Wahrscheinlich lässt sich das Buch, nimmt man mal all die wenig lustigen Beispiele und die noch weniger ersprieslichen Exkurse in die Geschichte raus, ziemlich locker auf 200 Seiten zusammendampfen, ohne dass man einen Informationsverlust hätte. In den verbleibenden 200 Seiten steht dann aber wohl alles Wesentliche, was man zur Wirtschaft wissen sollte. Wirklich entscheidend Neues kommt dann erst wieder bei Keynes.

(Den gleichen Rang wie Wealth of Nations hat noch Priniciple of Economics von Alfred Marshall. Mit diesen beiden Werken ist der Stoff der nicht keynesianischen Ökonomie dann abgedeckt. Die modernen Lehrbücher zur Mikro- und Makroökonomie sind durchaus entbehrlich.)

Das Problem an dem Buch ist, dass entscheidende Bemerkungen in einer Flut von Beispielen, Exkurse in die Geschichte und Abhandlung von Nebenkriegsschauplätzen untergehen. Würde sich also jemand mal die Mühe machen, das Buch deutlich zu straffen, dann hätte man eine ganz gute Einführung in die Volkswirtschaftslehre.


Impressum

1.1.1 Eine ökonomische Sicht der Dinge

John Maynard Keynes
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Das erste, was an dem dicken Buch von Adam Smith verwundert, ist der Titel: An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations, wörtlich: Eine Untersuchung über die Natur und die Ursachen des Wohlstands der Nationen. Was soll das eigentlich bedeuten?

  1. Will er nur mal ganz grundsätzlich erklären, was den Wohlstand einer Nation hervorbringt?
  2. Will er suggerieren, dass es irgendwann einen Endpunkt gibt, wie bei David Ricardo, Karl Marx oder beim Club of Rome?
  3. Was meint er genau mit nature und causes?

1) und 2): Es gibt Stellen in dem Buch, die sowohl das eine, wie auch das andere nahe legen. Er beschreibt Mechanismen / Verhaltensweisen / Wirtschaftsordnungen, die sich günstig auf das Wachstum auswirken, wobei er nicht beschreibt, wie diese als sinnvoll erkannten Mechanismen / Verhaltensweisen / Wirtschaftsordnungen tatsächlich durchgesetzt werden sollen und von wem.

Er beschreibt nur die Mechanismen, die zu Wachstum führen, nicht aber, wie dieses Wachstum verteilt wird, das ist aber hinsichtlich der Durchsetzbarkeit dieser Mechanismen / Verhaltensweisen / Wirtschaftsordnungen von entscheidender Bedeutung. Genauer: Er beschreibt, indirekt, und quasi in Vorwegnahme der Neoklassik, dass die Verteilung sich aus der Entlohnung der Produktionsfaktoren ergibt, lässt aber offen, ob eine Gesellschaft, dann auch tatsächlich stabil ist.

Eine Monarchie würde unter Umständen sogar eine wachstumshemmende Steuerpolitik akzeptieren, wenn diese die Staatseinnahmen maximiert. Für sie ist nicht das absolute Wachstum entscheidend, sondern der Anteil, der ihr konkret zufällt.

Folgt man den Theorien von Karl Marx, baut sich die Bourgeoisie ihren "Überbau", die rechtliche und politische Basis, die dafür sorgt, dass das gesamte Wachstum ihr zufließt. In einer Demokratie würde man es ja besteuern und umverteilen, weil die Mehrheit was vom Kuchen abhaben will.

Die Demokratie schließlich würde eher einkommensnivellierend wirken. Unter der Voraussetzung, dass die Bürger die Ansichten von Adam Smith bezüglich des Wachstums weitgehend teilen, in der BRD tun sie dies ja, würden sie seinem Programm sogar weitgehend zustimmen, wenn man mal von den Allokationswirkungen einer Umverteilung absieht, die ja umstritten sind.

Eines hat sich also in den letzten 250 Jahre seit Adam Smith bis zum heutigen Tage nicht geändert. Er erklärt nicht wer, wie, was konkret umsetzen soll und er macht nur ungenaue Aussagen, hinsichtlich der Verteilung, wobei wir selbst bei dieser unscharfen Definition keine Garantie dafür haben, dass diese Verteilung politisch auch tatsächlich durchsetzbar wäre. Eine ungefähre Vorstellung, wie er sich die Verteilung vorstellt, können wir dieser und ähnlichen Passagen entnehmen.

