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2.1.3.Einkommenselastizitaet

Über Elastizitäten haben wir uns schon bei Adam Smith unterhalten, siehe Elastizität der Nachfrage, auch wenn der Begriff Elastizität bei Adam Smith gar nicht fällt. Adam Smith konstatiert aber, dass eine übermäßige Erhöhung / Einführung von Verbrauchssteuern / Umsatzsteuern / Zölle, die auf den Preis umgewälzt wird, wovon er ausgeht, weil die Konkurrenz schon jeden Spielraum genommen hat, zu geringeren Steuereinahmen führt als moderatere Steuern, die einen geringeren Mengeneffekt haben. Das Phänomen selbst beschreibt er nicht besonders detailliert, die Grundidee wird aber deutlich.

Alfred Marshall wiederum nennt nur die Preiselastizität, nicht aber die Einkommenelastizität. Die Einkommenselastizität beschreibt die Beziehung zwischen der Zunahme / Abnahme des Einkommens und der Zunahme / Abnahme der Nachfrage nach einem Gut. Will man sich klar machen, ob bestimmte Bereiche der Wirtschaft von einer Zunahme des Volkseinkommens profitieren werden, bzw. ob der Anteil der Wertschöpfung dieses Bereichs an der gesamten Wertschöpfung einer Volkswirtschaft zunimmt, gleich bleibt oder abnimmt, dann kann man zur Beurteilung die Einkommenselastizität heranziehen.

Steigt die Nachfrage nach einem Produkt / einer Produktgruppe schwächer als das Einkommen, dann wird der Anteil dieses Produktes / dieser Produktgruppe an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung sinken, wobei er sowohl relativ wie auch absolut sinken kann. Die Wertschöpfung der Zucht von Pferden als Arbeitstier hat sich zum Beispiel in den letzten Jahrhunderten auch absolut verringert, bzw. hat sich auf Null reduziert.

Der Anteil der agraischen Grunderzeugung ist lediglich von der Zunahme / Abnahme der Erdbevölkerung abhängig, so dass der Anteil der Agrarproduktion am Volkseinkommen mit steigendem Einkommen fällt. Der Anteil der Nahrungsmittelindustrie wird wohl ebenfalls fallen, jedoch nicht so stark, wie der der agraischen Grunderzeugung, weil die Verarbeitungsstufe immer mehr zunimmt.

Die Preiselastizität beschreibt eine Veränderung der Nachfrage in Abhängigkeit von einer Veränderung des Preises. Führt eine auch noch so leichte Erhöhung des Preises zu einem Rückgang der Nachfrage auf Null, ist die Preiselastizität der Nachfrage vollkommen elastisch.

Führt eine Änderung des Preises zu keiner Mengenreaktion, ist die Preiselastizität diese Gutes vollkommen unelastisch. Hierfür gibt es dann eher Beispiele.

Innerhalb eines noch irgendwie realistischen Rahmens dürfte eine Änderung des Preises für Salz keine Auswirkung auf die Menge haben, aus dem schlichten Grund, weil es völlig egal ist, ob 500 Gramm Salz nun 19 Cent kosten, der tatsächliche Aldi Preis, oder 2 Euro. Ähnlich dürfte es sich mit Brot verhalten. Zwar sind die Ausgaben für Brot ein relevanter Posten im Budget eines Haushaltes, aber eine Steigerung des Brotpreises würde eher zum Verzicht auf andere Nahrungsmittel führen. Alfred Marshall argumentiert zwar auf der einen Seite mit dem Preis, andereseits aber auch mit dem Einkommen (rich / poor).

