ein Prozess, soll das vrai moi, das wahre ich, erscheinen lassen. Der Erzähler taucht eine Madeleine in einen Tee und findet einen Teil seiner selbst, in einer von allen gedanklichen Konstruktionen unverfälschten Weise, wieder. Das vrai moi ist aber höchst subjektiv, keine objektive Konstante.
Zu Deutsch: Es kann Leute geben, die lesen einen tausendseitigen Roman und von dem ganzen Roman bleibt nur ein einziger Satz hängen. Aber der richtig und für alle Ewigkeit. Warum auch immer.
Bewertung setzt aber objektive Maßstäbe voraus, die es aber nicht gibt. Schließlich und letztlich, das ist was Oberstudienräder immer am meisten erschüttert: Es gibt auch gar keinen vernünftigen Grund, hier irgendwas zu bewerten. Entweder kapieren die Kiddies irgendwann, dass es Dinge gibt, die einfach nur lustig, bereichernd, horizonterweiternd, whatever sind oder sie kapieren es eben nicht. Ob jemand jetzt ein paar schlaue Sprüche aus der Sekundärliteratur zusammenklaubt und 2+ schreibt oder das sein lässt und nur von einem Halbsatz fasziniert ist und eine 5- erhält, ist wirtschaftlich völlig Jacke. Die Korrektur von Deutschaufsätzen ist eine Fehlallokation der Mittel.
Der Wettbewerb hat hier keine sinnvolle Funktion.
Der Einwand der Oberstudienräder ist nun klar. Man musste die Kiddies mit leichtem Druck zu ihrem Glück zwingen. Die These wäre natürlich empirisch zu überprüfen. Inwiefern ändert die schulische Vermittlung von Bildung tatsächlich die Wahrnehmung und den Umgang mit selbiger. Das ließe sich durchaus rausfinden, z.B. über Umfragen. Sehr wahrscheinlich ist aber was anderes. Noten führen dazu, dass die entleerten Leerkörper über Relevanz, Ziele, didaktische Vermittlung nicht mehr reflektieren, denn zwingen erfordert nun mal weniger Grips, Engagement und Vorbereitung als überzeugen und begeistern.
Selbst wenn die Kulturindustrie genau so im Leerlauf läuft wie die instutionalisierte Bildung, muss sich die Kulturindustrie noch anstrengen, denn sie braucht zahlenden Kunden, und bringt tatsächlich manchmal auch echt neue Inhalte, während die Leerkörper eiskalt Achtklässern den Götz von Berlichingen vor die Nase setzen.
Wird Bildung von ihrem Ursprung abgekoppelt, auf ihren Tauschwert, bzw. auf ihre systemische Bedeutung reduziert, ist sie irgendwann auch nicht mehr vermittelbar. Reduziert auf ihren Tauschwert besteht kein Unterschied zwischen dem Wallenstein von Schiller und einem Telefonbuch. Abgekoppelt von ihrem Ursprung wird sie auch ihre systemische Bedeutung verlieren, was ja tatsächlich der Fall ist und sich in den konkreten Lehrplänen niederschlägt. Da im Grunde auch die verbeamteten Geistlichen nicht mehr so richtig wissen, wozu das gut sein soll, fokusiert man zunehmend auf Kenntnisse einer vermeintlich höheren wirtschaftlichen Relevanz, zumal der Zyklus der Entwertung sich verstärkt. Leerkörper, die schon von Leerkörpern unterrichtet wurden, sind eben irgendwann vollständig entleert und verbreiten nichts als Leere.
Das Ziel von Bildung muss man gar nicht mehr genau definieren, um festzustellen, dass wir hier eine Fehlallokation der Mittel haben. Welches Ziel auch immer intendiert war, es wurde nicht erreicht.
Die Schwierigkeiten, auf die man stößt, wenn man mit Oberstudienrädern diskutiert, besteht darin, dass wir es mit kruder Halbbildung zu tun haben. Die Ablehnung und Ignorierung spezifischer Inhalte, insbesondere wenn sie bewusst vorgenommen wird, ist weniger problematisch, denn dann wird auf die systemische Verwertung verzichtet, was unter Umständen von mehr Individualität zeugt, als sich durch die Übernahme des Jargons Geltung zu verschaffen im Kollektiv.