When the price of any commodity is neither more nor less than what is sufficient to pay the rent of the land, the wages of the labour, and the profits of the stock employed in raising, preparing, and bringing it to market, according to their natural rates, the commodity is then sold for what may be called its natural price. Ist der Preis eines Gutes weder mehr noch weniger als der Preis, der gerade ausreicht, um die Bodenrente, die Löhne für die Arbeit und den Profit auf das Kapital nach Maßgabe der jeweils natürlichen Sätze zu bezahlen, welche für den Anbau, die Zubereitung und den Transport zum Markt aufgewendet werden mussten, dann ist der Preis, für den das Gut verkauft wird, der Preis, den wir den natürlichen Preis nennen.

aus: Book I, chapter VII

Viel mehr sagt er zur Verteilung an keiner Stelle. Wir können aber diesem Absatz entnehmen, dass die Arbeiter einen "natürlichen" Lohn erhalten, also einen Lohn, der sich aufgrund der Konkurrenzverhältnisse und aufgrund der Tatsache, dass die Leute ihre Arbeitskraft da anbieten, wo es am rentabelsten ist, gesamtwirtschaftlich auf einem bestimmten Niveau einpendelt.

In diesem Abschnitt stecken Probleme, an denen sich die Neoklassik in den 150 auf Adam Smith folgenden Jahren noch abarbeiten wird, ohne dass jedoch dieses Sinnen der Neoklassiker zu irgendwelchen praktisch bedeutsamen Erkenntnissen geführt hätte. Es ist diese schlichte, ohne weiteres verständliche Aussage, die die verschiedenen Grenznutzenschulen dann präzisieren. Man versteht das aber im Grunde ohne weiteres.

Der Erkenntnisfortschritt ist ein rein theoretischer, die Praxis folgt da mehr der "Intuition". Fangen wir mal von vorne an.

Um ein Stück Brot herzustellen, braucht man

  • Boden (da wächst, in der Vorstellung von Adam Smith, das Getreide; das ist zwar Quark, es kann genauso gut auf einem Hausdach wachsen, googeln unter Stichwort urbane Nahrungsmittelproduktion, aber mit Innovationen und technischem Fortschritt, da ähnelt er der heutigen Ökokaste, hat es Adam Smith nicht so. Im Grunde ist aber WASSER knapp, nicht Boden.)
  • Arbeit (das ist zwar auch Quark, das kann auch von Robotern erledigt werden, aber egal) und
  • Kapital (wobei kein Mensch weiß, wieviel, das hängt davon ab, wie die Logistik organisiert ist, wer die Traktoren wie herstellt, ob Wasserentsalzungsanlagen zum Einsatz kommen etc.. Des weiteren, wir werden das noch sehen, ist Kapital für Adam Smith, da er sich äußerst liquide vorstellt, eigentlich schlicht Geld.)

In einem gewissen Umfang kann man aber einen Produktionsfaktor immer durch einen anderen ersetzen. Man kann z.B. schlechte oder für einen bestimmten Anbau ungeeignete Böden durch Kapital (Dünger) oder Arbeit (pflügen, Steine entfernen, Erosion stoppen) ersetzen. Im Detail sind diese primitiven Annahmen vollkommener Blödsinn, in der Realität ist das viel komplizierter, aber das lassen wir jetzt mal außen vor.

Was man jeweils tut, hängt von der Situation ab. Ist Dünger billig, wird man das Kapital eher für Ankauf von Dünger verwenden anstatt weiteren Boden fruchtbar zu machen.

Je nachdem, wie viel von den Produktionsfaktoren in einem Produkt "stecken", verteilt sich dann auch der Anteil, den die einzelnen Produktionsfaktoren erhalten.

Das versteht man im Grunde ohne weiteres. Dass eine Hose in Deutschland anders produziert wird, als in Nicaragua, ist relativ klar, wenn auch bedauerlich.

Arbeit ist in Nicaragua billig, man wird die Hose also über weite Strecken "mit der Hand" zusammennähen.

In Deutschland ist Arbeit relativ teuer, man wird also mehr Maschinen einsetzen, bzw. nur noch Textilien in Deutschland herstellen, wo Deutschland seine Vorteile ausspielen kann.

"Natürlich" ist die sich hieraus ergebende Verteilung deswegen, weil der Ertrag dieser drei Produktionsfaktoren sich jeweils ausgleicht, also gesamtwirtschaftlich in jeder Verwendung jeweils gleich ist. Wenn es für die Arbeiter und den Faktor Arbeit lukrativer ist, Schuhe zu produzieren anstatt Brot, werden sie Schuhe produzieren. Es werden also solange Arbeiter und Arbeit in diese Branche einströmen, bis man dort auch nicht mehr verdient, als beim Brötchen backen. Die Verteilung ergibt sich also aus den Erträgen des jeweiligen Produktionsfaktors.

