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Walter Eucken

Wie üblich werden wir auch jetzt nicht verraten, wo man Informationen zur Biographie von Walter Eucken erhält. Die subtilsten Kenntnisse der Menschheit sollten der Elite vorbehalten bleiben.

Zwischen Walter Eucken und Friedrich Hayek kann man eine Beziehung herstellen, kann sie beide unter Ordoliberalismus subsumieren. Allerdings haben wir bei Friedrich Hayek gezögert, ob wir ihn dieser Strömung zuordnen sollen.

Friedrich Hayek ist wohl eher das, was man einen "Liberalen" nennt, wobei allerdings nur in Deutschland die Marktradikalen so bezeichnet werden. In Spanien und in den romanischen Ländern allgemein sowie in den angelsächsischen Ländern verbindet man mit "Liberalismo", zumindest umgangssprachlich, eher Toleranz, Einsatz für die Menschenrechte, Rechtsstaat, Bürgergesellschaft etc.. Wirtschaftliche Momente, also freie Marktwirtschaft, Recht auf Eigentum, freier Außenhandel etc. etc. ist nur ein Aspekt unter vielen. Dass unterschiedlich gewichtet wird, sieht man auch wenn man den deutschen Beitrag mit dem spanischen und dem englischen Beitrag auf Wikipedia vergleicht.

El liberalismo es un sistema filosófico, económico y político que promueve las libertades civiles y se opone a cualquier forma de despotismo, apelando a los principios republicanos. Constituye la corriente en la que se fundamentan, tanto el estado de derecho, como la democracia representativa y la división de poderes.

Der Liberalismus ist ein philosphisches, ökonomisches und politisches System der sich für die Bürgerrechte einsetzt und sich jeder Art von Despotismus unter Rekurrierung auf die republikanischen Prinzipien widersetzt. Sowohl der Rechtsstaat, wie auch die repräsentative Demokratie und die Gewaltenteilung basieren auf dieser Strömung.

aus: Liberalismo

Der Liberalismus (lat. liber: „frei“; liberalis, „die Freiheit betreffend, freiheitlich“) ist eine politische Ideologie und Bewegung, die eine freiheitliche politische, ökonomische und soziale Ordnung anstrebt. Hervorgegangen ist der Liberalismus aus den englischen Revolutionen des 17. Jahrhunderts. Leitziel des Liberalismus ist die Freiheit des Individuums vornehmlich gegenüber staatlicher Gewalt. Neben dem Konservatismus und dem Sozialismus stellt er eine der drei großen politischen Ideologien bzw. Weltanschauungen, die sich im 18. und 19. Jahrhundert in Europa herausgebildet haben, dar.

aus: Liberalismus


Liberalism (from the Latin liberalis) is a political philosophy or worldview founded on the ideas of liberty and equality. Liberals espouse a wide array of views depending on their understanding of these principles, but generally they support ideas such as free and fair elections, civil rights, freedom of the press, freedom of religion, free trade, and a right to life, liberty, and property.

Liberalismus (aus dem Lateinischen liberalis) ist eine politische Philosophie oder eine weltweite verbreitet Weltanschauung die auf der Freiheit und Gleichheit basiert. In Abhängigkeit ihres jeweiligen Standpunkte bezüglich dieser Prinzipien vertreten Liberale unterschiedliche Standpunkte, aber im Allgemeinen sind sie Anhänger freier und freier Wahlen, Bürgerrechten, Pressefreiheit, Religionsfreiheit, Abbau von Handelsbarrieren, körperliche Unversehrtheit, Freiheit und Privateigentum.

aus: Liberalism

Was sich bei Wikipedia wie ein kleiner Unterschied liest, de facto lediglich unterschiedliche Schwerpunkte, kann umgangssprachlich erhebliche andere Bedeutungen haben. "Un liberal" ist im Spanischen eher "links", grenzt sich also ab von "un conservador". Wahrscheinlich würden die meisten US Amerikaner Obama als Liberalen bezeichnen, was man aus deutscher Perspektive eher nicht tun würde, denn die Politik Obamas zielt eher darauf ab, über staatliche Maßnahmen soziale Ziele zu realisieren, wodurch er sich von den Republikanern abgrenzt. Wo der Begriff also jeweils verortet wird, wo also die Schwerpunkte gesetzt werden, hängt davon ab, gegen welche anderen Strömungen Obama sich abgrenzt. Dieses Statement ist wahrscheinlich richtig.

While his political opponents insist he is liberal (which to them is something bad), the truth is that whether as a senator or as the president, Mr. Obama has generally been a moderate or a centrist, leaning somewhat to the left on social issues and somewhat to the right on certain foreign policy issues.

Während seine politischen Gegner darauf beharren, dass er liberal ist (ein Begriff, der bei ihnen negativ besetzt ist), ist die Wahrheit wohl die, dass er sowohl als Senator wie auch als Präsident eine moderate oder gemäßigte Politik verfolgte, wobei er was soziale Belange angeht Standpunkte der Linken und was die Außenpolitik angeht, Standpunkte der Rechten übernahm.

http://wiki.answers.com

Der Liberalismus von Hayek auf jeden Fall ist das, was man umgangssprachlich, in Deutschland, als konservativ bezeichnen würde, wobei auch dieser Begriff nicht viel hergibt. In Deutschland versteht man darunter den Glauben, dass der "Markt" die beste Lösung für alle Probleme liefert und Sozialpolitik zu Verwerfungen führt. Bei so Jungs wie Helmuth Kohl kommt dann noch der ganze Patriotismus, moralische Wende, geistige Erneuerung Quark dazu, der aufgrund des hohen Blubber Niveaus keiner rationalen Beurteilung zugänglich ist.

Zwischen Liberalismus und Ordoliberalismus gibt es nun Berührungspunkte, wobei es nicht besonders sinnreich ist, die Strömungen abstrakt voneinander abzugrenzen. Sinnvoller ist ein Vergleich einzelner Autoren. Worin der Unterschied zwischen Walter Eucken und Friedrich Hayek besteht, wird sich im Folgenden ergeben.

Das Buch "Grundzüge der Wirtschaftspolitik" wurde 1952 veröffentlicht, also zwei Jahren nach dem Tod von Walter Eucken. Geschrieben wurde es also unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg. Das ist insofern erstaunlich, als Eucken sich ausführlich mit allen Spielarten des Sozialismus beschäftigt, selbstverständlich kritisch, aber über den Nationalsozialismus kein Sterbenswörtchen verliert. Glaubt man, was man hier und da so liest, dann ist das aber nicht durch Sympathie mit dem Nationalsozialismus begründbar. Walter Eucken stand diesem System wohl sehr, sehr distanziert gegenüber. Hier gibt es also deutliche Unterschiede zu Hayek. Beide stehen jeder Art von staatlicher Lenkung äußerst kritisch gebenüber. Während aber Hayek zu einem globalen Rundumschlag ausholt und irgendwie alle "sozialistischen" Strömungen inklusiv Nationalsozialismus unter Kollektivismus subsumiert, benennt Eucken konkrete Strömungen, Simonismus, Marxismus etc.. Er macht also nicht den Fehler, den Hayek macht.

Seinen Analysen zum Marxismus kann man wohl zustimmen, siehe auch Karl Marx. Man kann sich tatsächlich die Frage stellen, welche praktische Bedeutung der Marxismus hat, denn darüber wie konkret die Wirtschaft organisiert werden soll, nachdem die Expropriateure expropriiert worden sind, steht bei Marx kein Wort.

Wer mit Marx an die Zwangsläufigkeit der geschichtlichen Entwicklung glaubt, für den ist die Wirtschaftsrechnung der Zentralverwaltungswirtschaft kein Problem, das im voraus denkend zu bewältigen wäre. Der notwendige Geschichtsprozess wird die Frage selbst lösen - so musste Marx denken.

aus: Walter Eucken, Grundsätze der Wirtschaftspolitik, Tübingen, 2004, Seite 211

Soll heißen. Wie man ohne Preise als Knappheitsignal eine Wirtschaft lenken soll, hat Marx schlicht nicht interessiert.