Der langen Rede kurzer Sinn. Die institutionalisierte Bildung kann sich auch auf die reine Ausbildung zurückziehen, das würde wahrscheinlich niemandem auffallen und es würde sich nichts ändern, außer eben, dass für Bildung im Sinne von Ausbildung mehr Ressourcen zur Verfügung stünden. Wer der Meinung ist, dass die institutionalisierte Bildung der Kulturindustrie Paroli bietet, verdient entweder sein Geld mit der Vermittlung von Telefonnummern, kapiert also das eigentliche Problem nicht, oder ist ein romantischer Träumer.
Wenn wir mit dem zur Verfügung stehenden Personal die Ziele nicht erreichen können, dann müssen wir sie aufgeben.
Nimmt man den deutschen Philologen Verband als repräsentativ, dann haben wir es bei den Oberstudienrädern mit einer massiven, kruden Halbblidung zu tun. Sie beherrschen den Jargon, nicht aber die Inhalte. Noch ein Durchgang an sinnentleerter Reproduktion, dann ist Bildung endgültig nur noch sinnfreies Geschwaffel, ihr Wert rein systemisch. Der Jargon drückt keinen Inhalt aus, er reproduziert das Kollektiv und dessen Interessen. Die Zahlen hat der Autor eingefügt.
(1) Das Gymnasium ist ein Bildungsangebot für besonders leistungsbereite und motivierte Schülerinnen und Schüler mit dem klaren Ziel einer allgemeinen Studierfähigkeit, verbunden mit einer hohen Individualbildung. (2) Dies soll und wird das Gymnasium auch zukünftig sein. (3) Ziel des Gymnasiums ist es, seine Absolventen zu einer besonders aktiven, verantwortungsbewussten Teilnahme am kulturellen, politischen,wirtschaftlichen und sozialen Gesamtleben der Gesellschaft zu befähigen. (4) Dadurch wird der Stand des Wissens und Könnens, die Kultur sowie die Präzisionen der Wissenschaft mit jeder neuen Generation gesichert oder noch gesteigert. (5) Die Gemeinschaft in unserem demokratischen und sozialen Rechtsstaat bildet die Basis für die weitere politische Integration in Europa, aber auch für ein bewusstes Miteinander mit den Menschen anderer Länder und Kontinente. (6) Deutschland benötigt für seine weitere wirtschaftliche Prosperität und technisch-wissenschaftliche Entwicklung eine große Zahl schulisch bestens ausgebildeter junger Menschen. (7) Deutschland braucht Verantwortungseliten. (8) Dabei kommt dem Gymnasium wie schon in der Gegenwart eine herausragende Bedeutung zu. (9) Die Veränderungen in der Wirtschaft und als deren Folge im Beschäftigungssystem werden die beruflichen Tätigkeiten hinsichtlich Dauerhaftigkeit, Intensität und Art weiter verändern und sind begleitet von der Notwendigkeit zur Ausbildung neuer Eliten. |
Der Hintergrund ist einfach. Oberstudienräder bekommen mehr Cash als andere Lehrer und das soll so bleiben. Der Autor würde aus eigener Erfahrung sagen, dass es sehr viel einfacher ist, Erwachsene / Jugendliche zu unterrichten als Kinder. Was wir tatsächlich brauchen, ist eine Aufwertung der Kindergarten-Pädagogik mit Zusatzangeboten für Ausbildung und Besoldung. Ein interessantes Program für Kiddies zu entwickeln, ist schwieriger, als Lehrpläne abzuhaspeln. Bei den Oberstudienrädern kann man streichen.
