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3.1.4 Du sollst die Dinge auf den Punkt bringen

Die Ökokaste geht bekanntlich davon aus, mit dem Thema haben wir uns ja schon ausführlich beschäftigt, dass es völlig schnurz ist, ob die breite Bevölkerung eine fundierte Meinung zu wirtschaftspolitischen Fragestellungen hat oder nicht.

Die Ökokaste beschäftigt sich nun auführlich mit allen möglichen Transmissionsmechanismen, zum Beispiel mit dem Transmissionsmechanismus der Geldpolitik (zum Beispiel EZB setzt Leitzinz runter => Banken können sich billiger refinanzieren => Kreditzinsen werden billiger => es wird mehr investiert), allerdings lässt sie offen, wie der Transmissionsmechanismus wirtschaftswissenschaftlicher Kenntnisse funktioniert.

Was sie sich genau vorstellt, ist unklar, weil das Thema nie thematisiert wird. Vermutlich sieht sie eine Nähe zu den Ingenieurwissenschaften, das heißt es reicht, wenn eine kleine Gruppe über die Kenntnisse verfügt.

Die stellt dann das entsprechende Produkt her, bzw. stellt die entsprechenden Variablen um und der Rest der Gesellschaft "kauft" es dann, bzw. sieht das positive Resultat und ist zufrieden.

Der Transmissionsmechanismus wirtschaftlicher Kompetenz soll also der Gleiche sein, wie bei den Ingenieuren, die zum Beispiel Autos bauen, von denen so im Detail auch kein Mensch weiß, wie sie funktionieren. Für bestimmte Zusammenhänge mag das vielleicht sogar eine Strategie sein.

Überträgt man aber den Transimissionsmechanismus des technischen Wissens auf das Wissen um wirtschaftliche Zusammenhänge, dann stellen sich doch einige Fragen. Das erste Problem besteht darin, dass über die Ergebnisse einer Ingenieurleistung demokratisch abgestimmt wird.

Man kann das nämlich kaufen oder eben nicht. Somit besteht auch kein Anlass, die Richtigkeit technischen Wissens nochmal zu überprüfen. Funktionieren die Produkte nicht, wird der Markt sie eliminieren.

Ob wirtschaftspolitische Entscheidungen richtig sind, entscheidet aber nicht der Markt. Über die Richtigkeit wird höchstens auf eine diffuse Art, über eine demokratische Wahl, entschieden.

Da aber die Ökokaste keinerlei Zusammenhang zwischen der Kompetenz der Wähler in wirtschaftlichen Fragen und der Durchsetzung von wirtschaftspolitischen Entscheidungen sieht, sie also "Aufklärung" in keinster Weise als ihre Aufgabe sieht, muss sie logischerweise auch damit rechnen, dass der Zusammenhang zwischen einer wirtschaftspolitischen Maßnahme und einem konkreten, vom Wähler zu beurteilenden Ergebnis, sehr diffus ist, mit der Konsequenz, dass auch eine sinnvolle Maßnahme unter Umständen nicht durchgesetzt werden kann.

Wie sich die Ökokaste den Transmissionsmechanismus des Resultates ihres emsigen Forschens vorstellt, weiß kein Mensch, weil es hierzu keinerlei Aussagen gibt. Die Professorchen suchen ihr Glück in "wissenschaftlichen" Publikationen in irgendwelchen Fachzeitschriften mit hohem impact factor. Das ist aus ihrer Sicht verständlich, denn an solchen Veröffentlichungen, und nicht an der Lehre oder innovativen Kommunikationskanälen, hängt ihre Karriere. Wir haben also wirtschaftlich ausgedrückt Fehlanreize. Von einem Fehlanreiz spricht man dann, wenn ein Akteur einen Anreiz erhält, gesamtwirtschaftlich unsinnige Dinge zu tun.

Solange dieser Fehlanreiz aber besteht, wir kommen nochmal auf das Thema zurück, siehe Forschung und Entwicklung durch den Staat, ist mit einer Besserung, von anderen schon bereits genannten Gründen abgesehen, auch nicht zu rechnen.

Manchen Vertretern der Ökokaste darf man unterstellen, dass sie ihr Wissen als ähnlich gesichert ansehen, wie das Wissen eines Ingenieurs, was natürlich die Überprüfung über einen demokratischen Entscheidungsprozess obsolet macht. An diesem Punkt ist zum Beispiel Hayek angelangt. Da er bereits weiß, wie die Wirtschaft funktioniert, siehe Warnung vor der Planwirtschaft, ist ein Diktator wie Pinochet, der seine Vorstellungen durchsetzt, besser als die Demokratie. Zwar warnt er immer vor der "Anmaßung von Wissen", maßt sich aber im Gegenzug an, die optimale Wirtschaftsverfassung bereits gefunden zu haben.