The current prices of meat, milk and butter, wool, tobacco, imported fruits, and of ordinary medical attendance, are such that every variation in price makes a great change in the consumption of them by the working classes, and the lower half of the middle classes; but the rich would not much increase their own personal consumption of them however cheaply they were to be had. In other words, the direct demand for these commodities is very elastic on the part of the working and lower middle classes, though not on the part of the rich. But the working class is so numerous that their consumption of such things as are well within their reach is much greater than that of the rich; and therefore the aggregate demand for all things of the kind is very elastic. A little while ago sugar belonged to this group of commodities: but its price in England has now fallen so far as to be low relatively even to the working classes, and the demand for it is therefore not elastic. Was die jeweiligen Preise von Fleisch, Milch und Butter, Wolle, Tabak, importierten Früchten und gewöhnlicher medizinischer Versorgung angeht, so führt jede Preisänderung bei der Arbeiterklasse und bei der unteren Hälfte des Mittelstandes zu einer großen Änderung im Konsum. Die Reichen jedoch würde ihren persönlichen Konsum, egal wie billig das Gut zu haben ist, kaum steigern. Mit anderen Worten, die direkte Nachfrage nach diesen Gütern ist sehr elastisch bei den Arbeitern und der unteren Mittelschicht, aber nicht bei den Reichen. Die Arbeiterklasse ist aber so zahlreich, dass ihr Konsum dieser Dinge, so er denn in ihrer Reichweite liegt, den der Reichen weit übersteigt, weswegen die aggregierte Nachfrage dieser Art von Waren sehr elastisch ist. Vor einiger Zeit gehörte auch Zucker zu dieser Art von Waren, doch ist deren Preis in England nun so gefallen, dass er jetzt auch für die Arbeiterklasse erschwinglich ist und die Nachfrage danach nicht elastisch ist.

aus: Alfred Marshall, Prinicples of economics, BOOK III, CHAPTER IV, THE ELASTICITY OF WANTS

Die Preiselastizität wiederum leitet er ab aus dem Grenznutzen. Je schneller der Konsum eines Gutes zur Sättigung führt, desto stärker wird die Nachfrage auf eine Änderung des Preises reagieren. Zumindest theoretisch ist das plausibel. Wenn der Grenznutzen eines zusätzlichen Konsums rasch sinkt, dann muss, damit eine Bereitschaft vorhanden ist, das Gut zu kaufen, der Preis ebenfalls stark fallen.


Die Preiselastizität der Nachfrage ist ein Instrument der Analyse, mit dem man sich mal 10 Minuten beschäftigen kann. Man kann sich damit zum Beispiel klar machen, dass der Umsatz auch steigen kann, wenn der Preis gesenkt wird. Verkauft ein Bäcker 10 Brötchen für 40 Cent, hat er einen Umsatz von 4 Euro. Verkauft er bei einem Preis von 30 Cent aber 20 Brötchen, macht er 6 Euro Umsatz. Allerdings sagt das noch nichts über den Gewinn. Vermutlich würde der Umsatz des Volkswagenkonzern ganz enorm steigen, wenn der Golf für 4000 Euros verkauft wird, allerdings wär die Volkswagen AG dann pleite. Will ein Unternehmer verschiedene Handlungsoptionen durchspielen, könnte er noch die verschiedenen Gesamtdeckungsbeiträge bei unterschiedlichen Preis / Menge Relationen berechnen. Da der Deckungsbeitrag definiert ist als 'Preis - variable Kosten', wobei die variablen Einzelkosten nochmals zerfallen in variable Gemeinkosten und variable Einzelkosten, muss er hierbei Mutmaßungen anstellen über verschiedene Preis / Mengen Relationen. (Für Details siehe Deckungsbeitragsrechnung.)

Die Grundidee dahinter ist allerdings ausgesprochen simpel, auch wenn die mathematische Modellierung im akademischen Betrieb hier Orgien feiert. Die dozierende Ökokaste sucht nun mal ihr Glück in der mathematischen Darstellung. Die Relevanz eines Sachverhaltes ergibt sich aus der Möglichkeit der mathematischen Darstellung. Das Problem dabei ist, dass sich der Rest der Menschheit dafür nicht interessiert. Berechnen kann man alles mögliche. Man könnte auch berechnen, wie lange es dauert, bis sich Zucker in Kaffee auflöst, in Abhängigkeit von der Temperatur; man könnte auch berechnen, bzw. ein mathematisches Modell entwerfen, das, zumindest in der Theorie, einen Zusammenhang herstellt zwischen den Ausgaben für Nahrungsmittel und der Befüllungszeit des Mülleimers; unentbehrlich für die Weiterentwicklung der Menschheit ist natürlich auch ein mathematisches Modell, aus dem hervorgeht, wieviel Staub sich auf den Büchern im Bücherregal ansammelt. So gesehen steckt die Welt voller tiefer und unergründlicher Geheimnisse. Doch so rätselhaft die Welt für einen Autisten auch sein mag, wir wollen seine Probleme nicht lösen. Wir suchen einen Weg ihn zu heilen.