(1) Wie die Oberstudienräder ohne Individualbildung, was sie darunter verstehen wissen sie selber nicht, Individualbildung vermitteln wollen, ist ein Rätsel. Wie man allerdings von der Leistungsbereitschaft unter gegebenen schulischen Bedingungen auf eine allgemeine Leistungsbereitschaft schließen will, ist ein Geheimnis. Drei Hauptfächer an Gymnasien sind Sprachen. Da der Autor selber fünf Sprachen spricht und sieben mal gelernt hat, würde er eher vermuten, dass jeder drei Sprachen lernen kann, wenn auch jeder auf andere Art. Im Land selbst zum Beispiel kann das jeder. Noch problematischer ist das aber mit der "Individualbildung" im engerem Sinne. Sofern sie eben "Individualbildung" ist, ist sie objektiv nicht messbar. Wird sie gemessen, kann dies nur anhand eines "objektiven" Schemas erfolgen. Dann ist es aber keine "Individualbildung" mehr. Erlernt wird dann die Beherrschung des Jargons des Kollektivs. Das wiederum leuchtet dem Leser nicht ein. Dann soll er sich mal das anschauen:
Im Leistungskurs Deutsch wird auch ein antikes Drama gelesen, um den Einfluss der griechischen Literatur auf Formen und Ideen der deutschen Klassik aufzuzeigen. In diesem Zusammenhang werden grundsätzliche Einsichten in die aristotelische Poetik vermittelt. Damit stehen die Gegebenheiten des antiken Theaters in engem Zusammenhang. |
Intendiert ist reproduzierbares Geschwätz. Da ist die "Individualbildung" schon bei den Leerkörpern gescheitert. Verglichen damit ist es sinnvoll, Goethes Faust zur Einführung in die Textverarbeitung zu verwenden, siehe Johann Wolfgang von Goethe: Faust. Wenn die Individualbildung schon bei den Leerkörpern gescheitert ist, wird es mit der Vermittlung selbiger durch letztere schwierig. Das hat schon Faust gestellt.
Wenn ihr's nicht fühlt,
ihr werdet's nicht erjagen
(2) Das würde der Autor mal bestreiten, denn den verquasten Schwachsinn kann sich kein moderner Staat leisten. Vermutlich wird es immer weiter ausdifferenziert und individueller. Ein System, bei dem Beamte ohne Berufserfahrung über die Bedeutung von Bildung (Bildung und Ausbildung läuft da etwas krude durcheinander) in der Wirtschaft schwafeln, wird kaum Bestand haben. Die Fakten sprechen gegen dieses System. Die objektive Norm zur Messung der Leistungsfähigkeit wird von der Wirtschaft gesetzt und deren Ansprüche steigen von Jahr zu Jahr, die Berufswelt differenziert sich immer weiter aus. Der Philologenverband mag der Meinung sein, dass das Gymnasium die Normen setzt, aber der Philologenverband ist auch nicht mit dem technologischen Fortschritt knallhart konfrontiert. Das Gymnasium mit seinem rentablen Kanon ist ein Auslaufmodell. Im übrigen auch was die Sprachen angeht. Warum Latein und Französisch wichtiger sein soll, als Russisch und Japanisch, erschließt sich sowenig, wie die Nichtannerkennung von Türkisch und Arabisch als zweite Fremdsprache.
(3) Das Gymnasium soll also die Absolventen zu einer besonders verantwortungsbewußten Teilnahme am politischen, kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Leben befähigen. Alter Schwede! Und wie genau? Der Autor würde sagen, im Geschwätz offenbart sich das Kollektiv in seiner reinsten Form. Schon in diesem Satz offenbart sich, dass die "Individualbildung" wohl gescheitert ist. Auf jeden Fall bei den Studienrädern. Der Satz ist völlig sinnfrei. Ein Individuum hätte darüber reflektiert; sich gefragt, was verantwortungsbewusste Teilnahme denn konkret bedeuten soll. Dem Kollektiv mangelt es nicht nur an der Bindung von Bildung an das individuelle Erlebnis, es mangelt ihm auch an der Fähigkeit, Begriffe zu reflektieren, wenn das Kollektiv allein durch die Faktizität und allgemeine Akzeptanz die Bedeutung der Begriffe eindeutig beweist. Das Geschwafel ist kongenial zu dem Geschwafel an der ehemaligen Ostfront, siehe Karl Marx.
(4) Durch die verantwortungsbewußte Teilnahme am kulturellen, sozialen, etc. Gesamtleben der Absolventen des Gymansiums wird der Stand der Kultur, des Wissens und der Forschung gesichert und gesteigert. Erstaunlich zu was für Höhen sich eine Horde von Halbgebildeten emporschwingt. Das klingt so, wie wenn der Philologenverband höchstpersönlich für die Kultur und Forschung in der Republik verantwortlich wäre. Der Autor wäre schon zufrieden, wenn sie Unterrichtsinhalte spannend vermitteln könnten. Wenn die Art der Vermittlung von Kultur durch das institutionalisierte Bildungssystem ein Indiz für dessen Höhe wäre, dann wäre Kultur ein Geschwätz gegen das das erstaunte Raunen des Neanderthalers noch Ausdruck eines authentischen Erlebens wäre.