(Von strukturellen Problemen, die eine Wanderung der Produktionsfaktoren verhindern, z.B. mangelnde Qualifikation beim Faktor Arbeit oder nicht mögliche Desinvestitiion beim Faktor Kapital abstrahiert, Adam Smith. Zur damaligen Zeit vielleicht nicht vollkommen unplausibel, da die Arbeiten simpler waren und eine Wanderung von daher einfacher möglich war. Das gleiche Problem hat aber auch die Neoklassik. Davon kann eigentlich nicht abstrahiert werden, denn wir haben nie generelle Arbeitslosigkeit. Wir haben nur Arbeitslosigkeit in einigen Segmenten des Arbeistmarktes.)

Realitätsnäher wäre es natürlich gewesen, wenn er den Gedanken erweitert hätte. Jeder Einsatz an Roh-, Hilfs, und Betriebsstoffen unterliegt diesem Gesetz. Findet sich eine bessere Verwendung für z.B. Mais, z.B. als Kraftstoff, dann wird solange Mais zur Gewinnung von Kraftstoff angebaut, bis es wieder rentabler wird, ihn an die Schweine zu verfüttern.

Die Diskussion hat eine gewisse Relevanz, weil Böhm Bawerk (1851 - 1914) in seinem Werk "Macht oder ökonomisches Gesetz" behauptet, dass der Lohn der Arbeit durch das Grenzprodukt des Faktors Arbeit determiniert ist.

Das heißt, vereinfacht, der Arbeitgeber wird nur solange Leute einstellen, bis der letzte Arbeiter, den er einstellt, noch genau soviel verdient, wie das Produkt wert ist, das er produziert, wobei er natürlich mit Maschinen konkurriert.

Dass ist im Grunde die simple aktuelle Diskussion um Mindestlöhne, deren Gegner ja bekanntlich behaupten, dass dann bestimmte Arbeitskräfte mit geringer Produktivität nicht mehr eingestellt werden.

Bei Böhm-Bawerk geht es dann um die Frage, ob sich durch Machtverhältnisse, die sich durch die Organisation ergeben, also zum Beispiel durch Gewerkschaften auf der einen und Arbeitgeberverbänden auf der anderen Seite, an dieser Situation etwas ändert.

Letztlich ist aber klar, dass kein Unternehmer jemanden einstellen kann, wenn dieser ihn mehr kostet, als er mit ihm verdienen kann. Das Grenzprodukt der Arbeit ist also die Obergrenze.

Liegt der Lohn darüber, ersetzt der Unternehmer entweder Arbeit durch Maschinen (Kapital), geht schlicht pleite oder entlässt eben diese Arbeiter.

Die Frage kann also nur lauten, ob das Maximum, also die Grenzproduktivität der Arbeit, erreicht wird. Darunter geht einiges, bis eben zum physischen Existenzminimum à la David Ricardo.

Karl Marx wiederum, an dessen Theorien sich die Debatte, also die von Böhm-Bawerk, entzündet, geht davon aus, dass die Arbeiter genau soviel erhalten, wie es zur "Reproduktion der Arbeitskraft" bedarf, das ist bei Marx so in etwa das Existenzminismum. Damit haben wir die Untergrenze (das physische Existenzminimum) und die Obergrenze (das Grenzprodukt der Arbeit) des Lohnes.

Die Erkenntnis ist aber nicht wirklich prickelnd, dafür ein paar Tausend Seiten texten ist schon ziemlich üppig. Daraus dann wiederum Fundamentaldiskussionen zu veranstalten, ist dann reichlich abgedreht und daraus dann wiederum waffenstarrende Ideologien zu schmieden und sich wechselseitig als Ausgeburt der Hölle zu bezeichnen, ist dann schlicht ein Schauspiel, das nur in der Klapse aufgeführt werden kann.

Aber zurück zum Thema. Adam Smith geht also davon aus, dass es sowas gibt wie einen natürlichen Lohn, eine natürliche Bodenrente und einen natürlichen Profit auf Kapital, und dass der "natürliche" Preis einer Ware die Summe aus Lohn, Bodenrente und Profit ist und der Erlös, wenn denn das Produkt zum "natürlichen" Preis verkauft wird, unter diesen drei Produktionsfaktoren verteilt wird. Lustig ist übrigens dieser Artikel über Böhm-Bawerk: Macht oder ökonomisches Gesetz

Der diskutiert das in wissenschaftlicher Breite, Höhe, Tiefe. Und das Ergebnis ist: Null. Vom Ergebnis landet er genau da, wo jede Talkshow landet. Also VWL ist sozusagen Talkshow mit wissenschaftlichem Anspruch, weswegen ja auch Volkswirte da nie auftreten und im öffentlichen Erscheinungsbild schlicht inexistent sind. Die öffentliche Diskussion würde kaum bereichert werden. Da denken wir doch glatt an Goethe, den Gott der Volkswirte (siehe Präliminarien).

Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor;
Heiße Magister, heiße Doktor gar
Und ziehe schon an die zehen Jahr
Herauf, herab und quer und krumm
Meine Schüler an der Nase herum-
Und sehe, daß wir nichts wissen können!
Das will mir schier das Herz verbrennen.
Zwar bin ich gescheiter als all die Laffen,
Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen;
Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,
Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel-
Dafür ist mir auch alle Freud entrissen,
Bilde mir nicht ein, was Rechts zu wissen,
Bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren,
Die Menschen zu bessern und zu bekehren.
Auch hab ich weder Gut noch Geld,
Noch Ehr und Herrlichkeit der Welt;
Es möchte kein Hund so länger leben!

Goethe, Faust

Allerdings passt das Zitat nicht 100prozentig. Den Eindruck, dass sie ihre Studis verarschen hat die Ökokaste nun gar nicht und die bilden sich durchaus ein, was Rechts zu wissen.

Freud entrissen stimmt dann wohl, denn einen etwas verknitterten Eindruck machen die schon.

Aber zurück zu Adam Smith: Die Aussage, dass die Verteilung der Erlöse auf die Faktoren nach Maßgabe des natürlichen Lohnes, der natürlichen Bodenrente und des natürlichen Profits erfolgt, ist letztlich unbestimmt.

Unabhängig davon könnte natürlich diese Zuteilung politisch verändert werden. Nimmt man es ganz genau, ist auch die Beschwörung der Tarifautonomie bei jedem gegebenen Anlaß scheinheilig. Jedes Ergebnis aus Tarifverhandlungen kann qua Steuern, Subventionen etc. geändert werden und wird geändert. Cum grano salis: Es ist letztlich egal, was die Tarifparteien ausmachen, der Staat kann die Verteilung des Einkommens jederzeit wieder nach gusto verändern und tut das.

Die Frage ist, ob Adam Smith nur allgemein günstige Bedingungen für Wachstum schildern will (1) oder ob er, wie David Ricardo und Karl Marx, einen Endzustand beschreiben (2) will, auf den die wirtschaftliche Entwicklung zwangsläufig zusteuert. (1) ist mit Sicherheit richtig. Er nimmt praktische alle Argumente vorweg, die man so täglich in der Zeitung liest, wenn irgendeine Postille sich mit wirtschaftlichen Fragestellungen befasst.

Weniger Anhaltspunkte finden sich für (2). Die Frage, ob es Grenzen des Wachstums gibt, ist bedeutend, weil manche Leute ja über dieser Frage depressiv werden, wobei kein normaler Mensch überhaupt die Frage versteht.

Irgendwie scheinen die Anhänger des endlichen Wachstums davon auszugehen, dass Wachstum zwangsläufig zu einem höheren Verbrauch endlicher Ressourcen führt. Die Annahme muss man nicht verstehen.

Selbst wenn man als Maßstab für Wachstum das BSP nimmt, kann dieses bis in alle Unendlichkeit wachsen. Es geht nicht um die Frage, ob es wachsen kann, sondern wie es wachsen kann. Würden die Leute zum Beispiel mehr Geld in ihre Bildung investieren, in sportliche Aktivitäten, Kultur dann kann es unendliches Wachstum geben ohne jeden Verbrauch an natürlichen Ressourcen, außer Hirnschmalz eben, aber der ist unendlich vorhanden und vermehrt sich, wenn man ihn nutzt.

Würden also die Leute sich eine Zweitsprache zulegen, anstatt ein Zweitauto und ihr Geld in einen Lehrer / eine Lehrerin investieren, anstatt in einen Porsche Cayenne, dann kann es Wachstum ohne Ende geben und wenn man eine hübsche Italienerin anbaggern will, sind Italienischkenntnisse viel hilfreicher als ein dickes Auto.

Weiter ist bei vielen Produkten der eigentlich Rohstoff Hirn, der ja üppig nachwächst. Ein Steinzeit Telefon verbraucht mehr Ressourcen, als ein Handy. Wieviel Energie zur Verfügung steht, ist eine Frage der Technik. Sonne haben wir noch 5 Milliarden Jahre und haben wir diese Energiequelle nicht mehr, ist der Rest eh kein Problem mehr.