Eine Überprüfung des Energieerhaltungssatzes durch einen demokratischen Willensbildungsprozess ist sinnlos. So ähnlich scheint das auch die Ökokaste zu sehen. Sie spannt ein merkwürdiges Spannungsfeld zwischen Demokratie und Wahrheit auf. Ist die Wahrheit bekannt, braucht man keine Demokratie. So ist dann auch Rüdiger Bachmann zu verstehen.

"Wir Lehrende wollen das und verstehen die Frustration der Anfänger. Es ist schwierig, weil man nun einmal ein gewisses Rüstzeug braucht, um die Krisenphänomene exakt beschreiben zu können; ökonomische Interaktionen sind komplex - wie kann man eigentlich erwarten, das gleich zu Beginn des Studiums verstehen zu können?"

aus: Uni Ökonom teilt aus

Die allermeisten Leute sind aber nicht mal Studenten der Wirtschaftswissenschaften in den ersten Semestern, die allermeisten Leute sind schlicht gar keine Volkswirte. Rüdiger Bachmann unterhält sich also schlicht mit niemandem. Er sitzt einsam in seinem Büro an irgendeiner Uni und schiebt Kurven hin und her. Bedauerlich für ihn ist, dass die Leute, die dann die Entscheidungen treffen, sich für sein pseudowissenschaftliches Geblubbere nicht die Bohne interessieren. Politische Entscheidungsträger sind nämlich fast nie Volkswirtschaftler. Wenn er im übringen schon Probleme damit hat, das Phänomen zu BESCHREIBEN, also erklären will er es offensichtlich gar nicht, dann scheint der Grenznutzen seiner Tätigkeit ziemlich dicht bei Null zu liegen. Rüdiger Bachmann illustriert ein Problem. Die Frag ist, muss der Steuerzahler sowas finanzieren?

Er spricht also diesen Leuten von vorneherein jegliche Kompetenz ab, in wirtschaftlichen Fragen zu einem fundierten Urteil zu kommen. Da aber die allermeisten Fragen und die im Artikel erwähnten Krisen (Euro Krise, Bankenkrise, Staatsverschuldung) insbesondere, zumindest teilweise auch ökonomische Aspekte haben, spricht er praktisch der Plebs die Fähigkeit ab, eine fundierte Wahlentscheidung zu treffen. Wenn die Plebs aber ohnehin nicht über die Kompetenz verfügt, sinnvolle Entscheidungen zu treffen, kann man die Wahlen auch gleich abschaffen. Wir gehen einfach davon aus, dass sich Rüdiger Bachmann einfach nicht ganz im Klaren darüber ist, was er eigentlich sagt.

Wahrscheinlich überrascht dies Herrn Bachmann. Niemand interessiert sich dafür, was Rüdiger Bachmann meint.

Der Glaube im Besitz der Wahrheit zu sein, ist nun auch nicht besonders demokratisch und manchmal muss er das auch nicht. Wie ein UMTS Netz funktioniert, muss man nicht verstehen, denn wenn es nicht funktioniert, kauft man die Produkte, die UMTS nutzen, einfach nicht.

Mit der Volkswirtschaft allerdings verhält es sich ähnlich, wie mit den Geisteswissenschaften, die auch das gleiche Problem haben. Das Endprodukt ist das erleuchtete Hirn des Konsumenten.

Auch Geisteswissenschftler, z.B. Philologen, also Germanisten, Romanisten, Anglisten produzieren ausschließlich für die Kollegen, denn diese entscheiden über die akademische Karriere. Die Berufschancen außerhalb des mit Steuergeldern beheizten Treibhauses Universität sind gering, weil sie nie gelernt haben, andere Hirne zu erleuchten, bzw. andere für geisteswissenschaftliche Inhalte zu interessieren.

Das einzig reale Publikum der Geisteswissenschaften sind Schüler, die zur Beiwohnung der Leichenschau zwangsverpflichtet werden. Die zentrale Funktion der Geisteswissenschaften, nämlich das Feuer in die nächste Generation weiterzutragen, ist zur Anbetung der Asche mutiert. Der grundlegende Fehler des gesamten Systems ist also systemischer Natur und keineswegs auf die Ökokaste beschränkt, aber die Ökokaste ist nun mal hier unser Thema.