Die Theorie des Ordoliberalismus ist nun im Grunde ausgesprochen simpel. Man könnte auch sagen es sind Randbemerkungen zu Adam Smith. Ob es tatsächlich gerechtfertigt ist, hier von einer neuen "Schule" zu sprechen, kann man bezweifeln. Ganz klassisch ist für den Ordoliberalismus erstmal der Markt das Maß aller Dinge.

Diese Idee ist erstmal so simpel, wie sie wahr ist, siehe auch Optimale Faktorallokation.

Im Preis drücken sich alle Arten von Knappheiten aus. Rast ein Taifun über Thailand, werden dort die Unternehmen platt gemacht, die Festplatten produzieren und das wiederum bewirkt, dass Festplatten teurer werden. Ob noch genug Festplatten auf Lager sind, um die Durststrecke zu überstehen, braucht uns nicht zu interessieren.

Die Verhältnisse werden sich im Preis widerspiegeln und es wird vernünftig rationiert. Die, die unbedingt eine Festplatte brauchen oder wollen, etwa weil sie damit produktiv arbeiten, werden den höheren Preis bezahlen, die anderen werden noch drei Monate auf ihrem alten Compi weitertäppeln.

Das Preisniveau zeigt uns also nicht nur Präferenzen und die daraus resultierenden Knappheiten, sondern auch die optimale Verwendung der Produktionsfaktoren. Steigen die Gehälter für Informatiker, dann wird das mehr Leute veranlassen, Informatik zu studieren und die Knappheit zu beseitigen.

Es sind also die Preise, die darüber bestimmen wer, was, wie produziert, wobei auch ein Zwang besteht, die Knappheistsignale des Marktes wahrzunehmen. Jedes Unternehmen ist gezwungen, bei gebenen Faktorpreisen und gegebenen Warenpreisen seinen Gewinn zu maximieren.

Das heißt es muss möglichst günstig produzieren, das heißt den optimalen Faktoreinsatz wählen und es muss die größten Knappheiten beseitigen, weil hierfür die besten Preise gezahlt werden. Tut es das nicht, wird es langfristig eliminiert. An diesem System ist erstmal vordergründig nicht viel zu verbessern.

Jeder Eingriff würde nur dazu führen, dass entweder teurer produziert wird als nötig oder ein Gut produziert wird, dass weniger knapp ist als ein anderes. Das ist die ganz schlichte Logik der Klassik. Eucken erklärt dann auf 140 Seiten warum die Zentralverwaltungswirtschaft, so nennt er die Planwirtschaft, nicht funktionieren kann. Warum sie nicht funktionieren kann wissen wir aber, denn das ist nicht schwer einzusehen. Erstens ist es praktisch extrem schwierig und aufwendig zu ermitteln, wie man etwas am besten produziert, wenn überhaupt keine Preise vorliegen und zweitens hat man es in einer Zentralverwaltungswirtschaft mit lauter Beamten zu tun, die es schlicht auch gar nicht interessiert, wie etwas optimal produziert wird, weil sie für Effizienz nicht belohnt und für Ineffizienz nicht bestraft werden.

Dass man das im Einzelfall differenzierter sehen kann, haben wir bereits geschildert, siehe Warnung vor der Planwirtschaft. Dieses System des laissez faire (französisch für "lass sie machen") hat nun einen Haken, den wir aber auch schon bei Adam Smith geschildert finden, siehe Monopolistische Tendenzen.

Die Idee der reinen Marktwirtschaft ist der Leistungswettbewerb. Das heißt, die Unternehmen sollen gezwungen sein, ihre Produktionsmittel optimal einzusetzen und die größten Knappheiten beseitigen. Und zwar ohne jeden Spielraum. Schafft es also ein Unternehmen in Indien ein Auto in der Qualität eines Golfes für 10 000 Euro anzubieten, dann soll VW gezwungen sein, das entweder auch zu schaffen oder eben aus dem Markt auszuscheiden, um mal ein unrealistisches Beispiel zu nehmen.

Wenn ein Bäcker mit denselben Produktionsfaktoren Mischbrot und Weißbrot produzieren kann, er mit Mischbrot aber mehr Geld verdient, weil dieses mehr nachgefragt wird, dann ist es nicht nur in seinem Interesse Mischbrot zu produzieren, sondern auch im allgemeinen Interesse. Kurz und bündig: Die freie Marktwirtschaft sorgt dafür, dass das am dringendsten Benötigte, nach Maßgabe der Präferenzen der Bevölkerung, am effizientesten produziert wird. Die freie Marktwirtschaft ermöglicht das nicht nur über die Preise, die Knappheitsverhältnisse anzeigen, sondern erzwingt das auch.

Damit ergibt sich auch der radikale Unterschied zwischen einer marktwirtschaftlichen Ordnung und einer Planwirtschaft. Ein Bedarf an externer Kontrolle besteht in der Marktwirtschaft nicht. Jedes Unternehmen wird scharf vom Markt kontrolliert. Es muss optimal einkaufen, optimal produzieren und die Güter produzieren, die am dringendsten gebraucht werden. Andernfalls wird es vernichtet. Es gibt kein System, dass derart scharf kontrolliert, wie der Markt.

Der Nachteil an diesem System ist, dass es eine anstrengende Veranstaltung ist. Von daher wird es auch immer besonders von den Leuten gepriesen, also z.B. von Professoren, für die dieses System lediglich Objekt der Betrachtung ist. Wir haben also das gleiche Phänomen wie beim Fußball. Für viele Leute ist es viel gemütlicher, mit einer Tüte Chips und einer Flasche Bier einem Fußballspiel zuzuschauen, als selber zu spielen.

Von daher ist die marktwirtschaftliche Ordnung erstmal das beste System. Es gibt keinen Grund, der einen vermuten lassen könnte, dass der Staat effizienter ist. Allerdings braucht man das niemandem zu erklären. Außer Beamten glaubt kein Mensch, dass Bürokratien effizienter funktionieren als Unternehmen in einer marktwirtschaftlichen Ordnung. Walter Eucken irrt also vollkommen, wenn er meint, dass er hier noch irgendjemanden überzeugen müsse.

Beamte sehen das nicht ein, weil sie Kommunisten sind, auch wenn sie CDU wählen. Bei ihnen bewahrheitet sich der Satz "das Sein bestimmt das Bewußtsein", von daher wird man sie auch nicht vom Gegenteil überzeugen. Ähnlich wie die Bürokraten in der Zentralverwaltungswirtschaft sind sie der Meinung, dass sie eine "staatstragende" Funktion erfüllen, die dem Allgemeinwohl nützlicher ist, als die schnöden Niederungen der wirtschaftlichen Effizienz.

Der einzige Unterschied zwischen einem Beamten in einer Marktwirtschaft und einem Beamten in der Planwirtschaft besteht darin, dass in einer Marktwirtschaft nur ein Teil verbeamtet ist, in einer Planwirtschaft sind alle verbeamtet. Davon abgesehen ist aber der Beamte ein Kommunist. Die Entlohnung ist von der Leistung völlig abgekoppelt, er haftet nie für Fehler und ist auch grundsätzlich für Entscheidungen nicht verantwortlich, er verwaltet fremdes Geld, wird rundum und auf Lebenszeit versorgt. Strittig ist also, ob der Beamte überhaupt einen Treueeid auf die Verfassung schwören kann, denn zu dieser gehört eben die marktwirtschaftliche Ordnung, die der Beamte ja vollinhaltlich und aus tiefstem Herzen ablehnt.

Wem das jetzt alles zu abstrakt ist, der kann auf die www.recht-eigenartig.de gehen. Die Rechtssprechung ist ein Markt, bei dem alle Prinzipien der marktwirtschaftlichen Ordnung umfassend ignoriert werden. Wir sehen dort die schönsten Verwerfungen konkret blühen, die man sich theoretisch ausdenken kann. Des Weiteren gehen wir dort auch auf die Frage ein, wie bei solchen Systeme, die rein marktwirtschaftlich nicht gesteuert werden können, Lenkungsmechanismen implementiert werden können, die ähnlich wie marktwirtschaftliche Mechanismen wirken.

