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John Maynard Keynes

Eine Geldtheorie im eigentlichen Sinne gab es vor Keynes nicht. Im Grunde sind alle Geldtheorien vor Keynes eine Variation der Cambridge Gleichung.

Q * P = M * U

Q = reales Volkseinkommen
P = Preisniveau
M = Geldmenge
U = Umlaufgeschwindigkeit

Soll heißen: Hat man 4 Äpfel und das Preisniveau ist 1, dann braucht man 2 Einheiten Geld, die zweimal den Besitzer wechseln, damit alles Äpfel umgeschlagen werden. Steigt jetzt die Gelmenge, z.B. auf 4 Einheiten und ist die Umlaufgeschwindigkeit konstant, dann muss entweder der Preis steigen oder reale Volkseinkommen, damit die Gleichung wieder stimmt. Also entweder steigt das Preisniveau auf 2 oder die Anzahl der Äpfel auf 8. Da die Klassik aber von Vollbeschäftigung ausgeht, kann die Anzahl der Äpfel nicht steigen, die Anpassung erfolgt also über den Preis. Das ist die sogenannte Geldschleiertheorie. Geld hat weder einen Einfluss auf die wirtschaftliche Aktivität noch ändert es etwas an den Relationen der verschiedenen Preise.

(Wir haben immer wieder erwähnt, dass das Bild eigentlich komplizierter ist und sowohl Adam Smith wie auch David Hume eigentlich klar erkannten, dass Geld die wirtschaftliche Aktivität beeinflusst, siehe Zahlungsbilanz.)

Schumpeter erkennt korrekt, dass man mit Geld Ressourcen an sich ziehen kann, allerdings hat er keine Geldtheorie. Bei Schumpeter verändert sich zwar nicht die Höhe des realen Volkseinkommens, das kann sich nicht verändern, denn es herrscht Vollbeschäftigung, aber die Zusammensetzung. Der schöpferisch zerstörende Unternehmer kann über eine höhere Entlohnung Ressourcen abziehen. Es kommt also zu einer Veränderung der Zusammensetzung des realen Volkseinkommens bei Inflation.

Das Problem mit der Quantitätstheorie des Geldes ist, dass es gar keine Theorie ist. Sie erklärt weder das Geldangebot noch die Geldnachfrage. Aus der Sicht der Klassik und Neoklassik ist das auch irgendwie logisch. Geld ist im Grunde "Kapital", also etwas, das sich aus vergangenen Einnahmen ergibt, von daher braucht das Angebot nicht geklärt zu werden. Geld entsteht in der Klassik nur, wenn vorher etwas produziert wurde. Tatsächlich ist Geld aber was total anderes. Geld ist ein Anspruch auf einen Anteil des Produktionspotentials. Zwar ergibt sich der Wert des Geldes aus Erfahrungen aus der Vergangenheit, die Rechnung geht aber nur auf, wenn sich die Produktionsstruktur nicht ändert. Welchen Wert ein Euro hat, wissen wir aus der Vergangenheit und vermuten, dass sich der Wert auch in der nahen Zukunft nicht ändert.


Die Frage nach der Nachfrage stellt sich, in der klassischen Nationalökonomie, nur in dem Rahmen, wie es sich für jeden anderen Produktionsfaktor stellt. Geld, also M, wird in der Klassik als Produktionsfaktor gesehen. Bei Adam Smith, Jean Baptiste Say und David Ricardo ist das offensichtlich, denn sie verwenden die Begriffe Geld und Kapital synonym, oft sogar im selben Absatz. Nicht für konsumtive Zwecke verwendetes Geld ist dann Sparen und diese nicht für konsumtiv verwendete Zwecke Einnahmen der Vergangenheit, können dann investiert werden. Geld, Kapital, Ersparnisse, Investitionen, Akkumulation sind also alle irgendwie das Gleiche, zumindest liegen sie in gleicher Form vor, als bedrucktes Papier. Zusammengefasst: Die Quantitätstheorie des Geldes ist ein umfasssender Blödsinn. Es ist ein weiterer Inhalt, den man aus den Lehrbüchern einfach löschen könnte und durch relevante Inhalte, z.B. die institutionelle Organisation der Geldversorgung ersetzen könnte. Die Zeit, sich mit jedem Blödsinn zu beschäftigen, ist nicht da. Für Historiker mag das interessant sein und in diesem Rahmen kann man das auch machen, nicht aber in einem Studienfach, wo es um die Analyse realer Probleme geht.

Die Begriffsverwirrung erschwert das Verständnis ökonomischer Zusammenhänge extrem. Will man die Begriffe sinnvoll definieren, erhält man diese Definitionen.

sparen = nicht konsumierte Einnahmen aus der Vergangenheit (Klassik) oder der Zukunft (Keynes). Die Sparquote gibt also an, welcher Prozentsatz des Volkeinkommen investiv und welcher konsumtiv verwendet wird.

Geld = bedrucktes Papier, das als Zahlungsmittel fungiert und durch die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Durchsetzung makroökonomischer Ziele knapp gehalten wird. Geld ist ein Anspruch auf einen Anteil des Produktionpotentials der Zukunft. Da tendenziell davon ausgegangen wird, dass es in der Zukunft einen ähnlichen Wert hat wie in der Vergangenheit, erfolgt die Einschätzung seines Wertes in der Zukunft aufgrund von Erfahrungen in der Vergangenheit.

Kapital = Alle Arten von Anlagen und know how, die zur Produktion von Konsumgütern dienen. Die Höhe des Kapitals ist das Resultat von Prozessen, ist also durch die Vergangenheit bestimmt. Know how kann durch Geld aktiviert werden und materialisiert sich dann in Anlagen zur Konsumgüterproduktion.

Geld wird bei Keynes aus drei Gründen nachgefragt. Zum einen braucht man Geld für die täglichen privaten und geschäftlichen Transaktionen, das ist das Geld, das man im Geldbeutel hat oder auf das man auf andere Weise jederzeit zugreifen kann. Zum anderen hortet manche Leute Geld aus dem Vorsichtsmotiv, das heißt, um für eventuelle Schicksalschläge gewappnet zu sein. Zum anderen hält man Geld aus spekulativen Gründen. Geld aus spekulativen Gründen zu halten heißt konkret, es in einer Form zu halten, wo es definitiv überhaupt nicht verzinst wird. Derzeit z.B. lässt man das Geld dann einfach auf dem Girokonto liegen.

(Das ist zwar auch beim Vorsichtsmotiv so, aber hier unterscheidet Keynes. Beim Vorsichtsmotiv dominiert das Verlangen, gegen Schicksalschläge gewappnet zu sein vollkommen. Diese eiserne Reserve wird nie angegriffen. Man würde sogar hinnehmen, dass das Geld durch Inflation an Wert verliert. Beim Spekulationsmotiv besteht eine Gewinnerzielungsabsicht.)

Ein Spekulationsmotiv gibt es in der Klassik / Neoklassik nicht, was ja auch logisch ist. Wenn sich die Wirtschaft dreht in ewig gleicher Bahn, gesteuert durch universelle ökonomische Gesetze, ist sie so prognostizierbar wie der Stand der Venus an einem bestimmten Tag. Wo es keine Unsicherheit gibt, muss man auch nicht spekulieren. Die Verhältnisse sind dann recht einfach. Es gibt einen Investor, der verzinst das eingesetzte Kapital mit dem Betrag X und wenn einem das reicht, dann macht man es und wenn einem das nicht reicht, dann lässt man es eben bleiben. Bedauerlicherweise ist das nicht die Welt, in der wir leben.

Hinzukommt, dass es in der Welt der Klassik auch nur zwei Verwendungsmöglichkeiten für Geld gibt. Entweder man konsumiert es oder man investiert es. Das ist ein weiteres Beispiel für die Ignorierung der Realität aus dem Geiste der Theorie, denn tatsächlich gab es schon in der Klassik ein Zwischending zwischen konsumieren und investieren: Den Kauf von börsennotierten Wertpapieren. In der Klassik gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder die Zins ist hoch genug, dann investiert man, oder man lässt es. Auch wenn man das Risiko berücksichtigt, ändert das nichts. Wird das Risiko als zu hoch eingeschätzt, wird eben konsumiert.

(Wir vereinfachen jetzt mal ein bisschen. Es gibt in der Klassik noch die Variante horten, die man mit dem Vorsichtsmotiv erklären könnte. Auf jeden Fall hat die Klassik / Neoklassik Unsicherheit nicht systematisch in ihrer Theorie berücksichtigt.)

Bei Keynes gibt es nun ein Zwischending zwischen Null Risiko und Null Verzinsung einerseits und Realinvestition andererseits. Den Kauf von börsennotierten Wertpapieren. Der Kauf von börsennotierten Wertpapieren kann jederzeit rückgängig gemacht werden, man kann sie also in Geld zurückkonvertieren, und Entscheidungen, die jederzeit revidiert werden können, sind nun mal nicht besonders riskant.

Die Existenz dieser dritten Verwendung ist nun das Problem und zwar aus zwei Gründen. Zum einen kann Geld in dieser gesamtwirtschaftlich unsinnigen Form gehalten werden und damit dem Markt Nachfrage entzogen werden, zum anderen bestimmt die Rendite, die mit Anlagen dieser Form, alle Formen von Anlagen, die jederzeit in die absolut liquideste Form, also Geld, zurückverwandelt werden können, den Geldzins, der dann wiederum den Zinssatz für Realinvestitionen vorgibt. Der Geldmarkt, im Grunde ein reines Kasino, dominiert den Gütermarkt. Es ergibt sich dann folgender monetärer Transfermechanismus.

Keynessche Argumentation bei KONSTANTER GELDMENGE

Erhöht sich das Einkommen, steigt der Bedarf an Transaktionskasse, also das Geld, welches man braucht, um seine täglichen Einkäufe, privater oder geschäftlicher Natur zu tätigen. Da manche das nun benötigte Geld nicht haben, werden sie Wertpapiere verkaufen, wodurch deren Rendite steigen (bei festverzinslichen Wertpapieren ist der Zins desto höher, je billiger das Papier ist. Kriegt man 5 Euro Zinsen auf ein Papier das 50 Euro kostet, ist das mehr, als 5 Euro Zinsen auf ein Papier, das 100 Euro kostet). Das wiederum wird andere dazu veranlassen, ein Teil der Spekulationskasse aufzulösen und Wertpapiere zu kaufen, andere aber nicht, so dass sich schlussendlich ein höherer Zins einstellen wird. Zumindest im mittleren Bereich ist das so.

Einfacher erklärt: Wir gehen davon aus, das vor der Ausdehnung des Volkseinkommens Risikofreudigere Wertpapiere gekauft haben, die also eine geringe Rendite und hohe Kurse akzeptiert haben. Verkaufen diese nun Wertpapiere, sinken die Kurse und die Renditen steigen. Der Verkauf isoliert betrachtet lässt also erstmal die Kurse fallen, die Renditen steigen. Im Gegenzug werden die weniger Risikofreudigen Wertpapiere kaufen, was die Kurse steigen, die Renditen fallen lässt. Da aber insgesamt jetzt mehr Risikoscheue Wertpapiere halten, muss der Zins insgesamt gestiegen sein, den anders kann man die Risikoscheuen nicht aus dem sicheren Hafen der Liquidität locken.

Umgekehrt, umgekehrt. Vermindert sich das Einkommen, dann haben die Leute zuviel Transaktionskasse. Den Überschuss nutzen manche dazu Wertpapiere zu kaufen, was deren Kurs steigen und die Verzinsung abnehmen lässt. Das wiederum wird andere dazu veranlassen Wertpapiere zu verkaufen und das Geld in die Spekulationskasse zu stopfen, aber schlussendlich wird sich ein niedriger Zinssatz einstellen.

Im liquidity trap, in der Liquiditätsfalle passiert schlicht gar nichts mit dem Zins. Geht das Einkommen im Bereich des liquidity trap zurück, dann sind alle Leute der Meinung, dass die Wertpapiere ohnehin schon zu teuer, die Verzinsung zu niedrig ist. Die im Verhältnis zu diesem verringerten Einkommen zu hohe Transaktionskasse verschwindet in der Spekulationskasse. Da keine Wertpapiere gekauft werden, ändert sich auch der Zins nicht.

Im "klassischen" Bereich sieht es wieder anders aus. Jeder Versuch, das Einkommen zu erhöhen, hat lediglich eine Wirkung auf den Zins. In dieser Situation steht gar keine Spekulationskasse zur Verfügung, alles Geld wird entweder für Transaktionszwecke benötigt oder steckt in Wertpapieren. Wird jetzt der Versuch gestartet, das Einkommen auszudehnen, kann dies nur durch den Verkauf von Wertpapieren geschehen, wodurch deren Kurse sinken und die Zinsen steigen würden, was wiederum die Hürde für Realinvestitionen erhöht.

Allerdings ist der Begriff "klassischer Bereich" höchst irreführend. Klassisch wird der Bereich deshalb genannt, weil ein Produktionsfaktor knapp ist und das Volkseinkommen folglich, bei gegebenen Produktionsverhältnissen, nicht mehr erhöht werden kann. Bezeichnet man diesen Bereich als "klassisch", dann wird suggeriert, dass Geld knapp ist, Geld wird also Kapital im Sinne der Klassik verstanden. Geld ist aber per se nicht knapp. Desgleichen ist auch der Faktor Arbeit im klassischen Bereich nicht notwendigerweise knapp, bzw. es wäre reiner Zufall, wenn dem so wäre. Die Kernthese von Keynes besteht eben genau darin. Der Zins soll und kann solange abgesenkt werden, bis Vollbeschäftigung herrscht. Geld ist weder knapp, noch herrscht im "klassischen" Bereich Vollbeschäftigung.

Fazit, auch wenn das irgendwie niemand zur Kenntnis nehmen will. Hohe Aktienkurse, vor allem wenn diese verbunden sind mit schwachem Wachstum und hoher Arbeitslosigkeit, verweisen auf Krise und sind absolut nicht, auch wenn allabendlich im Fernsehen das Gegenteil behauptet wird, Ausdruck einer florierenden Wirtschaft.

Die Spekulationskasse, also die Annahme, dass aus spekulativen Gründen Geld ohne jede Verzinsung gehalten wird, ist in der Regel nicht realistisch, bzw. war dies bislang nicht. Ein bisschen Verzinsung gab es auch bei absolut sicheren Anlagen. Zur Zeit jedoch ist dieses Szenario tatsächlich realistisch, was sich aber wieder ändern kann. Man muss das mit der Spekulationskasse also relativ sehen. In der Spekulationskasse wird Geld auf jeden Fall sehr niedrig verzinst.

Für das Verständnis der keynesschen Theorie sind also zwei Dinge entscheidend. Der relevante Zins bildet sich aufgrund spekulativer Annahmen auf dem GELDMAKRT, der Kapitalmark, als Ergebnis eines Prozesses aus der Vergangenheit, ist völlig irrelevant und spielt höchstens insofern eine Rolle, als nicht konsumiertes Geld der Vergangenheit Bestandteil der monetären Masse ist, was aber irrelevant ist, wenn dieser Teil auch durch die Druckerpresse ersetzt werden kann.

Zweitens ist entscheidend, und das illustriert die gegenwärtige Situation, dass es passieren kann, dass die Zentralbank zwar die Geldmenge ausdehnt oder sogar den Leitzins direkt senkt, dieses Geld aber an der Börse verblubbert, das heißt zu keinen Realinvestitionen führt. Allerdings ist dies keine Liquiditätsfalle. Eine Liquiditätsfalle haben wir, wenn Geld in der Spekulationskasse verschwindet. Also bereits zirkulierendes Geld auf dem Girokonto verbleibt, wo es (fast) keine Rendite abwirft. Banken werden aber nicht ihre Spekulationskasse mit von der Zentralbank geliehenem Geld erhöhen. In der Liquiditätsfalle haben wir keine Wirkung mehr auf den Zinssatz. Nehmen aber die Banken das Geld von der Zentralbank an und verwenden es spekulativ, dann hat es durchaus noch eine Wirkung auf den Ziins, allerdings springt der Funke nicht auf die Realwirtschaft über. In der öffentlichen Debatte werden diese zwei Phänomene vermischt. Man sollte sie aber unterscheiden.

Eine Relevanz hat die Spekulationskasse nur für das Geld, welches das Ergebnis eines Prozesses der Vergangenheit ist. Banken werden sich, auch zu einem noch so niedrigen Zinssatz, kein Geld von der Zentralbank leihen um es dann in eine Spekulationskasse zu stecken, denn damit würden sie garantiert Verluste einfahren. Sie werden allerdings und tun das aktuell, sich Geld von der Zentralbank leihen und damit Wertpapiere kaufen. Das ist zwar höchst riskant und der nächste Börsencrash unausweichlich, aber sie haben auch keine andere Chance. Beteiligt sich eine Bank an dem Spiel, wird nur diese eine Bank von den Kurssteigerungen profitieren und die Machtverhältnisse werden sich verlagern. Deshalb sind alle Banken dazu verdammt, an dem Spiel teilzunehmen. Die einzige Altenative wäre, rentable Realinvestitionen zu finden, dafür sind sie aber zu blöd.