Autismus wird von der Weltgesundheitsorganisation zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen gerechnet. Er wird von Ärzten, Forschern, Angehörigen und Autisten selbst als eine angeborene, unheilbare Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörung des Gehirns beschrieben, die sich schon im frühen Kindesalter bemerkbar macht. Andere Forscher und Autisten beschreiben Autismus als angeborenen abweichenden Informationsverarbeitungsmodus, der sich durch Schwächen in sozialer Interaktion und Kommunikation sowie durch stereotype Verhaltensweisen und Stärken bei Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Intelligenz zeigt.

aus: de.wikipedia.org

Damit ist die Krankheit der Ökokaste zweifelsohne exakt beschreiben. Die Informationsverbeitung der Angehörigen der Ökokaste ist offensichtlich gestört. Sie legen bestimmte stereotype Verhaltensweisen an den Tag, das heißt sie versuchen jede Art von Problem auf die gleiche Art zu lösen. Sie erkennen nicht die wesentlichen Probleme sondern orientieren sich an völligen Nebensächlichkeiten. Sie ähneln damit Autisten, die ihre ganze Aufmerksamkeit völlig irrelevanten Dingen widmen. Wir haben es also mit einer Krankheit zu tun und Heilung ist nur möglich, wenn das Problem ohne wenn und aber benannt wird.

Alfred Marshall beschreibt die Preiselastizität rein verbal, beschäftigt sich aber mit dem Grundproblem, das heißt mit der Frage, wie man diese empirisch ermitteln könnte, bzw. auf welche Probleme man stößt, wenn man diese ermitteln will.

Mit der Preiselastizität wird ganz konkret auf einem bestimmten Zusammenhang abgestellt. Die Preiselastizität der Nachfrage ergibt sich aus der Tatsache, dass die Mengenwirkung einer Änderung des Preises umso höher ist, je schneller die Sättigung an einem Gut erreicht wird oder anders gesagt, je mehr der Grenznutzen mit zunehmendem Konsum abnimmt. Soll die Berechnung allerdings irgendeinen Sinn ergeben, dann müssen die Präferenzen konstant bleiben, andernfalls ist unklar, welche kausalen Zusammenhänge sich hinter der Preiselastizität der Nachfrage eigentlich verbergen.

Die durch die, zahlreichen, Formeln suggerierte Exaktheit scheitert aber schon daran, dass der Faktor Zeit keine Rolle spielt und zwar weder bei der Ermittlung der Rohdaten noch bezüglich des Zeitraumes, innerhalb dessen die Prognosen eine Gültigkeit haben sollen.

Die Rohdaten, also die jeweiligen Mengen und die dazugehörigen Preise, können nur durch den Vergleich mehrerer Preis / Mengen Relationen zu unterschiedlichen Zeiten ermittelt werden, wobei schon dies problematisch ist, weil sich in langen Zeiträumen alle möglichen anderen Parameter mitverändern.

Steigt allgemein das Einkommen, sinkt allgemein der Grenznutzen des Geldes. Was ursprünglich ein Luxusgut war, z.B. hochpreisiger Lachs, wird zum gewöhnlichen Konsumartikel. Der Nutzen ist zwar immer noch der gleiche, aber da der Grenznutzen anderer Güter durch zunehmende Befriedigung abgenommen hat, wird jetzt mehr hochpreisiger Lachs gekauft.