Nachdem nun alle Endzeit Philosophen, angefangen bei David Ricardo und Thomas Malthus über Oswald Spengler bis zu Karl Marx, so gnadenlos daneben lagen, könnte man die Frage eigentlich beerdigen, aber für die historisch Interessierten unter uns gehen wir das jetzt durch. Eigentlich gibt es nur eine Stelle in Wealth of Nations, wo Adam Smith einen Endzustand beschreibt. Diese eine Stelle scheint nun David Ricardo und Karl Marx mächtig beeindruckt zu haben.

In a country which had acquired that full complement of riches which the nature of its soil and climate, and its situation with respect to other countries, allowed it to acquire, which could, therefore, advance no further, and which was not going backwards, both the wages of labour and the profits of stock would probably be very low. In a country fully peopled in proportion to what either its territory could maintain, or its stock employ, the competition for employment would necessarily be so great as to reduce the wages of labour to what was barely sufficient to keep up the number of labourers, and the country being already fully peopled, that number could never be augmented. In a country fully stocked in proportion to all the business it had to transact, as great a quantity of stock would be employed in every particular branch as the nature and extent of the trade would admit. The competition, therefore, would everywhere be as great, and, consequently, the ordinary profit as low as possible. In einem Land, welches die höchste Anzahl an Reichtümern, welche die Natur ihres Bodens und Klimas und seine Situation im Verhältnis zu anderen Ländern ihm zu erreichen gestattet, erreicht hat, welches also folglich nicht weiter vorwärts schreiten kann, und welches auch nicht wieder zurückfällt, sind die Löhne, die für die Arbeit gezahlt werden und die Profite auf das Kapital vermutlich sehr niedrig. In einem Land, dessen Bevölkerungszahl eben so groß ist, wie das Land erhalten oder der Kapitalstock beschäftigen kann, wäre die Konkurrenz unter den Arbeitern so groß, dass die Löhne kaum höher wären, als sie sein müssen, um nur die bestehende Anzahl an Arbeitern zu erhalten und da das Land schon vollkommen bevölkert ist, kann die Anzahl auch nicht mehr anwachsen. In einem Land, wo genügend Kapital für alle Arten von Geschäften zur Verfügung steht, die durchgeführt werden müssen, würde in jedem Geschäft genau so viel Kapital eingesetzt werden, wie die Natur und der Umfang des Geschäfts ermöglicht. Der Wettbwerb wäre folglich überall groß und folglich wäre auch der Profit so niedrig wie nur möglich.

aus: Book IX, chapter IX

Das beschreibt also einen stationären Zustand, in den eine Wirtschaft letztlich einmünden kann, wobei er diesen stationären Zustand in weiter Ferne sieht. Wollen wir uns darauf einen Reim machen, dann müssen wir ihn à la David Ricardo interpretieren.

Die letztlich beschränkende Ressource ist, bei David Ricardo, Land. Man kann durch mehr Technik, das ist wohl die Vorstellung von Adam Smith, die Bodenerträge zwar steigern, aber eben nicht unendlich. Folglich ist auch die Nahrungsmittelproduktion endlich.

Zwar wird durch technischen Fortschritt und mehr Kapital immer mehr produziert, aber der limitierende Faktor Land kann, so die Theorie, nicht verschoben werden. Des weiteren wird die Bevökerung, explizit sagen wird das erst Malthus und Ricardo, immer wachsen, solange der Lohn es erlaubt, mehr Kinder zu ernähren.

Das wiederum wird, so die Theorie, die Löhne drücken. Die Konkurrenz unter den Unternehmern wiederum drückt die Profite. Die Logik wird uns später nochmal prägnanter formuliert bei David Ricardo begegnen.

Wir wissen nicht, welchen Narren Adam Smith am Boden gefressen hat, wahrscheinlich den gleichen, den der Club of Rome an den Rohstoffen gefressen hat. Für die Nahrungsmittelproduktion dürfte er faktisch keine Rolle spielen, zumindest wird er nie knapp werden. Wird er knapp, dann pflanzt man die Tomaten halt in Hochhäusern (das sieht dann so aus Tomaten im Hochhaus). Das Verfahren ist ohnehin günstiger, das spart Transportkosten.

Fällt einem gar nix mehr ein, dann baut man solargetriebene Wasserentsalzungsanlagen (mehr hier: Solare Meerwasserentsalzung) und züchtet die Radieschen halt in der Sahara. Um nur mal zwei Möglichkeiten von Tausenden zu nennen, um das Problem zu lösen.

Ob man einem Tuareg, der tagelang durch die Wüste reitet auf der Suche nach Wasser klar machen kann, dass der Boden der limitierende Faktor ist und nicht das Wasser, kann man bezweifeln. Der Autor behauptet nicht, dass Wasser der letztlich limitierende Faktor ist, das ist eine Frage des technischen Fortschritts, aber er ist eher der limitierende Faktor als Wasser.