Ob man den monetären Transmissionsmechanismus mit oder ohne Spekulationskasse durchdenkt, ändert an den Grundthesen von Keynes, bzw. an realwirtschaftlichen Zusammenhängen, nichts.

Andere mögliche Transmissionsmechanismen

Eine Möglichkeit Einfluss auf die Wirtschaft zu nehmen, ist die Senkung des Zinssatzes durch die Zentralbank. Da die gesamtwirtschaftliche Stabilität eines ihrer Nebenziele ist, neben dem Hauptziel der Stabilität der Währung, wird sie in einer Rezession auch den Zins senken. Sie soll, ist die Geldwertstabilität gewährleistet, auch stabilisierend auf die Konjunktur einwirken. Ein erster Impuls zur Senkung der Zinssätze wird also von den Zentralbanken ausgehen. Im Gegenzug wird sie im Boom, wenn sie also befürchtet, dass manche "Flaschenhälse" in Teilbereichen der Wirtschaft inflationär wirken, den Zinssatz anheben. Der Geldmarktzins ist also schlicht durch einen Beschluss der Zentralbank determiniert.

Ob allerdings die Senkung des Leitzinses die Banken dazu veranlasst, auch ihrerseits die Zinsen für Kredite an Unternehmen zu senken, steht auf einem ganz anderen Blatt. Gegenwärtig erleben wir, dass sie die günstige Refinanzierungsmöglichkeit lediglich für den Ankauf von börsennotierten Wertpapieren nutzen.


Wir wollen hier nicht kleinlich sein, aber das, was man allerorten liest, z.B. hier John Maynard Keynes Der Bezwinger der Weltwirtschaftkrisen, dass wir aktuell in einem liquidity trap stecken, ist natürlich Unsinn. Richtig ist unstrittig, dass die Geschäftsbanken ihre günstigen Refinanzierungsmöglichkeiten durch die Zentralbank nicht an die Wirtschaft durchreichen. Das hat aber nichts mit eine liquidity trap im Sinne von Keynes zu tun. Dem liquidity trap liegt die Idee zugrunde, dass VORHANDENES GELD, DAS MAN FOLGLICH AUCH VERLIEREN KANN, nicht mehr zum Ankauf von Wertpapieren verwendet wird, der Geldmarktzins also nicht weiter sinkt, aber immer noch zu hoch ist, um Realinvestitionen zu induzieren.

Die in dem oben angeführte Link angeführte These lautet aber anders. Die Zentralbanken stellen mehr Geld zur Verfügung. Das müssen die Banken aber gar nicht abholen. Sie müssen z.B. auf die Offenmarktpolitik, (Ankauf von Wertpapieren durch die Zentralbank und damit Erhöhung der Geldmenge) nicht eingehen. Die Geschäftsbanken werden sich kein Geld besorgen, für das sie zwar einen, wenn auch geringen, Zins bezahlen müssen, im Gegenzug aber keine Verzinsung erhalten.

Es ist ein anderes Phänomen. Beim liquidity trap bleibt VORHANDENES GELD schlicht liegen, bei Null Prozent Verzinsung, auf dem Girokonto oder wo auch immer.

Das Spiel der Geschäftsbanken geht aktuell, wir schreiben immer noch das Jahr 2014, anders. Sie besorgen sich ZUSÄTZLICHES GELD und investieren es an der Börse. Das heißt aber, dass sie sich noch einen Vermögenszuwachs erhoffen, denn andernfalls würden sie das Geld gar nicht bei der Zentralbank abholen.

Das macht zwar im Hinblick auf die keynessche Zentralthese, der Geldmarkt, ein Kasino, dominiert den Gütermarkt, keinen Unterschied, aber wir können nicht diskutieren, wenn alle Begrifflichkeiten wild durcheinandergehen. Diskutieren kann man nur, wenn präzise definiert wird, was man unter Geld, Sparen, Investieren, Kapital, Liquidity Trap, Rendite, Geldmarktzins etc. etc. überhaupt versteht.

Was wir also praktisch sehen, ist, dass die mathematische Modellierung, bei der den meisten Autoren wohl nicht mehr klar ist, was sie da eigentlich inhaltlich hinpinseln, zu einer totalen Begriffsverwirrung führt und die eigentlich ökonomischen Zusammenhänge völlig unverstanden bleiben.

Im Bereich des liquidity trap bringen Zentralbanken also gar kein Geld unter. Wirkungslos ist die Geldpolitik in diesem Bereich nicht deswegen, weil der Zins nicht mehr weiter sinkt, weil also alles Geld kommentarlos in der Spekulationskasse versinkt, sondern weil schlicht die Zentralbanken gar kein Geld mehr unterbringen. Allein im im sogenannten und fälschlicherweise so benannten "klassischen" Bereich der LM Kurve, siehe IS-LM Modell, können die Zentralbanken von einer Annahme ihre Geldangebotes ausgehen. Es ergibt sich dann folgende Argumentation.

Keynessche Argumentation, "intuitive" Argumentation bei einer Erhöhung der Geldmenge

Im liquidity trap nehmen die Banken das Geld schlicht nicht an. Sie werden, das ist in der Krise der Fall, kein Geld bei der Zentralbank abholen, wenn sie schon das Geld, das sie haben, nicht loswerden. Um mal halbwegs in der Logik zu bleiben. Ist der Wert der Wertpapiere sehr hoch, die Zinsen also niedrig, wird sie niemand dazu bringen, Geld von der Zentralbank zu holen, weil sie bei der geringen Rendite der Kapitalanlagen auch diese auflösen können. Sie könnten höchsten ein höchst riskantes Spiel spielen. Das Geld von der Zentralbank nehmen und an der Börse spielen gehen. (Aber auch dann bilden sie keine Spekulationskasse.) Jede größere Kapitalsammelstelle könnte dann aber von einem Tag auf den anderen die Börse zum platzen bringen. Steigt eine aus, sinken die Kurse. Kommt es dann zu einer Kettenreaktion, verlieren sie ihr Geld, das sie nicht mal haben. (Was ja immer mal wieder passiert.)

Im liquidity trap passiert also schlicht gar nichts. Das Geld wird nicht mal in der Spekulationskasse verschwinden, es wird schlicht nicht angenommen, weil die Banken dann Zinsen bezahlen müssten für Geld, das ihnen keine Erträge bringt. Es besteht hier keine Nachfrage nach zusätzlichem Geld.

Im "klassischen" Bereich haben die Banken alle ihre Gelder, das wenige was noch übrig geblieben ist, denn das meiste Geld ist Transaktionskasse, bereits zur Kreditvergabe genutzt bzw. in Wertpapiere gesteckt. Sie haben keine Spekulationskasse mehr, weil sie bei hohen Zinsen, Wertpapiere sind billig, keine halten. Kommt zusätzliches Geld hinzu, werden sie versuchen, Wertpapiere zu kaufen. Deren Kurs steigen, die Zinsen sinken, so dass sich die LM Kurve nach rechts verschiebt. Im klassischen Bereich besteht also eine Nachfrage nach zusätzlichem Geld. Der Zinssatz ist hoch, so dass davon auszugehen ist, dass die Banken sowohl rentable Finaninvestitionen wie auch rentable Realinvestitionen finden und deshalb Geld nachfragen.

Wie man sich den konkreten monetären Transmissionsmechanismus nun vorstellt, ist für die Kernaussage der keynesschen Theorie irrelevant. Weitere monetäre Transimissionsmechanismus werden wir noch kennen lernen, siehe Monetarismus. Das Ergebnis ist immer das gleiche. Bei hoher Risikoaversion flüchten Kapitalsammelstellen in den sicheren Hafen der Liquidität und es braucht Investitionen mit einer hohen Rentabilität, in der Regel also hoch innovative Innovationen, um Kapitalsammelstellen dazu zu bringen, diese auch zu finanzieren. Damit stellt der Geldmarkt Ansprüche an den Gütermarkt, und damit eben auch an den Arbeitsmarkt, die dieser nicht befriedigen kann.

Bei einer rein quantitativen Ausdehnung der Produktion sinkt die monetär bewertete Grenzleistungsfähigkeit der Produktionsfaktoren. Ein höheres Angebot kann nur zu geringeren Preisen abgesetzt werden. Entweder weil es erst dann den Präferenzen entspricht oder weil die Kaufkraft sonst nicht ausreicht. Dies würde also einen niedrigen Zins für Geld erfordern. Dies wiederum liegt nicht im Interesse der Banken. Banken haben ein Interesse daran, Geld knapp zu halten, wobei ihre Situation schwierig ist, weil sie bei hohen Zinsen und geringem techischen Fortschritt eben niemanden finden, der ihnen ihr Geld "abkauft". Wahrscheinlich wohnen wir gerade dem allmählichen Absterben der Banken bei. Ein paar Mal werden sie noch durch Börsenspekulationen und Blasenbildung über die Runden retten, aber eigentlich hat sich das Geschäftsmodell Investmentbanking überlebt. Nach jedem Crash einer Blase wird es zu einer weiteren Konzentration des Bankensystems kommen.

Der Transmissionsmechanismus zwischen dem Geldmarkt und dem Gütermarkt und damit auch dem Arbeitsmarkt ist komplex, die Vorstellungen der Klassik, dass der Zins Sparen und Investieren ins Gleichgewicht bringt, sind aus gefühlten Hundert Gründen falsch. Allerdings gibt es nicht nur EINEN möglichen Transmissionsmechanismus sondern mehrere und welcher Transmissionsmechanismus konkret vorliegt, hängt von der wirtschaftlichen Lage ab. Zu unterstellen, dass es nur einen einzigen gibt, wie dies das IS-LM Modell tut, ist nicht hilfreich, weil es das Verständnis der real existierenden Wirklichkeit erschwert. Es würde jetzt zu weit gehen und eine sehr detaillierte Analyse des Werkes von Keynes verlangen, wenn man alle Transmissionsmechanismen nachvollziehen wöllte, die in der General Theory of Employment, Interest and Money beschrieben sind. Davon abgesehen, gibt es auch noch andere Transmissionsmechanismen, also welche, die Keynes nicht beschreibt, zum Beispiel den Transmissionsmechanismus, den die Portefoliotheorie beschreibt, siehe Monetarismus.

Ein Sprung in Realinvestitionen kann auch dann erfolgen, wenn Wertpapiere aus welchen Gründen auch immer unattraktiv werden. Dies beschreibt z.B. der Vorstandschef der Allianz AG, siehe Allianz meidet Staatsanleihen. Er beschreibt die Tendenz von Kapitalsammelstellen ihr Geld in Immobilien, Infrastruktur und Firmenanleihen anzulegen. Der Autor würde zwar bezweifeln, dass das gelingen kann, aber auf jeden Fall haben wir einen Sprung in die Realwirtschaft. Dieses Verhalten ist mit keynesschen Analyse vollkommen kompatibel. Um Kapitalsammelstellen dazu zu bringen über Realinvestitionen nachzudenken, müssen Wertpapiere, aus welchen Gründen auch immer, unattraktiv werden.

Ein Transmissionsmechanismus ist auch über eine Inflation denkbar. Steigen die Preise, etwa durch externe Schocks, z.B. Erhöhung des Ölpreises, dann bedarf es mehr Transaktionskasse. Im liquidity trap wird diese aus der Spekulationskasse genommen, der Preisanstieg bewirkt also nicht viel, insbesondere keine Zinserhöhung. Im mittleren und "klassischen" Bereich ist mit einem Zinsanstieg zu rechnen, wenn die Zentralbank nicht die Geldmenge erhöht. Im mittleren und klassischen Bereich entspräche eine Inflation einer Reduktion der Geldmenge, es kommt also in diesem Bereich zu einer Linksverschiebung der LM Kurve. Soll heißen: Manche werden Wertpapiere verkaufen, um wieder "flüssig" zu werden. Der Preis der Wertpapiere wird sinken, der Zins steigen. Das wiederum wird andere dazu veranlassen, Spekulationskasse aufzulösen und Wertpapiere zu kaufen, so dass der Zins insgesamt steigt, Realinvestitionen unattraktiver werden und das Einkommen sinkt (wenn nicht die Zentralbank dagegen hält, logischerweise).

Wieder ein anderer Mechanismus lässt sich denken, wenn die Preise die Unternehmergewinne erhöhen. Wenn die Arbeiter die Inflation nicht antizipieren können, bzw. sofort nachziehen können, dann sinken die Reallöhne und die Unternehmergewinne steigen. Da die Unternehmer mehr verdienen, werden sie mehr Leute einstellen, die Beschäftigung nimmt zu. Das ist der berühmte, durch die Phillipskurve suggerierte Zusammenhang, der eine zeitlang richtig war, heute aber nicht mehr stimmt, weil die Gewerkschaften die Inflation in den Tarifverhandlungen antizipieren. Davon abgesehen, ist dieser Kausalzusammenhang natürlich nur dann plausibel, wenn die größere Nachfrage durch die zusätzliche Beschäftigung die abnehmende Nachfrage durch den sinkenden Reallohn überkompensiert.

Last not least wäre auch die genaue Art des Wertpapieres in die Überlegungen mit einzubeziehen. Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob z.B. eine Aktie bei der Erstemittierung gekauft wird, dann enstpricht es einer Direktinvestition in ein Unternehmen oder ob lediglich bestehende Aktien an der Börse umgeschichtet werden, dann sind nur Transmissionsmechanismen in die Realwirtschaft denkbar, die von der Art sind, wie Keynes sie beschreibt.

Was will uns der Dichter mit seinem Werk sagen? Keynes diskutiert alle möglichen Transmissionsmechanismen. Je nach Situation kann der eine oder andere zutreffen. Die Argumentation mit EINEM Transmissionsmechanismus, bzw. die implizite Behauptung, dass es nur einen gäbe, wie dies das IS-LM Modell tut, geht an der Sache vorbei. Zu Deutsch: Dass man eine Arbeitslosigkeit, die z.B. durch einen exogenen Schock ausgelöst wurde, z.B. durch eine Rezession in für die Exportwirtschaft relevanten Länder, auf diesselbe Art heilen kann, wie eine Unterbeschäftigung, die durch eine Rezession über eine self fullfilling prophecy entstanden ist, hat Keynes nie behauptet. Es reicht also nicht, im IS-LM Modell Kurven hin- und herzuschieben. Man muss auch verstehen, was man tut.

So rein didaktisch: Es wäre sinnvoller, das Orginalwerk von Keynes, also die General Theory of Employment, Interest and Money online zu stellen und Satz für Satz zu dokumentieren. Was Keynes angeht, wird man tatsächlich eine Satz für Satz Dokumentation brauchen, denn das Teil ist hochkomplex. Eine online Dokumentation würde es erlauben, eventuell fehlende Hintergrundinformationen qua Hyperlink heranzuziehen, schwierige Stellen aus mehreren Perspektiven zu beleuchten und mit der Realität abzugleichen. Das Verfahren wäre schneller, billiger und tiefschürfender. Die Durchfallquoten in den Prüfungen ließen sich auf Null senken. Was man dann mit der gewonnen Zeit anstellen kann, haben wir in den Präliminarien, siehe Änderung des Etiketts, beschrieben.

Anstatt aufgrund weitgehend unbewussten Kausalzusammenhängen bzw. bewusst monokausalen Zusammenhängen irgendwelche Kurven hin- und herzuschieben, wäre es sinnvoller, sich mit dem Orginal zu beschäftigen, denn selbiges ist eine Auseinandersetzung mit der Realität.

im Übrigen haben wir natürlich, wenn wir über den Transmissionsmechanismus reden, dasselbe Problem, das wir immer haben, wenn wir über wirtschaftliche Themen reden. Man kann die Phänomene, die hierbei eine Rolle spielen, Zins, Rendite, Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals, Sparquote etc. zwar abstrakt beschreiben, aber nicht quantitativ festlegen. Wie so oft haben wir es mit Parametern zu tun, die letztlich nur Ausdruck eines anderen Zusammenhanges sind, aber nicht die letzte Ursache, siehe auch Erkenntnistheoretische Grundlagen. Die Rendite einer Investition ist z.B. letztlich das Ergebnis aus dem Bildungsstand der Bevölkerung, der Innovationskraft, organisatorischem Wissen etc. etc.. Über diesen Umstand ist sich Keynes vollkommen im Klaren. Er zählt erschöpfend auf, was er alles als gegeben voraussetzt.

We take as given the existing skill and quantity of available labour, the existing quality and quantity of available equipment, the existing technique, the degree of competition, the tastes and habits of the consumer, the disutility of different intensities of labour and of the activities of supervision and organisation, as well as the social structure including the forces, other than our variables set forth below, which determine the distribution of the national income. This does not mean that we assume these factors to be constant; but merely that, in this place and context, we are not considering or taking into account the effects and consequences of changes in them.

