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4.2 Sollten alle was davon verstehen? Antwort: Wäre besser, ja

Wir haben bereits ausführlich zum Ausdruck gebracht, dass wir glasklare Vorstellungen bezüglich der Volkswirtschaft als Fach haben. Was sie zeigen soll, wem sie es zeigen soll und wie sie es zeigen soll. Wir haben ausführlich beschrieben, was schief läuft und wie das zu ändern ist und warum.

Und wir haben auch beschrieben, dass wir uns nicht in Theorien verlieren. Wir gehen davon aus, dass die Ökokaste sich entweder ändert, oder den Geisteswissenschaften in die Irrelevanz folgt. Wir werden im übrigen in jedes Modell einen neuen Parameter einfügen: TRANSPARENZ.

Das ist zwar nicht der einzige Parameter, denn wir in die Modelle einbauen, aber der kalkulierbarste. Ansonsten stellen wir dar, machen uns aber nichts zu eigen. Wir wissen zum Beispiel nicht, ob die Geldpolitik, die einen breiten Raum in der VWL einnimmt, relevanter für die Wirtschaft ist, als die Bildungspolitik.

Die Tatsache allein, dass die Geldpolitik der mathematischen Modellierung zugänglich ist, die Bildungspolitik aber nicht, ist noch kein Argument dafür, dass erstere Gegenstand der akademischen Volkswirtschaftslehre ist, letztere aber nicht.

[Die Ökokaste wird natürlich darauf verweisen, dass es irgendwo ein Modell gibt, wo auch der Faktor Bildung berücksichtigt wird. Wir meinen aber was anderes. Wir meinen KONKRETE, REALISTISCHE Ansätze die SOFORT umgesetzt werden können. Beispiele hierfür haben wir genannt. Wir meinen nicht allgemeines Geschwafel.]


Die Ergebnisse der Bildungspolitik verpackt die VWL in den Parameter human capital, was im Vergleich zu den üblichen Parametern noch eine Steigerung ist. Preise, Lohn, Zins, Volkseinkommen, Sparen, Investition, Geldmenge sind in den Modellen der VWL nur quantitativ unbekannt. Egal ob Bangladesh oder Berlin, peng, zwei Kurven hingemalt und bums haben wir ein Gleichgewicht. Bei der Bildungspolitik haben wir aber ein qualitatives Moment, was eigentlich noch schwieriger zu fassen ist, aber da sind die Volkswirte ganz Hegel. In ontologischer Sichtweise, können auch qualitative Sprünge abstrakt formuliert werden.

Die Frage, die sich aber stellt ist, ob Volkswirtschaftslehre nicht Schulfach an allen Schulen werden sollte. Sollte nicht mal irgendjemand der Menschheit verklickern, dass zum Beispiel die täglichen Börsennachrichten mitsamt "Interpretation" der Kursschwankungen die Kapitulation des menschlichen Geistes vor der Allmacht des Schwachsinns ist, die öffentlich rechtlichen Sender sozusagen der Dschingis Kahn für das menschliche Gehirn und jene dieses mit Kanonen beschießen, gegen die die Pfeile der mongolischen Reiter wie Flitzebögen kleiner Jungs anmuten?

Wirtschaft ist Bestandteil in allen kaufmännischen Ausbildungsberufen, von denen es sehr viele gibt, wobei keiner weiß, ob das sinnvoll ist, und steht im Lehrplan der Wirtschaftsgymnasien. Das könnte man ausdehnen auf alle Schulen. Allerdings macht eine Vermittlung wirtschaftlicher Zusammenhänge nur Sinn, wenn sie die kritische Reflexion fördern. Aus prüfungstechnischen Gründen wird der Stoff zu Fragen verarbeitet, auf die es eine korrekte Antwort gibt. Fragen vom Typ

Die Bundesbank erhöht den Diskontsatz. Sie will damit u.a
a) die Wirtschaft ankurbeln
b) die Kreditnachfrage beleben
c) das Kreditangebot erhöhen
d) die Kosten der Rediskontierung senken
e) die Nachfrage nach Wechselkrediten senken

oder

Unterscheiden Sie schleichende, trabende oder galoppierende Inflation.

zielen auf lediglich institutionelle Zusammenhänge oder auf rein definitorische.