Für jemanden mit 700 Euro Monatseinkommen stiftet 1 Liter Milch einen hohen Nutzen. Für jemanden mit 7000 Euro Monatseinkommen ist bei Milch Sättigung eingetreten und bevor er einen Liter Milch kauft ohne Nutzwert, kauft er eben hochpreisigen Lachs. Wenn jetzt die Lachsfarmen dieser Welt noch nicht genug Zeit hatten, herauszufinden, wie man mehr Lachse ohne massiven Einsatz von Antibiotika züchtet, steigt erstmal der Preis. Ein paar Jahre später haben sie es dann herausgefunden, dann sinkt der Preis wieder. Aber auch wenn man solche, zugegebenermaßen etwas hypothetischen, gleichwohl richtigen, denn Lachs war vor 20 Jahre ein Luxusartikel (siehe: Vom Luxusartikel zu jedermanns Mahlzeit: Norwegen und der Lachs), Zusammenhänge nicht unterstellt, kann man sich bei dieser Grafik, siehe Link, fragen, wie hier eine Preiselastizität ermittelt werden soll. Unter Zugrundelegung der empirischen Preise berechnet der Autor durch eine entsprechende Auswahl der Zeiträume absolut jede Preiselastizität, die er für angemessen hält: Lachspreise.

Würde man bei Gold die Preiselastizität der Nachfrage berechnen, wäre diese positiv, wäre also ein Veblen Gut, ein Gut, das umso mehr nachgefragt wird, je höher der Preis ist. Unter diesen Auspizien kann man nur empfehlen, Gold zu kaufen, denn je teurer es wird, desto mehr wird davon gekauft, da kann also vordergründig nichts schief gehen. Ab und an lohnt es sich aber, den gesunden Menschenverstand einzuschalten. In Gold bunkern jetzt alle Leute ihr Geld, die zu blöd sind, eine rentable Realinvestition zu finden und viel schneller als der Anstieg des Goldpeises, wird der Absturz ins Nichts sein. Ohne Kenntnis der kausalen Zusammenhänge ist die Preiseleastizität eben so sinnreich bzw. sinnlos wie jeder andere statistische Zusammenhang.

Das Konzept der Preiselastizität der Nachfrage wurde erstmals von Alfred Marshall formuliert. Dieser allerdings sah die Aussagekraft dieses Konzeptes weit kritischer. Außer den Schwierigkeiten, die bereits erwähnt wurden, sah er noch ein paar andere. Wir hätten uns solchen Kleinigkeiten schon gar nicht mehr weiter gewidmet, denn bei der allgemeinen geringen empirischen Überprüfbarkeit der allermeisten Instrumente der Mikrökonomie ist der Hinweis, dass das mit dem vollkommenen Markt, identische Güter, vollkommene Information, keine räumlichen / zeitlichen / persönlichen Präferenzen, nicht ganz hinhaut und letztlich der marktwirtschaftlichen Ordnung als Instrument zur Informationsverarbeitung den Boden entzieht, schon fast ein Totschlagargument. So radikal sind wir ja gar nicht. Aber da der Meister selber es nun mal erwähnt.