Hayek allerdings, und teilweise eben auch Eucken, schießen über das Ziel hinaus. Der Markt kann durchaus versagen, auch aus anderen als den von Eucken genannten Gründen.

Ein Marktversagen der Güteklasse A haben wir z.B. im Kapitalmarkt, siehe auch David Ricardo. Eucken geht davon aus, dass "Kapital", darunter versteht er liquide Mittel, die nicht konsumtiv verwendet werden, macht also denselben Fehler wie die Klassiker, siehe sparen, ebenfalls einen Preis haben, nämlich den Zins und dieser Zins die Allokation des Kapitals steuert. Das Kapital soll also dahin fließen, wo es am effizientesten eingesetzt werden kann. Genau das leistet der Zins aber nicht.

  1. Ob eine Kapitalsammelstelle, im Zweifelsfalle eine Bank, einen Kredit vergibt oder nicht, hängt nicht von der Rentabilität ab, sondern von der Sicherheit.
  2. Bei einer echten Innovation, besteht ein hohes Risiko. Die Bank wird sich also im Zweifelsfalle gegen das innovative Projekt und für eine konservativere Anlage entscheiden.
  3. Im theoretischen Modell, aber nur im theoretischen Modell, erfolgt eine Kreditaufnahme solange, bis die (monetär bewertete) Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals dem Marktzins entspricht. Dies gilt aber nur, wenn kein Risiko vorliegt. Liegt ein Risiko vor, bekommt eben jeder Kredit, der die entsprechenden Sicherheiten bieten kann. Zu Deutsch: Es ist ohne weiteres vorstellbar, dass hoch rentable Investitionen zugunsten von Investitionen verdrängt werden, deren Rentabilität gerade noch dem Marktzins entspricht.
  4. Der größte Teil der Investitionen ist vom Marktzins völlig unabhängig, denn sie werden aus Abschreibungen finanziert. Die Vorstellungen Ricardos, dass liquide Mittel, die aus Abschreibungen zufließen (verdiente Abschreibungen sind Aufwand, aber keine Auszahlung) in rentablere Investitionen fließen, sich also ein "natürlicher" Profit ergibt, siehe Natürlicher Preis, mag langfristig eine gewisse Bedeutung haben, allerdings wäre die Aussage empirisch zu beweisen. In der Praxis kann eine Druckerei nicht zu einer Software Schmiede mutieren. Die Druckerei wird in Druckmaschinen investieren und den Betrieb aufrecht erhalten, auch wenn das Kapital in der Softwareschmiede besser alloziert wäre.
  5. Eucken geht, auch da ganz in der Klassik verhaftet, davon aus, dass Investieren nur durch Einschränkung des Konsums möglich ist und der Zins den Konsum zurückdrängt. Die Vorstellung ist falsch und Schumpeter hat hier Recht, siehe dynamische und statische Wirtschaft. Der Zins stellt keine Balance zwischen Sparen und Investieren her. Richtiger ist Keynes. Sparen ist eine ex post Größe, ergibt sich aus der Investition, ist aber nicht die Bedingung für eine Investition.

  6. Da Kapital, vorgestellt als liquide Mittel, die in jede Verwendung fließen kann, also Geld, im Grunde gar nicht knapp ist, ist es auch gar kein Produktionsfaktor im eigentlichen Sinne und der Preis für Geld ist folglich für die Allokation bedeutungslos. Der Preis für Geld könnte auch Null sein. Die rentablere Investition wäre auch dann in der Lage, die anderen knappen Produktionsfaktoren, z.B. die qualifizierte Arbeit über eine höhere Entlohnung von anderen Verwendungen abzuziehen, bzw. inaktive Produktionskapazitäten z aktivieren. Anders formuliert: Der Zins ist kein Preis, auch wenn wir das überall lesen, weil etwas, was nicht knapp ist, keinen Preis hat. Für eine ausführliche Diskussion siehe Adam Smith => Zins.

Hätte er noch fünf Jahre länger gelebt, hätte er auch gesehen, ganz anschaulich, dass es keinen Zusammenhang gibt zwischen ex ante Sparen und Investieren. Die Investitionstätigkeit, die den Wirtschaftsaufschwung Deutschlands nach dem zweiten Weltkrieg hervorrief, konnte gar nicht durch ex ante Sparen, und auch nicht durch das ERP (vulgo Marshall Aid Hilfe) finanziert werden, weil diese Summen viel zu gering waren. Es wurde schlicht Geld gedruckt. Was auch kein Problem ist, wenn die Kredite anschließend wieder getilgt werden, dass heißt Geld in dem Maße vernichtet wird, wie es vorher geschöpft wurde.

Das gegenwärtige Marktversagen des Kapitalmarktes, das heißt die Präferenz für hochspekulative Finanzprodukte bzw. das spekulativ motivierte Fluten des Immoblienbereiches mit Kapital, was ja letztlich wieder zu einer Krise führen wird, wir schreiben immer noch das Jahr 2012, also unter Umständen hat der Leser diese neue Krise schon hinter sich, illustriert, dass auch der Markt falsche Signale setzen kann.

Eucken würde nun sagen, dass diese Krise nicht entstanden wäre, wenn der Staat die Sparquote nicht autonom erhöht hätte. Das Problem dabei ist, dass er selbst die Argumentation dafür geliefert hat, die Sparquote autonom zu erhöhen, bzw. er selbst Standpunkte vertritt, die es sinnvoll erscheinen lassen, dass der Staat die Sparquote autonom erhöht.

Seine geldpolitischen Vorstellungen sind völlig wirr.

  1. Ein anderes Beispiel: Die Politik des niedrigen Zinses, wie sie z.B. in Amerika im fünften Jahrzent unseres Jahrhunderts getrieben wurde, ermöglichte nicht nur die Preissteigerung, sondern löste damit auch die Tendenz zu Preiskontrollen und zu zentralverwaltungswirtschaftlicher Lenkung aus.

    aus: Walter Eucken, Grundzüge der Wirtschaftspolitik, Tübingen, 2007, Seite 220

Die These ist natürlich erstmal historisch völliger Unsinn. Der Preisanstieg in den USA ergab sich aus der Preisfestsetzung während des Krieges (US history 1950 - 1975). Da die Wirtschaft nicht ohne weiteres auf eine zivile Produktion umgestellt werden konnte, die Produktivität, genauer gesagt die Ausbringungsmenge also gering war, konnten sich die Unternehmen über eine Preiserhöhung Kapital beschaffen.

Allerdings stiegen die Zinsen in den fünfziger Jahren in den USA und die Inflationsrate war ausgesprochen NIEDRIG in den fünfziger Jahren. Sie betrug in den vierziger Jahren 5 Prozent, in den fünfziger Jahren 2 Prozent, in den sechziger Jahren 3 Prozent, siehe Average Annual Inflation Rates by Decade. 2 Prozent Inflationsrate gilt als ausgesprochen niedriger Wert. Eine Inflationsrate von Null kann es nicht geben. Sollen die Preise ein Knappheit signalisieren, müssen sie steigen. Der Preisanstieg wird dann gestoppt, bzw. wieder rückgängig gemacht, wenn die Knappheit beseitigt wird, allerdings werden die von der Umstrukturierung negativ betroffenen Güter nicht billiger. Zwei Prozent Inflation ist also sogar ein sehr niedriger Wert. Historisch ist die Aussage schlicht Mumpitz.

Einigermaßen zutreffend ist die Bemerkung für den Zeitraum 1940 bis 1949. Hier kam es kriegsbedingt zu einer Inflation, weil die USA den Krieg über Kredite finanzierten. Allerdings hätte Eucken wissen können, er hat die Zeit von 39 bis 45 ja erlebt, dass dies mit Zinsen nichts zu tun hat. Werden der Wirtschaft durch die Produktion von Waffen Ressourcen entzogen, müssen die Preise für Konsumgüter steigen, denn sie werden knapp. Auf der anderen Seite bewirkt die Kriegsproduktion, dass das Geld auch tatsächlich in Umlauf kommt, weil der Staat es ausgibt.