Wir setzen eine bestimmte Menge an Arbeit auf einem bestimmten Ausbildungsstand voraus, des weiteren gehen wir von einer bestimmten Menge an Anlagen auf einem bestimmten technischen Stand aus, die Wettbewerbssituation wird als gegeben vorausgesetzt sowie die Präferenzen und Gewohnheiten der Konsumenten, die Mühsal und die Intensitäten der Arbeit sowie die Leitung und die Organisation, die soziale Struktur, was auch die, außer den vier weiter unten genannten Parametern, die für die Verteilung des Einkommens bestimmend sind, einschließt. Das heißt nicht, dass wir diese Faktoren als konstant annehmen. Das heißt nur, dass wir hier und in diesem Kontext die Effekte und Konsequenzen, die sich aus einer Änderungen dieser Faktoren ergeben würden, nicht berücksichtigen.

aus: John Maynard Keynes, The General Theory of Employement, Interest and Money, Chapter 18, I Seite 122

Intuitiv würde jeder anders vorgehen. Normalerweise fragen sich die Leute, wo die "Killerapplikation" ist, die die neuen, wettbewerbsfähigen Arbeitsplätze schafft. Das Problem dabei ist, dass diese nicht planbar sind. Wäre man also auf diese angewiesen, könnte man nicht viel tun, außer eben in Bildung, Forschung und Entwicklung zu investieren. Der Rest wäre dann hoffen und beten. Keynes überlegt sich also, was man noch tun kann, wenn man auf diese, vielleicht letztlich entscheidenden Parameter, eben keinen Einfluss nehmen kann.

Ein weiteres Problem, welche eine detaillierte Analyse dessen, was Keynes tatsächlich gesagt hat, verlangen würde, ist die Art, wie die Nachfrage angeschoben wird. In den Lehrbüchern finden wir meist so geistreiche Sätze wie "...erhöht der Staat nun die Staatsausgaben..". Dies suggeriert, dass es für Keynes keine Rolle spielt, WIE die zusätzlichen Staatsausgaben verwendet werden, ob rein konsumtiv oder investiv.

Zugegebenermaßen ist für diese Sichtweise Keynes teilweise selbst verantwortlich. Wenn er über die alten Ägypter und deren Pharaonen lästert, die weitgehend sinnfrei Pyramiden gebaut haben, um noch als Tote ein hübsches Zuhause zu haben, bzw. über die Wirkung auf die Beschäftigung, wenn man Geldscheine auf irgendwelchen Müllhalden verbuddelt, damit Unternehmer Geld in die Hand nehmen und Arbeiter einstellen, die diese wieder ausbuddeln (der Reichtum entsteht dann durch das Ausbuddeln, nicht durch das Finden der Geldscheine) und Ähnliches, dann ist die Ironie bei manchen Leuten wohl nicht angekommen. Keynes meint, dass wenn es sonst keine sinnvollen Projekte gibt, bzw. der Staat zu blöd ist, sinnvolle Programme aufzusetzen, solche Maßnahmen immer noch besser wären, als nichts tun.

Dies wiederum veranlasst dann Leute wie Walter Eucken dazu, siehe Walter Eucken, Keynes den Vorwurf zu machen, dass die von Keynes vorgeschlagenen Rezepte zu einer gigantischen Fehlallokation führen würden. Und jetzt wird es kompliziert.

Vordergründig, um mal ein extremes Beispiel zu nehmen, ist es natürlich keine brilliante Idee, in der ehemaligen DDR Straßen zu bauen und das Geld für den Straßenbau über Steuern zu finanzieren, die man Unternehmen abgenommen hat, die hochinnovativ sind. Dann hat man irgendwann die Situation, dass wir zwar in der ehemaligen DDR z.B. tolle Straßen haben, aber z.B. Smartphones in den USA oder in Südkorea produziert werden. In diesem Fall haben wir tatsächlich eine Fehlallokation der Mittel. Der Staat verändert die Knappheitssignale. Er verändert sie natürlich auch, wenn er alle möglichen Sonderabschreibungen zulässt.

Die Frage ist nur, hat Keynes das gesagt? Er wird oft mit Fehlallokationen der oben beschriebenen Art in Verbindung gebracht, insbesondere von den radikal Liberalen à la Hayek, für die eigentlich jede Intervention des Staaten ein Weg in die Knechtschaft ist. Aber haben Phänomene dieser Art irgendwas mit Keynes zu tun? Erstmal meint Keynes eine ZUSÄTZLICHE Nachfrage. Eine zusätzliche Nachfrage haben wir nicht, wenn wir Gewinne via Steuern lediglich aus produktiven in unproduktive Bereiche lenken. Das hat er also schon mal nicht gemeint.

Eine kreditfinanzierte expansive Fiskalpolitik führt erstmal gar nicht zu einer Reallokation der Ressourcen. Sie aktiviert lediglich brachliegende Ressourcen.

Man kann Keynes höchstens so interpretieren, dass eine bestimmte Vermögensverteilung sich ungünstig auf die Konjunkturentwicklung auswirkt und über eine Besteuerung wieder ausgeglichen werden sollte. Eine sehr ungleiche Verteilung führt zu einer hohen Sparquote, die durch keine Realinvestitionen mehr abgesaugt wird.

Zwar entspricht in der Klassik der Zins der Rentabilität einer Investition, aber der Zins verbindet in der Klassik sparen und investieren direkt. Ein ungleichgewichtiger Zinssatz führt, ist er zu hoch, zu einer hohen Sparsumme bei einem geringeren Investitionsvolumen, er wird also sinken. Ist der Zins zu niedrig ist das Investitionsvolumen für die dann angesparte Sparsumme zu hoch, er wird also steigen.

Was nicht gespart wird, wird konsumiert. In der Klassik ist also Ungleichheit der Einkommensverteilung und damit ein größeres Sparvolumen eine günstige Voraussetzung für Wachstum. Eine ungleiche Verteilung ist eher günstig für das Wachstum, weil dann mehr gespart werden kann. Der Zins ist niedrig, die Investionen folglich hoch. I = S und damit Vollbeschäftigung gilt bei jeder Verteilung. Das Saysche Gesetz gilt bei jeder Verteilung.


Keynes will zeigen, dass genau dies eben nicht zutrifft. Eine ungleiche Verteilung und eine höhere Sparquote könnten das Wirtschaftswachstum sogar behindern. Ist I = S nur EX POST gültig, wie bei Keynes, aber nicht EX ANTE, ist eine Unterkonsumtion ohne weiteres vorstellbar.

Die Logik der Klassik, => je ungleicher die Verteilung desto höher die Sparquote => desto höher die Sparquote desto niedriger die Zinsen => desto niedriger die Zinsen, desto mehr wird investiert => je mehr investiert wird, desto größer ist das Wachstum hätte sogar einen gewissen Charme, wenn Investionen tatsächlich durch sparen, verstanden als nicht konsumieren von Einnahmen der Vergangenheit, finanziert werden müssten. Investitionen werden aber durch Geld finanziert und das druckt man.

Die Logik der Klassik stimmt nur, wenn Geld knapp gehalten wird. Ist Geld knapp, dann braucht man tatsächlich Leute, die einen Teil ihres Geldes nicht konsumieren und das können wohlhabendere besser als diejenigen, die ihre gesamten Einkünfte für den Konsum aufbrauchen müssen. Ist Geld aber nicht knapp, dann lässt sich damit auch kein Geld verdienen.

Man darf bestimmten Kreisen, die für eine straffe Geldpolitik plädieren also schon unterstellen, dass sie an dieser straffen Geldpolitik ein Eigeninteresse haben. Das dürfte insbesondere auf Versicherungen und andere Kapitalsammelstellen zutreffen.

Charmant ist die Logik der Klassik natürlich auch nur dann, wenn es außer Konsum oder Investieren keine Alternativen gibt. Nur dann gilt das Saysche Gesetz. (Von den anderen Problemen, siehe Saysches Gesetz, sehen wir jetzt ab.) Kann man Ersparnisse im Sinne der Klassik auch an der Börse parken, entsteht nicht die notwendige Nachfrage, die allein den Absatz für die Investitionen garantieren.

Dies trifft ganz besonders in Zeiten der Unsicherheit zu. Da verschwindet Geld, bei Keynes, in der Spekulationskasse, oder verblubbert direkt an den Börsen.

Man könnte aber noch ein anderes Argument anbringen. Woher nimmt die Klassik die Sicherheit, dass Kapitalsammelstellen intellektuell in der Lage sind, rentable Investitionen zu identifizieren? Wir sagen nicht, siehe Forschung und Entwicklung durch den Staat, dass der Staat dies kann. Wir sagen nur, dass die Vorstellungen der Klassik bezüglich der Steuerung der Allokation über die Knappheitssignale des Preises bei riskanten Projekten nicht funktionieren kann, denn die Zukunft hat keinen Preis.

Bei Keynes können wir dauerhaft den Fall haben, dass der Zinssatz, der sich auf dem Geldmarkt bildet, höher ist, als die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals. Das heißt zu Deutsch, dass der Zinssatz, der sich fern aller realwirtschaftlichen Zusammenhänge auf dem Geldmarkt bildet, rentable Investitionen und damit Vollbeschäftigung verhindert. Unter rentabel verstehen wir, nicht Keynes, den interpretieren wir jetzt, Investitionen, die eine Tilgung des Kredites erlauben. Wird dieser nämlich nicht getilgt, häufen wir immer mehr Schulden an. Genau genommen: Wir produzieren eine Umverteilung auch in den kommenden Generationen, da die Schulden des Staates bei privaten Anlegern von der Gemeinde der Steuerzahler verzinst werden. Problematisch ist das natürlich dann nicht, wenn dem höheren Schuldenstand ein Vermögen, z.B. eine bessere Infrastruktur zur Verfügung steht.

Wir zitieren jetzt mal längeren Abschnitt, denn hier finden wir dann doch gepfefferte Aussagen und eine recht gute Zusammenfassung der keynesschen Theorie. Die Zahlen hat der Autor eingefügt.

There is, however, a second, much more fundamental inference from our argument which has a bearing on the future of inequalities of wealth; namely, our theory of the rate of interest. The justification for a moderately high rate of interest has been found hitherto in the necessity of providing a sufficient inducement to save. But we have shown that the extent of effective saving is necessarily determined by the scale of investment and that the scale of investment is promoted by a low rate of interest, provided that we do not attempt to stimulate it in this way beyond the point which corresponds to full employment. Thus it is to our best advantage to reduce the rate of interest to that point relatively to the schedule of the marginal efficiency of capital at which there is full employment. There can be no doubt that this criterion will lead to a much lower rate of interest than has ruled hitherto; and, so far as one can guess at the schedules of the marginal efficiency of capital corresponding to increasing amounts of capital, the rate of interest is likely to fall steadily, if it should be practicable to maintain conditions of more or less continuous full employment—unless, indeed, there is an excessive change in the aggregate propensity to consume (including the State). I feel sure that the demand for capital is strictly limited in the sense that it would not be difficult to increase the stock of capital up to a point where its marginal efficiency had fallen to a very low figure. This would not mean that the use of capital instruments would cost almost nothing, but only that the return from them would have to cover little more than their exhaustion by wastage and obsolescence together with some margin to cover risk and the exercise of skill and judgment. In short, the aggregate return from durable goods in the course of their life would, as in the case of short-lived goods, just cover their labour-costs of production plus an allowance for risk and the costs of skill and supervision. Now, though this state of affairs would be quite compatible with some measure of individualism, yet it would mean the euthanasia of the rentier, and, consequently, the euthanasia of the cumulative oppressive power of the capitalist to exploit the scarcity-value of capital. Interest to-day rewards no genuine sacrifice, any more than does the rent of land. The owner of capital can obtain interest because capital is scarce, just as the owner of land can obtain rent because land is scarce. But whilst there may be intrinsic reasons for the scarcity of land, there are no intrinsic reasons for the scarcity of capital. An intrinsic reason for such scarcity, in the sense of a genuine sacrifice which could only be called forth by the offer of a reward in the shape of interest, would not exist, in the long run, except in the event of the individual propensity to consume proving to be of such a character that net saving in conditions of full employment comes to an end before capital has become sufficiently abundant. But even so, it will still be possible for communal saving through the agency of the State to be maintained at a level which will allow the growth of capital up to the point where it ceases to be scarce. I see, therefore, the rentier aspect of capitalism as a transitional phase which will disappear when it has done its work. And with the disappearance of its rentier aspect much else in it besides will suffer a sea-change. It will be, moreover, a great advantage of the order of events which I am advocating, that the euthanasia of the rentier, of the functionless investor, will be nothing sudden, merely a gradual but prolonged continuance of what we have seen recently in Great Britain, and will need no revolution.

  1. Es gibt jedoch, bezüglich der Zukunft der Ungleichheit noch eine zweite [die erste ist, dass Sparen das Wirtschaftswachstum hemmen kann], sehr viel weitreichendere, Konsequenz unserer Theorie des Zinssatzes. Die Rechtfertigung für eine gewisse Höhe des Zinssatzes bestand bislang darin, dass man in ihm einen Anreiz zum Sparen sah. Wir haben jedoch gesehen, dass Sparen vom Investitionsvolumen abhängt [Achtung! Das ist NICHT Klassik! Er meint seine Multiplikatortheorie. Ex post entspricht das Sparen natürlich der Investition, aber das ist eine Tautologie. Was nicht konsumiert wird, wird gespart. Sparen ist eine Residualgröße.] und das Investitionsvolumen wiederum hängt, vorausgesetzt, dass wir den Zins nicht über das Maß hinaustreiben, das der Vollbeschäftigung entspricht, von einem niedrigen Zinssatz ab. Von daher ist es zu unserem Vorteil die Zinsrate so weit zu drücken, dass sie der Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals bei Vollbeschäftigung entspricht.
  2. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass dieses Kriterium zu einem sehr viel niedrigeren Zinsatz führen würde, als wir ihn heute haben und insoweit wir das aufgrund des ständig anwachsenden Kapitalbestandes beurteilen können, wird die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals stetig sinken, was dann wahrscheinlich auch zu einem fallenden Zinssatz führt. Sollte es also nicht zu einer starken Veränderung in der gesantwirtschaftlichen Konsumneigung kommen [er meint hiermit eine geringere, diese würde den Multiplikatoreffekt geringer ausfallen lassen], die des Staates eingeschlossen, dann sollte es möglich sein einen Zustand zu erreichen, der nahe an die Vollbeschäftigung herankommt.
  3. Ich bin mir sicher, dass die Nachfrage nach Kapital eher begrenzt ist, so dass es nicht schwierig ist, den Kapitalstock so weit zu vergrößern, dass seine Grenzleistungsfähgkeit auf einen sehr geringen Wert fallen würde [Hier meint er jetzt REALKAPITAL, kein Geld]. Das bedeutet nicht, dass die Nutzung von Kapital fast nichts mehr kostet. Es bedeutet nur, dass dessen Ertrag kaum höher sein muss, als nötig ist, um für die Abnutzung und Überalterung sowie eine gewisse Spanne die nötig ist, um das Risiko und die Prüfung abzudecken, zu entschädigen. Kurz gesagt, der gesamtwirtschaftliche Ertrag, denn dauerhafte Güter im Zeitverlauf abwerfen, wäre, wie auch bei kurzlebigen Gütern, gerade so hoch, dass die Arbeitskosten plus eine Vergütung für Risiko, Ausbildung und Überwachung gedeckt wären.
  4. Auch ein solcher Zustand der Wirtschaft wäre noch mit einem gewissen Individualismus vereinbar, wäre aber der Tod des Rentenempfängers und folglich das Ende der immer weiter anwachsenden erdrückenden Macht des Kapitalisten die Knappheit des Kapitals auzunützen. Der Zins ist heute so wenig ein Lohn für ein Opfer wie die Rente auf Land. Der Besitzer von Kapital kann auf sein Kapital einen Zinsertrag erhalten, weil es knapp ist, wie auch der Landbesitzer eine Rente erhält, weil Land knapp ist. Während es aber Gründe für die Knappheit von Land geben mag, gibt es keinen Grund für die Knappheit von Kapital. Einen zwingenden Grund für diese Knappheit im Sinne eines tatsächlich nötigen Opfers, das nur erbracht wird, wenn es etwas gibt, das eine Entschädigung in Form eines Zinses darstellt ergäbe keinen Sinn, es sei denn, dass die Sparquote bei Vollbeschäftigung auf ein zu niedriges Niveau abfallen würde, bevor Kapital aufgehört hat knapp zu sein.
  5. Ich sehe also die Erscheinung des Kapitalismus, dass Leute Einkommen aus einer Rente beziehen, als eine Übergangserscheinung an und er wird verschwinden, wenn er seine Arbeit getan hat und wenn niemand mehr Einkommen aus einer Rente bezieht, wird sich seine Gestalt auch in vielerlei Hinsicht ändern. Des weiteren ist ein großer Vorteil, dass die Änderung der Verhältnisse für die ich plädiere, also der Tod des Rentiers, des funktionslosen Investors, sich nicht plötzlich ereignen wird, sondern langsam vor sich gehen wird. Eine Entwicklung, die wir derzeit in Großbritanien beobachten können und für die es keine Revolution bedarf.

    aus: John Maynard Keynes, The General Theory of Employement, Interest and Money, Chapter 24, II Seite 186

Gehen wir es durch. ad (1): Im Grunde hätte man schon aus der Logik der Klassik ableiten können, dass der Zins sich auf einer Höhe einpendeln kann, die zwar Sparen und Investieren zum Ausgleich führt, aber keine Vollbeschäftigung garantiert. Das fällt in der Klassik nur deshalb niemandem auf, weil der Arbeitsmarkt dominiert und der Gütermarkt von diesem abhängt. Da auf dem Arbeitsmarkt aber ein Gleichgewicht herrscht, eigentlich zu jedem x beliebigen Lohn zwischen Existenzminimum und der monetär bewerteten Grenzleistungsfähigkeit der Arbeit, denn die, die nicht bereit waren, zum Marktlohn zu arbeiten, haben entweder Freizeit vorgezogen oder sind verhungert, ist der Arbeitsmarkt und damit auch der Gütermarkt und Kapitalmarkt ausgeglichen.