Da ist auch der Grundirrtum von Che Guevara gewesen. Er ging davon aus, dass Land in Bolivien knapp ist. Das ist grundfalsch. Das gibt es in Hülle und Fülle. Probleme gibt es beim Transport der Nahrungsmittel, im Vertrieb, Marketing, Kühlung etc. etc.. Mit Agraringenieuren wäre der población originaria, der Begriff ist zutreffender als población indígena, mehr geholfen gewesen als mit Revolutionären.

Che Guevara hätte also ein paar Universitäten bzw. Fachhochschulen bauen müssen. Damit hätte er die población originaria auch eher überzeugen können. Das mit der Revolution fanden sie wohl weniger einleuchtend.

Die Problemlösung scheitert nicht am Mangel technischer Lösungsmöglichkeiten, sondern an der Transparenz (siehe Präliminarien). Da wir aber solchen Unsinn wie den von Adam Smith allerorten lesen, gehen wir kurz darauf ein. Allerdings haben wir wenig Freude daran, das überlassen wir der Ökokaste, ein Problem künstlich zu schaffen um sich dann 200 Jahre lang mit der Lösung dieses inexistenten Problems beschäftigen zu können.

Wir empfehlen der Ökokaste, tatsächlich vorhandene Probleme zu lösen, die gibt es nämlich auch. Entscheidend ist hierbei der erste Satz:

"In a country which had acquired that full complement of riches which the nature of its soil and climate, and its situation with respect to other countries, allowed it to acquire..."

Er geht also davon aus, das hat wohl Malthus beeindruckt, dass die Bevölkerungszahl von der Menge an Ackerland abhängt.

Dann macht er noch eine Aussage, die wohl Marx beindruckt hat. Die Konkurrenz unter den Arbeitern drückt den Lohn auf das Existenzminimum.

Schließlich macht er noch eine dritte Aussage. Die Verzinsung des Kapitals ist niedrig. Leider erklärt er uns nicht wirklich, wie diese drei Aussagen zusammenhängen.

Dieses Zitat aus Wealth of Nations würde jetzt kaum zur optimistischen Grundstimmung des Rests des Buches passen. Nach der Logik dieses Zitats, würde sich, wie das bei Karl Marx ja der Fall ist, die Bevölkerung ständig vermehren und die industrielle Reserverarmee würde den Lohn gegen das Existenzminimum drücken. Das passt dann nicht zu der überwiegenden positiven Darstellung der Entwicklung im Gesamtwerk und dieser Endzustand passt auch nicht zum Titel, Wohlstand der Nationen, denn für die Masse der Bevölkerung wäre es eher ein Hinvegetieren. Erklären kann man diesen Widerspruch nur durch die folgende Aussage.

But, perhaps, no country has ever yet arrived at this degree of opulence. China seems to have been long stationary, and had, probably, long ago acquired that full complement of riches which is consistent with the nature of its laws and institutions. But this complement may be much inferior to what, with other laws and institutions, the nature of its soil, climate, and situation, might admit of. Doch wahrscheinlich hat noch nie ein Land dieses Maß an Reichtum erlangt. China scheint eine Zeitlang in diesem stationären Zustand verharrt zu sein, und hat, möglicherweise, vor langer Zeit die größtmögliche Anzahl an Reichtümern erreicht, welche seiner Natur und seinen Gesetzen und Institutionen entsprach. Doch diese Fülle war vielleicht sehr viel niedriger, als das, was mit anderen Gesetzen und Einrichtungen, bei der Beschaffenheit seines Bodens, seine Klimas und seiner Situation hätte erreicht werden können.

aus: Book IX, chapter IX

Frage 1 (was macht den Wohlstand aus) lässt sich also halbwegs klären. Das ganze Buch beschäftigt sich weitgehend mit den Bedingungen für optimales Wachstum. Hier nennt er wohl alle Aspekte, die auch in der tagespolitischen Diskussion eine Rolle spielen. Bis zu Keynes geht es in der Volkswirtschaftslehre eigentlich nur um die detailliertere Diskussion einzelner Aspekte des Werkes "Wealth of Nations", womit dann eine unterschiedliche Gewichtung im Hinblick auf die Relevanz einzelner Aspekte des Buches einhergeht. Erst mit Keynes werden zentrale Aussagen des Werkes in Frage gestellt. Was Frage 2 (gibt es einen Endpunkt) angeht, könnte man auch schlicht sagen, der Titel passt nicht.