Im Übrigen ist die These, abgesehen davon, dass sie sich nicht mit den historischen Fakten deckt, auch theoretisch schwachsinnig. Wieso soll ein niedriger Zins zu einer Preissteigerung führen? Auch bei einem niedrigen Zins liegt das Geld erstmal auf der Bank. Damit sich die Geldmenge erhöht, davon scheint er ja auszugehen, muss es dort erstmal jemand abholen. Das könnten entweder Unternehmer sein, die das Kapital investiv verwenden oder eben Konsumenten, die ihren Konsum auf Kredit finanzieren. Drittens käme noch der Staat in Frage, der z.B. die niedrigen Zinsen nutzt, um Konjunkturpolitik zu betreiben. Damit sich aber die Geldmenge erhöht, ist es zwingend notwendig, dass die Kredite nicht zurückgezahlt werden, wie Eucken selber zutreffend bemerkt.

Kreditexpansion bedeutet Geldvermehrung; Zurückhaltung in der Kreditgewährung - bei Rückzahlung früherer Kredite - Verminderung der Geldmenge. Tagtäglich entsteht in der Kreditgewährung der Banken Geld, und tagtäglich verschwindet Geld durch Rückzahlung von Krediten.

aus: Walter Eucken, Grundzüge der Wirtschaftspolitik, Tübingen, 2007, Seite 258

Wird aber die Investition über einen Preisanstieg, dem die Löhne nicht folgen, realisiert, dann wird eben der Konsum eingeschränkt und mit den freiwerdenden Ressourcen werden, zumindest in der Theorie, Investitionsgüter produziert. Die höheren Preise haben nun zwei Effekte. Zum einen sinkt der Reallohn, zumindest wenn die Löhne nicht nachziehen bzw. verspätet nachziehen, zum anderen muss die Geldmenge ausgedehnt werden. Dies kann unter diesen Auspizien nur durch eine Kreditaufnahme privater Haushalte erfolgen. Hier spielt dann der Zins, etwa der Überziehungskredit auf dem Girokonto, tatsächlich eine Rolle.

Letzlich ist aber, bleibt man mal in diesem Theoriemodell, "niedriger" Zins relativ. Ist der Zins sehr niedrig, besteht eine relativ geringe Präferenz für Konsumverzicht in der Gegenwart zugunsten von Konsum in der Zukunft. Auf Deutsch: Es wird weniger gespart. Investitionen müssten dann über Geldschöpfung finanziert werden. In diesem Falle wäre es der niedrige Zins, der zur Ausweitung der Geldmenge führt. Der Autor sieht darin zwar kein Problem, wesentlich ist nur, ob der Kredit auch getilgt und das Geld dann wieder aus dem Verkehr gezogen wird, aber da es nun mal ein Problem für Eucken darstellt, müsste er diese Frage klären.

Weiter ist nur klar, dass eine Kreditexpansion zu einer Geldvermehrung führt. Weniger klar ist, ob dies auch zu inflationären Prozessen führt. Geld ist ein Anspruch auf einen Teil des zukünftigen Produktionspotentials. Steht dieses tatsächlich zur Verfügung, kommt es auch zu keiner Inflation.

Genauso plausibel wie die These, dass ein niedriger Zins zur Überinvestition und zu einer Ausdehnung der Geldmenge führt, ist die These, dass ein niedriger Zins die Sparquote verringert und damit zu einer Ausweitung der Geldmenge führt. Allerdings dürft die eine These so falsch sein wie die andere.

Unter Umständen könnte man, wenn der Zins denn überhaupt eine Bedeutung hat, auch eine Verteilungswirkung konstruieren. Niedrige Zinsen bedeuten, so die Theorie, eine große Präferenz für gegenwärtigen Konsum. In so einer Konstellation ist es den Unternehmen möglich, Preissteigerungen durchzusetzen und Investitionen über Preissteigerungen zu finanzieren.

Die Investitionen werden also quasi vom Konsumenten bezahlt, wobei dieser bei dieser Konstellation keine Verzinsung erhält. Hohe Zinsen bedeuten, eine große Präferenz für Konsum in der Zukunft und Einschränkung des Konsums in der Gegenwart. Kapitalsammelstellen würden dann Kredite in geringerem Umfang über Geldschöpfung zur Verfügung stellen. Bei dieser Konstellation würden, via höhere Zinsen auf Geldanlagen, die Sparer profitieren, wobei man sich fragen muss, wieso die einen investieren sollen, wenn die anderen nicht konsumieren wollen. Wiese Sparen, also eine Einschränkung des Konsums, die Unternehmer dazu bringen soll, mehr zu investieren und mehr Konsumgüter zu produzieren, die niemand haben will, ist nicht ganz klar.

Der Zins ergibt sich nicht aus dem Angebot und der Nachfrage nach Geld, sondern aus der Politik der jeweiligen Zentralbank. Die EZB kann den Zinssatz von einem Tag auf den anderen senken oder erhöhen. Was der Rest der Menschheit zusammenspart, ist ihr vollumfänglich völlig egal.

Mit einer globalen Aussage, dass ein niedriger Zins destabilisierend wirkt, kann man, unabhängig davon, dass man sie empirisch beweisen müsste, wenig anfangen. Es mag richtig sein, dass ein niedriger Zins ein "Strohfeuer" entfacht, das heißt Leute dazu veranlasst, sich übermäßig zu verschulden. Allerdings wird nur dann eine sinnvolle Aussage aus dieser These, wenn man die "Überhitzung" gegen das geringere Wachstum eines hohen Zinses abwägt.

Thesen über die Zinshöhe müssten mal eine Hausnummer nennen, also eine konkrete Zahl, dann kann man darüber diskutieren. Historisch ist die These von Eucken also schlicht falsch und theoretisch substanzlos. Die Aussage "Die Politik des niedrigen Zinses ... ermöglichte nicht nur die Preissteigerung..." ist sinnlos.

Der niedrige Zins im Zusammenhang mit der Einführung des Euros wird oft für die Krisen in den mediterranen Länder angeführt. Das Argument kann natürlich leicht entkräftet werden. Diese hätten auch rentable Investitionen finanzieren können. Warum ein hoher Zins es leichter macht, rentable Investitionen zu finden, ist schwer einsehbar.

Stammen die Kredite allerdings aus dem Ausland, dann ergibt sich natürlich ein Problem insofern, als die Rückzahlung des Kredites an das Ausland die innländische Nachfrage in den Folgejahren reduziert. Das muss nicht notwendigerweise ein Problem sein, wenn die Leistungen, die hierfür im Land erbracht wurden, diesen Nachfrageausfall kompensieren. Denkbar ist sogar, dass über Sekundäreffekte der Nachfrageausfall überkompensiert wird. Fließt aber die durch den Primäreffekt induzierte Nachfrage ans Ausland ab, dreht also die Leistungsbilanz ins Negative, ergibt sich natürlich ein Problem. Das Wachstum geht zurück und damit tendenziell auch der Beschäftiungsstand. Das heißt, dass die Schuldner Gefahr laufen, ihre Arbeit zu verlieren und damit insolvent werden.

Das Problem bei Eucken, das ist eine Krankheit der Ökonomie, besteht darin, egal wie vehement er das bestreitet, dass er systemisch vorgeht. Er entwirft also am Reißbrett eine "ideale" Wirtschaftsordnung und füllt die Lücken mit Geblubber.

Daraus [im vorigen Abschnitt diskutiert er über "Disproportionalitäten"] lässt sich schließen, dass Depressionen teilweise aus mangelnder Neigung zum Investieren hervorgehen, und wir wissen, dass die geringe Investitionsneigung mit der Unstabilität [sic!] der Wirtschaftspolitik und damit zusammenhängt, dass die Preisrelationen, vor allem die Preisrelationen zwischen Preisen der Produktionsmittel und Produkte, gestört wurden.

aus: Walter Eucken, Grundzüge der Wirtschaftspolitik, Tübingen, 2007, Seite 310

Wir haben schon erlebt, dass Ökonomen dazu neigen, Fakten, die ihren Theorien widersprechen, schlicht zu ignorieren. Schumpeter zum Beispiel verneint schlicht, dass es Arbeitslosigkeit gibt. Die Klassiker und Neoklassiker halten das nicht mal für theoretisch möglich, wobei die Argumentation teilweise richtig, wie bei Ricardo, ausgepufft ist. Die Arbeiter bekommen gerade noch den existenzsichernden Lohn, die sind also beschäftigt. Die anderen, die zu wenig bekommen haben, sind verhungert und folglich nicht arbeitslos.