(5) Also der Satz ist gut. Die Gemeinschaft des demokratischen und sozialen Rechtstaates ist die Basis der politischen Integration Europas und sorgt für ein bewusstes Miteinander der verschiedenen Länder und Kontinente.
????. Wie das? Wollen sie uns mitteilen, dass die sozialen Sicherungssystem in etwa gleich sein müssen, weil wir sonst unausgeglichene Handelsbilanzen haben? Wollen sie uns mitteilen, dass über die weitere Entwicklung Europas in demokratischen Prozessen abgestimmt werden soll? Soll die EU Kommission stärker an das EU Parlament gebunden sein? Wollen sie uns mitteilen,dass auf der ganzen Welt Latein, Englisch oder Französisch gesprochen wird? Und was zum Geier ist ein sozialer Rechtsstaat? Unter einem Rechtstaat können wir uns was vorstellen. Wir können uns auch unter einem Sozialstaat was vorstellen. Aber was ist ein sozialer Rechtstaat? Dem Autor ist zunehmend völlig unklar, was an Gymnasien getrieben wird und er vermutet, dass auch dem deutschen Philologenverband das völlig unklar ist.
(6) Das ist jetzt lustig. Deutschland braucht schulisch bestens ausgebildete Menschen. Daraus wäre dann zu schließen, dass es zu begrüßen ist, wenn sich die Anzahl der Abiturienten in den letzten dreißig Jahren drastisch erhöht hat. Aber Pustekuchen. Das ging nach Meinung des deutschen Philologenverbandes nur durch ein Absenkung der Qualität, was aber irgendwie nicht so tragisch war, denn die vom Philologenverband konstatierte Absenkung der Qualität hatte keinerlei Einfluss auf die Wirtschaft. Dort ist nämlich das Niveau an allen Fronten gestiegen. Mit mittelmäßigen Pisa Ergebnissen kann der Exportweltmeister, lässt man die ökonomischen Implikationen unberücksichtigt, eigentlich ganz gut leben.
(7) Deutschland braucht Verantwortungseliten, die natürlich von Gymnasien kommen, wo sie von Halbgebildeten Schwätzern unterrichtet wurden. Aber was konkret macht die Verantwortungselite?
(8) Jetzt wird es irre. Bei der Heranbildung von nicht näher bestimmten Verantwortungseliten bedarf es WIE SCHON IN DER GEGENWART des Gymnasiums. ???? Wahrscheinlich meinen sie wie schon in der VERGANGENHEIT, denn ansonsten müsste man ja schließen, dass es in der Vergangenheit des Gymnasiums nicht bedurfte. Dann aber wäre es auch in der Gegenwart sinnlos. Wir sehen aber ein, dass sich das Geschwätz eh keiner durchliest, von daher ist es auch egal. Wenn sie aber schon auf ihrer Website nichts zu sagen haben, was erzählen sie dann im Unterricht?
(9) Die Berufswelt verändert sich indeed. Gott sei Dank hat das aber keinen Einfluss auf das Gymnasium. Am Gymnasium wird Herrenwissen gelehrt, das ändert sich nie.
Irgendwie tönt das Kollektiv immer gleich. In der DDR tönte das so.
Diese objektiven Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung in der Deutschen Demokratischen Republik erfordern, das Bildungssystem mit den Aufgaben des umfassenden Aufbaus des Sozialismus in Übereinstimmung zu bringen. Sie verlangen eine dem modernen Stand der Wissenschaft und Technik angemessene Bildung und Erziehung, die es ermöglichen, die Menschen, vor allem in der Arbeit, in der Gemeinschaft der Arbeitenden und durch die gegenseitige Hilfe zu Persönlichkeiten zu erziehen, die der Deutschen Demokratischen Republik, ihrem sozialistischen Vaterland, treu ergeben und bereit sind, sie zu stärken und zu verteidigen. So werden bei dem umfassenden Aufbau des Sozialismus die technische Revolution und das Streben nach der gebildeten Nation zu einer Einheit. |
Es ist in der Regel sehr schwer, gegen das Kollektiv zu argumentieren. Wer auf individuelle Erlebnisse rekurriert und das Kollektiv von diesem Standpunkt aus kritisiert, der argumentiert intuitiv und ist damit chancenlos. Das ist so ähnlich, wie der Versuch, eine Kuh für den Sternenhimmel über ihren Hörnern begeistern zu wollen. Er würde auf eine Schicht des Bewußtseins rekurrieren, das auszuschalten ja der Sinn des Kollektivs ist. Das Kollektiv hat immer Recht, denn im Gegensatz zur "intuitiv" vorgebrachten Kritik, bestätigt und befördert es die, die die von ihm geschaffene Realität bestätigen. Dass sich Armeen in ihrem Dschingtarasa ähneln wie ein Ei dem andern, liegt daran, dass Kollektive keine Inhalte kennen, sie kennen nur Jargon. Wer die Bundeswehr mit der nationale Volsarmee bzw. mit der Wehrmacht vergleicht, der wird die Unterschiede lediglich der Überschrift entnehmen können.