The above difficulties are fundamental: but there are others which do not lie deeper than the more or less inevitable faults of our statistical returns. We desire to obtain, if possible, a series of prices at which different amounts of a commodity can find purchasers during a given time in a market. A perfect market is a district, small or large, in which there are many buyers and many sellers all so keenly on the alert and so well acquainted with one another's affairs that the price of a commodity is always practically the same for the whole of the district. But independently of the fact that those who buy for their own consumption, and not for the purposes of trade, are not always on the look out for every change in the market, there is no means of ascertaining exactly what prices are paid in many transactions. Again, the geographical limits of a market are seldom clearly drawn, except when they are marked out by the sea or by custom-house barriers; and no country has accurate statistics of commodities produced in it for home consumption. Again, there is generally some ambiguity even in such statistics as are to be had. They commonly show goods as entered for consumption as soon as they pass into the hands of dealers; and consequently an increase of dealers' stocks cannot easily be distinguished from an increase of consumption. But the two are governed by different causes. A rise of prices tends to check consumption; but if the rise is expected to continue, it will probably, as has already been noticed, lead dealers to increase their stocks. Next it is difficult to insure that the commodities referred to are always of the same quality. After a dry summer what wheat there is, is exceptionally good; and the prices for the next harvest year appear to be higher than they really are. It is possible to make allowance for this, particularly now that dry Californian wheat affords a standard. But it is almost impossible to allow properly for the changes in quality of many kinds of manufactured goods. This difficulty occurs even in the case of such a thing as tea: the substitution in recent years of the stronger Indian tea for the weaker Chinese tea has made the real increase of consumption greater than that which is shown by the statistics. Die oben beschriebenen Schwierigkeiten wiegen schwer, doch es gibt noch andere, die genau so schwer wiegen wie die unvermeidlichen Fehler statistischer Erhebungen. Was wir uns wünschen ist eine Reihe, so dies möglich, von Preisen, bei denen unterschiedliche Mengen eines Gutes in einem bestimmten Zeitraum einen Käufer finden. Ein perfekter Markt ist ein Ort, groß oder klein, wo viele Käufer und viele Verkäufer aufeinandertreffen, wobei alle so aufmerksam und so vertraut mit den Belangen des anderen sind, dass der Preis an diesem Ort praktisch fast immer der gleiche ist. Doch ganz abgesehen von der Tatsache, dass diejenigen, die nur für ihren eigenen Bedarf kaufen und nicht um zu handeln nicht immer auf jede Marktbewegung achten, gibt es auch keine Möglichkeit herauszufinden, welcher Preis in den vielen Transaktionen jeweils bezahlt wird. Die geographischen Grenzen eines Marktes sind, sieht man mal von den Fällen ab, wo dieser von einem Meer oder Zollgrenzen umschlossen ist, nicht immer klar definiert und kein Land verfügt über präzise Statistiken über die für den heimischen Konsum produzierten Güter [soll heißen: Über den Export / Import werden Statistiken geführt.] und selbst diese Statistiken sind noch zweideutig. Im allgemeinen weisen sie die Güter für den Konsum aus, sobald sie in den Besitz des Händlers übergehen, so dass eine Zunahme des Warenlagers des Händlers nicht von einer Zunahme des Konsums getrennt werden kann, obwohl die zwei unterschiedliche Ursachen haben. Eine Preissteigerung verweist auf einen Konsum. Wenn jedoch vermutet wird, dass der Anstieg anhält, führt dies unter Umständen, wie dies schon beschrieben wurde, dazu, dass die Händler ihren Lagerbestand erhöhen. Des weiteren ist es schwierig sicher zu stellen, dass die Waren, auf die Bezug genommen wird, immer die gleichen sind. Nach einem trockenen Sommer ist der Weizen von einer besonders guten Qualität und die Preise für die nächste Ernte höher, als sie wirklich sind. Man kann, vor allem seit trockener kalifornischer Weizen einen Standard bietet, Schätzungen durchführen, doch es ist fast unmöglich, die qualitativen Änderungen vieler Fertigerzeugnisse zu berücksichtigen. Dieses Problem tritt selbst bei so Dingen wie Tee auf: Die Substitution in den letzten Jahren des stärkeren indischen Tees durch den schwächeren chinesischen Tees hat zu einem stärkeren Zuwachs des Konsums geführt, als die Statistiken ausweisen.

aus: Alfred Marshall, Principles of Economics, BOOK III, CHAPTER IV, THE ELASTICITY OF WANTS

Eigentlich ist aus erkenntnistheoretischer Sicht die Volkswirtschaftlehre eine skurrile Wissenschaft. Wahrscheinlich haben die meisten Volkswirte die Vorstellung, dass die Theorien induktiv gewonnen wurden, das heißt von konkreten Sachverhalten ausgehend nach allgemeinen Gesetzen gesucht wurde. Genau das dürfte unzutreffend sein. Tatsächlich kann so nie vorgegangen worden sein, denn selbst die elementarsten Gesetze, zum Beispiel, dass mit fallenden Preisen die nachgefragte Menge steigt, ist empirisch gar nicht beobachtbar.

Der Zusammenhang, dass mit fallendem Preis mehr nachgefragt und weniger angeboten wird, ist lediglich "intuitiv" plausibel. Was wir in den Lehrbüchern zur Mikroökonomie finden, ist also die mathematische Modellierung einer "intuitiv" gewonnen Einsicht.