Eucken ist da ein Stück raffinierter. Er verneint nicht schlicht die Existenz von Arbeitslosigkeit, hat aber dafür eine Erklärung. Arbeitslosigkeit / Despression gibt es, weil zu wenig investiert wird und es wird zu wenig investiert, weil die Wirtschaftspolitik zu Instabilität führt. Den Nachsatz, "... dass die Preisrelationen...gestört wurden" muss man dann wohl wieder klassisch verstehen. Der Staat hat durch irgendwelche Maßnahmen die Preisrelationen so verzerrt, dass nicht mehr investiert wird. Vorstellen könnte man sich zum Beispiel, dass durch die Mietpreisbindung die Bautätigkeit erlahmt oder irgendwas in der Art. Auf jeden Fall gibt es einen Schuldigen.

Die Aussage von Walter Eucken ist ein derartiger Humbug, dass es weh tut. Hätte er über den einen Satz von Keynes mal nachgedacht, hätte er es verstanden. Dieser bemerkt zutreffend: Der Zins ist nicht der Preis für warten, es ist der Preis für Liquidität, denn Liquidität garantiert Sicherheit. Was Kapitalsammelstellen davon abhält ihre Gelder in Realinvestitionen zu binden ist nicht die vermeintliche Verzerrung der Preisrelationen, sondern Unsicherheit.

Sein Credo ist also erstmal sehr einfach. Die marktwirtschaftliche Ordnung löst alle Probleme. Sieht man es so, sind seine Thesen nicht besonders neu, sie sind eigentlich uralt und wurden bereits bei Adam Smith ausführlich beschrieben.

Diese marktwirtschaftliche Ordnung wird aber bedroht. Wobei er hier nicht, wie Hayek, auf die Bedrohung durch den Staat fokusiert. Bei ihm besteht die Bedrohung der marktwirtschaftlichen Ordnung darin, dass der die marktwirtschaftliche Ordnung charakterisierende Wettbewerb dazu tendiert, sich selber abzuschaffen. Auch diese These ist älter als die grünen Hügel Afrikas und alles andere als neu, das steht schon bei Adam Smith. Es sind im wesentlichen zwei Momente, die die marktwirtschaftliche Ordnung, das heißt den Wettbewerb, bedrohen.

Die Wirtschaft tendiert dazu, den Wettbewerb einzuschränken. Das kann auf unterschiedliche Art und Weise geschehen und das ist das Problem von Eucken. Seine Ansichten hierzu sind zu simpel und von daher für die Praxis bedeutungslos. Er kann auch kaum als der Begründer des "Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen gelten, denn dieses ist dann sehr viel konkreter.

Monopole: Monopole können auf unterschiedliche Art und Weisen entstehen. Denkbar ist, dass sich ein Unternehmen gegen alle Wettbewerber durchsetzt und als einziges übrigbleibt. Ein Beispiel hierfür wäre Microsoft, wobei wir bei Microsoft sehen, dass Monopole auch wieder verschwinden können, wie es derzeit geschieht.

Diese aufgrund überlegener Leistungsfähigkeit entstandenen Monopole könnten ein Problem sein, allerdings zeigt die gegenwärtige Debatte um Microsoft, Google, Apple, dass die "Kontrolle von Monopolen" mehr durch die Absicht motiviert ist, Einnahmen zu erzielen, als durch die Aufrechterhaltung des Wettbewerbs. Es ist schlicht unsinnig, Microsoft dazu zu zwingen, sein Betriebssystem mit allen marktgängigen Browsern auszuliefern. Jeder, der einen anderen Browser haben will, kann sich innerhalb von fünf Minuten einen anderen runterladen, Chrome, Safari, Opera whatever. Alternativ könnte Microsoft sein Betriebssystem schlicht ohne Browser ausliefern. Das wäre dann tatsächlich unpraktisch, denn dann kann man sich auch keinen anderen Browser herunterladen.

Der Autor würde schlicht sagen, dass es kaum Monopole gibt, da der Markt weltweit ist und es kaum ein Unternehmen gibt, das nicht angegriffen würde, wenn es seine Marktmacht ausnützt. Selbst Microsoft wird von Google in seinem Kerngeschäft, dem Betriebssystem, angegriffen. Zum Office Paket von Microsoft gibt es sogar eine kostenlose Alternative, Star Office.

Der Vorwurf, dass google seine Marktmacht ausnützt, ist nun endgültig lächerlich. Die Marktmacht bei der Suche im Internet kann Google gar nicht ausnützen, denn die ist kostenlos. Bei der Platzierung von Werbung im Internet ist Google ein kurioses "Monopol". Die Platzierung von Werbung über das Google Werbenetz, adwords / adsense kostet etwa 1/15 dessen, was von den Mitbewerbern verlangt wird bei wesentlich höherer Effizienz. Ein Monopolist, der nur ein 1/15 des Preises verlangt, wie die polypolistisch organisierten Wettbewerber, sieht nicht wirklich gefährlich aus. Würde ein Unternehmen den Golf für 2000 Euro herstellen anstatt für 20 000 Euro, würde sich wohl niemand von diesem Monopol bedroht fühlen oder der Meinung sein, dass es seine marktbeherrschende Stellung ausnütze.

Die "Bekämpfung" von Monopolen kann man über weite Strecken selbst als eine Behinderung des Wettbewerbs ansehen. Landet so ein Fall vor Gericht, dann muss ein Richter bzw. ein Beamter, der von der Thematik im Zweifelsfalle keine Ahnung hat, entscheiden. Ein Interview mit dem Präsidenten des Bundeskartellamtes findet sich hier, Google kann ein Problem werden.

Google kann ein Problem sein. Auch wenn bislang noch keine Wettbewerbsbehörde festgestellt hat, dass das Unternehmen seine Marktmacht missbraucht. Google hat hierzulande 90 Prozent Marktanteil im Suchmaschinenbereich. Das sind Entwicklungen, mit denen sich die Behörden befassen müssen. Bei der Europäischen Kommission ist dieses Problem aber besser aufgehoben als auf nationaler Ebene.

Wo soll ein Problem sein, wenn alle Leute Google zur Internetsuche verwenden und diese Angebot kostenlos ist? Was meint er? Wenn google seine Marktmacht ausnützt und eben nicht mehr die relevanten Treffer liefert, werden die Leute abwandern zu Altavista, Bing, Lycos etc. etc.. Eigentlich meint er die Dominanz von Google in der online Werbung. Soll jetzt ein Unternehmen dafür bestraft werden, dass es jetzt auch für Klein- und Kleinsturnehmer zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte möglich ist, weltweit, abgestimmt auf die Zielgruppe zu werben? Google bricht Macht, sorgt für Wettbewerb.

Die Fälle, die bekannt werden, etwa die überteuerte Lieferung von Schienen an die Bahn, siehe Ärger mit dem Schienenpapst, geschah mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Bahn. Nicht das Monopol von Thyssen-Krupp bei den Schienen war das Problem, sondern das mangelnde Interesse der Bahn sich nach Alternativen Anbietern umzuschauen. Stünde die Bahn im Wettbewerb, hätte sie sich dafür gehütet, zu teuer einzukaufen, denn sie hätte dann Kosten auf die Preise umwälzen müssen, die die Konkurrenz nicht hat.

Die Suada von den Monopolen singt auch die Journaille, mit abenteuerlichen Zahlen. 260 Milliarden Euro soll der Schaden für den Konsumenten ausmachen, der Wert bezieht sich wahrscheinlich auf Deutschland. Das wären fast 10 Prozent des BIP, siehe Wie schädlich sind Kartelle. Dabei wird dann Bezug genommen auf Eucken.