Was nicht marktwirtschaftlich organisiert ist, hat immer die Tendenz, aus dem Ruder zu laufen.

Naheliegenderweise würden uns die Platitüden eines Rüdiger Bachmann (siehe die im Spiegel abgedruckte Replik auf die postautistische Ökonomie) nicht sonderlich interessieren. Sie interessiert uns nur, weil sie typisch ist. Der Artikel ist eine Antwort auf die Kritiker der akademischen Lehre. Die Replik ist nun reichlich freidrehend.

"Zum anderen ist Krise schwierig, weil sie komplex und selten ist, und weil sich moderne Ökonomen nicht mit einfachen monokausalen Erklärungen zufriedengeben: 'Die Zentralbank hat die Zinsen zu niedrig gesetzt' (die österreichische Perspektive); 'Der Staat hat nicht genug reguliert' (die ordoliberale Perspektive); 'Die Finanzkapitalisten sind böse' (die postautistische Perspektive); 'Die Menschen sind alle dumm und irrational' (die psychologische Kritik an der Ökonomik); oder 'Der Staat ist an allem schuld und hat sich zu viel eingemischt' (die marktradikale Ideologie). Wiewohl sicherlich alle diese Ideen eine Rolle für das Verständnis der Krise spielen dürften."

ebenda

Er konzediert also, dass seine Fachkollegen deutlich unterschiedliche Positionen vertreten, also nicht weiter sind, als die breite Öffentlichkeit. Alle außer ihm, österreichische Schule (Hayek), ordoliberale Schule (Eucken) etc. vetreten nur Meinungen. Den Standpunkt kann man vertreten, allerdings sollte man ihn auch begründen.

Dann behaupter er noch, dass Krisen selten sind, lässt uns aber im Unklaren darüber, was er unter selten versteht und wie er Krise definiert. Naheliegender wäre die Feststellung, dass in Marktwirtschaften ständig Anpassungsprozesse stattfinden, Krisen sozusagen der Normalfall sind.

Wäre es ein Aufsatz an der Penne, würde wahrscheinlich in rot noch am Rand angemerkt sein: Ist Krise schwierig, weil sie komplex ist oder ist Krise komplex, weil sie schwierig ist? Und jemand der das feststellt, will jetzt anderen Leuten erklären, wie Wirtschaft funktioniert?

Wir schauen über die Tatsache, dass aus ordoliberaler, wenn wir Hayek dazuzählen und ihn nicht den Neoliberalen à la Milton Friedman zuschlagen, Sicht die Finanzkrise nicht in der mangelnden Regulierung der Finanzmärkte besteht, denn es waren Politiker wie Margaret Thatcher und Ronald Reagan, die die Finanzmärkte dereguliert haben. Hier beherrscht er wohl offensichtlich nicht die Grundlagen seines Faches.

Man muss den Finanzmärkten auch nicht Boshaftigkeit unterstellen, um der Meinung zu sein, dass hier grundlegende systemische Fehler vorliegen. Die Tobin Steuer will nicht das Gute im Menschen wecken, sondern systemische Fehler korrigieren.

Wo er die Sichtweise der Psychologen her hat, ist sein persönliches Rätsel. Der Artikel ist nichts anderes, als dumme, unqualifizierte Polemik.

Krisen sind auch nicht selten. Sie sind sogar verdammt typisch und für manche Länder der Normalfall. Schwierigkeit ist auch kein spezifisches Charakteristikum der Volkswirtschaftslehre. Schwierig ist alles Mögliche. Der gute Professor trägt hier wenig zur Sachaufklärung bei. Wir hingegen gehen davon aus, dass eine rationale, transparente Diskussion sinnreicher ist, und dass Krisen besonders dann zu Konflikten werden, wenn die Emotionalität der Debatte umgekehrt proportional zum Wissen ist.

Richtig an dem Schwall des Professors ist nur die Aussage, dass Volkswirtschaftlehre sich von anderen Wissenschaften in wesentlichen Punkten unterscheidet. Allerdings aus anderen als den vom Professor nicht näher erläuternden Gründen.