Der normale Mensch ist mit wirtschaftlichen Themen aber nicht in der Form eines Frage <=> Antwort Spiels konfrontiert, auch wenn Umfragen das suggerieren. Aktuelle Themen in ein Schema Frage <=> Antwort Spiel zu pressen, ist sinnlos.

a) Soll Griechenland aus der Eurozone austreten? Ja / Nein
b) Soll der ESM Kredite direkt an spanische Banken vergeben? Ja / Nein
c) Soll der Zoll auf Kaffee abgeschafft werden? Ja / Nein
d) Soll die Automobilindustrie mit einer Abwrackprämie gestützt werden? Ja / Nein

Zu prüfen ist nicht die Richtigkeit der Antwort, das gelingt nur bei gesellschaftlich irrelevanten Fragestellungen. Im Fokus steht die Frage, wie man eine sinnvolle Antwort erhält.

Die Antwort auf die oben genannten Fragen kann variieren, je nachdem welche zusätzlichen Maßnahmen ergriffen werden. Vergibt man z.B. Kredite an spanische Banken ohne Auflagen, ist das sinnfrei. Vergibt man Kredite an spanische Banken unter der Auflage, dass geprüft wird, ob die damit finanzierten Investitionen nachhaltig sind, kann dies sehr sinnvoll sein.

Schlussendlich werden diese Fragen natürlich mit ja oder nein beantwortet, allerdings können sie ohne Kenntnis der Fakten nicht beantwortet werden. Es ist nicht besonders interessant, auch wenn es dann über alle Bildschirme huscht, wieviele Leute mit ja und wieviele Leute mit Nein gestimmt haben. Interessant ist, wie die Antwort begründet wurde.

Bei a) z.B. sind alle Thesen, die im öffentlichen Raum stehen und die Antwort begründen sollen, selbst wieder hinterfragbar.

Die Frage, ob Griechenland aus der EU austreten soll oder nicht ist auch eine Frage, wer hier eigentlich versagt hat. Zumindest der EZB hätte doch auffallen müssen, dass die Staatsverschuldung Griechenlands kritische Ausmaße animmt. Desweiteren hätten die zahlreichen EU Förderprogramme die Unterschiede in der Infrastruktur und damit der Produktivität, ein Teil des Problems, ausgleichen sollen. Diese waren wohl nicht besonders effizient, warum auch immer. Allerdings sollte die Ökokaste das Problem VORHER sehen und nicht HINTERHER bejammern. Sie sehen es nicht, weil, wie bereits beschrieben, die Probleme im Zugang zu den Fakten liegen, nicht in der Theorie.

Alternativ hätten auch private Investoren stärker intervenieren können, diese haben es aber vorgezogen, griechische Staatsanleihen zu kaufen und damit Arbeitsplätze in unproduktiven Bereichen finanziert, anstatt in produktiven Bereichen. Warum auch immer.

Die Kapitalsammelstellen betrieben entweder eine moral hazard Strategie, haben sich darauf verlassen, dass der Steuerzahler einspringt, oder hatten keinen Durchblick. Wird Griechenland also zum Präzedenzfall, dann sollte vorher geprüft werden, was zur Krise führte.

Es ist dem Autor bekannt, dass Schüler / Auszubildende / Studenten wissen wollen, was in der nächsten Klausur drankommt. Wenn aber die Art der Wissensvermittlung sich rein an prüftungstechnischer Optimierung orientiert und der gesamtwirtschaftliche Nutzen gegen Null geht, dann ist es sinnvoller, die Wissensvermittlung so zu gestalten, dass das gesetzte Ziel erreicht werden kann und die Klausuren schlicht zu vergessen.

Der Einwand, dass Schüler / Auszubildende mit der hier vorgeschlagenen Vorgehensweise überfordert werden, sticht nicht wirklich, den er wäre gleichbedeutend mit der Aussage, dass Menschen ganz allgemein mit der Demokratie überfordert sind, man also ein Wahlergebnis genau so gut durch Würfeln erzielen könnte. Im übrigen sieht der Autor die Problematik auch nicht in der Vermittlung der Sachzusammenhänge. Das eigentliche Problem ist die Infrastruktur der Datenaufbereitung. Die universitäre Ökokaste sollte mal alle ihre Modelle beiseite schieben und sich nur mit diesem Thema befassen. Wie schaffe ich eine Infrastruktur, die die Datenbasis, die zur Beantwortung wirtschaftspolitischer Fragen bedeutsam ist, zur Verfügung stellt.

 

Infos und Anmerkungen:

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Das Buch zur Webseite.

 

Wenn wirtschaftliche Zusammenhänge relevant sind, sollte sie stärker in schulischen Lehrplänen berücksichtigt werden

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