Walter Eucken, einer der Vordenker der bundesdeutschen Wirtschaftsordnung, hielt die Vermachtung der Wirtschaft durch Syndikate und Kartelle gar für das Grundübel der Vorkriegsökonomie.

Es wäre günstiger, wenn die Freiheitskämpfer und Ordoliberalisten sich mit konkreten Fällen beschäftigen würden. Ein abstraktes Gebrabbel bringt nichts. Ein Seite wie www.lobbycontrol.de ist sinnvoll. Sie beschäftigt sich austariert und konkret mit Machtverhältnissen, die nichts mit Leistung im Sinne der marktwirtschaftlichen Ordnung zu tun haben. Abstraktes Gesülze jedoch bringt nichts.

Es ist zwar in der Tat so, dass bei Eucken fast alle Probleme gelöst sind, wenn nur die Macht der Monopole, Trust, Kartelle und Syndikate gebrochen wird, aber hier irrt er.

Eucken bemüht sich redlich, nachzuweisen, dass totalitäre Staaten das Produkt einer "zentralistischen" geprägten Wirtschaftsordnung sind, also das Resultat "sozialistischer" Strömungen, wobei er, im Gegensatz zu Hayek, den Nationalsozialismus nicht unter die sozialistischen Strömungen subsumiert, sondern ihn schlicht ignoriert. Diese Ignorierung ist notwendig, weil der Nationalsozialismus den Staat nicht über die Wirtschaft infiltrierte, sondern ihn schlicht von oben gekapert hat.

Das widerspricht also seiner These, dass nur über die Infiltrierung der Wirtschaft ein totalitäres System an die Macht kommen kann, wobei die These im Übrigen auch für den Stalinismus nicht zutrifft. Auch dieser hat nicht allmählich die Wirtschaft und dann den Staat infiltriert.

In völlig unterschiedlichen politischen und wirtschaftlichen Konstellationen gelangten totalitäre Strömungen an die Macht und in Ländern mit ähnlichen politischen und wirtschaftlichen Konstellationen taten sie dies nicht. Sowohl in Spanien als auch in Deutschland gelangten totalitäre Bewegungen an die Macht [wir vereinfachen jetzt mal ein bisschen: Für eine wissenschaftliche Darstellung des Themas siehe Pierre Broué, Émile Témime, Revolution und Krieg in Spanien], allerdings aus völlig unterschiedlichen wirtschaftlichen und politischen Konstellationen heraus.

Im Gegenzug gelangten in England und Frankreich, Länder die eher mit Deutschland vergleichbar waren, solche Strömungen nie an die Macht. Zumindest Norditalien war in Bezug auf die industrielle Basis mit Frankreich vergleichbar. In Italien kam ein totalitäres System, wir verwenden den Begriff "totalitär" jetzt mal etwas unspezifisch, an die Macht, nicht aber in Frankreich. Die Pétain Regierung von Vichy wurde vom nationalsozialistischen Deutschland eingesetzt, der letzte gewählte Ministerpräsident von Frankreich, Léon Blum, kam ins KZ Buchenwald. Was Walter Eucken hier abliefert, ist eine skandalöse Geschichtsklitterung.

Wäre im Übrigen der Totalitarismus eine Konsequenz "sozialistischer" Strömungen, dann wäre Frankreich der allererste Kandidat für ein totalitäres Regime, denn in keinem Land der Welt ist der "Sozialismus" so tief verankert wie in Frankreich. Genau da jedoch kam ein solches System nie an die Macht.

Nein. Die Sache ist komplizierter. Die Anballung wirtschaftlicher Macht ist ein Problem. Unbestritten. Aber die Zerschlagung dieser nicht auf Leistung beruhenden Macht löst nicht von alleine alle Probleme dieser Welt und insbesondere ist damit mitnichten die Gefahr totalitärer Systeme ausgeschlossen. Wenn man historisch argumentiert, dann sollten die historischen Fakten auch berücksichtigt werden.

Gefährlich wird es insbesondere dann, wenn unterlegene Mitbewerber mit dem Argument, der Konkurrent sei ein Monopolist, den Wettbewerber ausschalten wollen. Die Journaille instrumentalisiert das Gesetz zu Wettbewerbsbeschränkung für ihre Zwecke. Langsam aber stetig versucht die Journaille Google, der ihnen im Anzeigenmarkt die Butter vom Brot nimmt, zu diskreditieren und instrumentalisiert dabei das Kartellamt.

Es gibt im Moment wohl keine Wettbewerbsbehörde in Europa, der keine Beschwerden über Google vorliegen. In den meisten Fällen betrifft das in irgendeiner Form das grundlegende Geschäftsmodell des Unternehmens. Wir haben es mit einem nicht nur für Kartellbehörden neuen und sehr komplexen Themenfeld zu tun. Hier müssen erstmals Märkte definiert werden. Es geht darum, Interdependenzen festzustellen und ihre Auswirkungen zu untersuchen. Wir müssen wissen, welcher Substitutionswettbewerb besteht. Das sind nur einige der zentralen Fragen, denen wir uns sehr breit nähern, um eine ökonomische und analytische Grundlage zu schaffen.

aus: FAZ, Der Wettbewerbsgedanke muss in die Köpfe

Der Wettbewerbsgedanke muss in der Tat bei der Journaille wieder in die Köpfe. Sie müssen lernen, sich Google in offener Feldschlacht zu stellen. Tatsächlich versuchen sie mit den absurdesten Argumenten ihren Mitbewerber zu diskreditieren und in Hinterzimmern Einfluss auf die Politik zu nehmen, die ein Leistungsschutzrecht durchsetzen soll, welches letztlich darauf hinausläuft, dass Google dafür bezahlen soll, dass er über seine Suchmaschine für die Journaille Werbung machen darf, siehe Axel Springer versus Google. Lässt sich das Bundeskartellamt hier instrumentalisieren, wird das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkung zur Verhinderung des Wettbewerbs instrumentalisiert.

Sinnvoller wäre es, das Bundeskartellamt stellt die Fälle, wo es es das Ausnützen einer monopolartigen Stellung vermutet öffentlich dar und überlässt es der Öffentlichkeit, wie sie darauf reagiert. Dieses Prinzip funktioniert auch in anderen Bereichen, etwa bei genetisch veränderten Lebensmitteln, alternativen Energien, Schutz der Fischbestände, weltweite Einhaltung von Mindeststandards bei der Produktion etc.. Wobei ein Weg gefunden werden muss, die nationalen und internationalen Kartellbehörden zu kontrollieren. Unkontrollierte Behörden, die ihren Einsatz weitgehend selbst bestimmen, neigen dazu, zu pullulieren.

Das Eigenartige bei Eucken ist, dass er zwar selber sieht, wie problematisch seine Vorstellungen von der Ausschaltung des Wettbewerbs sind, er es aber trotzdem, im Gegensatz zu Hayek, unterlässt, vor einer Verzerrung des Wettbewerbs durch ein Kartellamt zu warnen. Er nennt selbst drei Gründe, die Vermachtungsprozessen entgegenwirken.

Durch die außerordentliche Verbesserung und Verbilligung des Verkehrs wurden die vielen lokalen Märkte ineinandergeschoben und verloren ihre Selbsständigkeit. Anbieter traten miteinander in Konkurrenz, die früher lokal getrenne Oligopol- oder Monopolpositionen hatten.

Walter Eucken, Gründzüge der Wirtschaftspolitik, Tübingen, 2007, Seite 227

In diesem Sinne hat der europäische Einigungsprozess weit mehr beigetragen zur Aufrechterhaltung des Wettbewerbs, als es jedes Kartellamt dieser Welt jemals hätte tun können. Anstatt dass drei verflochtene Unternehmen entflechtet wurden, kamen ein paar Hundert neue dazu. Das System lässt sich durch den Abbau von Zöllen und immateriellen Eintrittsbarrieren (z.B. die Verpflichtung, bestimmte Zertifikate einzureichen) noch beträchtlich steigern. Unter diesen Auspizien ist es eigenartig, dass er derart auf Monopole, Trusts, Kartelle fokusiert ist und Zölle, die tatsächlich den Konsumenten eine Menge Geld kosten, weitgehend unkritisch sieht.