  1. Es kommt bei der Volkswirtschaftslehre ganz wesentlich darauf an, dass das Produkt ihrer Tätigkeit möglichst viele Hirne erleuchtet. Wir haben also sowohl ein qualitatives wie ein quantitatives Problem.
  2. Die Volkswirtschaftslehre ist auch nicht "schwieriger" als andere Wissenschaften, sie ist eher einfacher. Das Problem der VWL ist weniger die Theorie, als die Faktenlage. Die Datenbasis liegt nur in einer schlecht strukturierten Form vor und Bürokratien sind äußert unlustig, wie ja auch der passive Widerstand bei Anwendung des Bundesinformationsfreiheitsgesetzes zeigt, Informationen rauszurücken. Schwierig ist nicht die Theorie. Das Problem liegt bei den Fakten. Um etwas beurteilen zu können, muss man die Fakten kennen und diese liegen eben nicht vor. Wenn unser Professor meint, sie liegen vor, dann hat er das Problem noch nicht begriffen.

Das z.B. im theoretischen Modell die Rentabilität als Knappheitsignal die Investitionen in die optimale Verwendung lenkt, ist nur dann richtig, wenn die Investoren aus Tausenden von Optionen die richtige wählen. Wäre dies aber der Fall, hätten wir keine Firmenpleiten. Weil aber Unsicherheit herrscht, vergeben Banken gar keine Kredite nach Maßgabe der Rentabilität. Entscheidend für die Kreditvergabe sind die Sicherheiten, nicht die Rentabilität, siehe auch Zins, Dynamische Wirtschaft und Keynes.


Aus dem oben Genannten ergibt sich dann auch der Ansatzpunkt zur Lösung von Problemen. Es geht also um die Frage, wie man mit komplexen Fragestellungen, die sich aber nicht aus komplexen Sachzusammenhängen, wie etwa in der Biologie / Medizin, sondern aus der diffusen Strukturiertheit der Datenbasis ergeben, fertig wird. Dies müsste die Kernfrage der VWL sein und nicht die mathematische Präzisierung von Aussagen, die ohne weiteres auch rein verbal zufriedenstellend und ausreichend klar beschrieben werden können. Hierbei gibt es nur ein Medium, dass mit der diffusen und komplexen Datenlage fertig werden kann: das Internet. Und das Internet ist auch das Medium, dass das oben genannte Problem quantitativ und qualitativ lösen kann und zwar aus mehreren Gründen.

1) Ein Hypertext ist immer ein Text, der unterschiedliche Informationsbedürfnisse des Lesers, die sich aus einem unterschiedlichen Grad an Hintergrundinformation, einem unterschiedlichen Wissen um sachlogische Zusammenhänge, unterschiedliche Blickwinkel auf ein Problem etc. ergeben, berücksichtigen kann. Der angehende Investmentbanker hat ein anderes Informtionsbedürfnis hinsichtlich der Rolle der Zentralbank, als der Zeitungsleser, der wissen will, warum z.B. die EZB den Leitzins erhöht, ein Student der VWL ein anderes Informationsbedürfnis, als der Sachbearbeiter bei Gericht, der die Zinsen auf einem Mahnbescheid eintragen muss.

Ein allgemeiner Artikel über Geldpolitik kann je nach Informationsbedürfnis via Klick unterschiedliche Hintergrundinformationen liefern. Last not least, kann ein Hypertext ständig aktualisiert werden. Die Struktur des Hypertextes ist es, die schlussendlich den Brockhaus, die Encyclopaedia Britannica etc. platt gewalzt hat. Deshalb ist Wikipedia unter anderem so gnadenlos überlegen. Hinzu kommt noch die Interaktivität. Wikipedia hat zu jedem Artikel eine Diskussion.

Die Volkswirtschaftslehre ist, wie das Christentum, der Islam und das Judentum eine Buchreligion. Während aber der Islam, das Christentum und das Judentum den Komplexitätsgrad der Welt effizient reduziert haben, indem schlicht und einfach jede Ausgestaltung der Welt aus EINEM Buch erklärt wird, was gelingen konnte, weil der Ursprungstext hinreichend flexibel war, hat die Volkswirtschaftlehre mehrere Bücher, die sich gegenseitig auch noch widersprechen, was natürlich schlecht ist.

Das Buch ist aber grundsätzlich kein Werkzeug, mit dem die Komplexität der Wirtschaft beschrieben werden kann. Erstens erreicht man mit einem Buch nur sehr wenig Leute und zweitens stehen auch nie alle Bücher, die einen umfassenden Überblick erlauben, zur Verfügung. Effizienz bei der Bereitstellung von Informationen ist ein zentrales Thema der Volkswirtschaftslehre.