Die dritte Frage, was eigentlich nature und cause bedeutet, kann wohl nicht eindeutig beantwortet werden. Cause ist zwar klar, damit wird auf die Bedingungen optimalen Wirtschaftens und damit größtmöglichen Wohlstand abgestellt, aber nature ist unklar. Fragt man nach der "Natur" des Wohlstand, dann wäre das gleichbedeutend mit der Frage, was denn Wohlstand überhaupt ist. Eine Erklärung für den eigentümlichen Titel des Buches wäre diese. Das Buch Wealth of Nations ist auch eine Auseinandersetzung mit dem zum damaligen Zeitpunkt, insbesondere in Frankreich, vorherrschenden Merkantilismus. Der Merkantilismus definiert nun Reichtum als Goldreserven, einer Ansicht, der Adam Smith widerspricht.

OF THE PRINCIPLE OF THE COMMERCIAL OR MERCANTILE SYSTEM

THAT WEALTH consists in money, or in gold and silver, is a popular notion which naturally arises from the double function of money, as the instrument of commerce, and as the measure of value. In consequence of its being the instrument of commerce, when we have money we can more readily obtain whatever else we have occasion for, than by means of any other commodity. The great affair, we always find, is to get money. When that is obtained, there is no difficulty in making any subsequent purchase. In consequence of its being the measure of value, we estimate that of all other commodities by the quantity of money which they will exchange for. We say of a rich man, that he is worth a great deal, and of a poor man, that he is worth very little money. A frugal man, or a man eager to be rich, is said to love money; and a careless, a generous, or a profuse man, is said to be indifferent about it. To grow rich is to get money; and wealth and money, in short, are, in common language, considered as in every respect synonymous. A rich country, in the same manner as a rich man, is supposed to be a country abounding in money; and to heap up gold and silver in any country is supposed to be the readiest way to enrich it.
Die Prinzipien des Handels und des Merkantilismus


Wohlstand besteht in Geld oder in Gold bzw. Silber, das ist eine weit verbreitete Vorstellung, die wie selbstverständlich aus der doppelten Funktion von Geld als Instrument des Handels und als Maß für den Wert entspringt. Bedingt durch die Tatsache, dass es ein Instrument des Handels ist, können wir, so wir denn Geld haben, das, was wir Gelegenheit haben zu erlangen, einfacher beschaffen, als mit jeder anderen Ware. Im Geschäftsleben dreht es sich, das ist das, was uns die Praxis lehrt, immer darum, in den Besitz von Geld zu kommen. Hat man das erreicht, kann man sich mühelos alles andere beschaffen. Weil es das Maß für den Wert einer Sache ist, bestimmen wir den Wert aller anderen Dinge nach Maßgabe der Geldmenge, die wir dafür eintauschen müssen. Von einem reichen Mann sagen wir, dass er ein gutes Geschäft ist und ein armer Mann, so heißt es, ist nur wenig Geld wert. Von einem genügsamen Mann oder umtriebigen Mann heißt es, dass er das Geld liebt, wohingegen es von einem sorglosen, großzügigen oder spendablen Mann heißt, dass ihn Geld nicht interessiert; Reichtum und Geld, um es kurz und bündig zu sagen, werden in der Umgangssprache als Synonyme benutzt. Aus demselben Grund wie bei einem reichen Mann, wird auch bei einem reichen Land angenommen, dass es viel Geld habe. So hält man denn das Anhäufen von Gold und Silber in allen Ländern als die beste Methode, seinen Reichtum zu steigern.

aus: Book VI, chapter I

Darauf scheint der Begriff Nature of Wealth, also die Frage, worin Wohlstand bestehe, abzuzielen. In Staaten, die eine merkantilistische Wirtschaftspolitik verfolgten, galt das Anhäufen von Gold und Silber als das Ziel der Wirtschaftspolitik. Adam Smith setzt sich also mit der Frage auseinander, was eigentlich Wohlstand ist.

Der Merkantilismus war bestrebt, über eine positive Leistungsbilanz, das heißt dadurch, dass man mehr exportierte als importierte, einen Zufluss an Gold zu erhalten. Importe wurden also auf Rohstoffe beschränkt, die man im Land veredelte und dann wieder exportierte. Naheliegenderweise führt ein Leistungsbilanzüberschuss zu einem Import an Gold und Silber (im damaligen System).

Die Vorstellung, dass der Besitz von Gold und Silber zu Reichtum führt, war derartig suggestiv, dass er auch von Ländern verfolgt wurde, die Wirtschaftspolitik weitgehend theorielos betrieben, wie zum Beispiel Spanien im 17. und 18. Jahrhundert.