Es gibt in der Klassik also keine Unsicherheit und diese Annahme ist so ziemlich das exakte Gegenteil dessen, was die marktwirtschaftliche Ordnung ausmacht und was wir täglich erleben. Auf den ersten Blick erscheinen die Aussagen der Klassik logisch. Kein Leser dieser Zeilen ist aber in der Lage, diesen erwarteten nominalen Grenzertrag der Arbeit irgendwie zu präzisieren und spielt er mit dem Gedanken ein Unternehmen zu gründen, wird er sich sehr genau überlegen, wieviele Leute er einstellt.

Das Saysche Theorem hätte einen gewissen Wahrheitsgehalt, wenn es wirklich nur für das Einkommen aus Arbeit gelten würde, bzw. die anderen Einkommensarten vernachlässigbare Größen wären. Vorstellbar ist tatsächlich, dass niemand arbeitet, wenn er nicht vorhat, das verdiente Geld, das dem Grenzertrag der Arbeit entspricht, anschließend auch wieder auszugeben.

Renten, Profite und Einkommen aus unternehmerischer Tätigkeit allerdings fallen "einfach so" an. Damit ist aber auch die Sparquote, die sich aus diesem Einkommen ergibt, zufällig. Ein Arbeiter, der eine Familie zu versorgen hat und sich ein Auto kaufen will, wird soviel arbeiten, bis er genug verdient hat, um seine Familie, bzw. sich selbst, zu versorgen und wird konkret auf dieses Auto ansparen. (Wobei selbst das rechnerisch nicht aufgehen muss. Landet das Geld schlicht auf der Bank, ist selbst dann nicht garantiert, dass es von Investoren "abgeholt" wird, es also zu keinem Nachfrageausfall kommt.).

Hat er dieses Ziel erreicht, hört er auf zu arbeiten (Von den institutionellen Rahmenbedingungen sehen wir jetzt ab). Der Arbeiter hat aber, das kann man sich mit ein bisschen Großzügigkeit so vorstellen, einen gewissen Warenkorb im Blick, den er gegen einen anderen, nämlich den, den er produziert, austauschen will. Der Bezieher von "Renten", seien diese Bodenrente, Kapitalerträge, Spekulationsgewinne etc. produziert aber nicht im Hinblick auf einen konkreten Warenkorb, da sich sein Einkommen quasi einfach "ergibt". Damit die Logik des Sayschen Theorems gilt, muss bei diesem ungeplant entstandenen Einkommen immer neu entscheiden werden, so dass gewährleistet ist, dass es entweder verbraucht oder gespart / investiert wird, was aber wiederum schwierig ist.

Ergibt sich die Sparsumme nicht zufällig, sondern nur aufgrund von Arbeit, dann kann man die Arbeit soweit reduzieren, dass nur der Konsum gewährleistet ist, nicht aber Sparen. Ein Arbeiter, der befürchtet, dass sein Erspartes vernichtet wird, wird dieses eben von vorneherein nicht erwirtschaften. Das Saysche Theorem stimmt. Ergibt sich jedoch das Sparen zufällig aus einem sich zufällig ergebenden Einkommen, dann besteht diese Option nicht. Er kann dann nur noch nachträglich den Konsum erhöhen, sein Geld verschenken oder es "unter das Kopfkissen legen". Letzteres wird er tun, wenn er davon ausgeht, dass jede Realinvestition zu Verlusten führt.

Unter den konkreten heutigen institutionellen Rahmenbedingungen sind die Vorstellungen der Klassik allerdings völlig abstrus. Selbst wenn kein einziger Arbeiter vorhat, einen müden Euro zu sparen, landet das Geld bei den Banken und diese sind dazu verdammt, die Kreditschöpfungsmöglichkeiten aus dem Giralgeld auch zu nutzen. Ähnlich ist die Situation bei Versicherungen. Sie werden das aber unter Umständen nicht dafür nutzen, Realinvestitionen zu tätigen, sondern dafür, an der Börse spielen zu gehen.


Das Problem fängt also schon damit an, dass man "Sparen" erstmal vernünftig definieren müsste. Verdiente Abschreibungen, also Abschreibungen, denen bereits ein Zahlungseingang entgegensteht, sind zum Beispiel in gewissem Sinne auch Sparen. Eine zeitlang steht den Banken auch dieses Geld zur Verfügung, nämlich so lange, bis die Ersatzinvestition dann auch tatsächlich getätigt wird.

Die keynessche Spekulationskasse passt hier nicht ganz in die institutionellen Rahmenbedingungen heutiger Tage. Geld landet, so es sich nicht gerade im Geldbeutel befindet, immer bei der Bank. Diese zahlt Zinsen. Banken wiederum können ihre Geldbestände reduzieren, sind also nie gezwungen, Geld in einer Spekulationskasse zu halten und dafür auch noch Zinsen zu bezahlen. Versicherungen können keine Spekulationskasse halten. Da Versicherungen als Kapitalanlage Zinsen abwerfen müssen, andernfalls würde niemand solche Verträge abschließen, müssen sie das Geld anlegen. Handeln sie rational, werden sie keine Gelder einsammeln, die sie nicht anlegen können. (Wobei rational hier relativ ist. Versicherungen sind dazu verdammt, mit Geld zu arbeiten. Sind sie für Realinvestitionen zu blöd, was sie offensichtlich sind, bleibt nur die Spekulation. Investieren sie weder in Realinvestitionen noch in spekulative Finanzinvestitionen, sind sie tot.)

Die Spekulationskasse muss man also etwas umdeuten, wenn man institutionelle Anleger, also Kapitalsammelstellen berücksichtigt.
Es geht nicht um die absolute Sicherheit, das heißt maximale Liquidität bei Null Zinsen, sondern um relativ niedrige Verzinsung bei hoher Liquidität. Die Spekulationskasse wäre also so umzudeuten, dass Geld bei unsicheren Verhältnissen in einer Art gehalten wird, die zwar sicher ist, aber wenig Zinsen bringt, bzw., stellt man auf Kapitalsammelstellen ab, die Differenz aus den Zinsen für Verbindlichkeiten und den Zinsen für Forderungen / Finanzanlagen gering ist.

Anders formuliert: Der erwartete Zinsertrag, das haben uns die letzten Jahre gezeigt, muss schon verdammt hoch sein, damit Kapitalsammelstellen in Realinvestitionen investieren und den sicheren Hafen der Liquidität verlassen oder die Realinvestition muss verdammt gut gesichert sein, also durch Häuser etc.. Immoblienblasen entstehen, weil Immobilien zwar nicht liquide sind, dafür aber mit einer Hypothek belegt werden können. Das geht bei Unternehmen nicht, denn der Wert besteht nicht in den Anlagen, sondern in den Köpfen.

Im Jahre 2012, inzwischen schreiben wir das Jahr 2013 (habe ich das schon erwähnt?), hatten wir z.B. eine Flucht in deutsche Staatsanleihen. Die Verzinsung war zwar extrem niedrig (teilweise sogar NEGATIV), dafür aber sicher. Wie man es aber dreht und wendet, der Zinssatz bildet sich auf dem Geldmarkt und der Verzicht auf eine höhere Verzinsung ist der Preis, der für Liquidität und Sicherheit gezahlt werden muss und nicht der Preis, der für Warten auf zukünftigen Konsum gezahlt wird. Die Vorstellung, dass der Zins der Preis ist, der dafür gezahlt wird, dass die Leute ihren Konsum einschränken, ist im heutigen institutionellen Rahmen auch eine merkwürdige Vorstellung. Kapitalsammelstellen sparen kein Geld, um in der Zukunft mehr zu konsumieren. Sie haben schlicht gar keinen Konsum, weder in der Gegenwart noch in der Zukunft, wenn sie Geld nicht rentabel anlegen.

Den Zinssatz, der sich auf dem Geldmarkt bildet, hält Keynes für zu hoch und in der Tat fragt sich der gesunde Menschenverstand, warum etwas, das üppig vorhanden und beliebig reproduzierbar ist, eigentlich etwas kostet.

Die Idee, die dem Irrglauben von der Allokationswirkung des Zinses zugrunde liegt ist diese. Der einzelne Haushalt / Unternehmer hat immer nur eine bestimmte Summe Geld, er kann ja keines schöpfen. Mit diesem Geld macht der einzelne Haushalt dann etwas höchst Sinnvolles. Er legt es da an, wo es am meisten Rendite erwirtschaftet. Das ist auch volkswirtschaftlich sinnvoll. Braucht eine Schlosserei eine moderne NC Maschine, dann kann sie gute Zinsen bezahlen und bekommt Geld. Der Investor wird es also dort anlegen und nicht in die Zucht von Orchideen. So weit so gut. Die Klassik geht jetzt davon aus, dass das gesamtwirtschaftlich genau so ist. Nur wenn jeder einzelne Geld möglichst rentabel anlegt, ist auch gesamtwirtschaftlich garantiert, dass die Ressourcen optimal alloziert werden. Das stimmt sogar immer noch, allerdings ist das auch bei einem Zinssatz von Null der Fall, wenn der Kredit zurückbezahlt wird. Die rentablere Investition kann immer die Ressourcen, die tatsächlich knapp sind an sich ziehen und sich damit durchsetzen. Der Zins ist kein Preis im Sinne der marktwirtschaftlichen Ordnung, er hat keine Allokationsfunktion.

Die Diskussion mit Hilfe des gesunden Menschenverstandes über dieses Thema hatten wir schon, siehe Zins. Man muss jetzt ziemlich genau darauf achten, was Keynes konkret sagt: "Thus it is to our best advantage to reduce the rate of interest to that point relatively to the schedule of the marginal efficiency of capital at which there is full employment."

Der Zinssatz soll also nicht etwa Null sein, denn dann wäre das Chaos perfekt. Wäre der Zinssatz Null, würde auch der Konsum über Kredite finanziert, denn es gäbe keinen vernünftigen Grund mehr, einen Kredit nicht über 100 Jahre laufen zu lassen. Geld würde zwar en masse gedruckt, mit einer rauschenden Inflation, bzw. einem Leistungsbilanzdefizit, aber nie mehr über die Kredittilgung wieder eingesammelt.

Es geht Keynes also nicht um den Konsum, es geht ihm, das steht ja auch wörtlich so da, um einen Zins, der die Investitionen so weit pushed, bis Vollbeschäftigung erreicht ist und erst dann soll der Zins weitere Investitionen stoppen, denn jenseits dieses Punktes, also wenn die Wirtschaft gar nicht mehr wachsen kann, würde jede weitere Kreditvergabe durch Geldschöpfung sofort auf die Preise durchschlagen. In der Vollbeschäftigung könnte man zwar auch knappe Ressourcen über eine höhere Vergütung abziehen, aber diese Ressourcen würden dann dort fehlen und ebenfalls zu einer höheren Entlohnung führen. Wir hätten eine Inflation.

(Wobei in einer globalisierten Wirtschaft nicht mal das sicher ist. Es käme wohl eher zu einer Fokusierung auf hochrentable Bereiche und die Bereiche, die weniger rentabel sind, würden ins Ausland verlagert und deren Produkte importiert.)

Wir würden Keynes hier noch etwas präzisieren wollen. Auch der Konsum kann nicht über billiges Geld finanziert werden. Denn erstens wäre dann eine Situation denkbar, bei der die Güter, die auf Kredit gekauft werden sollen, gar nicht zur Verfügung stehen und zweitens fehlt die direkte Wirkung auf die Beschäftigung.

Wird der Zins soweit gesenkt, dass das Investitionsvolumen bis zur Vollbeschäftigung ausgedehnt wird, dann ist auch garantiert, dass die Arbeitnehmer den intendierten Konsum auch bezahlen können [am Postulat der Klassik, dass die Entlohnung dem Grenzprodukt der Arbeit entspricht, zweifelt Keynes ja nicht, auch wenn er vom erwarteten Grenzprodukt der Arbeit ausgeht] und folglich die Konsumgüter a) zur Verfügung stehen und b) bezahlt werden können. a) weil genug Anlagen zur Verfügung stehen, um die Konsumgüter zu produzieren und b) weil auch Geld verdient wird.

Die Logik ist simpel: Baut Spanien Häuser, also ein langfristiges Konsumgut, kann das Haus den Kredit nicht tilgen, das Haus hat nur die Schulden, den Gewinn haben erstmal die, die es gebaut haben und die kaufen unter Umständen im Ausland ein, so dass man mit den Sekundäreffekten nicht rechnen kann. Baut man mit dem Kredit eine thermische Solaranlage, dann hat diese Anlagen die Schulden und die Gewinnmöglichkeiten, die Gewinnmöglichkeiten können also nicht auswandern, wodurch gewährleistet ist, dass der Kredit auch getilgt wird. Beim kreditfinanzierten Konsum, siehe Spanien, Griechenland, Portugal etc..bleiben nach der Party noch die Schulden. Bei der kreditfinanzierten Investition werden die Schulden getilgt. Klingt banal, wird aber wohl nicht begriffen, wobei das kein Problem der Südländer ist, wie man allerorten liest. In jedem Lehrbuch der Makroökonomie wird die IS Kurve durch eine Ausdehnung der Staatsausgaben nach rechts verschoben. Dabei wird vergessen, dass es einen gewaltigen Unterschied macht, ob diese Staatsausgaben konsumtiver oder investiver Natur waren.

Wird der Konsum direkt finanziert ist weder gewährleistet, dass die Konsumgüter, die über Kredit finanziert werden sollen, zur Verfügung stehen, noch dass sie bezahlt werden können. Das dürfte die durch die subprime Kredite hervorgerufenen Probleme in den USA, Irland, Spanien etc. hervorgerufene Krise teilweise erklären. Der Konsum kann zwar ebenfalls Investitionen und Arbeitsplätze induzieren, aber die sicherere Methode ist, erstmal für die Investitionen und die dauerhaften Arbeitsplätze zu sorgen. Last not least: Man ist auch dann auf der sicheren Seite, wenn etwas produziert wird, dessen Nutzungsdauer solange gewährleistet ist, wie man für die Tilgung des Kredites braucht. Bei Infrastrukturmaßnahmen oder Immobilien, kann die Nutzungsdauer sehr lange sein, da kann man sich dann mit der Tilgung sehr viel Zeit lassen. Die kommende Generation wird sich nicht beschweren, wenn sie Schulden und Vermögen erbt. Sie wird sich aber beschweren, wenn sie nur die Schulden erbt, mit denen ein Konsum finanziert wurde. (Ähnliches gilt natürlich für langlebige Konsumgüter wie Schwimmbäder, Sportstätten, etc..)

In der öffentlichen Diskussion wird Keynes gleichermaßen fast ausschließlich mit deficit Spending in Verbindung gebracht, allerdings ist völlig unklar, worauf sich die Leute, die behauptien, dass dies die Kernthese von Keynes sei, überhaupt stützen und noch dubioser wird es, wenn Keynes auch noch für konsumtive Staatsausgaben verantwortlich gemacht wird. In der General Theory of Employment, Interest and Money auf jeden Fall kann man das nur aus isolierten Stellen und wenn man sich sehr anstrengt herauslesen.

In some other respects the foregoing theory is moderately conservative in its implications. For whilst it indicates the vital importance of establishing certain central controls in matters which are now left in the main to individual initiative, there are wide fields of activity which are unaffected. The State will have to exercise a guiding influence on the propensity to consume partly through its scheme of taxation, partly by fixing the rate of interest, and partly, perhaps, in other ways. Furthermore, it seems unlikely that the influence of banking policy on the rate of interest will be sufficient by itself to determine an optimum rate of investment. I conceive, therefore, that a somewhat comprehensive socialisation of investment will prove the only means of securing an approximation to full employment; though this need not exclude all manner of compromises and of devices by which public authority will co-operate with private initiative. But beyond this no obvious case is made out for a system of State Socialism which would embrace most of the economic life of the community. It is not the ownership of the instruments of production which it is important for the State to assume. If the State is able to determine the aggregate amount of resources devoted to augmenting the instruments and the basic rate of reward to those who own them, it will have accomplished all that is necessary. Moreover, the necessary measures of socialisation can be introduced gradually and without a break in the general traditions of society.

