zur pdf-Datei ...
Die VWL Professoren würden diese vom Markt erzwungenen Verschiebung der Faktorallokation entweder demütig akzeptieren, schließlich predigen sie das ja, wenn der Markt Objekt der Betrachtung ist, oder sich eben neu qualifizieren. Sie werden einsehen, dass das Verharren in einem Zustand der Fehlallokation inakzeptabel ist.
Das zweite Problem betrifft die Formulierung "mehr kaufmännische" Ausrichtung. Bekanntlich gelten die BWLer ja als Koffermännchen. Man wird den Verdacht nicht los, dass BWL, ähnlich wie Jura, immer Leute studieren, die nicht so recht wissen, was sie studieren sollen und kein persönliches Profil haben.
Beim dozierenden Personal hat man auch nicht gerade den Eindruck, dass da Leute am Werk sind, die ausgedehnte geistige Interessen haben. Allerdings kann man sich auch bei der BWL fragen, ob man unbedingt alle Möglichkeiten die Gemeinkosten zu verrechnen, unter Einschluss linearer Gleichungssysteme und activity based system, durchexerzieren muss, oder ob man sich nicht an das hält, was erstmal durch HGB vorgegeben ist.
Marketing ist sicher ganz lustig, aber auch das würden Leute lebendiger vertreten, die mal mit solchen Fragen in der Praxis befasst waren.
Wieso irgendein Professor die Vorlesung zur Buchhaltung und Bilanzierung hält und nicht ein Fachmann, also ein Steuerberater / Wirtschaftsprüfer, muss sich einem nicht erschließen. Da ist also noch Luft zur Optimierung.
Im übrigen trifft das, was bereits bezüglich der VWL gesagt wurde, auch auf die BWL zu. Das Fach franst an den Rändern aus, hat Schnittstellen zur Informatik, Psychologie, Mathematik. Englisch ist zweifelsohne wichtig, allerdings ist Englisch nicht die einzige Sprache, die auf diesem Globus gesprochen wird, es gibt da ein reichhaltiges Angebot.
Den BWL Fuzzis, die über die Romanisten et alter spotten, ist das vielleicht noch nicht aufgefallen, aber das ist so. Im Grunde gilt das gleiche wie für die VWL.
Wenn die dozierende Kaste keinen Plan hat, wie das Berufsleben aussieht, dann soll man den Studierenden Freiräume anbieten. Die wissen unter Umständen wenigstens, was ihnen Spaß macht, woran sie glauben und in dem, was einem Spaß macht, ist man meistens sogar gut.
Was der Volkswirt können muss, ergibt sich aus dem bereits gesagten. Wir haben vier Probleme (siehe oben):
|
Daraus ergibt sich dann, was der Volkswirt können muss. Er muss Sachzusammenhänge plastisch und griffig schildern können und die dominierenden einfachen Erklärungsmuster durchbrechen können.
Praktisch jede Diskussion über wirtschaftspolitische Fragen wird nach ultra simplen Schemata geführt. Die einen plädieren für Keynes in einer Trivialvariante, darunter wird dann in der Regel ein diffuses "deficit spending" verstanden, siehe Keynes, und die anderen sehen in jeder staatlichen Intervention schon den Weg zur Knechtschaft.
Die einen plädieren für das bedingungslose Grundeinkommen, was wir ja de facto, auch wenn es aus unterschiedlichen Töpfen bezahlt wird, längst haben, und die anderen meinen dann arbeitet niemand mehr.
In den USA ist ein Präsident in Schwierigkeiten, weil er eine Gesundheitsreform für alle durchsetzen will und in Europa geht das über die Bühne, ohne dass auch nur jemand darüber spricht, obwohl man diese Zwangsversicherung auf eine Grundversorgung, also stationäre Behandlung, hätte begrenzen können.
Bei Schwierigkeiten haben wir wieder ein Marx Revival und die anderen sehen schon wieder den Sozialismus ante portas.
Eine gewisse Steigerung im Niveau der Diskussion können wir zwar feststellen, aber wir sehen immer noch allerorten glühende Wangen und erregte Herzen. Das Ganze ist etwas repetitiv und langweilig.
Die gegenwärtige Krise (wir schreiben immer noch das Jahre 2012 und wir haben die Euro Krise) ist keine Krise des kapitalistischen Systems und man kann da von Keynes eine Menge lernen. Die gegenwärtige Krise ist der Tatsache geschuldet, dass Kapitalsammelstellen lieber in Wertpapiere investieren. Unter anderem, weil die Knete dann liquider ist, man kann das auch an der Börser wieder verkaufen.