Was, zum Beispiel, eine Konsumentenrente ist, siehe Kardinale Nutzenmessung, kann man sich leicht verbal klar machen, die genaue Berechnung derselben an theoretischen Beispielen mit Hilfe der Integralrechnung bringt hier keinen zusätzlichen Informationswert. Eine detaillierte Kenntnis, wie die Finanzierung des Umbaus der Energieversorgung, lediglich ein weiteres Beispiel, organisiert ist, hätte einen Informationswert. Das Problem sind die Fakten, nicht die Theorie.

Die Ökokaste hat rebus sic stantibus nicht mal einen Einfluss darauf, welche Themen bei Wahlen gesetzt werden. Ob es bei einer Wahl um unterschiedliche Auffassungen zu Genmais geht, um die Reduktion des CO2 Ausstoßes, um das Bildungssystem oder ob Banken systemrelevant sind oder nicht, wird nicht von Volkswirten gesetzt, obwohl schon die Relevanz, die einem Thema in der öffentlichen Diskussion zugemessen wird, entscheidend ist, vielleicht sogar noch entscheidender, als die eigentliche Einstellung zu einem Thema.

Das Argument, das der Leser nun vorbringt, nämlich dass niemand entscheiden könne, welche Themen relevant sind, mag sogar richtig sein, allerdings ist die unklare Definition von Zielen und Relevanz der Nährboden zur Durchsetzung von Partikularinteressen. Wo nichts eindeutig Unsinn ist, ist alles Mögliche sinnvoll.

Zweitens sticht das Argument auch deshalb nicht, weil es nicht die Politik mit angeschlossener Journaille sein kann, die ein Thema setzt. Der Umstand allein, dass die Relevanz eines Themas der subjektiven Einschätzung unterliegt, kann nicht als Begründung dafür herhalten, dass eine kleine radikale Minderheit die Themen setzt.

Unabhängig von der Tatsache, dass die Ökokaste das mit den Opportunitätskosten, also den Kosten, die entstehen, weil eine alternative Verwendung nicht realisiert wurde, nicht so richtig verstanden hat, bzw. die Theorie der Opportunitätskosten nur als Objekt der Betrachtung kennt, gibt es hier wohl auch noch einen trade off, der zu einem crowding out bei der persönlichen Nutzenmaximierung führt.

Es ist kaum anzunehmen, dass die ex catedra dozierende Ökokaste wie auch die verbeamteten Geistlichen, vulgo Geisteswissenschaftler, der Argumentation nicht folgen können. Das können sie sehr wohl. Allerdings sinkt der Wille und der Durst nach Erkenntnis gegen Null, wenn Erkenntnis in Perspektivlosigkeit mündet und / oder das erkennende Subjekt durch die Erkenntnis persönliches Leid erfährt.

Sowenig wie man Bischof, Ayatollah oder Rabbiner wird, wenn man lediglich der Plebs dient, die im Übrigen ja weder Latein, noch Hocharabisch, noch diesen speziellen Mathedialekt spricht, sowenig zieht man ein in die heiligen akademischen Hallen, wenn man nicht seine Kollegen überzeugt, also deren Dialekt spricht. Der homo oeconomicus, also nicht nur der ökonomisch handelnde Mensch, sondern der ökonomische Mensch als Beamter, ist durchaus etwas kleinkariert, was hier eindeutig gesamtwirtschaftlich zu einer Fehlallokation der Mittel führt. Handelt der homo oeconomicus nicht in dem ihm adäquaten Millieu, der freien Marktwirtschaft, kann er seine gesellschaftlichen nützlichen Kräfte nicht entfalten.

Wir schreiben (Haben wir das schon erwähnt?) das Jahr 2012. Für den Leser aus der Zukunft: Wir haben im Jahre 2012 erlebt, dass eine Krise zu einem rundum Bashing der Griechen, Spanier, Italiener etc. etc. geführt hat. Davor hatten wird das Bashing der Hartz IV Empfänger, etwas länger zurück hatten wir das Friedensbewegung Bashing und auch die Krise, die du gerade erlebst, mein Leser, hat ihr spezielles Bashing, irgendjemand ist immer fällig.