Der Gewinn von Gold war ein ganz wesentlicher Antrieb bei der Eroberung Südamerikas, obwohl man sich hätte denken können, dass dieses Gold gesamtwirtschaftlich in einer Inflation verpufft. (Was tatsächlich passiert ist. Für Spanien lässt sich das für das 17. Jahrhundert anhand von Krankenhausrechnungen, gleicher Bedarf aber steigende Kosten, nachweisen.)

Das Problem dürfte aber weniger gewesen sein, dass man diese Zusammenhang nicht erkannte, der Zusammenhang ist ja ohne weiteres verständlich und der Verfall des Goldpreises unter Phillip II war sehr sinnlich und konkret spürbar. Das Problem war, dass es für das Königshaus günstig war. Es kaufte mit Gold zu Preisen, bevor der durch das Gold initialisierte Preisschub einsetzte.

Das Problem zieht sich durch 250 Jahre Wirtschaftstheorie und Geschichte. Es ist den Volkswirten ja hoch anzurechnen, dass sie, zumindest in der Regel, nicht plump die Interessen einer Klientel vertreten, sondern zumindest zu beweisen versuchen, dass das, was ihrer Klientel dient, auch der Allgemeinheit dient, aber Erkenntnisse sind eben nun mal nur dann prickelnd, wenn sie den Geldbeutel positiv beeinflussen und der Geldbeutel der spanischen Monarchie im Siglo de Oro wäre durch die Erkenntnis, dass Gold im Grunde lediglich ein Zahlungsmittel ist, überhaupt nicht fetter geworden.

Der Merkantilismus ist auch noch nicht erledigt. Uns Bundeswirtschaftsminister Brüderle rannte noch 200 Jahre später durch die Landschaft und feierte den Exportweltmeister Deutschland. Dass eben genau dieser Exportüberschuss Teil des Problems ist, hätte man ihm zwar erklären können, aber das hätte er nicht akzeptiert.

Die Abkehr vom Merkantilismus dürfte weniger einer präziseren theoretischen Durchdringung geschuldet sein, als einer Änderung der Machtverhältnisse. (Das vermuten wir jetzt einfach mal so, weil wir nicht so sicher sind, dass politische Entwicklungen durch Erkenntnisse getrieben werden. Politische Entwicklungen werden eher Änderungen in der sozialen Basis getrieben.)

Die Hersteller von Waren in England waren an einem Import an Waren nicht interessiert, das hätte die Preise gedrückt. Am Export von Waren schon. Interessiert waren sie höchstens, ganz im Sinne des Merkantilismus, an einem Import von Rohstoffen. Für Kaufleute sieht das anders aus.

Sie können von Preisgefällen zwischen In- und Ausland profitieren, sind von daher für einen von allen Handelshemnissen weitgehend befreiten Außenhandel. Der Merkantilismus in Reinform, in abgewandelter Form existiert er bis heute, wurde nicht durch irgendwelche Erkenntnisse abgeschafft, sondern schlicht durch die Tatsache, dass eine bestimmte Gruppe ihre Interessen besser durchsetzen konnte.

Interesse ist im Übrigen ein ganz zentrales Thema. Die dozierende Ökokaste interessiert sich nicht für einen Transmissionsmechanismus, der die Resultate ihres Sinnens irgendwie gesamtgesellschaftlich nutzbar machen würde, da hier überhaupt kein Zusammenhang besteht zu ihrem Salär.

Wir werden im Folgenden die Aspekte, die in der tagespolitischen Diskussion eine Rolle spielen, durchgehen.

Anschließend werden wir uns mit den "Nachfahren" Adam Smiths befassen. Wir werden sehen, dass diese jeweils andere Aspekte des Werkes in den Vordergrund rücken. David Ricardo und Karl Marx starten bei der Wertheorie, der Liberalismus und Ordolibarismus bei der Beschreibung marktwirtschaftlicher Mechanismen. Wir werden noch sehen, dass sich völlig unterschiedliche Richtungen der Ökonomie auf Adam Smith berufen.

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Infos und Anmerkungen:

ES        DE

Das Buch zur Webseite.

THE WEALTH OF NATIONES

THE WEALTH OF NATIONES

Um was geht es in
"Wealth of Nations?"

- günstige Bedingungen für
  Wachstum
- Aussage über die Grenzen   des Wachstum
- Definition von Wachstum

Unstrittig um die Bedingung für Wachstum: Sparen, optimale Faktorallokation etc..

Im Gegensatz zu den anderen englischen Klassikern, Ricardo und Malthus, ist das Werk optimistisch. Stagnation wird beschrieben, liebt aber weit in der Zukunft.

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