Der Kollege, ein Kommentator der Videos, bringt die Sache auf den Punkt. Das ist so präzise, dagegen ist Adorno ein Autor von Kinderbüchern.
Kompliment, da herrscht Ordnung! Ich habe in der Bundeswehr gedient und? bin der Meinung, daß jeder deutsche Soldat -? gleich, ob in den Armeen des Kaiserreichs, der Reichswehr, Wehrmacht, Bundeswehr oder NVA seinem deutschen Vaterland gedient hat. Unabhängig vom jeweiligen politischen System. Beenden wir die Grabenkämpfe und schaffen ein einiges, demokratisches selbstbewußtes und starkes Deutschland. |
Das Kollektiv ist so wahr, dass die Frage nach einem Sinn bedeutunglos, unwahr und theoretisch ist. Weiter erfordert Sinnbildung eine Anstrengung, die viele überfordert. Als ankerlose, frei floatende Gebilde, sind Kollektive auch austauschbar. Herrscht Ordnung, dann findet der NVA Soldat in der Bundeswehr eine neue Heimat, von einem Tag auf den anderen. Das Ziel spielt überhaupt keine Rolle.
Was Adorno und die ganze Generation umtreibt, also Ernst Bloch, Max Horkheimer, Herbert Marcuse, Karl Popper etc. etc. ist die Frage, wie ein so brutaler Rückfall in die Barbarei, den Nationalsozialismus, möglich war. Die Frage braucht einen heute nicht mehr beschäftigen, der Spuk kommt nicht wieder.
An der Kulturindustrie, ein Konstrukt, dessen Organisation Adorno nicht näher analysiert, kann man zweifeln. Der Autor würde aber sagen, die "Kulturindustrie" bringt mehr neue und authentische Inhalte in die Welt, als das gesamte instutionalisierte Bildungssystem, was ja zugegebenermaßen auch nicht besonders schwierig ist. Ob irgendwelche verknitterten Philologen die Kiddies mit Müll zutexten oder die Kiddies die Freistunden in der Eisdiele verbringen, läuft so ziemlich auf das gleiche hinaus.
Wenn Bildung ohnehin von jedem Inhalt entleert wird, die eigentlichen Inhalte scheinen ja für Philologen so selbstverständlich wie nichtssagend zu sein, dann fokusiert man besser auf Ausbildung und widmet die Ressourcen um. Das würde auch die Diskussion um die Gliederung des Schulsystems entspannen. Ist Bildung ein rein informeller Prozess, bzw. bringt das institutionalisierte Bildungssystem hier nichts, kann man es auf Ausbildung beschränken: Mathe, Physik, Bio, Chemie, Englisch, Wirtschaft. Wahrscheinlich wird es darauf auch letztlich hinauslaufen. Denn jede entleerte Philologengeneration wird die nächste noch weiter entleeren. Übrig bleibt nur noch lediglich systemisch relevanter Müll. Dieser kann dann keinen Gegenentwurf mehr liefern zum Primat des Ökonomischen, er folgt im Gegenteil dessen Prinzipien und macht sich dadurch überflüssig.
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Volkswirtschaftler argumen-tieren systemisch. Das Verhalten der Individuen wird durch Parameter / eine Ordnung gesteuert. Von der Wirkung dieser Ordnung / Parameter auf das Individuum wird abgesehen.
Bei Hayek soll der Ordnungsrahmen die Freiheit des Individuum vor dem Kollektiv schützen
Strömungen wie die Frankfurter Schule argumentieren genau umgekehrt. Das Kollektiv ist Produkt der Ordnung. Unter dem Primat des Ökono-mischen, werden die Menschen gleichteschaltet