Allerdings erleben Menschen über einen langen Zeitraum, der aber durchaus noch innerhalb ihrer Lebenspanne liegt, dass die meisten Güter, im Verhältnis zu ihrem Einkommen oder inflationsbereinigt, immer BILLIGER werden. Elektrogeräte, Südfrüchte, Kleidung, Urlaub etc. wurden in den letzten 50 Jahren MASSIV BILLIGER. (Siehe Beispiel für Lebensmittel hier: Durchschnittliche Arbeitszeit (in Stunden) für ausgewählte Lebensmittel in Westdeutschland 1960 und 2009.) Wir haben also die skurrile Situation, dass das, was in den Lehrbüchern steht, zwar "intuitiv" einsichtig ist, aber das genaue Gegenteil von dem ist, was die Leute konkret erleben.

Das Problem bei der isolierten Betrachtung des Angebots und der Nachfrage besteht darin, dass die Produktionskosten von der Nachfrage abhängen und die variablen Kosten, die einzigen die das Marshall Kreuz berücksichtigt, oft keine Rolle spielen. Für den Mobilfunk z.B. spielen die variablen Kosten keine Rolle, die erheblichen Fixkosten aber sinken, pro Stück, je mehr Leute mobil telefonieren. Es ist in diesem Fall exakt umgekehrt. Mit zunehmender Nachfrage sinken die Kosten und steigen nicht, auch wenn wir das in allen Lehrbüchern der Mikroökonomie behauptet finden. Es macht wenig Sinn, mit einfachen Deckungsbeiträgen und variablen Kosten zu rechnen, wenn die Wirklichkeit nur mit einer gestuften Deckungsbeitragsrechnung und fixen Einzelkosten zu erfassen ist. Spielen Fixkosten eine Rolle, ist das Angebot eine Funktion der Nachfrage und in der industriellen Fertigung spielen weitgehend die Fixkosten eine entscheidende Rolle. Die variablen Kosten sind vernachlässigbar.



Langfristig ist es typischer, dass die Realgüterpreise mit zunehmender Nachfrage fallen, wie zum Beispiel bei Handys, Unterhaltungselektronik, Nahrung. Kurzfristig zumindest ist das "intuitiv" nachvollziehbar, steigen die Preise mit zunehmender Nachfrage. Allerdings kann man sich fragen, was hier kurzfristig ist. Bei einer hochmodernen Wirtschaft, die sofort auf strukturelle Änderungen reagiert, kann kurzfristig eben sehr kurzfristig sein. So kurzfristig, dass niemand etwa von den strukturellen Änderungen mitbekommt.

So "intuitiv" nachvollziehbar das Marshallsche Kreuz ist, die tatsächlich Relevanz für die Beschreibung der Realität dürfte gering sein, was aber nicht mal der interessante Punkt ist. Der interessante Punkt ist, dass hier eine "Intuition" mit einem gewaltigen Aufwand mathematisch modelliert wird. Es wäre sinnreicher, die "Intuition" mal zu hinterfragen, anstatt sie mathematisch zu modellieren.

Das Problem wird uns später, siehe Léon Walras, noch beschäftigen. Zu unterscheiden ist zwischen einem reinen TAUSCHMARKT und einem Markt, wo Güter hergestellt werden.

Tatsächlich wurde wohl "intuitiv" eine persönliche Erfahrung verallgemeinert. Der Einzelne kauft tatsächlich mehr von einem Gut, wenn dieses billiger ist, bzw. kauft es erst dann, wenn es billiger ist. Das Problem dabei ist, dass viele Güter erst billiger werden, wenn viele sie kaufen, weil erst dann eine Fixkostendegression möglich ist. Die Fixkosten allerdings spielen bei der Angebotskurve gar keine Rolle, den diese ist eine Grenzkostenkurve.