Vor diesem Hintergrund ist auch die, von Liberalen oft vertretene Ansicht, dass föderalistisch organisierte Staaten weniger zentralistisch sind als Staaten mit einer starken Zentralregierung, merkwürdig.

Auf die Interdependz beider Ordnungen - der Wirtschaftsordnung und der Staatsordnung - stieß unsere Untersuchung vielfach. Zum Beispiel zeigte sich, dass ein zentralistisch geleiteter Staat stärker zur zentralen Planung tendiert als ein föderalistischer Staat. Und umgekehrt: Durch Einführung zentraler Planung - z.B. in der Kriegswirtschaft während des ersten Weltkrieges und in vielen anderen Fällen - wurde der föderalistische Aufbau des Staates erschüttert.

Walter Eucken, Gründzüge der Wirtschaftspolitik, Tübingen, 2007, Seite 332

Die Untersuchung stieß in der Tat schon mehrmals auf diesen Zusammenhang, allerdings hat er ihn noch nie erklärt. Dass ein kleines Fürstentum in vornapoleonischer Zeit, mit einem eigenen Zoll, eigenen Steuergesetzen, massiver und direkter Eingriff des Fürsten / Königs in die Wirtschaft, Leibeigenschaft etc. weniger zentralistisch war, als z.B. das heutige Frankreich oder das heutige Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, müsste er mal genauer erklären, das erschließt sich einem spontan erstmal gar nicht.

Dass mit der Umstellung von einer zivilen Wirtschaft auf einer Kriegswirtschaft die Produktion nicht mehr von der Nachfrage gezogen wird und Knappheitsverhältnisse keine Rolle mehr spielen ist naheliegend, das hat mit dem Föderalismus rein gar nichts zu tun. Erstaunlich ist nur, dass er hier auf den ersten Weltkrieg abstellt. Die totale Umstellung der Wirtschaft auf Krieg war im zweiten Weltkrieg wesentlich präsenter. Ob eine Regierung "durchregieren" kann oder nicht, hängt von der Verfassung ab. Gibt es mehrere Kammern, wie in Deutschland der Bundestag und der Bundesrat, mit nicht nur theoretisch unterschiedlichen Mehrheiten sondern ganz praktisch, ist "durchregieren" natürlich schwierig. Entscheidender als die föderale Ausgestaltung ist die Transparenz. Auch in einem Bundesland können milliardenschwere Deals, für die der Steuerzahler haftet, in irgendwelchen Hinterzimmer beschlossen worden, wobei Bundesstaat auch relativ ist. Das Bundesland Kalifornien hat viermal soviel Einwohner wie das Land Österreich.

Wahrscheinlich hätte sich Eucken auch darüber gewundert, dass die Einigung Europas, bei der bestimmte Entscheidungen einer Zentralregierung übergeben wurden, unter dem Banner der Stärkung des Wettbewerbs geschah. Stärkung des Wettbewerbs war auch ein Argument für die Einführung des Euros. Investitionen sind z.B. einfacher durchführbar, wenn das Risiko von Währungsschwankungen eliminiert wurde.

Der Autor ist kein Anhänger der Brüsseler Bürokratie, aber man sollte bei der historischen Wahrheit bleiben.

Er sieht bei Eucken den gleichen Fehler, den alle Ökonomen machen. Der Fehler besteht darin, ein System zu suchen, das quasi automatisch den Wohlstand maximiert. An diese Möglichkeit glaubt der Autor nun gar nicht. Er geht davon aus, dass sich ohne den Faktor Mensch, der Informationen nachfragt, Dinge hinterfragt, bewusste, wohl durchdachte Entscheidungen trifft, Innovationen durchsetzt und sich engagiert, absolut jedes System gegen die Wand läuft und die Bedingung für die Bürgergesellschaft ist nun mal Transparenz, wobei diese zwei Seiten hat. Informationen anbieten nützt wenig, wenn diese nicht nachgefragt werden, siehe das faszinierte und fasznierende Publikum der Volkswirtschaftslehre.

Wer will, kann in den zahlreichen Fehlern bei der Darstellung historischer Zusammenhänge, das gleiche Problem hat auch Adam Smith und Friedrich Hayek, ein prinzipielles Problem sehen. Ökonomen suchen nach generellen Gesetzen oder, wie Eucken, nach einer Ordnung, die quasi gesetzesmäßig ein bestimmtes Verhalten erzwingt. Bei Walter Eucken nun wird es besonders skurril. Er verneint zwar allgemein das Wirken von Gesetzen in der Geschichte, will aber auf der anderen Seite eine Wirtschaftsordnung entwerfen, die ein bestimmtes Verhalten und damit eine bestimmte Entwicklung erzwingt.

Von ganz verschiedenen Seiten her liefen die Gedanken zusammen, aus denen schließlich der Glaube an die Zwangsläufigkeit der Geschichte entstand. - Man denkt in erster Linie an Hegel. "Das Werden ist der erste konkrete Gedanke, wohingegen Sein und Nichts leere Abstraktionen sind", sagt er selbst zur Bezeichnung seiner Grundposition. Alles Wirkliche erscheint ihm als Entwicklung des Geistes, die sich mit dialektischer Notwendigkeit vollzieht und die durch die Logik erfasst werden kann. Die Vernunft ist für Hegel nicht mehr eine stabile Größe; sie entwickelt sich in der Geschichte.

Walter Eucken, Gründzüge der Wirtschaftspolitik, Tübingen, 2007, Seite 200

Das Problem ist das. Geht man auf so einen Abschnitt wirklich ein, ist die Replik zehnmal so lang wie der Abschnitt selbst.

Das erste Problem ist, dass man Hegel hier nicht braucht. Es ist zwar schön für Walter Eucken, dass sein Vater Professor für Philosophie und Nobelpreisträger für Literatur war, das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Hegel hier unpassend ist.

Das zweite Problem ist, dass er zwar Hegel halbwegs richtig widergibt, aber hieraus unzulässige Schlüsse zieht. Hegel sagt erstmal tatsächlich, dass sich das Individuum und eine Gesellschaft nur durch die geschichtliche Entwicklung erkennt. Allerdings findet der Autor das nicht besonders aufregend, zumal man es, wenn man schon philosophisch werden will, auch konkreter formulieren könnte, tatsächlich kann man das wohl so oder so sehen. Auf der einen Seite wird sich Mensch nur dadurch erkennen, dass er bestimmte Dinge erlebt, wobei diese Erlebnisse bei einem hängen bleiben, beim anderen nicht.

Viele Säulen beschien die Sonne
doch nur die Säule Memnons klang

Auf der anderen Seite, das ist dann die marxsche Variante, wird der Mensch selber durch seine Umwelt geprägt, die sich wiederum entwickelt. Wenn Marx Hegel auf die Füsse gestellt hat, dann wohl in dem Sinne, dass bei Hegel etwas zum Ausdruck gebracht wird, was unbestimmt da war. Bei Marx schafft die Entwicklung etwas.

Bei beiden Varianten entsteht aber nur in der Entwicklung eine Differenz und nur die Differenz erlaubt ein Erkennen. Der langen Rede kurzer Sinn: Entweder man schreibt ein Buch über Hegel, dann kann man Hegel zitieren. So mal kurz dazwischen gestreut bringt das nichts. Es wird Walter Eucken auch verwundern, aber Hegel Experten wie Adorno wird er damit nur ein müdes Lächeln abgewinnen und Adorno hätte Walter Eucken auch durch's Examen rasseln lassen, da war Adorno nämlich ungnädig.

Hegel ist im Übrigen an der von ihm beklagten Bösartigkeit der "sozialistischen" Strömungen so unschuldig wie Karl Marx und zwar aus dem schlichten Grund, dass keine Sau weder die Phänomenologie des Geistes noch die drei Bände Kapital gelesen hat. Auch das Werk Poppers, Das Elend des Historizismus, Hegel, Marx und die Folgen, liegt da völlig falsch. im Übrigen hätte Popper ja auch das Christentum seiner Liste hinzufügen können. Da bewegt sich ja auch alles auf ein finale furioso hin.