Die Realinvestition ist nicht liquide und damit riskanter. Eine Krise des kapitalistischen Systems wäre es, wenn das Kapital prinzipiell nicht mehr rentabel angelegt werden könnte. Der schlichte Mangel an Phantasie ist keine Krise des Kapitalismus. Die Geschichte ist auch keine Geschichte von Klassenkämpfen, sondern eine Geschichte der Phantasielosigkeit. Die Völker können auch ruhig die Signale hören, vorausgesetzt, sie hören die richtigen.
Wirtschaft ist eine lustige Angelegenheit, aber man muss das dann auch lustig darstellen. Vor allem pointiert. Der Volkswirt muss nicht unbedingt eine flotte Schreibe haben, das wird immer von der Journaille gefordert, wenn sie eine Stelle als Wirtschaftredakteur ausschreibt.
Aber er kann den Leuten mal durch eine pointierte Darstellung in die Birne tun, dass niemand die Deutsche Bank daran gehindert hat und hindert, in Realinvestitionen zu investieren. Denn selbst wenn z.B. Wasserentsalzungsanlagen an der afrikanischen Küste nicht die dicke Rendite abwerfen, haben wir eine andere Diskussion, als wenn die Knete in Wertpapieren verraucht wird.
Das zweite Thema ist Transparenz. De facto weiß der Bürger nichts. Geht es zum Beispiel um die Verringerung des CO2 Ausstoßes, dann wäre es sinnvoller, in den Ländern Photovoltaik Anlagen / Thermo Solarkraftwerke zu bauen, wo sie hoch effizient eingesetzt werden können. Dort sind sie a) rentabler und haben b) einen stärkeren Einfluss auf den weltweiten CO2 Ausstoß. Die Idee mit den pollution rights sieht vordergründig marktwirtschaftlich aus. Mit den pollution rights will man erreichen, dass der CO2 Ausstoß dort verringert wird, wo er am günstigsten verringert werden kann. Offensichtlich funktioniert das aber nur in der Theorie, nicht in der Praxis.
Wir erkennen an, dass zum Beispiel das Bundesministerium für Umweltschutz, Naturschutz und Reaktorsicherheit (www.bmu.de) eine Menge tut, aber wir sehen noch nicht, dass die Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Das ganze Thema Transparenz ist eine Großbaustelle. Transparenz kann am ehesten der Volkswirt herstellen, aber die haben das Thema nicht mal auf dem Schirm.
Dass wir ein Demokratiedefizit haben, ist allmählich überall angekommen. Auch der Leser aus der Zukunft kann das Thema durch einen kurzen Trip durch das Internet an irgendeinem x-beliebigen Tag in seiner ganzen bunten Vielfalt betrachten. Es gibt kein Forum, wo der Zustand nicht beklagt wird und auch in der Zukunft, könnte die Partei der Nichtwähler locker den Kanzler stellen. Undurchaubare Verhältnisse sorgen für Desinteresse.
Es gibt nur ein Medium, das Internet, das mit der Komplexität der Wirtschaft, weniger der theoretischen Zusammenhänge, als der Komplexität der Fakten, Schritt halten kann. Allerdings ist das Internet erstmal lediglich eine unendliche Menge an Computern, die über tcp/ip vernetzt sind.
Der Inhalt kommt da nicht von alleine rein. Er kann aber von Volkswirten, die diesen Kanal verstehen, da eingespeist werden. Weit wichtiger als Überlegungen zu einem weiteren Modell aus der wissenschaftlichen Parallelwelt, wäre Perl, Java, C# / objective C, Administration eines Apache Servers, JavaScript, mysql, dynamic html etc. etc.. Und ja, der Volkswirt muss auch Geld verdienen. Wie wäre es mit einem lustigen app, das wirtschaftliche Zusammenhänge illustriert? Das Saysche Theorem ist zwar falsch, siehe Saysches Gesetz, lässt sich aber schick als App darstellen. Ein gutes Angebot schafft eine Nachfrage, wo vorher gar keine war. Das meint Say zwar nicht so, aber so stimmt es.
Niemand hat viel Zeit
Ein Volkswirt muss die Dinge klar und
schnörkellos auf den Punkt bringen