Die Volkswirtschaftslehre gewinnt ihre Theorien aber auch nicht deduktiv, das heißt unabhängig von der Empirie. Dies wäre eine Theorie, die dann gegen die Empirie, unter Umständen unter kontrollierten Bedingungen, getestet wird. Induktiv gewonnen sind zum Beispiel die Theorien Darwins, deduktiv gewonnen ist das Gravitationsgesetz. Die ordinale Nutzenfunktion, die dann zum Pareto Optimum führt, um mal ein extremes Beispiel zu nennen, ist weder induktiv noch deduktiv gewonnen. Weder kann man einen solchen Zusammenhang in der Realität beobachten, noch lässt er sich gegen die Theorie testen. Der Zusammenhang ist lediglich suggestiv, weil man ihn "intuitiv" nachvollziehen kann. Diese, im Grunde lediglich durch "Introspektion", das heißt durch die Verallgemeinerung eines "intuitiv" nachvollziehbaren Zusammenhangs, gewonnene "Erkenntnis", wird dann mathematisch modelliert. Damit sieht das dann schwer wissenschaftlich aus. Im Grunde handelt es sich aber bei vielen Aussagen der Mikroökonomie lediglich um Verallgemeinerungen persönlicher Erfahrungen. Es gibt also in der Volkswirtschaftslehre außer induktiv und deduktiv noch eine dritte Methode der Erkenntnisgewinnung, nämlich die intuitive. Das merkt nur deshalb niemand, weil die mathematische Modellierung den Ursprung der Erkenntnis geschickt verschleiert.

Jeder sieht auch ein, dass bei rationierter Menge eine Anpassung nur über den Preis erfolgen kann. In einem Tauschmarkt steigt der Preis mit zunehmender Nachfrage. Bei nicht rationierter Menge, wenn also ein Produkt in beliebiger Menge produziert werden kann, erfolgt eine Preis und Mengenanpassung. Die erhöhte Nachfrage erlaubt es Anbietern, die das Produkt nur zu höheren Kosten anbieten können, in den Markt einzutreten. Denkbar ist allerdings auch, dass die erhöhte Nachfrage zu einer Fixkostendegression führt und die Preise fallen. Das ist sogar der typischere Fall, insbesonder bei Produkten mit hohem Aufwand für Forschung und Entwicklung. Je mehr man davon absetzen kann, auf desto mehr Produkte kann man diesen Aufwand verteilen.

De facto ist also der Zusammenhang zwischen Angebot und Nachfrage weit komplizierter, als es das simple allgemein bekannte Kreuz aus Angebot und Nachfrage suggeriert.

Die 150 jährige Diskussion der Frage, ob sich der Wert eines Gutes aus der Nachfrage oder dem Angebot ergibt, hat von daher eine gewissen Berechtigung. Wir haben bereits mehrfach erwähnt, siehe David Ricardo und Carl Menger, dass in dieser Frage extrem unterschiedliche Ansichten vertreten werden. Während David Ricardo davon ausgeht, dass sich der Wert einer Ware allein aus dem Angebot, also der Kostenstruktur ergibt, geht Carl Menger davon aus, dass sich der Wert allein aus der Nachfrage, also den Präferenzstrukturen ergibt.

Die Antwort ist, dass man das so allgemein nicht sagen kann. In einem Tauschmarkt, also bei kurzfristiger Betrachtungsweise und rationierten Mengen, ergibt sich der Preis aus der Nachfrage.

Bei langfristiger Sicht, wenn die Güter auch hergestellt werden können und sich die Kostenstrukturen an eine vermehrte / verminderte Nachfrage anpassen können, ergibt sich der Wert einer Ware aus der Kostenstruktur.

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Infos und Anmerkungen:

ES        DE

Das Buch zur Webseite.

Preiselastizität und Einkommenselastizität

Die Preiselastizität zeigt die Reaktion der Menge auf eine Preisänderung

Die Einkommenselastizität zeigt die Reaktion der Menge auf eine Änderung des Einkommens.

Empirisch ermitteln lassen sich beide Größen nur durch Zeitreihen, was die Aussagekraft schwächt, weil die Änderungen auch aufgrund anderer Phänomene variieren kann.

Das übliche Kreuz aus Angebot und Nachfrage ist eine grobe Vereinfachung, weil Angebot und Nachfrage keine voneinander unabhängigen Größen sind. Eine ehrhöhte Nachfrage kann genau so zu einer besseren Kostenstruktur der Produktion führen, wie technischer Fortschritt.

Die marshallsche Angebotskurve ist eine Grenzkostenkurve, beinhaltet also keine fixen Kosten. Spielen diese aber nur eine vernachlässigbare Rolle und alle Kosten sind Fixkosten, dann sind die Produktionskosten eine von der Nachfrage abhängige Variable.

 

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