Das ist aber gar nicht der interessante Punkt an dem Geschriebsel. Wenn er eine zwangsläufige Entwicklung der Geschichte verneint und die kann man in der Tat verneinen, denn ganz anders als er sich das vorstellt, er biegt sich geschichtliche Ereignisse ja immer so zurecht, dass es zu seinen monokausalen Vorstellungen passt, dann kann man sich fragen, warum er immer gegen die "sozialistischen" Strömungen wettert, die "zentralistische" Vorstellungen haben. Naheliegender wäre es dann gewesen, gegen die Neoklassik zu wettern, denn die sind die Erfinder von ökonomischen Gesetzen. Ob die Geschichte nun quasi naturgesetzlich, siehe Karl Marx auf einen Endzustand zusteuert oder die Märkte sich um ein Gleichgewicht drehen wie die Erde um die Sonne, siehe Methodische Grundlagen gibt sich im Grunde nicht viel.

In der besten aller Welten, also des vollendeten Ordoliberalismus, wo der ewige Wettbwerb herrscht, von keinem Monopol und staatlichen Eingriff in seiner Tatkraft erzwingenden Tugend eingeschränkt, wieselt der Unternehmer durch den Markt wie die von Pheromonen gesteuerte Ameise über den Waldweg von Anbeginn der Tage bis zum jüngsten Gericht.

Wir konzedieren durchaus, dass er, ganz im Gegensatz zur Neoklassik, die ja über die Fiktion des vollkommenen Marktes das zentrale Moment der marktwirtschaftlichen Ordnung aus dem System hinauexpediert hat, ist nämlich vollkommene Information gegeben, besteht kein Bedarf an Informationsverarbeitung, diese Informationsverarbeitung ins Zentrum seiner Überlegungen rückt. Das ist nun ganz eindeutig ein mächtiger Fortschritt, von daher wäre eine Aufnahme von Walter Eucken in die akademische Volkswirtschaftlehre sinnvoll. Sehr sinnvoll wäre also der Rauswurf von Walras und Pareto und die Einbeziehung von Walter Eucken.

Allerdings schießt Walter Eucken dann über das Ziel hinaus. Für die Überlebensfähigkeit der Menschheit spielt die Innovationskraft, der Bildungsstand, die Fähigkeit zu globalem Denken etc. eine Rolle und hierzu trägt der ordoliberale Idealmarkt nichts bis wenig bei.

Egal wie sehr wir das bedauern, wir werden keine rein systemische Lösung, die vom Menschen abstrahiert, entwickeln können.

Derartige Zölle [er meint Zölle, die nicht prohibitiv wirken, also die Einfuhr noch möglich ist] zerstören die Wettbewerbsordnung nicht unmittelbar. Sie wirken wie die Vergrößerung der Entfernung zwischen den Ländern. Sie verschieben die Preisrelationen. Aber sie machen es nicht unmöglich, dass das Preisniveau der vollständigen Konkurrenz die Wirtschaftslenkung vollzieht. Insoweit sind Zölle mit der Wettbewerbsordnung vereinbar.

Walter Eucken, Gründzüge der Wirtschaftspolitik, Tübingen, 2007, Seite 267

Das ist nun eindeutig nicht Adam Smith. Zwar war Adam Smith Zollinspektor, also Theorie und Praxis fiel etwas auseinander, aber prinzipiell ist Adam Smith für den Freihandel. Eucken kritisiert ja so gefühlt auf jeder dritten Seite "punktuelle" Eingriffe, also Eingriffe, die an irgendeiner Stelle des Systems vorgenommen werden, ohne dass die Gesamtwirkung dieses Eingriffs berücksichtigt wird. Den Vorwurf kann man ihm auch machen. Ein Zoll auf Kaffeeprodukte höherer Verarbeitungsstufe nimmt den Kaffee exportierenden Ländern jede Möglichkeit, die Wertschöpfung im Lande zu vollziehen. Da sie so kein Geld verdienen, kaufen sie auch keine deutschen Maschinen.

Im übrigen kann man sich vorstellen, dass Zölle sinnvoll sein können. Betreibt ein Land eine expansive Fiskal oder Geldpolitik oder expandiert die Wirtschaft durch eine Kreditaufnahme im Ausland, wie in Spanien in den Jahren 2001 bis 2008, dann kann das nicht funktionieren, wenn die für die Tilgung der Kredite nötige Steigerung der Nachfrage durch den Primärimpuls und die Sekundäreffekte ins Ausland abfließt. In diesem Falle wäre ein Zoll auf reine Konsumgüter sinnvoll.

Die Technik führte zu einer ungeahnten Verschärfung der Substitutionskonkurrenz.

Walter Eucken, Gründzüge der Wirtschaftspolitik, Tübingen, 2007, Seite 228

Soll heißen. Wenn z.B. Steinkohle in Deutschland zu teuer ist, weil ein Unternehmen einen Monopolpreis setzen kann, dann wird die Steinkohle halt aus Polen rangeschafft, bzw. der Strom, der mit Steinkohle produziert wird, aus Frankreich.

Das Bundeskartellamt hätte im Übrigen auch nicht die Kafferöster im Inland verurteilen müssen. Es hätte gereicht, den Zoll auf den Import von gerösteten Kaffeebohnen abzuschaffen. Das würde einen Wettbewerb entfalten. Dagegen wäre die Strafe gegen die Kafferöster nur ein Planschen im Wasserglas, siehe auch Zahlungsbilanz.

Durch die neuere Entwicklung des technischen Wissens hat der moderne Industrieapparat in hohem Maße an Fähigkeit zur Anpassung gewonnen. Die Fähigkeit der Fabriken der weiterverarbeitenden Industrie, rasch von einer Fertigung zur anderen überzugehen, also den Markt zu wechseln, ist stark gewachsen.

Walter Eucken, Gründzüge der Wirtschaftspolitik, Tübingen, 2007, Seite 228

Dieses Argument dürfte relevanter sein, als die Idee von David Ricardo, dass das Kapital zur profitabelsten Verwendung fließt, siehe David Ricardo. Weit wahrscheinlicher ist, wie Eucken schreibt, dass sich Unternehmen innerhalb ihres Know Hows und ihrer Kapazitäten weiterentwickeln. Richtig ist natürlich, dass moderne NC Maschinen jedes x beliebige Teil herstellen können.

Das stellt aber, soit dit en passant, seine Geldtheorie in Frage. Eucken vermutet einen Zusammenhang zwischen expansiver Geldpolitik und Inflation. Dieser Zusammenhang ist aber dann nicht gegeben, wenn sich die Produktion an die gestiegene Geldmenge problemlos anpasst, was der Fall ist. Wir haben seit der Krise der siebziger Jahre, als der abrupte Ansteigen des Ölpreises, ein exogener Schock, zur Inflation führte, keine Inflation mehr, bzw. nur eine, die in einer marktwirtschaftlichen Ordnung nötig ist.

Damit der Preis Knappheitsverhältnisse anzeigen kann, müssen die Preise knapper Güter steigen können. Da aber die Preise der anderen Güter deswegen nicht fallen werden, wird insgesamt das Preisniveau steigen.

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Infos und Anmerkungen:

ES        DE

Das Buch zur Webseite.

Der Ordoliberalismus: Anmerkungen zu "Wealth of Nations" von Adam Smith

Der Ordoliberalismus übernimmt alle Fehler der Klassik / Neoklassik.

Die Klassik sieht die marktwirtschaftliche Ordnung sowohl durch den Staat wie auch die Wirtschaft selbst bedroht. Eucken, Armack, Hayek setzen hier unterschiedliche Schwerpunkte.

Auf die Kritikpunkte des Keynessianismus bzgl. Zins, Sparen, Geld wird nicht weiter eingegangen.

"Klasssisch" ist auch der Versuch, historische Entwicklungen durch "allgemeine" Gesetze zu erklären. Das führt, hier gibt es Ähnlichkeiten zum Marxismus, zu mono-kausalen, historisch nicht haltbaren Interpretationen

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