In anderer Hinsicht [zuvor hat er für eine höhere Besteuerung der Vermögenden plädiert] sind die Konsequenzen der hier dargelegten Theorie eher konservativ. Zwar betont diese Theorie die Bedeutung einer gewissen Kontrolle über Dinge, die jetzt der privaten Initiative überlassen sind. Dennoch verbleibt ein weites Feld für unternehmerisches Handeln. Der Einfluss des Staates ist zu stärken, zum Beispiel soll er über die Besteuerung Einfluss nehmen auf die Konsumneigung oder indem er den Zinssatz festlegt oder vielleicht auf anderen Wegen. Des weiteren ist es eher unwahrscheinlich, dass der Einfluss der Politik der Banken auf den Zinssatz schon allein ausreicht, eine optimale Investitionsrate zu gewährleisten. Ich glaube also, dass eine weitgehende Sozialisierung der Investitionstätigkeit das einzige Mittel ist, Vollbeschäftigung zu erreichen, wobei hierdurch nicht ausgeschlossen wird, dass der Staat und das private Unternehmertum sich um Kompromisse und einvernehmliche Lösungen bemühen. Doch abgesehen davon gibt es keinen Grund für eine sozialistische Wirtschaftsordnung, die die gesamte Wirtschaft umfassen würde. Es ist nicht der Besitz der Produktionsmittel, die für den Staat bedeutsam ist. Ist der Staat in der Lage Einfluss zu nehmen auf die Ressourcen, die zur Produktion von Investititonsgütern zur Verfügung stehen und auf die Entlohnung, die deren Besitzern zukommt, dann ist alles Nötige getan. Des weiteren kann diese Lenkung schrittweise eingeführt werden, ohne dass mit den Traditionen der Gesellschaft abrupt gebrochen wird.

aus: John Maynard Keynes, The general Theory on Employement, Interest and Money, Seite 187 (Kapitel 24, III)

Das klingt jetzt natürlich nach starkem Tobak, da zerreißt sich Hayek wie Rumpelstilzchen in der Luft. Das Thema Staat und homo burocraticus haben wir ja auch schon durch, siehe Homo oeconomicus.

Gehen wir das mal friedlich durch. Keynes will, aus den oben genannten Gründen, einen geringeren Zinssatz. Aktuell wird der Zinssatz von der Zentralbank festgelegt, also das ist Staat pur ohne jede demokratische Kontrolle, und ohne dass man sich auch nur die geringste Mühe macht, die Theorie, die hinter der Festlegung des Zinssatzes steht, zu veröffentlichen geschweige denn zu erklären. Was das Thema angeht, können wir also von sozialistischen Bedingungen ausgehen, hier herrscht das Zentrakomitee der Zentralbank.

(Wobei wir immer eines sehen müssen. Geschäftsbanken haben ein Interesse daran, dass Geld knapp gehalten wird. Wird Geld knapp gehalten, dann können Banken hohe Zinsen bezahlen, ziehen also viel klassisches Sparen an, nicht konsumiertes Einkommen aus der Vergangenheit und können auch hohe Zinsen bei der Kreditvergabe durchsetzen. Bei niedrigen Zinsen hängen sie ab von der Zentralbank. Diese könnte auf die Idee kommen, und das wäre eine sehr gute Idee, die Kreditvergabe an die Geschäftsbanken zu günstigen Konditionen an die Bedingungn zu knüpfen, dass diese Mittel ausschließlich für Realinvestitionen verwendet werden dürfen. Das würde die freie Marktwirtschaft in keinster Weise einschränken, da die rentablere Investition immer noch über die bessere Entlohnung Produktionsfaktoren an sich ziehen kann. Die optimale Ressourcenallokation wäre also gewährleistet.)

Dass mit dem Einfluss des Staates auf die investiven Mittel kann man kritisch sehen. Wer jemals mit Beamten zu tun hatte, dem läuft schon ein Schauder über den Rücken bei der Vorstellung, dass Beamte entscheiden, wie die Mittel, die für Investitionen zur Verfügung stehen, verwendet werden. Allerdings spricht Keynes von Investitionen (socialisation of investment), nicht von Konsum. Wenn es aber tatsächlich so ist, dass die Wirtschaft aufgrund pessimistischer Erwartungen bezüglich der Zukunft in der Rezession verharrt und nur ein koordiniertes Verhalten die Wirtschaft aus dieser Situation herausführen kann, wenn also der Heldenmut des einzelnen Unternehmers, der gegen den Trend investiert, bombensicher mit dessen Bankrott endet, dann gibt es nicht allzuviele Alternativen.

Des weiteren nimmt der Staat über seine Forschung- und Bildungspolitik bereits jetzt massiv Einfluss auf die Investitionstätigkeit. Man mag das kritisch beurteilen, siehe Forschung und Entwicklung durch den Staat, doch bis jetzt hat noch niemand überzeugend nachgewiesen, dass das Ergebnis besser wäre, wenn man es der privaten Initiative überließe.

Im übrigen, zum x - ten Male. Die Marktmechanismen sind nicht die einzige Möglichkeit eine systemische Kontrolle auszuüben. Ähnlich hart wirkt Transparenz, siehe Präliminarien.

Dem Autor ist nicht ganz klar, aus welchem Abschnitt der General Theory of Employement, Interest and Money manche Leute herauslesen, dass Keynes unter Fiskalpolitik konsumtive Staatsausgaben verstand. Berufen kann man sich hierbei lediglich auf die schon oben erwähnten sarkastischen Bemerkungen über die ägytischen Pharaonen und das im Müll versteckte Geld.

Man muss auch wahrlich kein Genie sein, um zu erkennen, dass konsumtive Staatsausgaben, also Ausgaben, die eine Beschäftigungswirkung höchstens dadurch entwickeln, dass sie vorhandene Ressourcen auslasten, langfristig die Staatsschulden erhöhen.
Dieser Effekt tritt lediglich dann nicht ein, wenn die durch die konsumtiven Staatsausgaben und hierdurch induzierten Multiplikatorwirkungen, ähnlich wie oben beim Investititonsmultiplikator beschrieben, so hoch sind, dass die Steuermehreinnahmen den Effekt wieder ausgleichen, was ja, wie uns die Erfahrung lehrt, offensichtlich nicht zutrifft.

Unterbeschäftigung geht meistens einher mit einer negativen Leistungsbilanz. Das heißt, dass der Konsum im Ausland befriedigt wird, weil dieses billiger und / oder besser produziert oder die Güter herstellt, die im Inland gar nicht hergestellt werden. Ist dies der Fall, dann kann man über konsumtive Staatsausgaben auch keine Vollbeschäftigung erreichen. Nötig sind dann investive Staatsausgaben, die die Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Das wiederum ist bei dem bestehenden weltweiten Technologiegefälle nicht besonders schwierig, allerdings fällt Banken und Versicherungen zum Thema investieren eben nur Börse und Immobilien ein. Das Problem wiederum lässt sich nur ändern, wenn man die Studienpläne in den Wirtschaftswissenschaften umstrickt, siehe Präliminarien.

Das Wesentliche der Makroökonomie lässt sich eigentlich auch in zwanzig Stunden abwickeln, siehe das Buch über Keynes auf der Startseite. Damit gewinnt man Zeit und in dieser Zeit ist dann eine Spezialisierung möglich. Da das heutige dozierende Personal das nicht schafft, wird man darüber nachdenken müssen, wie man das Gesocks los wird.

Allerdings hat auch bei rein konsumtiven Staatsausgaben der Zins bei Unterbeschäftigung keine sinnvolle Funktion. Sind die Zinsen hoch, haben wir gleich zwei Probleme. Zum einen steigt die Zinsbelastung für den Staat, zum anderen verkürzt es aber den Multiplikatoreffekt. Je höher die Zinsen, desto größer ist der Anreiz zu sparen, desto schneller versanden die induzierten Nachfrageeffekte und desto geringer ist der Multiplikatoreffekt.

Bevor man also über den Erfolg / Misserfolg keynesscher Politik diskutiert, sollte man sehr genau prüfen, was in der jeweiligen Situation konkret passiert ist. Induziert eine staatliche Fiskalpolitik das sparen, dann versanden natürlich die induzierten Nachfrageeffekte schnell. Fließt die durch den Primäreffekt induzierte Nachfrage ins Ausland ab, haben wir das gleiche Ergebnis. Betreibt der Staat eine expansive Fiskalpolitik in einem Sektor, der eher ein Flaschenhals ist, dann schlägt das durch auf die Preise.

Man versteht Keynes falsch, wenn man das tut, was in einer Vorlesung über Makroökonomie passiert, wo irgendwelche Hirntoten Kurven hin- und herschieben. Man muss schon kapieren, was die Theorie für die reale Welt konkret bedeutet.

Mit der Erhöhung der Staatsverschuldung haben wir des weiteren naheliegenderweise Umverteilungseffekte, da es ja die Besitzer von Geldvermögen sind, die solche Staatsschuldverschreibungen zeichnen. Kommt dann noch hinzu, wie im Falle Griechenlands, dass die Staatsverschuldung mit einem negativen Leistungsbilanzsaldo einhergeht, dann kann man sich das Ergebnis unschwer ausrechnen.

Last not least. Keynes will die Lenkung nicht abrupt einführen, sondern langsam aufgrund von trial and error im Sinne Poppers. Wie gut das Ergebnis dann ist, hängt von der Qualität der Wahlentscheidung ab, siehe Präliminarien.

ad 2) Keynes will also den Zinssatz solange absenken, bis das Investitionsvolumen ausreicht, um Vollbeschäftigung zu erreichen. Jenseits davon muss das Spiel gestoppt werden, denn jenseits dieses Punktes würde es zur Inflation führen. Allerdings geht er davon aus, dass mit zunehmendem Kapitalbestand, also industriellen Anlagen, die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals selber sinkt (wodurch dann auch der Zins wieder sinken müsste). Die Annahme selbst begründet er nicht, aber sie ist wahrscheinlich. Industrielle Anlagen erfordern vor allem know how. Sind sie vorhanden, lassen sie sich zu viel niedrigeren Kosten reproduzieren. Der Zusammenhang ist offensichtlich. Aufstrebende Industrienationen, wie z.B. China, um mal ein extremes Beispiel zu nennen, müssen Technik nicht neu erfinden. Sie müssen sie lediglich kopieren. Weiter wissen wir, dass alle technischen Produkte im Zeitverlauf billiger werden, weil die Produktionskosten sinken, wenn das know how vorhanden ist. Werden aber die Anlagen quantitativ ausgedehnt, ist ein Absatz nur noch über geringere Preise möglich. Die Rentabilität wird also sinken. Erstens, weil die Kosten sinken und zweitens, weil die Produktion nur über eine Preissenkung absetzbar ist und die stärkere Konkurrenz die Preise drücken wird. Halten also die Leute ihr Konsumniveau aufrecht, wird man irgendwann den Zustand der Vollbeschäftigung erreichen.

ad 3) Das heißt zu Deutsch, dass der Zinssatz für die reine Bedienung des Kapitals langfristig gegen Null gehen dürfte. Der Zinssatz wäre keine Rente mehr aufgrund der Knappheit des Kapitals, was ja eigentlich, versteht man darunter Geld, auch gar nicht knapp ist, sondern lediglich ein Ausgleich für Risiko und Überwachung, bzw. Abwicklung des Kredites. Das Risiko muss eingepreist werden, weil manche Investitionen im Konkurs enden, die Bearbeitungsgebühren müssen eingepreist werden, weil sonst die Banken pleite machen. Es ist der Tod des Rentiers, siehe unten. Ob für Überalterung und Abnutzung ein Zins gezahlt werden muss, ist fraglich. Denn die Ersatzinvestition kann auch aus verdienten Abschreibungen finanziert werden.

ad 4) Der Autor würde etwas anders argumentieren, wie früher schon angedeutet, siehe Zins, wobei die These von Keynes ziemlich suggestiv ist. Zumindest bestimmte Böden, etwas Baugrundstücke in bestimmten Lagen, sind in der Tat knapp und erzielen eine Bodenrente im Sinne David Ricardos, siehe David Ricardo. Geld allerdings ist nicht knapp, es ist gesamtwirtschaftlich in jeder x-beliebigen Menge vorhanden, wie man ja sofort einsieht, wenn man versteht, dass die Geldmenge mit dem Volkseinkommen steigen muss und das Wachstum des Volkseinkommens die Nachfrage nach Geld hinter sich herzieht. Wäre Geld knapp, wäre Geld ein limitierender Faktor. Das wäre a) ziemlich schlecht und entspricht b) nicht den Tatsachen, bzw. das ist die These von Keynes, Geld wird lediglich knapp gehalten. Knapp ist nicht das Geld, knapp sind die Fähigkeiten, Geld produktiv zu nutzen. Wenn also die Möglichkeiten, Geld produktiv zu nutzen größer sind, als die Geldmenge, die nötig ist, um dieses Fähigkeiten auszuschöpfen, dann wird die Geldmenge künstlich, zugunsten einer bestimmten Bevölkerungsschicht, verknappt. Einen ähnlichen Zusammenhang haben wir schon bei Schumpeter gesehen, siehe Joseph Schumpeter.

In der keynesschen Interpretation der Klassik besteht für Leute wie Adam Smith, Jean Baptiste Say etc. die Funktion des Zinses darin, den Sparer für das Opfer zu entlohnen, welches das Warten auf zukünftigen Konsum ihm abverlangt. Diese Interpretation ist zweifelsohne richtig. Hinzufügen könnte man noch, dass der Zins aus der Sicht der Klassik eine Allokationswirkung hat, denn er wird für Kapital bezahlt, etwas, was Resultat der Vergangenheit ist, also nicht konsumiertes Einkommen. Es wird also als etwas angesehen, was knapp ist und was knapp ist, hat einen Preis. Geld ist aber nicht knapp, sondern wird zur Durchsetzung makroökonomischer Ziele knapp gehalten und hat folglich keinen Preis im Sinne der marktwirtschaftlichen Ordnung, auch wenn man das zig tausendmal liest, z.B. hier Heftige Kritik an EZB-Politik. Ähnliche wilde Theorien wie sie im Artikel vertreten werden, haben im übrigen viele Leute. Man kann also wirklich nicht behaupten, dass es für die Wirtschaftswissenschaften nichts zu tun gäbe.

Bei Keynes hat der Zins weder eine Allokationswirkung noch ist er der Preis für Warten. Der (entgangene) Zins ist lediglich der Preis, der für Liquidität, also für Sicherheit, bezahlt wird und eine Lenkungsfunktion kann er sowieso nicht haben, weil er mit dem Realgütermarkt faktisch gar nicht, höchstens höchst vermittelt über die Güterpreise (wenn der Bedarf an Transaktionskasse steigt) verbunden ist. Wem das jetzt zu abstrakt ist, der kann auf einem anderen Weg auf ein ähnliches Ergebnis kommen, siehe Zins.

Die Frage, die Keynes aufwirft, ist im Grunde sehr simpel und man versteht sie leichter, wenn man die Verhältnisse mal etwas drastischer formuliert. Wenn die Zentralbanken den Markt mit Geld fluten und den Zins gegen Null drücken, was sie momentan weltweit tun, dann stellt sich die Frage, nach dem Sinn von Sparen. Aus dem gut vernehmlichen Jammern der Kapitalsammelstellen, institutionellen Anlegern und vermögenden Privatiers können wir ohne weiteres heraushören, dass diese es zunehmend schwierig finden, ihr Geld anzulegen. Gleichermaßen können wir dem Gejammer entnehmen, dass sie traurig sind, wenn der Zins gegen Null gedrückt wird. Das Gejammer verstehen wir vollkommen. Wir verstehen aber auch, dass Unternehmen nicht begeistert sind, wenn sie ihre Projekte nicht umsetzen können, weil Geld künstlich knapp gehalten wird, damit andere Leute einen guten Preis für Geld erhalten

Dass die Aktienkurse steigen, kann man auch als Zeichen der Verzweiflung werten. Sehen alle in der Börse die letzte Möglichkeit noch irgendwie Geld anzulegen, dann werden die Aktienkurse, bevor es zum großen Knall kommt, noch eine Weile steigen. Staatsanleihen haben den Status des sicheren Hafens, wir schreiben inzwischen das Jahr 2013, eingebüßt. Die nächste Blase werden wir dann bei Immobilien sehen, das ist für Investoren der nächste sichere Hafen. Langfristig wird man einsehen, dass nur rentable Realinvestitionen, hervorgerufen durch Innovationen und Ausbildungsstand der Bevölkerung den Wohlstand mehren, wobei Keynes an dieser Stelle anders argumentiert. Er geht von einem gegebenen technischen Stand und einem gegebenen Ausbildungsstand aus, lässt also "nicht ökonomische Faktoren" bewusst außen vor. Er unterstellt, dass ein zu hoher Zins, der sich allein am Geldmarkt bildet und negative Zukunftserwartungen die Ausschöpfung des bestehenden Potentials verhindern.