Die nächsten zwei Krisen, die du erleben wirst, vielleicht liegt sie ja schon hinter dir, ist das Automobilindustrie Bashing, wenn der Export zusammbricht und das Reichen Bashing, wenn aufgrund der Rigidität und Undurchschaubarkeit der Realgütermärkte das Finanzsystem mal wieder zusammen bricht. Ein Versicherungsbashing werden wir auch noch erleben. Warum ich nicht weiß, ob du, lieber Leser gerade mitten in der Krise steckst, diese schon hinter dir hast oder noch vor dir, liegt nicht daran, dass man die Krisen nicht prognostizieren kann. Es liegt schlicht daran, dass ich nicht weiß, wann du diesen Text liest.

Wie dem auch immer sei, liest man sich die Kommentare zum Artikel von unserem Professor durch, dann sind die teilweise so freidrehend, wie die Replik des Professors auf den Artikel der postautistischen Ökonomie.

Dem Volkswirt, von einem solchen soll, deutet er an, das untenstehende Statement stammen, zum Beispiel ist so manches nicht klar. Der Ingenieur stellt sich der demokratischen Wahl, in ihrer brutalst möglichen Variante (siehe oben). Die Ökokaste eben nicht. Ihm ist die Funktion der VWL nicht klar (siehe oben)

"Ich denke, (wir) Volkswirte sind darin vergleichsweise gut. Vielleicht sogar zu gut. Kaum jemand käme auf die Idee, fachfremd mit z.B. einem E-Techniker, einem Physiker, einem Biologen, einem Mediziner oder einem Juristen über komplexe Thematiken des jeweiligen Bereichs zu diskutieren. Meist weil man spätestens den 3. Satz nicht mehr versteht und das auf Grund des Fachjargons auch merkt. Wenn es aber um wirtschaftliche Zusammenhänge geht, scheut sich kaum jemand davor, inklusive Verwendung (oft unverstandener) Schlagworte und Fachbegriffe. Und das liegt sicher zum Teil auch an den Volkswirten selber, die sich oft bemühen ihre Analysen und Theorien sehr verständlich zu vermitteln. Würde jeder schreiben wie z.B. Smith & Venables, sähe die Sache vielleicht anders aus."

Er meint also, dass das Problem der Volkwirtschaft darin besteht, sich zu klar zu äußern, so dass die Plebs mitreden kann und er meint, dass dem nicht so wäre, wenn sich die Volkswirte wie Adam Smith äußern würden.

Daraus schließt der Autor, dass er Adam Smith nicht gelesen hat. Denn dieser schreibt völlig schnörkellos und ist sehr einfach zu lesen. Des Weiteren scheint er zu bedauern, dass die Plebs es überhaupt wagt mitzureden. Der Autor würde ja eher sagen, dass die Plebs verpflichtet ist, mitzureden. Erfolgt die Stimmabgabe aufgrund einer diffusen, rational nicht nachvollziehbaren Gemütslage, kann man auch würfeln. Demokratische Wahlen wäre nicht mehr, wie Popper sich das vorstellt, ein Erkenntnisprozess, der zu immer schärferer Wahrnehmung objektiv vorhandener Handlungsoptionen führt, sondern eine Abfolge zufälliger Ereignisse.

Des weiteren setzt er als Prämisse, was erst noch zu beweisen wäre. Er hypostasiert, dass Volkswirtschaftslehre ähnlich kompliziert ist wie Medizin, Informatik, Physik etc.. und folglich der Volkswirt über Spezialwissen verfüge. Von dieser These muss er dann erstmal die politischen Parteien überzeugen, denn ganz selten steht an der Spitze des Finanzministerium bzw. des Wirtschaftsministeriums ein Volkswirt und noch seltener stellt ein Wirtschaftswissenschaftler den Kanzler. Dies ist so, weil das Problem nicht die Theorie ist, die ist trivial. Das Problem sind die Daten.

Foren sind manchmal ganz ergiebig. Dem hier ist nicht so richtig klar, wo die Stärken der marktwirtschaftlichen Ordnung liegen, wo ihre Grenzen und wie die marktwirtschaftliche Ordnung eingebettet ist in einen demokratischen Rechtstaat. Im Grunde ist ihm gar nicht klar, wo er lebt und welche Ideen unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem leiten. Er schüttet das Kind mit dem Bade aus. Die theoretischen Grundlagen der Volkswirtschaftslehre kann man sich schnell aneignen, das ist nicht schwierig. Allerdings sollte man dies tun.