(Dieser Ansatz ist nicht zu kritisieren. Er beschränkt seine Analyse auf die Faktoren, die man verändert kann. Das muss Ökonomen aber nicht davon abhalten, auch mal ein bisschen über den Tellerrand zu schauen und sich zu überlegen, wie man den Transfer von know how verbessern kann.)

Anders formuliert: Das Interesse der Kapitalsammelstellen und der Sparer, die ihr Geld bei Kapitalsammelstellen abliefern, ist relativ klar. Sie wollen, dass Geld ein knappes Gut ist, denn nur was knapp ist, erzielt eine Rente. Das wiederum erhöht die Anforderungen an die Innovationskraft einer Volkswirtschaft, weil nur die Innovationen realisiert werden können, die entweder so hoch rentabel sind, dass sie die Investoren veranlassen den sicheren Hafen der Liquidität zu verlassen oder die so sicher sind, wie der Hafen selbst. Das erklärt dann die Flucht ins "Betongold".

Der Idee der Klassik, dass die Sparsumme dem Investitionsvolumen enstpricht, impliziert alle möglichen hochkomplexen Annahmen. Zum einen, das ist das was Keynes erwähnt, dass Investoren gegen den Strom schwimmen. Obwohl also die Nachfrage und damit die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals, gemessen an einem am Markt realisierten Wert, durch das Sparen sinkt, sollen sie in der Hoffnung auf zukünftige Steigerungen der Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals mehr investieren, bzw. die Sparsumme über Investitionen absaugen.

In der Zukunft wiederum soll die Nachfrage durch das Angebot auch befriedigt werden können. Fraglich ist das bei der kapitalgedeckten Rentenversicherung. In diesem Fall wird ja davon ausgegangen, dass Nicht-Erwerbstätige, also Rentner, Einkommen aus Kapitalvermögen beziehen.

Diese erhöhte Nachfrage in der Zukunft soll also mit weniger Erwerbstätigen befriedigt werden. Der Autor bestreitet nicht, dass das theoretisch funktionieren kann. Gelingt es, diese erhöhte Nachfrage, relativ zur Anzahl der Beschäftigten, über eine Steigerung der Produktivität abzufangen, dann ist das möglich.

Es bleibt dann aber die Frage ungeklärt, ob der gleiche technische Fortschritt sich nicht auch ohne Sparen entwickelt hätte, also ob Sparen wirklich einen technischen Fortschritt induziert. Es gibt nicht viel, was darauf hindeutet, dass dies der Fall ist.

Technischer Fortschritt, also eine Erhöhung der Produktivität, hat wenig zu tun mit Sparen, aber sehr viel mit dem Ausbildungsstand einer Bevölkerung. Induziert Sparen keinen technischen Fortschritt, dann kann man es auch lassen, denn das Ergebnis wäre in beiden Varianten das Gleiche, wobei Sparen die Investitionstätigkeit in der Gegenwart eher hemmt als fördert.

Soll mit weniger Erwerbstätigen in der Zukunft der Konsum aufrechterhalten bleiben, also die Rentner das gleiche Konsumniveau haben, das sie hatten, als sie noch arbeiteten, dann geht das nur mit zwei Methoden. Entweder schaffen es die weniger Erwerbstätigen aufgrund des technischen Fortschritts die gleiche Menge Konsumgüter herzustellen, oder die Konsumgüter kommen aus dem Ausland.

Der einzige Unterschied zwischen kapitalgedeckter Altersvorsorge und einer umlagefinanzierten Altersvorsorge besteht dann darin, dass bei der einen Variante ein Rechtsanspruch besteht, also ein zivilrechtlicher Anspruch auf Einkommen aus Kapitalvermögen. Bei der anderen Variante müsste der Staat umverteilen.

Da der Generationenvertrag in seiner jetzigen Ausgestaltung, die Finanzierung der Rente aus dem Einkommen abhängig Beschäftigter mit zunehmend ungünstiger Relation aus abhängig Beschäftigten / Rentner immer schwieriger wird, müsste und wird die Rente zunehmend aus dem allgemeinen Steueraufkommen finanziert werden.

Da aber, wenn das Sparen keinen Einfluss auf den technischen Fortschritt hat, mit oder ohne Sparen die zukünftige Torte gleich groß ist, ist der Unterschied zwischen den beiden Systemen ohne konkrete rechnerische Fundierung gar nicht ersichtlich.

Bei der einen Variante geht, so die Hoffnung, ein Teil des Kapitalvermögens in die Hände der Sparer über und sie erzielen hieraus Erträge. Bei der anderen Variante ist das Kapitalvermögen weniger breit gestreut und es wird mit Steuern belastet, die in etwa so hoch sind, wie die Erträge aus Kapitalvermögen, die die Sparer angesammelt hätten.

Dies ist sicher qualitativ ein enormer Unterschied, quantitativ, also in Euro, dürfte der Unterschied bescheiden ausfallen. Bei der einen Variante werden die zukünftigen Bezieher von Kapitalvermögen den Eindruck haben, ein Opfer erbracht zu haben, für das sie jetzt belohnt werden. Allerdings wurden in der Geschichte schon oft alle möglichen Opfer erbracht, bei denen man sich im Nachhinein fragen kann, ob sie sinnvoll waren.

Die Variante Umverteilung qua Besteuerung klingt jetzt natürlich mächtig sozialistisch, die Variante Einkommen aus Kapitalerträgen tönt mächtig marktwirtschaftlich. Die erste Variante würde zu einer mächtigen Diskussion in der Zukunft über die Besteuerung führen und die Rente von politischen Entscheidungen abhängig machen. Die zweite Variante hätte eine höhere Akzeptanz, obwohl das Ergebnis exakt das Gleiche wäre.

Die Frage ist des Weiteren, ob es so ohne Weiteres möglich ist, Nachfrage qua Sparen in die Zukunft zu verlagern. Der gesunde Menschenverstand würde ja eher vermuten, dass jede Gesellschaft nur soviel konsumieren kann, wie sie auch produziert.

Soll also in der Zukunft das durch Sparen induzierte mehr an Nachfrage tatsächlich produziert werden, dann muss sich im Zeitraum zwischen jetzt und der Zukunft irgendwas durch das Sparen geändert haben und das einzige, was man sich vorstellen kann, ist ein effizienterer Kapitalbestand, also technischer Fortschritt, oder eine Ausdehnung des Kapitalbestandes, das heißt eine quantitative Vermehrung gleicher Anlagen.

Es wird hierbei gar nicht bestritten, das beides möglich ist. Wir haben einen gnadenlosen technischen Fortschritt und wir haben eine Ausdehnung des Kapitalbestandes. Bestritten wird nur, dass dies mit dem Sparen, also als nicht konsumiertes Einkommen aus der Vergangenheit, zusammenhängt. Wir haben in diesem Kapitel schon gesehen, dass dies unwahrscheinlich ist, wir haben im Kapitel über Schumpeter Argumente angeführt, warum dies unwahrscheinlich ist und wir haben bereits gesehen, dass auch manche Autoren der Klassik, zum Beispiel David Hume, das exakte Gegenteil suggerieren, auch wenn letzterem die Tragweite seiner Überlegungen wohl gar nicht klar war. Technischer Fortschritt kann auch aus verdienten Abschreibungen finanziert werden und mit Geld, dem dann ein Sparen, im Sinne von nichtkonsumierten Einnahmen in der ZUKUNFT, folgt. Inwiefern es aber den technischen Fortschritt fördern soll, wenn die Nachfrage zurückgeht, ist unklar.

Man muss sich schon mächtig den Kopf zermartern, um irgendein Argument zu finden, dass es plausibel erscheinen lässt, dass durch Sparen Konsum in die Zukunft verlagert wird. Dafür müssten zwei Bedingungen erfüllt sein. Erstens muss die dann größere Nachfrage auch befriedigt werden können, rein technisch, und zweitens muss auch die Kaufkraft vorhanden sein, es muss also ein entsprechendes Einkommen aus Kapitalerträgen erfolgen. Beides hätte geklärt werden müssen, bevor man eine Megamaschine wie die Riesterrente in Gang setzt.

Denkbar ist eine Verteilungswirkung. Wenn mehr gespart wird, werden unter Umständen über Kapitalsammelstellen die Beiträge der Sparer investiv verwendet. Rein theoretisch ist es also denkbar, dass Kleinanleger in den Besitz von Produktivvermögen gelangen. Rein theoretisch. Können Kapitalsammelsltellen allerdings sich bei der Zentralbank günstiger mit Krediten versorgen, als bei privaten Sparern, was z.B. derzeit der Fall ist, dann werden sie die attraktiven Deals selber machen.

ad 5) Keynes sieht also wenig Sinn darin, Geld, ein im Prinzip unbegrenzt vermehrbares Gut, künstlich zu verknappen. Der Zins sollte folglich soweit abgesenkt werden, bis das Investitionsvolumen eine Höhe erreicht, bei der Vollbeschäftigung herrscht. Jenseits dieses Punktes macht eine weitere Absenkung keinen Sinn, da gar keine weiteren Investitionen mehr erfolgen können. Der Zins sollte lediglich so hoch sein, dass das Risiko und die Bearbeitungsgebühr, sprich die Aufrechterhaltung der Infrastruktur der Banken, gewährleistet ist. Eine Aufschlag für Risiko hat man als Versicherung gegen Ausfall von Krediten zu verstehen. Senkt man den Zins soweit ab, werden natürlich die Möglichkeiten rentable Anlageformen zu finden drastisch reduziert. Es ist der Tod des Rentiers.

Der Einwand gegen eine Politik des billigen Geldes ist nun täglich in den Massenmedien zu lesen, zu hören und zu sehen, auf Papier, im Radio, in der Glotze, im Internet und auf dem Smartphone. Eine Politik des billigen Geldes treibt, bzw. ermöglicht die Staatsverschuldung, so die These.

Behauptet wird dann, dass Keynes der Erfinder des deficit spending sei, dass heißt er der Erfinder der Idee sei, über eine Staatverschuldung die Gesamtnachfrage auszudehnen ohne hierbei zwischen konsumtiven und investiven Staatsausgaben zu unterscheiden. Das Problem ist, dass der Autor es nicht geschafft hat, die Stelle zu finden, wo Keynes irgendwas in der Art behauptet, außer eben die bereits schon oben erwähnte Stelle mit dem ägyptischen Pharao. Wenn einem also partout nichts Besseres einfällt, kann man auch Pyramiden in die Wüste setzen. Vermutlich gibt es viele Leute, die nur diese Stelle begreifen und nehmen diese Stelle dann als die Kernaussage. Zu dieser Aussage gesellt sich dann noch die Aussage, dass Keynes behauptet haben soll, dass der Staat die Schulden, die er in der Rezession gemacht hat, im Boom wieder zurückzahlen soll. Da Keynes aber schon das erste nie gesagt hat, macht der zweite Tipp keinen Sinn.

Was Keynes tatsächlich gesagt hat, ist dass der Staat Einfluss nehmen soll auf die INVESTITIONStätigkeit, wobei er hierbei nicht gesagt hat, wie genau dies geschehen soll. Dieser Einfluss kann auch durchaus marktkonform geschehen, etwa über die zur Verfügung Stellung von Risiko Kapital, siehe Umschlagshäufigkeit des Kapitals. Wie bereits in dem Kapitel staatliche Tätigkeit beschrieben, sind die Erfahrungen des Autors diesbezüglich durchwachsen. Es kann aber nicht bestritten werden, dass manche Unternehmen mit der Strategie venture capital zur Verfügung stellen erfolgreich sind.

Verharrt die Wirtschaft in der Rezession, kann die eine expansive Fiskalpolitik ein Weg sein. Ein großer Player wie der Staat kann sich unter Umständen gegen das hohe Risiko versichern, indem er zumindest einige wenige Volltreffer landet, die die zahlreichen Pleiten ausgleichen. Denkbar ist auch, dass die Umsetzung von Forschungsergebnissen in marktfähige Produkte verbessert wird, siehe Forschung und Entwicklung durch den Staat.

Der nächste Fehler besteht dann darin, Keynes Theorie im Kontext der antizyklischen Fiskalpolitik zu sehen. Dies würde bedeuten, dass Keynes lediglich konjunkturelle Schwankungen glätten wollte. Auch hier kann man sich fragen, auf welche Stelle der General Theory of Employement, Interest and Money sich diese Aussage stützt. Keynes schlägt vor, den Zins ganz definitiv auf ein Niveau abzusenken, dass das INVESTITIONSVOLUMEN (NICHT DEN KONSUM, WEDER DEN PRIVATEN NOCH DEN STAATLICHEN) auf ein Niveau anhebt, bei dem Vollbeschäftigung herrscht.

Eine expansive konsumtive Fiskalpolitik ist eine Möglichkeit, die aber aus mehreren Gründen scheitern kann. Die induzierte Nachfrage kann ins Ausland abfließen. Finanziert der Staat die expansive Fiskalpolitik über Kredite und die Zinsen sind hoch, gibt es einen Anreiz zu sparen. Die induzierten Nachfrageeffekte versanden früh. Des weiteren kann der Impuls auch nicht stark genug sein.

Moderne Volkswirtschaften sind immer unterbeschäftigt. Sie können praktisch jede Nachfrage aus dem Stand befriedigen ohne irgendjemanden einzustellen. Deutlich wurde dies nach der "Wende". Es gab eine dramatische Zunahme der Nachfrage bei hoher Arbeitslosigkeit. Auch im Westen.

Investitionen schaffen eher Arbeitsplätze, vor allem, logischerweise, in arbeitsintensiven Branchen, z.B. Bausektor. Last not least. Konsum kann verpuffen und übrig bleiben Schulden. Investitionen verpuffen nicht. Sie können an die folgende Generation vererbt werden. Ist der Staat zu blöd, sinnvolle Investitionen zu initialisieren, dann sollen sich die Staatsekretäre und das ganze Gesocks eben erhängen. Das Leistungsprinzip wird durch Keynes nicht ausser Kraft gesetzt.

Des weiteren wird die Aussage gemacht, dass Keynes wenig Vertrauen in die Geldpolitik hat und eher auf die Fiskalpolitik, also staatliche Ausgaben, setze. Diese Aussage kann sich allerhöchstens auf einen Nebensatz aus dem 23 Kapitel stützen, siehe oben, wo Keynes davon spricht, dass ein Absenken des Zinssatzes alleine unter Umständen nicht reicht, um Vollbeschäftigung zu erreichen. Der Wortlaut macht aber klar, wie rum er das sieht.

Aufgrund dieser Missverständnisse ergibt sich dann das Allokationsproblem. Offensichtlich hat auch Walter Eucken Keynes nicht gelesen, bzw. nur "The End of Laissez Faire", das er explizit nennt . Der Vorwurf, dass Keynes die Allokation vernachlässige, trifft zwar zu, aber nicht in der Pauschalität.

Das Problem der Allokation stellt sich im Grunde nur bei Vollbeschäftigung. Vereinfacht: Ist jemand den ganzen Tag beschäftigt, dann stellt sich in der Tat die Frage, welche Aufgaben am dringlichsten zu erledigen sind. Die Aufgaben, die nicht dringlich sind, werden zuletzt bzw. gar nicht erledigt. Bei jemandem, der viel Zeit hat, stellt sich diese Frage kaum. Er kann schlicht alle Aufgaben erledigen, die dringlichen wie die weniger dringlichen. Er muss keine Auswahl treffen. Zu Deutsch: Bei Vollbeschäftigung müssen wir eine Auswahl treffen. Wir müssen uns, andernfalls schöpfen wir unser Potential nicht maximal aus, auf die rentabelsten Projekte konzentrieren. Diese Wahl müssen wir in der Unterbeschäftigung nicht treffen.

Wir können in Rostock Straßen bauen und in München Smartphones. In der Unterbeschäftigung ist jede Investition sinnvoll, die zumindest die Tilgung des Kredites erlaubt, die also garantiert, dass das Geld, das bei der Schöpfung des Kredites geschaffen wurde, anschließend auch wieder vernichtet wird, wenn der Kredit getilgt wird. Allerdings ist Arbeitslosigkeit die größte aller denkbaren Fehlallokationen, denn dann passiert schlicht gar nichts.