"Viele Prämissen, auf denen die VWL aufbaut sind bullshit. So z.B. die Efficient Market Hypothesis und die Vorstellung vom rationalen Homo economicus. Das einzugestehen sind viele Wirtschaftswissenschaftler immer noch nicht bereit. So lange sie das aber nicht tun, dürfen sie nicht erwarten, dass man ihre Pseudowissenschaft ernst nimmt. Natürlich sind menschliches Verhalten en masse und folglich Wirtschaftsysteme komplex. Natürlich wird man daher Vereinfachungen suchen müssen um diese in Modellen zu beschreiben. Aber garbage in produziert immer nur garbage out. Sich auf den Standpunkt zurückzuziehen, dass das alles viel zu kompliziert für den Nicht-Wirtschaftswissenschaftler ist, zeugt von einer beispiellosen Arroganz. Mit gesundem Menschenverstand kommt man im Wirtschaftsleben oft weiter als mit den Theorien der Nationalökonomen."

Das mit dem gesunden Menschenverstand ist gar nicht mal so falsch. Dafür plädiert auch Alfred Marshall, wie wir noch sehen werden. Das Problem ist nur, dass der gesunde Menschenverstand mindestens, wenn nicht noch mehr, unterschiedliche Meinungen produziert, also die Ökokaste selber. Der gesunde Menschenverstand allein ist also auch nicht der Bringer. Das mit dem homo oecononicus ist auch ein bisschen anders. Der homo oeconomicus ist eine Funktion eines Menschen und kein Mensch. Er erfüllt seine Aufgabe in einem bestimmten Umfeld, der marktwirtschaftlichen Ordnung eben. Würde niemand auf die Knappheitssignale des Marktes reagieren, würden diese Knappheiten auch nicht beseitigt. Es reicht des Weiteren auch nicht, mit vereinfachten Modellen zu arbeiten. Die Kunst besteht darin, ein Modell zu produzieren, das relevante Ergebnisse liefert.

Ob man allerdings überhaupt Modelle in den Wirtschaftswissenschaften braucht ist fraglich. Das berühmteste, der Kern der Makroökonomie in ihrer vereinfachten Form wie wir sie heute in Lehrbüchern finden, das IS-LM Modell, ist eine modellhafte Darstellung der keynesschen Theorie, die Keynes erstmal verbal in plain old english formuliert hat. Durch das Modell wird die keynessche Theorie weder einfacher verständlich, noch führen die Vereinfachungen im Vergleich zum Orginal zu einer realitätsnäheren Betrachtung, siehe IS-LM Modell. Das Orginal, also die General Theory of Interest, Employment and Money ist einfacher zu verstehen und realitätsnäher. Man könnte auch sagen, die zentralen Gedanken der keyneschen Theorie sind im IS-Modell gar nicht enthalten und das Modell ist logisch inkonsistent.

Das hier hat einen wahren Kern, wenn er auch offen lässt, was er unter Wissenschaft versteht und wieso Wissenschaftlichkeit das einzige Kriterium für Nutzwert ist. Der Autor braucht keine wissenschaftlich produzierten Brötchen. Weiter konstatiert er, was ja leicht und ohne weiteres zu konstatieren ist, das Problem. Leider nennt er keine Lösung. Denkt man im Übrigen seine Logik zu Ende, dann wäre jedes Forschungsgebiet, das zwangsläufig mit vielen Prämissen arbeiten muss, unwissenschaftlich.

"VWL ist zweifellos eine mathematisch teilweise ziemlich anspruchsvolle Disziplin. Das Problem besteht leider darin, daß die VWL zwangsläufig von jeder Menge Prämissen ausgeht/ausgehen muß, die teilweise grobe Vereinfachungen der Realität darstellen. Dies führt aber dazu, daß die Ergebnisse zu denen man kommt letztlich eben auch nicht mit der Realität übereinstimmen, denn wie sollten sie es auch wenn schon die Ausgangsannahmen es nicht tun. Somit ist die VWL letztlich genau wie die Sozial'wissenschaften' eine Pseudowissenschaft."

Zu befürchten ist, dass Mathematiker überhaupt nicht finden, dass die VWL ein mathematisch anspruchsvolles Fach ist. Sie können sogar finden, dass eben selbige in der Volkswirtschaftslehre kropfunnötig ist, siehe Sinnhaftigkeit der mathematischen Modellierung. Die ceteris paribus Klausel, die Prämissen, von denen die VWL ausgeht, ist ein Begriff von Alfred Marshall, den dieser in einem ganz eng begrenzten Kontext verwendet. De facto braucht die Volkswirtschaftlehre keine ceteris paribus Klauseln, so kompliziert ist das nicht und ceteris paribus Klauseln sagen auch nichts aus, über den Erkenntniswert. Die Wissenschaft, die wie kaum eine andere die Zukunft prägen wird, die Molekularbiologie, arbeitet massiv mit ceteris paribus Klauseln, nämlich immer dann, wenn Versuche in vitro, anhand von Gewebekulturen, an einzelnen Zellen etc. durchgeführt werden. In dem Moment wird von Wechselwirkungen mit dem Gesamtorganismus abgesehen. Wer hieraus schließt, dass die Molekularbiologie nicht wissenschaftlich ist, der sollte sich vielleicht doch mal informieren.