Des Weiteren ist der Begriff Staatsverschuldung schärfer zu definieren. Verschuldet sich der Staat, ist das weitgehend unproblematisch, wenn den Verbindlichkeiten entsprechende Aktiva entgegenstehen, die könnte er dann nämlich verkaufen. Des Weiteren reicht es vollkommen, wenn die Kredite innerhalb des Zeitraumes gedeckt werden, indem die Investition Erträge abwirft. Das können bei Immobilien schon mal 100 Jahre sein. Fehlerhaft ist es, Immobilien mit einem Geldmarktzins zu bedienen. Beim staatlichen Wohnungsbau haben wir genau das Problem, das Keynes schildert. Welchen vernünftigen Grund gibt es bei einer Investition, deren Nutzungsdauer 100 Jahre beträgt, zu verlangen, dass sie sich in 10 Jahren amortisiert?

Damit wird aber auch das vielbeachtete Phänomen des crowding outs zum Problem und zwar aus zwei Gründen. Crowding out beschreibt eine Situation, bei der man bezweifeln kann, dass sie im keynesschen System überhaupt vorkommt. Betreibt der Staat eine durch Schulden finanzierte Fiskalpolitik, deficit spending, dann zieht er Geld vom Markt ab. Eine Unterscheidung zwischen konsumtiven und investiven Staatsausgaben wird hierbei, in den akademischen Lehrbüchern, nicht getroffen. Bewirkt dieses deficit spending eine Ausdehnung der Volkeinkommens, dann steigt der Bedarf an Transaktionskasse, wodurch, wenn wir der üblichen Argumentation des IS-LM Schemas folgen, Wertpapiere verkauft werden müssen, was dann wiederum zu steigenden Zinsen führt, was wiederum andere dazu bringt, Spekulationskasse aufzulösen, wodurch sich dann schlussendlich ein höherer Zinssatz einstellt, weil der höhere Zins (manche) Wirtschaftsubjekte veranlasst, den sicheren Hafen der Spekulationskasse zu verlassen. Dieser höhere Zinsatz soll dann private Investitionen verdrängen. Das ist der berühmte crowding out effect.

Bezüglich der Frage, ob das IS-LM Modell Keynes richtig wiedergibt, haben wir also gleich zwei Probleme. Das erste Problem besteht darin, dass das IS-LM Modell die Staatsausgaben (ohne Unterscheidung zwischen investiv oder konsumtiv) in den Vordergrund stellt, was nicht der zentrale Gedanke des keynesschen Systems ist. Das zweite Problem ist, dass die Geldmenge konstant gehalten wird, bzw. suggeriert wird, dass dies innerhalb des keynesschen Systems irgendwie sinnvoll ist, wobei aber keine Begründung dafür geliefert wird, warum die Geldmenge nicht erhöht und damit der crowding out Effekt verhindert werden soll. Die simple Aussage, dass ein solcher Zusammenhang besteht, ist sinnlos, wenn keine Argumentation dafür geliefert, warum er nicht verhindert wird, was ja ohne weiteres möglich ist. Wir kommen darauf zurück, siehe IS-LM Modell.

Aus welchen Gründen sollte die Zentralbank das Wachstum der Wirtschaft bremsen? Die Notwendigkeit dies zu tun mag zwar existieren, aber sie existiert wohl kaum, wenn es das Ziel des Staates ist, die Wirtschaft wieder auf den Wachstumpfad zurückzuführen. Es ist nicht besonders sinnvoll, wenn die Zentralbank die Wirtschaftspolitik des Staates konterkariert, bzw. die Geldpolitik und die Wirtschaftspolitik des Staates nicht aufeinander abgestimmt werden. Man sollte beim Kurven hin- und herschieben sich schon überlegen, ob die Aussagen überhaupt sinnvoll sind.

im Übrigen ist der oben beschriebene Zusammenhang, Verschuldung steigt => Volkseinkommen steigt => Bedarf an Transaktionskasse wird größer => Wertpapiere werden verkauft => deren Kurs sinken => Zinsen steigen => Spekulationskasse wird aufgelöst auch nur eine mögliche Kausalkette. Verschuldet sich der Staat, dann wird er das durch die Emittierung von Staatsanleihen tun. Um diese zu kaufen, muss deren Zins so hoch sein, dass die Wirtschaftssubjekte den sicheren Hafen der Liquidität verlassen oder ihr Portfolio umschichten. Im Ergebnis landet man zwar auch dann auf einem höheren Zinssatz, vom Ergebnis her läuft es also auf das Gleiche hinaus, aber die Kausalkette ist eine andere.

Des weiteren ist das Hin- und Herschieben einer Kurve auf dem Papier eine Sache, beweisen, dass sich das in der Realität so abspielt, eine ganz andere. Stimmt die Theorie des crowding out effects, dann müsste ja mit einer zunehmenden Staatsverschuldung, wobei sie eigentlich nicht zunimmt, sondern explodiert, auch steigende Zinsen einhergehen. Das ist aber nicht der Fall. Die Zinssätze sind in den letzten zehn Jahren kontinuierlich gesunken, von 4 Prozent auf 2 Prozent. Der crowding out effect scheint eine Fata Morgana zu sein.

Wer will, kann die Tatsache, dass Kapitalsammelstellen griechische Staatsanleihen kaufen anstatt sich direkt an Unternehmen zu beteiligen als crowding out effect bezeichnen. Die Behauptung wäre dann, dass die Kapitalsammelstellen Realinvestitionen getätigt hätten, wenn keine Staatseinleihen emittiert worden wären. Die Kausalkette dürfte aber eher so sein, dass dieser Effekt ausgeschlossen ist. Zuerst hat der Staat Staatsanleihen emittiert, dann hat die Zentralbank den Banken das Geld zum Ankauf zur Verfügung gestellt. Ohne die Staatsanleihen hätten die Banken den Kreditrahmen der EZB schlicht nicht ausgeschöpft.

Aber selbst wenn wir jetzt nicht berücksichtigen, was Keynes tatsächlich geschrieben hat, sondern mal zugestehen, dass sich irgendwie aus irgendeinem Satz, irgendwo mit viel Phantasie herauslesen lässt, dass deficit spending für Keynes das bedeutsamste Instrument zur Glättung der konjunkturellen Entwicklung ist (wobei man auch Phantasie braucht, um aus Keynes herauszulesen, dass es ihm nur um die Glättung von Konjunkturverläufen ging) bleibt immer noch die Frage, ob Fiskalpolitik (finanziert durch deficit spending) tatsächlich notwendigerweise und langfristig zur Staatsverschuldung führt.

Hinsichtlich rein konsumtiver Staatsausgaben ist der Fall relativ klar. Werden diese über eine erhöhte Verschuldung finanziert, dann kann eine Tilgung nur erfolgen, wenn das hierdurch ausgelöste Wirtschaftswachstum zu höheren Steuereinnahmen führt. Das kann man bezweifeln, denn Unterbeschäftigung geht meistens einher mit einer geringen Produktivität, insbesondere werden die Produkte nicht produziert, die gerade Hype sind. Der Konsum wird im Ausland befriedigt. Das ist die Variante Spanien.

Problematischer wird es bei den investiven Staatsausgaben. Wer davon ausgeht, was merkwürdigerweise auch die Leute nicht tun, die einen Zusammenhang zwischen Staatsverschuldung und Fiskalpolitik via deficit spending sehen, dass auch investive Staatsausgaben immer zu einer Zunahme der Staatsverschuldung führen, der behauptet letztlich, dass alle investiven Ausgaben wie z.B. für Forschung und Entwicklung völlig sinnlos sind, denn isoliert betrachtet führen sie nur zu Ausgaben, aber nie zu Einnahmen. In diesem Fall ist es am besten, man lässt es einfach. Auch der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur wäre rein konsumtiv, ein Spaß, denn der Staat den Autofahrern zur Verfügung stellt, der aber keinerlei Einfluss auf die Produktivität hat. Des weiteren wäre natürlich auch das Bildungssystem rein konsumtiv, dient nur der Erbauung und Belustigung, hat aber keinerlei Einfluss auf Wachstum und Beschäftigung.

So zugespitzt wird wohl jeder erkennen, dass die These Fiskalpolitik = deficit spending = Staatsverschuldung nicht ganz stimmen kann. Es ist ohne weiteres einsichtig, dass staatliche Investitionen eine ähnliche Wirkung haben können, wie private Investitionen.

Es ist abenteuerlich, für was Keynes alles herhalten muss. Unter dem Titel "Klotzen wie Keynes" unterrichtet die Süddeutsche Zeitung das erstaunte Publikum darüber, dass Keynes in Zeiten der Krise empfohlen habe, nicht zu sparen, siehe Klotzen wie Keynes.

Seit der britische Ökonom John Maynard Keynes in der Großen Depression empfahl, die Nachfrage im wirtschaftlichen Tief mit Staatsausgaben zu stützen, streiten die Gelehrten. "The boom, not the slump, is the right time for austerity at the Treasury", befand Keynes 1937. Zu Deutsch: Wenn die Staatsausgaben zur falschen Zeit zusammengestrichen werden, verschärft das den Abschwung und die Massenarbeitslosigkeit. Die fiskalischen Probleme werden noch größer. Erst wenn die Wirtschaft stark genug ist, könne über Defizitabbau geredet werden. Zeit also, nachzufragen, was statt der Sparpolitik geschehen sollte.

Zwar weiß der Autor nicht, wo Keynes empfohlen hat, im Boom die Ausgaben zurückzuschrauben, aber das wäre noch halbwegs logisch. Bei Vollbeschäftigung macht es wenig Sinn, wenn der Staat noch eine zusätzliche Nachfrage entfaltet, weil diese dann gar nicht befriedigt werden kann und lediglich zu Preissteigerungen führen. Das Problem steckt in der Aussage "Wenn die Staatsausgaben zur falschen Zeit zusammengestrichen werden....". Welche Staatsausgaben? Die konsumtiven oder die investiven? Jede Art von Staatsschuldenkrise beruht jetzt irgendwie, in Wissenschaft und Journaille, auf Fehlern der keynesschen Theorie und jede Anwendung keynesscher Politik führt zur Staatsverschuldung. Wenn der griechische Staat Kredite aufnimmt um seine aufgeblähte Bürokratie zu versorgen und diese aufgeblähte Bürokratie ihre Nachfrage im Ausland befriedigt, dann bleiben wenn die Party vorbei ist nichts als Schulden. Die Süddeutsche Zeitung kann sich darauf verlassen, dass solch elementare Zusammenhänge auch Keynes bekannt waren.

Dass es der dozierenden Ökokaste nicht klar ist und die von aggregierter Nachfrage sprechen, egal was, hängt damit zusammen, dass diese Kaste verbeamtet ist. Deren Tätigkeit ist in der Tat reiner Konsum. Die haben auch das Hobby immer mal wieder Artikelchen in Fachzeitschriften zu schreiben, die keine Sau interessieren. Also reiner Konsum.

Es gibt noch ein weiteres Problem mit dem Artikel oben. Der Artikel oben suggeriert, dass Keynes empfohlen hätte, das Konsumniveau in der Krise aufrecht zu erhalten. Es ist fraglich, ob Keynes das empfohlen hätte. Genau genommen haben wir in Griechenland eine Nachfrage, der kein entsprechendes Angebot gegenübersteht und die Lücke wird durch eine negative Leistungsbilanz gedeckt. Dass Keynes einem kleinen Land empfohlen hätte, den Konjunkturmotor für große Länder bis zum Suizid zu spielen, kann man bestreiten. Keynes hätte wahrscheinlich empfohlen, die konsumtiven Staatsausgaben in investive Staatsausgaben zu verwandeln. Konkret: Keynes hätte Griechenland wohl empfohlen, den Beamtenapparat abzubauen und Thermo-Solaranlagen aufzubauen. Rein konsumtive Ausgaben, wie etwa den Ankauf von deutschen U-Booten, hätte Keynes nicht empfohlen, denn die Chancen der Türkei in die Europäische Gemeinschaft aufgenommen zu werden gehen für immer gegen Null, wenn die Türkei Griechenland angreift.

Obwohl Keynes sich nie mit konsumtiven Staatsausgaben befasst hat, diese nicht mal erwähnt, wird allgemein davon ausgegangen, dass investiv oder konsumtiv für Keynes keinen Unterschied macht. Auf diese Art kommt man zu der Feststellung, dass die Allokation für Keynes völlig egal ist, es also überhaupt keinen Unterschied macht, ob der Staat Löcher buddeln und sie anschließend wieder zuschütten lässt, oder ob er Straßen baut, bzw. in Forschung und Entwicklung investiert. Nimmt man es im Übrigen ganz genau, dann legt die Lektüre der General Theory of Interest, Employement and Money nahe, dass es Keynes ausschließlich um den Zusammenhang von Geldmarktzins und INVESTITIOEN ging.

Des weiteren nennt er nur den INVESTITIONSMULTIPLIKATOR, siehe oben.

Unabhänging von der Frage, ob das jetzt was mit Keynes zu tun hat oder nicht, de facto ist dies nicht der Fall, kann man sich natürlich überlegen, ob konsumtive Staatsausgaben als Mittel zur Beeinflussung der Konjunktur geeignet sind.

Grundsätzlich sind investive Staatsausgaben hierfür geeigneter, setzen allerdings ein Mehr an Hirn voraus, das im Zweifelsfalle bei Bürokratien nicht vorhanden ist. Das Argument der systemischen Unfähigkeit des Staates, siehe Produktive und unproduktive
Tätigkeit
, wird natürlich relativiert, wenn Arbeitslosigkeit vorliegt, die denkbar größte Fehlallokation, bzw. der private Sektor selbst unfähig ist, rentable Investitionen zu identifizieren und sein Geld in Finanzanlagen bunkert. Dass der private Sektor bezüglich der Allokation staatlichen Aktivitäten überlegen ist, wenn Preise vorliegen, bzw. irgendwie noch halbwegs realistische Prognosen möglich sind, ist unstrittig. Schwieriger wird es, wenn keine Preise vorliegen und die Prognosen sehr unsicher werden.

Unter konsumtiven Staatsausgaben wollen wir hier Ausgaben verstehen, die keinerlei Einfluss haben auf die Produktivität. Unter investiven Staatsausgaben wollen wir Staatsausgaben verstehen, die die Produktivität steigern. Konsumtive Staatsausgaben sind also zum Beispiel staatliche Zuschüsse an die sozialen Sicherungssysteme, der größte Posten im Bundeshaushalt, siehe staatliche Tätigkeit.

Damit man sich unter konsumtiven Staatsausgaben was vorstellen kann: Während der Zeit der Mauer, als zu seligen Zeiten der DDR, wurden in Berlin Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst künstlich geschaffen, mit dem Ergebnis, dass Berlin dreimal soviel Personal im öffentlichen Dienst pro Tausend Einwohner hatte, als vergleichbare Städte in den alten Bundesländern. Ein ähnliches Phänomen haben wir in Griechenland. Diese Art von Staatsausgaben regt ganz unstrittig die Nachfrage nach Konsumgütern an, enden aber meistens damit, dass die Staatsverschuldung steigt.

Bei investiven Staatsausgaben wird die Produktivität der Volkswirtschaft erhöht, bzw. ihr langlebige Konsumgüter zur Verfügung gestellt. Die Art, wie das Geld ausgegeben wird, mag nicht optimal sein, aber da Unterbeschäftigung herrscht, wird auch kein privates Unternehmen daran gehindert, die optimalen Maßnahmen zusätzlich zu ergreifen und über den Markt finanzieren zu lassen. Fehlallokationen kann man verhindern, indem man bei staatlichen Investitionen weniger bezahlt. Das mit dem crowding out effect sehen wir ja bekanntlich nicht. Wenn die Zentralbank nicht besetzt ist mit ideologisch verbohrten Antikeynesianern, wird sie den Zinssatz erst dann anheben, wenn Vollbeschäftigung erreicht ist. Dann allerdings wird auch der Staat seine Programme wieder zurückfahren. Rein konsumtive Staatsausgaben bewirken zumindest direkt keine Produktivitätssteigerung.

Komischerweise werden Steuersenkungen aus "konservativer", sprich neoklassischer Sicht, anders beurteilt als konsumtive Staatsausgaben durch deficit spending, obwohl beide dasselbe bewirken, wenn der Staat seine Ausgaben nach der Steuersenkung aufrechterhält. In beiden Fällen steigt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Bei Steuersenkungen wird sogar teilweise angenommen, dies unterstellt die Laffer Curve, dass diese das Steueraufkommen letztlich vermehren, weil hierdurch das Volkseinkommen und damit das Steueraufkommen steigt. Investiert aber der Staat, dann passiert das aus unerfindlichen Gründen auf keinen Fall.

Die Jungs und Mädeln von CDU und Co sind ja in der Regel für den starken Staat und trauem dem Staat auch viel zu. Komischerweise gehen sie dann aber davon aus, dass der Staat als Investor ein Vollidiot ist. Irgendwie sollten die Jungs und Mädeln mal ein bisschen ihre Gedankengänge sortieren.

Es soll gar nicht bestritten werden, dass eine Steuersenkung tendenziell die Leistungswilligen und Leistungfähigen motiviert mehr zu leisten, während konsumtive Staatsausgaben eben von Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst verknuspert werden. Ein Naturgesetz allerdings ist das nicht. Denkbar ist auch, dass Staatsausgaben Leistungsfähige und Leistungswillige überhaupt erst in die Lage versetzen, ihre Leistungsfähigkeit und Leistungswilligkeit zu zeigen. Denkbar wäre z.B. mehr Möglichkeiten innerhalb des SGB III für die Unterstützung selbständiger / gewerblicher Tätigkeiten. Die Ich-AG war unter Umständen als Idee gar nicht so schlecht. Relativ viele Unternehmer in Spe dürften daran scheitern, dass sie die Vorlaufzeit, die sie für die erfolgreiche Gründung brauchen, nicht finanzieren können und diese wiederum ist in der Regel sehr viel länger als sechs Monate. Hinzukommt, dass dieser Typ von Unternehmer keine Sicherheiten bieten und folglich keine Investitionen tätigen kann. Der Staat müsste also mehr Risiko Kapital zur Verfügung stellen. Das kann man kritisch sehen, aber es ist ein Chance und über Chancen nachzudenken, lohnt sich immer.

Die These, dass Keynes keinen Unterschied gemacht haben soll zwischen konsumtiven und investiven Staatsausgaben ist teilweise auch dem IS-LM Modell geschuldet. Wenn sowohl die Investition wie auch der Konsum über eine Kreditaufnahme finanziert wird, dann hängen beide lediglich vom Zins ab. Je niedriger der Zins, desto höher die Investition wie auch der Konsum, denn sowohl die Investition wie auch der Konsum lassen sich über Kredit finanzieren.

Das Ding heißt zwar IS-Kurve mit I wie investieren und S wie sparen, aber im Grunde ist das, in den Lehrbüchern, egal. Das Ding könnte auch ICS Kurve heißen, mit C wie consumption. Sowohl bei einer Zunahme der Investition wie auch des Konsums steigt, im IS-LM Modell, aufgrund der Zunahme des Volkseinkommens, der Bedarf an Transaktionskasse und die Argumentation ist dann die gleiche wie oben.

Der Bezeichnung der Parameter sieht man also noch an, was Keynes tatsächlich ursprünglich mal gemeint hat. Wir sehen aber hier ein für die VWL typisches Problem. Es mag ok sein, irgendwelche Kurven auf's Papier zu pinten, aber man sollte schon verstehen, was diese eigentlich bedeuten. In die gleiche Richtung geht dann die Umbenennung des Investitionsmultiplikator in einen Einkommensmultiplikator, wie wir sie teilweise finden und die vollständige Subsummierung aller Staatsausgaben unter I. Wir haben es dann tatsächlich mit einer hochaggregierten, sehr hoch aggregierten, Nachfrage zu tun. Über diesen Umweg kommt man dann zu der These, dass die Allokation bei Keynes keine Rolle spielt.

Selbstverständlich spielt die Allokation bei Keynes eine Rolle. Es ist selbstverständlich nicht das gleiche, ob man für 1,1 Milliarden Euro Geisterflughäfen baut ohne Passagiere (Aeropuerto de Ciudad Real) oder ein marktfähiges, innovatives Produkt erstellt bzw. die Produktivität einer Volkswirtschaft verbessert wird.

Da aber die Suada von den Staatsausgaben in jedem Lehrbuch der Makroökonomie gesungen wird, kann man sich unschwer ausmalen, was passiert, wenn Typen vom Schlage der Ökokaste "keynsianische" Wirtschaftspolitik betreiben, bzw. Politiker "beraten".

Kompatibel mit Keynes könnte höchstens diese These sein. Da der Konsum ebenfalls über Kredite finanziert werden kann, sollte der Zins auf ein Niveau abgesenkt werden, bis die Nachfrage so weit angestiegen ist, dass Vollbeschäftigung herrscht. Über diesen Weg ließe sich eine ähnliche Nachfragewirkung entfalten, wie über staatliches deficit spending. In diesem Fall wären die Haushalte verschuldet und nicht der Staat. Das Problem dabei ist, dass der Zinssatz bei Privatkrediten höher ist, was ja das ist, was Keynes kritisiert. Welchen Sinn es haben soll, Konsumentenkredite auf einer Höhe anzusetzen, bei der Vollbeschäftigung nicht erreicht ist, erschließt sich einem spontan erstmal nicht. Es ist zwar richtig, dass Konsumenten dazu neigen, mehr Kredite aufzunehmen, als sie tatsächlich zurückzahlen können, doch hohe Zinsen werden dieses Problem eher verschärfen. Sinnvoller ist es dann, Konsumentenkredite nicht leichtfertig zu vergeben.

Der keynessche Multiplikatoreffekt bezieht sich auf eine geschlossene Volkswirtschaft ohne Außenhandel. In einer offenen Volkswirtschaft ist die durch die Investition induzierte Steigerung des Volkseinkommens geringer, da ein Teil des zusätzlich geschaffenen Einkommens im Ausland erwirtschaftet wird. Bei investiven Staatsausgaben dürfte dieser Effekt, der Abfluß an das Ausland, tendenziell geringer sein, weil zumindest der Primäreffekt vollkommen im Inland verbleibt. Konsumtive Staatsausgaben könnten theoretisch sogar vollkommen im Ausland befriedigt werden. Für die These, dass dies auch tatsächlich geschieht, ein Teil der konsumtiven Ausgaben im Ausland befriedigt wird, spricht die Tatsache, dass die Länder, die im Verhältnis zum BIP eine hohe Staatsverschuldung aufweisen, immer auch eine negative Leistungsbilanz haben.

Die These, dass die verschiedenen Überschuldungen, des Staates, der Banken, der Haushalte, von Ländern wie Spanien oder Griechenland aufgrund des mit der Einführung des Euro einhergehenden niedrigen Zinses bedingt waren, kann unter diesen Auspizien nicht überzeugen. Eine ähnliche Wirkung wie eine Lohnsenkung, wenn auch in geringerem Umfang, hätte auch eine Absenkung des Zinsniveaus haben können, wenn man dieses dazu benutzt hätte, die Produktivität durch investive Staatsausgaben oder Investitionen der privaten Wirtschaft zu erhöhen, so dass die Nachfrage, die durch eine negative Leistungsbilanz gedeckt wurde, im Land produziert worden wäre. Von 2009 bis 2012 beträgt das aufsummierte Leistungsbilanzdefizit in Spanien 109 Milliarden € (Zahlungsbilanz, Leistungsbilanz, vierteljährliche Daten).

Dies aber hätte die Fähigkeit international agierender Kapitalsammelstellen vorausgesetzt, die Möglichkeit zu strukturellen Verbesserungen zu erkennen. Leute wie Walter Eucken gehen nun, ganz klassisch davon aus, dass dies der Fall ist und Keynes geht davon aus, dass dies überhaupt nicht der Fall ist und wir sehen unmittelbar ein, dass unter extremer Unsicherheit dies auch gar nicht der Fall sein kann, weil es bei extremer Unsicherheit eben keine Preise mehr gibt. Keynes erklärt das mit der Präferenz für Liquidität. Diese wiederum kann man teilweise durch Überforderung erklären. Kapitalsammelstellen sind schlicht mit der Identifikation rentabler Investitionen überfordert. Des weiteren sind sie daran interessiert, dass Geld ein knappes Gut ist. Ist es dies nämlich nicht, fällt der Zins und davon leben sie.

Wir haben derzeit keine Diskussion über rentable Realinvestitionen, wie haben ein Gejammer über die niedrigen Zinsen. Das ist der interessante Aspekt für Leute, die keine rentablen Realinvestitionen finden.


Die Frage nach den mit deficit spending einhergehenden Wirkungen der Staatsverschuldung müssen wir im Rahmen eines Kapitels über Keynes nicht klären, weil weder klar ist, ob deficit spending überhaupt eine Kernthese von Keynes ist noch ob deficit spending überhaupt zur Staatsverschuldung führt. Es ist ja auch möglich, dass die staatlichen Kredite im Boom wieder zurückgezahlt werden. Da dieses Problem aber ganz unstrittig existiert und diese Bundesschuld zu Zinsen in Höhe von 34 Milliarden Euros pro Jahr führt (nur des Bundes, Länder und Kommunen kommen noch dazu) kann man darüber reden, unabhängig von Keynes.

Die Tilgung der Zinsen ist der zweitgrößte Posten im Bundeshaushalt. Das belastet zwar die kommenden Generationen in ihrer Gesamtheit nicht, führt aber zu Umverteilungsprozessen innerhalb der kommenden Generationen. Wenn diese Staatsanleihen vererbt werden, könnten sich 850 000 Leute ein Taschengeld von 40 000 Euronen (40000 Euro ist ein fiktiver Wert, 34 Milliarden / 40 000) im Jahr gönnen ohne auch nur einen Handschlag zu tun. Das heißt sie würden über den Steuerzahler qua Staatsverschuldung ein wahrscheinlich freud- und ereignisloses Playboy Leben führen.

Auch unter diesem Gesichtspunkt ist zwingend zwischen konsumtiven und investiven Staatsausgaben zu trennen. Bei den konsumtiven Staatsausgaben erbt die nachfolgende Generation nur die Verpflichtung, anderen ein Playboy Leben zu finanzieren, aber ansonsten nichts. Bei investiven Staatsausgaben, Straßen, Krankenhäuser, Universitäten, Schulen etc. erbt sie eben auch noch Vermögen.

Allerdings wäre die Staatsverschuldung im keynesschen System ein überschaubares Phänomen, da er den Zins drastisch drücken würde, was im Zweifelsfalle durch eine Ausdehnung der Geldmenge erreicht wird. Die Ausdehnung der Geldmenge ist nun das Horrorszenario der gesamten Journaille. Befürchtet wird Inflation und schlimmer noch Stagflation.

Dass eine Erhöhung der Geldmenge bei Vollbeschäftigung zur Inflation führt, ist ziemlich leicht nachvollziehbar. Da regiert die Volkswirtschaft eben wie der Gemüsehändler um die Ecke. Wollen mehr Leute Karotten kaufen, als er gerade hat, dann erhöht er eiskalt den Preis für Karotten.

Bei Unterbeschäftigung sind alle möglichen Effekte denkbar. Denkbar ist der durch die Phillipskurve beschriebene Zusammenhang. Da die Unternehmer schneller die Preise anziehen als die Arbeiter ihre Lohnerhöhungen durchsetzen, steigen die Gewinne. Die positiven Gewinnerwartungen führen zu mehr Einstellungen. Immer unter der Voraussetzung natürlich, dass die Gewerkschaften den Trick nicht kapieren und die Inflation nicht antizipieren.

Denkbar ist ein externer Schock. Erhöhen die Ölscheichs den Preis für Öl, steigen die Preise. Kaufen sie viel in dem Land, das die Preise erhöht hat, kaufen sie natürlich auch wiederum teurer ein. So richtig reich werden sie als unter Umständen nicht.

Weiter gibt es noch eine gewisse Inflation, weil sich die Präferenzen ändern. Kurzfristig werden bestimmte Güter vermehrt nachgefragt, die anderen werden aber nicht billiger, was ja die Bedingung wäre für Null Inflation. Soll also der Preis ein Knappheitssignal sein, dann brauchen wir halt ein bisschen Inflation.

Schlimmer noch als Inflation ist Stagflation, also Inflation verbunden mit steigender Arbeitslosigkeit. Vorstellen kann man sich z.B. dass ein externer Schock zu einer Preiserhöhung führt. Betreibt die Zentralbank in einer solchen Situation eine restriktive Geldpolitik, alimentiert die Inflation also nicht, dann steigen die Zinsen, wenn man es keynessianisch erklären will. (Transaktionskasse steigt => Wertpapiere werden verkauft => deren Wert sinkt => deren Rendite steigt. Da der Geldmarktzins der Maßstab ist, steigen auch die Zinsen für Realinvestionen.) Der gestiegene Zinssatz verringert den Konsum und die Investitionen, die Beschäftigung geht zurück. Anders erklärt: Die Preise steigen. Zu diesen gestiegenen Preisen wird weniger abgesetzt, da das Nominaleinkommen das gleiche geblieben ist, das Realeinkommen aber gesunken ist. Auf den geringeren Absatz reagieren die Unternehmer mit Entlassungen. Wir haben Inflation und ein Mehr an Arbeitslosigkeit.

Wieso jetzt aber die keynessche Politik zur Inflation führen soll, ist weniger klar. Dehnt die Zentralbank die Geldmenge aus und senkt den Zins, dann werden die Unternehmer trotzdem nur dannn einen Kredit aufnehmen, wenn die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals diesen Zinsatz erwirtschaftet. Der vergrößerten Geldmenge steht ein vergrößertes Volkseinkommen gegenüber. Ist das nicht der Fall, kommt es zu keiner erhöhten Geldmenge, weil die Unternehmer das Geld gar nicht abholen.

Denkbar ist die Inflation bei deficit spending. Obwohl Unterbeschäftigung herrscht, führt die höhere Nachfrage zu Flaschenhälsen, also manche Güter werden knapp, was zu Preissteigerungen führt. Das ist ein Gedanke, den Keynes selber in einem anderen Zusammenhang anführt, allerdings wurde das Buch 1936 geschrieben. Wir haben aber inzwischen erlebt, dass nach dem Fall der Mauer 17 Millionen Einwohner über Nacht von den alten Bundesländern mitversorgt wurden, den nach dem Fall der Mauer kam es zu einem Totalzusammenbruch der Wirtschaft in den neuen Bundesländer. Der Großversuch zur Falsifizierung der These von den Flaschenhälsen war gigantisch und gründlich. Es gab keine Inflation. Es gibt keine Flaschenhälse, zumindest nicht in einer modernen Wirtschaft wie die der BRD und auch nicht in einer globalisierten Wirtschaft, wo praktisch jede Menge an Waren aus der ganzen Welt herangekarrt werden kann.

Wir haben eine Inflation, aber die ist in der Logik der Klassik notwendig. Bleiben die Preise wie sie sind, haben wir keine Knappheitssignale.

Wir behaupten nicht, dass wir Keynes umfassend dargestellt haben, wir haben sogar komplette Bereiche, wie etwa seine Lohntheorie, komplett unerwähnt gelassen. Wir hoffen aber es ist klar geworden, dass Keynes eine andere Liga ist, als das Pareto, Walras, Menger, Marx und sonstwas Geschwafel. Wir hoffen auch, dass klar geworden ist, dass es bei Keynes jetzt ernsthaft zur Sache geht. Daraus würden wir dann aus didaktischer Sicht folgenden Schluss ziehen. Da der ganze Pareto, Walras, Menger, Marx, Ricardo, Hayek Kram eigentlich nichts bringt, wäre es sinnvoll, den Müll einzustampfen und die gewonnene Zeit mit der Analyse von Keynes zu verbringen. Effizient könnte man dies tun, wenn man die ganze General Theory of Employment, Interest and Money ins Netz stellt und allmählich Satz für Satz kommentiert. Der Autor würde sagen, dass es dann auch lesbar ist.

Die Welt der Klassik, so sie relevant ist, wird durch Adam Smith und Alfred Marshall erschöpfend dargestellt. Der Mehrwert der anderen Autoren der Klassik und Neoklassik ist ausgesprochen dünn.

Dass Sparen die Voraussetzungen für Investieren ist, gilt eigentlich nur bei Vollbeschäftigung. Allerdings ist der Zusammenhang anders. Sparen bedeutet hier lediglich, dass die Konsumgüterindustrie zu Lasten der Investitionsgüterindustrie eingeschränkt wird. Denkbar ist, dass Leute ihre Gelder investiv und nicht konsumtiv verwenden. Schafft es die Wirtschaft, sich darauf einzustellen, geht die Produktion von Konsumgütern zu Lasten von Investitionsgütern zurück.


Bei der Kreditschöpfung qua Geldschöpfung ist entscheidend, dass der Kredit anschließend wieder getilgt wird, sonst bleibt irgendjemand auf den Schulden sitzen. Hochriskante Investitionen sind also entweder auf Eigenkapital angewiesen oder der Fremdkapitalgeber ist sich des Risikos voll bewusst. Da durch diese Kreditvergabe kein Geld geschöpft wurde, ist auch gesamtwirtschafltich nicht nötig, dass es anschließend wieder getilgt wird.

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Infos und Anmerkungen:

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Das Buch zur Webseite.

Kernaussagen

Der Zins ist der Preis, der für Liquidität gezahlt wird, nicht der Preis, der für Warten auf zukünftigen Konsum gezahlt wird

Die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals hängt ab von den ERWARTETEN Erträge

Im Gegensatz zur Klassik führt rationales Handeln des Einzelnen im keynesschen System nicht zu einem allgemeinen Marktgleichgewicht

Wenn der Geldmarktzins das Investitionsvolumen begrenzt, kann es ein stabiles Gleichgewicht auf dem Güter- und Geldmarkt bei Unterbeschäftigung geben

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