Wir müssen im Übrigen auch nicht klären, ob Menschen Argumenten zugänglich sind oder nicht und wenn ja unter welchen Umständen. Wir müssen auch nicht klären, inwieweit die Bevölkerung im Moment in der Lage ist, wirtschaftspolitische Fragen zu durchdringen.

Diese Frage wäre zwar weit interessanter als die allsonntägliche Fragen vom Typ "halten Sie dies oder jenes für richtig" und als mögliche Antwort ja / nein, denn die Fragen implizieren dann schon eine Aussage über Relevanz oder über die möglichen Handlungsalternativen. Fragt man z.B. (Beispiel der Realität entnommen) "Befürchten Sie eine Belastung des Steuerzahlers durch einen Beitritt Deutschlands zum ESM" dann impliziert die Frage, schon eine Sichtweise. Man kann nämlich durchaus befürchten, dass ein Beitritt Deutschlands zum ESM zu einer Belastung des Steuerzahlers führt, aber dennoch den Beitritt Deutschlands zum ESM für richtig halten. Sinnvoller wäre diese Frage: "Halten Sie zur Stabilisierung des Euroraumes einen Beitritt Deutschlands zum ESM für sinnvoll, auch wenn dies zu einer Belastung des Steuerzahlers führt?"

Auf die meisten Fragen, die einem im Rahmen einer Umfrage telefonisch gestellt werden, kann man gar keine Antwort geben, weil die Fragen schon theoriegeladen sind und man unter Umständen schon der Theorie nicht zustimmt.

Für uns reicht die Feststellung vollkommen, dass Menschen Argumenten nur dann zugänglich sein können, wenn überhaupt argumentiert wird und das Wissen, also die Sachzusammenhänge und die Fakten bekannt sind. Quantitativ müssen wir das nicht bestimmen.

Gegen eine präzise, quantitative Bestimmung haben wir nicht grundsätzlich etwas. Da uns zum Beispiel die Ökokaste lehrt, dass das Arbeitsentgelt sich dem Grenzprodukt der Arbeit annähert, wäre eine exakte Berechnung des Grenzproduktes der Tätigkeit der verbeamteten Ökokaste durchaus sinnvoll, da wir ja, mangels Marktpreis, im Grunde keine Ahnung haben, was deren Tätigkeit eigentlich Wert ist.

Da aber hierfür die Grundlagen nicht gegeben sind und nur über das Internet geschaffen werden können, wissen wir auch, was zu tun ist.

Das Paradigma der Volkswirtschaftslehre ist also Wikipedia und nicht die Mathematik und Volkswirte tun gut daran, sich sowohl über die technischen Grundlagen wie auch über die Refinanzierungsmöglichkeiten von Internetprojekten zu informieren.

Passt sich die Volkswirtschaft, wie auch die Geistes- und Sozialwissenschaften den neuen Gegebenheiten nicht an, wird sie in der Bedeutungslosigkeit versinken. Sie dürfen dann zwar Politikberatung machen, aber die letztlich entscheidendenden Diskussionen finden ohne sie statt. Das ist im Übrigen nicht Theorie und Zukunft, sondern Realität. Die Debatte wird von den Kräften beherrscht, die "Kampagnefähig" sind. Sie setzen nicht nur den Tenor einer Diskussion, sondern auch die Themen der öffentlichen Debatte.

Sieht man mal von den wenigen, immer gleichen Gestalten ab, spielen die "Erkenntnisse" der Volkswirtschaftslehre in der öffentlichen Debatte keine Rolle, was erstaunlich ist, denn die Schule / Ausbildung orientiert sich hinsichtlich des Themespektrums am Kanon des Faches. Aber offensichtlich bleibt da so wenig "hängen", dass es nicht die Grundlage der öffentlichen Diskussion bildet.

Infos und Anmerkungen:

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Jenseits der Würfel

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